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Clubzone Januar 2024

Herein spaziert in ein neues Jahr voller Partyspaß und Clubschabernack im schönsten, saarländischen Bundesland der Welt. Nach den letzten, wirklich ausgesprochen turbulenten, Wochen zu urteilen, geht 2023 mit Sicherheit als einer der partytechnisch gesehen, besseren Jahrgänge in die Annalen unseres schönsten Bundeslandes der Welt ein. Insbesondere die ungebremsten Vorkommnisse und moralisch zweifelhaften Geschehnisse der Weihnachtswoche und vor allem die herrlich ausufernden Ausnahmezustände in der Silvesternacht müssen ausführlich behandelt werden – nur leider nicht in dieser Ausgabe. Denn da ganz überraschend auch dieser Jahr wieder unsere Druckerei partout nicht dazu zu bewegen war, über die Feiertage dieses auflagenstärkste Fachmagazin für Partyklatsch und Feiertratsch zu drucken, können wir heuer nur die Ausschweifungen der ersten drei Dezemberwochen behandeln. Die Weihnachts- und Silvesterdramen gibt’s dann wie immer in der nächsten Ausgabe, aber in schöner und liebgewonnener Tradition haben wir so die Möglichkeit, außer dem aktuellen Party- und Clubtreiben, wieder die grandiosesten Glanzleistungen des zu Ende gegangenen Jahres zu würdigen.

Dennoch ist reichlich Berichtenswertes passiert, mit dem Klatsch & Tratsch Highlight, dass bekannt wurde, dass Cassius Clemens jetzt tatsächlich ernst gemacht hat mit dem vollständigem Rückzug aus Berufsleben. Selbst die KUFA hat er veräußert und somit endgültig die Weichen in Richtung Rentnerdasein gestellt. Aber jedes Ende ist ja auch ein Anfang und speziell was die KUFA angeht, steht da dieses Jahr Einiges zu erwarten und wir alle können uns spätestens zum Frühjahr auf einen echten Knaller im Nachtleben freuen. Bis dahin bleibt nur, sich bei Cassius für ungezählte Nächte, Konzerte und Partys zu bedanken, was wir sehr, sehr gerne und mit Nachdruck tun.

Wieder auferstanden ist einen andere Legende, wenn auch nur für eine Nacht, dafür aber mit sensationeller Partyeskalation, ist eine von Saarbrückens kultigsten Locations überhaupt. Die Rede ist natürlich vom GLORIA PALAST und dem großen Jubiläums REVIVAL, das zur Feier des 38. Geburtstages dieser unvergessenen Disse begangen wurde. Dieses Mal, und das machte die Sause zu etwas ganz Besonderem, in einer niegelnagenneuen Location, dem LOOSE Club in den Räumen des einstigen SOHO in der Saarbrücker Kaiserstraße. Klang schon im Vorfeld nach Ausnahmezustand und ging dann auch massiv durch die Decke wie bei den Partys mit original DJ Kasimir auch nicht anders zu erwarten war. Zur alljährlichen GLORIA PALAST Geburtstagsfeierei, die ja seit Jahren auch im Exil, von CLUB NUMBER ONE über KUFA, CONGRESSHALLE, BEL ETAGE und GARAGE ausgiebig eskaliert wurde, kehrten die gloriösen Ehemaligen in die etwas anderen Achtziger zurück. In der Erinnerung seiner Gäste und des ehemaligen Personals lebt die ehemalige Kultdisco ungemein vital bis heute weiter, wie eben auch diese Party außer Rand und Band unter Beweis stellte. Sehr unterhaltsam auch die Gesichter einiger aktuellen Nachtleben-Gesichter, die sich hierher verirrt hatten und eine „normale“ 80er und 90er Party erwarteten. Denn spätestens beim ersten Pogo auf den „Nellie the Elephant“ oder den „Irish Rover“ war klar, hier ist etwas sehr Spezielles am Start. Von Chartmüll war genau wie in den originalen Jahren keine Spur, dafür gab’s Independent Mucke und Gitarren Mucke auf die Gehörgänge gemischt mit ein bisschen frühem House und New School Hip Hop. Eben exakt jene unheilige Mischung, der diese Party ihren legendären Ruf verdankt. Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen war dieses Mal erneut, ein extra eingerichteter CAFE FUTURE Floor mit DJ Erwin & der Praktikant, der dem ebenfalls oberkultigem, kleinen Club am St. Johanner Markt gewidmet war, der schon ein Jahr vor dem FUTURE ganz neue Klänge im Saarbrücker Nachtleben etablierte. Wenn das so weiter geht, werden bald auch dieses Revivals fast so legendär wie der einstige Disco-Palast sein. Wir wären dabei!

Aber auch abgesehen von Kult-Revivals, gab es im LOOSE animalische Eskalationen, die ihres Gleichen suchten. Das LOOSE DJ -Team riss hier regelmäßig die Hütte ab und spielte auf dem ersten Floor zumeist Electro- und Mixed Music, sodass für jeden etwas dabei ist. Auf dem zweiten Floor kamen dann im Wechsel Techno bzw. Hip Hop Liebhaber auf ihre Kosten. Zusammenfassend ist zu sagen, dass hier alles im Übermaß abgeliefert wurde, was eine fette Sause ausmacht.

Zum Jahresabschluss hat das STUDIO 30 mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es neben wirklich erste Sahne Konzerten hier auch extrem geile Party zu feiern gibt. Neuestes Beispiel war jetzt Mitte Dezember die TANZRITUAL – GOTHIC PARTY mit reichlich Wave, Gothic, Mittelalter und Elektro Spaß nebst und zahlreichen Gimmicks sowie vielen Deko-Specials on top. Das Team vom TANZRITUAL ließ die Mauern des ehemaligen 6NULL3 erbeben, dass es nur so eine Pracht war. Das galt gleichermaßen für die TRIP Nacht und die SONIC DERANGEMENT Weihnachts-Ausgabe , die jedes Kompliment verdient hatten. Andererseits muss man aber auch die stets grandiose Stimmung bei den Live-Konzerten unbedingt erwähnen, wie die Gigs von Christin Nichols, Oku & the Reggaerockers, Killicon Lumpematz und Snaggletooth wunderbarst unter Beweis stellten. Bitte den Laden jetzt schon rot im Kalender anstreichen: 2023 wenn’s im STUDIO weitergeht, wird’s noch eine Spur heftiger! Da darf man jetzt schon gespannt sein.

Vor allem im EGO, konnte man im Dezember beobachten, dass feiern nicht bloß Musik und Alkohol bedeutet. Liebevoll durchdachte Partys, mit einzigartigen Themen. Dekorationen und Aufbauten, die in Kunsthallen auch nicht fehl am Platz wären. Oft genug lassen wir uns dazu verleiten nur von Musik und den DJs zu sprechen. Aber was macht einen Club vor allem zu einemechten Hot Spot im Nachtleben macht, ist ein tolles Team. Und dieses Team gemeinsam mit den Stammgästen machen das EGO zu dem place-to-be im Saarland.

   Was war denn da bitte im November im Noya gegenüber der Congresshalle los? Wer sich über den großen Andrang vor dem sonst eher wenig besuchten Laden wunderte und nicht drinnen war, hat echt was verpasst! Zum wiederholten Male waren dort die HEARTBEATS zu Gast und verwandelten das stylische Restaurant in eine Top-Feierlocation mit großer Tanzfläche und weiteren Bars. Der Laden war dementsprechend rappelvoll und die Gute-Laune-Musikanten Splash&Snow und DJ Yannick verteilten ordentlicheHouse- und Partymucke auf die Ohren der Partycrowd! Da war die frühere Saarbrücker Partyszene auch mal wieder mit Rang und Namen vertreten. Die Stimmung war wirklich fantastisch und schon jetzt dürfen wir uns auf eine Fortsetzung freuen.

   Der MAUERPFEIFFER ist nun seit sechseinhalb Jahren bereits fester Bestandteil des Saarbrücker Nachtlebens und somit ist der Jahresbeginn der perfekte Zeitpunkt, ein kleines Resümee zu ziehen. Würde man das dort bereits stattgefundene Programm hier auflisten wollen, würde das definitiv den Rahmen sprengen. Eigentlich bedarf es keiner weiteren Worte, denn wer nur einmal da war, dem wird direkt klar, dass der MAUERPFEIFFER eine unglaubliche Bereicherung für Saarbrücken darstellt. Selten ist eine Nacht vergangen, in der weniger als zwei oder mehr musikalische Gäste eingeflogen wurden, um Saarbrücken zu zeigen, was man sich hinter den Mauern am Ludwigskreisel unter guter elektrischer. Musik vorstellt. Und wenn man Augen- und Ohrenzeugen Glauben schenken darf, dann brauchen wir uns wohl auch die nächste Zeit keine weiteren Sorgen um die Qualität des hier Gebotenen machen. Nachtschwärmern und Clubabhängige, die vor allem auf elektronische Musik fixiert sind, werden weiterhin zum MAUERPFEIFFER pilgern können und dort Clubnächte der ganz eigenen Art zu erleben.

In diesem Sinne und take care   

J.K.T

Starker Typ macht starke Fotos

Schwer zu entscheiden, was der größere Hingucker ist, der charismatische Fotograf Jonas Ziegler, die Körperkunst auf seinem Body oder seine Fotografien. Der gebürtige Schwalbacher ist Jahrgang ’93 und gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger. Ein Beruf, zu dem er trotz aller bekannten Widrigkeiten wie fehlender, wirklicher, gesellschaftlicher Wertschätzung nach wie vor steht, wenn gleich in letzter Zeit seine Hingabe zur Fotografie mehr und mehr seiner Zeit in Anspruch nimmt. Denn seit etwa fünf Jahren betreibt er sein einstiges Hobby zunehmend ernsthafter. Da wird es Zeit, den Mann mal vorzustellen…

Text: Kasimir Ehmke

L!VE: Bevor wir zur Fotografie kommen, kurz ein paar Gedanken zu Deinem eigentlich Job. Mal abgesehen von den Karmapunkten, die Du und Deine Kollegen da mehr als verdient sammeln, macht die Arbeit in der Pflege überhaupt Spaß?

