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Einfach mal auf einen Sprung vorbeischauen.

Der große Trampolinpark begeistert auch diesen Sommer – und nicht nur die Saarbrücker! Auf 2000 qm² Fläche können sich alle Besucher ab fünf Jahren so richtig auspowern.  Hier findet sich alles, was ein professioneller Trampolinpark braucht: einen Freejump-Bereich mit rund 30 Trampolinen, beim Basketjump kommt es auf Zielgenauigkeit und Geschick an, beim Dodgeball aufs flink und schnell sein. Für eine besonders softe Landung gibt es einen großen Airbag und Würfelgruben. Ein Hindernisparcours mit finaler Kletterwand bringt jede Menge Spaß und mutige Springer stellen sich der Herausforderung des Walljump. Gerade jetzt im Sommer lockt dann natürlich auch der Biergarten unter dem freien Himmel zum gemütlich draußen sitzen mit jeder Menge leckerem Essen und Getränken, nur Bier gibt es natürlich nicht. Also, am besten gleich online buchen – und nichts wie hin!

Sprungpark Saarbrücken – In der Galgendell 56, 66117 Saarbrücken, Tel: 0681-38751770, www.sprungpark.de

Orientalische Nächte in der Saarland Therme

Zauberhafte Abende mit Livemusik, Feuerkünstlern, Sandmalerei und vielem mehr bietet die Saarland
Therme von Juni bis August jeden Samstagabend ab 20 Uhr. Hier erlebt man einen unvergesslichen
Kurzurlaub mit vielfältigen Erlebnis- und Animationsangeboten und taucht ein in die atemberaubend
schöne Welt der Entspannung! Man erlebt einen Sommer voller wundervoller Momente, wenn die
Saarland Therme jeden Samstag im Glanz des Orients erstrahlt. Ein Thermen-Traum wie aus
tausendundeiner Nacht und eine einzigartige Sauna-Erfahrung mit Aufgusskompositionen aus den
exotischen Düften des Orients. Dazu kunstvolle Darbietungen mit Livemusik, Feuershow,
Sandmalerei, Klavier, Harfe und Sängerinnen. Zauberhafte Darbietungen, die einen in eine
atemberaubende Welt weit weg vom Alltag entführen.


Saarland Therme – Zum Bergwald 1, 66271 Rilchingen-Hanweiler, Tel: 06805-600000,
www.saarland-therme.de

Clubzone Juli 2023

Hereinspaziert in die bunte Rückschau der Spitzenleistung im nächtlichen Schabernack und Partyspaß, denn immerhin gab’s in den letzten Wochen reichlich Anlass amtlich Party zu machen. Die Hochsaison der unterschiedlichsten Festivitäten mit dem Osthafenfest und dem Christopher Street Day als alljährliche Highlights taten ihr Übriges dazu, dass in den letzten Wochen garantiert keine Feierpausen entstanden sind. So war im Juni dann doch wieder mal so viel los, dass es einem Angst und bange werden könnte. Aber zum Glück kommt die nächste Party so schnell daher, dass man gar nicht erst ins Grübeln kommen kann. Was auch daran liegt, dass kaum ein Laden jetzt im Hochsommer auf die Bremse tritt und von den vorpandemisch üblichen Sommerpausen ist zum Glück längst keine Rede mehr. Im Gegenteil, denn so manch eine Kneipe am Markt versuchte sich durch umsonst & draussen Aktionen in die Reihen der amtlichen Clubs einzugliedern, aber darüber sollte sich niemand beschweren. Am Ende zählt auch hier die Abstimmung mit den Füßen und über zu viele Locations und Gelegenheiten zum Feiern braucht sich nun wirklich niemand zu beschweren. Mehr ist eben mehr! Aber auf geht’s ins pralle Nachtleben der letzten Wochen …

  Dass am CSD SAAR-LOR-LUX 2023 Wochenende mit richtig Schmackes gefeiert wurde, stellte nun wirklich keine Überraschung dar. Unter dem Motto WELCOME TO QUEERTOPIA wurde ein ganzes Wochenende eskaliert und zumindest gefühlt mit mehr Leuten als je zuvor. Höhepunkt neben der CSD Benefiz WARME NÄCHTE PRIDE EDITION in der GARAGE am Samstag war natürlich die CSD Parade am Sonntag, von der Congresshalle durch die Hafen-, Viktoria-, Bahnhof- in die Bleichstraße. Auffallend war hier, dass sich auf der Parade gefühlt mehr politische Parteien als Clubs präsentierten. Ob sich die winkenden Parteimitglieder auf den Wägen wirklich für Queertopia engagierten oder einfach nur Wählerstimmen einheimsen sollen, sei mal dahin gestellt. Im Anschluss wurde jedenfalls auf der Festmeile in der oberen Mainzer Straße nach Kräften weitergefeiert. Das hat neben rekordverdächtig vielen Zuschauern natürlich auch reichlich Partypeople anlockte. Es war eine große Freude, endlich wieder eine große, bunte und diverse Menschenmasse nach allen Kräften feiern zu erleben. Schade, dass die Mainzer Straße nur einmal im Jahr für den Verkehr dichtgemacht wird.

Das STUDIO 30 feierte den Pride Monat natürlich mit der KARMA SUTRA Party Reihe by Einraum 2.0 und so wurde Freitags das CSD Wochenende mit einer megaamtlichen  Pride-Warm Up Party eingeläutet. Bei den Konzerten zeigte sich wieder die große Vielfalt des STUDIO 30 Programms. Leo & Marv sowie Matthis Löw auf leise Töne, Kai & Funky von den legendären Ton Steine Scherben spielten ein Akustik-Set mit der Sängerin Birte Volta und nur eine Woche später ging es mit P.O. Box und Make War auf der Punkrock-Achterbahn wieder wild zur Sache. Da kann man nur gespannt sein auf die OUT OF BOUNDS HBK-Studenten Party mit experimenteller elektronischer Musik und einem Safe Space, für alle die sich im Mainstream nicht wohl fühlen.

Das EGO stand auch im Juni wieder für exzessive Partynächte und ließ sich Woche für Woche bei gewohnt guter Musik stilecht abtanzen. Gespickt wurde das Ganze von Specials, die wöchentlich variieren. Wechselnde Getränkespecials, mottogerechte Deko und Special Acts sorgten für die beste Abwechslung, wie man sie sich wünscht. Anfang Juni gab’s gleich das erste Ausrufezeichen mit der MAKAR SHOW live on Stage, doch auch die regelmäßigen Feiertermine standen in Sachen guter Laune dem in nichts nach! Trotz tropischer Temperaturen haben die Massen es mal wieder geschafft den Laden noch mehr einzuheizen. Der Monat ging dann brutal feiermässig mit echten Höhepunkten wie der I LOVE REGGAETON und der SHE / HER weiter. Den vielbefeierten Abschluss machten dann die RIZZ Nacht mit DJ Nocoon an den Decks und die FAVELA mit DJ Santito und Wissam Ramon live on Stage. Also ein Partymonat, der keine Wünsche offenließ – und der Juli wird genau so weitergehen, zum Glück!

   Auch das BLAU ließ sich von den Temperaturen nicht wirklich beeindrucken und ging richtig steil, als ob das in den letzten 23 Jahren mal anders gewesen wäre. Der Hitze Abhilfe verschafften mehrere Runden Wassereis die ganze Nacht durch und etliche neue Ventilatoren. Im Schwitzekeller waren alle Partys brutal stark, wenn dann könnte man höchstens die 80s FLASHBACK hervorheben, mit Enzo und Micheal Kastel als DJs und Mad Money Morv in der Lounge, oder natürlich die EMPIRE STATE OF MIND, allein schon, weil da der beste Greg von allen mit Kono und Marius in der Lounge zusammen aufgelegt haben. Es gab reichlich „alten“ RnB und Hiphop aus den goldenen Zeiten der 90er & 2000er auf die Ohren, mit „Mitsinggarantie“ und endlich mal wieder was, wo sich auch etwas Ältere mal wieder von der Couch locken ließen. Ansonsten stecken die BLAUen Macher knöcheltief in den Planungen fürs Nauwieser Viertelfest, welches sie auch dieses Jahr wieder veranstalten – und worauf wir uns wohl alle massiv freuen!

