• Termine, News und Wissenswertes aus Saarbrücken, dem Saarland und der Welt:

Mein Lieblingsding: Der Plattenspieler

Die 21jährige Angelina Beaumont aus Saarbrücken ist eine ganz bemerkenswerte junge Frau. Das liegt noch nicht mal an ihrem unbestreitbar attraktiven Äußeren oder ihrem nachahmenswerten beruflichen Werdegang, denn zurzeit absolviert sie noch einen Bundesfreiwilligendienst und studiert ab Oktober soziale Arbeit. Vielmehr beweist sie vor allem auch mit ihrem Lieblingsding besonderen Geschmack und Stilsicherheit. Sie hat sich nämlich schon vor sechs Jahren einen klassischen Plattenspieler zugelegt und ihn ins Herz geschlossen. „Ich schätze an meinem Schallplattenspieler, dass er mir in einer Zeit, in der alles immer ganz selbstverständlich sofort zu haben ist, Musik zu etwas Besonderem macht. Spotify und Co. sind immer abrufbar, können aber nicht den „echten“ Klang einer Schallplatte wiedergeben. Deswegen habe ich ihn und auch die Schallplatten, die ich mir in der Zeit zugelegt habe, gelernt wert zu schätzen.“ Und von der Redaktion gab’s noch einen Extrapunkt für das aufgelegte Beatles-Vinyl – Daumen hoch!

Clubzone August 2022

Bei erneuten Temperaturen knapp unter 40 Grad – wohlgemerkt im Freien und nicht nur im BLAU – hätte auch diese Kolumne eigentlich wieder mit einer hymnischen Belobigung des Wettergottes für das prima Klima anfangen sollen, doch dann begannen die ersten Berufsnörgler an zu jammern. Zu heiß wäre es, zu schwül. Was ein Quatsch, denn jeder weiß, dass es genau drei Dinge bei einer echt guten Party nicht gibt: zu voll, zu laut, zu heiß. Also aufhören mit Mimimi und einfach weiter eskalieren. Doch von der bangen Frage, ob es jetzt vielleicht auch mal etwas kühler werden könnte oder warum kaum Clubs über richtige Klimaanlagen verfügen, ließen sich Gott sei Dank große Teile der Saarbrücker Club- und Partyszene nicht beeindrucken und es wurde einfach ungebremst weiter geschwitzt. Und jetzt auf ins wilde Treiben … 

Auch wenn das eben bereits angesprochene gute alte BLAU im Sommer kein bisschen kürzertritt, verteilt sich der Partyspaß hier zwischen Bahnhofstraße und Berliner Promenade auf immer mehr Flächen und Uhrzeiten. Gemeint sind natürlich die Aktivitäten des vorgelagerten CAFÉ BLEU, die einen Besuch in der Kultlocation schon zu vorher ungekannten Uhrzeiten und Orten sehr verlockend gemacht hat. Im „Kerngeschäft“ gab es dazu natürlich wie immer Wassereis und Fächer gratis für alle, doch wie man es aus dem BLAU schon seit fast zwei Jahrzehnten kennt, kann es trotzdem immer wieder sein, dass die Decke nachhaltig zu tropfen beginnt. Aber mit reichlich Berliner Luft im Kreislauf hat das niemand von heftigster Feierei abgehalten!

Nicht genug herausstellen kann man das Engagement, dass das ONE ELEVEN in den letzten Wochen an den Tag gelegt hat, denn wurde auch in den letzten Wochen wieder praktisch ein Partymonster nach dem anderen ausgepackt. Die FREAKY FRIDAY legt ja sowieso jede Woche die Latte richtig hoch, aber was beispielsweise die THE CROWN da mittlerweile in Serie abliefert ist ganz großes Feierkino. Mit dem Summer Clubbing hat das ONE ELEVEN ein Level erreicht, dass in dieser Qualität und Dichte in unserem Städtchen bisher unbekannt war. Jetzt mögen die typischen Nörgler einwenden, dass sie die guten alten Zeiten von MIRAGE, ATOMIC CLUB bis SEVEN in der Kultlocation in der Futterstraße, vermissen. Aber zum einen sprechen die mitunter riesigen Schlangen vorm Eingang bei der ein oder anderen Veranstaltung eine ganz eigene und deutliche Sprache und zum andern gab und gibt es hier ja auch nach wie vor akustische Köstlichkeiten auf die Ohren, wie zum Beispiel beim niegelnagelneuen COACHELLA Event Mitte Juli. Also gilt auch hier: aufhören mit rummosern, vorbeikommen und selber feiern.

Die Jungs und Mädels der EGO Crew haben im Juli mal wieder ihre Feierqualitäten bewiesen. Die neue Party PARDON MY FRENCH, hat ein weiteres Mal gezeigt, mit wie viel Kreativität und Liebe zum Detail hier Veranstaltungen geplant werden. Das spiegelte sich an dem Abend auch in der Besucherzahl und vor allem in der Stimmung wieder. Davon, dass die Leute im Sommer weniger in Clubs feiern gehen war auch bei der letzten Ausgabe der LEVEL Party im EGO nichts zu merken. Wie auch bei den vorherigen Terminen ist die Sause auch dieses Mal wie eine Bombe eingeschlagen. Das galt natürlich auch bei der WOMANIZED, der Nacht für die hübschesten & partytauglichsten Ladys, genauso wie für das gesamte KULTSTADTFEST-Wochenende mit der SAARBRÜCKEN LEUCHET Aftershow Party und der SAARBROOKLYN Nacht in der Stadtfest Edition. Bei so viel Party-Power sind wir natürlich gespannt, was die EGO Gang in den nächsten Monaten für Überraschungen bereithält.

Im APARTMENT ging‘s im Juli wieder richtig rund. Der altbekannte, studentische Freitag wurde wieder eingeführt, aber auf ein neues Level gehoben! Nebst viel Konfetti und standesgemäß total durchgeknallter Deko, trafen sich dort alte, bekannte APARTMENT-Gänger und viele neugierige Studies, denn das APARTMENT-Team hatte sich wieder dazu entschlossen, freitags Studenten bis 01.00 Uhr den halben Eintritt zu schenken!!

   Zu den Clubs, die diesen Sommer so richtig durch die Decke gingen, gehörte ohne den geringsten Zweifel das SOHO in der Mainzerstraße. Gerade im Juni und Juli, den Sommermonaten, in denen es angeblich eigentlich etwas ruhiger zur Sache geht, ging es hier richtig krass ab. Bei Höchsttemperaturen nahe dem Partysiedepunkt wurde gnadenlos abgefeiert und der Laden zum Beben gebracht. Mitte Juli schon hat das SOHO mit der KULTSTADTFEST AFTERSHOW den Feiervogel abgeschlossen. Deko vom Feinsten und Musik, die einfach nur nach vorne ging. Was diese Ausnahmeparty mal wieder auszeichnete, waren eindeutig de Gesangseinlagen der Menge, wenn der DJ mal kurz den Regler runterzieht. Schön schief und grell, so wie es eben sein muss. Und es steht zu befürchten, dass das jetzt im August so weiter geht.

Im hellen Tageslicht im Club dem ein oder anderen leckeren Getränk die Tanzfläche unsicher machen, kennt man ja eigentlich nur vom Ende der Nacht, beziehungsweise vom nächsten Morgen. Dass man aber statt um sieben Uhr morgens noch zu feiern, schon um sieben Uhr abends – im hellen Tageslicht – richtig schön feiern kann stellte AFTERWORK PARTY im SCHLOSSBERG HOTEL in Homburg eindrucksvoll unter Beweis. Zugegeben, gerade jetzt im Sommer hat es sich auf den ersten Blick beim Reinkommen schon irgendwie lustig angefühlt, hier im hellen Tageslicht steil zu gehen. Aber schon nach den ersten Takten von DJ Thomas Morobel, war das vergessen und die Tanzfläche wurde gestürmt. Aber Vorsicht, nur weil die Party früher als sonst im Nachtleben üblich startet, heißt das nicht, dass auch früher Schluss ist. Immer öfter ist hier im besten Haus am Platze der Eindruck entstanden, dass die feierwillige Partycrowd die ausgesuchten Rhythmen und die extrem schmackhaften Cocktails auch gerne als Einstieg in eine längere Partynacht nutzen würden. Aber warum auch nicht, Hauptsache es wird gefeiert!

Aber natürlich muss man nicht unbedingt nach Homburg fahren, um am frühen Abend zu feiern. Denn mit der FUCHS-BAR hat am St. Johanner Markt der tollste Innenhof im Saarland eröffnet. Für die Gestaltung des Kleinods zeichnen sich die Architekten Hauser & Luft verantwortlich und für das Barleben kein Geringerer als Gastro-Urgestein Cassius. Erwartungsgemäß gingen schon die Nächte beim Preopening richtig durch die Decke bzw. mangels Decke in die freie Luft. Also noch schnell hingehen, bevor der Sommer oder der Klimawandel ein Ende hat…

In diesem Sinne, take care   J.K.T.

Eilmeldung

Hallo Mikrokosmonauten: Schreiben, was man denkt!

Wenngleich ich in Sachen Journalismus ein regelrechter Amateur bin, da ich lediglich meine geistigen Ergüsse mit der Welt teilen möchte, sehe ich mich dennoch in der Verantwortung, als gutes Beispiel voranzugehen. Was ich damit sagen will? Ich möchte damit ein Sprachrohr für die Leute da draußen sein. In dieser Hinsicht habe ich mit all den professionellen Journalisten wohl eine Gemeinsamkeit. Ich möchte mitnichten aufklären, aber in meiner jahrelangen Tätigkeit als Texterin sehe ich mich ein bisschen als Wegweiser. Weniger Mentor, mehr Pädagoge. Ich hoffe Monat für Monat, mit meiner Arbeit Menschen zu erreichen, sie vielleicht zu beflügeln oder zum Nachdenken anzuregen. Mir ist dabei immer eines besonders wichtig: Authentizität. Ich will nichts beschönigen, versuche aber, allem etwas Positives abzugewinnen. Ehrlichkeit in meinen Texten ist außerdem für mich unentbehrlich.

Wie kommen Journalisten auf die Idee, dass einmal Duschen pro Woche gut sein soll?

In den letzten zweieinhalb Jahren ertappe ich mich immer häufiger dabei, wie ich fast schon wutentbrannt so manche Tageszeitung am liebsten in tausend Stücke reißen würde. Dann fällt mir aber jedes Mal wieder ein, dass Wut für Frauen meines Alters wie ein weiterer Sargnagel wirken könnte und versuche mich zu beruhigen. Journalismus – so kommt es mir vor – dringt in den letzten Jahren immer mehr wie ein Oberlehrer in unser Hirn ein und setzt sich dort fest wie ein ewiger Warner. War das denn schon immer so?