Jonas Ziegler: In der Pflege muss man um alles kämpfen. Das ist halt so das Ding. In der Fotografie kann man sich sehr leicht sehr viel selbst erarbeiten. Dafür braucht man kein ultimates Equipment, um da ziemlich gute Arbeit abzuliefern und damit Geld zu verdienen. Dagegen könnte ich in meinem Pflegeberuf noch zig Weiterbildungen machen und noch etliche Sachen mehr. Trotzdem würde kaum mehr verdienen. Da überlegt man schon, mit der Fotografie in die Selbstständigkeit zu gehen. Ich arbeite an sich auch sehr gerne in meinem eigentlichen Beruf, aber es wird halt zunehmend mieser.

L!VE: Wie viel Zeit nimmt Deine Fotografie unter diesen Bedingungen im Augenblick in Anspruch?

JZ: Meinen Job in der Pflege habe ich schon auf 75 Prozent reduziert. Den Rest mache ich Fotografie. Manchmal sogar noch mehr darüber hinaus. Im Moment läuft es ganz gut und ich denke, ich werde dann auch weiter mehr zur Fotografie übergehen. Gibt mir im Prinzip aktuell mehr und ich komm damit sogar besser über die Runden als wenn ich mich jetzt in der Pflege halb tot arbeiten würde.“

L!VE: Also ist die Arbeit mit der Kamera längst mehr als nur ein Hobby?

JZ: Genau. Das war mal ein Hobby. Zuerst habe ich gar keine Menschen fotografiert, sondern nur Lost Places. Dann, so mit Beginn der Pandemie, wurde es immer schwieriger an die Locations zu kommen. Man konnte ja auch nicht mehr ins Ausland gehen. Da dachte ich mir, ich probiere mal was anderes und versuche mich auch in anderen Sparten der Fotografie.

L!VE: Die Talente, die Du unbestreitbar hast, teilst Du auch gerne mit anderen, indem Du beispielsweise andere, junge Fotografen unterstützt und ihnen sogar dein Equipment leihst.

JZ: Ja, also sagen wir mal so, man sieht ja, wenn jemand sehr ambitioniert ist und Bock auf die Sache hat. Beim Jonas Kammer habe ich das beispielsweise direkt gesehen und der hatte halt mega Bock. Der war zu dem Zeitpunkt ja ausschließlich analog unterwegs und ich dachte mir, der jetzt zum Beispiel dasselbe Equipment hätte wie ich, dann könnte er so viel reißen. Sowas unterstütze ich dann halt mega gern, weil es halt an sich ein sehr teures Hobby ist. Da kann man wirklich froh sein, wenn da jemand einen an die Hand nimmt. In der Vergangenheit als ich damit angefangen habe, hatten wir so eine kleine Gruppe an Leuten, mit der wir uns immer gegenseitig geholfen haben. Und es gibt natürlich mehrere Fotografen, mit denen ich bis heute zusammenarbeite und wo man sich das eine oder andere leiht oder sich ergänzt oder mir hilft.

L!VE: Gab es so was wie einen Hauptbeweggrund, der Dich antrieb,zu fotografieren? Bei den Lost Places war es wahrscheinlich die Faszination, die diesen vergessenen Räume irgendwie innewohnt?

JZ: Also das war schon so das Ding von Lost Place fotografieren. So der Nervenkitzel. Bei der anderen Fotografie oder bei der generell normalen Fotografie finde ich halt immer geil, entweder Eigenes zu schaffen, also wirklich sehr kreativ zu sein und das dann auch wirklich umzusetzen. Und wenn das dann funktioniert, ist natürlich noch geiler. Außerdem sehe ich halt in meinem eigentlichen Beruf schon sehr viel Leid und eher negative Sachen und auf der Station, wo ich arbeite, hat man jetzt auch nicht immer die krass positiven Erfahrungen. Dann im Ausgleich dazu beim Fotografieren diese schönen Momente für mich selber so wahrzunehmen, auch darum ging es mir.

L!VE: Lost Places, Portraits, Live-Konzerte, hast Du bei all dem eine bevorzugte Richtung?

JZ: Also, das mit dem Lost Places mache ich schon länger nicht mehr, weil das ist wirklich sehr zeitintensiv und einiges an Vorbereitung bedarf. Also ich würde sagen, ich bin fototechnisch eher ein Allrounder geworden. Sprich ich gucke in alles rein, gucke mir alles nur an und nehme nur mit, was geht. Unterm Strich aktuell hauptsächlich Porträtfotografie, aber beispielsweise auch gerne Hochzeiten. Die nutze ich nicht nur, um mein Equipment etc. zu finanzieren, das macht auch sehr viel Spaß. Aber ich würde mich jetzt nicht festlegen, was ich genau am liebsten mache. Wie gesagt, ich gucke in jede Sparte rein. Ich teste mich da aus, weil dann bin ich auch im Endeffekt für alles, was dann so an Aufträgen kommt, auch gewappnet, kann dann dementsprechend gut drauf reagieren.

L!VE: Zurück zu den Anfängen, was war Deine erste Kamera?

JZ: Das war eine von meiner Mutter und die ist auch längst zurück bei ihr, das war nur eine Leihgabe. Aber da habe ich als allererstes gemerkt, da kommt man ganz schnell ans Limit. Und die ersten Bilder von der Digitalkamera waren dann so geil, wo ich mir dachte Wow, krass. Das ist alles möglich, wenn man die Einstellungen richtig setzt und macht. Und dann habe ich mir irgend so eine Sportkamera am Anfang gekauft. Ich weiß auch nicht mehr, was es für eine war. Die war aber leider nicht so passend für meine Dienste und ich bin ich relativ schnell und switcht auf eine digitale Spiegelreflex und dann irgendwann auf eine Systemkamera.

L!VE: Deine Foto-Skills, hast du dir das alles selber oder hast du deinerseits von Bekannten profitiert oder gar irgendwelche Kurse besorgt?

JZ: Ich hatte immer ziemlich Glück, dass ich zur richtigen Zeit an die richtigen Leute geraten bin. Als ich gerade so am Switchen war von Lost Places zur Porträtfotografie, bin ich über eine Arbeitskollegin Lydia Golumbeck geraten. Sie hat mich dann mit an der Hand genommen und bei der bin ich so circa zweieinhalb, drei Jahre, immer, wenn die Zeit hatte, mitgelaufen und habe mir da sämtliches Wissen angeeignet, was ich jetzt so als Basis nutzt. Also die war schon sehr, sehr tragend auch für meine Entwicklung und hat mich wirklich sehr vorangebracht. Genau wie Marco Schmidt, der auf jeden Fall mit seinem Foto meinen Weg begleitet hat und ohne den ich sehr viele Möglichkeiten nicht gehabt hätte, das muss ich ganz klar sagen. Das Gleiche gilt auch für Julia Valentini und Sandro Ryu Rose, mit denen ich viel zusammengearbeitet haben und immer noch sehr gerne zusammenarbeite.

L!VE: Wie entstehen deine Bilder?

JZ: Also erstens kommt die Bildidee oder die Bildsprache an sich. Ich gucke immer, dass ich meinen Bearbeitungsstil relativ ans Analoge anlehnen. Ich finde Analogfotografie megageil und es schon schwierig, diesen Look zu imitieren. Also wenn man den Look will, ist es am Einfachsten direkt analog zu fotografieren. Und ja, generell so ein bisschen retro. Ich nutze sehr wenig Kunstlicht, generell kaum Bildbearbeitung und wenn, dann nur sehr dezent. Also ich fange jetzt nicht an, jemandem die Arme dünner zu retuschieren oder den Körper komplett zu verändern oder jegliche Falten aus dem Gesicht zu holen, weil ich finde, gerade das gibt dem Bild halt so ein gewisses Leben.

L!VE: Der einzige Weg sich deine Arbeiten anzuschauen, ist dein Insta-Account. Du hast aktuell keine Website, woran hängt es?

JZ: Eigentlich ist die Seite schon zu drei Viertel fertig. Ich muss die jetzt nur noch anlegen, dann gibt es noch so ein bisschen rechtliches Zeug und Impressum zu klären und dann steht die Seite.

Insta: @jonas_zglr_

Damals hätte sage müssen: „Fick dich!“

Es gibt kaum etwas, was Thorsten Diehl nicht kann und praktisch keine Kunst, die ihn nicht wenigstens interessiert. Klingt komisch, ist aber so. Unter seinem Pseudonym TAD lebt er sein künstlerisches Talent in den unterschiedlichsten Genres aus. Neben einer ansehnlichen Karriere als Frontmann und Rapper in der Hip Hop Szene beeindruckt er durch denkbar vielseitige Arbeiten in der bildenden Kunst.

Gleich ob Streetart, Kalligraphie, Reliefs, Arbeiten mit geplotteten Stencils, Entwerfen von Characters und Logo, Herstellen eigener T-Shirts und nicht zuletzt eben Malerei. Der Mann ist ein Macher und beispielhaft bescheiden dabei. Auch beruflich kann der pädagogische Fachanleiter und frühere Lehrer für Kunstgeschichte nicht von seiner Kunst lassen. Nachdem er 1968 in Dudweiler geboren wurde, verließ er den Stadtteil schon mit zwölf Jahren, „weil er dieses Kaff bis auf den Tod hasst“. Seine Sozialisation fand Thorsten im Wesentlichen in der Saarbrücker Karstadt-Passage. Die stand er einst vor allem für Breakdance und Grafittis und in dieser Szene geht er auf.  