Ebenfalls wieder eine ganze Reihe unverbesserlicher Partys gab es im APARTMENT zu befeiern, die die Nachtschwärmer der Stadt in ihren Bann gezogen hat. Den Auftakt machte GEILES LEBEN die deutschpop Party mit allen Must-Haves für einen unvergesslichen Party Abend. Bei THE 2090 und THE 8090 wurden dann Zeitreisen durch die besten Hits unvergesslicher Jahrzehnte unternommen und gemeinsam eine nostalgische Nacht voller Erinnerungen und guter Vibes verbracht. Ein monatliches Highlight ist längst die WHO RUN THE WORLD? GIRLS! Party bei der alle Woo-Girls und Party Mäuse den Dancefloor stürmen und sich zu Unwritten die Seele aus dem Leib kreischen können. Alle HipHop und Trap Liebhaber kamen natürlich ebenfalls auf ihre Kosten und wurden sowohl bei BLACK MUSIC als auch bei PURE TASTE mit dem Besten aus R&B, HipHop und Trap verwöhnt. Für den kommenden Monat wurden bereits jetzt einige Highlights verkündet und so sollte man sich die MALLORCA PARTY und ON TOP OF THE WORLD schon mal fett im Kalendar markieren. Beide Partys versprechen absolut episches Partypotenzial von dem wir euch dann nächsten Monat berichten werden. Aber egal welcher Party Typ man im Endeffekt ist oder zu welcher Musik man am liebsten feiert, im APARTMENT ist für jeden Geschmack was dabei!

   Im Club SEVEN war der Juni von jeder Menge Specials und tollen Veranstaltungen bestimmt! Der Monat war nicht nur der heiß, sondern auch der heißeste Monat bis jetzt dieses Jahr. Woche um Woche und vor allen Feiertagen wurde dort so eskaliert, dass wahrscheinlich hier und da renoviert werden muss. „Wilder Turnup“, nennen die Jungspunde so was heutzutage. Nach der überragenden Gastspiel von KALIM zum Einstieg gings mit der fantastischen DAROZA weiter. Woche für Woche bot das SEVEN das Beste was die Feierei nach allen Regeln der Kunst beschleunigte. COLORS und DILEMMA folgten dann die Wochen drauf und legten den Club wieder mal ordentlich tiefer. Dass das im Juli noch heißer wird kann man sich kaum vorstellen.

   Gleich am zweiten Juni-Freitag fand ein emotionales Wiedersehen der legendären DJs Kastel und Frank S. im einzigartigen Ambiente der FUCHS Bar & Hotel statt. Nach fünf Jahren der Trennung betraten sie zum ersten Mal wieder gemeinsam die Bühne und versprachen ihren Fans eine unvergessliche Nacht voller Musik und Magie. Die beiden Künstler haben die elektronische Musikszene an der Saar maßgeblich geprägt und zahllose Menschen inspiriert. Nachdem sie individuelle Wege eingeschlagen hatten, fanden sie nun den Moment, um ihrer kreativen Energie erneut zu entfachen. Die FUCHS Bar & Hotel, bekannt für ihre einzigartige Atmosphäre und Liebe zur elektronischen Musik, bot den perfekten Rahmen für dieses besondere Ereignis. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg, die Location war komplett gefüllt und die Stimmung explodierte förmlich. Die Gäste feierten bis um halb drei Uhr morgens und genossen die rhythmischen Klänge, die ihre Seele zum Schwingen brachten. Diese Nacht war nicht nur eine Feier der Vergangenheit, sondern auch ein Blick in die Zukunft der elektronischen Musik. Freunde und Fans  waren herzlich eingeladen, dieses historische Augenblick mitzuerleben und sich von der Magie der Musik mitreißen zu lassen. Die Veranstaltung am ersten Juli-Freitag verspricht erneut eine unvergessliche Nacht voller Emotionen zu werden.

In diesem Sinne, take care

J.K.T

Im Rausch

Hallo Mikrokosmonauten: Dosiert ihr noch oder überdosiert ihr schon?

Fakt ist: Man kommt viel schneller an Drogen ran als an einen Termin beim Psychologen. Wer das nicht glauben kann, sollte einen Blick in einen hundsgewöhnlichen Supermarkt werfen, denn Drogen sind viel mehr als „kolumbianisches Marschierpulver“ oder „Afghan Kush“!

Es ist eine regelrechte Schande, dass sich im Edeka unseres Vertrauens ganz unverblümt allerlei Rauschmittel freizügig in der Auslage fläzen. Es ist wirklich wahr! Unsere heile Welt gerät regelrecht aus den Fugen, wenn wir uns vor Augen halten, dass Globus und Konsorten die schlimmsten Dealer überhaupt sind. Da bekommt der Werbeslogan „Da ist die Welt noch in Ordnung“ ja eine ganz neue Dimension!

Drogen – ein breit gefächerter Begriff. Laut Wikipedia werden unter dem Namen „Drogen“ allerlei Stoffe aufgeführt, die einen gewissen Rausch verursachen und kein Nahrungsmittel sind. Letztere werden unter dem Begriff „Genussmittel“ geführt. Allerdings verschwimmen hier die Grenzen. Entschuldigt, wenn ich das so frei heraus sagen muss, aber an alle Naschkatzen, Kaffee- oder Biertrinker, Raucher und Fast-Food-Lover da draußen: Ihr seid Junkies!

Ich denke, man macht es sich recht einfach, wenn man nur Rauschgifte als Drogen deklariert und Dinge wie Koffein, Tabak, Zucker und sogar Alkohol in die Genussmittel-Kategorie einordnet. In meinem Podcast beschäftige ich mich unter anderem mit Süchten aller Art und habe in diesem Zusammenhang einen Aufruf gestartet, um in den Dialog mit meinen Hörern und Hörerinnen, ebenso auch mit meinen Lesern und Leserinnen zu gehen. Was dabei herauskam, war erstaunlich. Das Wort „Sucht“ wird hier nämlich ziemlich weitläufig genutzt.

Man spricht dann von Sucht, wenn jemand sein Leben auf den Konsum einer bestimmten Substanz oder auf eine bestimmte Verhaltensweise ausrichtet. Komischerweise wird dieses Thema derzeit nicht nur in meinem Podcast heiß diskutiert, sondern auch in diversen Talkshows. Nicht zuletzt seit dem Thema der Cannabis-Legalisierung.

So antwortete der Journalist Jenke von Wilmsdorff neulich im „Kölner Treff“ auf die Frage „Hat der Mensch ein Recht auf einen Rausch?“ mit einem klaren: „Ja, definitiv!“. Und er bezeichnet auch Zucker als Droge. Wilmsdorff sagt aber auch, es läge an uns, wie wir all diese Drogen dosieren und das jeweilige Potenzial nutzen. Und genau hier liegt das Problem. Wenngleich ich in Verbindung mit Rausch das Wort „Problem“ nicht hören will. Aber das ist es ja! Unser Gehirn kann ab einem gewissen Rauschpunkt nicht mehr erkennen, ob wir noch dosieren oder bereits überdosieren. Mag sein, dass es Menschen da draußen gibt, die sich so unter Kontrolle haben, dass sie den Überblick niemals verlieren, aber seien wir mal ehrlich: „Wenn etwas doch so gut ist – warum dann aufhören?“

Die Dosis macht das Gift

Ja, ich bin suchtgefährdet. Das gebe ich offen zu. Weniger am Rande der Legalität, aber mitnichten harmloser. Im Gegenteil! Ich bin sogar der Auffassung, dass gängige Süchte viel gefährlicher sind, da die Rauschmittel leichter zu beschaffen sind. Zucker, Alkohol, Koffein, Nikotin – all das gibt es gleich im nächsten Laden und ist auch noch gesellschaftsfähig. Dass diese Dinge genauso krank machen, wie Kokain und andere illegale Drogen wird einfach ignoriert. Dabei haben sie doch allesamt eine Gemeinsamkeit: Sie machen mehr oder weniger abhängig!

In letzter Zeit habe ich viele Gespräche geführt und es hat mich kaum überrascht, dass insbesondere Frauen über die Jahre diverse Süchte in Verbindung mit Essen entwickelt haben. Ein Beispiel: Mir erzählte eine Frau, dass sie bereits mit 15 eine Essstörung entwickelte, da man ihr damals ständig sagte, ihr Po sei zu fett. Also hörte sie einfach auf zu essen, was natürlich dauerhaft nicht ging, also entwickelte sie eine Ess-Brech-Sucht. Heute wiederum fragt man sie, ob sie bei ihrem Po operativ nachgeholfen hätte, da sich unser Schönheitsideal seit den Kardashians geändert hat. Was für eine kranke Welt! Aber wie dem auch sei, die Frau berichtete, dass sie während einer Fressattacke wie im Rausch war. Und der Rausch interessierte sich nicht für die Dosierung, er wollte Rausch bleiben und so aß sie so viel, bis sie dachte, sie stirbt. Ich kann dies nur bestätigen, da ich seit Jahren ebenfalls unter unkontrollierbaren Fressanfällen leide, wenngleich es nicht so schlimm ist, wie in obigem Fall. Was sich lustig anhört, ist nicht komisch. Kontrollverlust ist in Verbindung mit Achterbahnfahren ganz cool, aber wenn es um waschechte Binge-Eating-Anfälle geht, ätzend.