Machen wir uns nichts vor, Journalismus bedeutet genau das, was es ist: Eine publizistische Arbeit, mit dem Ziel, die Öffentlichkeit mit gesellschaftlich relevanten Informationen zu versorgen. Dennoch frage ich mich, ob ein Journalist es mit sich selbst vereinbaren kann, über Themen zu schreiben, die so fernab der Realität sind, dass man eigentlich nur den Kopf schütteln kann. Musste ich beispielsweise mit Entsetzen feststellen, dass seit Wochen immer häufiger Artikel erscheinen, die den Konsum von Alkohol in Frage stellen. Und mehr noch: Ein alkoholfreies Leben wird regelrecht glorifiziert! Aua, das tut weh! Man kann einer Corona gebeutelten Gesellschaft, die man lange Zeit zum zu Hause bleiben verdonnerte doch nicht mit dieser Masche kommen. Natürlich wissen wir, dass wir in den letzten Jahren mehr gesoffen haben. Aber uns plötzlich predigen, wie schlecht Alkohol ist, erscheint uns eher wie die böse Mami, die damals nach unserem ersten Rausch mit erhobenem Zeigefinger vor uns stand und ausschimpfte! Darüber hinaus will ich gar nicht wissen, wie viele Journalisten beim Schreiben eines solchen Berichts selbst sternhagelbesoffen sind. Und ich stelle mir außerdem die Frage:

Beschäftigt sich ein Journalist mit gesellschaftlich Relevantem oder schafft er lediglich Themen, die daraufhin gesellschaftlich relevant werden?

Wäre der Journalismus nicht, wüssten wir bis heute nicht, wer „Layla“ ist. Und gäbe es keine Medien, würden wir nicht schon seit Tagen über diese vermeintliche Hitzewelle schwadronieren, die unser Land überrollt. Journalismus als Waffe! Oder doch nur „Unser täglich Schreckgespenst gib uns heute“? Wobei sich Journalismus zuweilen auch als strahlende Sonne präsentieren kann. Als Wolf im Schafspelz kann er verschleiern, schönreden und idealisieren. Uns weismachen, dass Frieren im Herbst und Winter überhaupt nicht schlimm ist, wenn man nur die passende Kleidung im Schrank hat. Süß, oder?

Oscar Wilde sprach bereits vor über 100 Jahren aus, was viele denken: „Journalismus ist organisierte Verleumdung.“. Also haben wir nicht erst seit Kurzem damit zu kämpfen, unseren Wortakrobaten Glauben zu schenken. Vielmehr vermute ich, dass die Presse eine ungeheure Macht entwickeln kann, um Massen zu leiten und zu beeinflussen. Aber sie kann uns doch nicht wirklich einleuchtend erklären wollen, dass es eigentlich ganz okay ist, wenn wir die Klospülung nur noch einmal am Tag benutzen. Ich meine, wo leben wir denn? Das ist doch immer noch Deutschland, oder? Ein eigentlich modernes Land inmitten von Europa. Liebe Presse, geht doch bitte etwas sensibler mit uns um!

Seit über zwei Jahren sind die Deutschen ständig auf der Hut. Sie rechnen tagtäglich mit dem Schlimmsten, sind hochempfindlich. Ein „Du siehst aber gar nicht gut aus!“, löst bei unseren Mitmenschen entweder Depressionen oder Corona aus. Und der tägliche Blick in die Tageszeitung oder sozialen Medien verursacht ein komisches Gefühl im Bauch. Und alles, was „Focus Online“ tut, ist eine Eilmeldung nach der anderen raushauen! Das ist Folter! Sogar die Hochzeit von Jennifer Lopez und Ben Affleck ist eine solche Eilmeldung wert, wo wir eher die Impfpflicht für Alle oder der Ausbruch eines Atomkrieges vermuten. Ernsthaft, welcher Journalist arbeitet denn freiwillig bei einer solchen Institution? Das ist Hochverrat am eigenen Beruf!

Ich wäre ja für mehr Mindstyle-Magazine

Journalismus gab es bereits im ersten Jahrhundert v.Chr., hat also eine lange Tradition. Ich möchte dem Journalismus ja nichts Böses, ich finde nur, dass er zuweilen ganze Flächenbrände auslösen kann, die Panik und Angst verbreiten. Und während wir zwischendurch immer wieder auf der verzweifelten Suche nach Antworten auf Fragen sind, auf die kein einziges Blatt eine hat, hängen wir zwischen Wahrheit und Lüge fest und kommen nicht mehr weiter.

Und da komme ich ins Spiel. Ich bin meine eigene Wahrheit. Ich erschaffe meine eigene Politik und suche mir meine eigenen Antworten. Aber vor allem lasse ich meine Leser nie desillusioniert zurück. Ich versuche am Ende immer wieder die Kurve zu kriegen, dass alles gut werden wird. Und bei dieser Gelegenheit möchte ich anmerken, dass ich mich seit über zwei Jahren kaum mehr mit den Medien und der Presse beschäftige. Nicht, weil ich ein „Lügenpresse“-schreiendes Etwas bin, sondern weil ich nicht vordiktiert bekommen möchte, wie scheiße mein restlicher Tag verlaufen soll. Die persönliche Scheiße-Skala bei einem Durchschnittsdeutschen umfasst übrigens scheiße, mäßig scheiße und mächtig scheiße. Warum lesen wir also nicht einfach diese typischen Yoga- und Esoterik-Magazine, die man sich gerne an Flughäfen oder Bahnhöfen kauft, weil man meint, sich positive Vibes mit in den Flieger nehmen zu müssen? Letztendlich bringen uns die Berichte in diesen Zeitungen doch immer wieder auf schöne Gedanken. Und obendrein hätte ich ohne „Happinez“ nie erfahren, dass es Yoga Matten auch aus Naturkautschuk gibt, obwohl ich kein Yoga mache.

Am Ende ist es doch so: Ein positives Mindset sollte zu unserer Grundhaltung gehören. Was nicht heißt, dass man keine dunklen Gedanken haben darf. Meine Texte, egal, wie negativ sie meine Gedanken und Ansichten manchmal spiegeln, nehmen am Ende immer wieder eine positive Wendung. Weil ich einfach weiß, dass die Sonne am Ende scheinen wird. Das ist einfach so. Fertig.

Vielleicht bin ich deswegen nur Kolumnisten und keine Journalistin geworden.

Alles gelogen

Pinocchio tat es alle Nase lang, aus der Politik ist es nicht wegzudenken und in einer Beziehung rettet es ab und an vor dem Nudelholz. Manche tun es ständig und mit Absicht, andere nur im Ausnahmefall und notgedrungen. Die einen haben Talent dazu, anderen merkt man direkt an, dass sie es nicht können. Wissenschaftler sagen, manche von uns täten es bis zu zweihundert Mal am Tag, auch wenn das sicher gelogen ist. Einige bekommen davon feuchte Hände, andere werden nicht einmal rot. Jedoch jeder, der dabei ertappt wird, ist peinlich berührt. Die Rede ist hier nicht von Sex oder Selbstbefriedigung, sondern vom Lügen…

Reden ist Silber und Schweigen ist bekanntlich Gold. Noch weit wertvoller als im richtigen Moment die Klappe zu halten, ist es jedoch, zum passenden Zeitpunkt eine gute und glaubhafte Ausrede parat zu haben, die einen vor Schlimmerem bewahrt. Wer vorgibt, niemals zu lügen, der lügt. Da es sich, wie wir als Kind gelernt haben, aber nicht gehört, zu lügen, bezeichnet man kleine Unwahrheiten, die man hin und wieder verbreitet, viel lieber als Ausreden oder sieht sie als alternative Fakten an. Der Unterschied zur Lüge? Keiner! Aber wer gibt schon gerne zu, zu lügen? Ausreden dagegen sind okay und alternative Fakten liegen sogar voll im Trend…

Wie Verdauung, Steuererklärung und der Tod gehört auch das Lügen zum Leben und ist so alt wie die Menschheit selbst. Hätte Adam damals auf Evas Frage ehrlich geantwortet, ob sie schön sei, die Geschichte im Paradies wäre vermutlich anders verlaufen. Wer sagt der einzigen Frau weit und breit schon freiwillig ins Gesicht, dass ihr Hintern zu dick ist und man lieber warten würde, bis Gott eine verbesserte Version erschaffen hat? Statt ehrlich zu antworten, wird Adam damals – wie noch heute jeder Mann bei einer solchen Frage – so etwas entgegnet haben wie „Du bist für mich die einzige Frau auf der Welt!“ und sich danach geschworen haben, nie wieder in einen Apfel zu beißen…

Ehrlichkeit ist im Leben richtig und wichtig, manchmal ist Lügen jedoch richtiger und wichtiger. Geht es nach einer durchzechten Nacht am Morgen darum, dem Chef am Telefon mitzuteilen, dass man nicht zur Arbeit erscheint, ist eine Notlüge weit weniger jobgefährdend als die Wahrheit. Wer flunkert, dass er nicht ins Büro kommen kann, da er mit seiner Katze zum Arzt muss, wird sicher weniger Schwierigkeiten bekommen als derjenige, der zugibt, dass er mit einem Kater zur Apotheke muss. Arbeitgeber haben schließlich eher Verständnis dafür, dass man wegen einer Angina und Gliederschmerzen im Bett bleibt statt wegen einer Angelina und Gliedschmerzen…

Ohne eine Notlüge hier und da hätte sich der Homo sapiens nie zu einem Rudeltier entwickeln können und würde sein Leben heute wohl als Einzelgänger fristen. Zwar wird unter Freunden Ehrlichkeit geschätzt, jedoch nur so lange, wie man der gleichen Ansicht ist wie sie. Keine Bekannte möchte beim Schwimmbadbesuch hören, dass sie kaum noch in den Badeanzug passt. Wird man dennoch gefragt, ob das Outfit gut sitzt, kann man sich taub stellen und vorgeben, Wasser im Ohr zu haben. Oder man bedient sich einer lieb gemeinten Halbwahrheit und antwortet, dass der Anzug wie angegossen sitzt. Das lässt ausreichend Raum für Spekulation wo ausreichend Raum für Speck fehlt…

Bei alten Bekannten ist eine nette Lüge eben manchmal angebrachter als die barsche Wahrheit. Auch wenn man Freunden angeblich alles sagen kann, möchte niemand, der stolz die von Oma geerbte Eichenholzschrankwand präsentiert, gesagt bekommen, dass diese schon im letzten Jahrtausend aus der Mode war und viel besser als im Esszimmer auf dem Sperrmüll aussehen würde. Stattdessen bedient man sich Wörtern wie „retro“ oder „oldschool“, die alles Hässliche und Altmodische umschreiben, was nicht als hässlich und altmodisch bezeichnet werden darf. Die Frage „Sieht der Schrank nicht gut aus?“ sollte man als guter Freund daher einfach bejahen: „Ja, sieht er nicht!“…

Ausreden und Notlügen haben den Sinn, sich durch Ehrlichkeit nicht selbst ins Abseits zu stellen. Wer gibt gegenüber dem nervigen Nachbarn, den man tags zuvor erfolglos hatte an der Tür klingeln lassen, gerne zu, dass man zwar zuhause war, nur eben keine Lust hatte, ihm zu öffnen? Damit man auch im nächsten Urlaub noch jemanden hat, der die Blumen gießt, gibt man beim nächsten Aufeinandertreffen im Treppenhaus daher vor, beim Klingeln gerade unter der Dusche oder im Gebet gewesen zu sein. So pikiert man niemanden mit Ehrlichkeit und stellt sicher, dass der Ficus in der Diele nach dem nächsten Sommerurlaub nicht aussieht wie der Lorbeer im Gewürzregal…

