• Termine, News und Wissenswertes aus Saarbrücken, dem Saarland und der Welt:

L!VE-Redaktion

Clubzone August 2022

Bei erneuten Temperaturen knapp unter 40 Grad – wohlgemerkt im Freien und nicht nur im BLAU – hätte auch diese Kolumne eigentlich wieder mit einer hymnischen Belobigung des Wettergottes für das prima Klima anfangen sollen, doch dann begannen die ersten Berufsnörgler an zu jammern. Zu heiß wäre es, zu schwül. Was ein Quatsch, denn jeder weiß, dass es genau drei Dinge bei einer echt guten Party nicht gibt: zu voll, zu laut, zu heiß. Also aufhören mit Mimimi und einfach weiter eskalieren. Doch von der bangen Frage, ob es jetzt vielleicht auch mal etwas kühler werden könnte oder warum kaum Clubs über richtige Klimaanlagen verfügen, ließen sich Gott sei Dank große Teile der Saarbrücker Club- und Partyszene nicht beeindrucken und es wurde einfach ungebremst weiter geschwitzt. Und jetzt auf ins wilde Treiben … 

Auch wenn das eben bereits angesprochene gute alte BLAU im Sommer kein bisschen kürzertritt, verteilt sich der Partyspaß hier zwischen Bahnhofstraße und Berliner Promenade auf immer mehr Flächen und Uhrzeiten. Gemeint sind natürlich die Aktivitäten des vorgelagerten CAFÉ BLEU, die einen Besuch in der Kultlocation schon zu vorher ungekannten Uhrzeiten und Orten sehr verlockend gemacht hat. Im „Kerngeschäft“ gab es dazu natürlich wie immer Wassereis und Fächer gratis für alle, doch wie man es aus dem BLAU schon seit fast zwei Jahrzehnten kennt, kann es trotzdem immer wieder sein, dass die Decke nachhaltig zu tropfen beginnt. Aber mit reichlich Berliner Luft im Kreislauf hat das niemand von heftigster Feierei abgehalten!

Nicht genug herausstellen kann man das Engagement, dass das ONE ELEVEN in den letzten Wochen an den Tag gelegt hat, denn wurde auch in den letzten Wochen wieder praktisch ein Partymonster nach dem anderen ausgepackt. Die FREAKY FRIDAY legt ja sowieso jede Woche die Latte richtig hoch, aber was beispielsweise die THE CROWN da mittlerweile in Serie abliefert ist ganz großes Feierkino. Mit dem Summer Clubbing hat das ONE ELEVEN ein Level erreicht, dass in dieser Qualität und Dichte in unserem Städtchen bisher unbekannt war. Jetzt mögen die typischen Nörgler einwenden, dass sie die guten alten Zeiten von MIRAGE, ATOMIC CLUB bis SEVEN in der Kultlocation in der Futterstraße, vermissen. Aber zum einen sprechen die mitunter riesigen Schlangen vorm Eingang bei der ein oder anderen Veranstaltung eine ganz eigene und deutliche Sprache und zum andern gab und gibt es hier ja auch nach wie vor akustische Köstlichkeiten auf die Ohren, wie zum Beispiel beim niegelnagelneuen COACHELLA Event Mitte Juli. Also gilt auch hier: aufhören mit rummosern, vorbeikommen und selber feiern.

Die Jungs und Mädels der EGO Crew haben im Juli mal wieder ihre Feierqualitäten bewiesen. Die neue Party PARDON MY FRENCH, hat ein weiteres Mal gezeigt, mit wie viel Kreativität und Liebe zum Detail hier Veranstaltungen geplant werden. Das spiegelte sich an dem Abend auch in der Besucherzahl und vor allem in der Stimmung wieder. Davon, dass die Leute im Sommer weniger in Clubs feiern gehen war auch bei der letzten Ausgabe der LEVEL Party im EGO nichts zu merken. Wie auch bei den vorherigen Terminen ist die Sause auch dieses Mal wie eine Bombe eingeschlagen. Das galt natürlich auch bei der WOMANIZED, der Nacht für die hübschesten & partytauglichsten Ladys, genauso wie für das gesamte KULTSTADTFEST-Wochenende mit der SAARBRÜCKEN LEUCHET Aftershow Party und der SAARBROOKLYN Nacht in der Stadtfest Edition. Bei so viel Party-Power sind wir natürlich gespannt, was die EGO Gang in den nächsten Monaten für Überraschungen bereithält.

Im APARTMENT ging‘s im Juli wieder richtig rund. Der altbekannte, studentische Freitag wurde wieder eingeführt, aber auf ein neues Level gehoben! Nebst viel Konfetti und standesgemäß total durchgeknallter Deko, trafen sich dort alte, bekannte APARTMENT-Gänger und viele neugierige Studies, denn das APARTMENT-Team hatte sich wieder dazu entschlossen, freitags Studenten bis 01.00 Uhr den halben Eintritt zu schenken!!

   Zu den Clubs, die diesen Sommer so richtig durch die Decke gingen, gehörte ohne den geringsten Zweifel das SOHO in der Mainzerstraße. Gerade im Juni und Juli, den Sommermonaten, in denen es angeblich eigentlich etwas ruhiger zur Sache geht, ging es hier richtig krass ab. Bei Höchsttemperaturen nahe dem Partysiedepunkt wurde gnadenlos abgefeiert und der Laden zum Beben gebracht. Mitte Juli schon hat das SOHO mit der KULTSTADTFEST AFTERSHOW den Feiervogel abgeschlossen. Deko vom Feinsten und Musik, die einfach nur nach vorne ging. Was diese Ausnahmeparty mal wieder auszeichnete, waren eindeutig de Gesangseinlagen der Menge, wenn der DJ mal kurz den Regler runterzieht. Schön schief und grell, so wie es eben sein muss. Und es steht zu befürchten, dass das jetzt im August so weiter geht.

