• Termine, News und Wissenswertes aus Saarbrücken, dem Saarland und der Welt:

Over the Rainbow …

In unserer Rubrik Perspektivwechsel betrachten wir Themen und Fragestellungen aus dem Blickwinkel queerer Menschen. Die letzten beiden Monate waren gesellschaftlich stark geprägt von der Fußballeuropameisterschaft und dem internationale „Pride Month“ im Juni. So fand auch die „Sport Pride“ statt, mit dem Ziel Sichtbarkeit und Akzeptanz von LGBTQ (Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen) in Amateur- und Profisport zu fördern. Diesem Aufruf folgte unser Nationaltorwart Manuel Neuer und ging bei der Fußballeuropameisterschaft mit leuchtendem Beispiel voran, indem er mit seiner Regenbogen-Armbinde ein klares und unmissverständliches Zeichen dafür setzte.  Dieses klare Statement von Manuel Neuer war der Auftakt einer Reihe kontroverser, zum Teil entlarvender Diskussionen, rund um die (nicht) Haltung der UEFA (Union of European Football Associations).

Diesen Monat spricht unser Autor Marc Kirch über all diese Ereignisse mit Christian Rudolph, dem offiziellen Beauftragten für Vielfalt des DFB (Deutscher Fußball Bund) und LSVD-Vorstand:

Hier gehts zum Interview mit Christian Rudolph

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Einfach Emma

Manchmal ist normal, nicht ganz so normal. Dabei sollte das Ausleben der selbstgewählten Identität, das natürlichste und normalste auf der Welt sein.

Eigentlich ist Emma Lesch eine ganz normale, junge Frau. Die 25jährige hatte eine ganz normale Kindheit und Schulzeit, hat jetzt einen ganz normalen Beruf, ganz normale Hobbys und höchstens die roten Haare stechen etwas heraus. Sie lebt einfach ein ganz normales Leben, fernab aller Extravaganzen und ganz bestimmt nicht so abgefahren wie schrille Drag- und Drama-Queens. Trotzdem wird sie aber immer wieder mit denen in einen Topf geschmissen, nur weil vor langer Zeit Emma einmal Eric war.

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Das innere Kind

Hallo Mikrokosmonauten: Peter Pan wäre stolz!

Ich bin transinfantil. Ein Kind gefangen im Körper einer erwachsenen Frau. Und ich habe Angst. Ich fürchte, dass ich niemals Fuß fassen werde in einer Welt voller fester Strukturen und Regeln und ich glaube nicht, dass ich jemals die Erwartungen erfüllen werde, die man an mich hat. Der Welpenschutz ist bei mir längst vorbei. Um ehrlich zu sein, schon seit etwa 20 Jahren. Und in der Erwachsenenwelt heißt es nun mal: Funktionieren oder Untergehen. So schlimm ist es nicht? Ich finde doch! Read more

Die Geisterparker

Sie leben mitten unter uns und dennoch haben die Wenigsten von uns sie schon einmal angetroffen. Sie sind scheu, tauchen oft erst spät auf und verschwinden genau so schnell wie sie gekommen sind. Es gibt sie überall; in verschiedenen Arten und Farben. Ihre Spuren finden sich tagtäglich vor unseren Haustüren, wo sie gerne auf Treppenstufen und Fußmatten ihr Geschäft verrichten. Sie sind nicht sonderlich beliebt, erfüllen aber eine wichtige Aufgabe für die urbane Umwelt. Über sie gibt es zahlreiche Vorurteile, die leider alle wahr sind. Die Rede ist nicht von Madern, Waschbären oder streunenden Katzen, sondern von jemandem mit Führerschein der Klasse B: Paketzusteller. Read more

Neue Wege

Hallo Mikrokosmonauten: Auf geht’s in die neue Zukunft!

Das Leben ist ein vielbesagtes Wandern, ein wüstes Jagen ist’s von dem zum andern, und unterwegs verlieren wir die Kräfte.“, so schrieb der österreichische Dichter Nikolaus Lenau. Und da Glück und Unglück bekanntlich auf einem Steig wandern, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn so manch persönliche Pilgertour in etwa so angenehm ist, wie sich an einem Kaktus zu reiben. Denn wer neue Wege einschlägt oder einschlagen will, setzt sich zwangsläufig neue Ziele. Und wenn man sich neue Ziele steckt, erfordert dies ein gewisses Maß an Risikobereitschaft. Das ist immer ein bisschen so wie Russisch Roulette. Hop oder Top eben. Entweder endet ein neuer Weg in einer Sackgasse oder beim Topf voll Gold am Ende des Regenbogens. Read more