Völlig fehl am Platz ist Ehrlichkeit beim Besuch der Schwiegereltern, wenn es wieder Braten gibt, der mit viel Mühe, aber wenig Talent zubereitet wurde und nach stundenlangem Kokeln im Ofen eher an Tante Hilde erinnert, nachdem sie aus dem Krematorium kam. Will man ein mütterliches Tränenmeer vermeiden, sollte man auf die Frage, ob etwas fehle, nicht etwa mit den Worten „Gute Zähne“ antworten, sondern versuchen, die Schuhsohle auf dem Teller, die einmal eine Gänsebrust war, in Soße aufzuweichen bis sie wenigstens häppchenweise von einem menschlichen Gebiss zerkleinert werden kann. Wenn dann gefragt wird, wie es schmeckt, reicht ein kurzes „Wie immer!“…

Auch in Beziehungen gilt es, mit überschwänglicher Ehrlichkeit vorsichtig zu sein. Wer glaubt, seiner langjährigen Partnerin eine Freude zu machen, wenn er nach einer Flasche Wein gesteht, sie zu lieben wie am ersten Tag, auch wenn sie mittlerweile aussieht wie ihre Mutter, dem dürfte seine Ehrlichkeit ein paar Nächte auf dem Sofa einbringen. Selbst wenn sich die einst schlanken Beine der Frau oder Freundin nicht mehr von Dönerspießen unterscheiden, gilt es, die bessere Hälfte beim Shoppen stets dabei zu unterstützen, Jeans in Größe 36 zu finden. Selbst wenn klar ist, dass diese nicht einmal passen würden, wenn die alte Pummelfee vom Dach aus in die Hose springt…

Kleine Lügen erhalten Freundschaft, Beziehung und Arbeitsplatz, sollten aber stets mit Bedacht gewählt werden. Standardausreden wie Kopf- und Regelschmerzen oder ein unklarer Coronatest sind für Absagen genauso unglaubwürdig wie die Ausrede, man könne nicht kommen, da man von Außerirdischen entführt wurde oder ein Schaf den Autoschlüssel gefressen hat. Viele Menschen sind im Irrglauben, schlechte Ausreden würden dadurch glaubhafter, wenn man mehrere von ihnen gleichzeitig parat hat. Man entschuldigt sich also, weil man sich nicht wohl fühlt und am nächsten Tag früh raus muss und bereits auf zwei anderen Geburtstagen eingeladen ist…

Gerne genommen werden übrigens Ausreden, die kein Nachverhandeln zulassen. Todesfälle sind die besten vorgeschobenen Gründe, da sie bei demjenigen, dem man absagt, ein bedrückendes Gefühl auslösen und ausschließen, dass nachgebohrt wird, ob man später nicht doch noch komme. Bei vermeintlichen Toden sollte man jedoch unbedingt Buch führen, damit man nicht den Überblick verliert. Man braucht sonst gute Argumente, wenn die Oma, die letztes Jahr angeblich zu Grabe getragen wurde, als man keine Lust auf die Firmenfeier hatte, im Jahr darauf beim gleichen Anlass erneut als Absagegrund bemüht wird und dann ihren 90. Geburtstag feiert…

Was mir jedoch nicht ganz klar ist: Wer lügt, landet in der Hölle. Und wer die Wahrheit sagt, kommt in Teufels Küche. Wo ist dann also der Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit? Alles gelogen… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Wenn der Entsafter nicht hält, was die Werbung verspricht, könnte es eine Lügenpresse sein.

Was für ein Freak!

Radio, Fernsehen, Internet und Konzertbühnen – Freaky Jörn lässt wirklich nichts aus. Dabei sieht er nicht nur komisch aus und macht komische Sachen, der ist auch wirklich noch so! Was da schiefgegangen ist, haben wir versucht im Gespräch mit einem der auffälligsten Saarländer herauszufinden.

Jörn Dressler ist ein etwas anderer freier Journalist, Moderator und Musiker. Er kommt aus Aßweiler im Biosphärenreservat Bliesgau, wohin er nach langen Jahren im Saarbrücker Nauwieser- und Luisenviertel und nach Gründung einer Familie wieder zurückgekehrt ist. Er ist Jahrgang 1980, mittlerweile also 42 Jahre alt und weiß, dass man es ihm das nicht ansieht, gibt aber zu, dass es sich mitunter so anfühlt, besonders sonntagmorgens. Er hat praktisch alle Schulformen durchgemacht, die es so gibt, inkl. Gewerbeschule, Sozialpflegeschule bis hin zur Krankenpflege mit Praktika in Krankenhäusern. Allerdings hat er immer wieder nach längerer oder kürzerer Zeit für sich selber gemerkt: nö, das ist es nicht. Irgendwann hat er sich dann gedacht, mal eine Maler-, Lackierer- und Raumgestalter-Lehre zu machen. Diese zog er auch drei Jahre bis zum Gesellenbrief durch, sagte sich aber anschließend, okay, ein Jahr arbeite ich noch in dem Betrieb, aber dann höre ich auf. Immerhin hatten seine Eltern ihm eindringlich erklärt, wenn er einmal einen Abschluss erreicht hat, kann er anschließend machen, was er will.

Just zu dieser Zeit, etwa 1997, hat er das vielleicht für ihn einschneidendste Erlebnis und gewinnt bei einem Metalhammer-Gewinnspiel ein Meet&Greet mit Lemmy Kilmister von Motörhead.

„Ich traf die Band anlässlich eines Konzerts in Mannheim. Gitarrist Phil Campbell und Schlagzeuger Phil Taylor saßen ganz relaxed in einem Backstage-Raum und unterschrieben mir meine CDs und Platten. Dann entdecke ich eine offenstehende Tür zum Nachbarraum – und da saß er. Ganz klassisch am Daddelautomaten, mit einem Päckchen Kippen, ‘ner Flasche Cola und ‘ner Flasche Whisky und vor allem mit seinen weißen Schlangenlederstiefeln. Und frech wie ich bin, lief ich natürlich gleich auf ihn zu, nur um nach wenigen Schritten von einem Security-Typen gestoppt zu werden, der mir kurz und knapp aber sehr eindringlich erklärt hat: Niemand, aber auch wirklich niemand, geht zu Lemmy. Wenn, dann kommt Lemmy zu Dir! In dem Moment haben dann zwei Leute ihn für die Show aus seinem Sitz hochgehievt – vor der Show so beeindruckt. Er hat sich dann zu mir umgedreht, den Arm um meine Schultern gelegt, auf einen von zwei kleinen Kühlschränken gezeigt und mir erklärt: Das ist Deiner, daneben ist meiner und den rührst Du nicht an. So kam ich voller Stolz zu meinem eigenen Kühlschrank voller Dosenbier im Backstage von Motörhead. Dann hat er auch noch ein Foto mit mir gemacht – mit Stinkefinger! Zuerst wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, aber als in einer späteren Metalhammer-Ausgabe ein Poster rauskam mit Lemmy und allen möglichen anderen Superstars, denen er allen den Finger zeigt, da wusste ich, ich bin angekommen! Und spätestens da wurde mir klar wie cool es ist, berühmte Leute zu treffen und mit denen zu schnacken, das weiter zu geben und vielleicht auch ein bisschen damit anzugeben.“

(Foto <IMG_8683>, Jörn mit Lemmy)

Hals und Beinbruch

Neben Chucks und Tubesocks sind vor allem auch kurze Hosen dein unverkennbares Markenzeichen. Waren die normalen, langen alle in der Wäsche?

„Bei mir kam das durch New Metal und hat angefangen, mit Korn und den Deftones, deren Sänger hatte sowas immer an. Mit Skaten hatte das weniger zu tun, einfach weil ich immer der schlechteste Skater von allen war und hab‘ mir auch immer regelmäßig richtig weh getan. Deswegen war ich auch ständig im Krankenhaus, was sich im Übrigen bis heute nicht geändert hat. Einmal im Jahr bin ich mindestens im Hospital und seit ich bei der Sportarena bin, wird das sogar dokumentiert. Ich soll zum Beispiel ein Probetraining bei einer Footballmannschaft mitmachen, zack, Rippe gebrochen. Mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, Schulter gebrochen, beim Beachvolleyball mit einer Hörergruppe in Spanien den Meniskus zertrümmert, Knöchel und Handgelenk gebrochen, die Liste hat kein Ende. Als ich neulich mit einer meiner Töchter im Fitness-Studio angemeldet habe, hat mich eine Angestellte nach Vorerkrankungen gefragt und ob ich schon mal was gebrochen gehabt hätte. Zu der hab‘ ich nur gesagt, sie soll sich setzen und wie viel Zeit sie denn hätte.“

Doch zurück zum Beginn des Mythos Freaky Jörn. Das Karma schlug damals in Gestalt der Großmutter seines besten Freundes zu, die in der Zeitung über UnserDing gelesen hatte und darüber, dass der Saarländische Rundfunk für dieses neue, junge Radio Leute suchen würde und ein Casting veranstalten würde. Da solle er doch mal hingehen, weil er ja sowieso den ganzen Tag nur am schwätzen wäre und so bekäme er vielleicht auch noch Geld dafür. Also macht er sich auf zum Halberg und muss dort als erste Aufgabe in jenem Casting eine Nachrichtenmeldung so umschreiben, dass auch ein elfjähriges Kind sie verstehen könne. Da wurde im klar, dass es sich um eine Veranstaltung für News-Redakteure handelte und das wollte er ja gar nicht sein. Aber wenn er schon mal da war, nahm er die eigentlich todernste und traurige Meldung und formulierte sie komplett um zu einem lustigen und leichten Beitrag, nicht zuletzt, weil ihm klar war, dass er hier keinen Blumentopf gewinnen würde. Als anschließend die Siegerin verkündet wurde ist er schon auf dem Weg nach draußen, als ihn eine SR-Mitarbeiterin aufhält und ihn bittet, mal ganz kurz mitzukommen. So lernt er seinen späteren, langjährigen Chef Sokrates Evangelidis kennen, der ihn zwar augenzwinkernd fragt, was er sich bei dem Text gedacht hätte, ihm dann aber ebenfalls einen Praktikumsplatz anbietet. Ein ganz wichtiges und folgenschweres Detail zu diesem Treffen, darf nicht unerwähnt bleiben: Jörn trägt ein T-Shirt seiner damaligen Band „Urobäx“, auf dem vorne nur groß „Freak“ draufstand. Als Evangelidis das sieht, meint er nur knapp: „Japp, das passt! Freaky Jörn!“ Dass er dabei quasi nebenbei einen Markennamen aus der Taufe hebt, ist in seiner vollen Tragweite erst jetzt heute klar.

Die ganze Zeit über blieb Freaky Jörn sich und seinem Style absolut treu, doch vor knapp zwei Jahren kommt es zu einem einschneidenden Ereignis. Er trennte er sich von einem seiner Markenzeichen, seinen Dreadlocks, die er seit der Jahrtausendwende bis auf eine beeindruckende Länge von über einem Meter „gezüchtet“ hatte. Wie konnte es dazu kommen?

