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Im Rätselfieber

Hallo Mikrokosmonauten: Ohne Rätsel lösen wir uns nicht

2023 bin ich noch immer arm, aber sexy. Aber was bringt es mir, dass ich mit steigendem Alter zwar immer attraktiver werde, aber mein Konto weiterhin unansehnlich bleibt? Es ist dieses und es sind noch andere Rätsel, die mich derzeit beschäftigen. Ohne Sorgenfalten natürlich, aber nicht minder kopfzerbrechend. Hape Kerkeling besang das ganze Leben einst als Quiz, in dem wir nur die Kandidaten sind. Ich frage mich also nicht umsonst: Wenn das Leben schon ein Quiz sein soll, dann will ich auch was gewinnen!

Ja, irgendwie besteht das ganze Leben aus einer einzigen Raterei. Nehme ich jetzt die grüne oder die rote Pille, entscheide ich mich für rechts oder links oder steige ich in diese oder die nächste Bahn ein? Eine kleine Fehlentscheidung und dein Leben ist im schlimmsten Fall vorbei! Und mehr noch: Wenn uns das Schicksal wieder vor allerhand Prüfungen stellt, ignorieren wir oftmals unser Bauchgefühl, entscheiden mehr rational und nüchtern, obwohl unsere Intuition der eigentliche Quiz-Champion ist. Wenn ich mir überlege, wie oft eine vermeintlich richtige Entscheidung falsch war oder ich schlichtweg falsche Antworten gab, die mein Schicksal besiegelten – Hach, ich wäre morgen noch nicht fertig mit erzählen!

Um dieser grausamen Realität aus willkürlichen Ratespielchen zu entkommen, rätsele ich seit geraumer Zeit. Im schlimmsten Fall bekomme ich davon eine akute „Rateritis“, oder mein Hirn platzt einfach, weil ich es so dermaßen fordere, wie noch nie. Kreuzworträtsel sind dabei meine Stärke. So sitze ich tagein tagaus über meinen Käseblättchen mit Preisrätsel-Garnitur und hoffe auf den großen Gewinn. Okay, manchmal kann man lediglich eine Ration Ingwer-Bonbons gewinnen, aber Ingwer ist ja bekanntlich ein Wundermittel gegen quasi alles und so nehme ich auch das, wenn es sonst nix gibt!

Gelegentlich stelle ich auch andere vor mehr oder weniger lösbare Rätsel. Einfach, weil ich finde, dass die Menschheit ihren Gehirnkasten zuweilen etwas anstrengen sollte. Es ging zwar nur um einen von Weihnachten übriggebliebenen gendergerechten und politisch korrekten „Schoko-Wintermenschen“, aber der Aufzugtechniker überlegte fast schon fieberhaft, wie denn die korrekte Bezeichnung eines „Beamtenhebers“ lautet? Fast gleichzeitig mit dem Ausruf „Paternoster“, der in krisseligem Dosentelefon-Sound durch die Anlage pfiff, setzte sich auch der Lift in Bewegung, in dem ich feststeckte. Und der Techniker bekam seine Belohnung!

Das eigene Leben ist das größte Rätsel

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bekomme unheimlich gerne Rätselfragen gestellt. Man sagt mir sogar nach, ich sei ein wandelndes Lexikon und „Wer wird Millionär“ wollen mich sogar in deren Show haben. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich mich dort ziemlich gut orangieren würde. Oder heißt es arrangieren? Ach, egal! Das größte und bedeutendste Rätsel allerdings konnte ich bisher nicht lösen. Und dann verfalle ich in Grübeleien und frage mich, warum ich zwar die Hauptstadt von Burkina Faso kenne, aber nicht weiß, ob zwischen Himmel und Erde noch irgendwas ist. Und warum ich gerade jetzt mit so vielen anderen gleichzeitig lebe? Das größte Genie könnte solche Quizfragen nicht lösen, selbst wenn Günther Jauch eine 20 Millionen Euro-Frage draus machen würde!

Andererseits bin ich aber froh, dass es Mysterien gibt, die das größte Superhirn nicht beantworten könnte.

Da dümpeln einige rum, die stolz von sich behaupten, dass sie das wissen, was sie wissen müssen und das quasi nichts ist! Was für eine Ansage! Da bin ich doch echt froh, dass ich weiß, dass das Synonym für „doof“ „einfältig“ ist und ich immer noch fähig bin, einen nützlichen Standmixer beim Sudoku zu ergattern. Ich konnte es dennoch nicht lassen, neulich einer Dame in der Schlange an der Kasse ein paar Fragen zu stellen, nachdem vorne wieder stundenlang Kleingeld abgezählt wurde. „Uff, hier ist ja mehr los als bei der Beisetzung der Queen!“, stellte ich in ihre Richtung fest, um den Anfang zu finden. Sie schaute mich lediglich großäugig an. Meine Quiz-Masterinnen-Lust war geweckt. „Hach, wie hieß die Queen noch gleich…“, begann ich in schauspielerischer Meisterleistung zu grübeln. Kurzzeitig vermochte ich so etwas wie Ehrgeiz in ihren Augen zu erkennen, denn sie blitzten unvermittelt auf. „Hm…also ich weiß auch nicht, wie…“, begann sie zögerlich. Dann ich wieder: „Ja Mensch, der Name der Queen? Das gibt es doch nicht. Fällt Ihnen denn gar nichts ein?“. Die Frau biss sich nervös auf die Unterlippe, runzelte die Stirn und atmete schließlich laut aus. „Nein, tut mir leid! Es fällt mir einfach nicht ein!“, seufzte sie fast schon dramatisch. Die Wahrheit war, dass sie es schlichtweg nicht wusste. „Es Lisbet!“, schallerte es schließlich aus Richtung der Kassiererin, die noch immer gemeinsam mit dem Kunden das Geld zählte. Dass es darüber hinaus auch noch Menschen da draußen gibt, die nicht wissen, wie unser Bundeskanzler heißt und außerdem in Bitcoms statt in Bitcoins anlegen, wage ich kaum zu erzählen. Oder um es mit den Worten einer Frau auszudrücken, die so ganz nebenbei das Werk einer Weltfirma als Security schützen muss: „Soda und Gomorrho!“.

Machen wir uns nichts vor: Ein einfaches Kreuzworträtsel stellt uns noch lange nicht vor die Rätsel, vor die uns das Leben tagtäglich stellt. Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Was machen wir hier überhaupt? Sollten wir jetzt nicht an irgendeinem Strand in der Sonne liegen? Warum ist das Wetter im Saarland immer schlechter als woanders? Und die schlimmste aller Rätselfragen: „Warum müssen wir irgendwann Abschied nehmen? Abschied von unseren Lieben? Abschied von hier?“

Am Ende ist es doch so: Wenn Hape Kerkeling wirklich Recht hat, müssen wir tatsächlich „raten, raten, raten“, um so viele Facetten wie möglich in diesem Leben kennenzulernen. Ich denke, er meinte es auch genauso! Mit Desinteresse und Gleichgültigkeit tappen wir auf der Stelle. Mit Teilnahmslosigkeit und Passivität gewinnen wir nichts! Und glaubt mir, es gibt ne‘ Menge trübe Tassen da draußen, die nach ihrer Lieblingsfarbe wählen gehen und bis heute keinen Schimmer haben, wo die Raute auf einer Telefontastatur ist. Letzteres wäre nicht mal so tragisch, denn man kann ja raten. Aber wenn das Interesse einfach nicht da ist und das Feuer der Wissbegier nicht mal auf Sparflamme läuft, sollte man sich eingestehen, dass man in diesem Leben nichts gelernt hat. Vielleicht im nächsten Leben dann..

Und einfach so wurde mir neulich bewusst, dass ich bei all meinen Kreuzworträtsel zwar noch nie den großen Jackpot in Form von Geld knackte, aber dennoch etwas anderes gewonnen habe. Nämlich Lebensweisheit. Und das ist irgendwie kostbarer als schnöder Mammon! Und im Prinzip gar nicht mal so schlecht, wenn ich bedenke, dass ich noch ein paar Jahre in diesem Leben und auf diesem Planeten zubringen muss!

Aschenputtel und der böse Wolf

Letztens hatte ich wieder einmal so ein Schlüsselerlebnis. Also keines mit verschlossener Haustür und klingeln beim Nachbarn, um den Ersatzschlüssel zu holen, sondern eines mit Kindern. Schon wieder so eine Kolumne über Kinder, werden jetzt manche denken. Dabei hat dieser Patrik Wolf doch gar keine. Was auch stimmt und vielleicht daran liegen könnte, dass die Natur meinen Genpool mit Hang zu nicht enden wollenden Kettensätzen als nicht geeignet ansieht, um in die Welt hinaus getragen zu werden, in der ein Tweet nur 280 Zeichen haben darf. Oder eben daran, dass sich Licht im Schlafzimmer über die Jahre als sehr wirksame Verhütungsmethode erwiesen hat…

Zwar will ich nicht ausschließen, dass da irgendwo zwischen Besch und Bottrop ein kleiner Wolf mit Hang zu Kettensätzen ist, allerdings weiß ich über dessen Existenz nichts, meint mein Anwalt. Schließlich rieb man zu der Zeit, als ich noch mit stolz geschwellter Brust und noch stolzer geschwellter Hose um die Häuser zog, um Mädels kennenzulernen, noch nicht jedem, dessen Zunge sich in den eigenen Mund verirrte, gleich ein Instagram-Profil unter die Nase und lud ihn damit dazu ein, seine Talente als Stalker zu beweisen. Wer sich damals wiedersehen wollte, gruschelte sich auf StudiVZ an und lauerte nicht nach der Disko hinter einem Gebüsch. Das waren noch andere Zeiten…

Viele Menschen stehen Freunden, die keinen Nachwuchs haben, kritisch gegenüber, wenn diese eine Meinung zur Kindererziehung haben und diese auch offen aussprechen. Es gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass Ansichten Kinderloser zum Thema Erziehung ebenso unpassend sind, wie Ansichten Blinder zum Thema Wandfarbe. Während beim Thema Atomkraft auch all denjenigen eine Meinung zugestanden wird, die selbst kein Atomkraftwerk haben, ist das beim Thema Kinder anders. Hier gilt auch im 21. Jahrhundert noch der gesellschaftliche Konsens, dass alle zu schweigen haben, bei denen auf der Lohnsteuerkarte kein Kinderfreibetrag eingetragen ist…