Im hellen Tageslicht im Club dem ein oder anderen leckeren Getränk die Tanzfläche unsicher machen, kennt man ja eigentlich nur vom Ende der Nacht, beziehungsweise vom nächsten Morgen. Dass man aber statt um sieben Uhr morgens noch zu feiern, schon um sieben Uhr abends – im hellen Tageslicht – richtig schön feiern kann stellte AFTERWORK PARTY im SCHLOSSBERG HOTEL in Homburg eindrucksvoll unter Beweis. Zugegeben, gerade jetzt im Sommer hat es sich auf den ersten Blick beim Reinkommen schon irgendwie lustig angefühlt, hier im hellen Tageslicht steil zu gehen. Aber schon nach den ersten Takten von DJ Thomas Morobel, war das vergessen und die Tanzfläche wurde gestürmt. Aber Vorsicht, nur weil die Party früher als sonst im Nachtleben üblich startet, heißt das nicht, dass auch früher Schluss ist. Immer öfter ist hier im besten Haus am Platze der Eindruck entstanden, dass die feierwillige Partycrowd die ausgesuchten Rhythmen und die extrem schmackhaften Cocktails auch gerne als Einstieg in eine längere Partynacht nutzen würden. Aber warum auch nicht, Hauptsache es wird gefeiert!

Aber natürlich muss man nicht unbedingt nach Homburg fahren, um am frühen Abend zu feiern. Denn mit der FUCHS-BAR hat am St. Johanner Markt der tollste Innenhof im Saarland eröffnet. Für die Gestaltung des Kleinods zeichnen sich die Architekten Hauser & Luft verantwortlich und für das Barleben kein Geringerer als Gastro-Urgestein Cassius. Erwartungsgemäß gingen schon die Nächte beim Preopening richtig durch die Decke bzw. mangels Decke in die freie Luft. Also noch schnell hingehen, bevor der Sommer oder der Klimawandel ein Ende hat…

In diesem Sinne, take care   J.K.T.

Eilmeldung

Hallo Mikrokosmonauten: Schreiben, was man denkt!

Wenngleich ich in Sachen Journalismus ein regelrechter Amateur bin, da ich lediglich meine geistigen Ergüsse mit der Welt teilen möchte, sehe ich mich dennoch in der Verantwortung, als gutes Beispiel voranzugehen. Was ich damit sagen will? Ich möchte damit ein Sprachrohr für die Leute da draußen sein. In dieser Hinsicht habe ich mit all den professionellen Journalisten wohl eine Gemeinsamkeit. Ich möchte mitnichten aufklären, aber in meiner jahrelangen Tätigkeit als Texterin sehe ich mich ein bisschen als Wegweiser. Weniger Mentor, mehr Pädagoge. Ich hoffe Monat für Monat, mit meiner Arbeit Menschen zu erreichen, sie vielleicht zu beflügeln oder zum Nachdenken anzuregen. Mir ist dabei immer eines besonders wichtig: Authentizität. Ich will nichts beschönigen, versuche aber, allem etwas Positives abzugewinnen. Ehrlichkeit in meinen Texten ist außerdem für mich unentbehrlich.

Wie kommen Journalisten auf die Idee, dass einmal Duschen pro Woche gut sein soll?

In den letzten zweieinhalb Jahren ertappe ich mich immer häufiger dabei, wie ich fast schon wutentbrannt so manche Tageszeitung am liebsten in tausend Stücke reißen würde. Dann fällt mir aber jedes Mal wieder ein, dass Wut für Frauen meines Alters wie ein weiterer Sargnagel wirken könnte und versuche mich zu beruhigen. Journalismus – so kommt es mir vor – dringt in den letzten Jahren immer mehr wie ein Oberlehrer in unser Hirn ein und setzt sich dort fest wie ein ewiger Warner. War das denn schon immer so?

Machen wir uns nichts vor, Journalismus bedeutet genau das, was es ist: Eine publizistische Arbeit, mit dem Ziel, die Öffentlichkeit mit gesellschaftlich relevanten Informationen zu versorgen. Dennoch frage ich mich, ob ein Journalist es mit sich selbst vereinbaren kann, über Themen zu schreiben, die so fernab der Realität sind, dass man eigentlich nur den Kopf schütteln kann. Musste ich beispielsweise mit Entsetzen feststellen, dass seit Wochen immer häufiger Artikel erscheinen, die den Konsum von Alkohol in Frage stellen. Und mehr noch: Ein alkoholfreies Leben wird regelrecht glorifiziert! Aua, das tut weh! Man kann einer Corona gebeutelten Gesellschaft, die man lange Zeit zum zu Hause bleiben verdonnerte doch nicht mit dieser Masche kommen. Natürlich wissen wir, dass wir in den letzten Jahren mehr gesoffen haben. Aber uns plötzlich predigen, wie schlecht Alkohol ist, erscheint uns eher wie die böse Mami, die damals nach unserem ersten Rausch mit erhobenem Zeigefinger vor uns stand und ausschimpfte! Darüber hinaus will ich gar nicht wissen, wie viele Journalisten beim Schreiben eines solchen Berichts selbst sternhagelbesoffen sind. Und ich stelle mir außerdem die Frage:

Beschäftigt sich ein Journalist mit gesellschaftlich Relevantem oder schafft er lediglich Themen, die daraufhin gesellschaftlich relevant werden?

Wäre der Journalismus nicht, wüssten wir bis heute nicht, wer „Layla“ ist. Und gäbe es keine Medien, würden wir nicht schon seit Tagen über diese vermeintliche Hitzewelle schwadronieren, die unser Land überrollt. Journalismus als Waffe! Oder doch nur „Unser täglich Schreckgespenst gib uns heute“? Wobei sich Journalismus zuweilen auch als strahlende Sonne präsentieren kann. Als Wolf im Schafspelz kann er verschleiern, schönreden und idealisieren. Uns weismachen, dass Frieren im Herbst und Winter überhaupt nicht schlimm ist, wenn man nur die passende Kleidung im Schrank hat. Süß, oder?