„Neben meinem Dasein als Moderator, Musiker und Rampensau, bin ich auch für das Kultusministerium und das Landesinstitut für Pädagogik und Medien an Schulen unterwegs. Ich mache da beispielsweise Wochenprojekte mit den Schülern und zeige denen, wie macht man Frühstücksfernsehen, eine Radiosendung oder wie führt man ein Interview macht. Bei so einer Gelegenheit war ich an einer Schule in Luxemburg im Einsatz und da kommt auf einmal ein Mädel auf mich zu, zeigt auf den Boden hinter mir und sagt: “Entschuldigung, sie haben da gerade was verloren.“ Ich hab‘ mich rumgedreht und da lag dann ein fast ein Meter langer Dreadlock von mir. Mir war sofort klar, jetzt wird’s Zeit, jetzt bin ich in der Mauser.“

(Foto <vivien.huss.fotografie-09669 3>, Jörn mit ohne Haare)

Seinen Status als freier Mitarbeiter nutz er weidlich aus, um seinen unterschiedlichsten Talenten und Ambitionen Raum zu geben. Neben offensichtlichen Auftritten in verschiedensten Radio- und Fernseh-Formaten, Off-Air Moderationen auf Konzerten und Festivals, machte er beispielsweise auch viel Öffentlichkeitsarbeit für den SR und produziert mit großem Spaß Beiträge für die „Sportarena“.

„Das erste was ich da gemacht hatte, war ein Stück über den olympischen Fünfkampf, was ich mit den Jungs von Ungekocht Genießbar realisiert habe. Das war einfach unglaublich, ich habe sofort wieder Blut geleckt und gesagt: Das brauch ich und will ich und in Zukunft noch viel mehr!“

Wer probt, kann nix

Wovon er außerdem noch viel mehr braucht, gerade nach den letzte zweieinhalb Jahren, ist natürlich Musik machen.

„Die letzten Jahre waren für uns alle eine harte Zeit und ich hatte echt keinen Bock mehr nur noch via Facetime präsent zu sein. Wir hatten zwar lustige Projekte und Ideen, um uns bei Laune zu halten, aber ich war jetzt echt froh, als diese Zeit vorbei war und wir tatsächlich nochmal richtig loslegen konnten. Trotzdem ist es in dieser Zeit um meine Band Membran etwas ruhiger geworden, neue Projekte haben sich gebildet und letztlich haben wir Membran jetzt nach 16 Jahren zumindest zwischenzeitlich auf Eis gelegt. Für mich hieß das zum Beispiel, Zeit zu haben für das Project „Midlife Crisis“ mit Sascha Waack. Hat alles sauviel Spaß gemacht, aber jetzt bin ich gerade an einem echt großen Ding dran, einer Metal Big Band! So richtig mit Bläsern und Background Sängern, aber halt richtig hart. Insgesamt stehen dann mit mir, zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, drei Sängerinnen, drei Bläser, einem Keyboarder und einem DJ dreizehn Leute auf der Bühne. Das sind dann schon so viel, dass wir nicht mehr zusammen proben können, aber das braucht man ja heute gar nicht mehr – und überhaut, wer probt kann nix. Das Ganze heißt „Stillmuff“. Ich fand das Wort schon vom Aussehen her richtig cool und dachte mir, wenn man das jetzt noch englisch ausspricht und ihm einen mittelmäßigen Schriftfont verpasst, dann ist das unschlagbar. Dann kommt keiner drauf, dass Stillmuff eigentlich eine praktische und kleinformatige Alternative zum Stillkissen bezeichnet, damit die Köpfchen von kleinen Babys beim Stillen nicht unbequem auf dem harten Unterarm zu liegen kommen.“ In jedem Fall hab‘ ich den Namen und entsprechende Websites schon schützen lassen.

Und wie sieht’s aus mit Live-Auftritten? Wann können wir Stillmuff auf der Bühne bewundern?

„Das ist momentan gar nicht mal so unbedingt unsere Priorität. Mein Fokus liegt im Augenblich erstmal darauf geile Songs zu produzieren, im Studio. Was ich gerade saugut finde ist, einen einzelnen Song zu machen, dann dazu ein Video und das dann rausballern und gucken was passiert. Natürlich stehe ich auch immer noch auf Bands, die so Konzeptalben gemacht haben, die man von vorne bis hinten durchhören kann, aber die Zeit ist jetzt eine andere. Und da ich ja einer bin, der ja auch beruflich ständig auf der Bühne steht, brauch‘ ich das im Augenblich nicht mehr so sehr.“

Wie sieht es aus mit anderen Projekten neben der Bigband? Du hast doch bestimmt einiges am Start?

„Was mich sehr gefreut hat, war tatsächlich, dass die Saarländische Krebshilfe auf mich zugekommen ist, mit der Frage, ob ich mir vorstellen könnte, bei einer Plakatkampagne für sie mitzumachen. Weil wenn ich mich als professioneller Spaßvogel da einbringe, erzeugt das eine ganz besondere Aufmerksamkeit und catcht die Leute nochmal mehr. Und natürlich habe ich sofort ja gesagt. Ansonsten bin ich dringend auf der Suche nach einem alten Kaugummiautomaten, weil ich mir einen Bienenfütterautomaten bauen will. Neben meinem Haus führt ein Wander- und Fahrradweg vorbei, da kommen jeden Tag hunderte von Leuten vorbei, und hintendran fängt gleich ein Feld an. Da will ich so einen Automaten aufstellen und Blumensamen reinmachen, die man sich dann für 20 Cent ziehen und ein Stück weit die Welt retten kann.“

Da bleibt uns nur uns für das Gespräch zu bedanken und falls unter den Lesern jemand einen Kaugummiautomaten übrighat, bitte einfach bei uns in der Redaktion abgegeben. Vielleicht geben wir ihn an Jörn, wenn er uns nicht gefällt.

Gesicht des Monats – Awa Taban Shomal

Unser Gesicht des Monats hat diesmal einen ernsten bis bittersüßen Hintergrund, denn Awa Taban Shomal ist die Betreiberin des seit sieben Jahren ungemein beliebten Cafés Zing im Nauwieser Viertel, dessen Tage bekanntermaßen gezählt sind. Eigentlich wäre wegen des Abrisses des Gebäudes schon Ende Juni Schluss gewesen, doch in letzter Sekunde wurde auf den 30.09. verschoben. Wie schön wäre es da, wenn sich nun während dieser letzten Gnadenfrist doch noch eine Lösung für den Fortbestand des Jazz-Kleinods finden ließe. Doch Awa sieht das realistisch: „Ich bin froh, den Sommer noch mitnehmen zu können und nach zwei Jahren Pandemie einen hoffentlich „normaleren“ Sommer im Zing zu haben. Und so einen würdigeren Abschluss zu haben als nach zwei Jahren Arsch zusammenkneifen durch die Pandemie und dann wäre Schluss. Für die Zukunft sieht‘s eher mau aus. Für mich macht es keinen Sinn, mit dem Zing außerhalb des Viertels zu ziehen. Im Viertel gibt es nichts was frei ist. Darüber hinaus ist es besonders schwer, mit einem Jazzladen, der regelmäßig Konzerte macht, umzuziehen. Dass das an diesem Ort ging, war jahrelange Arbeit und Absprache mit den Nachbarn. Umzuziehen, um dann erst nach ein paar Jahren stressfrei Konzerte zu machen, das pack ich auch nicht mehr. Sollte sich bis Oktober nichts ergeben, dann war‘s das leider. Dann ist nach sieben Jahren leider das Kapitel Zing beendet und für mich nach 14 Jahren auch das Kapitel Nauwieserviertel.“

Du Glückspilz!

Hallo Mikrokosmonauten: Sind Glückspilze eigentlich giftig?

Letztendlich erschien es mir glasklar. Ich nippte an meinem Kaffee, blickte in die Ferne und atmete dann tief ein- und aus. Ich konnte es nahezu riechen – ungetrübt und klar: Das Glück in seiner reinsten Form. Es riecht ein bisschen nach Erdbeere. Und Benzin. Fakt ist, dass Glück es immer schafft, dass sich die Gesichtsmuskulatur vollends entspannt und man zu einem Lächeln neigt, statt die Stirn zu runzeln. Das Bewusstsein, dass man gerade glücklich ist, geht einfach. Die Einsicht, dass man vom Glück gesegnet ist, dauert hingegen oft etwas länger.

Weiterlesen: Du Glückspilz!

Von der Sonne geküsst

Grundsätzlich bin ich ja etwas verlegen, wenn es darum geht, mein Glück in die Welt zu posaunen. Zu groß ist meine Sorge, man könnte es mir übel nehmen. Wie kann man nur? Wir haben schließlich Inflation, Krieg und Unruhe auf der Welt. Außerdem ist alles zu teuer, zu unbeständig, zu gefährlich. Beklommen sollte ich sein, unsicher und voller Zweifel. Wie in der Fabel von der Grille und der Ameise sollte ich eher wie die Ameise für Notzeiten vorsorgen, arbeiten, sparen und alles in meinem Bau vorbereitet haben, wenn der Winter oder der Weltuntergang kommt. Natürlich soll uns die Fabel eine Mahnung sein, denn die sorglose Grille, die lieber in den Tag hinein lebt, glücklich und frei ist und nicht an Morgen denkt, wird den Winter schlussendlich nicht überleben, während die Ameise in ihrer warmen Stube sitzt. Eine Lehre sollte es uns sein, wenn wir einfach das tun, wonach uns der Sinn steht. Böse und verwerflich ist es, wenn ich wir fordern:

„Wir möchten HEUTE glücklich sein!“

Denkt ihr nicht genauso? Und schaut ihr nicht jeden Morgen in den Spiegel und sagt zu euch: „Verdammt, hab ich ein Glück, es so weit geschafft zu haben!“. Ich gebe zu, dass ich nicht gerade jeden Tag in einen Freudentaumel falle, wenn ich in den Spiegel schaue und dass es mir auch nicht immer gleich bewusst wird, wie viel ich in meinem Leben bereits erreicht habe. Aber genau das sollte ich mir viel öfter vor Augen führen. Und ihr auch!

Dass ich ein Glückspilz bin, war bereits früh klar. Sobald ich krabbeln konnte, stürzte ich eine Treppe hinunter, ohne, dass ich auch nur einen Kratzer davongetragen hätte. Einige Jahre später stritt ich mich mit meinem Cousin und in brüllendem Feuereifer warf er mir einen riesigen Sandstein-Brocken hinterher, der mit einem lauten Bums nur wenige Zentimeter neben meinem Kopf gegen die Tür flog und in tausend Teile zerbrach. Soweit ich mich erinnern kann, wäre in meinem bisherigen Leben zwar vieles um ein Haar ins Auge gegangen, aber eine unsichtbare Macht steuerte mich nie blindlings in die totale Katastrophe. Es ging am Ende immer wieder alles gut. Und manchmal sitze ich in meinen bescheuerten selbst kreierten Problemen und könnte mich ohrfeigen, wie dämlich das eigentlich ist. Im Vergleich zum großen Ganzen erscheinen die nämlich völlig nichtig.

Wir sind Glückskinder. Warum? Weil wir es bis hierhin geschafft haben! Ganz ehrlich, wie oft sagen wir uns, dass wir glücklich sind? Und wie oft meinen wir das auch so? Bis jetzt noch gar nicht? Na, dann wird es aber Zeit!