Und mehr noch: Als Suchtgefährdete gilt bei mir seit jeher das Motto: „Ganz oder gar nicht!“, was im Übrigen ein Slogan für alle zu sein scheint, die sich mit Süchten herumschlagen. Ich bin mittlerweile über 40 und dank diverser Therapien halten sich meine Süchte weitestgehend unter Kontrolle. Aber ich muss ständig aufpassen, dass es nicht ins Extreme geht. Mein Leben besteht darin, dauernd die Balance zu halten. Manchmal komme ich mir vor wie ein Jongleur, der versucht, all die Bälle in der Luft zu halten, damit es rundläuft. Wenn mein Verhältnis zum Essen normal scheint, fange ich in Bezug auf Sport an zu übertreiben und wenn es das nicht ist, bin ich versucht, mich in einen Rausch zu shoppen. Balance ist hier tatsächlich das Zauberwort!

Süchte sind vielfältig und fast jeder hat eine. Eine Sucht beginnt schon, wenn man morgens seine Tasse Kaffee braucht. Und sie endet, wenn man glaubt, ohne die Substanz nicht mehr sein zu können, selbst wenn man Salz über seine linke Schulter wirft, denn da sitzt bekanntermaßen der Teufel, der die Sucht anheizt.  

Zucker gilt unter Wissenschaftlern nicht als Droge. Das süße Weiß kommt oft in einer süßen, bunten Verkleidung daher. Unserer angeborenen Vorliebe für süßen Geschmack geschuldet fallen wir auf diese verkleidete Droge herein. Zucker aktiviert im Übrigen die gleichen Hirnregionen wie Kokain. Das Ende vom Lied: Zucker verschafft uns zwar aufgrund seiner Dopamin-Ausschüttung Glücksgefühle, macht uns jedoch auf Dauer dick und obendrein zum Diabetiker. Entschuldigung, aber so ein „devil in disguise“ ist doch echt hinterhältig ohne Ende!

Ich könnte ewig so weitermachen, aber der Platz reicht nicht aus. Was ich jedoch bemerke ist, dass wir eine Gesellschaft aus Süchtigen sind, aber zwischen Sucht und Sucht immer noch differenzieren.

Am Ende ist es doch so: Drogen, Rausch und Süchte sind so alt wie die Menschheit. Sie lauern überall und wir laufen ständig Gefahr in eine Abhängigkeit zu verfallen. Schlussendlich hat Wilmsdorff aber vielleicht doch recht: Wir sind es, die entscheiden, wie weit wir damit gehen. Wir haben jeden Tag die Möglichkeit zu „Take“ oder „Toss“.

Für was entscheidet ihr euch?

Dick und Durstig

Dick & durstig

Für Männer sind sie umso faszinierender, je dicker sie sind. Frauen dagegen empfinden sie oft als störend, wenn sie zu groß ausfallen und geben sich daher auch mit Kleinen zufrieden. Manche sind mit Plastik oder Metall getunt, andere kunstvoll bemalt. Während Männer sie in Weiß oder Schwarz bevorzugen, nehmen Frauen sie so, wie sie eben sind. Männer fühlen sich in ihnen geborgen und lieben es, in ihnen zu kommen. Frauen derweil schätzen es allenfalls, dass viel Milch in sie passt und neben den eigenen auch noch die Kinder der Nachbarn Platz haben. Asche auf das Haupt derer, die gerade an etwas anderes denken als an Sport Utility Vehicles oder kurz SUVs…

Was früher dem einen das Wikingerschiff und dem anderen der Führerbunker ist dem Mann von heute der Geländewagen: Eine vermeintlich uneinnehmbare Festung und letzter Rückzugsort, an dem nur die eigenen Regeln gelten, aber keine Verkehrsregeln. In einer Zeit, in der Frauen gleichberechtigt sind und sogar über das abendliche Fernsehprogramm entscheiden dürfen, verbleiben im Alltag eines Mannes kaum Momente, in denen er sich noch als echter Mann fühlen darf, bevor er zuhause den Müll trennen muss. Männer haben heutzutage nur selten noch die Möglichkeit zu zeigen, wer den Größten und Dicksten hat. Sieht man einmal vom eigenen Bauch und vom eigenen Wagen ab…

Ist es bei Männern in der Zwanzigern noch der Suff, für den das Gehalt draufgeht, ist es bei Männern in den Vierzigern der SUV, das Statussymbol für alle, die ein Statussymbol brauchen. Hat ein Mann das Alter erreicht, ab dem er überall gesiezt wird, werden für ihn Gelegenheiten rar, sich jung zu fühlen. Sieht man mal vom Besuch bei den Großeltern ab. Wenn sich schon keiner mehr nach einem als Mann umdreht, dann doch zumindest nach dem Auto, das Mann fährt. Frauen Ü40 finden selbst mit einem Kinderwagen, aus dem ein dicker Säugling röhrt, noch neue Kontakte. Männer Ü40 haben es da viel schwerer, selbst wenn aus ihrem Geländewagen ein dicker Motor röhrt…

Entgegen der irrigen Meinung vieler sind es nicht etwa ignorante Yuppies, die mit ihren SUVs dicht auffahren, sondern bloß hilflose Männer im mittleren Alter auf der plumpen Suche nach Anschluss. Wenn schon kein Rat mehr im Leben, dann zumindest Allrad im Auto. Wer Freiheit in Beruf und Beziehung vermisst, möchte diese wenigstens auf der Fahrt vom Büro nachhause. Selbst wenn es nur Bodenfreiheit ist. Wer sich täglich für den Job krumm macht, will zumindest erhobenen Hauptes und mit geradem Rücken aus seinem Auto steigen. In einem SUV ist es außerdem einfacher, über Alltagsprobleme hinwegzusehen, egal ob Stress, rote Ampeln und Fahrräder mit Vorfahrt…

Im SUV mit 100 Sachen durch verkehrsberuhigte Zonen an Kindergärten vorbei zu heizen, bleibt für Business-Männer heutzutage oft die einzige Möglichkeit, um nach einem harten Arbeitstag im Kopf einen Gang runter und im Auto einen Gang hoch zu schalten. Zur Seite hechtende Kinder und umher fliegende Plüschtiere erinnern an längst vergangene Jugendtage vor der Spielkonsole, als man bei Super-Mario-Kart versuchte, ohne Kollateralschäden ins Ziel zu kommen. Was einem damals im Spielzimmer jedoch ebenso wenig gelang wie heute in der Spielstraße. Wer mit 14 keine Angst vor Dinosauriern auf Go-Karts hatte, wird mit Vierzig kaum Angst vor Kindern auf Bobby-Cars haben…

Wer im Leben hoch hinaus will, der muss eben schnell voran. Ruhig und besonnen fahren kann Mann auch noch nach dem zweiten Herzinfarkt. SUV ist jedoch nicht gleich SUV. Kein Mann möchte wie damals Mehmet Scholl in der Dacia-Werbung das gleiche Auto fahren wie die eigene Frisöse. Man möchte ein besonderer Papa sein, der Verständnis erntet, wenn er Alimente nicht zahlt, da er den exklusiven Geländewagen abbezahlen muss, der so viel wie ein Reihenhaus kostet und so viel Sprit wie ein Panzer frisst. Da verzichtet Sohnemann von sich aus lieber auf warmes Essen, statt vor seinen Freunden mit einem mickrigen Kleinwagen vom Fußballtraining abgeholt zu werden…

Ähnlich wie bei einem Karnevalskostüm gilt auch bei einem SUV: Es muss nicht schön sein, aber auffallen und bei Frauen gut ankommen. Bei beiden interessiert es erst einmal niemanden, ob es das eigene ist oder bloß geliehen. Ein stattlicher Geländewagen hinterlässt nun mal Eindrücke und das nicht nur auf Katzen. Die breite Masse an Menschen bestaunt insgeheim die breite Masse an Auto, die so ein SUV darstellt, in dessen Kofferraum nicht nur der Wocheneinkauf passt, für den andere mit ihrem Kleinwagen zweimal fahren müssen, sondern gleich noch der Kleinwagen mit dazu…

SUVs haben im Alltag viele Vorteile. Bei den unzähligen Schlaglöchern in Bürgersteigen braucht es schon ein Auto mit großer Wattiefe, um auch bei Regen auf dem Weg zum Bäcker keine nassen Füße zu bekommen. Zig Geländesensoren ermöglichen es, auch auf dem engsten Behindertenparkplatz so zu parken, dass einem jeder abnimmt, behindert zu sein. SUVs sind zudem oft so hoch gebaut, dass kleingewachsene Politessen gar nicht bis an die Scheibe reichen, um dort Strafzettel festzumachen. Neueste Geländewagenmodelle verfügen sogar über extra leicht zu bedienende Lichthupen, aber auch über Ausstattungen, die kein SUV-Fahrer braucht, wie Blinker zur Spurwechselanzeige…