Die Zoogeschichte

Erwachsene und Kinder haben unterschiedliche Einstellungen zu Tieren. Während Kinder Ponys am liebsten streicheln, bevorzugen Muttis sie auf dem Kopf und Papis sie auf dem Teller. Die Ansichten darüber, wo ein Familienmitglied aufhört und ein Familienbraten anfängt, ändern sich im Laufe des Lebens. Kinder treten die Wurst auf dem Tisch gern an den Hund auf dem Teppich ab. Eltern dagegen treten die Wurst des Hundes unterm Tisch nur ungern auf dem Teppich ab. Irgendwann sind Tiere statt lustig nur noch lästig. Da unterscheiden sich vierbeinige nicht von zweibeinigen Partnern. Alte Vierbeiner landen dann im Tierheim, alte Zweibeiner in Internet-Partnerbörsen und beide ab und an auch auf einem einsamen Autobahnparkplatz in der Hoffnung, dass jemand Fremdes kommt … Read more

Die Saarland Connection

Wenn enner enner kennt, der enner kennt … Saarländer trifft man wirklich überall auf der ganzen Welt. Und da im tollsten Bundesland der Welt ja jeder jeden kennt, entstehen so rund um den Globus geschäftlich nutzbare Netzwerke im Zeichen von Dibbelabbes, Lyoner und UrPils.

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Ich will Meer

Hallo Mikrokosmonauten: Zwischen Reden und Tun liegt das Meer

Ich wollte einfach nur noch weg. Seit Wochen beschlichen mich immer wieder Panikattacken. Kein Wunder, wenn man seit über einem Jahr mehr oder weniger zum Verweilen in einem Radius der Größe unseres Bundeslandes aufgefordert ist. „Immerhin 2.570 Quadratmeter.“, mögen jetzt einige Optimisten einwerfen. Ich frage mich aber, ob die es schon immer als das ultimative Highlight empfanden, im Saarland Urlaub zu machen, beim übelsten Piss-Wetter in heimischen Wäldern zu spazieren und zum x-ten-Mal als krönender Abschluss des Tages im selben Restaurant zu hocken, sofern dies – der Pandemie geschuldet – überhaupt möglich ist. Offensichtlich, denn so etwas wie Fernweh, Neugierde, Wagemut und Abenteuerlust finde ich bei diesen Menschen vergebens. Die Krise bringt allmählich zutage, was ich eh schon lange ahnte, denn viele blieben von Beginn an stoisch, abwartend und fast schon unterwürfig. Da wird mit einer Beharrlichkeit zum 125. Mal bei Wind und Wetter und mit Kind und Kegel die obligatorische Runde durchs Dorf gemacht. Und währenddessen sagt man sich ununterbrochen: „Ach, ist das so toll!“, bis man es irgendwann auch glaubt. Sorry, das war beim ersten Lockdown im März 2020 vielleicht noch ganz cool. Es hatte was von „Back to the roots“. Ein Abenteuer. Zurück zu den Anfängen. Bescheidenheit üben. Urlaub in den eigenen vier Wänden. Kreativ werden. Mallorca nachhause holen, in Form von ner‘ Palme im Topf und nem‘ Pool im Garten. Ja, so ein Lockdown lehrte uns, dass die Familie das Wichtigste ist. Und wie dankbar wir eigentlich sein müssen, weil es uns selbst in Zeiten einer todbringenden Pandemie im Grunde an nichts mangelt. Dass wir genug zu Essen haben, ein Dach über dem Kopf und funktionierendes WLAN. Aber inzwischen sind fast 14 Monate vergangen. Wenngleich wir immer noch dankbar sind, dass wir noch leben. Aber eines muss an dieser Stelle gesagt werden: Read more

Augen auf und durch!

Komaglotzen, Serienmarathon, Binge-Watching – was vor Jahren harmlos als Netflix & Chill begann, versammelt aktuell mehr und mehr Serienjunkies vor der Glotze. Immer öfter, immer länger, Corona sei Dank.

 

Ansagen wie „Einer geht noch!“ und „Schlaf wird überschätzt“ erfreuen sich dieser Tage größter Beliebtheit. Was früher allerdings auf gesellige Besäufnisse oder exzessive Partynächte gemünzt war, meint heute eher Belustigungen im sehr überschaubaren Personenkreis, meistens sogar ganz alleine. Und vom „Trinkgelage“ ist nur das Gelage übriggeblieben, das heißt im Englischen „binge“ und wird benutzt, wenn etwas exzessiv betrieben wird, wie zum Beispiel „binge eating“ oder „binge drinking“, also exzessives Essen oder Trinken. „Binge-Watching“ steht also für gnadenlosen Konsum von ganzen Fernsehserien. Dabei handelt es sich um den gerade in Corona-Zeiten immer populärer werdenden Trend, nicht mehr nur ein oder zwei Episoden einer Serie anzuschauen, sondern eben eine ganze Staffel oder gleich die komplette Serie. Binge-Watching ist gerade in der Pandemie etwas ganz Normales geworden. So ein ganzer Tag auf dem Sofa mit der neuen Lieblingsserie hat ja schon was Schönes.