L!VE: Deine ersten Berührungspunkte mit bildender Kunst Graffitis…

Thorsten Andreas Diehl: „Nein, ich hatte eigentlich schon sehr, sehr früh angefangen zu zeichnen und zu malen, als Kind und als sehr junger Bub. Streetart und Graffiti kam im Grunde genommen obendrauf. Tatsächlich habe ich hier schon gesprüht, da waren die heute hier Aktiven alle noch flüssig. Das wissen die ja alle gar nicht. Also, ich meine, die sind top mittlerweile. Das ist ja Wahnsinn, was die machen. Da komme ich auch nicht mehr mit. Dann habe ich für mich die Renaissance und ihre Künstler entdeckt und die liebe ich noch heute. Ich zitiere sehr immer wieder gern alte Meister, auch in meinen Graffitis. Unter anderem Caravaggio, Dürer, Da Vinci, Michelangelo, die Großen des 15. und 16. Jahrhundert. Und damit bin ich groß geworden und wollte eigentlich immer Kunst studieren. Aber mein Kunstlehrer hat mir in der elften Klasse gesagt: Lass das mal! Ich bin halt sehr sensibel und bin dann aus dem Kunstkurs raus, habe nie wieder einen besucht und habe auch nie eine Kunstakademie von innen gesehen. Jetzt weiß ich, was ich dem damals hätte sage müssen: Fick dich!“

L!VE: Wahrscheinlich bist Du nur eines von unzähligen Talenten, die sich durch eine dumme Äußerung eines unaufmerksamen Lehrers entmutigen ließen.

TAD: „Es war eigentlich mein Lebensinhalt. Ist es immer noch, seit meiner Jugend. Und deshalb bin ich auch wieder zurückgekehrt zur bildenden Kunst, nachdem ich es lange schleifen ließ. Ich bin klassischer Autodidakt im wahrsten Sinne des Wortes. Habe zwar immer mal wieder hier und da was gemacht, aber dann zu mir gesagt: jetzt noch mal richtig angreifen.“

L!VE: Seit wann ist die bildende Kunst wieder in den Fokus gerückt ist?

TAD: „Seit fünf Jahren mindestens. Ich habe eigentlich die ganze Zeit was gemacht, aber vielleicht ist es mein Fehler, dass ich vielleicht nicht laut genug klappere. Vielleicht kann ich das auch nicht so gut, aber ich versuche es zumindest mal, durch meine Werke immer mal wieder auf mich aufmerksam zu machen.“

L!VE: Gibt es ein Projekt aus der jüngeren Zeit, dass Dir besonders wichtig ist?

TAD: „Das sind ganz klar die menschlichen Fossilien. Alles andere mache ich gern, aber die menschlichen Fossilien sind mein Herz. Das verfolge ich jetzt mittlerweile schon seit fast 15 Jahren und sie sind immer besser geworden. Worum es geht, glaube ich, ahnt man schon, wenn man es nur anguckt. Es ging darum, unsere Zivilisation zu zeigen. Ich war ja Lehrer an der Walddorfschule und habe dort Kunstgeschichte unterrichtet bis zum Abitur. Und da hatten wir einmal das Gespräch darüber, was bleibt denn von uns übrig in 5.000 Jahren? Gesetzt dem Fall, man gräbt in 5000 Jahren unsere Zivilisation aus und man sieht bestimmte Dinge. Was denken die zukünftigen Menschen darüber? Wir hatten dieses Beispiel mit einer bekannten Fast-Food-Kette. Stell dir mal vor, die finden dann auf der Erde verteilt überall dieses goldende „M“. Denken die dann, vielleicht war das eine Religion oder irgendwas in die Richtung. So allein dieser Gedanke, der von einer Schülerin geäußert wurde, das ist hochinteressant, Leute, habe ich gesagt, lasst uns mal daraus ein Projekt machen. Ich habe mit Schülern angefangen, Alltagsgegenstände einzugipsen, wieder auszugraben und zu patinieren und sie so aussehen zu lassen, als wären es Fossilien. Ich meine, ich stehe da auch in der Tradition bildender Künstler wie Marcel Duchamp oder Picasso. Alle haben mit diesen Assemblagen gearbeitet, also altes Material neu zusammengesetzt. Ich bin kein Erfinder, Ich habe das Rad nicht neu erfunden, aber in der Art und Weise habe ich es noch nicht gesehen. Und das fand ich hochspannend und habe dann unterschiedliches Material eingegipst, unter anderem den Wasserhahn, irgendwelchen Elektromüll, was aussieht wie ein Fossil. So hab ich dann natürlich auch kundig gemacht über echte Fossilien, wie ist die Farbigkeit, was ist das für ein Gestein? Das da ist aus dem Jura, ein anderes aus der Kreide und das da weiß ich nicht, vielleicht noch eine Million Jahre vornedran. Und das war sehr interessant. Das ist mein Herz.“

L!VE: Und jetzt gibt es nur noch Gestein von dir?

TAD: „Nein. Ich mache gerne Character, mache gern Schriftzüge, ich bin grafisch stark unterwegs. Ich mache auch immer wieder Logos für irgendwelche Leute, die irgendwas brauchen, beispielsweise für die Saarbrücker „Funk Freaks“ mache ich jetzt gerade viel. Also ich versuche mich sehr breit aufzustellen. Ich weiß, man hat angeblich größeren Erfolg, wenn man sich auf eine Sache fokussiert, womit man dann auch irgendwie mehr Wiedererkennung generiert. Das ist ja so ein bisschen das, womit man dann auch Geld macht, sage ich mal, aber eigentlich fühle ich mich mit meinem Weg sehr wohl.“

L!VE: Auf diesem Weg gibt es doch bestimmt auch noch andere Herzensprojekte?

TAD: „Genau, eines wollte ich noch erwähnen, eine zweite Herzenssache: ich bemale Möbel – und das mache ich gerade sehr gern. Dieses Sideboard, das ist aus den 60er Jahren. Das hat ein Kollege von mir grundiert, das habe ich bemalt, das hat er dann wiederum lackiert. Er ist Möbel- und Kunsthändler und das ist ein Stück von vielen, die gemacht wurden. Ich habe auch schon eins verkauft, das ist in die Schweiz gegangen, an einen guten Freund. Das ist zwar hochpreisig dann, ist aber auch viel Arbeit, verdammt viel Arbeit ist. Ich meine, schau dir an, was die Jungs mittlerweile für Wände bemalen bekommen. Also nicht nur hier, sondern überall weltweit. Ich möchte es gar nicht wissen, fünfstellig ist das. Locker. Das ist vielleicht von der Fläche her mehr, aber die Möbel, das ist richtig Arbeit, vom Entwurf über das Gemalte bis zum Endprodukt. Solche Sachen mache ich jetzt gerade verstärkt. Und ich habe die Motive ja auch bereits malerisch auf Leinwand umgesetzt, zum Beispiel versucht „Caravaggios Kreuzigung Petri“ oder Da Vincis „Erschaffung Adams“ mit moderner Architektur zu verbinden und dann auf der technischen Seite natürlich unterschiedliche Layer angelegt für die Stencils angelegt.“

L!VE: Apropos Technik, ganz am Anfang, wenn so ein neues Projekt entsteht, hast Du da ein leeres Blatt oder einen leeren Bildschirm vor Dir?

TAD: Der Entwurf entsteht sowohl von Hand als auch am Computer. Das heißt, ich arbeite mit dem Plotter und arbeite mit Folien. Das ist ja heute bei den „echten“ Graffitisprühern höchst verpönt, mit Schablonen zu arbeiten. Aber ich bin alt genug, ich weiß schon, was ich tue. Ich muss mir von den Schnöseln nix sagen. Schließlich arbeite ich auch mit Pinsel. Das heißt, es werden Dinge auch überarbeitet. Bei den Vier Aposteln von Dürer habe ich vor zwei Jahren frecherweise die Köpfe ausgetauscht und so die Leader der westlichen und der östlichen Welt aufgeführt, also Macron, Xi Jinping, Trump und Putin. Mittlerweile ist das so hochaktuell! Also ich zitiere gern. Und zwar nicht, um diese Künstler lächerlich zu machen oder mich darüber zu stellen, sondern ganz im Gegenteil, sie zu ehren. Und da hat der Chef aber schon den Pinsel in der Hand. Das ist jetzt reine Pinselarbeit, und zwar ganz klassische Malerei, wie man sie kennt. Also hier Töpfchen, Pinselchen und dann geht es los. Also das kann er dann auch, der Thorsten.“

L!VE: Was sind deine aktuellen Projekte?

TAD: „Ich schicke gerade seit ein paar Wochen die Graffiti Writer hier in Saarbrücken ein bisschen aufs Glatteis. Ich habe so „Grafitti is dead“ Sticker gemacht dazu auch so eine kleine Insta Story. Wenn ich irgendwelche Tags sehe, klebe die Sticker einfach auf und mache mich so ein bisschen lustig. Aber das ja klasse gemeint, das mache ich gerade sehr gern. Und was ich ganz vergessen habe: sehr viele Shirts. Das heißt, ich mache unter anderem auch für die Funk Freaks. Hab‘ das Logo gemacht und geplottet und schweiße die auf. Macht richtig viel Spaß.“

L!VE: Also Du entwirft die T-Shirts nicht nur, du stellst sie auch selber her.

TAD: „Für alle möglichen Leute. Zum Beispiel habe ich gerade ein Logo für eine Entrümpelungs-Firma entworfen. Ehemaliger Schüler von mir hat sich selbstständig gemacht, macht jetzt in Entrümpelung Firma. Dem habe ich nicht nur das Logo entwickelt, sondern ihm gerade noch ein paar T-Shirts gemacht. Da war der natürlich high!“

L!VE: Mit Hip Hop und Musik haben wir begonnen und jetzt am Schluss nochmal dazu zurück: Ist das im Augenblick (wieder) ein Thema für Dich?

TAD: „Musik ist in jedem Fall noch ein Thema für mich. Ich habe noch ein paar Sachen in der Schublade, die ich mit dem Kollegen noch machen will, in Richtung HipHop. Nicht das, was man heute so macht, sondern so wie ich das verstehe. Musik ist immer noch immer noch Thema. Ja, ja, aber ich meine, meine Kraft fließt gerade mehr in die bildende Kunst. Aber es ist nicht auszuschließen, dass in den kommenden ein, zwei Jahren was entsteht. Das wird dann aber klein, bescheiden – und gut!

L!VE: Wir bedanken uns sehr für Deine Zeit, das hochinteressante Gespräch und die Einblicke in Deine Kunst.

www.mistertad.de

@mister.tad.artefaktes

Ballsaison

Hallo Mikrokosmonauten: Geben gleiche Paare den besten Tanz?