Ich sehe das anders. Wenn der achtjährige Noah meiner Schwägerin am Mittagstisch lautstark damit droht, keinen Bissen mehr zu essen, wenn das elterliche iPad nicht unverzüglich herausgegeben wird, bin ich die Ansicht, dass der kleine Despot hungern kann, bis seine Spielkameraden in Gandhi nennen. Oder zumindest bis zum Abendbrot, bei dem ich ihm dann Spinat vorsetzen würde. Kein Zucker, nur Selbstgekochtes mit viel Pastinake und zwischendurch allenfalls ein paar Dinkelkekse oder Cranberries. Diese hehren Vorsätze junger Eltern sind bewundernswert wie weltfremd zugleich und halten meist nur so lange, wie Mami und Papi ohne gesunden Schlaf auskommen…

Ich will ja nicht sagen, dass meine Eltern mich in jungen Jahren mit Schokolade und Limonade alleine ließen, wenn ich dafür Ruhe gab und es ihnen nach einem stressigen Tag die Möglichkeit eröffnete, etwas Zeit zu haben, um auszuruhen, zu lesen oder einfach einmal ungestört zur Toilette zu gehen. Aber es war nun einmal so. Wenn ich damals zwischendurch hungrig war, gab es einen Keks aus der Prinzenrolle oder eine Milchschnitte, die mehr Kalorien hatten als Würfelzucker. In den 1980ern war in Milchschnitte sogar noch Alkohol enthalten, was mich bei meinem damaligen Konsum wohl beim Dreiradfahren den Führerschein gekostet hätte, wenn ich bereits einen gehabt hätte…

Natürlich geht es nicht ohne Kinder. Zumindest aus evolutionärer Sicht und wenn man davon ausgeht, dass die Spezies Homo sapiens weiter existieren möchte. (Was aktuell zunehmend schwieriger zu glauben ist). Aber es gibt nun einmal Orte, an denen es mit Kindern keinem Spaß macht; weder Eltern, noch den Kindern, noch anderen. Selbst Helikoptereltern, die für gewöhnlich ohne den kleinen Mats oder die kleine Charlotte im Schlepptau nicht einmal zum Briefkasten gehen, kämen nicht auf die Idee, Sohnemann oder Töchterchen mitzunehmen, wenn sie der alten Zeiten wegen nach Jahren ununterbrochenen Stillens das erste Mal wieder in einen Swinger-Club gehen…

Bei Wellness-Hotels ist das leider anders. Unlängst so geschehen, traf ich in einem selbigen auf ein Pärchen Anfang 30 mit ihrer etwa dreijährigen Tochter, die für jeden gut hörbar wenig Lust auf die Spitzengastronomie des Hotelrestaurants hatte, sondern vielmehr auf Nudeln mit Soße und ein Dinosaurierpuzzle. Was nicht nur das Personal als vielmehr die Eltern auf eine harte Probe stellte. Sichtlich überfordert und resigniert ob der Tatsache, dass „Mariechen“ nicht einmal Lust auf die mitgebrachten Cranberries hat, versuchten Papi und Mami die quengelnde Prinzessin von frischen Gnocchi mit Parmesan zu überzeugen, was für drei Dutzend Dinopuzzleteile auf dem Boden sorgte…

Wäre ich damals wie die Mariechens von heute gewesen, meine Eltern hätten mir als Nachspeise kein Eis versprochen, wenn ich aufhöre, lautstark Nudeln einzufordern, ich wäre ohne Essen ins Bett gebracht worden und hätte als Nachspeise allenfalls auf den Hintern bekommen. Gäste und Personal hätten es meinen Eltern gedankt und sie es sich selbst auch. Nur so hätten alle den Abend haben können, den sie sich vorgestellt hatten und den ich als Balg ihnen nicht ermöglicht hätte. Will sagen: Warum machen es sich Eltern mit kleinen Kindern so schwer, indem sie krampfhaft versuchen, Dinge, die nur als Paar Sinn machen, als junge Familie zu machen? Das kann doch nur schief gehen…

Zu dritt oder zu viert ist eben etwas anderes als zu zweit. Das ist nach der Geburt nicht anders als bei der Zeugung. Es wäre vermessen zu glauben, dass es nur ein paar überteuerte Beeren in Bio-Qualität und eine modische Wickeltasche braucht, um als Paar mit Kind so zu sein, wie man als Paar ohne Kind war. Mit der Geburt verändert sich mehr als nur Mamis Hüftumfang und Papis Lust auf Erwachsenenfilme. Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt, in dem nichts mehr ist, wie es zuvor war. Das ist nicht weiter verwunderlich. Verwunderlich ist nur, dass vielen jungen Eltern das wohl jemand sagen (oder besser gesagt schreiben) muss, der selbst keine Kinder hat…

Vielleicht sieht man außerhalb der eingetrübten Eltern-Bubble voller Windeln und Milcheinschuss einfach klarer. Es entbehrt jeglichen Sinn, mit Kindern über Schlafenszeiten zu diskutieren wie mit Kollegen über Weltpolitik oder es ihnen zu überlassen, ob sie gewickelt werden sollen oder nicht. Das legen Eltern fest und basta! Außer der Nachwuchs ist volljährig und zahlt Miete. Kinder kosten Nerven und eine Menge Geld. Und beides geben sie nicht in dem Umfang zurück, in dem Eltern es in sie investieren. Selbst wenn sie irgendwann einen gutbezahlten Job bekommen. Bei „Höhle der Löwen“ würde man wegen fehlender Rendite vom Kinderkriegen als Geschäftsmodell vermutlich abraten…

Und nein, ich bin nicht neidisch. Man braucht keine Kinder, um alt und dicklich zu werden. Es gibt für Kinderlose andere Ausreden, warum sie es nicht zum Sport schaffen. Um ehrlich zu sein: Das Leben ohne Kinder hat viele Vorteile. Es bleiben einem z.B. Elternabende erspart. Auch Kindergeburtstage machen deutlich mehr Spaß, wenn man der betrunkene Onkel ist, der nach Hause gefahren wird, und nicht der nüchterne Papi, der alle samt dem betrunkenen Onkel nach Hause fahren muss. Außerdem kann einem der Klimawandel egal sein. Man hat ja niemanden, dem man eine lebenswerte Welt hinterlassen muss. Und einen ruhigeren Schlaf mit mehr Platz im Bett hat man ohne Kinder auch…

Außer man hat Katzen. Mehrere Muschis im Bett haben nachts schon immer wach gehalten. Aschenputtel und der böse Wolf… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Nur Pateneltern ohne eigene Kinder schmuggeln Schnapspralinen in die Schultüte.

Mr. Wyld

Autotuning, Tattoos, Modelabel und Partymacher – Hauptsache kreativ! Pascal Klein produziert Lifestyle der besonderen Art und wird damit selbst zur Marke.

Wenn es dieses obercharismatische Multitalent nicht schon gäbe, dann müsste man ihn auf jeden Fall erfinden. Aber auch das hat Pascal Klein a.k.a. Mr. Wyld schon längst selbst erledigt, denn wie alles um sich herum hat er auch sich selbst kreiert und zur unverwechselbaren Marke gemacht. Dabei entspricht der 32jährige gleichzeitig interessanterweise auch allen gängigen, bürgerlichen Klischees. Er ist verlobt, gerade eben Vater geworden und hat ein Haus gekauft, natürlich da, wo er auch selbst aufgewachsen ist: in Gersweiler. Dort hat sich seine künstlerische und kreative Ader schon früh gezeigt. Er hat als Kind viel gezeichnet, hatte schon immer ein extrem gutes Auge und so zum Beispiel auch mit Leichtigkeit Comics kopiert. Schon früh zeichneten ihn eine gewisse Ungeduld und eine kreative Unruhe aus. Als Jugendlicher dann ist er natürlich auch viel auf Partys unterwegs, trägt auffällige Brillen, stylt seine Klamotten selber um und hat großen Spaß daran, sich selber auszudrücken und aufzufallen, immer ein bisschen gegen den Strom. Da blieb wenig Energie für den Mathematikunterricht auf dem Gymnasium übrig und ein Jahres-Praktikum bei BMW in Saarbrücken hat in seinen Augen deutlich mehr Potential.

Aus dem Praktikum wird eine Ausbildung als KFZ-Mechatroniker und seine alte Begeisterung für motorisierte Zweiräder flammt wieder auf, als er feststellt, dass an denen hier noch richtig geschraubt wird, während die Autos eigentlich nur an den Computer gehängt werden. Trotzdem hatte er, wenn ein neues Auto reinkam, sofort Ideen, was er ändern oder damit anstellen würde, was ihm nach kürzester Zeit auch beim Meister den Spitznamen „Tuning“ einbrachte. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung wird er zwar übernommen, aber er will schon längst wieder etwas anderes, nämlich Geld verdienen und er geht für fünf Jahre zur ZF. Dann allerdings reizt ihn die Vorstellung, sein eigener Herr zu werden mehr und 2017 macht er sich als Tätowierer selbstständig. Und auch, wenn er ansonsten seinen Talenten auf vielen anderen Gebieten freien Lauf lässt, dem Autotuning ist er immer treu geblieben und sieht darin auch heute noch den Hauptbestandteil seines Alltags bzw. seines beruflichen Lebens.

Eines Deiner letzthin bekanntesten Projekte und echter Hingucker ist ein brasilianischer Puma GTE?

„Genau, mit dem habe ich auch beim Hot Wheels Legends Wettbewerb teilgenommen und bin gleich in die nächsten Runden gekommen, unter die letzten 64 Autos, was quasi das Halbfinale war. Dann gab es zwei Entscheidungen, zum einen online durch die Community und zum anderen durch die original Hot Wheels Designer aus den Staaten. Bei der Online Abstimmung bin ich Dritter oder Fünfter geworden, obwohl ich nur eine einzige Story von dem VW Puma gepostet hatte, während andere da so richtig Gas gegeben hatten. Durch die deutsche Jury-Entscheidung bin ich dann ins Finale gekommen, das bei den Performance & Style Days in Hannover stattfand, hab‘ dort das Rennen gemacht und wurde deutscher Champion. Damit war ich dann auch startberechtigt beim Weltfinale in Las Vegas, das dann aber wegen „Corona“ nicht stattfinden konnte. Da kann denken, was man will, aber mich kennen seitdem wenigstens auch Leute in Brasilien und taggen mich in ihren Storys, wenn sie mal einen Puma am Straßenrand sehen. Meiner ist halt der am extremsten umgebaute Puma weltweit.“

Arbeitest Du immer nur an einem Wagen oder hast Du parallel schon das nächste Projekt im Auge?