Oscar Wilde sprach bereits vor über 100 Jahren aus, was viele denken: „Journalismus ist organisierte Verleumdung.“. Also haben wir nicht erst seit Kurzem damit zu kämpfen, unseren Wortakrobaten Glauben zu schenken. Vielmehr vermute ich, dass die Presse eine ungeheure Macht entwickeln kann, um Massen zu leiten und zu beeinflussen. Aber sie kann uns doch nicht wirklich einleuchtend erklären wollen, dass es eigentlich ganz okay ist, wenn wir die Klospülung nur noch einmal am Tag benutzen. Ich meine, wo leben wir denn? Das ist doch immer noch Deutschland, oder? Ein eigentlich modernes Land inmitten von Europa. Liebe Presse, geht doch bitte etwas sensibler mit uns um!

Seit über zwei Jahren sind die Deutschen ständig auf der Hut. Sie rechnen tagtäglich mit dem Schlimmsten, sind hochempfindlich. Ein „Du siehst aber gar nicht gut aus!“, löst bei unseren Mitmenschen entweder Depressionen oder Corona aus. Und der tägliche Blick in die Tageszeitung oder sozialen Medien verursacht ein komisches Gefühl im Bauch. Und alles, was „Focus Online“ tut, ist eine Eilmeldung nach der anderen raushauen! Das ist Folter! Sogar die Hochzeit von Jennifer Lopez und Ben Affleck ist eine solche Eilmeldung wert, wo wir eher die Impfpflicht für Alle oder der Ausbruch eines Atomkrieges vermuten. Ernsthaft, welcher Journalist arbeitet denn freiwillig bei einer solchen Institution? Das ist Hochverrat am eigenen Beruf!

Ich wäre ja für mehr Mindstyle-Magazine

Journalismus gab es bereits im ersten Jahrhundert v.Chr., hat also eine lange Tradition. Ich möchte dem Journalismus ja nichts Böses, ich finde nur, dass er zuweilen ganze Flächenbrände auslösen kann, die Panik und Angst verbreiten. Und während wir zwischendurch immer wieder auf der verzweifelten Suche nach Antworten auf Fragen sind, auf die kein einziges Blatt eine hat, hängen wir zwischen Wahrheit und Lüge fest und kommen nicht mehr weiter.

Und da komme ich ins Spiel. Ich bin meine eigene Wahrheit. Ich erschaffe meine eigene Politik und suche mir meine eigenen Antworten. Aber vor allem lasse ich meine Leser nie desillusioniert zurück. Ich versuche am Ende immer wieder die Kurve zu kriegen, dass alles gut werden wird. Und bei dieser Gelegenheit möchte ich anmerken, dass ich mich seit über zwei Jahren kaum mehr mit den Medien und der Presse beschäftige. Nicht, weil ich ein „Lügenpresse“-schreiendes Etwas bin, sondern weil ich nicht vordiktiert bekommen möchte, wie scheiße mein restlicher Tag verlaufen soll. Die persönliche Scheiße-Skala bei einem Durchschnittsdeutschen umfasst übrigens scheiße, mäßig scheiße und mächtig scheiße. Warum lesen wir also nicht einfach diese typischen Yoga- und Esoterik-Magazine, die man sich gerne an Flughäfen oder Bahnhöfen kauft, weil man meint, sich positive Vibes mit in den Flieger nehmen zu müssen? Letztendlich bringen uns die Berichte in diesen Zeitungen doch immer wieder auf schöne Gedanken. Und obendrein hätte ich ohne „Happinez“ nie erfahren, dass es Yoga Matten auch aus Naturkautschuk gibt, obwohl ich kein Yoga mache.

Am Ende ist es doch so: Ein positives Mindset sollte zu unserer Grundhaltung gehören. Was nicht heißt, dass man keine dunklen Gedanken haben darf. Meine Texte, egal, wie negativ sie meine Gedanken und Ansichten manchmal spiegeln, nehmen am Ende immer wieder eine positive Wendung. Weil ich einfach weiß, dass die Sonne am Ende scheinen wird. Das ist einfach so. Fertig.

Vielleicht bin ich deswegen nur Kolumnisten und keine Journalistin geworden.

Alles gelogen

Pinocchio tat es alle Nase lang, aus der Politik ist es nicht wegzudenken und in einer Beziehung rettet es ab und an vor dem Nudelholz. Manche tun es ständig und mit Absicht, andere nur im Ausnahmefall und notgedrungen. Die einen haben Talent dazu, anderen merkt man direkt an, dass sie es nicht können. Wissenschaftler sagen, manche von uns täten es bis zu zweihundert Mal am Tag, auch wenn das sicher gelogen ist. Einige bekommen davon feuchte Hände, andere werden nicht einmal rot. Jedoch jeder, der dabei ertappt wird, ist peinlich berührt. Die Rede ist hier nicht von Sex oder Selbstbefriedigung, sondern vom Lügen…

Reden ist Silber und Schweigen ist bekanntlich Gold. Noch weit wertvoller als im richtigen Moment die Klappe zu halten, ist es jedoch, zum passenden Zeitpunkt eine gute und glaubhafte Ausrede parat zu haben, die einen vor Schlimmerem bewahrt. Wer vorgibt, niemals zu lügen, der lügt. Da es sich, wie wir als Kind gelernt haben, aber nicht gehört, zu lügen, bezeichnet man kleine Unwahrheiten, die man hin und wieder verbreitet, viel lieber als Ausreden oder sieht sie als alternative Fakten an. Der Unterschied zur Lüge? Keiner! Aber wer gibt schon gerne zu, zu lügen? Ausreden dagegen sind okay und alternative Fakten liegen sogar voll im Trend…