Hatte ich es schon erwähnt? Zur Genüge gewiss, jedoch bedarf es einer erneuten Ausführung. Also ich mag Bälle. Also nicht den Ball als Gegenstand, sondern den tanzbaren Ball. Den Festball. Die Feierlichkeit in seiner Reinform. Genauer gesagt unterscheide ich seit jeher zwischen Feier und Festlichkeit. Eine Feier ist für mich das, was ich jahrelang zu begehen pflegte. Das waren Partynächte in mehr oder minder angesagten Clubs der Stadt. Minirock und Gin-Tonic, flüchtige Küsse zwischen Toilette und Tanzfläche und immer mit einem leichten Hauch Verruchtheit. Und am Ende auf einer verschlissenen Rückbank eines Taxis beschwipste WhatsApp-Nachrichten an den Flirt schreiben.

Eine Festlichkeit hingegen ist für mich – neben Weihnachten wohlgemerkt – ein Festball. Vielleicht, weil Festbälle etwas Monumentales innehaben. Altehrwürdig trifft es vielleicht auch. Ein Ball ist etwas Klassisches. Etwas, was nicht oft stattfindet, man es sich aber durchaus öfter wünschen würde, jedoch genau weiß, dass das nicht sein darf, weil es dann nichts Besonderes mehr wäre. Stellt euch vor, wir hätten einmal im Monat Weihnachten. Das wäre doch dann nicht mehr exklusiv. Der ganze Glanz wäre schlichtweg nicht mehr vorhanden.

Ein Ball darf höchstens einmal im Jahr stattfinden.

Ich mache euch nichts vor: Für mich sind Festlichkeiten wie der diesjährige Wirtschaftsball zwar die Kirsche auf der Torte, aber die Zeit davor ist weniger Torte und mehr Tortur! Mea culpa, aber ich bin wahrscheinlich die einzige Frau im Saarland, die sich in der Zeit vor einer solchen Veranstaltung so dermaßen unter ästhetischen Druck setzt wie nur sonst was! Teilweise war es sogar so schlimm, dass man mich stützen musste, weil ich die fixe Idee hatte, 3 Tage nur Sellerie zu essen, was im Übrigen das Ekelhafteste neben einem Vollrausch ist, was man sich antun kann. Dann kommt die Sache mit dem Outfit: In Zeiten vor einem Wirtschaftsball stehen die Paketboten vor meiner Türe Schlange. Und das nicht, weil ich gerne im Negligé öffne, sondern, weil ich die Abendkleider nicht mehr zählen kann, die ich bestelle. Hinzu kommen diverse kosmetische Termine, zu denen ich tagtäglich eile. „Nein, es ist nicht die Oscarverleihung!“, ist in dieser Zeit mein ständiges Mantra, um halbwegs die Nerven zu behalten. Fiktive Dankesreden halte ich dennoch vor dem Spiegel. Man sehe es mir nach, ich bin schließlich „transprominent“ – ein Hollywoodstar gefangen im Körper einer Dorfkartoffel.

Wisst ihr, ich finde, der Wirtschaftsball ist eine Festlichkeit, die es auch in hundert Jahren noch geben muss. Warum? Es gibt wohl kaum ein Event im Saarland, außer einem hochkarätigen Theaterbesuch, bei dem man sich so mondän fühlen kann. So ein Ball ist immer auch eine kleine Zeitreise. Weil immer so ein bisschen der Wind der Vergangenheit weht. Früher war einfach mehr Glamour. Mehr Haltung. Und mehr Stil. Und das alles erlebt auf diesem Ball eine regelrechte Renaissance! Ich meine, wann trägt man heute als Normalo noch Fliege und bodenlange Robe? Und mehr noch:

Wann haben wir das letzte Mal überhaupt Walzer getanzt?

Nein, ich spreche nicht vom Hochzeitswalzer, den man zuvor in schweißtreibenden Tanzstunden einstudiert hat. Ich spreche von schwingendem Tanzparkett-Walzer, der so voller Selbstverständlichkeit passiert, während das Orchester die passende musikalische Untermalung liefert. Es mag Menschen geben, die niemals in ihrem Leben in den Genuss eines solchen Tanzes gekommen sind. Ich gehöre im Übrigen auch dazu.

Aber an jenem Wirtschaftsball-Samstag wippte und nippte ich genüsslich mit. Ich vereinte Walzer und Wein und genoss die wohlfeilen Klänge des Polizeiorchesters. Ohnehin war die gesamte Kulisse Balsam für meine Ohren und Augen. Menschen, fein zurechtgemacht, ein Ambiente aus einer anderen Zeit, gedämpftes Licht, lukullische Köstlichkeiten. Und on top auch noch angenehme Gespräche mit Menschen, die man sonst wahrscheinlich nie getroffen hätte. Mein Tischnachbar war ein älterer Herr, der mir spannende Geschichten über die Industriekathedrale, also die Location, in der wir uns befanden, erzählte. Als angesehener Ingenieur hatte er einiges zu berichten. Und Ingenieure – wohlgemerkt -berichten tatsächlich sehr gerne und sehr ausführlich. Weshalb seine Frau irgendwann nervös wurde. Sie versuchte nämlich, ihren Mann ziemlich erfolglos zum Tanzen zu bewegen. Ich gab ihm also per Augenkontakt zu verstehen, er solle doch jetzt mal Beruf sein lassen und sie aufs Tanzparkett entführen. Und als er es begriffen hatte und ich dieses ältere Ehepaar beobachtete, stellte ich mir die Frage:

„Geben gleiche Paare immer den besten Tanz?“

Man sagt ein guter Tänzer sei auch ein guter Liebhaber. In der Paarkonstellation gesehen sollte ein gut miteinander tanzendes Paar demnach auch anderweitig super zusammenpassen. Ich dachte nach. Der einzige Tanz, den ich beherrschte, war der Tanz auf dem Vulkan! Und ich war immer erleichtert, wenn ich jemanden an meiner Seite wusste, der diesen Tanz zumindest kannte. Es mochte ja sein, dass all diese Paare auf der Tanzfläche den Paartanz nahezu mühelos beherrschten. Allerdings wusste der eine über den nächsten Schritt des anderen immerzu Bescheid und diese Tatsache stellte ich mir nicht sonderlich leidenschaftlich vor. Tanzen gilt angeblich als eines der verstecktesten und raffiniertesten Vorspiele. Ich fragte mich: „Welcher Tanz soll das denn sein?“

Inzwischen nippte ich nicht mehr gedankenverloren an meinem Weinglas, sondern trank wie eine Verdurstende in der Wüste, während die Musik und diese ganze glitzernde Festball-Atmosphäre mit ihrem Geflitter mich regelrecht verschlang. Ich schweifte gedanklich vom Tanz zur Garderobe ab und fragte mich, wie man als Mann in einer Smoking-Montur überhaupt noch Luft bekam? Schwitzte man sich darin denn nicht zu Tode? Also ich in meinem Hauch aus Satin war ganz schön erhitzt. Hätte ich das Fettweg-Höschen lieber weglassen sollen? Es kniff etwas…huch, mein Glas war schon wieder leer. Ging es nur mir so oder schwankte der Boden?  

Derweil blickte mich mein Freund etwas besorgt an, weil ich diesen Gesichtsausdruck hatte. Er sagt, ab einem gewissen Punkt verändert sich meine Mimik. Meist mit steigendem Alkoholpegel wohlgemerkt. Ich finde ja, da verändert sich rein gar nichts, aber er sagt, ich schaue dann meist wie eine Mischung aus Gräfin Hochnäsig und Hella und Sinnen. Bemüht darum, dass man mir meinen Schwips nicht ansieht, blieb mir nur eine Wahl: Ich musste tanzen! Also riss ich meinen Freund an mich und gab den Tanz der Teufel!

Am Ende ist es doch so: Ich liebe Festbälle. Wenngleich ich mir jetzt sicher bin, dass gleiche Paare zwar den besten Tanz geben mögen, aber dieses andere Paar gewiss den größeren Spaß hatte. Denn einfach so standen wir mitten in der Nacht betrunken in Smoking und Abendkleid unter eiskalter Dusche!

Es war mir ein Tanz!

Danke an die Wirtschaftsjunioren Saarland und Melina Klees.

Foto: Wirtschaftsjunioren Saarland

Gedacht, gesagt, bereut

Es gibt Dinge, über die spricht ein Mann mit niemandem, nicht einmal mit seinem besten Freund. Über das Gehalt z.B. oder über den One-Night-Stand mit der Schwester des besten Freunds. Auch etwaige Vorlieben für das Tragen von Frauenkleidung oder für Besuche von Tupperpartys sind Tabus, die Männer außerhalb des Beichtstuhls nicht thematisieren. Mit dazu gehört auch das Thema Kindererziehung. Zumindest dann, wenn Mann sich als Vater mit einem Gegenüber unterhält, der selbst keinen Nachwuchs hat. Denn mit Kinderlosen über Kinder reden, das wäre so, als würde sich ein Sehender mit einem Blinden über Farbe unterhalten oder ein Mann mit einer Frau über Fußball…

Zwar hat die Gleichberechtigung schon vieles und auch einst Unvorstellbares erreicht – gleichgeschlechtliche Ehe, Kochkurse für Männer oder weibliche Sportkommentatoren – jedoch ist es auch im 21. Jahrhundert noch immer völlig inakzeptabel, dass jemand, der selbst nichts zum Fortbestand der Menschheit beiträgt, eine Meinung über Kinder und Erziehung hat. Während fundamentale Veganer mittlerweile überall akzeptiert sind, werden gemäßigte Kinderlose, die sich an Gesprächen über den Nachwuchs anderer beteiligen, selbst von eigenen Verwandten fassungslos angestarrt wie damals Onkel Thomas, als er bekannt gab, dass er zukünftig Tante Sabine sein will…

Toleranz wird in unserer Gesellschaft hoch geschätzt, hat aber ihre Grenzen. Nach dem frühen Aus der deutschen Mannschaft bei der letzten Fußball-WM wurde jedem auch ohne Trainerausbildung eine Meinung zugestanden, warum es nicht lief. Geht es um Politik oder Wirtschaft, darf jeder frei sagen, was er für richtig hält. Selbst wenn er beide Fächer schon in der neunten Klasse abgewählt hatte. Auch über Atomenergie darf man sich offen äußern, ohne dafür ein eigenes AKW besitzen zu müssen. Aber Kinderlose mit Meinung zum Thema Kindererziehung? Dafür ist unsere sonst so emanzipierte, woke Gesellschaft scheinbar noch nicht bereit. Von wegen „Childless Lives Matter“…