Kritiker von SUVs sind meist diejenigen, bei denen es nur zum Mittelklasse-Kombi gereicht hat, da sie unbedingt Lehrer werden wollten, und mit Mitte Vierzig nun auf ein Einfamilienhaus ohne Tennisplatz blicken, das weniger gekostet hat als ein SUV mit Stern. Immer diese Ökos in ihren TÜV-geprüften Fahrradhelmen, die ihre Kinder die 500 Meter zur Schule laufen lassen, statt sie zu fahren. Selbst wenn der 400 PS-Turbodiesel auf hundert Kilometern mehr schluckt als die Ölheizung einer Sporthalle im Monat, sind Geländewagenbesitzer nicht alleine Schuld, wenn aus Deutschland langsam Rußland wird. Die Feinstaubbelastung durch Reifen- und Bremsenabrieb von Fahrrädern ist auch nicht ohne…

Der Vorwurf, SUV-Fahrer würden nicht an die Zukunft denken, ist höchst unfair. Was werden die Archäologen in ein paar Tausend Jahren wohl lieber ausgraben? Ein Oberklasse-SUV aus München oder ein Lastenfahrrad aus Verbundmaterial? Wollen wir unseren Nachfahren in Erinnerung bleiben, weil sie majestätische Kolosse der Autoindustrie des 21. Jahrhunderts ausgraben oder bloß eine Fahrradklingel? Machen wir uns mit Vollgas aus dem Feinstaub. Dank E auf dem Nummernschild sogar 30 km elektrisch. Dick und durstig… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Um scharf zu machen, gilt beim Kochen wie beim Date: Es braucht Cayenne.

Im Osten viel Neues

Der Saarbrücker Osten beginnt in der Mainzer Straße und wenn‘s irgendwo passiert, dann war das in den letzten Jahren immer genau hier. Das kommt natürlich nicht einfach so von alleine, sondern dahinter stecken immer Köpfe, die ihr Ding machen. Und von diesen Machern profitiert im Zweifelsfall dann ein ganzes Viertel oder sogar die gesamte Stadt. Genauso so einer ist Nico Weber mit seinen Gastro-Objekten in der Mainzer Straße.

Die Namen Pizza Gotti, Baba Shuk, Nori und Red Octopus stehen nicht nur für die interessantesten gastronomischen Angebote der letzten Jahre im Quartier Mainzer Straße, sondern sind auch schlichtweg kaum außerhalb dieses hippen Kiezes vorstellbar. Denn genau solche Lokale stehen sinnbildlich für das Flair dieses Straßenzuges, zeigen dessen Besonderheit und machen leicht nachvollziehbar, warum nicht wenige hier die beliebteste Ecke der Landeshauptstadt vermuten. Hier ist halt manches hipper, bunter abwechslungsreicher, vielleicht sogar großstädtisch, aber auf jeden Fall anders. Das reicht vom Angebot im Supermarkt über das etwas andere Küchenstudio, den Tierbestatter und den kleinen Club der fast ausschließlich Livemusik bietet, bis hin zu Gastronomieperlen wie Einraum, Jules Verne oder Hunter Thompson – und eben den eingangs schon genannten vier Lokalen, die allesamt Nico Weber ersonnen hat und die doch von der Ausrichtung kaum unterschiedlicher sein könnten.

Höchste Zeit also den Mann zu treffen, der irgendwie wie für den Mainzer-Straßen-Kiez gemacht zu sein scheint und mit zu den Persönlichkeiten gehört, die dieses Viertel in den letzten Jahren ganz weit nach vorne gebracht haben. Da tut es dem Ganzen auch keinen Abbruch, wenn er mit dem Baba Shuk mittlerweile eines der Objekte wieder aufgegeben hat, denn auch dessen Einfluss ist kaum bestreitbar. Der 38-Jährige, stammt ursprünglich aus St. Ingbert, lebt aber seit gut 20 Jahren in Saarbrücken. Er hat Marketing-Kommunikation studiert, anschließend ein bisschen im Bereich Werbung und bei einer Wochenzeitung gearbeitet und dann noch zwei drei Jahre im Veranstaltungsbereich, bevor er sich entschied, sich selbstständig zu machen. Sein Herz schlug praktisch von Anfang an für die Mainzer Straße und er hat seit er nach Saarbrücken kam immer hier gelebt, höchstens mal in einer Seitenstraße wie Uhland- oder Arndtstraße. Erste gastronomische Fußabdrücke hinterließ er seit 2012 mit seinen Beteiligungen an der Burgerei am St. Johanner Markt und dem Herzenslust im Nauwieser Viertel und seit der Eröffnung des Pizza Gotti im Jahr 2020 „bespielt“ er die Mainzer Straße. Sein Traum war dabei eigentlich immer irgendwas in der Gastronomie zu machen, irgendwas, was mit Kochen zu tun hat, weil das immer schon sein Hobby war.

Warum hast Du eigentlich dann nicht Koch gelernt, immerhin entwickelst Du ja auch immer wieder Gerichte für Deine Läden?

Also ich wollte tatsächlich früher schon mal Koch werden, hab‘ auch einige Praktika gemacht unter anderem in Frankreich. Ich hab‘ dann relativ schnell gemerkt, dass die Arbeitszeiten nicht so meins waren, wenn ich dann abends um elf nach Hause kam und am nächsten Morgen wieder um zehn da sein musste. Da hab‘ ich mich dann doch für was anderes entschieden. Aber der Bereich hat mich trotzdem immer da hingezogen und irgendwas mit Essen zu tun, das ist eigentlich das, was mich erfüllt, was mir Spaß macht.“

Wie kamst Du in die Mainzer Straße?

„Ein Herz für die Mainzer Straße hatte ich schon immer und so war es eine ganz bewusste Entscheidung, hier was zu machen. Mir wurden auch viele Läden hier und da angeboten, alle natürlich viel besser und, und, und. Aber ich hab‘ keinen Bock auf Markt, weil das ganz bestimmte Ding, das mir vorschwebte, das passt nicht an den Markt, weil man da nun mal ein anderes Publikum hat. In die Nauwies würde ich auch nicht mehr gehen, obwohl das Viertel supercharmant ist. Allerdings finde ich es schade, weil dort immer mehr Abwanderung stattfindet. Es hat sich leider über die ganzen Jahre so ein bisschen zurückentwickelt, anders als es ganz früher war und eine coole Subkultur entstehen konnte. Unterm Strich glaube ich, dass meine Ideen nicht so gut laufen würden, wenn es im Viertel wäre. Hier in der Mainzer hat man einfach mehr Laufkundschaft, also bin ich hier super happy mit der Lage. Nur die Parkmöglichkeiten sind so ein Ding, vor allem für die, die von außerhalb kommen. Ich hoffe ja immer noch, das wird schon noch, wie man seit Jahren sagt. Es wird ja so langsam sukzessive ein bisschen mehr, dass sich die Mainzer Straße schon noch mehr entwickelt und so langsam in dem Glanz erstrahlt, der ihr eigentlich gerecht wird. Schlussendlich ist die Mainzer Straße einfach das Viertel hier, was ich am spannendsten finde. Und hier herrscht schon etwas mehr Gemeinschaft unter den Gewerbetreibenden und keiner ist irgendwie verfeindet. Wir sind hier alle sehr gut eingeschworen und verstehen uns alle gut.“

Reisen ist für Dich ganz offensichtlich immer ein Quell der Inspirationen?

„Ich bringe schon viel mit von den Reisen. Das ist ja auch ein Hobby von mir und meiner Frau, eigentlich relativ viel zu reisen. Neue Sachen zu entdecken, ob das jetzt Design ist oder Food, ist da auch unsere Inspiration. Und deswegen reisen wir viel, eigentlich überall hin. Auch viel in Asien, denn meine Frau hat zum Beispiel länger dort gelebt, in Taiwan. So ist man eigentlich relativ viel unterwegs.“

Neben der großen Vielfalt fällt vor allem die visuelle Stärke der Locations auf. Das heißt, dass der Look und das Branding von allen alles was du machst, Dir durchaus sehr am Herzen liegt?