Wie Verdauung, Steuererklärung und der Tod gehört auch das Lügen zum Leben und ist so alt wie die Menschheit selbst. Hätte Adam damals auf Evas Frage ehrlich geantwortet, ob sie schön sei, die Geschichte im Paradies wäre vermutlich anders verlaufen. Wer sagt der einzigen Frau weit und breit schon freiwillig ins Gesicht, dass ihr Hintern zu dick ist und man lieber warten würde, bis Gott eine verbesserte Version erschaffen hat? Statt ehrlich zu antworten, wird Adam damals – wie noch heute jeder Mann bei einer solchen Frage – so etwas entgegnet haben wie „Du bist für mich die einzige Frau auf der Welt!“ und sich danach geschworen haben, nie wieder in einen Apfel zu beißen…

Ehrlichkeit ist im Leben richtig und wichtig, manchmal ist Lügen jedoch richtiger und wichtiger. Geht es nach einer durchzechten Nacht am Morgen darum, dem Chef am Telefon mitzuteilen, dass man nicht zur Arbeit erscheint, ist eine Notlüge weit weniger jobgefährdend als die Wahrheit. Wer flunkert, dass er nicht ins Büro kommen kann, da er mit seiner Katze zum Arzt muss, wird sicher weniger Schwierigkeiten bekommen als derjenige, der zugibt, dass er mit einem Kater zur Apotheke muss. Arbeitgeber haben schließlich eher Verständnis dafür, dass man wegen einer Angina und Gliederschmerzen im Bett bleibt statt wegen einer Angelina und Gliedschmerzen…

Ohne eine Notlüge hier und da hätte sich der Homo sapiens nie zu einem Rudeltier entwickeln können und würde sein Leben heute wohl als Einzelgänger fristen. Zwar wird unter Freunden Ehrlichkeit geschätzt, jedoch nur so lange, wie man der gleichen Ansicht ist wie sie. Keine Bekannte möchte beim Schwimmbadbesuch hören, dass sie kaum noch in den Badeanzug passt. Wird man dennoch gefragt, ob das Outfit gut sitzt, kann man sich taub stellen und vorgeben, Wasser im Ohr zu haben. Oder man bedient sich einer lieb gemeinten Halbwahrheit und antwortet, dass der Anzug wie angegossen sitzt. Das lässt ausreichend Raum für Spekulation wo ausreichend Raum für Speck fehlt…

Bei alten Bekannten ist eine nette Lüge eben manchmal angebrachter als die barsche Wahrheit. Auch wenn man Freunden angeblich alles sagen kann, möchte niemand, der stolz die von Oma geerbte Eichenholzschrankwand präsentiert, gesagt bekommen, dass diese schon im letzten Jahrtausend aus der Mode war und viel besser als im Esszimmer auf dem Sperrmüll aussehen würde. Stattdessen bedient man sich Wörtern wie „retro“ oder „oldschool“, die alles Hässliche und Altmodische umschreiben, was nicht als hässlich und altmodisch bezeichnet werden darf. Die Frage „Sieht der Schrank nicht gut aus?“ sollte man als guter Freund daher einfach bejahen: „Ja, sieht er nicht!“…

Ausreden und Notlügen haben den Sinn, sich durch Ehrlichkeit nicht selbst ins Abseits zu stellen. Wer gibt gegenüber dem nervigen Nachbarn, den man tags zuvor erfolglos hatte an der Tür klingeln lassen, gerne zu, dass man zwar zuhause war, nur eben keine Lust hatte, ihm zu öffnen? Damit man auch im nächsten Urlaub noch jemanden hat, der die Blumen gießt, gibt man beim nächsten Aufeinandertreffen im Treppenhaus daher vor, beim Klingeln gerade unter der Dusche oder im Gebet gewesen zu sein. So pikiert man niemanden mit Ehrlichkeit und stellt sicher, dass der Ficus in der Diele nach dem nächsten Sommerurlaub nicht aussieht wie der Lorbeer im Gewürzregal…

Völlig fehl am Platz ist Ehrlichkeit beim Besuch der Schwiegereltern, wenn es wieder Braten gibt, der mit viel Mühe, aber wenig Talent zubereitet wurde und nach stundenlangem Kokeln im Ofen eher an Tante Hilde erinnert, nachdem sie aus dem Krematorium kam. Will man ein mütterliches Tränenmeer vermeiden, sollte man auf die Frage, ob etwas fehle, nicht etwa mit den Worten „Gute Zähne“ antworten, sondern versuchen, die Schuhsohle auf dem Teller, die einmal eine Gänsebrust war, in Soße aufzuweichen bis sie wenigstens häppchenweise von einem menschlichen Gebiss zerkleinert werden kann. Wenn dann gefragt wird, wie es schmeckt, reicht ein kurzes „Wie immer!“…

Auch in Beziehungen gilt es, mit überschwänglicher Ehrlichkeit vorsichtig zu sein. Wer glaubt, seiner langjährigen Partnerin eine Freude zu machen, wenn er nach einer Flasche Wein gesteht, sie zu lieben wie am ersten Tag, auch wenn sie mittlerweile aussieht wie ihre Mutter, dem dürfte seine Ehrlichkeit ein paar Nächte auf dem Sofa einbringen. Selbst wenn sich die einst schlanken Beine der Frau oder Freundin nicht mehr von Dönerspießen unterscheiden, gilt es, die bessere Hälfte beim Shoppen stets dabei zu unterstützen, Jeans in Größe 36 zu finden. Selbst wenn klar ist, dass diese nicht einmal passen würden, wenn die alte Pummelfee vom Dach aus in die Hose springt…