„Ganz am Anfang, hatte ich immer nur mein Hauptauto, an dem ich gearbeitet hatte. Irgendwann hatte ich dann mal einen Porsche und habe mir dann noch ein kleines Alltagsauto dazu gekauft. Das hat sich dann so weiter entwickelt, für die Firma kam dann noch ein Firmenwagen dazu, plus ein praktisches „Baustellen-Auto“, wenn ich mal was Gröberes transportieren musste, und schließlich kam zu dem Haupt-Umbauprojekt noch was Zweites dazu. Ich kaufe immer was Günstiges, mach‘ das schöner und tausche es gegen was Besseres. Das ist seitdem immer so. Und natürlich ist das Optische für mich immer am wichtigsten, nicht so sehr die Leistung und so suche ich mir ja auch meine Autos aus.“

Der nächste Scheunenfund steht also schon bereit?

„Tatsächlich ist gerade mein erstes Riesenprojekt fertig geworden, was auch für ordentlich Aufsehen gesorgt hat, ein ziemlich kaputter Ferrari mit Unfallschaden. Der wird dann für 2023 nochmal extremer umgebaut, damit er so richtig viral gehen kann. Trotzdem schmiede ich insgeheim schon wieder erste Pläne für was ganz Neues. Auch wieder was sehr, sehr Günstiges, einfach weil sowas die Leute der Generation YouTube am meisten abholt. So was für drei oder viertausend Euro, was für die Abonnenten auch realistisch ist, wo die sich reinversetzen können.“

Gleichzeitig hast Du auch tätowiert, wie kam es dazu?

Schon während meiner Schulzeit hatte ich immer Nebenjobs von Pizzabäcker und Zeitungsbote bis Regale im Supermarkt einräumen, einfach alles. Bei meiner Ausbildung bei BMW hatte ich im letzten Lehrjahr gerade mal 460 Euro verdient, musste aber die Kosten für das eigenes Auto und Motorrad alles selbst tragen. Das war schon schwierig. Außerdem wollte ich noch Geld haben, für Klamotten und so. Da bot mein Vater an, mir eine Tattowier-Maschine zu kaufen, weil ich schon immer gut zeichnen konnte. Und da ich absolut kein Kopfmensch bin, sondern einfach immer nur mache, wurde die Maschine bestellt. Ich hab‘ dann eine Woche auf ‘ner Gummihaut ein bisschen geübt und eine weitere auf ‘ner Schweinehaut. Anschließend wurden direkt meine Kumpels verpflichtet, los herkommen, ich mach‘ das jetzt. Irgendwann nach meiner Ausbildung und der Arbeit bei ZF habe ich dann mein eigenes Ding gemacht. Erst habe ich zwei Jahre im Studio meines Tätowierers in Frankreich gearbeitet. Als der sich dann räumlich verkleinern wollte, habe ich einen Laden in Gersweiler gefunden und mein eigenes Studio eröffnet. Von da an war mir klar, das Tätowieren immer eine Alternative ist, weil es megaviel Spaß macht, ich mein eigener Boss bin und meine Kreativität ausleben kann.

… und gleichzeitig wird Autos geschraubt?

Das hatte ich ja schon die ganze Zeit gemacht, aber halt nicht so wirklich intensiv. Eigentlich ging das  mit der Autoszene erst 2019 richtig extrem los, als ich auf YouTube auch öffentlich geschraubt habe. Seitdem bin ich europaweit auf Autoshows dabei. Dieses Jahr stelle ich zum ersten Mal meine Autos in England aus und „muss“ inzwischen sogar Autogramme geben und mit den Leuten Selfies machen. Das ist zwar auch anstrengend, aber ich liebe es wirklich in der Öffentlichkeit zu stehen und fühle mich auch ein wenig dafür gemacht.

Aber Deine Kreativität beschränkt sich ja nicht nur auf Autotuning und Tätowiererei, zur Wyld Marke gehört ja auch noch ein Modelabel?

„Das kam so mit der Corona-Pandemie, als ich im Lockdown nicht mehr tätowieren konnte. Das war der Hauptauslöser. Da hab‘ ich angefangen weiter zu denken und zu planen. Für mich gibt es nämlich keine Probleme, sondern immer nur Lösungen. Also habe ich überlegt, was mach‘ ich, wo bin ich unabhängig und was passt trotzdem zu mir. Dann habe ich mit YouTube angefangen und mich entschieden einen Online-Shop zu machen. Da ich sowieso immer aufs Aussehen und Style achte, hab‘ ich mir gedacht, da feature ich doch einfach meinen Style, mich als Marke und produziere Sachen, die ich verkörpere und die meinen Interessen entsprechen, für die Leute, die meinen Style cool finden. Es gibt natürlich viele geile Klamottenlaben, die aber mittlerweile extrem teuer sind, und so habe ich mir gedacht, ich kann da auch und verwirkliche mich auch auf diesem Gebiet.“

Wie kam es zu dem Namen Wyld?

Es sollte ein universelles Wort sein, weil ich nichts Autospezifisches wollte. Ich wollte was Freies, was mich aber gleichzeitig auch ein bisschen beschreibt und womit sich generell die Leute identifizieren können.

Jetzt gibt es auch Partys unter dem Namen „Wyld“…

Die Idee war eigentlich meine Marke weiter zu featuren. Ich bin ja selbst mein größter Fan. Dann war die Überlegung, was gibt es denn für Events für ein junges Klientel außerhalb der Autoszene? Das sind allermeistens Musikevents. Und da es auf Konzerten nicht wirklich Sinn macht, war klar, ich muss ins Nachtleben, in die Clubs. Ich liebe Musik über alles, tanze für mein Leben gern und HipHop is‘ halt mein Ding. Dann war der Gedanke naheliegend, mir für ein erfolgreiches Marketing auch große Künstler zu buchen. Einmal in Kontakt mit den Acts, kann ich denen auch meine Klamotten geben und erzeuge so Sichtbarkeit für meine Marke, die die Leute so mit tollen Nächten und den geilsten Partys verbinden und immerhin mit so großen Namen wie Jeezy, Faroon und Summer Cem, den wirklich größten Rappern in Deutschland. Eigentlich sind die Partys schon fast zu krass für eine Stadt wie Saarbrücken. Ich muss aber ehrlich sagen, das ist genau meine Wellenlänge und so werden auch die Karten für ganz Saarbrücken neu gemischt, wovon wirklich alle profitieren.

Da Du ja augenscheinlich für alles Talent hat, wann können wir uns auf deine erste Musik-Produktionen freuen?

Produzieren eher nicht, aber ich kann immerhin Schlagzeug spielen. Und einer meiner Gast-Tätowierer, der Joey aus Amsterdam, ist tatsächlich Rapper und ich habe schon ein, zwei Texte geschrieben, um vielleicht mal als Feature bei ein paar Tracks von ihm dabei zu sein.

Mumienschieben

Es ist schon einige Zeit her, dass ein unachtsamer Neandertaler versehentlich in die Lagerfeuerglut trat und damit das Tanzen erfand. Seit damals gehört rhythmisches Körperbewegen auch außerhalb des Betts zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Jede Generation hat ihren Favoriten, wenn es darum geht, Hüften in Schwung zu bringen. Bei Mutti und Vati war es amerikanischer Rock’n’roll, bei Großtante und Großonkel Wiener Walzer und bei Oma und Opa polnischer Einmarsch. Jede Zeit hatte ihre Einfälle. Heutzutage heißt es zurück zu den Ursprüngen. Weg von festen Schrittfolgen, hin zum individuellen Tanzstil, der stark an das Gezappel und Gegröle damals auf der Glut erinnert…

Jedes Wochenende strömen Tanzwütige wie Ameisenvölker von cooler Musik und warmen Getränken angelockt in die Clubs, um den Stress der letzten Woche und das Gehalt des letzten Monats hinter sich zu lassen. Auf der Tanzfläche oder über der Toilette gilt es aus dem eigenen Körper rauszuholen, was sich an Energie oder Wodka-Energy angestaut hat. Zwischen frühreifen 15 und überreifen 55 ist unter den Besuchern alles zu finden. Wie Fliegen an einer Klebefalle winden sich alle auf der Tanzfläche, um dem anderen Geschlecht das Herz zu brechen oder zumindest die Füße. Der Mensch ist von seinen körperlichen Fähigkeiten her nicht fürs Fliegen gemacht. Fürs Tanzen aber auch nicht…

Aus dem Disco-Fever wird bei vielen ein regelrechter Fieberwahn. Sehen und gesehen werden, lautet die Devise im Club. Und das genau ist das Problem. Die Körperbewegungen, die die Blicke auf sich ziehen wie ein Hundehaufen die Fliegen, reichen von parkinsonähnlichem Zucken über Schüttelfrost bis zum epileptischen Anfall. Als Onkel Ede damals vergeblich versuchte, die Wespen von der Hauswand zu entfernen, bewegte er sich kaum anders. Das Kinn von John Travolta oder den Hintern von Jennifer Lopez zu haben, reicht eben nicht aus, um ein Tanzgott zu sein. Auch ich habe gleich viele Füße wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo und bin dennoch nicht so fußballbegabt…

Wer irgendwann einmal eine Tanzschule in der Hoffnung besucht hat, das dort Gelernte in einer Disko nutzen zu können, wird ebenso enttäuscht wie derjenige, der dem Mathelehrer in der Schule glaubte, dass man ohne Differenzialgleichungen nicht durchs Leben kommt. Pottwale wissen um ihre fehlende Tanzbegabung und bleiben Diskotheken daher meist fern. Anders ist das bei ähnlich übergewichtigen Metzgereifachverkäuferinnen nach der Firmenweihnachtsfeier und dem fünften Glas Prosecco. Auch wenn deren Foxtrott eher Elefantengetrampel ähnelt und die Eleganz beim Walzer der einer Walze gleicht. So lange niemand ernsthaften Schaden dabei nimmt, sei es jedem vergönnt…

Wer sich als Ü40er wie ich letztens nach Ewigkeiten und ein paar Bier zu viel in einen Club verirrt und überzeugt ist, an die eigenen dortigen Glanzzeiten anknüpfen zu können, der wird schlagartig nüchtern und vor die Frage gestellt: Ist man am Eingang irgendwo falsch abgebogen und auf einem Schulfest gelandet? Und wer ist dieser DJ Guetta, der scheinbar DJ Bobo aus der Playlist verdrängt hat? So müssen sich meine Eltern damals gefühlt haben, als sie an meinem achten Geburtstag auf meine durch Malzbier und Brausepulver aufgeputschten Freunde und mich getroffen sind. Nur dass es hier echtes Bier ist und das weiße Pulver nicht nach Waldmeister schmeckt…

