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Nah dran statt nur dabei

Die Formel 1 am TV oder auf der Tribüne feiern kann ja jeder. Aber wie um alles in der Welt, kommt ein Saarländer direkt an die Strecke, ins Fahrerlager und die Boxengasse. Michael Weber aus Ottweiler hat das geschafft.

Der 53jährige Unternehmer aus Ottweiler führt mit einem Geschäftspartner ein mittelständiges Unternehmen in der IT-Branche. Ein ganz normaler Saarländer, der mit seiner Frau hobbymäßig gerne mal im Urlaub die interessanteren Flecken dieser Erde besucht. Aufmerksamen Verfolgern der saarländischen Insta- und Facebook-Szene ist er vielleicht auch mal durch seine zweite Leidenschaft aufgefallen: das Fotografieren. Auf dem Gebiet hat er nämlich einiges an Talent zu bieten und seine Aktivitäten haben längst mindestens semiprofessionellen Status. Dass jetzt aber vor einem knappen Monat, die Freude am Reisen und die Hingabe zur Arbeit mit der Kamera, an der Formel 1 Strecke im Wüstensand von Bahrain zueinander fanden, empfindet der gebürtige Schiffweiler als großes Glück und besondere Ehre. Denn so einfach kommt man da nicht hin – und vor allem nicht so hautnah dran!

L!VE: Wie kommt man denn mal ebenso auf die Idee, zur Formel 1 in die Wüste zu reisen?

Michael Weber: „Da war mein Foto-Freund Thomas Füßler nicht ganz unschuldig. Der macht das für eine Fotoagentur nämlich schon seit Jahren mit der Formel 1 und meinte nach dem Rennen in Imola letztes Jahr, dass er mich eigentlich mal gerne mitnehmen würde. Abu Dhabi war dann unsere erste Idee, doch das ist, was Transport, Unterkunft und Spesen angeht, schlichtweg nicht zu bezahlen. So bin ich dann recht schnell auf Bahrain Anfang März gekommen. Hier machte die Fotoagentur allerdings zur Bedingung, dass wir nicht nur zum Rennen kommen, sondern schon eine Woche vorher die Tests der Teams ablichten. Und so wurde nach kurzem Überlegen der Aufenthalt von einem Rennwochenende auf 12 Tage verlängert. Am Aschermittwoch ging es dann los.“

L!VE: Da hast Du Glück gehabt, denn so einfach kommt man doch nicht auf die Strecke.

M. W.: „Normalerweise kommt man da überhaupt nicht hin. Du brauchst auf jeden Fall eine erfahrene Agentur, die sich auskennt, das auch schon öfter gemacht hat und ihre Fotografen bei allen Rennen im Einsatz hat. Natürlich hatte ich die auch nach Europa gefragt, aber da besteht als Neuling keine Chance. Aber Bahrain ging und so wurde ich bei der FIA, dem Formel 1 Veranstalter, akkreditiert. Die schlussendliche Zusage kommt erst zwei, drei Wochen vor dem Termin, wenn Du natürlich längst alle Flüge, Hotels und Mietwagen etc. gebucht hast. Wenn die FIA dann doch sagt, nee, dich wollen wir nicht, bleibst du auf den Kosten sitzen. Das ist halt dein Risiko. Im Endeffekt war das aber schon ein besonderes Gefühl, das das geklappt und ich habe das schon als eine Ehre empfunden, das dort machen zu dürfen. Das ist wirklich nicht selbstverständlich.“

L!VE: Und mit Deiner Akkreditierung kamst Du dann überall hin?

M. W.: „Das ist in Bahrain wirklich toll. Du kommst dann wirklich überall hin, es gibt keine Stellen, wo du nicht hin darfst und das ist natürlich super. Manchmal habe ich dann da gesessen und nur gedacht: Wow! Dieses Gefühl dann auch mit meinem Freund Thomas zu teilen war schon unbeschreiblich.“

L!VE: Entsprach Bahrain Deinen Erwartungen? Du warst ja schon wiederholt in der Region unterwegs.