Kleine Lügen erhalten Freundschaft, Beziehung und Arbeitsplatz, sollten aber stets mit Bedacht gewählt werden. Standardausreden wie Kopf- und Regelschmerzen oder ein unklarer Coronatest sind für Absagen genauso unglaubwürdig wie die Ausrede, man könne nicht kommen, da man von Außerirdischen entführt wurde oder ein Schaf den Autoschlüssel gefressen hat. Viele Menschen sind im Irrglauben, schlechte Ausreden würden dadurch glaubhafter, wenn man mehrere von ihnen gleichzeitig parat hat. Man entschuldigt sich also, weil man sich nicht wohl fühlt und am nächsten Tag früh raus muss und bereits auf zwei anderen Geburtstagen eingeladen ist…

Gerne genommen werden übrigens Ausreden, die kein Nachverhandeln zulassen. Todesfälle sind die besten vorgeschobenen Gründe, da sie bei demjenigen, dem man absagt, ein bedrückendes Gefühl auslösen und ausschließen, dass nachgebohrt wird, ob man später nicht doch noch komme. Bei vermeintlichen Toden sollte man jedoch unbedingt Buch führen, damit man nicht den Überblick verliert. Man braucht sonst gute Argumente, wenn die Oma, die letztes Jahr angeblich zu Grabe getragen wurde, als man keine Lust auf die Firmenfeier hatte, im Jahr darauf beim gleichen Anlass erneut als Absagegrund bemüht wird und dann ihren 90. Geburtstag feiert…

Was mir jedoch nicht ganz klar ist: Wer lügt, landet in der Hölle. Und wer die Wahrheit sagt, kommt in Teufels Küche. Wo ist dann also der Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit? Alles gelogen… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Wenn der Entsafter nicht hält, was die Werbung verspricht, könnte es eine Lügenpresse sein.

Was für ein Freak!

Radio, Fernsehen, Internet und Konzertbühnen – Freaky Jörn lässt wirklich nichts aus. Dabei sieht er nicht nur komisch aus und macht komische Sachen, der ist auch wirklich noch so! Was da schiefgegangen ist, haben wir versucht im Gespräch mit einem der auffälligsten Saarländer herauszufinden.

Jörn Dressler ist ein etwas anderer freier Journalist, Moderator und Musiker. Er kommt aus Aßweiler im Biosphärenreservat Bliesgau, wohin er nach langen Jahren im Saarbrücker Nauwieser- und Luisenviertel und nach Gründung einer Familie wieder zurückgekehrt ist. Er ist Jahrgang 1980, mittlerweile also 42 Jahre alt und weiß, dass man es ihm das nicht ansieht, gibt aber zu, dass es sich mitunter so anfühlt, besonders sonntagmorgens. Er hat praktisch alle Schulformen durchgemacht, die es so gibt, inkl. Gewerbeschule, Sozialpflegeschule bis hin zur Krankenpflege mit Praktika in Krankenhäusern. Allerdings hat er immer wieder nach längerer oder kürzerer Zeit für sich selber gemerkt: nö, das ist es nicht. Irgendwann hat er sich dann gedacht, mal eine Maler-, Lackierer- und Raumgestalter-Lehre zu machen. Diese zog er auch drei Jahre bis zum Gesellenbrief durch, sagte sich aber anschließend, okay, ein Jahr arbeite ich noch in dem Betrieb, aber dann höre ich auf. Immerhin hatten seine Eltern ihm eindringlich erklärt, wenn er einmal einen Abschluss erreicht hat, kann er anschließend machen, was er will.

Just zu dieser Zeit, etwa 1997, hat er das vielleicht für ihn einschneidendste Erlebnis und gewinnt bei einem Metalhammer-Gewinnspiel ein Meet&Greet mit Lemmy Kilmister von Motörhead.

„Ich traf die Band anlässlich eines Konzerts in Mannheim. Gitarrist Phil Campbell und Schlagzeuger Phil Taylor saßen ganz relaxed in einem Backstage-Raum und unterschrieben mir meine CDs und Platten. Dann entdecke ich eine offenstehende Tür zum Nachbarraum – und da saß er. Ganz klassisch am Daddelautomaten, mit einem Päckchen Kippen, ‘ner Flasche Cola und ‘ner Flasche Whisky und vor allem mit seinen weißen Schlangenlederstiefeln. Und frech wie ich bin, lief ich natürlich gleich auf ihn zu, nur um nach wenigen Schritten von einem Security-Typen gestoppt zu werden, der mir kurz und knapp aber sehr eindringlich erklärt hat: Niemand, aber auch wirklich niemand, geht zu Lemmy. Wenn, dann kommt Lemmy zu Dir! In dem Moment haben dann zwei Leute ihn für die Show aus seinem Sitz hochgehievt – vor der Show so beeindruckt. Er hat sich dann zu mir umgedreht, den Arm um meine Schultern gelegt, auf einen von zwei kleinen Kühlschränken gezeigt und mir erklärt: Das ist Deiner, daneben ist meiner und den rührst Du nicht an. So kam ich voller Stolz zu meinem eigenen Kühlschrank voller Dosenbier im Backstage von Motörhead. Dann hat er auch noch ein Foto mit mir gemacht – mit Stinkefinger! Zuerst wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, aber als in einer späteren Metalhammer-Ausgabe ein Poster rauskam mit Lemmy und allen möglichen anderen Superstars, denen er allen den Finger zeigt, da wusste ich, ich bin angekommen! Und spätestens da wurde mir klar wie cool es ist, berühmte Leute zu treffen und mit denen zu schnacken, das weiter zu geben und vielleicht auch ein bisschen damit anzugeben.“

(Foto <IMG_8683>, Jörn mit Lemmy)

Hals und Beinbruch

Neben Chucks und Tubesocks sind vor allem auch kurze Hosen dein unverkennbares Markenzeichen. Waren die normalen, langen alle in der Wäsche?