„Schön, dass man das sieht! Man kann das selber ja schlecht einschätzen, wie das ankommt oder ob das auffällt. Ich würde mich einfach nicht wohlfühlen, wenn das nicht gut aussieht, gleich wie gut die Küche wäre. Das steht oft geschäftlich ein bisschen im Konflikt, wenn man merkt, wenn man es etwas mehr kommerzieller machen würde oder gemacht hätte, würde es vielleicht noch besser laufen. Vielleicht steht man sich da manchmal selber im Weg. Man hat ja einen gewissen Anspruch an sich selber, an seinen eigenen Geschmack. Wir haben ja eine gewisse Design- und Food-Affinität und da kann man es einfach nicht schlecht machen.“

Ein Herz für die Mainzer Straße

Das ist ein interessanter Punkt, denn es gibt ja noch andere Beispiele, wo ihr nicht den einfachsten Weg geht. Ich denke da beispielsweise an die eingeschränkten Reservierungsmöglichkeiten?

„Also eigentlich war am Anfang der Grundgedanke, dass es hier gar keine Reservierungen gibt, wie man es auch von Großstädten kennt, um das Ganze ganz einfach zu halten. Klar, für größere Gruppen, das muss man machen. Ich wollte es einfach ein bisschen einfacher machen, dass man sagt,  ich hab Lust was essen zu gehen, gehen wir doch einfach da und da hin. Man kriegt einen Platz und gut, wenn nicht, wartet man einfach zehn Minuten und kriegt dann einen Platz. Einfach was gutes Essen in einer ungezwungenen Atmosphäre, das war schon immer so mein Motto. Ohne irgendwie einen stylishen Kellner, für den man sich schick anziehen muss. Einfach locker und unbefangen irgendwo hingehen und man kriegt trotzdem was Gutes zu essen, was in der Regel eigentlich auch funktioniert hat. Dennoch haben wir gemerkt, manche Leute hier wollen die Sicherheit eines reservierten Tisches haben, weil sie sonst denken, die müssten dann stundenlang im Regen stehen und warten und dann kriegen sie nichts zu essen und verhungern. Weswegen jetzt auch zum Beispiel im Nori ab vier Personen Reservierungen über WhatsApp möglich sind.

Zum Thema alles andere als einfach gehört auch die ungemein hohe Authentizität, gleich ob bei neapolitanischer Pizza oder japanischer Brühe.

„Das ist mir persönlich extrem wichtig, weil ich finde immer, es fehlt ein bisschen an Läden, die es genauso authentisch machen wie wir. Und natürlich war man oft in Neapel gewesen und hat sich dort alles bis ins kleinste Detail genau angeschaut. Und deswegen habe ich einem extrem hohen Anspruch, an das was wir machen. Ich will es genauso machen wie in Neapel. Ich will die besten Zutaten haben, die lassen wir jede Woche aus Italien liefern. Ich will genauso einen Teig haben und ich will so ein Ofen haben. Das ist unser Standard, wo wir hin müssen und drunter machen wir es nicht.

Trotz dieser unbedingten Treue zum Original gelingt Dir dann aber auch mitunter eine Cross-Promo der Läden untereinander.

„Das entsteht eher zufällig, weil die Jungs aus den Läden mir natürlich immer Rückmeldungen geben. Da hieß es dann, wir brauchen unbedingt eine Pizza mit Thunfisch, alle fragen nach Thunfisch-Pizza. Ich sag dann okay, wir sind aber kein Standard Restaurant. Wir machen keine Thunfisch Pizza. Dann höre ich wieder, das sind aber echt viele, die fragen. Schließlich habe ich gesagt, wisst ihr was, wir machen eine Thunfischpizza, aber mit Frühlingszwiebeln und unserem Nori’s Chili Crisp Oil oben drüber und haben somit auch noch bisschen Werbung fürs Nori mit drin.“

Ist das Baba Shuk eventuell ein Stück weit Opfer dieser Authentizität geworden?

„Ich war ja, glaube ich, fünfmal in Tel Aviv in Nähe, hatte mich da so ein bisschen verliebt in die Küche und habe gesagt, das ist cool, das müsste man irgendwie nach Saarbrücken bringen. War vielleicht auch noch einen kleinen Tick zu früh, jetzt ist das ein bisschen mehr in aller Munde. Es war die Zeit, vielleicht auch pandemiebedingt, wo das ganze Personalthema so ein bisschen im Umbruch war. Die Leute haben sich anders orientiert, andere Ansprüche gestellt und da war es dann schwierig einen Koch zu finden, nachdem unser Hauptkoch wegen seiner Familie zurück nach Frankfurt ging. Die Köche danach haben es einfach nicht so weitergeführt, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich musste viel selbst da sein, was auch nicht funktioniert hat und hab seitdem gesucht, gesucht, gesucht. Ich habe ein Jahr lang keinen Koch gefunden, der Lust auf so eine Küche hatte oder Bock, mal was Neues zu lernen, aber da ging gar nichts. Irgendwann habe ich dann resigniert und entschieden, bevor wir es schlecht machen, machen wir es lieber gar nicht. Es war dann einfach am Schluss nur noch ein Klotz am Bein. Sehr, sehr schade. Wir haben sehr viel Herzblut in alles reingesteckt.“

Wie geht man damit um?

„Man lernt dazu und im Nachhinein weiß ich gar nicht, ob man sauer auf sich ist, weil man es vielleicht falsch eingeschätzt hat. Man schafft etwas, was in seiner Vorstellung cool war und denkt okay, gut gemacht und muss dann erkennen, das war für den größten Teil der Saarbrücker einfach vielleicht nichts oder zu viel. Das ist oft, was einen so ein bisschen sauer macht oder wo man irgendwie die Lust verlieren könnte. Die Saarländer und Saarbrücker sprechen ja gerne von der Genuss-Region und sollen kulinarisch ein Stück weit open-minded sein, es könnte meiner Meinung nach aber immer noch mehr sein.“

Und deswegen ist Dein neuestes Objekt die Bar „Red Octopus“ ja auch kein Restaurant?

„Der Raum war da und dann auch noch direkt neben dem Nori. Wir bezahlen den, haben den immer nur als Lager genutzt und Pappe da reingeworfen? Da ist es so schade, habe ich mir gedacht, wir  müssen da irgendwie was machen. Und da ich gerade irgendwie kein Bock mehr hatte, Essen zu machen, entstand die Idee, was mit Drinks zu machen. Cocktails mach‘ ich auch ganz gern zu Hause, wenn Freunde kommen. Es wäre doch cool, eine kleine Bar zu haben, wo es einfach gute Drinks gibt und wo auch ein DJ auflegt. Aber es ist halt auch sehr, sehr klein, muss man dazu sagen. wir machen bewusst nicht so viel Werbung, weil wir jetzt auch nicht so den Mainstream anziehen möchten.“

Trotz allem hält es Dich im Quartier Mainzer Straße?

„Vor Jahren haben wir schon mal überlegt, nach Berlin zu ziehen, weil wir da auch relativ viele Leute kennen. Aber wenn schon wegziehen dann lieber an einen Ort wo Ästhetik und Natur mehr im Einklang sind. Aber eventuell entsteht jetzt was Neues in einer anderen Stadt, sogar in einem anderen Land, in Tiflis in Georgien. Wir sind da relativ gut vernetzt, dort entsteht gerade eine supercoole Subkultur mit Clubs, Bars und Restaurants. Hätte ich vorher niemals gedacht und ja, da würde ich es relativ spannend finden was zu entwickeln.“

Luft nach oben

Was kann man in deinem Kiez verbessern?

„Ich finde es schade, dass die Weiterentwicklung der Bahnhofstraße nicht noch etwas in die Mainzer Straße gezogen wurde. Eine verkehrsberuhigte Zone würde hier mehr Sitzplätze für die Gastronomen ermöglichen und mit breiteren Gehwegen und einer verkehrsberuhigten Zone mehr Leute anziehen. Das gilt natürlich insbesondere für den „hinteren“ Teil der Mainzer Straße, so ab der Kreuzung mit der Paul-Marien-Straße, da wird es ein bisschen ruhiger, obwohl es auch da interessante Angebote gibt. Mich würde es freuen, wenn die Ströme ein bisschen weiter nach hier verlängert würden. Dadurch entstehen vielleicht noch mehr Konzepte und da profitiert ja dann jeder hier davon.“

Hast du schon mal bereut, Gastronom zu sein?

„Man tut halt die Dinge, weil sie einem Spaß machen und weil man Bock drauf hat, sie zu tun – und nicht rein um Geld zu verdienen. Klar, manchmal denke ich auch, ich würd lieber was anderes tun, wo ich einfacher mein Geld verdienen kann. Aber ist auch schwierig … ich kann halt nix anderes.

(Sagt’s und schmunzelt)

Neues Türkei-Ziel in diesem Sommer

In Saarbrücken beginnt der Urlaub schon am Flughafen

Zur diesjährigen Sommersaison wartet der Flughafen Saarbrücken mit einem neuen Flugziel auf: SunExpress fliegt ab sofort in die türkische Ägäismetropole Izmir. Mit 180 Passagieren an Bord hob am Freitag, den 26. Mai, erstmals eine Boeing 737-800 vom SCN ab, nachdem sie eine Stunde zuvor gelandet und von der Flughafenfeuerwehr mit der traditionellen Wasserfontaine begrüßt worden war.