Ich habe mich früher gefragt, wann der Punkt kommt, ab dem man sich erwachsen fühlt. In diesem Moment wusste ich zumindest, wann der Punkt gekommen ist, ab dem man sich alt fühlt. Als einer der nicht nur gefühlt Ältesten fällt es einem in einem Club sogar schwer, mit Alkohol Spaß zu haben. Sich Mädels schön saufen, damit hat man zwar gute Erfahrungen gemacht. Aber Mädels älter saufen? Wie soll das gehen? Wie bei Weinen in Discountern kommt man zwar auch bei Frauen in Diskotheken an junge Abfüllungen günstiger ran, als an ältere Jahrgänge mit Geschmack, für die man schon was investieren muss. Aber die Zeiten, in denen man nur Billiges aufgerissen hat, sind eigentlich vorbei…

Egal ob Wein oder Frau, manche sind süß, kleben dann jedoch zu viel an einem. Andere sind zu kühl, verbittert oder riechen muffig und sind daher ungenießbar. Wiederum andere hinterlassen unschöne rote Flecken auf der Esszimmertischdecke oder einen Pelz auf der Zunge. Menschen wie ich, die ihre Zwanziger schon im letzten Jahrtausend begonnen haben, finden sich heutzutage in Clubs irgendwie nicht mehr wohl. Wir sind es noch gewohnt, in einer Disko wegen des Zigarettenqualms nicht atmen zu können und nicht wegen des Schweiß- oder Parfumgeruchs. Dazu kommt das Problem, dass ein Großteil der Besucher die eigenen Kinder sein könnten und es ein Teil wohl auch wirklich ist…

Als die Welt noch analog war, war man nach einer heißen Diskonacht der festen Überzeugung, beim Knutschen einen guten Fang gemacht zu haben und bereute es, nicht nach der Nummer gefragt zu haben. Der Schlag traf einen damals erst dann, wenn man mit dem Aufriss von einem Diskofotografen eingefangen wurde und feststellen musste, dass zwischen Erinnerung und Foto zwei Promille und zwanzig Kilo liegen. In heutiger Zeit ist man Dank sozialer Netzwerke schneller auf einem Selfie verlinkt, das von Eltern und Freunden kommentiert wird, als man die Facebook- oder Instagram-Freundschaft wieder löschen und bereuen kann, nach der Nummer gefragt zu haben…

Vor allem Männer Ü40 sollten Clubs allenfalls noch in homöopathischen Dosen konsumieren. Für die Tanzfläche ist ihr Blutalkoholgehalt sowieso entweder zu gering oder zu hoch. Außerdem hat man in diesem Alter eh irgendwas an der Bandscheibe und sollte das mit dem Tanzen sein lassen. War man in jungen Jahren der Hahn im Korb, ist man jetzt das Chamäleon an der Wand und hängt in irgendeiner Ecke rum. Wer auf Partnersuche ist, sucht in diesem Alter sowieso lieber Singles und Akademiker mit Niveau im Internet, um nicht Gefahr zu laufen, jemanden im Club anzusprechen, mit dessen Mutter man altersmäßig schon im Bett gewesen sein könnte oder wahrscheinlich sogar war…

Ü30er- oder Ü40er-Partys können dieses Risiko zwar meist verringern, allerdings machen diese Feten so viel Spaß, wie statt beim Neuwagenhändler auf dem Schrottplatz nach einem Auto zu suchen. Warum Männer über Vierzig überhaupt noch in Diskos gehen? Warum denn nicht! In den Vierzigern geht es doch erst so richtig los. Das war mit Deutschland im letzten Jahrhundert auch so. Bis Samstag im Club. Mumienschieben… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Muss man eigentlich eine Karriere als Kirmesboxer oder Zuhälter hinter sich haben, um in einer Disko Türsteher zu werden? Oder reicht dafür ein Hochschulabschluss aus?

Das Rotkehlchen

Hallo Mikrokosmonauten: Das Gute liegt so nah

Ich frage mich seit jeher, warum manche Menschen auf die Frage, wie es ihnen geht, mit: „Du weißt doch, schlechten Menschen geht es immer gut!“ antworten? Denn in den allermeisten Fällen kommt diese Antwort von denjenigen, die eigentlich herzensgut sind. Warum also sehen sie sich als schlecht an? Warum ziehen sie überhaupt in Erwägung, schlecht zu sein? Und selbst wenn sie es ironisch meinen: Wie kommen sie darauf, gerade in dieser Antwort ironisch zu sein? Ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder andere von ihnen tatsächlich böse und schlecht ist, aber dann frage ich mich auch in diesem Falle:

Was war zuerst? Das Böse oder der Mensch?

Diejenigen, die mich kennen wissen, dass ich weder ein Menschenfreund bin, noch sonderlich charmant mit meinen zweibeinigen Artgenossen umgehe. In der Vergangenheit gab ich den meisten nicht mal den Hauch einer Chance. Warum das so ist, kann ich gar nicht sagen. Eventuell, weil ich Menschen bis heute nicht so ganz begreife. Ihre Handlungen, ihre Taten, ihre Gedanken. Social skills ist etwas, was ich bis heute mehr oder weniger erfolglos studiere. Den Master werde ich darin wohl nie machen. Darüber hinaus empfinde ich es auch viel einfacher, der Spezies Mensch den Stempel „Böse“ aufzudrücken und im Zweifelsfalle einer Handvoll von ihnen das Prädikat „nett“ zu verleihen. Mehr geht nicht. Allerdings kann ich derzeit etwas an mir beobachten, und ich beobachte es auch da draußen, was mich zu einer Revision zwingt. Okay, vielleicht war es auch schon immer da, aber erst jetzt bekomme ich ein Gespür dafür. Das Gespür für Menschlichkeit. Zwar ist Weihnachten und dieses ganze damit verbundene kitschige Nächstenliebe-Getue vorbei, aber ich verspüre zurzeit ein subtiles Zusammenrücken und ein wenig mehr Sanftmütigkeit und Einsicht unter meinesgleichen. Fast so sieht es aus, als hätte sich ein Weichzeichner über alles gelegt. Und ich mittendrin und damit verbunden ganz viele neuartige Gefühle, die ich nicht eruieren kann. 

Aber ganz von vorne. Angefangen hat nämlich alles mit einem Rotkehlchen. Unter meinen Kollegen bin ich dafür bekannt, dass ich Tiere liebe und alles für sie tun würde. Man kommt regelmäßig auf mich zu, wenn mal wieder ein Vogel gegen die Scheibe geflogen ist. Manchmal sind sie bereits tot. Aber bevor sie zwischen Kippenstummel und Brotresten in einer Mülltonne ihre letzte Ruhestätte finden, informiert man mich, damit ich sie würdevoll beerdige. Es kommt allerdings auch immer mal wieder vor, dass das Tier noch lebt und so begab es sich auch neulich, als ein Kollege mich aufsuchte und mich bat, mit nach draußen zu kommen. Das Bild, was sich mir bot, passte nicht in mein Mel-typisches menschenverachtendes Muster und mein Gehirn hatte massive Schwierigkeiten, diese Art von Situation richtig zu deuten. Ich sah einen LKW mit offener Türe. Vor dem Fahrzeug befand sich ein großer, bulliger Kerl in Warnweste. Er trug Mütze und Vollbart. Es konnte nur der Fahrer sein. In seinen Händen hielt er etwas, als wolle er es beschützen. Aber es passte für mich rein gar nichts zusammen. Bulliger LKW-Fahrer hält etwas schützend in der Hand? Er kam auf mich zu, er kam näher und dann sah ich es. Er hielt einen kleinen Vogel in seinen Händen und da ich gut zu Vögeln bin, übergab er ihn mir. Dieser große Kerl, von dem man annahm, dass er allenfalls eine Dose Bier so fürsorglich behandeln würde. Ich nahm den Vogel an mich, konnte noch nicht mal mehr etwas zu ihm sagen, aber nahm von meinem Kollegen noch wahr, dass der Vogel wohl kurz zuvor gegen eine Scheibe geflogen war und der LKW eine Vollbremsung hinlegen musste, um das Tier nicht zu überfahren, das ohnmächtig auf der Straße liegen geblieben war. 

Zurück in meinem Büro legte ich den Vogel, ein Rotkehlchen, behutsam in meine Wollmütze und wartete ab. Währenddessen rasten meine Gedanken und Gefühle. Wie konnte es sein, dass ein arbeitender Mann des Volkes, dem ich allenfalls bei den Fußballergebnissen Emotionen zugetraut hätte, ein Herz für Tiere hatte? Und ich begann mich auf einmal richtiggehend zu schämen. Für meine vorurteilsbehaftete Denkweise. Für meine Annahme, alle Menschen seien böse und gefühlskalt. Und für meine Arroganz, in Schubladen zu denken. Ich wollte Rotkehlchen fragen, aber es schaute mich nur ratlos mit seinen schwarzen Äuglein an und kackte in die Mütze. Immerhin. Es lebte. 

Gut und Böse sind Grundtendenzen unserer Existenz. Wenngleich es rein psychologisch gesehen keine bösen Menschen gibt, sondern man dort vielmehr von Persönlichkeitsstörungen oder Narzissmus spricht. Psychopathen, Tierquäler, Killer – sie alle mögen das Böse verkörpern, die Diagnose lautet jedoch immer, dass sie ein hohes Maß an Sadismus besitzen, um ihren Selbstwert zu erhöhen. Aber wie dem auch sei haben die Menschen seit jeher die Wahl. Und in den meisten Fällen sind wir bestrebt, Gutes zu tun und gut zu sein. Und letztendlich musste ich es mir eingestehen: Das Gute im Menschen existiert.

Hilfsbereitschaft. Nächstenliebe. Rücksicht. Ich frage mich, ob es immer Krisen bedarf, dass Menschen sich wieder annähern. Oder dass sie zumindest feinfühliger werden. Dass wir erstmal so richtig durchgeschüttelt werden müssen, um zu begreifen, was wirklich zählt im Leben. Zwar schüttelte es mich neulich nicht, aber es gab einen ordentlichen Bumms, als ich schnellen Schrittes um die Ecke bog und auf glatter Straße den Halt verlor. Ich knallte gegen die Hauswand, kippte zur Seite weg und blieb rücklings auf dem Asphalt liegen. So daliegend erinnerte es mich an meinen Griechenland Urlaub und zu viel Ouzo, einer Flucht aus einem Taxi und einem anschließenden Asphalt-Nickerchen, weil der sich so schön kühl anfühlte. Nun war ich aber nicht in Griechenland, sondern in Saarbrücken und ehe ich mich versah, reichte mir ein langhaariger Asiate die Hand, half mir auf und fragte, ob alles in Ordnung sei. Wäre dies eine Romantic-Comedy, hätte ich mich Hals über Kopf in diesen hilfsbereiten Menschenfreund verknallt und wir wären auf ewig glücklich gewesen. In Wahrheit überragte ich ihn jedoch um fast einen Kopf und er guckte mich nicht gerade so an, als sei ich seine Königin Conztantia, und außerdem eilte mir mein Freund nach, der gerade mit Parkschein ziehen fertig war und rügte mich für meinen Sturz, als wäre ich ein kleines Kind. 