„Bei mir kam das durch New Metal und hat angefangen, mit Korn und den Deftones, deren Sänger hatte sowas immer an. Mit Skaten hatte das weniger zu tun, einfach weil ich immer der schlechteste Skater von allen war und hab‘ mir auch immer regelmäßig richtig weh getan. Deswegen war ich auch ständig im Krankenhaus, was sich im Übrigen bis heute nicht geändert hat. Einmal im Jahr bin ich mindestens im Hospital und seit ich bei der Sportarena bin, wird das sogar dokumentiert. Ich soll zum Beispiel ein Probetraining bei einer Footballmannschaft mitmachen, zack, Rippe gebrochen. Mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, Schulter gebrochen, beim Beachvolleyball mit einer Hörergruppe in Spanien den Meniskus zertrümmert, Knöchel und Handgelenk gebrochen, die Liste hat kein Ende. Als ich neulich mit einer meiner Töchter im Fitness-Studio angemeldet habe, hat mich eine Angestellte nach Vorerkrankungen gefragt und ob ich schon mal was gebrochen gehabt hätte. Zu der hab‘ ich nur gesagt, sie soll sich setzen und wie viel Zeit sie denn hätte.“

Doch zurück zum Beginn des Mythos Freaky Jörn. Das Karma schlug damals in Gestalt der Großmutter seines besten Freundes zu, die in der Zeitung über UnserDing gelesen hatte und darüber, dass der Saarländische Rundfunk für dieses neue, junge Radio Leute suchen würde und ein Casting veranstalten würde. Da solle er doch mal hingehen, weil er ja sowieso den ganzen Tag nur am schwätzen wäre und so bekäme er vielleicht auch noch Geld dafür. Also macht er sich auf zum Halberg und muss dort als erste Aufgabe in jenem Casting eine Nachrichtenmeldung so umschreiben, dass auch ein elfjähriges Kind sie verstehen könne. Da wurde im klar, dass es sich um eine Veranstaltung für News-Redakteure handelte und das wollte er ja gar nicht sein. Aber wenn er schon mal da war, nahm er die eigentlich todernste und traurige Meldung und formulierte sie komplett um zu einem lustigen und leichten Beitrag, nicht zuletzt, weil ihm klar war, dass er hier keinen Blumentopf gewinnen würde. Als anschließend die Siegerin verkündet wurde ist er schon auf dem Weg nach draußen, als ihn eine SR-Mitarbeiterin aufhält und ihn bittet, mal ganz kurz mitzukommen. So lernt er seinen späteren, langjährigen Chef Sokrates Evangelidis kennen, der ihn zwar augenzwinkernd fragt, was er sich bei dem Text gedacht hätte, ihm dann aber ebenfalls einen Praktikumsplatz anbietet. Ein ganz wichtiges und folgenschweres Detail zu diesem Treffen, darf nicht unerwähnt bleiben: Jörn trägt ein T-Shirt seiner damaligen Band „Urobäx“, auf dem vorne nur groß „Freak“ draufstand. Als Evangelidis das sieht, meint er nur knapp: „Japp, das passt! Freaky Jörn!“ Dass er dabei quasi nebenbei einen Markennamen aus der Taufe hebt, ist in seiner vollen Tragweite erst jetzt heute klar.

Die ganze Zeit über blieb Freaky Jörn sich und seinem Style absolut treu, doch vor knapp zwei Jahren kommt es zu einem einschneidenden Ereignis. Er trennte er sich von einem seiner Markenzeichen, seinen Dreadlocks, die er seit der Jahrtausendwende bis auf eine beeindruckende Länge von über einem Meter „gezüchtet“ hatte. Wie konnte es dazu kommen?

„Neben meinem Dasein als Moderator, Musiker und Rampensau, bin ich auch für das Kultusministerium und das Landesinstitut für Pädagogik und Medien an Schulen unterwegs. Ich mache da beispielsweise Wochenprojekte mit den Schülern und zeige denen, wie macht man Frühstücksfernsehen, eine Radiosendung oder wie führt man ein Interview macht. Bei so einer Gelegenheit war ich an einer Schule in Luxemburg im Einsatz und da kommt auf einmal ein Mädel auf mich zu, zeigt auf den Boden hinter mir und sagt: “Entschuldigung, sie haben da gerade was verloren.“ Ich hab‘ mich rumgedreht und da lag dann ein fast ein Meter langer Dreadlock von mir. Mir war sofort klar, jetzt wird’s Zeit, jetzt bin ich in der Mauser.“

(Foto <vivien.huss.fotografie-09669 3>, Jörn mit ohne Haare)

Seinen Status als freier Mitarbeiter nutz er weidlich aus, um seinen unterschiedlichsten Talenten und Ambitionen Raum zu geben. Neben offensichtlichen Auftritten in verschiedensten Radio- und Fernseh-Formaten, Off-Air Moderationen auf Konzerten und Festivals, machte er beispielsweise auch viel Öffentlichkeitsarbeit für den SR und produziert mit großem Spaß Beiträge für die „Sportarena“.

„Das erste was ich da gemacht hatte, war ein Stück über den olympischen Fünfkampf, was ich mit den Jungs von Ungekocht Genießbar realisiert habe. Das war einfach unglaublich, ich habe sofort wieder Blut geleckt und gesagt: Das brauch ich und will ich und in Zukunft noch viel mehr!“

Wer probt, kann nix

Wovon er außerdem noch viel mehr braucht, gerade nach den letzte zweieinhalb Jahren, ist natürlich Musik machen.

