• Termine, News und Wissenswertes aus Saarbrücken, dem Saarland und der Welt:

L!VE-Redaktion

The Card Counter

William Tell (Oscar Isaac) hat die hohe Kunst des Kartenzählens perfektioniert. Nicht nur als Hobby, sondern auch um seine inneren Dämonen irgendwie in Schach zu halten. Der ehemalige Elite-Soldat hat eine Schuld auf sich geladen, die ihn einst für zehn Jahre ins Gefängnis brachte. Nach seiner Entlassung beginnt er als Pokerspieler zu touren und folgt dabei einer strengen Routine. Um dabei keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hält er den Einsatz niedrig – bis er schließlich auf den jungen Cirk (Tye Sheridan) trifft. Die beiden haben einen gemeinsamen Freund – und Cirk will den ehemaligen Soldaten für seinen Racheplan gewinnen. William hingegen sieht in dem jungen Mann seine Chance auf Vergebung.

USA 2021 – Thriller, Drama

Regie & Drehbuch: Paul Schrader (Taxi Driver)

Darsteller: Oscar Isaac (Ex Machina), Tiffany Haddish (Tuca and Bertie), Willem Dafoe (Der blutige Pfad Gottes), Tye Sheridan (Ready Player One)

Länge: 112 Minuten

Kinostart: 03. März 2022

Wertung: 7 von 10 Sternen

Der Pate II

Der Pate II konzentriert sich auf zwei verschiedene Handlungsstränge, wobei ein Schwerpunkt auf Michael Corleones (Al Pacino) Situation liegt; der andere Strang beschäftigt sich mit Vito Corleones (Robert De Niro) Vergangenheit. Diese wird in Rückblenden in den Film eingebunden und zeigt die Kindheit des Clangründers und wie dieser sich in den USA an die Machtspitze der Mafia hocharbeitet, um die Szene dann ganz zu beherrschen. Sein Sohn Michael ist Vitos Nachfolger und übernimmt dessen Position als Pate. Er versucht, sein Imperium auf die Spielcasinos in Havanna und Las Vegas auszuweiten.

USA 1975 – Thriller

Regie & Drehbuch: Francis Ford Coppola (Apocalypse Now)

Darsteller: Al Pacino (Scarface), Robert de Niro (Heat), Robert Duvall (Falling Down), Diane Keaton (Network)

Länge: 200 Minuten

Kinostart: 03. März 2022 (Wiederaufführung)

Wertung: 9 von 10 Sternen

Der Pate

Es ist eine ausgelassene Hochzeitsfeier, die Connie (Talia Shire) mit Carlo Rizzi (Gianni Russo) feiert. Nur einer steht im verborgenen Dunkel, schreitet ab und zu in die feiernde Menge und kehrt dann in seinen finsteren Raum zurück, drückt die Lamellen seines Rollos auseinander und beobachtet das bunte Treiben von innen: Don Vito Corleone (Marlon Brando). Der Pate hält Gericht, empfängt Bittsteller, die für ihr Anliegen Gefälligkeiten aller Art anbieten oder danach fragen, welcher Art sie sein sollen. Don Vito ist der Herr, nicht nur im Haus, sondern in der ganzen Welt, die Francis Ford Coppola uns in seinem Klassiker vorführt.

USA 1972 – Thriller

Regie & Drehbuch: Francis Ford Coppola (Apocalypse Now)

Darsteller: Marlon Brando (Apocalype Now), Al Pacino (Scarface), James Caan (Misery), Richard S. Castelano (Der Pate: Die Saga)

Länge: 175 Minuten

Kinostart: 03. März 2022 (Wiederaufführung)

Wertung: 10 von 10 Sternen

Morbius

Der Biochemiker Dr. Michael Morbius (Jared Leto) leidet an einer seltenen Blutkrankheit, die irgendwann tödlich für ihn enden wird, wenn er nichts unternimmt. In einem verzweifelten Experiment geht der Wissenschaftler ein großes Risiko ein und versucht sich zu heilen. Was anfangs nach einem absoluten Erfolg aussieht, nimmt bald jedoch unheimliche Züge an. Denn Morbius entdeckt immer mehr „Nebenwirkungen“ seiner Heilung, die von übermenschlicher Kraft bis zu einem tödlichen Verlangen reichen, Blut zu trinken. Er wird zum lebenden Vampir … und muss sich fragen, ob die Lösung seines Problems nicht schlimmer ist als sein anfängliches Leiden.

USA 2022 – Action

Regie: Daniel Espinosa (Safe House)

Drehbuch:Burk Sharpless (Dracula Untold)

Darsteller: Jared Leto (Requiem for a dream), Adria Arjona (Das Belko Experiment), Matt Smith (Doctor Who), Jared Harris (Chernobyl)

Länge: 108 Minuten

Kinostart: 31. März 2022

Wertung: 7 von 10 Sternen

The Batman

Seit zwei Jahren kämpft der Milliardär Bruce Wayne (Robert Pattinson) als rächender Vigilant Batman für eine bessere Welt in seiner Heimatstadt Gotham City. Doch es ist ein einsamer Kampf, den nur wenige Verbündete wie sein Butler Alfred Pennyworth (Andy Serkis) und der aufrichtige Polizist Lt. James Gordon (Jeffrey Wright) unterstützen. Denn Gotham ist ein Moloch, zerfressen von einem korrupten Netzwerk, in das fast alle Beamten der Stadt und auch die reichen Eliten involviert sind. Doch als ein mysteriöser Killer diese ins Visier nimmt und eine Reihe sadistischer und tückischer Anschläge verübt, sind Batmans Detektiv-Fähigkeiten gefragt und die zahlreichen kryptischen Hinweise führen ihn immer tiefer in die Unterwelt.