M. W.: „Mit den benachbarten Dubai oder Abu Dhabi ist das wirklich überhaupt nicht zu vergleichen und privat würde ich nicht auf die Idee kommen dahin zu fahren. In der Stadt gibt es eine kleines Stück Skyline und die große Moschee, das war’s dann auch schon. Ganz im Süden gibt es aufgeschüttete Inseln, so in der Art wie in Dubai, aber das ist dort alles Privatgelände und da kommst Du gar nicht hin. Man merkt schon, dass Geld keine Rolle spielt, auch wenn man auf die Rennstrecke kommt. Da steht ein echt großes Riesenrad, das für das Wochenende aus Eisenach in Deutschland extra dahin verschifft wurde. Das hat alleine sechs Wochen gedauert. Dann aufgebaut, vom TÜV aus Dubai für 25.000 Dollar abgenommen und nach den paar Tagen montags wieder abgebaut und zurück verfrachtet. Das Riesenrad war für die Besucher des Rennens umsonst, genau wie mit einem F1-Simulator zu fahren und alle anderen Vergnügungen, inklusive der Konzerte von Craig David und DJ Snake, die dort an der Rennstrecke kostenlos geboten wurden.  

L!VE: Bist du auch gut versorgt worden?

M. W.: „Auf der Rennstrecke wirst du als Fotograf komplett versorgt, von Frühstück über Mittag- und Abendessen, da gab es auch ein großes Barbecue mit den Teams, und alles ist frei. Das ist schon ‘ne Hausnummer. Was mich allerdings überrascht hat, ist die Hotelsituation dort. Es gibt nur zwei Sorten Hotels in Bahrain, günstige und extrem teure. Gut, ich hatte mich nicht in eine Nobelherberge eingebucht, aber auch auf etwas günstigerem Niveau hat mich die Rezeption im ersten Stock doch etwas überrascht, zumal es keinen funktionsfähigen Fahrstuhl gab. Ich hatte aber wenigstens mit Fenstern in meinem Zimmer gerechnet, so kann man sich täuschen. Da half auch nur wenig, dass ich zum Ausgleich eine Pergola mit Weinranken im Zimmer stehen hatte und zwei beleuchtete Fenster-Attrappen. Also das war wirklich kein glamouröses Wohnen, aber deswegen war ich ja auch nicht da.“

L!VE: Wie nah kamst Du den Teams und Fahrern tatsächlich?

M. W.: „Wirklich richtig nah! Allein in dem Bereich zwischen Boxengasse und den Hospitalitys, wo alle die ja alle ständig durchlaufen und du dich als Fotograf tatsächlich auch aufhalten darfst, da musste einfach nur mal kurz warten bis Lewis Hamilton an dir vorbei joggt. Viele der Fahrer sind dann auch supernett und sagen auch mal hallo und grüßen dich.“

L!VE: Gab es denn irgendetwas, was Du so nicht erwartet hättest?

M. W.: „Was ganz anders war, war die Art und Weise mit der du dann das Rennen verfolgst. Normalerweise sitzt du auf der Tribüne, siehst einen kleinen Ausschnitt und beobachtest die Videowände. Als Fotograf ist es hier aber so, dass du dir zuerst eine Stelle suchst, wo du einen guten Blick auf den Start hast. Dann hoffst du auf eine tolles Bild, wenn irgendwas passieren sollte. In Bahrain ist nix passiert, also bleibst du da erstmal sieben, acht Runden, dann suchst du dir eine neue Stelle und hoffst wieder. Außerdem musst Du schon darauf achten, dass dir nicht andere Fotografen vor dir da stehen, denn da gibt es schon eine gewisse Konkurrenz und Rivalität. So geht das weiter bis sich das Rennen dem Ende nähert und du dich wieder auf den Weg in den Start/Ziel-Bereich machst, damit du spätestens für Bilder der Siegerehrung wieder rechtzeitig da bist. Unterm Strich bedeutet das, von dem eigentlichen Rennverlauf kriegst du fast gar nichts mit. Du bist nur am warten, laufen, Shuttle fahren, das kann schon stressig sein.“

L!VE: Lass mich raten, diese knapp zwei Wochen vergingen wie im Flug?