„Die letzten Jahre waren für uns alle eine harte Zeit und ich hatte echt keinen Bock mehr nur noch via Facetime präsent zu sein. Wir hatten zwar lustige Projekte und Ideen, um uns bei Laune zu halten, aber ich war jetzt echt froh, als diese Zeit vorbei war und wir tatsächlich nochmal richtig loslegen konnten. Trotzdem ist es in dieser Zeit um meine Band Membran etwas ruhiger geworden, neue Projekte haben sich gebildet und letztlich haben wir Membran jetzt nach 16 Jahren zumindest zwischenzeitlich auf Eis gelegt. Für mich hieß das zum Beispiel, Zeit zu haben für das Project „Midlife Crisis“ mit Sascha Waack. Hat alles sauviel Spaß gemacht, aber jetzt bin ich gerade an einem echt großen Ding dran, einer Metal Big Band! So richtig mit Bläsern und Background Sängern, aber halt richtig hart. Insgesamt stehen dann mit mir, zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, drei Sängerinnen, drei Bläser, einem Keyboarder und einem DJ dreizehn Leute auf der Bühne. Das sind dann schon so viel, dass wir nicht mehr zusammen proben können, aber das braucht man ja heute gar nicht mehr – und überhaut, wer probt kann nix. Das Ganze heißt „Stillmuff“. Ich fand das Wort schon vom Aussehen her richtig cool und dachte mir, wenn man das jetzt noch englisch ausspricht und ihm einen mittelmäßigen Schriftfont verpasst, dann ist das unschlagbar. Dann kommt keiner drauf, dass Stillmuff eigentlich eine praktische und kleinformatige Alternative zum Stillkissen bezeichnet, damit die Köpfchen von kleinen Babys beim Stillen nicht unbequem auf dem harten Unterarm zu liegen kommen.“ In jedem Fall hab‘ ich den Namen und entsprechende Websites schon schützen lassen.

Und wie sieht’s aus mit Live-Auftritten? Wann können wir Stillmuff auf der Bühne bewundern?

„Das ist momentan gar nicht mal so unbedingt unsere Priorität. Mein Fokus liegt im Augenblich erstmal darauf geile Songs zu produzieren, im Studio. Was ich gerade saugut finde ist, einen einzelnen Song zu machen, dann dazu ein Video und das dann rausballern und gucken was passiert. Natürlich stehe ich auch immer noch auf Bands, die so Konzeptalben gemacht haben, die man von vorne bis hinten durchhören kann, aber die Zeit ist jetzt eine andere. Und da ich ja einer bin, der ja auch beruflich ständig auf der Bühne steht, brauch‘ ich das im Augenblich nicht mehr so sehr.“

Wie sieht es aus mit anderen Projekten neben der Bigband? Du hast doch bestimmt einiges am Start?

„Was mich sehr gefreut hat, war tatsächlich, dass die Saarländische Krebshilfe auf mich zugekommen ist, mit der Frage, ob ich mir vorstellen könnte, bei einer Plakatkampagne für sie mitzumachen. Weil wenn ich mich als professioneller Spaßvogel da einbringe, erzeugt das eine ganz besondere Aufmerksamkeit und catcht die Leute nochmal mehr. Und natürlich habe ich sofort ja gesagt. Ansonsten bin ich dringend auf der Suche nach einem alten Kaugummiautomaten, weil ich mir einen Bienenfütterautomaten bauen will. Neben meinem Haus führt ein Wander- und Fahrradweg vorbei, da kommen jeden Tag hunderte von Leuten vorbei, und hintendran fängt gleich ein Feld an. Da will ich so einen Automaten aufstellen und Blumensamen reinmachen, die man sich dann für 20 Cent ziehen und ein Stück weit die Welt retten kann.“

Da bleibt uns nur uns für das Gespräch zu bedanken und falls unter den Lesern jemand einen Kaugummiautomaten übrighat, bitte einfach bei uns in der Redaktion abgegeben. Vielleicht geben wir ihn an Jörn, wenn er uns nicht gefällt.

Gesicht des Monats – Awa Taban Shomal

Unser Gesicht des Monats hat diesmal einen ernsten bis bittersüßen Hintergrund, denn Awa Taban Shomal ist die Betreiberin des seit sieben Jahren ungemein beliebten Cafés Zing im Nauwieser Viertel, dessen Tage bekanntermaßen gezählt sind. Eigentlich wäre wegen des Abrisses des Gebäudes schon Ende Juni Schluss gewesen, doch in letzter Sekunde wurde auf den 30.09. verschoben. Wie schön wäre es da, wenn sich nun während dieser letzten Gnadenfrist doch noch eine Lösung für den Fortbestand des Jazz-Kleinods finden ließe. Doch Awa sieht das realistisch: „Ich bin froh, den Sommer noch mitnehmen zu können und nach zwei Jahren Pandemie einen hoffentlich „normaleren“ Sommer im Zing zu haben. Und so einen würdigeren Abschluss zu haben als nach zwei Jahren Arsch zusammenkneifen durch die Pandemie und dann wäre Schluss. Für die Zukunft sieht‘s eher mau aus. Für mich macht es keinen Sinn, mit dem Zing außerhalb des Viertels zu ziehen. Im Viertel gibt es nichts was frei ist. Darüber hinaus ist es besonders schwer, mit einem Jazzladen, der regelmäßig Konzerte macht, umzuziehen. Dass das an diesem Ort ging, war jahrelange Arbeit und Absprache mit den Nachbarn. Umzuziehen, um dann erst nach ein paar Jahren stressfrei Konzerte zu machen, das pack ich auch nicht mehr. Sollte sich bis Oktober nichts ergeben, dann war‘s das leider. Dann ist nach sieben Jahren leider das Kapitel Zing beendet und für mich nach 14 Jahren auch das Kapitel Nauwieserviertel.“

Auf einen Sprung vorbeischauen…

Seit September 2019 begeistert der große Trampolinpark die Saarbrücker! Auf 2000 qm Fläche können sich alle Besucher ab fünf Jahren so richtig auspowern.  Hier findet sich alles, was ein professioneller Trampolinpark braucht: einen Freejump-Bereich mit rund 30 Trampolinen, beim Basketjump kommt es auf Zielgenauigkeit und Geschick an, beim Dodgeball aufs flink und schnell sein. Für eine besonders softe Landung gibt es einen großen Airbag und Würfelgruben. Ein Hindernisparcours mit finaler Kletterwand bringt jede Menge Spaß und mutige Springer stellen sich der Herausforderung des Walljump. Gerade jetzt im Sommer lockt dann natürlich auch der Biergarten unter dem freien Himmel zum gemütlich draußen sitzen mit jeder Menge leckerem Essen und Getränken, nur Bier gibt es natürlich nicht. Weitere gute Nachrichten gibt es auch von außerhalb der saarländischen Landesgrenzen zu berichten, denn Ende Juli eröffnet in Ludwigshafen (Limburgerhof) eine weitere Halle mit jeder Menge neuer Attraktionen. Infos dazu in Kürze auf der Homepage des Sprungparks. Und dann am besten gleich online buchen – und nichts wie hin!