USA 2022 – Action

Regie & Drehbuch: Matt Reeves (Cloverfield)

Darsteller: Robert Pattinson (Twilight), Zoe Kravitz (Mad Max: Fury Road), Colin Farell (Nicht auflegen), Paul Dano (Little Miss Sunshine)

Länge: 175 Minuten

Kinostart: 03. März 2022

Wertung: 7 von 10 Sternen

Kunstgeschichte trifft Kammerzofe

Am 07. Juli um 19 Uhr geben sich einmal mehr die Kunsthistorikerin Dr. Jutta Schwan und die Kammerzofe alias Monika Link in der beliebten Vortragsreihe „K&K-Kunstgeschichte trifft Kammerzofe“ im Römermuseum ein Stelldichein. Gemeinsam wird die Zauberwelt des Feenschlosses auf dem Karlsberg erkundet. „Raritäten und Kostbarkeiten, Gemälde und andere Kunstschätze ergänzten sich zu einem facettenreichen Augenschmaus und spiegeln wider, wie die adeligen Häupter im 18. Jahrhundert residierten. Hier wird alles verraten. Die Zofe bei Hofe bricht ihr jahrelanges Schweigen. Es geht um verbotene Blicke hinter die Kulissen auf das extravagante Interieur herzoglicher Wohnkultur. Und obwohl das Geld schon sehr knapp war, wurden erlesene Möbel aus Paris gekauft und der Herzog erfüllte sich jeden Wunsch. Wertvolle Gläser wurden bestellt und ständig hörte man Ermahnungen auf die Bilder der herzoglichen Gemäldegalerie Obacht zu geben. Henrietta verrät der Kunsthistorikerin unter dem Siegel der Verschwiegenheit, dass das Paradebett des Herzogs aus Paris kam und später wälzten sich die Franzosen darauf. Der Vortrag bringt Spannendes, Wissenswertes wie auch Heiteres aus der damaligen Zeit zur Sprache. Ein Muss für alle Barockbegeisterte und solche, die es werden wollen!

Alle Infos auf www.roemermuseum-schwarzenacker.de oder telefonisch unter 06848/730777.

30 Jahre Filmhaus – das kommunale Kino der Stadt

Andere Filme anders zeigen – dafür steht das städtische Filmhaus in der Mainzer Straße in Saarbrücken. Dieses Jahr feiert es sein 30-jähriges Jubiläum am Standort. 1966 wurde mit dem Essener Cinema66 das erste kommunale Kino in der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Das löste einen wahren Gründer-Boom aus, der auch die Landeshauptstadt Saarbrücken erfasste, deren Kinoaktivitäten erstmal an verschiedenen Orten in Saarbrücken stattfanden. Erst Ende der Achtzigerjahre fand man im Innenhof der Mainzer Straße 8 den idealen Standort für das Filmhaus, wie es zukünftig heißen sollte. Mit den Büros für die kommunale Filmarbeit und das Filmfestival Max Ophüls Preis eröffnete im Januar 1992 ein zentraler Kulturort an einem der lebhaftesten Boulevards von Saarbrücken. Seither bietet das Filmhaus an sieben Tagen die Woche alles, was ein kommunales Kino ausmacht: gute Filme zum Neustart, Filmreihen zu gesellschaftsrelevanten Themen, Filmveranstaltungen in Kooperation mit Institutionen, Verbänden und Vereinen, Kinobildung für Kita- und Schulkinder, Open Air-Kino, Filmdiskussionen mit Gästen. Ergänzt wird das Programm durch Vortragsreihen und Lesungen. Das gemütliche Foyer ist ein beliebter Ort für geselliges Beisammensein.

Alle Infos zum Filmhaus und das aktuelle Programm auf filmhaus.saarbruecken.de

Quelle: HBK Saar

Du Glückspilz!

Hallo Mikrokosmonauten: Sind Glückspilze eigentlich giftig?

Letztendlich erschien es mir glasklar. Ich nippte an meinem Kaffee, blickte in die Ferne und atmete dann tief ein- und aus. Ich konnte es nahezu riechen – ungetrübt und klar: Das Glück in seiner reinsten Form. Es riecht ein bisschen nach Erdbeere. Und Benzin. Fakt ist, dass Glück es immer schafft, dass sich die Gesichtsmuskulatur vollends entspannt und man zu einem Lächeln neigt, statt die Stirn zu runzeln. Das Bewusstsein, dass man gerade glücklich ist, geht einfach. Die Einsicht, dass man vom Glück gesegnet ist, dauert hingegen oft etwas länger.

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Von der Sonne geküsst

Grundsätzlich bin ich ja etwas verlegen, wenn es darum geht, mein Glück in die Welt zu posaunen. Zu groß ist meine Sorge, man könnte es mir übel nehmen. Wie kann man nur? Wir haben schließlich Inflation, Krieg und Unruhe auf der Welt. Außerdem ist alles zu teuer, zu unbeständig, zu gefährlich. Beklommen sollte ich sein, unsicher und voller Zweifel. Wie in der Fabel von der Grille und der Ameise sollte ich eher wie die Ameise für Notzeiten vorsorgen, arbeiten, sparen und alles in meinem Bau vorbereitet haben, wenn der Winter oder der Weltuntergang kommt. Natürlich soll uns die Fabel eine Mahnung sein, denn die sorglose Grille, die lieber in den Tag hinein lebt, glücklich und frei ist und nicht an Morgen denkt, wird den Winter schlussendlich nicht überleben, während die Ameise in ihrer warmen Stube sitzt. Eine Lehre sollte es uns sein, wenn wir einfach das tun, wonach uns der Sinn steht. Böse und verwerflich ist es, wenn ich wir fordern:

„Wir möchten HEUTE glücklich sein!“

Denkt ihr nicht genauso? Und schaut ihr nicht jeden Morgen in den Spiegel und sagt zu euch: „Verdammt, hab ich ein Glück, es so weit geschafft zu haben!“. Ich gebe zu, dass ich nicht gerade jeden Tag in einen Freudentaumel falle, wenn ich in den Spiegel schaue und dass es mir auch nicht immer gleich bewusst wird, wie viel ich in meinem Leben bereits erreicht habe. Aber genau das sollte ich mir viel öfter vor Augen führen. Und ihr auch!

Dass ich ein Glückspilz bin, war bereits früh klar. Sobald ich krabbeln konnte, stürzte ich eine Treppe hinunter, ohne, dass ich auch nur einen Kratzer davongetragen hätte. Einige Jahre später stritt ich mich mit meinem Cousin und in brüllendem Feuereifer warf er mir einen riesigen Sandstein-Brocken hinterher, der mit einem lauten Bums nur wenige Zentimeter neben meinem Kopf gegen die Tür flog und in tausend Teile zerbrach. Soweit ich mich erinnern kann, wäre in meinem bisherigen Leben zwar vieles um ein Haar ins Auge gegangen, aber eine unsichtbare Macht steuerte mich nie blindlings in die totale Katastrophe. Es ging am Ende immer wieder alles gut. Und manchmal sitze ich in meinen bescheuerten selbst kreierten Problemen und könnte mich ohrfeigen, wie dämlich das eigentlich ist. Im Vergleich zum großen Ganzen erscheinen die nämlich völlig nichtig.