Überhaupt die Türkei: Wenn die Zeichen nicht trügen, wird das Land auch in diesem Sommer wieder neben Mallorca das Top-Ziel von Saarbrücken aus sein. Das liegt auch daran, dass SunExpress in den Sommermonaten täglich nach Antalya fliegt, die beliebte Metropole an der türkischen Riviera. Und das seit genau 30 Jahren, weshalb im Mai das Jubiläum auch zünftig im Terminal des Flughafens gefeiert wurde. Gleichzeitig verkündete Peter Glade, Commercial Director der Airline, dass man mit Izmir, der Millionen-Metropole an der türkischen Ägäis, ein neues Ziel von Saarbrücken aus ansteuern werde, und zwar ab Ende Juni zweimal wöchentlich.

Mit dabei beim Jubiläum war neben der Geschäftsführung und den Bediensteten des Flughafens sowie Partnern aus der Reisebranche auch der SCN-Aufsichtsratsvorsitzende, Wirtschaftsminister Jürgen Barke, der die Zuverlässigkeit von SunExpress hervorhob: „Das ist eine Erfolgsgeschichte am Flughafen Saarbrücken. Auch in schwierigen Zeiten hat die Gesellschaft ihr Engagement stets aufrechterhalten und in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut. Die Fluggäste aus dem Saarland und der Großregion wissen das Angebot sehr zu schätzen.“ Übrigens auch, dass es am Flughafen neuerdings eine eigene SunExpress-Lounge gibt.

830.000 Fluggäste und mehr als 6.000 Starts und Landungen waren es seit dem Erstflug 1993; allein im vergangenen Jahr flogen rund 57.000 Passagiere nach Antalya. Es sollen, nicht zuletzt wegen der neuen Destination Izmir etwa 70.000 werden. Insgesamt, so Flughafenchef Thomas Schuck, werden es wohl etwa 90.000 Fluggäste sein, denn mit Corendon Ailines ist eine zweite Airline am Start, die von Saarbrücken aus Antalya bedient. Insgesamt kann man bis zu zwölf Mal wöchentlich in die Türkei fliegen.

Aber nicht nur mit Blick auf die Türkei stehen die Zeichen auf Optimismus: Thomas Schuck rechnet fest damit, dass sich der Erholungstrend in Bezug auf die Passagierzahlen in diesem Jahr fortsetzen, wenn nicht gar verstärken wird. Denn außer den beiden türkischen Destinationen Antalya und Izmir stehen sieben weitere Ferienziele auf dem Flugplan: Mallorca, die griechischen Inseln Kreta, Kos und Rhodos sowie die Kanarischen Inseln Gran Canaria, Fuerteventura und Teneriffa. Nach Mallorca fliegen jeweils täglich Smart Lynx (im Vollcharter für TUI) und Eurowings. Die anderen Ziele bedient ebenfalls TUI einmal, Heraklion auf Kreta zweimal wöchentlich. Hinzu kommen mehrmals wöchentlich die beiden deutschen Städteverbindungen nach Berlin und Hamburg.

Aber nicht nur die Ziele machen den Flughafen Saarbrücken für die Fluggäste so attraktiv, sondern auch die kurzen Wege, die Übersichtlichkeit und die Zuverlässigkeit bei der Abfertigung. So hat man während der Zeit der Pandemie keine Mitarbeiter freigestellt, sondern punktuell das Personal noch aufgestockt und geschult, um die Abläufe zu optimieren. „Das wird den Urlaubern auch in diesem Sommer zugutekommen. Die Reisebüros signalisieren uns, dass die Menschen in diesem Sommer wieder verreisen wollen“, ist sich Flughafen-Geschäftsführer Schuck sicher und fügt hinzu: „Wir wollen wieder sicherstellen, dass der Urlaub schon am Flughafen beginnt.“

Mangal Mezze & Grill: Eine kulinarische Oase mit überdachter Terrasse und erfrischenden Getränken

Saarbrücken hat ein neues kulinarisches Highlight zu bieten: das Restaurant Mangal Mezze & Grill. Seit seiner Eröffnung im März dieses Jahres erfreut es sich großer Beliebtheit bei Einheimischen und Besuchern gleichermaßen. Neben seiner exzellenten Küche und der einladenden Atmosphäre verfügt das Restaurant über eine idyllische Terrasse mit Überdachung, auf der die Gäste die warmen Sommermonate in vollen Zügen genießen können, während sie den Blick auf die Saar und das Freie schweifen lassen. Die Getränkekarte des Restaurants bietet eine breite Auswahl an erfrischenden Drinks, darunter der beliebte „Mangal Spritz“.

Der „Mangal Spritz“ ist eine besondere Kreation im Mangal Mezze & Grill und ein wahrer Genuss für Liebhaber erfrischender Drinks. Diese einzigartige Mischung kombiniert spritzigen Prosecco mit Zitronenlikör und einem Hauch frischer Zitrone. Das Ergebnis ist ein erfrischendes und zugleich aromatisches Getränk, das die Gäste in seinen Bann zieht und ein authentisches Geschmackserlebnis bietet. Der „Mangal Spritz“ ist ein absolutes Highlight auf der Getränkekarte des Mangal Mezze & Grill und eine Empfehlung für jeden, der die vielfältige Welt erfrischender Getränke entdecken möchte.

Ein weiteres Highlight des Mangal Mezze & Grill ist der eigens produzierte Raki, der „Mangal Raki“. Dieser hochwertige Anisschnaps wird im Saarland als Bio Raki hergestellt und ist eine besondere Spezialität des Restaurants. Mit großer Sorgfalt und handwerklichem Können wird der „Mangal Raki“ gebrannt und begeistert Gäste mit seinem einzigartigen Geschmack. Dieser regionale Raki ist eine perfekte Ergänzung zu den erfrischenden Getränken und kulinarischen Köstlichkeiten des Restaurants und bietet den Gästen eine authentische Genusserfahrung.

Die überdachte Terrasse des Mangal Mezze & Grill bietet den Gästen die perfekte Umgebung, um im Freien zu speisen und erfrischende Getränke zu genießen. Egal ob bei Sonnenschein oder leichtem Regen, die Gäste können das ganze Jahr über die angenehme Atmosphäre der Terrasse nutzen. Die Überdachung schützt vor den Elementen und ermöglicht es den Gästen, unabhängig vom Wetter die Schönheit der Terrasse zu erleben. Mit ihrer charmanten Einrichtung und den bequemen Sitzgelegenheiten schafft die Terrasse eine einladende und gemütliche Atmosphäre.

Die Gäste können nicht nur den „Mangal Spritz“ oder „Mangal Raki“, sondern auch eine Vielzahl weiterer erfrischender Getränke auf der Terrasse des Mangal Mezze & Grill genießen. Ob der klassische Mojito, der hausgemachte Eistee mit verschiedenen Geschmacksrichtungen oder der türkische Rose Kayra Kalecik Karasi in der die  autochthoner Rebsorte Kalecik Karasi beheimatet ist – die Getränkekarte des Restaurants lässt keine Wünsche offen. Die Barkeeper des Mangal Mezze & Grill sind bekannt für ihre Kreativität und ihr Geschick bei der Zubereitung von Getränken. Sie verwenden nur hochwertige Zutaten und legen großen Wert auf Qualität und Geschmack.

Der Service auf der Terrasse ist ebenso erstklassig wie im Innenbereich. Das aufmerksame und freundliche Personal sorgt dafür, dass sich die Gäste rundum wohl fühlen und ihre Getränkewünsche erfüllt werden. Die Gründer, Volkan Taskiran und Jaser Iseni, haben mit viel Liebe zum Detail eine Oase geschaffen, in der Gäste kulinarische Freuden und erfrischende Getränke gleichermaßen genießen können. Sie legen großen Wert darauf, dass sich jeder Gast willkommen und gut aufgehoben fühlt.

Die Kombination aus der idyllischen, überdachten Terrasse, den erfrischenden Getränken und dem hochwertigen „Mangal Raki“ macht das Mangal Mezze & Grill zu einem beliebten Treffpunkt für Freunde, Familien und Paare. Hier können die Gäste in angenehmer Atmosphäre entspannen, das Leben genießen und sich von der Vielfalt der kulinarischen und cocktailkünstlerischen Köstlichkeiten verzaubern lassen.

Das Mangal Mezze & Grill ist nicht nur für seine Terrasse und erfrischenden Getränke bekannt, sondern auch für seine herausragende Küche. Das Restaurant bietet eine exquisite Auswahl an Meze, Grillgerichten und mediterranen Spezialitäten, die mit frischen Zutaten und authentischen Gewürzen zubereitet werden. Die Gerichte vereinen Tradition und Moderne und bieten den Gästen ein einzigartiges Geschmackserlebnis.