Sprungpark Saarbrücken – In der Galgendell 56, 66117 Saarbrücken, Tel: 0681-38751770, www.sprungpark.de

Ein Ausflugsziel – zwei Attraktionen

Auf dem Baumwipfelpfad Saarschleife lassen sich ganz besondere Wipfel-Abenteuer erleben. In bis zu 23 Metern Höhe schlängelt sich der Pfad auf 1.250 Metern an spannenden Lernstationen entlang. Die sanften Steigungen von maximal sechs Prozent sind auch mit Rollstuhl und Kinderwagen zu meistern. Auf dem 42 Meter hohen Aussichtsturm wird man mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Lust auf noch mehr Familienspaß? Der Abenteuerwald Saarschleife in Mettlach-Orscholz bietet auf mehr als 7.000 qm Fläche Spaß und Attraktion für die ganze Familie. Das Gelände beherbergt ca. 25 abwechslungsreiche und spannende in den Wald eingebettete Spiel- und Lernstationen, die Vergnügen für Jung und Alt bieten. Die Spielstationen auf dem Waldspielplatz, wie zum Beispiel die Seilbahn, das Lufttrampolin und vielfältige Klettergeräte, lassen nicht nur Kinderaugen strahlen, sondern erfreuen auch erwachsene Wald-Abenteurer. Ideal für kleine Kinder sind die familienfreundlichen Spielgeräte wie der Sandkasten, die Spielhäuser und Nestschaukeln. Der Abenteuerwald Saarschleife ist ein perfektes Ausflugsziel für Familien mit Kindern.

Baumwipfelpfad Saarschleife – Cloef-Atrium, 66693 Mettlach, Tel: 06865-1864810, www.baumwipfelpfade.de/saarschleife, www.abenteuerwald-saarschleife.de

Foto: ErlebnisAkademie AG Baumwipfelpfad Saarschleife

Das Ereignis

Anne (Anamaria Vartolomei) studiert in den 1960er Jahren in Frankreich. Die intelligente junge Frau hat gute Karriereaussichten mit einem akademischen Titel, der ihr aus ihr ihren einfachen Anfängen heraus zu einem besseren Leben verhelfen könnten. Doch sie wird ungewollt schwanger und das verändert alles. Mit der nahenden Abschlussprüfung wächst auch Annes Bauch und damit die Gefahr, ihr Studium mit einem unehelichen Kind nicht beenden zu können. Also beschließt sie, ihre Schwangerschaft abzubrechen. Doch das ist in dieser Zeit noch streng verboten.

F 2021 – Drama

Regie & Drehbuch: Audrey Diwan (Der Unbestechliche – Mörderisches Marseille)

Darsteller: Anamaria Vartolomei (Ein königlicher Tausch), Kacey Mottet Klein (Mit Siebzehn), Luana Bajrami (Portrait einer jungen Frau in Flammen), Louise Orry-Diquero (Occidental)

Länge: 100 Minuten

Kinostart: 31. März 2022

Wertung: 9 von 10 Sternen

Come on, Come on

Johnny (Joaquin Phoenix) wohnt in New York, reist für seinen Job als Radio-Reporter aber durch das ganze Land. Seit seine Freundin ihn verlassen hat, stürzt er sich vollends in den Beruf und interviewt in unterschiedlichen Städten der USA Kinder zu ihren Wunschträumen Zukunftsvorstellungen. Johnnys Schwester Viv (Gaby Hoffmann) ist in Los Angeles zu Hause. Das Verhältnis zwischen den Geschwistern ist nicht das beste. Trotzdem bietet er ihr in einer Notsituation seine Hilfe an: Weil Vivs Mann Paul (Scoot McNairy) in Oakland auf einen seiner bipolaren Nervenzusammenbrüche zusteuert, nimmt Johnny seinen jungen Neffen Jesse (Woody Norman) für eine Weile in seine Obhut.

USA 2021 – Drama

Regie & Drehbuch: Mike Mills (Beginners)

Darsteller: Joaquin Phoenix (Joker), Woody Norman (Edison – Ein Leben voller Licht), Gaby Hoffmann (Transparent), Scott McNairy (12 Years a slave)

Länge: 108 Minuten

Kinostart: 24. März 2022

Wertung: 9 von 10 Sternen

Petite Maman – Als wir Kinder waren

Die Großmutter von Nelly (Joséphine Sanz) ist vor kurzem gestorben. Nun hilft die Achtjährige ihrer Mutter (Nina Meurisse ) und ihrem Vater (Stéphane Varupenne) beim Ausräumen des Hauses, in dem einst auch ihre Mutter Marion aufwuchs. Nebenbei erkundet die Nelly die umliegenden Wälder und das dort errichtete Baumhaus. Da reist ihre Mutter plötzlich ab und Nelly lernt ein gleichaltriges Mädchen namens Marion (Gabrielle Sanz) kennen, die17.02. petite maman gerade ein Baumhaus im Wald baut.

F 2021 – Drama

Regie & Drehbuch: Céline Sciamma (Portrait einer jungen Frau im Flammen)

Darsteller: Joséphine Sanz (Debüt), Nina Meurisse (Voltaire High – Die Mädchen kommen), Gabriele Sanz (Debüt), Margot Abascal (Schenke in Thailand keine Blumen)

Länge: 72 Minuten

Kinostart: 17. März 2022

Wertung: 8 von 10 Sternen