Vor einiger Zeit schickte mir ein Bekannter das Buch “Glückskinder” von Hermann Scherer. Ich fand das total originell, weil man heutzutage immer seltener ein Buch in die Hand nimmt, geschweige denn etwas in Papierform liest. Zu sehr hat uns das Internet im Griff und “etwas lesen” bedeutet heutzutage, das Smartphone in Schallgeschwindigkeit durchzuscrollen oder sich die Zeit für L!VE zu nehmen. Wie dem auch sei. Das Buch gab mir ein unglaublich gutes Gefühl, denn es befasst sich mit Chancen, die darauf warten, genutzt zu werden. Und überhaupt und sowieso mit Glück und dem Zustand des Glücklichseins. “Die Sorte Glück, die ich meine, wenn ich von Glückskindern spreche, ist der Zustand des Glücklichseins, der nicht durch einen zufälligen Glückstreffer hervorgerufen wird, sondern durch eine Art zu leben, die einem ermöglicht, dauerhaft Chancen zu entdecken und zu nutzen.”, schreibt Scherer und genau so würde ich es unterschreiben. Ich sitze zum Beispiel gerade im heimischen Garten, es kühlt allmählich ein wenig ab, wenn man denn von Abkühlung von 30 auf 26 Grad überhaupt sprechen kann. Meine Nase ziert ein fescher Sonnenbrand und zu meiner Rechten steht ein kühles Bier, nach welchem ich mich in ebendiesen ersten Sommertagen ganz besonders sehne. Ich habe heute gleich mehrere Chancen genutzt. Die erste gleich heute Morgen als ich aufstand. Ich stand einfach auf. Punkt.

Banale Chancen bergen oft maximales Glück

Leute, es geht nicht darum, einen Trip zum Mount Everest zu planen, so lange Lotto zu spielen, bis man gewinnt oder sich zum Ruhm zu peitschen, um sich als Glückspilz zu definieren. Die einfachsten Mittel und Wege sind nämlich prädestiniert dafür, uns Glück zu bescheren und uns vor Augen zu führen, welch enormes Glück wir haben. An einem Samstagmorgen durch den Wald zu spazieren und den Vögeln zu lauschen zum Beispiel. Oder sich auf sein Bike zu setzen und neue Gegenden zu erkunden. Einen Ausflug zum See machen und einfach per Arschbombe ins Wasser springen. Kurz Innehalten und die Augen schließen und einfach nur Lauschen. Hört ihr was? Ich glaube, man will euch was sagen:

Schön ist es auf der Welt zu sein!

Und einfach so habe ich seit Neuestem ein Ritual. Ich gehe jeden Tag, vorzugsweise in meiner Mittagspause, eine Runde spazieren. Ich setze ganz banal einen Fuß vor den anderen und bin an der frischen Luft. Man sagt, dass man jeden Tag zwanzig Minuten in der Natur verbringen sollte. Und wenn man sehr beschäftigt ist, sollte man eine ganze Stunde in der Natur sein. Ich nehme mir diese Zeit einfach, also bitte kein Neid. Ihr könnt das nämlich genauso tun. Auf einem meiner Streifzüge durch den Wald entdeckte ich neulich übrigens einen Fliegenpilz und stellte mir die Frage, warum man gerade diese Pilze mit Glück in Verbindung bringt? Vielleicht, weil man enormes Glück hat, wenn man unliebsamen Mitmenschen einen solchen ins Risotto mischt? Historisch betrachtet wurden Menschen, die viel Glück hatten früher voller Argwohn betrachtet. So etwas konnte ja nicht sein, besonders nicht im dunklen Mittelalter, als Seuchen grassierten und man überall Scheiterhaufen lodern sah. Entkam man Pest und Inquisition, konnte ja etwas nicht mit rechten Dingen zugehen und so wählte man den schönen, auffälligen Fliegenpilz als Symbol des vermeintlich trügerischen Glücks. Quasi eine gemeine Stinkmorchel im Fliegenpelz.

Am Ende ist es doch so: Fliegenpilze sind wunderschön anzusehen und wer ihn als Glückssymbol nicht mag, kann auch Hufeisen, Schornsteinfeger oder Marienkäfer nehmen. Letztere beobachte ich im Moment übrigens wieder häufiger. Eine Zeitlang hieß es ja, sie wären vom Aussterben bedroht. Kann aber nicht sein. Ein  Glückssymbol kann doch nicht vom Pech verfolgt werden, oder etwa doch? Wie dem auch sei: Vielleicht sind sie Vorboten für weitere Glücksmomente in meinem Leben.

Glück stirbt nämlich nicht aus.

Boarding completed

Seit dem vermeintlichen Ende der Pandemie bzw. ihrer Sommerpause, durch die sich jeder – wie bei Mon-Chéri – schon jetzt auf den Herbst freuen kann, strömen wieder Woche für Woche Eltern in Zoos, um ihrem Nachwuchs diejenigen Geschöpfe näher zu bringen, die mit uns diesen Planeten bevölkern und die man sonst nur im Fernsehen oder auf dem Teller sieht. Marlon, Mira & Co. sollen neben den Läusen aus dem Kindergarten und den Silberfischen aus dem heimischen Bad eben auch einmal die Tiere in echt zu Gesicht bekommen, die sie von Mamis und Papis miesen Tätowierungen kennen…

Weiterlesen: Boarding completed

Erst beim Bestaunen eines lebensgroßen Elefanten wird dem Nachwuchs nämlich bewusst, welche Arbeit Uropa Reimer damals hatte, als er aus dem Bein eines der Dickhäuter den Schirmständer bastelte, der immer noch in der Diele steht. Begegnungen mit Wildschweinen bei Sonnenlicht am Tag bleiben zudem ganz anders in Erinnerung als bei Scheinwerferlicht in der Nacht, wenn einen plötzlich ein Gitter aus Metall statt nur eines Kühlergrills aus Plastik voneinander trennt. Auch Delfine sehen als Blickfang im Fischbecken irgendwie anders aus als als Beifang in der Fischdose…

Spannender als alle Arten von Vierbeinern sind jedoch alle Abarten von Zweibeinern, die aufgrund ihrer Fähigkeit, eine Digitaluhr ablesen zu können, zu den Menschen gezählt werden. Von allen Lebewesen auf der Erde mögen Eichhörnchen zu den drolligsten, Kobras zu den gefährlichsten und Pinguine zu den bestangezogensten gehören. Wenn es jedoch darum geht, welche Art mit Abstand die seltsamste ist, da ihr Aussehen nicht selten skurriler als das eines Nacktmulls und ihr Verhalten unberechenbarer als das eines Krokodils ist, dann steht der Mensch ganz oben auf der Liste…

Anders als Tiere können Menschen zwar nicht in Zoos, sondern allenfalls in Gefängnissen in Käfigen bestaunt werden, jedoch besteht beim Homo sapiens wie bei keinem anderen Primaten die Möglichkeit, ihn in freier Wildbahn zu studieren. Ein aufregendes wie gleichsam furchterregendes Ereignis zu sehen, welche unterschiedlichen Geschöpfe als Menschen durchgehen. Ohne Zweifel ist hier und da etwas gehörig schief gelaufen, als in prähistorischer Urzeit die Entscheidung fiel, aus welchen Einzellern sich Menschen und aus welchen sich Couchtische entwickeln sollten…

Faszinierender als Paviane, die in der Öffentlichkeit ihren Hintern präsentieren, sind Menschen, die sich in der Öffentlichkeit als Arsch präsentieren. Zwei Jahre Tragen von Corona-Schutzmasken mit mehr als zuvor üblich reaspirierter eigener Atemluft haben dem ein oder anderen menschlichen Gehirn, das zuvor bereits nur auf Sparflamme arbeitete, offenkundig den Rest gegeben. Zumindest die Hirnareale, die für Sozialkompetenz und Empathie verantwortlich sind, scheinen sich in der Pandemie rückgebildet zu haben und nicht mehr zu sein als ein Pfälzer Saumagen…

Besonders gut ist dies u.a. bei den derzeit wiederauflebenden Flugreisen zu beobachten. Ein Langstreckenflug in der Economy Class mit hunderten Menschen unterschiedlichster Herkunft und Einstellung zu Knoblauch lässt erahnen, wie es in Noahs Arche wohl zuging, als die Waschbären neben den Stinktieren Platz nehmen mussten. Bestand damals zumindest die Hoffnung, dass der übelriechende Nebenmann durch die Sintflut dem dringend nötigen Wasserkontakt ausgesetzt wird, kann man in einem Flugzeug nur hoffen, dass es im Bordverkauf günstiges Parfüm gibt…

Was für den Tierbeobachter die Vielfalt flugfähiger Vogelarten ist, ist für den Menschenbeobachter die Vielfalt flugwilliger Menschenarten. In 10.000 Metern Höhe hält sich intelligentes Leben außerhalb wie innerhalb der Kabine arg in Grenzen. Durch den geringen Druck scheint sich Dummheit auszudehnen wie Luft unter dem Joghurtdeckel. So ist das Beobachten afrikanischer Tiere in einem Safaribus nicht annähernd so interessant wie das asiatischer Menschen in einem Airbus. Auch wenn man dort seine Fluchtinstinkte kontrollieren muss, die dazu verleiten, durch die Kabinentür ins Freie zu fliehen…

Bei Mitreisenden wie bei Fluglinien besonders beliebt sind Deutsche mittleren Alters, die schon eine Stunde vor dem Boarding am Abflugschalter Schlange stehen. Sie sind stets an ihren neuen Outdoor-Jacken zu erkennen. Durchsagen, die bestimmte Sitzreihen aufrufen, ignorieren sie grundsätzlich. Sie müssen als Erstes in der Maschine sein, um Auswahl bei den Zeitschriften zu haben und das Handgepäck im Wunschfach verstauen zu können. Kaum am Platz, legen sie ihre Arme breitflächig auf die Lehnen und kippen den Sitz nach hinten, um ihre Gebietsansprüche deutlich zu machen…

Nach dem Start lässt der typische Deutsche jeden gerne wissen, dass er den Vogel sanfter in die Luft gebracht hätte. Er bestellt Whiskey, der ohne Eis zu warm und mit Eis zu kalt ist, und fühlt sich von allem und jedem gestört. Was er dem Bordpersonal durch dauerndes Betätigen der Ruftaste und in Amtsdeutsch auch zu verstehen gibt. Anschnallzeichen gelten für ihn nicht, da er ein Attest vorweist, dass ihn der Gurt einengt. Wenn das gewünschte Essen bereits aus sein sollte, ist eine schriftliche Beschwerde unabwendbar. Da lobt man sich Nationalitäten, die sich nicht verhalten wie der Führer…

Südamerikaner zum Beispiel. Sie erkennt man meist am Rollkragenpullover, der aus ihrem Ausschnitt wächst. Sie sind eher ruhig und können schön einmal mit Alpakas verwechselt werden. Nicht jedoch mit Südeuropäern wie z.B. Italienern, da ihnen die Goldkette und das lichte Kopfhaar fehlt. Einfach zu erkennen sind Schweizer, die auf jedem Gepäck- und Kleidungsstück ihre Landesflagge haben und sich wegen ihrer Neutralität für kein Getränk entscheiden können. Holländer sehen außerhalb ihrer Wohnwägen fast aus wie Deutsche, hören sich nüchtern aber so an wie unsereins sturzbesoffen…

Für das besondere Flugambiente sorgen jedoch Asiaten. Beeindruckend, dass ihr Geld stets für das neuste Tablet, nie jedoch für ein Taschentuch reicht. Dank des Corona-Mundschutzes braucht man zumindest derzeit ihre ständig oszillierenden Rotzfahnen nicht mit anzusehen. Die Pandemie hat(te) also durchaus auch etwas Gutes. Das Schlürfen und Schmatzen asiatischer Sitznachbarn beim Verzehr eines einzelnen Stückchens Obst bekäme man übrigens selbst nicht einmal hin, wenn man mit dem ganzen Kopf in einer Wassermelone stecken würde…

Unabhängig von ihrer Herkunft ist der Drang vieler Passagiere, direkt nach der Landung an die Staufächer zu hechten, als ginge es um Leben und Tod. Auch das Einschalten des Handys kann unmöglich warten, bis man die Maschine verlassen hat. Schließlich will jeder zuhause wissen, dass man gerade zwischen Notausgang und Bordtoilette im Flugzeuggang steckt und die Decke mit dem Airline-Logo ins Handgepäck gepackt hat. Boarding completed… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Tomatensaft im Flugzeug schmeckt am besten, wenn man ihn kurz vor dem Trinken gegen einen Gin-Tonic austauscht.