Wir sind Glückskinder. Warum? Weil wir es bis hierhin geschafft haben! Ganz ehrlich, wie oft sagen wir uns, dass wir glücklich sind? Und wie oft meinen wir das auch so? Bis jetzt noch gar nicht? Na, dann wird es aber Zeit!

Vor einiger Zeit schickte mir ein Bekannter das Buch “Glückskinder” von Hermann Scherer. Ich fand das total originell, weil man heutzutage immer seltener ein Buch in die Hand nimmt, geschweige denn etwas in Papierform liest. Zu sehr hat uns das Internet im Griff und “etwas lesen” bedeutet heutzutage, das Smartphone in Schallgeschwindigkeit durchzuscrollen oder sich die Zeit für L!VE zu nehmen. Wie dem auch sei. Das Buch gab mir ein unglaublich gutes Gefühl, denn es befasst sich mit Chancen, die darauf warten, genutzt zu werden. Und überhaupt und sowieso mit Glück und dem Zustand des Glücklichseins. “Die Sorte Glück, die ich meine, wenn ich von Glückskindern spreche, ist der Zustand des Glücklichseins, der nicht durch einen zufälligen Glückstreffer hervorgerufen wird, sondern durch eine Art zu leben, die einem ermöglicht, dauerhaft Chancen zu entdecken und zu nutzen.”, schreibt Scherer und genau so würde ich es unterschreiben. Ich sitze zum Beispiel gerade im heimischen Garten, es kühlt allmählich ein wenig ab, wenn man denn von Abkühlung von 30 auf 26 Grad überhaupt sprechen kann. Meine Nase ziert ein fescher Sonnenbrand und zu meiner Rechten steht ein kühles Bier, nach welchem ich mich in ebendiesen ersten Sommertagen ganz besonders sehne. Ich habe heute gleich mehrere Chancen genutzt. Die erste gleich heute Morgen als ich aufstand. Ich stand einfach auf. Punkt.

Banale Chancen bergen oft maximales Glück

Leute, es geht nicht darum, einen Trip zum Mount Everest zu planen, so lange Lotto zu spielen, bis man gewinnt oder sich zum Ruhm zu peitschen, um sich als Glückspilz zu definieren. Die einfachsten Mittel und Wege sind nämlich prädestiniert dafür, uns Glück zu bescheren und uns vor Augen zu führen, welch enormes Glück wir haben. An einem Samstagmorgen durch den Wald zu spazieren und den Vögeln zu lauschen zum Beispiel. Oder sich auf sein Bike zu setzen und neue Gegenden zu erkunden. Einen Ausflug zum See machen und einfach per Arschbombe ins Wasser springen. Kurz Innehalten und die Augen schließen und einfach nur Lauschen. Hört ihr was? Ich glaube, man will euch was sagen:

Schön ist es auf der Welt zu sein!

Und einfach so habe ich seit Neuestem ein Ritual. Ich gehe jeden Tag, vorzugsweise in meiner Mittagspause, eine Runde spazieren. Ich setze ganz banal einen Fuß vor den anderen und bin an der frischen Luft. Man sagt, dass man jeden Tag zwanzig Minuten in der Natur verbringen sollte. Und wenn man sehr beschäftigt ist, sollte man eine ganze Stunde in der Natur sein. Ich nehme mir diese Zeit einfach, also bitte kein Neid. Ihr könnt das nämlich genauso tun. Auf einem meiner Streifzüge durch den Wald entdeckte ich neulich übrigens einen Fliegenpilz und stellte mir die Frage, warum man gerade diese Pilze mit Glück in Verbindung bringt? Vielleicht, weil man enormes Glück hat, wenn man unliebsamen Mitmenschen einen solchen ins Risotto mischt? Historisch betrachtet wurden Menschen, die viel Glück hatten früher voller Argwohn betrachtet. So etwas konnte ja nicht sein, besonders nicht im dunklen Mittelalter, als Seuchen grassierten und man überall Scheiterhaufen lodern sah. Entkam man Pest und Inquisition, konnte ja etwas nicht mit rechten Dingen zugehen und so wählte man den schönen, auffälligen Fliegenpilz als Symbol des vermeintlich trügerischen Glücks. Quasi eine gemeine Stinkmorchel im Fliegenpelz.

Am Ende ist es doch so: Fliegenpilze sind wunderschön anzusehen und wer ihn als Glückssymbol nicht mag, kann auch Hufeisen, Schornsteinfeger oder Marienkäfer nehmen. Letztere beobachte ich im Moment übrigens wieder häufiger. Eine Zeitlang hieß es ja, sie wären vom Aussterben bedroht. Kann aber nicht sein. Ein  Glückssymbol kann doch nicht vom Pech verfolgt werden, oder etwa doch? Wie dem auch sei: Vielleicht sind sie Vorboten für weitere Glücksmomente in meinem Leben.

Glück stirbt nämlich nicht aus.

Boarding completed

Seit dem vermeintlichen Ende der Pandemie bzw. ihrer Sommerpause, durch die sich jeder – wie bei Mon-Chéri – schon jetzt auf den Herbst freuen kann, strömen wieder Woche für Woche Eltern in Zoos, um ihrem Nachwuchs diejenigen Geschöpfe näher zu bringen, die mit uns diesen Planeten bevölkern und die man sonst nur im Fernsehen oder auf dem Teller sieht. Marlon, Mira & Co. sollen neben den Läusen aus dem Kindergarten und den Silberfischen aus dem heimischen Bad eben auch einmal die Tiere in echt zu Gesicht bekommen, die sie von Mamis und Papis miesen Tätowierungen kennen…

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Erst beim Bestaunen eines lebensgroßen Elefanten wird dem Nachwuchs nämlich bewusst, welche Arbeit Uropa Reimer damals hatte, als er aus dem Bein eines der Dickhäuter den Schirmständer bastelte, der immer noch in der Diele steht. Begegnungen mit Wildschweinen bei Sonnenlicht am Tag bleiben zudem ganz anders in Erinnerung als bei Scheinwerferlicht in der Nacht, wenn einen plötzlich ein Gitter aus Metall statt nur eines Kühlergrills aus Plastik voneinander trennt. Auch Delfine sehen als Blickfang im Fischbecken irgendwie anders aus als als Beifang in der Fischdose…