 

Ermöglicht wird dieser verlockende Zeitvertreib durch die omnipräsente Verfügbarkeit von Video-Material auf den einschlägigen Streaming-Plattformen, die wirklich süchtig machen. Im Gegensatz zum linearen Fernsehen, bei dem das Programm durch den Fernsehsender nur in homöopathischen Dosen freigegeben wird, können bei Video-on-Demand-Angeboten mehrere oder gleich alle Folgen in einem Rutsch angesehen werden. Zwar ist Binge-Watching praktisch schon seit der Erfindung der Videokassette und auch durch die Veröffentlichung kompletter Serienstaffeln auf DVD möglich, jedoch erst, nachdem vorher die einzelnen Episoden im Fernsehen gezeigt wurden. Spätestens seit fortlaufend neue komplexe Qualitätsserien auf dem Markt kommen, gewinnt das Phänomen zunehmend an Anhängern. An Dynamik zugelegt hat das Ganze, als Anbieter wie Netflix, Prime oder Sky alle Folgen einer Staffel gleichzeitig veröffentlichen und als dann letztes Jahr noch die Pandemie mit Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren die Leute praktisch zum Stubenarrest verdammte, brachen alle Dämme.

Valar Morgulis

 

Dass derlei Serienmarathons nicht nur faszinierend und angesagt sind, sondern auf Dauer auch ungesund, dürfte niemand ernsthaft überraschen. Das beginnt schon dort, wo die eigene Kontrolle über das Serienschauen aufhört. Denn Serien am Stück zu schauen, ist nicht immer eine freie Wahl, sondern kann ein suchtähnliches Verhalten darstellen. Aus „nur noch eine Folge“ wird dann meist „nur noch vier Folgen“. Doch was ist eigentlich am „Seriensuchten“ so schädlich? Paradoxerweise schaden gerade besonders gut gelungene Serien der Gesundheit, weil die einen eben lange Zeiträume vor dem Bildschirm fesseln. Der Grund liegt auf der Hand: die Neugierde der Binge-Watcher darüber, wie es mit der Handlung weitergehe, in Kombination mit der stets verfügbaren Erlösung – nur einen Klick entfernt.

 

Naheliegend ist, dass mit Binge-Watching ein Schlafentzug einhergeht. Das amerikanische Fachmagazin „Journal of Clinical Sleep Medicine“ veröffentlichte eine Studie mit 400 Probanden zwischen 18 und 25 Jahren, von denen sich 80 Prozent als „Binge Watcher“ bezeichneten, untersuchte. Das Ergebnis: Dauerserienschauer haben daraus resultierende Schlafstörungen und somit ein um 98 Prozent erhöhtes Risiko für schlechteren Schlaf. Klar, denn wer abends eine fesselnde, neue Serie beginnt, der hört nicht nach zwei, drei Folgen wieder auf, sondern schaut sie sich im Extremfall einfach ganz an. Ohne Rücksicht auf den eigenen Schlafrhythmus, mit nicht zu unterschätzenden Folgen für den gesamten Metabolismus.

 

Australische Forscher konnten unlängst belegen, dass Binge-Watching nicht ohne Einfluss auf das Gehirn bleibt. In erster Linie schadet es dem Gedächtnis, was damit zusammenhängt, dass Menschen schlechter lernen, wenn sie viele Informationen auf einmal verarbeiten müssen, anstatt diese auf kleine Häppchen zu verteilen. Die, die sich die Folgen mit gewissen Abständen anschauen, müssen sich jedes Mal wieder aktiv an vorherige Folgen erinnern – das trainiert die grauen Zellen. Hat man die Folge aber unmittelbar vorher gesehen, fällt dieser aktive Abrufeffekt aus. Das kann sich langfristig sogar auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken. Ein weiterer bereits nachgewiesener neurologischer Effekt, wenn wir eine lange Zeit vor dem Bildschirm verbringen, ist eine reduzierte Myelin-Produktion, die Depressionen und Angstzustände begünstigt, denn Myelin schützt die Nervenzellen. Manche Studien vermuten auch sogar ein höheres Alzheimer-Risiko.

 

Homelander, Heisenberg und House

 

Außerdem wäre es wohl nicht die schlechteste Idee, weitere mögliche Folgen des Binge-Watching zumindest im Auge zu behalten, wie zum Beispiel ein weiter degenerierendes Sozialleben, das unter Corona-Bedingungen ohnehin schon massiv reduziert wird. Selbst beim gemeinsamen Suchten der Serien mit Partnern oder Familie, bleibt oft die Kommunikation auf der Strecke. Soziale Isolation und Einsamkeit lassen so nicht lange auf sich warten. Dazu kommt, dass notorische Binge-Watcher oft ihre Pflichten wie zum Beispiel den Haushalt aber auch die Arbeit oder die Familie vernachlässigen, um mehr Zeit auf der Couch verbringen zu können. Und gerade die lässt sich ja zusammen mit den Liebsten auch noch für Anderes nutzen. Das würde dann auch gleich noch einer weiteren Gefahr entgegenwirken, dem Mangel an ausreichender Bewegung. Bei einem Dauer-Fernsehkonsum von mehr als vier Stunden täglich zeigten Teilnehmer einer Studie ein doppelt erhöhtes Risiko eines vorzeitigen durch Herzkreislaufkrankheiten bedingten Todes. Da helfen dann auch weder Greg House noch Meredith Grey.

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