Sitzen ist das neue Rauchen

Bewegung ist eine feine Sache! Tanzen, essen, sich fortpflanzen sind nur einige Beispiele für den Spassfaktor an der körperlichen Betätigung. Aber muss es denn unbedingt auch Laufen sein? Wir haben mit Betroffenen gesucht und schnell mit ihnen gesprochen, bevor sie wieder losgelaufen sind. 

Weiterlesen: Sitzen ist das neue Rauchen

Überall und zu jeder Tageszeit begegnen einem Laufende – und es scheinen immer mehr zu werden. Da kommt nicht zu Unrecht die Frage auf, ob da was dran ist an der Rennerei oder ob es sich bei den Betroffenen nur um Leugner der Evolution oder Weltgeschichte handelt. Man könnte ja glattweg behaupten, wenn Mutter Natur gewollt hätte, dass der Mensch läuft, hätte er immer noch vier oder mehr Beine. Und auch der Umstand, dass die bedeutendsten Erfindungen der Menschheitsgeschichte wie Rad, Auto, Fernseher und Flugzeug dem Streben nach Bewegungsvermeidung entsprungen sind, lässt sich bestimmt irgendwie wegschwurbeln. Blöd ist nur, dass die Jungs & Mädels mit den schicken Sportschuhen so gar nichts von gemeinen Querdenkern haben, sondern im Gegenteil eher vernünftig und dazu noch beneidenswert gesund rüberkommen.

Vielleicht ist es einen Art Gen-Defekt, der erst ab einem gewissen Alter seinen verhängnisvollen Einfluss geltend macht? Denn während junge Erwachsene zwischen 20 und 30 ihren Bewegungsdrang üblicherweise auf Partys, in Clubs und bei zwischenmenschlichen Interaktionen ausleben, scheint alles das, was körperlichen Spaß macht, nach Vollendung des dritten Lebensjahrzehnts vergessen und verdammt zu sein. Stattdessen rennt die Generation Ü30 zunehmend scheinbar ziel- und sinnlos durch Parks, Straßen und Wälder und das zumeist auch alleine, gerade so als würde das Laufen in Gruppen Erinnerungen daran wieder hervorrufen, was man mit anderen Menschen so alles anstellen könnte. Aber ist das wirklich die alles erklärende Lösung für den Lauf-Hype der letzten Jahre? Ist da am Ende doch mehr dran?

Im letzten Jahr ging grob ein Drittel aller Deutschen ab 14 Jahren mehr oder weniger regelmäßig laufen oder joggen. Der Grund dafür waren weder fehlende fahrbare Untersätze noch der schlecht ausgebaute ÖPNV, sondern tatsächlich die Lust an der Bewegung und die Erfahrung echte Qualitätszeit für sich selbst zu erleben. Laufen ist eben eine ganzheitliche Sportart, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringt und dabei nicht nur ein idealer Sport, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen oder ein wesentlicher therapeutischer Baustein bei Erkrankungen wie Diabetes, nach einem Burnout, bei Depressionen oder Angststörungen, sondern nicht zu unterschätzenderweise auch unglaublich günstig. Wer allerdings mit der Gesamtsituation auf unserem Erdenrund nicht wirklich zufrieden ist, sollte sich das mit dem Laufen vielleicht noch mal überlegen, denn regelmäßiges Laufen erhöht die Lebenserwartung, verlängert also das Elend auch noch. Frauen leben etwa fünfeinhalb Jahre länger, Männer werden sogar im Schnitt durchschnittlich knapp über sechs Jahre älter. Dieser Effekt tritt schon ein, wenn man mindestens eine halbe Stunde pro Tag moderat läuft, das heißt, laufen ohne zu schnaufen. Diejenigen unter uns, die sich schon länger nur zwischen Couch und Kühlschrank bewegt haben oder über 35 Jahre sind, sollten beim Einstieg in den Laufsport Vorsicht walten lassen. Ein Besuch beim Hausarzt und Orthopäden sollte sicherstellen, dass Herz und Kreislauf der ungewohnten Aufgabe gewachsen sind und die Gelenke in entsprechender Verfassung sind. Ebenso nicht ganz unwichtig, die ehrliche Erkenntnis in welcher Gewichtsklasse man mit dem Laufen beginnen sollte. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist dabei natürlich die Ausrüstung, wie der saarländische „Lauf-Papst“ und Ausrüstungs-Spezialist Henning Jochum erklärt, der selber sein Hobby zum Beruf gemacht hat, in der Woche in Abhängigkeit von seinem Trainingsplan auch mal bis zu 60 km zurücklegt:

„Das Wichtigste überhaupt ist natürlich der Schuh. Der muss individuell auf die Anatomie und den ganzen Menschen passen. Ein typischer Anfängerfehler, den man tunlichst vermeiden sollte, ist zum Beispiel das Benutzen irgendwelcher alter Schuhe und mit denen einfach mal loszulegen. Dabei sollte man bedenken, dass so ein Schuh, selbst wenn man nicht damit läuft, maximal eine Haltbarkeit von etwa zwei Jahren hat, dann fängt er an auszuhärten. Mitunter ist es schon witzig zu sehen, dass Leute hier mit zehn oder fünfzehn Jahren alten Schuhen in den Laden kommen und sich wundern, dass irgendwie nix mehr geht. Eine Faustregel lautet, dass ein Laufschuh 800 bis 1000km hält. Die der Entscheidung für einen Laufschuh zugrunde liegende Analyse sollte entsprechend regelmäßig wiederholt werden, dass sich Schuhe, aber auch der Laufstil ändern. Deswegen einfach beim nächsten Schuhkauf beim kompetenten Fachhändler kurz aufs Laufband zum Check. Man muss unbedingt darauf achten, wie ein Mensch sich bewegt und dass sich der Schuh genau dieser Bewegung anpasst. Man muss sich einfach vorstellen, dass das Laufen ja immer eine Flugphase besitzt und selbst wenn man langsam läuft, ist die Belastung auf Füßen, Hüfte und Gelenken bei jedem Schritt ungefähr so, als ob ich von einem 20 – 25 cm, hohen Kasten springe. Bei einem Lauf von 5 km macht man etwa 5000 Schritte, d.h. 5000 Sprünge und Landungen. Das gibt einem eine ganz gute Vorstellung, was das für eine Belastung für Fußgelenke und Knie bedeutet. Deswegen sollte da schon der richtige Schuh am Start sein, der damit umgehen kann. Deswegen auf keinen Fall bei den Schuhen sparen! Laufen ist auf die Zeit gesehen ein unheimlich günstiger Sport, auch wenn ein guter Schuh seinen Preis hat. Trotzdem wird halt leider oft am falschen Ende gespart und dann kommen die Verletzungen. Und natürlich gehört zum Schuhkauf immer die sachkundige Beratung im Fachgeschäft, inklusive einer gründlichen und kompetenten Analyse auf dem Laufband. Bei der übrigen Bekleidung kommt es auf Zweierlei an. Einmal ein Baumwollunterhemd, dass halt wirklich die Feuchtigkeit von der Haut wegtransportieren kann und eine gute Jacke für Herbst und Winter, die nach außen absperrt. Sowas hält dann auch zig Jahre. Ich hab‘ eine zwanzig Jahre alte Gore-Jacke, die funktioniert immer noch.“

Prahlen mit Zahlen

Ist das alles abgeklärt, sollte eher zurückhaltend ins Laufgeschäft eingestiegen werden. Am besten ist es, erstmal nur zwei bis drei Minuten zu laufen und dann eine ebenso lange Geh-Phase einzulegen. Die Lauf-Phasen sollte man fünf Mal wiederholen und dieses Pensum dann langsam steigern. Ideal ist es, drei Mal die Woche eine halbe Stunde zu laufen. Bei einem solchen sanften Start und konsequenter Steigerung der Laufeinheiten, werden sich schon innerhalb von vier Wochen Ausdauer und Leistung merkbar verbessern, was natürlich auch für neuerliche Motivation sorgt. Henning Jochum ergänzt:

„Nicht zu übertreiben ist ungemein wichtig. Nicht zu viel zu trainieren und nicht nur das Laufen sehen, sondern zum Beispiel auch Krafttraining und das Dehnen nicht zu vernachlässigen. Also nicht nur rennen, sondern auch ein bisschen rechts und links gucken. Die Abwechslung macht’s und der Muskulatur immer wieder andere Impulse setzen.“

Auch Mirko Stublic, dank Facebook und Instagram vielleicht einer der bekanntesten Läufer an der Saar hat einen guten Ratschlag für Frischlinge:

„Jeder der anfangen will, sollte das einfach mal ein paar Wochen probieren, das aber konsequent. Strecke egal, Tempo egal, Wetter egal. Ich bin halt recht schnell zum Glück und laufe wie gesagt mindestens 10 km, aber ich ziehe vor jedem den Hut, der dreimal in der Woche 5km läuft. Dranbleiben, auf gutes Equipment achten und los geht’s!“

Es gilt achtsam und aufmerksam mit sich umzugehen. Gerne wird zu viel in zu kurzer Zeit und Fehler gewollt oder erzwungen und Fehler schleichen sich ein, die den Körper eher belasten als ihm gutzutun. Die Motivation geht flöten und im worst case kommt es sogar zu Verletzungen. Eigentlich sagt der Körper einem, ob ihm gerade Gutes getan oder ob übertrieben wird, man muss nur darauf hören. Bei starken Schmerzen, Atemnot oder anhaltendem Schwindel, sollte unbedingt eine Pause eingelegt werden. Der Kreislauf macht meist schlapp, wenn der Trainingszustand noch nicht besonders gut ist und die Laufintensität oder die Laufdauer zu hoch gewählt wurden. Wenn das anhält, kann ein neuerlicher Besuch beim Arzt nicht schaden – im Gegenteil! Durch eine Überlastung des Knorpels an der Kniescheibe oder im Kniegelenk selbst, oftmals verursacht durch nicht passendes Schuhwerk oder eine falsche Lauftechnik kann es zu zunehmenden Schmerzen beim Laufen kommen. In jedem Fall sollte das Laufen unterbrochen werden und bei wiederkehrenden Knieproblemen unbedingt frühzeitig zur Abklärung zum Sportarzt. Bei Muskelkater und Seitenstechen gilt: Pausieren und dem Körper Ruhe gönnen. Seitenstechen betrifft auch eher Untrainierte, deren Atemsystem sich erst an die sportliche Belastung gewöhnen muss. In diesem Fall sollte man das Lauftempo reduzieren, tief durchatmen und gegebenenfalls Zeigefinger und Daumen locker aneinander reiben (klingt komisch, hilft aber wirklich).