Spannender als alle Arten von Vierbeinern sind jedoch alle Abarten von Zweibeinern, die aufgrund ihrer Fähigkeit, eine Digitaluhr ablesen zu können, zu den Menschen gezählt werden. Von allen Lebewesen auf der Erde mögen Eichhörnchen zu den drolligsten, Kobras zu den gefährlichsten und Pinguine zu den bestangezogensten gehören. Wenn es jedoch darum geht, welche Art mit Abstand die seltsamste ist, da ihr Aussehen nicht selten skurriler als das eines Nacktmulls und ihr Verhalten unberechenbarer als das eines Krokodils ist, dann steht der Mensch ganz oben auf der Liste…

Anders als Tiere können Menschen zwar nicht in Zoos, sondern allenfalls in Gefängnissen in Käfigen bestaunt werden, jedoch besteht beim Homo sapiens wie bei keinem anderen Primaten die Möglichkeit, ihn in freier Wildbahn zu studieren. Ein aufregendes wie gleichsam furchterregendes Ereignis zu sehen, welche unterschiedlichen Geschöpfe als Menschen durchgehen. Ohne Zweifel ist hier und da etwas gehörig schief gelaufen, als in prähistorischer Urzeit die Entscheidung fiel, aus welchen Einzellern sich Menschen und aus welchen sich Couchtische entwickeln sollten…

Faszinierender als Paviane, die in der Öffentlichkeit ihren Hintern präsentieren, sind Menschen, die sich in der Öffentlichkeit als Arsch präsentieren. Zwei Jahre Tragen von Corona-Schutzmasken mit mehr als zuvor üblich reaspirierter eigener Atemluft haben dem ein oder anderen menschlichen Gehirn, das zuvor bereits nur auf Sparflamme arbeitete, offenkundig den Rest gegeben. Zumindest die Hirnareale, die für Sozialkompetenz und Empathie verantwortlich sind, scheinen sich in der Pandemie rückgebildet zu haben und nicht mehr zu sein als ein Pfälzer Saumagen…

Besonders gut ist dies u.a. bei den derzeit wiederauflebenden Flugreisen zu beobachten. Ein Langstreckenflug in der Economy Class mit hunderten Menschen unterschiedlichster Herkunft und Einstellung zu Knoblauch lässt erahnen, wie es in Noahs Arche wohl zuging, als die Waschbären neben den Stinktieren Platz nehmen mussten. Bestand damals zumindest die Hoffnung, dass der übelriechende Nebenmann durch die Sintflut dem dringend nötigen Wasserkontakt ausgesetzt wird, kann man in einem Flugzeug nur hoffen, dass es im Bordverkauf günstiges Parfüm gibt…

Was für den Tierbeobachter die Vielfalt flugfähiger Vogelarten ist, ist für den Menschenbeobachter die Vielfalt flugwilliger Menschenarten. In 10.000 Metern Höhe hält sich intelligentes Leben außerhalb wie innerhalb der Kabine arg in Grenzen. Durch den geringen Druck scheint sich Dummheit auszudehnen wie Luft unter dem Joghurtdeckel. So ist das Beobachten afrikanischer Tiere in einem Safaribus nicht annähernd so interessant wie das asiatischer Menschen in einem Airbus. Auch wenn man dort seine Fluchtinstinkte kontrollieren muss, die dazu verleiten, durch die Kabinentür ins Freie zu fliehen…

Bei Mitreisenden wie bei Fluglinien besonders beliebt sind Deutsche mittleren Alters, die schon eine Stunde vor dem Boarding am Abflugschalter Schlange stehen. Sie sind stets an ihren neuen Outdoor-Jacken zu erkennen. Durchsagen, die bestimmte Sitzreihen aufrufen, ignorieren sie grundsätzlich. Sie müssen als Erstes in der Maschine sein, um Auswahl bei den Zeitschriften zu haben und das Handgepäck im Wunschfach verstauen zu können. Kaum am Platz, legen sie ihre Arme breitflächig auf die Lehnen und kippen den Sitz nach hinten, um ihre Gebietsansprüche deutlich zu machen…

Nach dem Start lässt der typische Deutsche jeden gerne wissen, dass er den Vogel sanfter in die Luft gebracht hätte. Er bestellt Whiskey, der ohne Eis zu warm und mit Eis zu kalt ist, und fühlt sich von allem und jedem gestört. Was er dem Bordpersonal durch dauerndes Betätigen der Ruftaste und in Amtsdeutsch auch zu verstehen gibt. Anschnallzeichen gelten für ihn nicht, da er ein Attest vorweist, dass ihn der Gurt einengt. Wenn das gewünschte Essen bereits aus sein sollte, ist eine schriftliche Beschwerde unabwendbar. Da lobt man sich Nationalitäten, die sich nicht verhalten wie der Führer…

Südamerikaner zum Beispiel. Sie erkennt man meist am Rollkragenpullover, der aus ihrem Ausschnitt wächst. Sie sind eher ruhig und können schön einmal mit Alpakas verwechselt werden. Nicht jedoch mit Südeuropäern wie z.B. Italienern, da ihnen die Goldkette und das lichte Kopfhaar fehlt. Einfach zu erkennen sind Schweizer, die auf jedem Gepäck- und Kleidungsstück ihre Landesflagge haben und sich wegen ihrer Neutralität für kein Getränk entscheiden können. Holländer sehen außerhalb ihrer Wohnwägen fast aus wie Deutsche, hören sich nüchtern aber so an wie unsereins sturzbesoffen…

Für das besondere Flugambiente sorgen jedoch Asiaten. Beeindruckend, dass ihr Geld stets für das neuste Tablet, nie jedoch für ein Taschentuch reicht. Dank des Corona-Mundschutzes braucht man zumindest derzeit ihre ständig oszillierenden Rotzfahnen nicht mit anzusehen. Die Pandemie hat(te) also durchaus auch etwas Gutes. Das Schlürfen und Schmatzen asiatischer Sitznachbarn beim Verzehr eines einzelnen Stückchens Obst bekäme man übrigens selbst nicht einmal hin, wenn man mit dem ganzen Kopf in einer Wassermelone stecken würde…

Unabhängig von ihrer Herkunft ist der Drang vieler Passagiere, direkt nach der Landung an die Staufächer zu hechten, als ginge es um Leben und Tod. Auch das Einschalten des Handys kann unmöglich warten, bis man die Maschine verlassen hat. Schließlich will jeder zuhause wissen, dass man gerade zwischen Notausgang und Bordtoilette im Flugzeuggang steckt und die Decke mit dem Airline-Logo ins Handgepäck gepackt hat. Boarding completed… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Tomatensaft im Flugzeug schmeckt am besten, wenn man ihn kurz vor dem Trinken gegen einen Gin-Tonic austauscht.