Am Ende ist es doch so: Es ist nie ein Mensch so schlecht, dass er schon wieder in irgendeiner Art gut sein könnte. Ich glaube, ich habe schon vielen Leuten in meinem Leben Unrecht getan, die eigentlich besser waren, als ich annahm. Ich war zu schnell und zu hart in meinen Urteilen, habe mich zu selten überzeugen lassen, vergab kaum zweite Chancen. Und ich schaute nicht so genau hin. Ich würde den LKW-Fahrer gerne wissen lassen, dass das Rotkehlchen überlebt hat. Dass es nur dank ihm wenig später aus meiner Mütze gehüpft kam, ich es auf meinen Handrücken setzte und das Fenster öffnete. Bevor es davonflog schaute es mich mit seinen Knopfaugen ein letztes Mal an, legte den Kopf schief und zwinkerte, als wolle es Danke sagen. Dann kackte es mich zum Abschied an und weg war es. 

Und einfach so kam die Zuversicht in mein Leben. Das Vertrauen in das Gute in jedem von uns. 

Clubzone Januar 2023

Kommen sie näher, treten sie ein, willkommen im Jahre des Herrn 2023. Das gilt zumindest für den Moment in dem diese Zeilen gelesen werden, denn die beschäftigen sich natürlich auch im neuen Jahr wie gewohnt erstmal mit dem wilden Treiben im Vormonat, was in diesem Fall bedeutet, wir reisen zurück ins vergangene Jahr. (Solltest Du, lieber Leser, zu den wenigen Glücklichen gehören, die bereits ein oder zwei Tage vor Silvester eine Ausgabe ergattert haben, dann einfach das eben gelesene nicht beachten.) Es geht also um Partys, Feste, Feiereien im Dezember und in den üblich verdächtigen Locations hat es selbstredend aufs Positivste gerappelt und ein Highlight jagte das Nächste. Hier unsere kleine Rundreise durchs tatsächlich hier und da tiefgefrorene Partyland an der Saar.

   Also egal, was die machen, scheinbar machen sie sehr viel sehr richtig! Das SEVEN im Birnengässchen ist ohne den Hauch eines Zweifels derzeit eine der spannendsten Örtlichkeiten der Saarbrücker Clublandschaft. Allein schon die Idee, wenn die Massen vor der Tür wieder Rekordmarken aufstellen, da einen Pizzawagen vor die Tür zu stellen, ist ein Geniestreich, der sich ohne Zweifel anschickt, das Nachtleben unserer Gemeinde auf die Hinterbeine zu stellen. Vollkommen zu Recht hat sich auch im Dezember der superaufwendig gestaltete Laden, der zudem ständig weiter gepimpt wird, mit seiner brachialen Anlage in atemberaubender Geschwindigkeit, in die Herzen der Deejays und Nachtschwärmer gespielt. Schließlich wurde im SEVEN auch in den letzten Wochen wieder praktisch ein Partymonster nach dem anderen ausgepackt. Aber die DRIPPIN WYLD Nacht mit Summer Cem, Vogue und Billa Joe hat ein Level erreicht, dass in dieser Qualität und Dichte in unserem Städtchen bisher unbekannt war. Richtig brutal was da abging und der Laden sorgt so langsam aber sicher für ein fettes Ausrufezeichen in der bundesweiten Clubszene!

    Selbiges Satzzeichen setzte zum Jahresabschluss auch das STUDIO 30. Der Laden stellte mal wieder eindrucksvoll unter Beweis, dass es neben wirklich erste Sahne Konzerten hier auch extrem geile Party zu feiern gibt. Neuestes Beispiel war die HELLWIGSTADION NIKOFETZ Sause mit Special House Classics-Floor und zahlreichen Gimmicks & Geschenken sowie vielen Deko-Specials on top. Das Team vom TANZ IM HELLWIGSTADION ließ die Mauern des ehemaligen 6NULL3 erbeben, dass es nur so eine Pracht war.  Dies ging einerseits auf die Kappe der grandiosen DJs Stereotonie, Enzo, Franky S. (LuV) und Blank die jedes Kompliment verdient hatten. Andererseits kann man dafür aber auch das herrlich wütende Hellwigvolk verantwortlich machen, das wieder 110% in die Waagschale warf! Bitte jetzt schon rot im Kalender anstreichen: 2023 wenn’s mit dem Hellwigwahnsinn weitergeht, wird’s noch eine Spur heftiger!

   Wieder auferstanden, wenn auch nur für eine Nacht, dafür aber mit sensationeller Partyeskalation, ist eine von Saarbrückens kultigsten Locations überhaupt. Die Rede ist natürlich vom GLORIA PALAST und dem großen Jubiläums REVIVAL, das zur Feier des 37. Geburtstages dieser Legende begangen wurde. Dieses Mal, und das machte die Sause zu etwas ganz Besonderem, in einer selbst oberkultigen Location, der GARAGE. Klang schon im Vorfeld nach Ausnahmezustand und ging dann auch massiv durch die Decke. Zur alljährlichen GLORIA PALAST Geburtstagsfeierei, die ja seit Jahren auch im Exil, von CLUB NUMBER ONE über KUFA, CONGRESSHALLE und BEL ETAGE, ausgiebig eskaliert wurde, kehrten die gloriösen Ehemaligen in die etwas anderen Achtziger zurück. In der Erinnerung seiner Gäste und des ehemaligen Personals lebt die ehemalige Kultdisco ungemein vital bis heute weiter, wie eben auch diese Party außer Rand und Band unter Beweis stellte. Sehr unterhaltsam auch die Gesichter einiger aktuellen GARAGE-Gäste, die sich hierher verirrt hatten und eine „normale“ 80er und 90er Party erwarteten. Denn spätestens beim ersten Pogo auf den „Nellie the Elephant“ oder den „Irish Rover“ war klar, hier ist etwas sehr Spezielles am Start. Von Chartmüll war genau wie in den originalen Jahren keine Spur, dafür gab’s Independent Mucke und Gitarren Mucke auf die Gehörgänge gemischt mit ein bisschen frühem House und New School Hip Hop. Eben exakt jene unheilige Mischung, der diese Party ihren legendären Ruf verdankt. Wenn das so weiter geht, werden bald auch dieses Revivals fast so legendär wie der einstige Disco-Palast sein. Wir wären dabei!

   Im APARTMENT haben im Dezember Hausherr DJ Thomas und seine Crew mal wieder ihren Leitsatz bewiesen: WIR FEIERN BIS WIR ERWACHSEN SIND. Hier ist längst etwas entstanden, das sich nur als Freundeskreis aus Gästen, DJs, Veranstaltern, DJs und Thekenteam beschreiben lässt. Man kennt sich eben im APARTMENT. Das was so winzig und familiär angefangen hat, ist mittlerweile eine der Top-Adressen in Saarbrücken für eskalatives Rumspringen und Konfettigewitter geworden. Abseits der schnöden, immer gleichen Partylandschaft gibt es hier immer wieder neue und verrückte Dinge zu bestaunen. Selbst in der verhältnismäßig kleinen Lounge ging’s auf dem zweiten Floor immer wieder richtig rund, denn dort gab’s beispielsweise ein neues DJ-Pult, dass jetzt zentral im Raum steht und von zwei Laser-Diskokugeln umschmeichelt wird. Also eins muss man den Jungs von APARTMENT NR. 1 echt lassen: An Ideen fehlt es ihnen nicht! Trotzdem ist man hier sich selbst und den Gästen immer treu geblieben. Da kann man wirklich gespannt sein, was die APARTMENT Gang, so nennen sie sich selber scherzhaft, dieses Jahr noch so an Überraschungen für unser Städtchen bereit hält. Wir bleiben dran!  

   Wow, wer hätte das gedacht, dass der MAUERPFEIFFER trotz der ganzen Corona-Strapazen am Ende doch so ein geiles Jahr mit uns feiern konnte! Dazu gehörte auch die neue oberfette, neue Anlage auf dem Mainfloor der Ebene Zwo und einer fetten Einweihungsparty im neuen Jahr steht jetzt nichts mehr im Wege! Aber, was war das bitte für ein irrer Monat im MAUERPFEIFFER! Der erste Advent wurde trotz der kalten Jahreszeit mit einer überaus heißen CADMIUM standesgemäß unchristlich eingeleitet. Schöne Menschen in schönen Outfits war hier das Stichwort! In der zweiten Woche bescherten uns die Jungs des Weitweitweg Kollektivs aus Trier mit Heinz Music Labelchef Marcus Meinhardt eine melodisch angehauchte Nacht der Extraklasse. Am dritten Wochenende des Monats kamen Techno sowie Hardtechno Fans mit der STRAIGHTFORWARDTECHNO und der STARK voll auf ihre Kosten! Zum Heiligen Abend spielte Karotte traditionsgemäß ein legendäres 8h Set auf Ebenezwo, immerhin kommt er mittlerweile schon das zehnte Jahr infolge an Weihnachten an den Kreisel – Familie eben! Frisch beschert ergänzte die ADAPTER das Menü des zweiten Weihnachtstages im MAUERPFEIFFER mit einem Hauptgang der seinesgleichen sucht. Gleich zwei Headliner des momentan angesagtesten Berliner Trendlabels BCCO konnten mittels ihrer durchweg treibenden Sets von Anfang bis Ende für pure Ektase auf dem Dancefloor sorgen. Der Rest ist Geschichte!

   Ein Highlight, auf dessen Wiederholung wir aus bekannt tragischem Grund lange warten mussten, wurde ging jetzt endlich am zweiten Weihnachtsfeiertag wieder an den Start, höchstwahrscheinlich ganz im Sinne des Urhebers. Gemeint ist natürlich die Neuauflage der MOA WINTER EDITION im wunderschön-eisigen Vorgarten des SILODOM. Wer früher im BÜRGERPARK RONDELL schon mal mit dabei war, wusste genau, was in hier erwartete: jede Menge feierwütige Menschen, beste technotische Vibes von A wie Endlich, Denis Keiner bXb Römisch111, Viktor bXb Flosse u.a. und das alles in einer hinreißenden Atmosphäre. Kurz: Open Air vom Feinsten nach dem inoffiziellen Motto: „Endspiel? Welches Endspiel?“! Das hat garantiert allen gefallen, auch denen die von oben zugeschaut haben!