Wer dies alles beachtet, ist ohnehin auf dem richtigen Weg, doch gerade jetzt im Sommer, gibt es Weiteres zu beherzigen, wie Dr. Peter Kessler rät:

„Wenn der Dermatologe ans Laufen denkt, fallen ihm generell sofort zwei Sachen ein: oben und unten! Mit „oben“ sind der Kopf und das Gesicht gemeint, bei Glatzenträgern auch die hohe Stirn. Sonne droht hier – insbesondere um die Mittagszeit – Schäden zu setzen, insbesondere Sonnenbrand und Hitzschlag. Daher immer gut eincremen (gilt natürlich auch für alle anderen ungeschützten Körperstellen), Mütze nicht vergessen und im Schatten laufen. Mit „unten“ sind die Füße gemeint. Gut passendes Schuhwerk schützt vor Schwielen und Hühneraugen, regelmäßiges Lüften der Schuhe und konsequente Fußhygiene ist das A und O in der Vorbeugung des Fußpilzes. Und generell gilt: Trinken nicht vergessen – wie immer!“

Und als ob das alles nicht genug wäre, nutzen die allermeisten Getriebenen gnadenlos alles, was modernste Technik und die sozialen Medien zu bieten haben, um ihre Mitmenschen über alles mögliche Zahlenmaterial auf dem „Laufenden“ zu halten. Läufer sind scheinbar echte Statistik-Nerds: Geschwindigkeiten, Kilometer, Höhenmeter, gelaufene Zeit, Herz-, Schritt- und Atemfrequenz. Wer es ganz genau wissen will, analysiert noch seine vertikale Bewegung, die Bodenkontaktzeit und die eigene Schrittlänge. Natürlich alles in Abhängigkeit zur Laufgeschwindigkeit, dem eigenen Wohlbefinden und den vorherrschenden Wetterverhältnissen. Aber mal ehrlich, dieses Prahlen mit Zahlen und sich mit seinenLaufergebnissen zu rühmen gehört wohl eindeutig zu den Schattenseiten des Laufsports. Keine Frage, wer einen Wettkampf gelaufen, egal ob gegen andere oder nur gegen den inneren Schweinehund, hat – unabhängig, ob 5, 10, 21 oder 42 Kilometer –, jeden Respekt verdient. Das dabei gewonnene Zahlen- und Datenmaterial ist letzten Endes für alle anderen außer einem selbst völlig irrelevant und grenzt an digitale Umweltverschmutzung. Nicht wirklich anders verhält es sich übrigens mit den gerne geposteten „nachher“ Fotos, die den Betrachter oftmals mit dem Gedanken spielen lassen, Rettungskräfte oder zumindest Sauerstoffzelt-Verleiher auf den Plan zu rufen.

­­­­­­­­­­­­­­­­­­­Ich habe mit dem Laufen angefangen, damit ich mehr essen kann!“

Aber jetzt mal im Ernst und ohne jede Ironie, was sind das für Menschen und aus welchen Gründen strapazieren sie regelmäßig ihre Lungen, Beine und Füße. Tatsächlich haben wir gleich mehrere „Laufende“ getroffen, die nicht gleich vor unseren Fragen davongerannt sind und kamen nicht um die Erkenntnis herum, dass wohl doch mehr am Laufen dran ist, als wir faulerweise gemutmaßt hatten. Das zeigt sich schon bei den Gründen, aus denen mit der Lauferei begonnen wurde. Jenny Kriesche zum Beispiel, die mittlerweile alle paar Wochen an Wettkämpfen teilnimmt und für die Teilnahme an einem Marathon auch mal bis nach Hawaii fliegt, hat eine einfache und sehr nachvollziehbare Erklärung:

„Zum Laufen gekommen bin ich hauptsächlich durch meinen Papa, der auch Marathonläufer ist und mit dem ich gerne mal einen Marathon laufen wollte (bin ich den ersten 2016 gemeinsam mit ihm) und seitdem bin ich dabeigeblieben. Laufen ist für mich ein guter Sport, da man nicht viel dafür braucht und es von überall aus ausüben kann.“

Ein gutes Stück weit pragmatischer lief das beim ehemaligen Sneaker-Papst Mirko Stublic, der schon lange bevor er selber in Gang kam, seinen Kunden zumindest sehenswertes Schuhwerk näherbrachte:

„Nachdem ich nach Saarlouis gezogen war, musste ich erstmal neue Kontakte aufbauen und hab‘ die freie Zeit genutzt, um mit dem Laufen anzufangen und habe dann schnell festgestellt, dass mir das richtig Freude macht. Für mich ist die Triebfeder inzwischen ganz einfach, das ganze Jahr über, wenigstens dreimal die Woche raus an die frische Luft zu kommen.“

Wiederum etwas anders gelagert war die Anfangsmotivation bei der Miriam Bilke-Perkams. Sie ist insofern eine untypische Wiederholungstäterin, da nach einer verletzungsbedingten Pause wieder angefangen hat, vor allem, um den unausweichlichen Folgeerscheinungen ihres anderen Lieblingshobbys, Torten- und Kuchenbacken, entgegen zu wirken. Gelaufen ist sie schon immer, beziehungsweise hat Sportarten betrieben in denen laufen eine Rolle spielt, wie z.B. Crossfit.

„Nach einem Achilles-Sehnenriss 2014 bekam ich die Prognose: Sie können gerne weiter Sport machen, aber nichts mehr was mit Laufen zu tun hat. Da habe ich meinen Sport fast ganz zurückgefahren. Dann kam zu Beginn der Pandemie eine Freundin zu mir, die auch eine längere Pause eingelegt hatte, mit einem „Wiedereinsteiger“ 5 km Trainings-Plan zu mir kam. Der lag zwar dann erstmal ein paar Wochen bei mir rum, aber nachdem ich mir mit einer anderen Freundin ein ausgedehntes Torten-Battle auf Instagram geliefert hatte, dachte ich mir: Wenn ich so weitermache, sehe ich nach Corona aus wie ein Oger. Da habe ich in den Plan in die Hand genommen und mir gesagt: Okay, wenn ich weiter viel essen will, sollte ich jetzt wieder mit dem Laufen anfangen. Und da war dann auch schon der Ehrgeiz es dem Orthopäden zu zeigen, was dann auch nach viel Mühen und dank der Unterstützung meines ehemaligen Crossfit-Trainers geklappt hat.“

Auch sonst ist bei der Sulzbacherin mit Laufschuh-Größe 43-44 manches anders als bei der Durchschnittsläuferin:

„Ich bin halt mit 1,83m ein bisschen größer und schwerer und werde so auch im Bereich der Hobbysportler keine Bestzeiten erreichen. Ich bin eben langsamer und kann damit leben und ich laufe halt so, dass ich hinterher keinen Herzinfarkt bekomme. Entsprechend gering ist mein sportlicher Ehrgeiz angesiedelt, was den Vergleich mit anderen angeht oder gar die Hatz nach Rekorden. Was ich auch nicht mache, ist, auf bestimmte Ereignisse, wie zum Beispiel der Berlin-Marathon gezielt hinzutrainieren. Tatsächlich laufe ich, wenn ich überhaupt bei Wettbewerben mitmache, fast nur Spendenveranstaltungen. Nach entsprechenden Fällen in der Familie habe auch ich mich mit dem Thema Krebs beschäftigt und fand es einen sehr guten Gedanken, durch Laufen die Leute dazu zu bringen zu spenden. Ich fand es gerade während der Pandemie wichtig etwas dafür zu tun, dass das Thema Krebs nicht hinten runterfällt. Spendenläufe sind da eine gute Gelegenheit und dann mache ich das auch gerne!“

Mit dieser Einstellung ist sie nicht alleine, denn auch Jenny Kriesche engagiert sich durch und über das Laufen hinaus:

„Ich minijobbe als Lauftrainer bei der Laufschule Saarpfalz, da ich auch sehr gerne in Gruppen unterwegs bin und auch gerne andere beim Erreichen der sportlichen Ziele unterstütze, von Anfänger – bis Marathontraining. Zudem bin ich in dem Verein Miteinander gegen Krebs e.V., die jährlich den Spendenlauf Cross against Cancer in Homburg veranstalten, dessen Einnahmen gespendet werden um Krebspatienten zu unterstützen. Da ist es schön zu sehen, wie gut das Laufen auch der Psyche tut.“

Was beim nach eigenem Bekenntnis „Genussläufer“ Mirko Stublic auffällt, ist seine eher ungewöhnliche Zeiteinteilung. Denn während eine große Mehrheit das abendliche Training bevorzugt, entpuppt sich der passionierte Bart- und Mützenträger als Frühaufsteher:

„Ich laufe morgens, immer! Das macht zwar ehrlich gesagt auch nicht immer Spaß früh aufzustehen, erst recht nicht, wenn auch noch bescheidenes Wetter ist. Ich gucke höchstens mal auf der Wetter-App, ob sich das Wetter bald ändern wird und verschiebe dann nach hinten, wenn meine Zeit es zulässt. Und zur Not gibt’s ja noch Regenjacken. Als ich zur Arbeit noch nach SB musste bin ich manchmal um halb fünf früh laufen gegangen, wenn’s zeitlich nicht anders ging. Du musst Dir halt einfach die Zeit für Dich nehmen. Wichtig ist aber immer, dass es Dir Freude macht. Wenn man sich dauernd zwingen muss, dann macht das keiner lange. Bei mir ist es so, dass ich mich spätestens nach dem ersten Kilometer doch freue, dass ich losgelaufen bin.“

Und noch etwas hebt ihn aus der Masse der Rennmenschen hervor:

„Tatsächlich laufe ich wie Forrest Gump nur auf Asphalt, nur auf Straßen rum. Alle anderen ziehen ja beispielsweise Waldboden vor, aber ich habe das Glück, dass ich robust und bis jetzt verletzungsfrei bin, obwohl ich in den acht Jahren jetzt über 17.000 km gelaufen bin und dabei habe ich alles erreicht, was ich mir vorgenommen hatte, 5 km unter 20 min, 10 km unter 40 min und bin Halb- und Marathon gelaufen.“

Ganz offensichtlich hat das Laufen längst einen besonderen Stellenwert für unsere Probanden eingenommen. Jenny Kriesche betont:

„Laufen ist aus meinem Leben nicht wegzudenken, weil es einfach ein schönes Hobby ist, es Spaß macht und abwechslungsreich ist. Ich schätze neben dem sportlichen Aspekt auch sehr den sozialen Aspekt des Laufens und der Zusammenhalt der Läufergemeinschaft.“

Miriam Bilke-Perkams schätzt besonders mit dem Laufen verbundene Qualitäts-Zeit:

„Für mich ist Laufen „me“ Time, meine Zeit für mich. Andere machen Yoga und für mich ist es halt das Laufen. Das ist für mich neben dem Job auch ein Resilienzfaktor.“

Auch Mirko Stublic will nicht mehr wirklich ohne:

„Ich bedauere es tatsächlich schon, wenn ich wegen Terminen nicht laufen kann, hab‘ dann aber trotzdem meistens einen guten Tag. Was mir dann fehlt, ist die Kombination aus der Bewegung und der Zeit für mich.“

Und so ein bisschen schielt er auch auf seine Social-Media-Aktivitäten:

„Ich hab‘ immer Handy dabei, damit ich den Notarzt rufen kann, wenn ich umfalle – und natürlich für das Photo hinterher, Social Media sind ja so wichtig beim Laufen.“ (sagt’s und grinst). „Tatsächlich freut es mich wirklich und gibt mir Antrieb, wenn Leute zu mir kommen und sagen: ich hab‘ nur wegen Dir mit Laufen angefangen, wegen Deiner Posts!“

Damit wäre dann der Schuldige gefunden!