Jedem, der Verhütung erfolgreich praktiziert, wird von Eltern die Berechtigung abgesprochen, eine valide Meinung zum Thema Erziehung haben zu können. Weder Patenkinder noch Geschwisterkinder sind als Referenz ausreichend. Kinderlos bedeutet ahnungslos. Wer selbst keine Kinder auf der Lohnsteuerkarte hat, hat auch kein Recht über sie zu reden. So wie ein Beamter nicht mitreden kann, wenn es um Stress geht. Nicht selten hoffen enkellose Großeltern insgeheim, dass ihre kinderlosen Kinder wenigstens homosexuell sind. Denn dann könnte Oma bei den Nachbarn zumindest einen gesellschaftlich akzeptierten Grund vorbringen, warum gesunde Deutsche keine Familie gründen…

Pfarrer und Bestatter genießen in unserer Gesellschaft Akzeptanz. Ihrem Urteil über den Tod schenkt man Glauben, ohne zu kritisieren, dass sie nicht wissen können, wovon sie reden, solange sie nicht selbst tot sind. Mit der Akzeptanz Kinderloser ist das anders. Ihre Meinung wird weniger geschätzt als die der Zeugen Jehovas, denen man einfacher die Tür vor der Nase zumachen kann als kinderlosen Freunden. Dabei ist es bei Ratschlägen Kinderloser doch viel einfacher herauszufinden, ob diese zum Erfolg führen als bei Ratschlägen von Pfarrer und Bestatter. Dennoch würden viele Eltern Kinderlosen eher eine Flasche Nitroglycerin anvertrauen als die Flasche für ihren Nachwuchs…

Besondere Verachtung zeigen Eltern, die sich wegen ihrer Kinder nicht mehr anfassen, gegenüber Nichteltern, die ihre Kinder anfassen, um diese darauf hinzuweisen, dass sie etwas falsch gemacht haben. Um beurteilen zu können, ob ein Hund erzogen ist, muss man selbst auch kein Hundebesitzer sein, geschweige denn Bücher über Welpen gelesen oder Kurse für werdende Hundehalter besucht haben. Es genügt etwas Menschenverstand und darauf zu achten, was der Kleine anstellt, wenn er sich unbeobachtet fühlt. Was das angeht, sind sich junge Zwei- und Vierbeiner ähnlich. Außerdem stopfen beide in sich rein, was ihnen vor die Füße fällt, und heulen, wenn sie nicht beachtet werden…

Dass ich das Kindesalter überlebt habe, ist – legt man heutige Sauberkeitsmaßstäbe von Akademiker-Eltern zugrunde – ein Wunder. Damals gab es weder Zeichentrickkatzen, die mir auf dem iPad beibrachten, wie man Hände richtig wäscht, noch Apps, die minutenaktuell vor Pollen und Wespen auf der Spielwiese warnten. Wie ich es ohne gepuffte Quinoasamen geschafft habe, die 1980er Jahre mit überzuckerten Löffelbiskuits zu überstehen, ist aus heutiger Sicht kaum zu erklären. Natürlich waren auch meine Eltern damals nicht gerade begeistert, wenn ich von dem auf dem Spielplatz gebackenen Sandkuchen aß, jedoch riefen sie nicht gleich den Notarzt und einen Bodengutachter…

Als Kinderloser würde ich das nicht verstehen, heißt es oft. Und als kinderloser Mann erst recht nicht. Dabei habe ich als Mann Ahnung von Autos. Und Kinder sind wie Autos: Es gibt große und kleine, hübsche und hässliche, dicke und schmale, saubere und schmutzige, weiße und farbige. Manche sind schnell auf 180, andere kommen nicht in die Gänge. Manche sind das, was man sich gewünscht hat, andere das, was man sich nicht aussuchen konnte. Wichtig ist bei Autos wie bei Kindern, dass sie nicht zu laut sind, nicht stinken und keine Flüssigkeiten verlieren. Und egal wie viel Geld man in sie steckt, es gibt bei beiden keine Garantie, dass man sie nochmal loswird, wenn sie älter sind…

Allein die Tatsache, dass ich Kinder mit Autos vergleiche, zeige, dass ich als Gesprächspartner beim Thema Kindererziehung ungeeignet bin? Das sollten wir ausdiskutieren! Kevin? Geh’ Papi und Nichtpapi doch bitte ein Bier holen. Und bring für Dich auch eins mit, wenn Du so viel in deinen Bobby-Car-Anhänger bekommst! Gedacht, gesagt, bereut …gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Ist es eigentlich elterliche Pflicht, denn Füllstand einer Windel mit der Nase zu prüfen?

Clubzone Dezember 2023

Willkommen zum Endspurt eines weiteren Jahres voller Feiereien und nächtlichen Unwesens. Mit dem vergangenen November ist die Party-Latte allerorten wieder richtig hochgelegt worden. Kaum sind die Tage kürzer und die Nächte spürbar länger geworden, wird im Nachtleben an der Saar mal ordentlich Extragas gegeben. Von Herbstdepression und gedämpfter Laune keine Spur und so wird uns dieser angeblich weit verbreitete Umstand wohl kaum jemand hierzulande die Lust am Feiern nehmen, speziell im Saarland ist wohl mit Fug und Recht vom Gegenteil auszugehen. Tatsächlich ist jetzt zum Ende des Jahres eindeutig festzustellen, dass die letzten elf Monate wieder einmal prall gefüllt waren mit jeder Menge Clubtreiben und Partyspaß und es gibt nicht den Hauch eines Grundes, warum sich das im Dezember ändern sollte. Aber wir werden ja sehen – und lassen jetzt erst nochmal die Highlights der letzten Wochen Revue passieren. Auf geht’s …

    Ein Trend der letzten Monat hat sich auch im November kraftvoll fortgesetzt: mittlerweile wird nicht mehr nur in den etablierten Clubs auf den Tischen getanzt, sondern zum Beispiel auch in zahlreichen Bars und Kneipen am und um den St. Johanner Markt herum. Ganz weit vorne ist in der Beziehung die kleine Anstalt für betreutes Trinken und hemmungslose Feierei, das PLAN B in der neuen Fußgängerzonen-Erweiterung in der Obertorstraße zwischen Markt und Mainzer Straße. Schon an ganz normalen Öffnungstagen sind hier Partyeskalation und unheilige Feierei angesagt, doch wenn dann auch noch Gast-DJs dem Laden einen mitgeben, bricht die Hölle los. In den letzten Wochen haben das keine Geringeren als Fräulein Else beim ST. J REVIVAL und DJ Kasimir bei der neuesten Ausgabe der REMMI DEMMI Reihe ungebremst unter Beweis gestellt. Da traut man sich kaum vorzustellen, was da nächstes Jahr abgeht, wenn sich die neue Fußgängerzone endlich frei von allen Baustellen richtig etabliert hat. Wir haben jetzt schon Angst!

   Vielleicht hat die einstige Feierintensität des Primeurfestes hier und da etwas nachgelassen, aber glücklicherweise gab es da letzten Monat rühmliche Ausnahmen. Trotz des anhaltenden Regens erwies sich die diesjährige Ausgabe des Primeurfestes mit Frank S. und DJ Pi im FUCHS als großer Erfolg. Der Primeur entfachte eine mitreißende Intensität und eine Feierstimmung, die selbst durch das andauernde Wetter nicht gebremst werden konnte. Glücklicherweise bietet der Innenhof des Hotels FUCHS einen recht guten Schutz vor Regen, und die Atmosphäre erreichte Höhen, die niemand vorhergesehen hatte. Vertraute Gesichter aus dem Nachtleben von Saarbrücken und St. Wendel trugen trotz des Wetters zu einem unvergesslichen Fest bei, indem sie sich in kraftvollen Chören vereinten, um die bekannten Hymnen mitzusingen. Also praktisch die gleichen Zustände wie nur gut zwei Wochen vorher an Halloween, denn auch das war im FUCHS ein totaler Abriss, inklusive geiler Deko mit vielen Kerzen und allem Drum und Dran, cool kostümierten Gästen. Kurzgesagt, der Laden (bzw. der Hof) waren nicht wiederzuerkennen und das Ganze entwickelte sich in Rekordzeit zu einer der besten Partys diesen Jahres in der Kaltenbachstraße. Wie immer, alles äußerst gelungene Veranstaltungen, die die Vorfreude auf weitere Events im FUCHS weckt.

   Nun aber mit Anlauf in die richtigen Clubs, denn die hatten in den letzten Wochen auch richtig was zu bieten. Die Krone abgeschossen hat aber eindeutig wieder das neue SEVEN. Der Ladenspielte vor allem in Sachen Gastkünstler-Bookings klar in seiner eigenen Liga und daran wird sich so schnell auch nix ändern. Die letzten Wochen waren wirklich unvergleichlich. Auch internationale Top-DJs wie DJ Reezy konnten sich von der atemberaubende Energie des Ladens überzeugen und waren allesamt komplett begeistert. Kein Wunder, dass die SEVEN Gang super dankbar und mörderstolz auf ihr Publikum war und ist. Kann gut sein, dass deswegen noch die ein oder andere Überraschung für die Crowd in Vorbereitung ist!

   Immer noch funkelniegelnagelneu ist der LOOSE Club in der Kaiserstraße. In den Räumen, die einstmals das SOHO beherbergten, wurde ein besonders gelungener Laden installiert, der vom Start weg mit seiner professionellen Aufmachung beeindruckte. Weit weg von halbherzigen Renovierungen wurde hier endlich mal wieder ein von Grund auf solider, neuer Partytempel geschaffen, der im Wesentlichen den Freuden elektronischer Mucke gewidmet ist, aber auch darüber hinaus in Sachen Partykonzepte und Musikgenres denkbar breit aufgestellt ist. In den knapp zwei Monaten seit seiner Eröffnung, kann das LOOSE schon auf eine ansehnliche Vielfalt an gelungenen Events zurück blicken. Von ZEITSPRUNG (90er-heute) bis hin zu LOOSE YOURSELF (Hip Hop, Rap, RnB) und GIRLS CLUB (Banger zum Mitsingen) gab’s jede Menge unterschiedlichste Feiereskalation. Dazwischen noch Events mit den besten Club Sounds, aber auch mitreißende  Live-Konzerte. Ein Club den man sich aufgrund seiner individuellen und offenen Machart nicht entgehen lassen sollte.