  Quasi um die Ecke vom Bürgerpark wurde im EGO selbstredend auch wieder heftigst gefeiert und eskaliert. Ob bei der Clubshow mit LOREDANA oder der schönes italienischen Nacht – im Dezember herrschte an jeden Öffnungsabend Ausnahmezustand bis in den Morgen hinein. Ob das an den zahlreichen Flaschen lag, bei denen die Korken knallten oder hierfür die feiernden Menschenmassen verantwortlich waren, wird sich wohl nie aufklären. Denn als guter Gast kann man sich entweder nicht erinnern oder man behält die schönen Erinnerungen einfach für sich…

Take care    J.K.T

Das zweite Ich

Bis jetzt waren die von uns vorgestellten Lieblingsdinger immer auf die eine oder andere Weise vor allem eines: einzigartig! Das ist im Falle von Sandra Scheer aus Bexbach nicht wirklich der Fall, denn ihr Lieblingsding gibt es gleich zwei Mal – und eins davon ist sie selbst. Klingt komisch, ist aber so. Die gebürtige Ottweilerin gibt es nämlich sozusagen doppelt und das gilt natürlich gleichermaßen auch für ihre Zwillingsschwester Simone, denn deren Lieblingsding ist wiederum ihre Schwester. Gemeinsam haben die beiden auch, dass sie seit 30 Jahren in der Pflege arbeiten und unglaublicherweise dieses Jahr zu ihrem 100. Geburtstag tatsächlich zum ersten Mal einen Brückentag ausnutzen konnten. Allein das zeigt, dass in der Pflege einiges optimiert werden könnte, um es vorsichtig auszudrücken. Das beginnt übrigens mit der angemessen Wertschätzung für diesen Berufszweig und allein schon deswegen sind die Beiden diesen Monat ein Stück die Lieblingsdinger der Redaktion!

Michael Berger

Ein streitbarer Unternehmer und Vorbild über Burger, Charity und eine Radioshow.

Der gebürtige Trierer ist ohne jeden Zweifel eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Bischofsstadt. Dazu gemacht hat ihn, neben seinen zahlreichen gastromischen Objekten, von Trier bis Luxemburg und Saarbrücken, insbesondere auch die Unterstützung verschiedenster Sportvereine sowie sein beispielhaftes und dauerhaftes Engagement für den guten Zweck.

Der Mann weiß einfach, was er tut. Stets hinterfragt er nicht nur Positionen und Handeln anderer, sondern in erster Linie auch die eigene Person und seine Standpunkte. Verbindlichkeit hat für ihn höchste Priorität und so ist sein wohltätiges Engagement alles andere als eine Eintagsfliege. Von seiner Geradlinigkeit und dem sich rückhaltlos Einbringen profitierten nicht nur seine Unternehmen, sondern eben auch die Institutionen, die er regelmäßig nach Kräften unterstützt. Besonderes Augenmerk hat er auf die Kinder- und Jugendarbeit gerichtet, gleich ob als Hauptsponsor der gesamten Jugendabteilung von Eintracht Trier oder bei wirklichen Herzensprojekten wie dem Kinderschutzbunt, der Villa Kunterbunt oder dem Nestwärme e.V.. Und natürlich hat er gemeinsam mit Sohn Raphael (27) auch schon mal die Hilf-mit Aktion in Saarbrücken mit einer beachtlichen Spende bedacht. Selbst mit seinen beachtlichen Skills als DJ, bringt er sich für die gute Sache ein. Immerhin steht der Mann seit mehreren Jahrzehnten hinter dem Mischpult und hat sein Talent erst kürzlich wieder bei einer Charity-Veranstaltung zugunsten des Kinderschutzbunds in der Trierer Cocktail Bar 18Zwo eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wer aber ist eigentlich der Mann der vielen Talente und des großen Herzens?

„Ich entstamme einer gutbürgerlichen Gastronomiefamilie, die mir aber auch die Möglichkeit gegeben hat, mich in andere Richtungen zu entwickeln. Zum Beispiel habe ich zuerst eine Banklehre gemacht, weil ich in meiner Ungestümtheit erst nicht so wirklich wusste, was ich machen soll. Danach habe ich noch ein Immobilienstudium in Freiburg angedockt, bin aber parallel immer durch meinen Vater, der auch eine der ersten der Trierer Diskotheken geführt hat, in Kontakt zur Gastronomie geblieben. So wurde ich übrigens auch an das Thema Tanzmusik herangeführt, weil bei meinem Vater im Regal natürlich die ganzen Platten standen.“

Warum kam es nicht zur großen DJ-Karriere, Talent und Know-How hattest Du ja?

„Nach Beendigung meines Studiums wollte ich eigentlich nach München gehen, hatte auch schon einen Arbeitsvertrag, musste dann aber den elterlichen Betrieb übernehmen, da mein Vater schwer erkrankt war. Familie kam und kommt für mich an erster Stelle.“ 

Bei den gutbürgerlichen Betrieben ist es dann ja nicht geblieben?

„Ich wusste, klassische Gastronomie ist nicht mein Endziel und als ich von einer USA-Reise zurückkam, hatte ich mir gedacht „Mensch, Burger King, das wär doch auch mal was für Trier“. Das kannte ich ja auch schon aus meiner Kindheit und als Teenager waren wir sogar extra bis nach Saarbrücken zum ersten Burger King in der Bahnhofstraße gefahren.“

War es schwierig einen Franchise-Verträge zu bekommen?

„Ich habe denen einfach ein eher witziges, kleines Briefchen geschickt und geschrieben, dass ich die Marke einfach mag und mir gut vorstellen kann, für sie tätig zu werden. Den habe ich damals an einem Montag in die Post gegeben und schon am Dienstag klingelte mein Telefon. Es war die Sekretärin des Deutschland Chefs, die mir erklärte, sie hätten gerade Postbesprechung gehabt. Sie bekämen jeden Tag 30 bis 40 ausgearbeitete Franchise Bewerbungen, aber jetzt gerade würde mein Briefchen auf dem Tisch liegen und alle anderen unter dem Tisch liegen, vor Lachen. „Der Chef sagt: das ist unser Mann! Wann können sie spätestens hier sein?“ Dem hatte einfach meine ehrliche, direkte und unverstellte Art gefallen. Nur zwei Tage später bin ich dann hin und hatte nach zwanzig Minuten den Vertrag für Saarbrücken in der Tasche, der ohnehin schon in der Planung war. Zu Saarbrücken, kam dann Trier dazu, Rheinland Pfalz und schließlich die neun Restaurants in Luxemburg. So hat sich das Ganze dann ausgebaut.“

Aber auf diesem Erfolg hast Du Dich nicht ausgeruht?

„Das hatte erstmal gereicht und ich habe mich dann zusätzlich anderen Aktivitäten gewidmet. Zum Beispiel auf Mallorca Villen gebaut und die Telenetwork AG gegründet, heute das führende Unternehmen der Telekommunikation in Südwest-Deutschland. So kam dann eins zum anderen bis ich nochmal Lust hatte, was Neues in der Gastronomie zu machen. Ich habe dann „Currymeister“ das Konzept einer Premium Imbiss-Bude entwickelt und in Luxemburg und Trier eröffnet. Ein Stück weit hat mir dann nur noch so was wie mein eigenes Wohnzimmer-Konzept gefehlt und dann kam der Südbahnhof ins Spiel.“

Das Oro im Südbahnhof war von Anfang an eine Herzensangelegenheit, oder?

„Das trifft den Nagel auf den Kopf. Ich habe die Location über 20 Jahre verfolgt, mir gesagt, irgendwann hätte ich hier auch noch gerne, das Ganze ausgesessen und jetzt haben wir es. Wenn ich die Uhr zurückdrehen könnte, weiß ich allerdings nicht, ob ich es nochmal machen würde. Die Parameter haben sich seit Corona so was von verändert, das ist schon verrückt. Du findest kein Personal mehr und von der Entwicklung der Energiepreise will ich gar nicht erst anfangen.“

Eine noch größere Herzenssache ist Dein Einsatz für wohltätige Zwecke. Was gab da den Anstoß?

„Ich glaube, das hat mit meiner Persönlichkeitsstruktur zu tun. Zum einen freue ich mich, dass ich gesund bin und meine Kinder gesund sind. Außerdem komme ich langsam in so ein Alter, wo man rechts und links auch schon mal jemand verliert. Zum Glück geht es mir gut und alles ist schön so wie es ist, aber jetzt guckst du auch mal dahin, wo die Menschen nicht ganz so viel Glück hatten. Vor etwa zwölf Jahren ging das dann los und ich lernte die Arbeit von Dr. Christoph Block, der Geschäftsführer der Villa Kunterbunt, kennen, einem Nachsorgezentrum unter anderem für Frühchen, Kinder mit Morbus Cron, Krebs oder Diabetes. Sensibilisiert wurde ich von Bekannten, die dort ein Kind hatten und als ich damals nochmal Vater wurde, habe ich mich nochmal damit beschäftigt. Ich bin hin und habe mir das angeschaut und den Kindern auch ein paar Geschenke mitgebracht. Auch meinen Sohn habe ich da mitgenommen und ihn damit konfrontiert, weil er zu der Zeit ein bisschen den Boden unter den Füßen verloren hatte.

Die allererste Maßnahme war das Sammeln von Spenden?

„Genau, so ging das los. Ich habe dann Spendendosen in den Burger Kings aufstellen lassen. Über dieses erste Aktivitäten habe ich dann die nächsten kennengelernt, Petra Moske von der Nestwärme e.V. und den Kinderschutzbund. Mein Hauptengagement war und ist immer für Kinder! Wie nötig das ist erkennt man an folgenden Zahlen: Damals waren in Trier 312 Kinder in der Betreuung. Stand heute 854 Kinder! Das sieht man, wie wichtig es ist, dranzubleiben und kontinuierlich zu unterstützen. Um wirklich etwas zu erreichen, muss man auch persönlich hinter einzelnen, ausgesuchten Projekten stehen. Die Mittel mit der Gießkanne verteilen bringt gar nichts.“

Wie wichtig ist es Dir Menschen zu mobilisieren und dauerhaft einzubinden?

„Wir haben in Trier schreckliche Dinge erleben müssen, von der Terrorfahrt vor zwei Jahren bis zur Flutkatastrophe außerhalb der Stadt im letzten Jahr. Aber wirklich ist aufgestanden hat geholfen und gespendet. Das finde ich toll, das ist super! Danach war aber für die Einrichtungen, für die ich mich einsetze, wie unter anderem Villa Kunterbunt oder Nestwärme e.V., der Ofen aus, denn die Leute geben immer nur einmal Geld. Diese Einrichtungen dürfen aber trotz solcher Ereignisse nicht ins Hintertreffen geraten. Das will ich den Leuten gerne nochmal sagen.“

Manchmal geht Deine Unterstützung auch eher ungewöhnliche Wege, zum Beispiel, wenn Du in Trier für das Jugendzentrum Exhaus eine professionelle DJ-Ausstattung spendest?