________________________________________________

Jenny Kriesche

Name: Jenny Kriesche

Alter: 35

Läuft seit: 8 Jahren

Wöchentl. Laufleistung: 30 – 50 km

Lieblingsdistanz: Halbmarathon

Ziele: London- und Honolulu-Marathon

Miriam Bilke-Perkams

Name: Miriam Bilke-Perkams

Alter: 47

Läuft: 2 Jahren

Wöchentl. Laufleistung: >30 km

Lieblingsdistanz: 10 km (mit Luft nach oben)

Ziele: Bis ins hohe Alter gesund laufen zu können

Mirko Stublic

[Foto: <live 07-2022 laufen-mirko stublic social>]

Name: Mirko 53

Läuft seit etwas über 8 Jahren

Wöchentl. Laufleistung: 40 – 70 km

Lieblingsdistanz: >10 bis 30 km

Ziele: Keine mehr, alles schon erreicht,

_________________________________________________

Cross against Cancer

Acht laufbegeisterte Frauen gründeten 2015 in Homburg-Kirrberg den Verein
„Miteinander gegen Krebs e.V.“. Zielsetzung ist die Verhütung und Bekämpfung von Krebserkrankungen, insbesondere auch Maßnahmen & Hilfen für Krebserkrankte. Um die Vereinsziele zu realisieren, wird jährlich der Benefiz-Lauf „Cross against Cancer“ mit Spendenrunden, 5km Nordic Walking, 5, 10 & 17km rund um das Homburger Waldstadion organisiert, um auf die Thematik Krebs in der Bevölkerung aufmerksam zu machen und dazu beitragen, dass Berührungsängste gegenüber an Krebs erkrankten Menschen durch deren Integration abgebaut werden Der Erlös wird an eine Organisation oder Institution gespendet, die sich mit dem Thema Krebs beschäftigt.

Cross gegen Cancer – am Sonntag 11.09. um 10.00 Uhr im Homburger Waldstadion

Clubzone Juli 2022

Wie kaum anders zu erwarten, hielten die Partys und Clubnächte des gerade erst begonnen Sommers locker das, was der Bilderbuchfrühling in den Wochen zuvor versprach. Die Hochsaison der unterschiedlichsten endlich wieder möglichen Festivitäten, Konzerten und Festivals taten ihr Übriges dazu, dass in den letzten Wochen garantiert keine Feierpausen entstanden. Wenn dann noch der Wettergott so grandios mitspielt und uns mit Temperaturen wie am Mittelmeer den Alltag versüßt, dann darf man sich über die zusätzlichen Freiluftbespaßungen auch nicht beschweren, doch wer will das schon. Aber bevor wir uns erneut der Euphorie und der Macht der Nacht hingeben, beruhigen wir uns erstmal und rekapitulieren einen der spektakulärsten Julis in Ruhe und der Reihe nach.

Weiterlesen: Clubzone Juli 2022

Größtes Highlight der letzten Wochen war natürlich der VORFEIERDOM im Osthafen. Die Party hatte nicht nur ein exzellentes LineUp mit u.a. den Junglekidz, Al-x, Björn del Togno und den Osthafen Allstars, sondern auch einen Mega-Extra-Ausnahmegrund für eine bombastische Feier-Eskalation: just an diesem Tag, hatte der Stadtrat sich nämlich für das Konzept von SEKTOR HEIMAT und GREENCELLS, was die Zukunft des Rhenania-Gebäudes und damit des Osthafens angeht, entschieden. Die Nacht war lauter, heißer, länger und noch stundenlang war der Himmel über dem Saarbrücker Osten von zahllosen Pyros derart erhellt, dass Fußball-Ultras von Elversberg bis Kaiserslautern vor Staunen einen gewissen Neid verspürt haben dürften. Getragen von dieser Energie waren auch die folgenden Wochen ein Fest voller Osthafen, Sommer, Sonne und Techno. Und im Juli wird es munter so weitergehen, u.a. mit dem niegelnagelneuen Weinfestival TRAUBE NIMMERSATT und natürlich dem OSTHAFENFEST: Wir freuen uns wie Bolle!

Dass am CSD SAAR-LOR-LUX 2022 Wochenende mit richtig Schmackes gefeiert wurde, stellte nun wirklich keine Überraschung dar. Unter dem Motto „Zurück auf die Straße für LGBTI*-Rechte“ wurde ein ganzes Wochenende gefeiert, als ob alle zwei Jahre hätten pausieren müssen. Höhepunkt neben der CSD Benefiz WARME NÄCHTE PRIDE EDITION in der GARAGE am Samstag war natürlich die CSD Parade am Sonntag, von der Congresshalle durch die Hafen-, Viktoria-, Bahnhof- in die Bleichstraße. Im Anschluss wurde auf der Festmeile in der oberen Mainzer Straße nach Kräften weitergefeiert. Das hat neben rekordverdächtig vielen Zuschauern natürlich auch reichlich Partypeople angelockt. Es war eine große Freude, endlich wieder eine große, bunte und diverse Menschenmasse nach allen Kräften feiern zu erleben. Schade, dass die Mainzer Straße nur einmal im Jahr für den Verkehr dichtgemacht wird.

Das BLAU ging trotz tropischer Temperaturen richtig steil, als ob das in den letzten 22 Jahren mal anders gewesen wäre. Der Hitze Abhilfe verschafften mehrere Runden Wassereis die ganze Nacht durch und etliche neue Ventilatoren. Wer nicht genug bekommen kann, kann sich tagsüber im neuen CAFÉ BLEU austoben. Dort wird es bald auch jazzige Veranstaltungen geben, aber dazu mehr in den kommenden Tagen. Im Keller waren derweil alle Partys brutal stark, wenn dann könnte man höchstens die EMPIRE STATE OF MIND erwähnen, allein schon, weil das der beste Greg von allen und Meister Kastel himself nochmal zusammen aufgelegt haben. Es gab reichlich „alten“ RnB und Hiphop aus den goldenen Zeiten der 90er & 2000er auf die Ohren, mit „Mitsinggarantie“ und endlich mal wieder was, wo sich auch etwas Ältere mal wieder von der Couch locken ließen. Ansonsten stecken die BLAUen Macher knöcheltief in den Planungen fürs Nauwieser Viertelfest, welches sie dieses Jahr endlich wieder veranstalten – und worauf wir uns wohl alle massiv freuen!

Mit einer der interessantesten, nachpandemischen Neuzugänge in der Saarbrücker Clublandschaft, das ONE ELEVEN im Birnengässchen, das sich ohne Zweifel anschickt, das Nachtleben unserer Gemeinde auf die Hinterbeine zu stellen. Vollkommen zu Recht hat sich auch im Juni der super aufwendig und echt geschmackvoll gestaltete Laden in den Räumen des ehemaligen SEVEN mit seiner brachialen Anlage mit atemberaubender Geschwindigkeit, in die Herzen der Deejays und Nachtschwärmer gespielt. Wer schon mal vor Ort war, wird auch schnell verstehen, wieso die Macher mit behaupten können. Tolles Beispiel für die gehobene Feierkultur, war zum Beispiel die 90vs2000er Nacht mit der absolut mitreißenden DJane Jess G und DJ Urgestein Kasimir, der damit zum ersten Mal an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte. Aber der Laden hat natürlich viel mehr zu bieten

Im Club der Superlative, dem APARTMENT, wiederum, war der Juni von jeder Menge Specials und tollen Veranstaltungen bestimmt! Der Monat war nicht nur der heißeste, sondern auch der heißeste Monat bis jetzt. Woche um Woche und vor allen Feiertagen wurde dort so eskaliert, dass nach diesem Monat ein Stück, der Rigipsdecke aus Metall nachgebaut werden muss. Die Partypeople hatten, auf den Bassboxen feiernd, nämlich die Decke komplett durchgetrommelt. „Wilder Turnup“, nennen die Jungspunde so was heutzutage. Das APARTMENT-Team antwortet prompt mit einer Neugestaltung der Decke inklusive Bus-Handschlaufen, damit sich künftig auch niemand beim Ausrasten verletzt. Ach so, einen neuen TikTok-Kanal hat das APARTMENT auch noch. Unter @apartment_club_sb kann man seit kurzem zum Beispiel deren neustes Video über Fundsachen im Club bestaunen. Und mit über 54K Aufrufen ist das schon mal ein guter Start in die neue Plattform. Insgesamt kann man gerade im APARTMENT deutlich spüren, es gibt ganz klar zwei Jahrgänge von jetzt 18jährigen, die durch die ewigen Club-Schließungen 2020 und 2021 immer noch ein extremes Manko an Feierei aufholen müssen. Kurz, das APARTMENT hat jedem auch in den letzten Wochen die perfekte Möglichkeit geboten, das Leben und die Liebe zu feiern!

Das EGO stand auch im Juni wieder für exzessive Partynächte und es ließ sich Woche für Woche bei gewohnt guter Musik stilecht abtanzen. Gespickt wurde das Ganze von Specials, die wöchentlich variieren. Wechselnde Getränkespecials, mottogerechte Deko und Special Acts sorgten für die beste Abwechslung, wie man sie sich wünscht. Ende Mai gab’s gleich das erste Ausrufezeichen mit Willy William live on Stage, doch auch die regelmäßigen Feiertermine wie NACHT SEMESTER und LEVEL standen in Sachen guter Laune dem in nichts nach! Trotz hohen Temperaturen haben die Massen es mal wieder geschafft den Laden noch mehr einzuheizen. Der Monat ging dann brutal feiermäßig mit echten Höhepunkten wie der BOMBA LATINA und der LA BELLA NOTTE ITALIANA weiter. Den vielbefeierten Abschluss machten dann die UNITED und die FAVELA mit Kevin Lyttle live on Stage. Also ein Partymonat, der keine Wünsche offenließ – und der Juli wird genau so weitergehen, zum Glück!

Zum guten Schluss ausnahmsweise ein klitzekleiner Blick in die Zukunft, aber das aus ganz besonderem Grunde. Ende dieses Monates wird zur großen Freude ungezählter Saarländer endlich nochmal das NAUWIESER VIERTELFEST stattfinden. Das allein wäre ja schon mehr als ausreichend für ungebremste Begeisterung, doch da gibt es noch ein Detail, dass eine ganz spezielle Bedeutung hat – und das nicht nur partytechnisch. An der gewohnten Stelle unweit der Ecke Cecilien- und Försterstraße wird wieder der MAGNET Stand Cocktails, Drinks, Bierchen und elektronische Tanzmusik zum Festgeschehen beisteuern. Dieses Kleinod des korrekten Technobass im Meer der Blues-Rock-Schwemme auf dem Restfest wurde einstmals vom unvergessenen Klaus Radvanowsky ins Leben gerufen und jetzt von seiner besseren Hälfte Andrea R. fortgeführt. Sie erklärt auf Facebook: „Ich hab‘ echt lange überlegt und bin zu dem einzig richtigen Entschluss gekommen: Ich mach das Ding! Es wird anders, keine Frage, aber es wird MAGNETBAR. Das hätte Klaus Radvanowsky save auch so gemacht, das weiß ich!“

In diesem Sinne, take care   J.K.T.