Sitzen ist das neue Rauchen

Bewegung ist eine feine Sache! Tanzen, essen, sich fortpflanzen sind nur einige Beispiele für den Spassfaktor an der körperlichen Betätigung. Aber muss es denn unbedingt auch Laufen sein? Wir haben mit Betroffenen gesucht und schnell mit ihnen gesprochen, bevor sie wieder losgelaufen sind. 

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Überall und zu jeder Tageszeit begegnen einem Laufende – und es scheinen immer mehr zu werden. Da kommt nicht zu Unrecht die Frage auf, ob da was dran ist an der Rennerei oder ob es sich bei den Betroffenen nur um Leugner der Evolution oder Weltgeschichte handelt. Man könnte ja glattweg behaupten, wenn Mutter Natur gewollt hätte, dass der Mensch läuft, hätte er immer noch vier oder mehr Beine. Und auch der Umstand, dass die bedeutendsten Erfindungen der Menschheitsgeschichte wie Rad, Auto, Fernseher und Flugzeug dem Streben nach Bewegungsvermeidung entsprungen sind, lässt sich bestimmt irgendwie wegschwurbeln. Blöd ist nur, dass die Jungs & Mädels mit den schicken Sportschuhen so gar nichts von gemeinen Querdenkern haben, sondern im Gegenteil eher vernünftig und dazu noch beneidenswert gesund rüberkommen.

Vielleicht ist es einen Art Gen-Defekt, der erst ab einem gewissen Alter seinen verhängnisvollen Einfluss geltend macht? Denn während junge Erwachsene zwischen 20 und 30 ihren Bewegungsdrang üblicherweise auf Partys, in Clubs und bei zwischenmenschlichen Interaktionen ausleben, scheint alles das, was körperlichen Spaß macht, nach Vollendung des dritten Lebensjahrzehnts vergessen und verdammt zu sein. Stattdessen rennt die Generation Ü30 zunehmend scheinbar ziel- und sinnlos durch Parks, Straßen und Wälder und das zumeist auch alleine, gerade so als würde das Laufen in Gruppen Erinnerungen daran wieder hervorrufen, was man mit anderen Menschen so alles anstellen könnte. Aber ist das wirklich die alles erklärende Lösung für den Lauf-Hype der letzten Jahre? Ist da am Ende doch mehr dran?

Im letzten Jahr ging grob ein Drittel aller Deutschen ab 14 Jahren mehr oder weniger regelmäßig laufen oder joggen. Der Grund dafür waren weder fehlende fahrbare Untersätze noch der schlecht ausgebaute ÖPNV, sondern tatsächlich die Lust an der Bewegung und die Erfahrung echte Qualitätszeit für sich selbst zu erleben. Laufen ist eben eine ganzheitliche Sportart, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringt und dabei nicht nur ein idealer Sport, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen oder ein wesentlicher therapeutischer Baustein bei Erkrankungen wie Diabetes, nach einem Burnout, bei Depressionen oder Angststörungen, sondern nicht zu unterschätzenderweise auch unglaublich günstig. Wer allerdings mit der Gesamtsituation auf unserem Erdenrund nicht wirklich zufrieden ist, sollte sich das mit dem Laufen vielleicht noch mal überlegen, denn regelmäßiges Laufen erhöht die Lebenserwartung, verlängert also das Elend auch noch. Frauen leben etwa fünfeinhalb Jahre länger, Männer werden sogar im Schnitt durchschnittlich knapp über sechs Jahre älter. Dieser Effekt tritt schon ein, wenn man mindestens eine halbe Stunde pro Tag moderat läuft, das heißt, laufen ohne zu schnaufen. Diejenigen unter uns, die sich schon länger nur zwischen Couch und Kühlschrank bewegt haben oder über 35 Jahre sind, sollten beim Einstieg in den Laufsport Vorsicht walten lassen. Ein Besuch beim Hausarzt und Orthopäden sollte sicherstellen, dass Herz und Kreislauf der ungewohnten Aufgabe gewachsen sind und die Gelenke in entsprechender Verfassung sind. Ebenso nicht ganz unwichtig, die ehrliche Erkenntnis in welcher Gewichtsklasse man mit dem Laufen beginnen sollte. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist dabei natürlich die Ausrüstung, wie der saarländische „Lauf-Papst“ und Ausrüstungs-Spezialist Henning Jochum erklärt, der selber sein Hobby zum Beruf gemacht hat, in der Woche in Abhängigkeit von seinem Trainingsplan auch mal bis zu 60 km zurücklegt:

„Das Wichtigste überhaupt ist natürlich der Schuh. Der muss individuell auf die Anatomie und den ganzen Menschen passen. Ein typischer Anfängerfehler, den man tunlichst vermeiden sollte, ist zum Beispiel das Benutzen irgendwelcher alter Schuhe und mit denen einfach mal loszulegen. Dabei sollte man bedenken, dass so ein Schuh, selbst wenn man nicht damit läuft, maximal eine Haltbarkeit von etwa zwei Jahren hat, dann fängt er an auszuhärten. Mitunter ist es schon witzig zu sehen, dass Leute hier mit zehn oder fünfzehn Jahren alten Schuhen in den Laden kommen und sich wundern, dass irgendwie nix mehr geht. Eine Faustregel lautet, dass ein Laufschuh 800 bis 1000km hält. Die der Entscheidung für einen Laufschuh zugrunde liegende Analyse sollte entsprechend regelmäßig wiederholt werden, dass sich Schuhe, aber auch der Laufstil ändern. Deswegen einfach beim nächsten Schuhkauf beim kompetenten Fachhändler kurz aufs Laufband zum Check. Man muss unbedingt darauf achten, wie ein Mensch sich bewegt und dass sich der Schuh genau dieser Bewegung anpasst. Man muss sich einfach vorstellen, dass das Laufen ja immer eine Flugphase besitzt und selbst wenn man langsam läuft, ist die Belastung auf Füßen, Hüfte und Gelenken bei jedem Schritt ungefähr so, als ob ich von einem 20 – 25 cm, hohen Kasten springe. Bei einem Lauf von 5 km macht man etwa 5000 Schritte, d.h. 5000 Sprünge und Landungen. Das gibt einem eine ganz gute Vorstellung, was das für eine Belastung für Fußgelenke und Knie bedeutet. Deswegen sollte da schon der richtige Schuh am Start sein, der damit umgehen kann. Deswegen auf keinen Fall bei den Schuhen sparen! Laufen ist auf die Zeit gesehen ein unheimlich günstiger Sport, auch wenn ein guter Schuh seinen Preis hat. Trotzdem wird halt leider oft am falschen Ende gespart und dann kommen die Verletzungen. Und natürlich gehört zum Schuhkauf immer die sachkundige Beratung im Fachgeschäft, inklusive einer gründlichen und kompetenten Analyse auf dem Laufband. Bei der übrigen Bekleidung kommt es auf Zweierlei an. Einmal ein Baumwollunterhemd, dass halt wirklich die Feuchtigkeit von der Haut wegtransportieren kann und eine gute Jacke für Herbst und Winter, die nach außen absperrt. Sowas hält dann auch zig Jahre. Ich hab‘ eine zwanzig Jahre alte Gore-Jacke, die funktioniert immer noch.“

Prahlen mit Zahlen

Ist das alles abgeklärt, sollte eher zurückhaltend ins Laufgeschäft eingestiegen werden. Am besten ist es, erstmal nur zwei bis drei Minuten zu laufen und dann eine ebenso lange Geh-Phase einzulegen. Die Lauf-Phasen sollte man fünf Mal wiederholen und dieses Pensum dann langsam steigern. Ideal ist es, drei Mal die Woche eine halbe Stunde zu laufen. Bei einem solchen sanften Start und konsequenter Steigerung der Laufeinheiten, werden sich schon innerhalb von vier Wochen Ausdauer und Leistung merkbar verbessern, was natürlich auch für neuerliche Motivation sorgt. Henning Jochum ergänzt:

„Nicht zu übertreiben ist ungemein wichtig. Nicht zu viel zu trainieren und nicht nur das Laufen sehen, sondern zum Beispiel auch Krafttraining und das Dehnen nicht zu vernachlässigen. Also nicht nur rennen, sondern auch ein bisschen rechts und links gucken. Die Abwechslung macht’s und der Muskulatur immer wieder andere Impulse setzen.“

Auch Mirko Stublic, dank Facebook und Instagram vielleicht einer der bekanntesten Läufer an der Saar hat einen guten Ratschlag für Frischlinge:

„Jeder der anfangen will, sollte das einfach mal ein paar Wochen probieren, das aber konsequent. Strecke egal, Tempo egal, Wetter egal. Ich bin halt recht schnell zum Glück und laufe wie gesagt mindestens 10 km, aber ich ziehe vor jedem den Hut, der dreimal in der Woche 5km läuft. Dranbleiben, auf gutes Equipment achten und los geht’s!“

Es gilt achtsam und aufmerksam mit sich umzugehen. Gerne wird zu viel in zu kurzer Zeit und Fehler gewollt oder erzwungen und Fehler schleichen sich ein, die den Körper eher belasten als ihm gutzutun. Die Motivation geht flöten und im worst case kommt es sogar zu Verletzungen. Eigentlich sagt der Körper einem, ob ihm gerade Gutes getan oder ob übertrieben wird, man muss nur darauf hören. Bei starken Schmerzen, Atemnot oder anhaltendem Schwindel, sollte unbedingt eine Pause eingelegt werden. Der Kreislauf macht meist schlapp, wenn der Trainingszustand noch nicht besonders gut ist und die Laufintensität oder die Laufdauer zu hoch gewählt wurden. Wenn das anhält, kann ein neuerlicher Besuch beim Arzt nicht schaden – im Gegenteil! Durch eine Überlastung des Knorpels an der Kniescheibe oder im Kniegelenk selbst, oftmals verursacht durch nicht passendes Schuhwerk oder eine falsche Lauftechnik kann es zu zunehmenden Schmerzen beim Laufen kommen. In jedem Fall sollte das Laufen unterbrochen werden und bei wiederkehrenden Knieproblemen unbedingt frühzeitig zur Abklärung zum Sportarzt. Bei Muskelkater und Seitenstechen gilt: Pausieren und dem Körper Ruhe gönnen. Seitenstechen betrifft auch eher Untrainierte, deren Atemsystem sich erst an die sportliche Belastung gewöhnen muss. In diesem Fall sollte man das Lauftempo reduzieren, tief durchatmen und gegebenenfalls Zeigefinger und Daumen locker aneinander reiben (klingt komisch, hilft aber wirklich).

Wer dies alles beachtet, ist ohnehin auf dem richtigen Weg, doch gerade jetzt im Sommer, gibt es Weiteres zu beherzigen, wie Dr. Peter Kessler rät:

„Wenn der Dermatologe ans Laufen denkt, fallen ihm generell sofort zwei Sachen ein: oben und unten! Mit „oben“ sind der Kopf und das Gesicht gemeint, bei Glatzenträgern auch die hohe Stirn. Sonne droht hier – insbesondere um die Mittagszeit – Schäden zu setzen, insbesondere Sonnenbrand und Hitzschlag. Daher immer gut eincremen (gilt natürlich auch für alle anderen ungeschützten Körperstellen), Mütze nicht vergessen und im Schatten laufen. Mit „unten“ sind die Füße gemeint. Gut passendes Schuhwerk schützt vor Schwielen und Hühneraugen, regelmäßiges Lüften der Schuhe und konsequente Fußhygiene ist das A und O in der Vorbeugung des Fußpilzes. Und generell gilt: Trinken nicht vergessen – wie immer!“