   Im EGO gegenüber der alten Hauptpost lieferte auch die FUEGO am letzten November-Freitag animalische Eskalationen, die ihres Gleichen suchten. Das Team der Kultlocation riss hier aber auch in den Wochen zuvor regelmäßig die Hütte ab und eskalierte mit Hot Vibes, sodass für jeden etwas dabei war. Zusammenfassend ist zu sagen, dass hier im November alles im Übermaß abgeliefert wurde, was eine fette Sause ausmacht. Samstags sorgte das EGO mit der lang etablierten und immer wieder für Furore sorgenden LEVEL für Partyspaß bis zum Abwinken und bot das Beste, was die Musikszene aktuell ausmachte. Das galt natürlich auch schon für das vierjährige Jubiläum des Ladens eine Woche zuvor, genauso wie die 66ND FRIENDZ ein gelungenes Monatsende zelebrierte. Doch das Beste an allen Abenden waren mal wieder die Gäste mit einer Wahnsinns-Stimmung. Eben echter Party-Alarm made by EGO.

   Selbstredend ging’s auch im APARTMENT im November richtig rund. Der altbekannte, immer wieder eskalierende Freitag wurde auf ein neues Level gehoben! Nebst viel Konfetti und üblich bombenmäßigen Soundtrack, trafen sich dort altbekannte APARTMENT-Gänger und viele neugierige Studies. Die überaus beliebte FRIZZOmachte den Anfang am ersten Wochenende und wurde genauso hysterisch gefeiert wie die neue Ausgabe der DIFFERENT nur einen Tag später. Weitere Highlights im November waren ganz klar die MEMORIES und die 2090. Die besten DJs rissen das APARTMENT komplett auseinander und ließen die Gäste mal so richtig ausrasten zu den fettesten Hits der letzten Jahre, was natürlich auch für die DIFFERENT und die THRILLER Nächte galt, mit denen der Monat richtig tiefergelegt wurde. Nicht zu vergessen auch die MUSIC SOUNS BETTER WITH YOU zum Monatsende,die im November wieder mit unter tatkräftiger Beteiligung von gefeierten DJs wie Yannick Maurer, Fabelhaft und Fräulein Else u.a. eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Da kann der Dezember ruhig kommen!

   Die Party, die vielleicht den meisten Gesprächsstoff im November geliefert hat, geht allerdings erst zu Weihnachten an den Start. Unfassbar für welche Wellen das GLORIA REVIVAL schon im Vorfeld gesorgt hat, als bekannt wurde, dass das Spektakel im niegelnagelneuen LOOSE an den Start gehen wird. Seit Jahren schon gehört das jährliche Revival zum Geburtstag des GLORIA PALAST zu einer der allerheftigsten Feiereien. Und weil das letztes Jahr noch den Extra-Swag obendrauf gepackt hat, wird auch diesmal für das CAFÉ FUTURE wieder ein zweiter Floor eingerichtet. Was da regelmäßig von einer kaum zu bremsenden Partymeute veranstaltet wird, ist an Eskalationspotential kaum zu überbieten. Umso ungebremster kehren hier die die etwas anderen Achtziger zurück. Von Chartmüll war und wird  genau wie in den originalen Jahren keine Spur und stattdessen bohrt sich Independent Mucke und Gitarren Mucke in die Gehörgänge, gemischt mit ein bisschen frühem House und New School Hip Hop. Eben exakt jene unheilige Mischung, der diese Party ihren legendären Ruf verdankt. Wenn das so weiter geht, werden bald auch dieses Revivals fast so legendär wie der einstige Disco-Palast sein. Wir wären dabei!  

   Zum Schluss bleiben uns nur noch beste Wünsche für eine tolle Silvesternacht und einen fulimanten Start ins neue Jahr. Auch wir werden uns ungebremst ins Getümmel stürzen und selbstverständlich berichten wir dann bei nächstmöglicher Gelegenheit von unseren Missetaten – zumindest, soweit wir uns daran erinnern können.

In diesem Sinne, guten Rutsch    J.K.T

L!VE Perspektivwechsel Dezember 2023: Interview mit Joshua Kuhn

Mit dem Gastronom und Veranstalter Joshua Kuhn spricht uns freier Redakteur Marc Kirch über das Thema „Schutzräume und Veranstaltungen für LGBTQIA+ in Saarbrücken.“

Im Videointerview sprechen die beiden über noch verbliebene LGBTQIA+ Safe-Spaces in unserer Landeshauptstadt. Neben einem Ausblick auf bevorstehende Veranstaltungen und Locations im Dezember 2023 sowie im Jahr 2024, besprechen beide die Relevanz von Schutzräumen in der heutigen Zeit. 

Braucht es diese überhaupt noch und wenn ja, warum? 

Schaltet rein ins Videointerview Perspektivwechsel Dezember:

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Vegane Schnitzeljagd

Seitdem ich als kleiner Junge im Kinderfernsehen hilflos mit ansehen musste, wie Hänsel und Gretel im Wald von einer alten Frau entführt wurden, verspüre ich gewisses Unbehagen, wenn sich um mich herum mehr als nur ein paar Büsche befinden. Zu tief sitzt das Trauma, das damals durch Heinos Schlager „Im Wald da sind die Räuber“ noch verstärkt wurde. Auch dass ein Großonkel von mir, der immer an seinem Waldgrundstück hing, irgendwann auf seinem Waldgrundstück hing, dürfte dazu beigetragen haben, dass ich bis heute allem misstraue, was Rinde hat und kein Käse ist…

Als Kind empfand ich Genugtuung, wenn wir neues Kaminholz bekamen. Denn dann war klar, dass es im Wald wieder einige Bäume weniger gab, hinter denen Hexen lauern konnten. Hätte es damals schon Facebook gegeben, ich hätte unter jedem Foto eines gerodeten Stamms auf „Gefällt“ geklickt. Meine Dendrophobie wurde trotz des netten sprechenden Marmeladenbaums aus der Trickserie „Dr. Snuggles“ schnell schlimmer. Was wohl am Eichhörnchen lag, das im Mund des Marmeladenbaums wohnte und Grund ist, warum ich bis heute Zahnärzte ebenso wenig mag wie Wälder…

Als Kind konnte ich daher am Waldsterben nichts Schlimmes erkennen. Als Haustier hätte ich damals am liebsten einen Borkenkäfer gehalten, was ich jedoch nicht durfte. Meine schlechte Meinung über Wälder wurde letztendlich dann durch den Horrorfilm „Tanz der Teufel“ besiegelt, in dem ein Baum Sex mit einer Frau hatte. Auch wenn dies eine Szene sein dürfte, die sich heutzutage umgekehrt dutzendfach auf einschlägigen Internetseiten für Erwachsene finden lässt, führte sie bei mir seiner Zeit dazu, dass mir Grünpflanzen im Schlafzimmer Alpträume bereiteten; vor allem Ficus-Stämme. Mein Opa hatte schon Recht, als er immer sagte, dass Holz nur einen Platz haben sollte: vor der Hütte…

Mit der Zeit wurde meine Angst geringer. Noch immer bekomme ich aber beim Weihnachtsbaumkauf inmitten größerer Mengen an Fichten und Tannen feuchte Hände. Was Wälder angeht, ist meine Meinung daher auch heute noch wie ein Scheit Holz… gespalten. Auch wenn der deutsche Wald sein Image als Ort, an dem Verschleppungen in Lebkuchenhäuser drohen, mittlerweile ablegen konnte. Wer auf dem Weg zur kranken Großmutter den finsteren Tann meiden möchte, nimmt heutzutage eben den ÖPNV oder schickt den Korb mit Kuchen und Wein mit dem Paketdienst…

Waren es früher meist alte Dorfbewohner, die durchs Gehölz streiften, um Steinpilze für ihr Essen oder Fliegenpilze für das ihrer Frau zu suchen, sind es mittlerweile eher junge Stadtbewohner. Objekt ihrer Begierde sind keine versteckten Pilze mit unbekannter Wirkung, sondern versteckte Behältnisse mit unbekanntem Inhalt. Was früher Schnitzeljagd hieß, nennt sich heute Geocaching. Ziel der Jagd über Feld und Flur ist – wie beim Verstecken von Essensresten auf Partys unter Möbeln – dass irgendjemand irgendwann irgendwo ein Schnitzel findet, wo er es nie vermutet hätte…

Wer schon als Kind Spaß am Detektivspiel hatte und insgeheim in Omas Miederwarenschublade nach verborgenen Schätzen suchte, der findet mit Geocaching etwas, was ebendiese Interessen auch im Erwachsenenalter befriedigen kann, ohne dass man eine einstweilige Verfügung wegen Stalkings befürchten muss. Die Idee hinter Geocaching ist dabei eigentlich schon Jahrtausende alt. Eines der ersten Geocaches versteckten die alten Ägypter vor 3300 Jahren und das sogar so gut, dass Tutanchamun erst im Jahr 1922 nach langem Suchen gefunden wurde…

Geocaching ähnelt dem, was die eigenen Großeltern früher regelmäßig in der Eifel taten. Mit dem Unterschied, dass Omi und Opi sich mit Wanderkarten aus Papier herumschlagen mussten und der gesuchte Schatz immer ein kühles Bier war, das auf der Terrasse eines Wanderlokals gefunden wurde. Toll am „Cachen“ ist, dass man es auch spontan machen kann, indem man einfach Brille oder Schlüssel irgendwo deponiert, vergisst wo das war und danach stundenlang damit zubringt, diese dort wiederzufinden, wo man nicht glauben kann, sie jemals abgelegt gehabt zu haben…