„Ich hab‘ früher so viele Partys im Exhaus gefeiert und die sind alle ins Burger King essen gekommen.  Ich gehörte doch gefedert und geteert, wenn ich da nicht was zurückgeben würde. Ich habe bis zum Ende des Jugendzentrums jedes Jahr regelmäßig Unterstützung gegeben, auch fürs Equipment, damit die da Gas geben können. Das mache ich wirklich gerne.“

Die Vorbildfunktion nimmst Du dann billigend in Kauf?

„Ich versuche immer aus meinem Netzwerk heraus, Menschen dazu zu bewegen dahin zu gucken, wo es wichtig ist. Oftmals vermeide ich es aber auch, mein Engagement nach außen darzustellen. Meine soziale Kompetenz ist möglicherweise auch aus meinem Arbeitsumfeld entstanden. Ich denke, es ist wichtig, dass die Leute sich engagieren, was bewegen, immer wieder den Mund aufmachen und sich einbringen, sonst werden wir alle in der Sinnlosigkeit und Dummheit mitschwimmen und dann ist der Ofen aus.“

Überschreitet das nicht die Grenze zwischen Politik und Charity?

„Inzwischen ist es doch so, früher haben wir unsere Vertreter gewählt, dass sie unsere Interessen vertreten. Heute stehen wir doch nur noch nur noch einer Bevormundung gegenüber, so kommt es mir jedenfalls vor. Es wird nicht mehr in Lösungen gedacht, sondern sich nur in irgendwelchen unnützen Diskussionen verloren.“

Am Ende wirst Du also doch noch Politiker?

„Ich könnte meine Dienste anbieten in jeder in meinen Augen vernünftigen, demokratischen Partei. Ich sage bewusst demokratischen Partei, damit ist klar was ich meine. Die ein oder andere hat sich auch schon um mich bemüht, aber am Ende wird das wohl nichts werden, mit mir in der Politik. Auch weil ich  immer darum bitte, mit mir respektvoll umzugehen, weil ich alleinerziehender Vater bin. Und ich habe mein Unternehmen zu führen. Ich muss zwar nicht mehr so viel machen, da ich sich mein Geschäftsführer sehr gut kümmert, was mir einen gewissen Freiraum gibt. Das gibt mir die Zeit, mich sozial zu engagieren, was ich vorziehe. Und was mich auch stört ist, ob jetzt in der Politik oder im Verein, für die Generation meines Sohnes ist alles so unverbindlich. Man muss auch die jungen Leute sensibilisieren, was zu machen, sich einzubringen. Das ist eine Aufgabe.“

Dabei wäre ja auch eine eigene Radioshow nicht verkehrt, wie Deine, die im Januar startet?

„Stimmt, ab Januar lege ich auf Antenne Trier los, natürlich nur um Saarländer niederzumachen (lacht)

Nein Quatsch, meine Idee ist, ein bisschen was aus der Musikgeschichte zu erzählen und die Leute auch mal dazu zu bringen, sich wieder bewusst mit Musik zu beschäftigen. Dabei mache ich es mir auch nicht einfach, denn ich habe darauf gedrungen, dass die Sendung live ist.“

Einer ist nicht zu stoppen.

Eine nicht enden wollende Flut von Preisen zeichnet Autor, Schauspieler und Filmemacher Sebastian Pink aus. Festivals rund um den Globus, von Europa über Asien bis in die USA, überhäufen die Filme des gebürtigen Lebachers mit Auszeichnungen. Doch der ist nicht zu bremsen!

In den letzten zweieinhalb Jahren hat der gelernte Einzelhandelskaufmann 20 Bücher, zwei Hörbücher, sieben Songs und zwei Filme veröffentlicht. Dazu war er acht Mal als Schauspieler in zahlreichen TV-Formaten wie „Bettys Diagnose“ (ZDF), „Eine Klasse für sich“ (ARD), „In Wahrheit“ (ZDF), „Alles was zählt“ (RTL) und Kinoproduktionen wie „Enkel für Anfänger“ zu sehen – und natürlich in den eigenen Filmen „Memories“ und „The Way home“, beide aus 2022. Und die ganze Zeit schreibt er pausenlos an neuen Projekten, mitunter Tag und Nacht. Das legt natürlich die Frage nach der Antriebsfeder für solch eine enorme Produktivität nahe.

Bücher und Hörbücher, Einsätze als Schauspieler in Filmen und Serie und das alles erst seit vorletztem Jahr. Woher kommt diese enorme Produktivität?

„Schreiben tue ich ja eigentlich schon seit ich etwa 11 Jahre war. Mit dem Älterwerden wurden die Geschichten natürlich komplexer und altersgemäßer und ich habe recht bald versucht, etwas davon verfilmen zu lassen. Da kam aber leider nie was bei rum. Es gab auch Phasen, in denen ich weniger oder einmal zwei Jahre lang gar nichts geschrieben habe. Dann kam das Jahr 2019 und ich wurde angerufen, ob ich nicht in der RTL Serie „Unter uns“ eine kleine Rolle übernehmen wolle. Nur eine Woche später kam ich zu einem Auftritt in „Bettys Diagnose“ fürs ZDF. Das hat irgendwas bei mir ausgelöst und ich fing wieder an wie ein Geistesgestörter Drehbücher zu schreiben. Dann kontaktiere mich auch noch ein Verlag, ob ich nicht Lust hätte eine Kurzgeschichte von mir, „Meine letzte Woche mit Dad“, als Buch herauszubringen. Die habe ich dann entsprechend umgeschrieben und da sich ja jahrelang extrem viel Material angesammelt hatte, konnte ich dann in ganz kurzer Zeit, ein Buch nach dem anderen raushauen.“

Sebastian Pinks Leben ist so vielfältig, wie die Bücher, die er schreibt. Sein Lebensweg begann am 1985 in Lebach. Schon mit elf Jahren fing er an Drehbücher und Geschichten zu schreiben, eine Leidenschaft, er niemals aufgab. Dazu gehörte auch eine unglaublich intensive Phase als Autor unterschiedlicher (Kinder-)Bücher, Comics, Hörbücher, Kochbüchern, Leitfäden und einer Vielzahl an individuellen und kleineren Kurzgeschichten. Dabei überrascht er seine Leser in seinen Werken nicht nur durch seine eloquenten und mitunter humorvollen Wortwitzen, sondern zeigt ein tiefes Verständnis für Werte, wie Liebe, Zusammenhalt und Spannung, die er wortgewandt in seine Bücher einfließen lässt. Insbesondere seine Kindergeschichten können jedoch gerade das Herz der Kleinen erwärmen und ihnen wichtige gesellschaftliche Werte vermitteln.

Du bist Autor, Schauspieler, Filmemacher, Sänger und nicht zuletzt Vater. Wann schläfst Du eigentlich?

„Das ist unterschiedlich, ich nutze verschiedenste Gelegenheiten. Ich leg‘ mich dann auch schon mal hin, wenn der Kleine im Kindergarten ist, besonders, wenn ich bis in die Nacht geschrieben habe. Ich versuche immer auch kleinste Momente zum Schrieben auszunutzen. Ich saß schon in der Ausbildung während der einen Stunde Mittagspause da, habe alles schnell reingeschlungen, nur damit ich Zeit zum Schreiben habe. Sobald ich einen Gedanken habe, sitze ich da und schreibe, egal wie viel Uhr es gerade ist.“

Dabei ging es Sebastian Pink nie vorrangig um das Verfassen von „normalen“ Büchern“, sondern immer um Drehbücher. Der allergrößte Teil seiner Geschichten, die als Buch veröffentlicht wurden, basieren auf seinen Filmscripts. Aber das, was er eigentlich will, ist Filme drehen und in dieser Beziehung ist das Umschreiben von Drehbüchern in Bücher eher hinderlich, weil sehr zeitaufwändig. Zudem hält es ihn vom Schreiben neuer Drehbücher ab. So wundert es nicht, dass er nach Ausbildung und Tätigkeiten in der Versicherungsbranche und dem Sicherheitsgewerbe vor zwei Jahren zurück zum Film gekehrt ist: Erst als Schauspieler, dann ab dem Februar 2021 mit einer eignen Produktionsfirma „Movie-Production“. Im Januar 2023 werden die Dreharbeiten zu „Miracle for Christmas“, seinem dritten Film, beginnen, wieder ein Kurzfilm von etwa einer Viertelstunde.“

Deine Genres sind einerseits Kinderbücher, aber andererseits auch Thriller. Eine beeindruckende Bandbreite.“

„Genau. Die Kinderbücher um den kleinen Paul bilden ja die Entwicklung meines Sohnes ab, der so quasi zur Cartoon-Figur geworden ist, nicht zuletzt durch die tollen Illustrationen von Isabell Ristow. Das ist dann nicht ganz so viel Aufwand, da muss ich ja nur protokollieren. Da war der Psycho-Thriller „Juliette“ den ich jetzt im August veröffentlicht habe, schon etwas aufwändiger und natürlich etwas ganz anderes und erwachseneres.“

Aktuell konzentriert sich Pink mehr aufs Filmemachen. Das kann man ihm auch kaum verdenken, schließlich hat sein erster Kurzspielfilm „Memories” vom Januar diesen Jahres bisher 35 Auszeichnungen erhalten, darunter auch dritter Platz bei den New York International Film Awards für ihn selbst als bester Schauspieler. Auch sein zweiter Kurzspielfilm “The Way Home”, der gerade erst im September fertig gestellt wurde, hat schon zehn Auszeichnungen eingeheimst, darunter ein erster Platz als bester Thriller vom „The Black Panther International Short Film Festival“ in Indien und bei den türkischen „Nicomedia Film Awards“.  

Treibt dich die Flut von Preisen, die Deine Produktionen eingefahren haben, immer wieder an?

„Sowas kann man ja nicht im Voraus planen. Als ich meinen ersten Film „Memories“ rausgebracht habe und der dann so derart reingeknallt hat, habe ich mir nur gedacht: „Wow, was geht denn jetzt hier ab?“. Als die Preise aus Hollywood, Paris und New York City kamen, konnte ich es gar nicht glauben. Inzwischen hat der Film 35 Auszeichnungen eingeheimst und er ist ja immer noch am Laufen, vielleicht auch noch nächstes Jahr beim Max-Ophüls-Preis. Eingereicht ist er zumindest. Mein zweiter Film „The Way home“, der ja erst seit Anfang November läuft, hat jetzt unglaublicherweise auch schon mehr als zehn Preise gewonnen.“

Wie hast Du das Budget für Deinen ersten Kurzfilm „Memories“ zusammengekriet?