Das Mangal Mezze & Grill befindet sich in zentraler Lage in Saarbrücken und ist leicht erreichbar. Es bietet sowohl Innen- als auch Außensitzplätze, sodass die Gäste je nach Vorlieben wählen können. Ob man die sonnige Terrasse bevorzugt oder die gemütliche Atmosphäre im Inneren des Restaurants, das Team des Mangal Mezze & Grill steht bereit, um jedem Gast eine unvergessliche Zeit zu bieten.

Reservierungen im Innenbereich werden gerne online auf unserer Website unter www.mangal-saarbruecken.de oder telefonisch unter +49 (0)681 99277755 entgegengenommen. Sichern Sie sich Ihren Tisch und erleben Sie unvergessliche Genussmomente im Mangal Mezze & Grill.

Kein Anschluss unter dieser Nummer

Im Laufe der Zeit hat sich die Ansicht darüber, wann eine Gegend bewohnbar und wann sie lebensfeindlich ist, grundlegend geändert. Bestimmte beim frühen Homo sapiens noch die schnelle und uneingeschränkte Verfügbarkeit von Nahrung darüber, wo man sich ansiedelte, ist es heute die schnelle und uneingeschränkte Verfügbarkeit von Internet. Eine 1G-Abdeckung, die einem nur die Erdanziehung flächig liefert, genügt heutzutage niemandem mehr. Es müssen schon 4G oder 5G sein. Der Homo sapiens des 21. Jahrhunderts steht lieber draußen in der Kälte, wo er Netzempfang hat, als drinnen im Warmen zu sitzen, wo selbiger fehlt und er Gefahr läuft, sich unterhalten zu müssen….

Konnte man seine Freizeit früher noch problemlos ohne das Internet gestalten, führt mittlerweile allein der Gedanke daran, ein Tag ohne das weltweite Web auskommen zu müssen, zu Kurzatmigkeit. Der vernetzte Multimediamensch von heute ist nicht einmal mehr in der Lage, Pizza vom Lieferservice übers Telefon zu bestellen. Sobald Smartphone, Tablet oder Computer ihren Nutzer wissen lassen, dass es keine Online-Verbindung nach draußen gibt, fühlt sich dieser in den eigenen vier Wänden gefangen wie in Isolationshaft. Kein Getrolle auf Facebook, kein Gezwitscher auf Twitter und kein Gewische auf Tinder. Bloß die reale Welt, ganz ohne Fotofilter…

Nicht etwa Alkohol oder Nikotin ist die meistkonsumierte Droge unserer Zeit, sondern das Internet. Nie war der Mensch abhängiger als heute, wo viele nicht einmal mehr in der Lage sind, ohne Internet das Wetter in Erfahrung zu bringen. Sie finden sich eher frierend mit Flipflops im Schnee stehend wieder als auf die Idee zu kommen, vor der Kleiderwahl einmal aus dem Fenster zu schauen. Seine Freizeit ohne lustige Katzenvideos auf YouTube und ohne pfiffige Lifehacks auf TikTok verbringen? Nicht auszudenken! Wie soll man sich denn da beschäftigen? Etwa Freunde besuchen und sich außerhalb von Whatsapp unterhalten? Ganz ohne Emojis, dafür mit gewaschenen Haaren? Unvorstellbar…

Das Schlimmste tritt bekanntlich nur selten ein. Wenn, dann jedoch meist mit verheerenden Folgen. Das war mit den beiden Weltkriegen so und auch mit dem Durchfall damals am Schulwandertag. Und eben auch letztens, als ich freitags schockiert feststellen musste, dass mein Internet tot war. Als meine Oma seiner Zeit vom gleichen Schicksal ereilt wurde wie nun mein DSL-Router und ihr plötzlich die Lichter ausgingen, war ich gefasst. Schließlich wusste ich, dass dieser Tag einmal kommen würde. Dass es aber jemals nochmal einen Tag geben könnte, an dem ich ohne Internet bin? Excuse me? Wir haben 2023! Wie gerne hätte ich meinen Frust gepostet. Aber genau das ging ja gerade nicht…

Während man sich bei einem toten Verwandten vertrauensvoll an einen Bestatter wenden kann, der sich kümmert, ist man bei einem toten Internetanschluss auf sich allein gestellt. Was einem bleibt, ist die Kundenhotline des Internetanbieters, mit deren Anruf ein Martyrium beginnt, das einer mittelalterlichen Selbstgeißelungen nahe kommt. Dinge, die nichts kosten, sind bekanntlich nichts wert. Was das angeht, hat die Störungshotline des bekannten magentafarbenen Telekommunikations-Unternehmens allen Grund, kostenlos zu sein. Ich wähle in einem Zustand aus Verzweiflung und Hoffnung die Nummer der Hotline und lande erwartungsgemäß in der Warteschleife…

Nach einem Jingle bittet mich die Bandansage um einen Augenblick Geduld. Bereits der nächste freie Mitarbeiter sei für mich reserviert. Zu diesem Zeitpunkt ahne ich noch nicht, dass die Zeit, die ab nun vergehen wird, bis ich jemanden in der Leitung habe, der fähig ist, um Internet von Rindermett zu unterscheiden, ausreichen würde, um eine Niere zu transplantieren. Und um vorher noch das hierfür notwendige Medizinstudium zu machen. Es kommt mir vor als müsste ich eine 22-monatige Elefanten-Schwangerschaft von der Zeugung bis zur Entbindung live am Telefon mitverfolgen. Ohne mehr tun zu können als zu warten. Zu Pandemiebeginn hieß es damals auch, es würde nicht lange dauern…

Während ich warte, macht mich die Ansage darauf aufmerksam, dass Störungen auch über das Internet gemeldet werden können. Lustig, denke ich. Eine Viertelstunde später ist es mit der Lustigkeit vorbei und nach wie vor der nächste freie Mitarbeiter für mich reserviert. Wieso geht da niemand ran? Arbeiten im Callcenter gerade nur Menschen mit sehr kurzen Armen, die nicht an den Hörer kommen? Oder gibt’s gerade Kuchen, da jemand Geburtstag hat? Es knackt in der Leitung. Die Chancen stehen gut, nun aus der Warteschleife geflogen zu sein. Was wie bei Mensch-ärgere-dich-nicht bedeuten würde, von vorne beginnen zu müssen. Doch, ich traue meinen Ohren kaum, jemand meldet sich…

Es beginnt nun das Callcenter-Glücksspiel, bei dem man wie eine Roulettekugel von Mitarbeiter zu Mitarbeiter im Kreis herumgereicht wird, um am Ende rot oder schwarz zu sehen oder bei einer Null zu landen. Die Chance, jemanden an den Hörer zu bekommen, der kompetent ist, ist so hoch wie ein Sechser im Lotto für ein Einhorn. Stellt man zehn Hotline-Mitarbeitern die gleiche Frage, erhält man zehn Antworten, jedoch nie die richtige. Nachdem mein erster Gesprächspartner meine Kundennummer im System nicht findet und der zweite unverständliches Sächsisch spricht, lande ich bei jemandem, der mich ernsthaft fragt, ob ich schon geprüft habe, ob alle Sicherungen drin sind…

Diese Frage gebe ich prompt zurück, was mich in die Warteschleife zurückkatapultiert. Ob passend oder nicht, Callcenter-Mitarbeiter plappern wie Papageien nur das nach, was auf ihrem Monitor steht, ob sinnvoll oder nicht. Irgendwann ist die Fragestunde zu Ende und damit auch die Fachkompetenz. Aus Verzweiflung werde ich ein weiteres Mal weiterverbunden. Weiterverbinden scheint Lösung Nr. 1 für jede Störung zu sein. Soll sich doch ein Kollege mit dem blöden Kunden rumschlagen. Die Wahrscheinlichkeit als Anrufer zweimal beim gleichen Mitarbeiter zu landen, ist bekanntlich gering. Schließlich ist die Inkompetenz ist deutschen Callcentern breit aufgestellt…

Man gewinnt irgendwann den Eindruck, jede ostdeutsche Nagelstylistin, die Mandy heißt, arbeitet während sie gerade jemandem French-Nails macht noch mit dem Handy am Ohr für ein Callcenter. Gibt es außerhalb Sachsens überhaupt Callcenter? Wie konnte man damals im Osten so viel Ahnung vom Abhören haben, wenn sie dort heute nicht einmal mehr Zuhören können? Nach fast einer Stunde lande ich dann bei Enrico, der mir mit der Freundlichkeit eines DDR-Grenzsoldaten bestätigt, dass mein Internet nicht funktioniert. Leider weiß Enrico jedoch weder, was der Grund hierfür ist, noch was jetzt zu tun ist, sondern nur, dass vor Mitte nächster Woche nichts zu machen sein wird…

„Ich hoffe, Sie waren mit dem Service zufrieden“ beendet Enrico daraufhin das Gespräch, ohne dass ich auch nur einmal zu Wort kommen konnte. Ich zeige ihm durchs Telefon den Mittelfinger und lege auf. Willkommen dort, wo die Servicewüste am trockensten ist. Kurz darauf klingelt das Telefon: „Hier ist die Störungsstelle. Sie haben ein Problem?“. „Mein Problem“, antworte ich genervt, „sind Sie“. Kein Anschluss unter dieser Nummer… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

Amazone im Schneckenhaus

Hallo Mikrokosmonauten: Welche Mondgöttin ist eure?