Früher gab es noch Ärger, wenn man seine Brotdose in einem hohlen Baumstamm verstecke, um die ungewollte Wurststulle loszuwerden. Heutzutage ist man mit der Erklärung, einen Geocache abgelegt zu haben, fein raus, wenn man von jemandem dabei ertappt wird, wie man den Altölkanister im Wald vergräbt. Die kreativsten Verstecke sind bekanntlich diejenigen, denen man es nicht direkt ansieht. Und wer sagt außerdem, dass ein Geocache, das man irgendwo in der Dämmerung am Waldrand deponiert, nicht auch einmal aussehen kann wir ein Sack voller Bauschutt…

Anders als bei Atommüllendlagern, die gesucht, jedoch nicht gefunden werden, muss bei der GPS-Schnitzeljagd die Möglichkeit gegeben sein, ein Versteck auch wirklich zu finden. Form und Größe der Geocaches sind jedoch nicht festgelegt. Viele in Wäldern zu findende Caches haben die Form alter Autoreifen oder defekter Kühlschränke und sind vielfach auch für Anfänger leicht auffindbar an Wanderparkplätzen versteckt. Entlang von Spazierwegen sind Caches dagegen oft als verknotete rote Beutelchen getarnt, die man der Einfachheit halber nicht nur sehen, sondern auch riechen kann…

Geocaching macht Spaß, birgt jedoch auch Risiken. Früher waren Bodenlöcher und Hangabstürze häufige Gefahren im Wald. Heute sind es Funklöcher und GPS-Abstürze. Es wird sogar von Geocachern berichtet, die sich in blindem Vertrauen auf die Ortungsfunktion ihres Smartphones mehrere Meter von Wegen entfernt haben und nach Ende der Akkuladung nie zurückfanden. Auch wenn dies Einzelfälle bleiben, sind manche Gefahren nicht zu unterschätzen. Vor allem wenn das GPS sich sicher ist, dass der Cache in dem Bienenstock steckt, zu dem der Track geführt hat…

Umweltschützer führen übrigens an, dass die unzähligen, durch die Natur pirschenden, veganen Jungfamilien aus der Stadt die Tier- und Pflanzenwelt stören. Meiner Meinung nach sollen Gudrun & Co. jedoch lieber Wildschweinrotten auf der Waldwiese nerven als mich auf der Schwimmbadwiese. Apropos: Mit Geocaches ist es wie mit Schulschönheiten: Erst jagt man ihnen hinterher, dann ist man enttäuscht, wenn man, nachdem man sie ausgepackt hat, feststellt, wie viele schon vorher ihre Finger am Schatzkästchen hatten. Vegane Schnitzeljagd… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P. S. Kleiner Tipp für Geocaching-Neulinge: In Gebüschen versteckte Geocaches sind mit zerknüllten Papiertaschentüchern markiert.

Abwesenheits- Assistent

Hallo Mikrokosmonauten: Mels Mikrokosmos ist gerade verhindert…

Astro-Addi ist zurück! Zurück an dem Platz, an dem er nie saß. Die mehr oder weniger liebe Mel hat mich gebeten die November Kolumne zu übernehmen, da sie vollgepackt ist mit wichtigen Terminen: Friseur, Nagelstudio, Wimpern. Darüber hinaus werde ich sie danach als Geißel nehmen und an einem geheimen Ort verstecken, denn ich habe hiermit meine Passion gefunden! Ich bin außerdem der weitaus bessere, kreativere, scharfsinnigere Kolumnist! Jawohl!

So setze ich mich nun an diesem verregneten Nachmittag an meinen Schreibtisch, lasse nebenbei meine Lieblingsmusik laufen (ich mag Chopin) und nippe an einer großen Tasse Hagebuttentee. Ich sinniere darüber, wie ich die Situation am besten nutzen kann, um kein gutes Haar und auch kein unechtes Haar an der lieben Mel zu lassen. Doch ganz im Sinne meiner exzentrischen Persönlichkeit ist es für mich tatsächlich lukrativer, wenn ich einfach die unglaublich große Reichweite dieser Kolumne nutze, um mich zu präsentieren. Mel würde es nicht anders tun!

Schnallt also die Hupen hoch und haltet euch fest denn hier kommt Addi!


Vorab ein paar harte Fakten: Mein Name ist Adrian, born and raised im Herzen von Saarbrücken. Mel und ich lernten uns 2020 im Job kennen, wo wir schnell merkten, dass wir beide die Personifizierung des Synonyms „Hassliebe“ sind. Wir können nicht miteinander und auch nicht ohneeinander. Zuweilen können wir auch sehr gut „übereinander“, denn jede Chance, bei der wir nicht versuchen das Messer dem jeweils anderen in den Rücken zu hauen, ist eine vertane Chance. Das mag hart klingen, aber es ist nur die liebevolle Art, dem jeweils anderen zu signalisieren: „Ich hassliebe dich!“.

Schnell merkten wir, dass unsere Persönlichkeiten so unterschiedlich sind, wie sie nur sein könnten. Für andere jedoch ist dieser Fakt sehr unterhaltsam. Und unterhalten können wir allemal. Dennoch schlugen alle Projekte die wir gemeinsam angegangen sind, fehl. Ich kann es mir selbst nicht erklären.

Da gab es zum Beispiel diese eine Quizshow, bei der wir zwar gewonnen haben, die aber nie ausgestrahlt wurde. Ein gemeinsamer Podcast, der aber bedauerlicherweise wegen unüberbrückbarer technischer Differenzen nicht funktioniert hat. Und last but not least ein paar Existenzen, die wir ganz nebenbei ruiniert haben, was aber nie unsere Absicht war. Irgendwann beschlossen wir in Sachen Medienpräsenz und Öffentlichkeit, getrennte Wege zu gehen. Vielmehr fasste ich diesen Entschluss. Denn ich möchte niemals  wegen der Ollen im Psychopatenhaus der Stars landen.

Und so startete ich vor ein paar Monaten ein Solo-Stand-Up Comedy Programm namens „Ordinööör“. Oder besser gesagt, ich begann, daran zu schreiben. Bis jetzt habe ich – man mag es kaum glauben – eine ganze Seite vollbracht. Mit Harald Glööckler hat dieses Programm übrigens nichts zu tun, also bitte keine rechtlichen Konsequenzen in diese Richtung. Vielmehr ist der Name eine Adaption zu „ordinär“. Dass dieses Synonym sowohl für „bewährt“ als auch für „verhasst“ und „unmoralisch“ steht, spielt mir geradewegs in die Karten, denn Anecken ist ausdrücklich gewünscht.

Wenn nur diese Angst nicht wäre…

Sie begleitet mich, wie viele von euch sicherlich nachvollziehen können, jeden Tag wie ein lästiges Gespenst. Es ist die Angst vorm Scheitern. Ja, ich weiß, Mel hat schon so oft in ihren Kolumnen davon geschrieben, wie man diese Sorgen überwinden kann, aber in meinem Falle verschwindet die Angst einfach nicht und hat mir schon so viel versaut! Dabei müsst ihr wissen, dass ich jemand bin der äußerst kreativ und humorvoll ist. Ich habe ständig Ideen, die eigentlich einer Ausführung bedürfen. Es gibt Tage, da sprudle ich regelrecht vor Einfällen, aber dann kommt die Unsicherheit, denn um meine Ideen und Projekte zu verwirklichen, müsste ich mögliche Sicherheiten aufgeben und die Komfortzone verlassen. Irgendwie kann ich das nicht, oder sagen wir mal noch nicht.

Zurück zu „Ordinööör“ – es stellt sich mir die Frage: Wie weit darf Comedy heutzutage eigentlich noch gehen?

Ist Comedy Kunst?

Und wenn ja: Darf Kunst alles? Ich denke: Ja. Comedy ist Kunst. Und Kunst darf alles.

Aber darf sich Kunst in der heutigen Zeit über schwarz/weiß, dick/dünn, queer/straight lustig machen? Oder muss ich dann befürchten, dass sich gescheiterte, emanzipierte „Me-too-Terroristen“ auf meine Bühne kleben und mich teeren und federn? War dieser Satz vielleicht schon political incorrect?

Übrigens: Ich als offen queer lebender Mensch habe keinerlei Probleme damit, wenn man sich über so genannte Randgruppen oder Minderheiten oder was auch immer lustig macht. Wichtig ist nur, dass man alle miteinbezieht. Denn wo fangen Rassismus und Diskriminierung an? Genau! Dort, wo man die oben genannten Randgruppen und Minderheiten ausschließt, und genau das verstößt gegen meine Grundprinzipien. Schon in meiner Jugend war ich immer für ein Miteinander statt einem Gegeneinander
– es sei denn man hat Frau Mel Mikrokosmos als Kollegin – und konnte es absolut nicht leiden, wenn jemand außen vor war.

Jedenfalls haben wir doch genau heute ganz andere Probleme! Ob nun Heino jetzt das Gendern ablehnt oder nicht: In Zeiten von Krieg und Machtgehabe sollte sich die Gesellschaft doch bitte auf das Wesentliche konzentrieren und miteinander lachen dürfen. Nicht in Angst leben und sich vor Freude fürchten.

Liebe Mikrokosmonauten ich hoffe ihr versteht meine Message und könnt daraus mitnehmen, dass auch heute noch gelacht werden darf und ihr euch auch nicht dafür schämen müsst. Ich komme allmählich zum Ende dieser Kolumne. Über positive Resonanz freue ich mich sehr. Ach ja, und Kritik ist nicht gern gesehen!

Am Ende ist es doch so:  …laute Geräusche durchdringen den Raum, ein Poltern, Geschrei und Gezeter!

….liebe Mikrokosmonauten, ich weiß nicht, was hier gerade passiert ist, aber offensichtlich wollte der selbst ernannte „Muschilini der Comedy-Szene“ sich meine Kolumne mit Gewalt unter den Nagel reißen. Dieses hinterhältige Attentat wurde in letzter Sekunde vereitelt! Ich werde euch auch zukünftig weiterhin erhalten bleiben!

Bis bald, Eure Mel

(und Addi)

Clubzone November 2023

Achtung, aufgepasst und mitgeschrieben! Das Saarbrücker Nachtleben erreichte in den letzten Wochen ein save rekordverdächtiges Feierlevel. Tatsächlich ging mit dem Oktober und dem jetzt begonnenen letzten Quartal dieses Jahres das nächtliche Unwesen mit extra Schwung in die letzte Runde. Das liegt neben der saarländischen Frohnatur vor allem daran, dass die Zahl der Feierlocations mehr und mehr ansteigt. Dabei sind nicht nur lupenreine Clubs gemeint, wie das mit viel Vorschusslorbeeren an den Start gegangene LOOSE in den Räumen des ehemaligen SOHO in der Kaiserstraße, sondern vermehrt auch der mitreißende Trend, dass in immer mehr „untypischen“ Locations getanzt wird.