„Da musste ich mich richtig reinknien. Ich ging für diesen Kurzfilm von drei oder vier Drehtagen aus und habe als erstes Schauspieler aus den Kultserien „Alles was zählt“ und „Unter uns“ verpflichtet. Eine Zusammenarbeit, von der ich schon als Kind geträumt hatte. Aber auch mit dieser tollen Besetzung ist es schwierig gewesen, die Mittel zusammen zu bekommen, denn zum Beispiel die öffentlichen Filmfördermittel sind für Neulinge kaum zu erreichen. Da war es einfacher und ertragreicher sich nach Sponsoren in der Privatwirtschaft umzusehen. Schließlich habe ich schnell gelernt, was sich mit einer Getränkedose aus der der Hauptdarsteller trinkt, erreichen lässt oder mit einem echten Unternehmerehepaar, die in kleinen Rollen quasi sich selber spielen und auch noch den Drehort zur Verfügung stellen.“

Wann beginnen die Dreharbeiten für Deinen ersten Langfilm „Die letzte Woche mit Dad“?

„Das steht wirklich noch ein Stück weit in den Sternen, denn für so ein Projekt, einen zweistündigen Spielfilm, braucht man richtig viel Geld. Eine Viertelmillion wird da kaum reichen. Andererseits steht die Besetzung schon. Alle angefragten Schauspieler wollen unbedingt mitmachen. Das freut mich natürlich sehr, denn ehrlich gesagt, habe ich schon beim Schreiben vor Augen, wer welche Rolle übernehmen soll. Das hat schon bei „Memories“ und „The Way home“ geklappt. Da hat das Casting schon beim Schreiben bei mir im Kopf stattgefunden. Vorher drehen wir aber auf jeden Fall noch meinen dritten Kurzfilm „Miracle for Christmas“ ab. Der läuft dann mit ein bisschen Glück ab Februar auf einigen Festivals und wenn er auch ein paar Preise gewinnen sollte, ist er zusammen mit dem tollen Cast ein gutes Argument, um weitere Sponsoren zu überzeugen.“

Wie kam der Kontakt zu den Stars zustande?

„Das ging schon durch die Bücher los, weil ich durch deren Erfolg plötzlich auf Promi-Partys und Red-Carpet-Events eingeladen wurde. Da habe ich dann viele kenngelernt, Kontakte geknüpft, Nummern ausgetauscht und so kam die ein oder andere Zusammenarbeit zustande.“

Wo kann meine deine Filme außerhalb der Festivals sehen?

„In der Regel laufen die etwa ein Jahr auf Festivals, bevor sie dann öffentlich gemacht werden. Das wird allerdings für Kurzfilme zunehmend schwieriger, da denen sowohl in den Kinos wie auch im Fernsehen kaum noch Plattformen geboten wären, außer es gibt mal spezielle Kurzfilmabende. Interessanter sind da schon die Streaming-Dienste, neben YouTube besonders auf Kurzfilm spezialisierte Angebote wie zum Beispiel shortfi.ms“

Welches Projekt ist gerade noch in der Pipeline?

„Ich hab‘ eine Mini-Serie geschrieben, mit 12 Folgen à fünf bis sieben Minute. Eher was Lustiges zum Lachen. Das wäre natürlich auch toll, wenn die realisiert werden könnte. Und für den Fall, dass das mit dem langen Film nicht klappt, habe ich für Sommer noch was anderes in petto. Langeweile kehrt bei mir garantiert nicht ein!“

Alles auf Grün

Jeder weiß, dass man keine LKWs besitzen muss, um Laster zu haben. Seit jeher sind wir Menschen anfällig für Süchte: Schokolade, Zigaretten, Frauen, Händewaschen nach der Toilette… Fast jeder hat etwas, das er braucht, um der leidigen Blick in den Spiegel oder den ledigen Blick auf Steuerklasse 1 ertragen zu können. Um warm ums Herz zu haben, schwören manche auf Koks – die einen auf das schwarze, die anderen auf das weiße. Jedoch genügt auch das auf Dauer nicht, um glücklich zu sein. Jenseits der Vierzig stellen viele fest, dass das wahre Leben doch wenig mit dem zu tun hat, von dem man einst einmal hoffte, dass es sich erfüllt, bevor man irgendwann alt und über Dreißig ist…

Die Realität zeigt leider, dass nur die Wenigsten von uns Prinzessin oder Astronaut geworden sind. Um davon abzulenken, dass wir im Alltag gefangen sind und um unserem Leben einen vermeintlichen Sinn zu geben, flüchten wir uns in Ersatzhandlungen und Süchte. Der eine sucht sein Glück im Gewicht, ob auf der Hantelbank oder auf den Hüften. Der andere hofft auf Erfüllung in der virtuellen Realität, in der er dank Online-Rollenspiel Zaubermeister oder dank Bildbearbeitung zwanzig Kilo leichter sein kann. Wieder andere beginnen aus Verzweiflung, TikToks zu drehen oder eine Familie zu gründen. Goodbye Strandbar unter Palmen, willkommen Echtholzgartenmöbel unter Obstbaum…

Das Problem süchtiger Menschen war lange Zeit ihre Vereinsamung. Das Verbot der eigenen Drogen- oder Alkoholabhängigkeit öffentlich nachgehen zu dürfen, indem man sich mal eben beim Bäcker einen Schuss setzt oder im Büro eine Flasche Wodka leert, drängte Abhängige an den Rand der Gesellschaft. Dort ist es mittlerweile ziemlich eng geworden, seitdem immer weniger Menschen ihr Glück in Arbeit, Sport oder Bio-Obst suchen, sondern in der Sucht. Rauchern als Beispiel wurde längst das Recht genommen, in geschlossenen Räumen ihr Leben aktiv zu verkürzen und damit zum Funktionieren des Rentensystems beizutragen, ohne sich gleich vor den Zug werfen zu müssen…

Um neben Rauchern, Alkoholikern und Bild-Lesern nicht noch weitere Süchtige zu ächten, wurde ein wichtiger Schritt getan und eine große, aufstrebende Gruppe Abhängiger in die Gesellschaft integriert. Während manche im Bett nicht schlafen können, ohne zuvor im Halbdunkeln Chips ins Bett gekrümelt zu haben, verkrümeln sich Spielsüchtige im Halbdunkeln aus dem Bett, um mit Chips anderweitig ihr Glück zu finden: in Spielcasinos. War einst die Dunkelziffer derjenigen hoch, die von der Außenwelt abgeschottet über dubiose Online-Poker-Portale in den Ruin getrieben wurden, ist dank liberalisierter Glücksspielgesetze längst die Zeit angebrochen, die für Spielsüchtige ist wie vier Asse auf der Hand…

Seitdem es möglich ist, in jeder Baustellentoilette offiziell eine Spielhalle zu eröffnen, ist es gelungen, zuvor in einem Teufelskreis aus Einsamkeit und Pizzaservice gefangene Abhängige zusammen zu führen. Nicht länger müssen Spielsüchtige wortlos und apathisch vorm heimischen Computer sitzen, sondern können dies mit Gleichgesinnten in Spielotheken. Gerade Bankangestellte nehmen die Chance dankend an, ihr Talent, Geld zu vernichten, auch in der Freizeit nutzen zu können. Anders als Raucher, die wegen ihrer Sucht bei Minusgraden vor die Kneipen getrieben wurden, stehen Spielsüchtigen warme Zufluchtsorte zur Verfügung; zumindest so lange, bis die Kasse leer ist…

Gemäß der Devise „Asse für Assis“ wurde ein Pendant zu den versnobten Spielbanken geschaffen, in denen nur Zutritt hat, wer eine Krawatte und einen Job besitzt. Statt biederem Roulette und teurem Schaumwein aus Frankreich warten in den Industriegebiets-Casinos coole Automatenspiele und günstiger Landwein aus dem Tetra-Pak. Dank solcher Spielhallen ist es endlich möglich, auch in Trainingsanzug und Badelatschen seinem Glück zu begegnen; ganz ohne Privatparkplatz und Sternerestaurant im gleichen Haus, nur mit Bushaltestelle und Currywurstbude um die Ecke. Damit wurde ein großer Schritt getan, einarmige und zweiarmige Banditen zusammen zu bringen…

Es dürfte jeden Spielsüchtigen freudig in seine überschuldete Zukunft blicken lassen, wenn ihm beim Besuch eines dieser neonbeleuchteten Casinos bewusst wird, dass er nicht der Einzige ist, der schon am Monatsersten den ganzen Lohn in Spielautomaten investiert. Ein Banksparbuch bringt längst auch nicht mehr Rendite als ein Flipper-Automat. Und der blinkt, anders als ein ödes rotes Sparbuch, zumindest noch bunt und macht lustige Geräusche. Auch wenn man sich im Leben außerhalb der Automatenwelt alle Chancen verspielt hat, verbleibt innerhalb immer noch die Chance, dass nach dem nächsten Euroschein der große Jackpot wartet oder zumindest ein weiteres Freispiel…

Viele Städte haben mit den Automatencasinos und Sportwettenbüros das große Los gezogen. Endlich sind es nicht mehr nur türkische Schnellimbisse, die in leere Ladengeschäfte einziehen. Leider sind Spielhallen an Schulen und Spielplätzen verboten, was illegales Kniffeln in dunklen Schulhofecken begünstigt und immer mehr Fünftklässler ins zwielichtige Mau-Mau-Milieu abrutschen lässt. Dem könnte man mit Casino-Freistunden für Schüler bei guten Noten begegnen. Mit Blick auf die aktuelle Wirtschaftslage ist es schließlich ratsam, schnellstmöglich die nächste Zocker-Generation heran zu ziehen, die in die Fußstapfen der windigen Börsenspekulanten und Finanzmakler von heute tritt…

Auch wenn Suchtexperten das anders sehen: Glücksspiele gehören zum Leben. Das weiß jeder, der in einer Beziehung ist. Spielautomaten sind nicht anders als Frauen, vor denen uns Männer auch niemand schützt. Wie viele Frauen versuchen auch Casinos mit frisch verputzten Fassaden vom maroden Inneren abzulenken. Beide locken erst dann mit Erfolgsaussichten, wenn man sie mit Geld füttert. Und nur in wenigen Fällen halten sie schlussendlich, was sie versprechen und erfüllen die Wünsche desjenigen, der an ihren Knöpfen spielt. Bis zur großen Enttäuschung bleibt jedoch stets die Hoffnung, dass irgendwann doch eine große Ausschüttung im Schoß landet. Meist ist jedoch Game-Over, bevor die Glocken läuten. Alles auf Grün… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Das beliebteste Glücksspiel der Deutschen ist Falschparken.