Und als ob das alles nicht genug wäre, nutzen die allermeisten Getriebenen gnadenlos alles, was modernste Technik und die sozialen Medien zu bieten haben, um ihre Mitmenschen über alles mögliche Zahlenmaterial auf dem „Laufenden“ zu halten. Läufer sind scheinbar echte Statistik-Nerds: Geschwindigkeiten, Kilometer, Höhenmeter, gelaufene Zeit, Herz-, Schritt- und Atemfrequenz. Wer es ganz genau wissen will, analysiert noch seine vertikale Bewegung, die Bodenkontaktzeit und die eigene Schrittlänge. Natürlich alles in Abhängigkeit zur Laufgeschwindigkeit, dem eigenen Wohlbefinden und den vorherrschenden Wetterverhältnissen. Aber mal ehrlich, dieses Prahlen mit Zahlen und sich mit seinenLaufergebnissen zu rühmen gehört wohl eindeutig zu den Schattenseiten des Laufsports. Keine Frage, wer einen Wettkampf gelaufen, egal ob gegen andere oder nur gegen den inneren Schweinehund, hat – unabhängig, ob 5, 10, 21 oder 42 Kilometer –, jeden Respekt verdient. Das dabei gewonnene Zahlen- und Datenmaterial ist letzten Endes für alle anderen außer einem selbst völlig irrelevant und grenzt an digitale Umweltverschmutzung. Nicht wirklich anders verhält es sich übrigens mit den gerne geposteten „nachher“ Fotos, die den Betrachter oftmals mit dem Gedanken spielen lassen, Rettungskräfte oder zumindest Sauerstoffzelt-Verleiher auf den Plan zu rufen.

­­­­­­­­­­­­­­­­­­­Ich habe mit dem Laufen angefangen, damit ich mehr essen kann!“

Aber jetzt mal im Ernst und ohne jede Ironie, was sind das für Menschen und aus welchen Gründen strapazieren sie regelmäßig ihre Lungen, Beine und Füße. Tatsächlich haben wir gleich mehrere „Laufende“ getroffen, die nicht gleich vor unseren Fragen davongerannt sind und kamen nicht um die Erkenntnis herum, dass wohl doch mehr am Laufen dran ist, als wir faulerweise gemutmaßt hatten. Das zeigt sich schon bei den Gründen, aus denen mit der Lauferei begonnen wurde. Jenny Kriesche zum Beispiel, die mittlerweile alle paar Wochen an Wettkämpfen teilnimmt und für die Teilnahme an einem Marathon auch mal bis nach Hawaii fliegt, hat eine einfache und sehr nachvollziehbare Erklärung:

„Zum Laufen gekommen bin ich hauptsächlich durch meinen Papa, der auch Marathonläufer ist und mit dem ich gerne mal einen Marathon laufen wollte (bin ich den ersten 2016 gemeinsam mit ihm) und seitdem bin ich dabeigeblieben. Laufen ist für mich ein guter Sport, da man nicht viel dafür braucht und es von überall aus ausüben kann.“

Ein gutes Stück weit pragmatischer lief das beim ehemaligen Sneaker-Papst Mirko Stublic, der schon lange bevor er selber in Gang kam, seinen Kunden zumindest sehenswertes Schuhwerk näherbrachte:

„Nachdem ich nach Saarlouis gezogen war, musste ich erstmal neue Kontakte aufbauen und hab‘ die freie Zeit genutzt, um mit dem Laufen anzufangen und habe dann schnell festgestellt, dass mir das richtig Freude macht. Für mich ist die Triebfeder inzwischen ganz einfach, das ganze Jahr über, wenigstens dreimal die Woche raus an die frische Luft zu kommen.“

Wiederum etwas anders gelagert war die Anfangsmotivation bei der Miriam Bilke-Perkams. Sie ist insofern eine untypische Wiederholungstäterin, da nach einer verletzungsbedingten Pause wieder angefangen hat, vor allem, um den unausweichlichen Folgeerscheinungen ihres anderen Lieblingshobbys, Torten- und Kuchenbacken, entgegen zu wirken. Gelaufen ist sie schon immer, beziehungsweise hat Sportarten betrieben in denen laufen eine Rolle spielt, wie z.B. Crossfit.

„Nach einem Achilles-Sehnenriss 2014 bekam ich die Prognose: Sie können gerne weiter Sport machen, aber nichts mehr was mit Laufen zu tun hat. Da habe ich meinen Sport fast ganz zurückgefahren. Dann kam zu Beginn der Pandemie eine Freundin zu mir, die auch eine längere Pause eingelegt hatte, mit einem „Wiedereinsteiger“ 5 km Trainings-Plan zu mir kam. Der lag zwar dann erstmal ein paar Wochen bei mir rum, aber nachdem ich mir mit einer anderen Freundin ein ausgedehntes Torten-Battle auf Instagram geliefert hatte, dachte ich mir: Wenn ich so weitermache, sehe ich nach Corona aus wie ein Oger. Da habe ich in den Plan in die Hand genommen und mir gesagt: Okay, wenn ich weiter viel essen will, sollte ich jetzt wieder mit dem Laufen anfangen. Und da war dann auch schon der Ehrgeiz es dem Orthopäden zu zeigen, was dann auch nach viel Mühen und dank der Unterstützung meines ehemaligen Crossfit-Trainers geklappt hat.“

Auch sonst ist bei der Sulzbacherin mit Laufschuh-Größe 43-44 manches anders als bei der Durchschnittsläuferin:

„Ich bin halt mit 1,83m ein bisschen größer und schwerer und werde so auch im Bereich der Hobbysportler keine Bestzeiten erreichen. Ich bin eben langsamer und kann damit leben und ich laufe halt so, dass ich hinterher keinen Herzinfarkt bekomme. Entsprechend gering ist mein sportlicher Ehrgeiz angesiedelt, was den Vergleich mit anderen angeht oder gar die Hatz nach Rekorden. Was ich auch nicht mache, ist, auf bestimmte Ereignisse, wie zum Beispiel der Berlin-Marathon gezielt hinzutrainieren. Tatsächlich laufe ich, wenn ich überhaupt bei Wettbewerben mitmache, fast nur Spendenveranstaltungen. Nach entsprechenden Fällen in der Familie habe auch ich mich mit dem Thema Krebs beschäftigt und fand es einen sehr guten Gedanken, durch Laufen die Leute dazu zu bringen zu spenden. Ich fand es gerade während der Pandemie wichtig etwas dafür zu tun, dass das Thema Krebs nicht hinten runterfällt. Spendenläufe sind da eine gute Gelegenheit und dann mache ich das auch gerne!“