Mein Sternzeichen ist Widder. Ich bin da ziemlich stolz drauf, weil Widder so unglaublich stark und taff sind. Sogar so stark, dass man sie regelmäßig mit Chuck Norris vergleicht. Oder mit einer wilden Amazone. Kein Scherz, denn neulich las ich in einer spirituellen Zeitschrift, dass – ja, ich bin so eine, die an Flughäfen noch ganz altmodisch Illustrierte für die Reise kauft – meine dem Sternzeichen zugewandte Mondgöttin Hippolyte ist, die Amazonen-Königin schlechthin! Furchtlos, echt, wild und nach Gerechtigkeit strebend. Der Beschreibung nach brauche ich kein Gefährt, um von A nach B zu kommen. Ich bin so ungezügelt, groß und genial, dass ich sogar fliegen kann.  Aus Normen ausbrechend wäre das zumindest der erste folgenrichtige Schritt! Aber trotz all dieser Agilität, des Mutes und Kampfgeistes frage ich mich:

Warum fühle ich mich so schwach?”

Es gibt Tage, da kann ich mich kaum auf den Beinen halten. Da fühle ich mich mit meinen ganzen Ein Meter Fünfundsiebzig wie ein hutzliger Hobbit inmitten von furchteinflößenden Orks. Da halte ich meinen Obsidian-Schutzstein so lange in meiner Hand, bis er ganz heiß ist, in der Hoffnung, er beschütze mich vor all dem Bösen da draußen. Manchmal wird mir ganz schwindelig, wenn ich an das Leben und die Welt da draußen denke. Und dann verkrieche ich mich in mein Schneckenhaus, will alleine sein und einfach nur Musik hören. Ich fühle mich dann wie dieser Teenager, der ich vor… ähm fünf Jahren war. Und wenngleich ich es heute besser wissen müsste, mag ich mich trotzdem in meiner dysphorischen Phase suhlen und einfach nur leiden!

Hippolyte, wo bist du?

Ach, was bin ich wieder erregt heute! Aber geht es euch nicht manchmal auch so? Wollt ihr zuweilen nicht auch alles hinschmeißen, euch in eine Ecke verdrücken und einfach losheulen? Stattdessen ist aber die Katze im Ofen und der Kuchen hat auf den Teppich gekotzt oder umgekehrt. Oder man ist halt gerade einfach auf der Arbeit und darf nicht zusammenbrechen! Wo ist diese verdammte Hippolyte in diesen Momenten? Wo hat diese Kuh sich versteckt? Ich frage mich manchmal sowieso, wann wir angefangen haben, zu glauben, wir wären frei und könnten jederzeit tun und lassen, was wir wollen. Gar nichts sind wir. Nähmen wir uns die Freiheit im Supermarkt inmitten von Einwegflaschen und Naturjoghurt einfach loszubrüllen wie eine Furie im Fegefeuer, würde man uns ganz schnell in unsere Schranken weisen. Und würden wir immerzu raushauen, was wir gerade denken und fühlen, könnte ich mir vorstellen, dass wir ziemlich einsam in einem Wald leben. Stattdessen müssen wir tagtäglich funktionieren und Schwäche, wenn überhaupt nur dann zeigen, wenn es Richtung Mittagspause geht und wir in der Schlange der Kantine ganz theatralisch ein “Ich sterbe fast vor Hunger!”, raushauen.

Aber mir reicht es jetzt! Denn mit der Exzentrik einer Nina Hagen will ich ja gar nicht angepasst sein. Im Gegenteil: Ist mir doch wurscht, ob man mein Verhalten als zu schwach, zu stark, zu verrückt oder zu verschroben empfindet. Ich bin es mir einfach wert, mich so zu zeigen, wie ich bin. Vielleicht hat sich Hippolyte das auch genauso für mich ausgedacht. Und auch wenn ich sie nicht sehe, ist sie dennoch immer da. Und ich komme nicht umhin mich zu fragen:

Kann Schwäche Stärke sein?

Machen wir uns nichts vor: Natürlich ist es viel schöner, wenn wir wie unbändige Krieger durch die Welt marschieren, den Blick immer geradeaus gerichtet. Fokussierend, visualisierend, manifestierend! Unerschütterlich und am Ende ungeachtet aller äußeren Einflüsse immer als strahlende Sieger dastehend. Aber die Wahrheit sieht leider ganz anders aus. Und dennoch bin ich der Meinung, dass wir erst durch gewaltige Tiefpunkte und den damit verbundenen schwächlichen Momenten zu jenen wilden Amazonen heranreifen, die wir schlussendlich werden. Da gibt es zum Beispiel diese eine Frau und ich will verflucht sein, wenn nicht jeder in seinem Umfeld genau diese Frau oder auch Mann hat, die/der ähnliches erlebt hat wie diese, von der ich hier erzähle. Diese Frau hatte Träume, fand die große Liebe und hatte enormes Glück, all das zu realisieren, was sie sich erhofft hatte. Sie baute sich mit ihrer großen Liebe eine Existenz auf, eine gut gehende Firma. Eine Zeitlang ging alles gut. Urplötzlich aber starb ihr Mann, ihre einzige, wahre Liebe. Weil sie es alleine nicht schaffte, ging sie mit ihrer Firma pleite und zu guter Letzt nagte sie am Existenzminimum und wusste weder ein noch aus. Mit gebrochenem Herzen und nicht wissend, wie es weitergehen sollte, schleppte sich diese Frau durch die tristen Tage und weinte sich durch die noch dunkleren Nächte. Aber da war etwas, was sie nicht vollends untergehen ließ, nämlich eine kleine Flamme in ihrem Inneren, die wie ein dünnes Stimmchen zu ihr säuselte: “Reiß dich zusammen und genehmige dir von deinen letzten 4 Euro 99 sofort einen XXL-Döner, denn du siehst verdammt hungrig aus!”. Wir wissen nicht, ob diese Frau vom Sternzeichen Widder war oder ob diese innere Stimme Hippolyte hieß, aber Fakt ist, dass sie irgendwelche Kräfte mobilisierte, von deren Existenz sie bis dato nichts gewusst hatte. So oder so ähnlich müssen sich Überlebende der Titanic gefühlt haben, die einfach so den Entschluss fassten, heute nicht zu sterben! Jedenfalls manifestierte diese Frau ihre Visionen. Und die lauteten, sich verdammt nochmal aufzuraffen, die Frisur zu richten und weiterzumachen! Scarlett o’Hara hatte es geschafft, Tina Turner und sogar Edith Piaf, wenngleich sie nach dem Tod ihrer großen Liebe noch mehr dem Alkohol zugetan war als vorher. Aber sei es drum, allesamt machten weiter und trotzten den Stürmen, die sie umzuwerfen drohten!

Und einfach so ging es wieder bergauf.

Ich meine, schlussendlich ist die größte Manifestation die, wenn die Visionen Gestalt annehmen, oder? Okay, ich spreche wieder in mikrokosmonautisch, aber wenn ich von einer Idee so dermaßen eingenommen werde, dass mir schwindelig wird, kann man mir manchmal nur schwer folgen. Was ich damit meine ist, dass man die beste Version von sich selbst erst dann werden kann, wenn man ablegt, wer man war! Und unter uns Amazonen: Der größte Kampfgeist nutzt uns nichts, wenn wir Schwäche nicht zulassen. Das ist wie beim Niesen. Unterdrückt man es, hat man das Gefühl, zu implodieren. All unsere Facetten müssen nach außen, das ist einfach ein Fakt, dem wir nicht widerstehen dürfen.

Am Ende ist es doch so: Hippolyte und ich, das ist sowas wie Doktor Jekyll und Mister Hyde. Die eine kann nicht ohne die andere und wenngleich ich oft das Gefühl habe, dass sie gerade meilenwert entfernt scheint, so versteckt sie sich gerade nur, wie die Sonne hinter einer Wolke. Wir sind allesamt stark. Stärker als wir glauben!