   Ein echtes Highlight in dieser Disziplin hat die altehrwürdige BRASSERIE in der Fröschengasse im Oktober geliefert. Unter der tätigen Mithilfe von DJ Urgestein Kasimir wurde die „Kneipe der ersten Stunde“ in ein Tollhaus mit Tanzfläche verwandelt. Dort wo sonst nur Eigengewächs DJ Holgi und DJ Al und Busche an den Reglern regeln, hatte sich eine Abi-Jubiläumsrunde den Kult-DJ zur Stimmungsaufhellung eingekauft – und was soll man sagen: hat funktioniert! Und das nicht nur bei den Jubilarinnen, sondern bei einer bunten Mischung aus zum Teil überraschend jungen Gästen (für BRASS Verhältnisse), die allesamt das mit jeder Menge Oldies gespickten Retroset aus CANOSSA, EYE und OCTOPUS Klassikern mit den Händen in der Luft feierten, wo eigentlich der Billardtisch und das Klavier ihren angestammten Platz haben. Während drinnen schon einige Ikonen des Saarbrücker Nachtlebens wie Jürgen P, Louise L. oder Piet E. mit von der Partie waren,  wollten so manche Passanten nicht glauben, was da aus der legendären Kneipe an Ohren und Augen heraus dran, nur um dann wenige Augenblicke selbst im Getümmel auf der Tanzfläche alles zu geben. Da soll noch mal einer sagen, in der einstigen Partymeile Fröschengasse sei kein Leben mehr drin. Die Ecke muss man ab sofort auch abseits der tollen Livekonzerte echt im Auge behalten.

   Eine weitere eher in Sachen Tanzerei bisher eher unverdächtige Location, die STUBE 8 im Nauwieser Viertel, hat in den letzten Wochen mit famos ausgewählten DJs immer wieder für herrliche Fußwackelei gesorgt. Darunter auch solche Perlen wie Mitte des Monats die FUNKFREAKS Nacht bei der tatsächlich junge Menschen ausschließlich mit richtigen Plattenspieler am Start waren und den gut gefüllten Laden mit prächtigen Modern Boogie & Funk Sounds versorgten. Vinyl only vom Feinsten! Augen und Ohren auf, Termine checken und ab in die Cecilienstraße!

   Doch jetzt mit Schmackes in die Clubs. Ganz weit vorne waren auch im Oktober die Partys an den Hot Spots der Landeshauptstadt, wie zum Beispiel das EGO in der Trierer Straße mit richtig viel zu sehen und zu feiern. Los gings gleich mit Vollgas und der NOTTE ITALIANA mit unglaublicher Dekoration und jeder Menge Special Effects. Was da jedes Mal an Aufwand betrieben wird, ist absolut sehenswert und verdient jeden Respekt. Auch bei der FUEGO Nacht wurden praktisch ohne Unterlass wurden Co2-Jets, Konfettikanonen und Nebelmaschinen gezündet und obendrauf gab’s noch Wissam Ramon. DRUNK’N LOVE, LEVEL und SOULTOSOUL begeisterten an den folgenden Wochenenden mit Mixed Music,90er bis heute Hits und den besten Beats von Hip-Hop / House / Deutsch-Rap / Charts, einfach alles wurde gespielt.Selbstredend waren auch wieder jede Menge Gogos am Start und der extracoolen Lounges waren wieder mal extrem begehrt. Bei der etwas anderen A FAVELA IN YOUR TOWN sorgte DJ Sonrrisa und DJ Yaneek für den Ausnahmesound! Den vorläufigen Abschluss bildete dann der EGO SATURDAY mit tanzwütigem Mixed Music Hits.

   Weiter geht’s auf die nächste Tanzfläche im feierwütigsten Bundesland der Welt – und am besten gleich dahin, wo traditionell selten langweilig war, ins APARTMENT. Nebst viel Konfetti und (standesgemäß) total durchgeknallter Deko, trafen sich hier auch im Oktober altbekannte Apartment-Gänger und viele neugierige Frischlinge, denn hier hat Party-Eskalation eben eine lange Tradition und entsprechen kurzweilig die Partys im Kultclub im ersten Stock auch in den letzten Wochen. Highlights waren unter anderem die GOAT Djadja & Friends mit DJ Antar und DJ Marc Noll und natürlich die APARTMENT Nächte die freitags an den Start gingen, während samstags mit APARTMANTS und MFLAWLESS insbesondere Mixed Music Konzepte die anwesende Feiermeute überzeugte.

   Im STUDIO 30 gab es im Oktober gleich zwei Revivals einstmals bekannter und beliebter Clubs. Da war zum einen die 6NULL3 Party mit dem gewohnten Housesound auf dem Mainfloor, also genau da, wo früher unter dem Motto: 6NULL3 – Oberkörperfrei, der Sound der frühen 2000er gefeiert wurde. Auf dem zweiten Floor gab’s eine Spezialausgabe des MISCHMASCHCLUB, der nach seiner Entstehung im ehemaligen MODUL mittlerweile eigentlich im BLAU ansässig geworden ist. Unbedingt hervorzuheben ist aber auch eine ganz spezielle Nacht Mitte Oktober, denn wieder auferstanden, wenn auch nur für eine Nacht, dafür aber mit sensationeller Partyeskalation, ist eine von Saarbrückens kultigsten Locations überhaupt. Die Rede ist natürlich vom GLORIA PALAST, diesmal allerdings in einer brandneuen Herbstausgabe des kultigen Revivals. Dieses Mal, und das machte die Sause erneut zu etwas ganz Besonderem, im Team mit den CAFÈ FUTURE DJs Erwin & Praktikant auf dem zweiten FloorKlang schon im Vorfeld nach Ausnahmezustand und ging dann auch massiv durch die Decke. In der Erinnerung seiner Gäste und des ehemaligen Personals lebt die ehemalige Kultdisco ungemein vital bis heute weiter, wie eben auch diese Party außer Rand und Band unter Beweis stellte. Sehr unterhaltsam auch die Gesichter einiger aktuellen STUDIO 30Gäste, die sich hierher verirrt hatten und eine „normale“ 80er und 90er Party erwarteten. Denn spätestens beim ersten Pogo auf den „Nellie the Elephant“ oder den „Irish Rover“ war klar, hier ist etwas sehr Spezielles am Start. Von Chartmüll war genau wie in den originalen Jahren keine Spur, dafür gab’s Independent Mucke und Gitarren Mucke auf die Gehörgänge gemischt mit ein bisschen frühem House und New School Hip Hop. Eben exakt jene unheilige Mischung, der diese Party ihren legendären Ruf verdankt. Wenn das so weiter geht, werden bald auch dieses Revivals fast so legendär wie der einstige Disco-Palast sein. Bei der großen Geburtstagssause im Dezember sind wir auf jeden wieder dabei. Doch Nachtleben ist ja nicht nur Disco, denn mit den Livekonzerten von u.a. Slaughterra und The Anti Anti Supergroup und dem Poetryslam war im STUDIO 30 für alle etwas geboten.

   Der SEVEN Club Saarbrücken startete den Monat Oktober mit einer neuen Ausgabe der COLORS Party mit jeder Menge Afro, Dancehall, Reggaeton, Black und Latino. Auch bei der ONLY CHARTS und der ABI MEETS UNI komplettierten jede Menge Specials  Specials und viele Überraschungen die exzessive Partys. Aber der Feieramok ist im Birnengässchen ja nix Neues und so war natürlich auch der Ausnahmezustand bei der ORANGE schon fast selbstverständlich, den die SEVEN Stammgäste natürlich feierten als gäbe es kein Morgen. Es war ein legendärer Abend, der hoffentlich schon bald in seine nächste Runde geht. Leckerste Getränke und Eintrittspreise für jeden Geldbeutel sorgten Woche für Woche für eine ausgelassene Stimmung und das SEVEN DJ Team ließ die feiernde Meute auf der Tanzfläche richtig abgehen. Neben dem ersten Floor auf dem kamen auf dem zweiten Floor meistens alle Hausfreunde auf ihre Kosten. Lässt sich nicht beschreiben, muss man nackt gesehen haben.

   Die GARAGE ist ja seit Jahrzehnten ein Stückweit ein echtes Unikum im saarländischen Nachtleben. Unbeeinflusst vom ganzen Tohuwabohu von anderen Clubs im Bestreben ständig den Zeitgeist zu überholen, wird hier ganz entspannt Geschichte geschrieben. Das gilt natürlich für zahllose, legendäre Konzerte, die hier über die Bühne gingen, aber eben auch für Ausnahme-Partykonzepte, die hier realisiert wurden, wie die WARMEN NÄCHTE, um nur ein Beispiel zu nennen. Exakt diese Feier ging mit DJane Anna Andersson aus Mannheim und DJ Lúcent aber im Oktober komplett durch die Decke. Dieser exzellente Ruf wurde jetzt im Oktober mit grandiosen Feiereien wie der 80sVS90s, der NINETIES PARTY und der 2000PLUS übelst gepusht und auf ein neues Level gehoben. So geht Disco!

   Einen mehr als überzeugenden Saisonstart hat auch das BLAU hingelegt. Der frisch umgestaltete Laden ging mit Schmackes und mit phatten neuen Partys im Gepäck an den Start. Schon am letzten Septembersamstag gings los im Schwitzekeller mit den BLAU Allstars auf allen Floors und Mixed Music, Dancehall& Afrobeats sowie Oldschool und Funk in die neue Saison. Erster Höhepunkt ganz klar DER UTOPISCHE DEUTSCHRAP TURNUP – FLAVA FÜR DIE RAVER unter anderem mit dem unerreichten Obergroßmeister Greg 51. Und die vielleicht beste Nachricht: das CAFÈ BLEU ist auch wieder mit von der Partie!

In diesem Sinne, take care   

J.K.T