Mit dieser Einstellung ist sie nicht alleine, denn auch Jenny Kriesche engagiert sich durch und über das Laufen hinaus:

„Ich minijobbe als Lauftrainer bei der Laufschule Saarpfalz, da ich auch sehr gerne in Gruppen unterwegs bin und auch gerne andere beim Erreichen der sportlichen Ziele unterstütze, von Anfänger – bis Marathontraining. Zudem bin ich in dem Verein Miteinander gegen Krebs e.V., die jährlich den Spendenlauf Cross against Cancer in Homburg veranstalten, dessen Einnahmen gespendet werden um Krebspatienten zu unterstützen. Da ist es schön zu sehen, wie gut das Laufen auch der Psyche tut.“

Was beim nach eigenem Bekenntnis „Genussläufer“ Mirko Stublic auffällt, ist seine eher ungewöhnliche Zeiteinteilung. Denn während eine große Mehrheit das abendliche Training bevorzugt, entpuppt sich der passionierte Bart- und Mützenträger als Frühaufsteher:

„Ich laufe morgens, immer! Das macht zwar ehrlich gesagt auch nicht immer Spaß früh aufzustehen, erst recht nicht, wenn auch noch bescheidenes Wetter ist. Ich gucke höchstens mal auf der Wetter-App, ob sich das Wetter bald ändern wird und verschiebe dann nach hinten, wenn meine Zeit es zulässt. Und zur Not gibt’s ja noch Regenjacken. Als ich zur Arbeit noch nach SB musste bin ich manchmal um halb fünf früh laufen gegangen, wenn’s zeitlich nicht anders ging. Du musst Dir halt einfach die Zeit für Dich nehmen. Wichtig ist aber immer, dass es Dir Freude macht. Wenn man sich dauernd zwingen muss, dann macht das keiner lange. Bei mir ist es so, dass ich mich spätestens nach dem ersten Kilometer doch freue, dass ich losgelaufen bin.“

Und noch etwas hebt ihn aus der Masse der Rennmenschen hervor:

„Tatsächlich laufe ich wie Forrest Gump nur auf Asphalt, nur auf Straßen rum. Alle anderen ziehen ja beispielsweise Waldboden vor, aber ich habe das Glück, dass ich robust und bis jetzt verletzungsfrei bin, obwohl ich in den acht Jahren jetzt über 17.000 km gelaufen bin und dabei habe ich alles erreicht, was ich mir vorgenommen hatte, 5 km unter 20 min, 10 km unter 40 min und bin Halb- und Marathon gelaufen.“

Ganz offensichtlich hat das Laufen längst einen besonderen Stellenwert für unsere Probanden eingenommen. Jenny Kriesche betont:

„Laufen ist aus meinem Leben nicht wegzudenken, weil es einfach ein schönes Hobby ist, es Spaß macht und abwechslungsreich ist. Ich schätze neben dem sportlichen Aspekt auch sehr den sozialen Aspekt des Laufens und der Zusammenhalt der Läufergemeinschaft.“

Miriam Bilke-Perkams schätzt besonders mit dem Laufen verbundene Qualitäts-Zeit:

„Für mich ist Laufen „me“ Time, meine Zeit für mich. Andere machen Yoga und für mich ist es halt das Laufen. Das ist für mich neben dem Job auch ein Resilienzfaktor.“

Auch Mirko Stublic will nicht mehr wirklich ohne:

„Ich bedauere es tatsächlich schon, wenn ich wegen Terminen nicht laufen kann, hab‘ dann aber trotzdem meistens einen guten Tag. Was mir dann fehlt, ist die Kombination aus der Bewegung und der Zeit für mich.“

Und so ein bisschen schielt er auch auf seine Social-Media-Aktivitäten:

„Ich hab‘ immer Handy dabei, damit ich den Notarzt rufen kann, wenn ich umfalle – und natürlich für das Photo hinterher, Social Media sind ja so wichtig beim Laufen.“ (sagt’s und grinst). „Tatsächlich freut es mich wirklich und gibt mir Antrieb, wenn Leute zu mir kommen und sagen: ich hab‘ nur wegen Dir mit Laufen angefangen, wegen Deiner Posts!“

Damit wäre dann der Schuldige gefunden!

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Jenny Kriesche

Name: Jenny Kriesche

Alter: 35

Läuft seit: 8 Jahren

Wöchentl. Laufleistung: 30 – 50 km

Lieblingsdistanz: Halbmarathon

Ziele: London- und Honolulu-Marathon

Miriam Bilke-Perkams

Name: Miriam Bilke-Perkams

Alter: 47

Läuft: 2 Jahren

Wöchentl. Laufleistung: >30 km

Lieblingsdistanz: 10 km (mit Luft nach oben)

Ziele: Bis ins hohe Alter gesund laufen zu können

Mirko Stublic

[Foto: <live 07-2022 laufen-mirko stublic social>]

Name: Mirko 53

Läuft seit etwas über 8 Jahren

Wöchentl. Laufleistung: 40 – 70 km

Lieblingsdistanz: >10 bis 30 km

Ziele: Keine mehr, alles schon erreicht,

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Cross against Cancer

Acht laufbegeisterte Frauen gründeten 2015 in Homburg-Kirrberg den Verein
„Miteinander gegen Krebs e.V.“. Zielsetzung ist die Verhütung und Bekämpfung von Krebserkrankungen, insbesondere auch Maßnahmen & Hilfen für Krebserkrankte. Um die Vereinsziele zu realisieren, wird jährlich der Benefiz-Lauf „Cross against Cancer“ mit Spendenrunden, 5km Nordic Walking, 5, 10 & 17km rund um das Homburger Waldstadion organisiert, um auf die Thematik Krebs in der Bevölkerung aufmerksam zu machen und dazu beitragen, dass Berührungsängste gegenüber an Krebs erkrankten Menschen durch deren Integration abgebaut werden Der Erlös wird an eine Organisation oder Institution gespendet, die sich mit dem Thema Krebs beschäftigt.

Cross gegen Cancer – am Sonntag 11.09. um 10.00 Uhr im Homburger Waldstadion