M. W.: „Stimmt, auf einmal war alles rum. Dann stehst du da, fährst von der Strecke und sagst dir immer wieder: das war’s. Wir haben dann noch ein Abschiedsfoto gemacht und dann war’s wirklich vorbei. Ein paar Tage habe ich dann hier schon gebraucht, um wieder richtig anzukommen. Inzwischen gab’s dann aber auch schon erneut Momente, wo ich dachte, Mensch, ich will wieder! Dann war jetzt auch noch das Rennen in Saudi Arabien und dann guckst du da zu und erkennst den einen oder anderen Fotografen. Da kommst du dann schon ins überlegen, aber Plätze für die europäischen Rennen, die jetzt kommen sind illusorisch und alles andere ist weit weg und schlichtweg zu teuer. Die Ambitionen habe ich ja auch gar nicht. Ich wollte es halt einmal erleben. Vielleicht habe ich auch ein bisschen Blut geleckt, aber da jetzt alle vierzehn Tage durch die Weltgeschichte zu hetzen, das wäre nicht so mein Leben.“

L!VE Perspektivwechsel: Queere Meisterwerke

Oscars, Berlinale und Max Ophüls sind vorbei, die Filmfestspiele in Cannes stehen vor
der Tür. Nicht erst seit der aufmerksamkeitsstarken Actout-Kampagne erfährt die
Filmbranche einen Wandel, hin zur zunehmend selbstverständlichen Sichtbarkeit und
Thematisierung von Homosexualität oder Transidentität auf der Leinwand. Eine
wichtige Entwicklung und Errungenschaft, die queeren jungen Menschen zunehmend
eine Welt uneingeschränkter Akzeptanz, Selbstverständlichkeit und Freiheit eröffnet. 

Ein wünschenswerter Weg, den zu wesentlichen Teilen auch die Kunst bereitet: durch Sichtbarkeit,
Aufklärung, Emotionalisierung, Nahbarkeit und Teilhabe. Nicht zuletzt durch Verständnis über
Perspektivwechsel. Deshalb wirft unser freier Redakteur Marc Kirch in diesem Monat einen Blick auf
die einflussreichste Filmkunst der queeren Bewegung. Erfahrt seine persönlichen Empfehlungen mit
dem Wunsch ein besseres Verständnis für die Lebensrealität im damals, jetzt und morgen queerer
Menschen zu erlangen. Darunter Pioniere, die als mutige Wegbereiter in Zeiten der Strafbarkeit eine
Repräsentation von Homosexualität auf der Leinwand wagten und damit erstmals ermöglichten, dass
sich queere Menschen „gesehen“ fühlten.

1) Benediction

Veröffentlichung: 2021
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Jack Lowden, Peter Capaldi, Jeremy Irvine
Regie: Terence Davies
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google PlayHandlung: Im Mittelpunkt des Biopics Benediction steht der englische Dichter und Autor Siegfried Sassoon Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die Basis seiner Geschichte bilden dabei seine Poesie, seine traumatisierenden Erinnerungen als Soldat im ersten Weltkrieg und seine Erfahrungen als schwuler Mann in mehr als nur komplizierten Beziehungen. 

2) Der Teufelskreis (Victim)

Veröffentlichung: 1961
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Dirk Bogarde, Sylvia Syms, Dennis Price
Regie: Basil Dearden
Verfügbarkeit: Amazon (Import), YouTube Handlung: 

Der Buchhalter Jack Barrett wird im London der frühen 1960-er Jahre wegen seiner Homosexualität erpresst. Er beginnt, das geforderte Geld in seiner Firma zu unterschlagen. Als er verhaftet wird, nimmt er sich das Leben.

3) Brokeback Mountain

Brokeback Mountain (Bild: dpa /  Tobis StudioCanal GmbH & Co. KG) 

Veröffentlichung: 2005
Produktionsland: USA, Kanada
Hauptrollen: Heath Ledger, Jake Gyllenhaal, Anne Hathaway
Regie: Ang Lee
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der Film über die Liebesgeschichte zwischen zwei Cowboys Mitte der 1960-er Jahre war nicht ganz unumstritten. Er gehörte zu den am besten rezensierten Filmen des Jahres 2005 und schafft es, im Gegensatz zu vielen kleineren queeren Filmen vor ihm, erstmals das Leiden schwuler Männer in einer intoleranten Gesellschaft ins breite Rampenlicht zu stellen.

4) Stonewall (where pride began)

Veröffentlichung: 2015
Produktionsland: USA
Hauptrollen: Jeremy Irvine, Ron Perlman, Joey King
Regie: Roland EmmerichVerfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der Film beleuchtet, eingebettet in die Story des Homosexuellen Danny Winters, wie es zum Stonewall-Aufstand 1969 kam, einer Serie von gewalttätigen Konflikten zwischen LGBT-Personen und Polizeibeamten in New York City. 

Diese Stonewall-Unruhen sind der Ausgangspunkt des Christopher Street Day (CSD). Diese weltweit jährlichen Pride-Paraden erinnern an diesen Tag1 – jenes Ereignis, das den Wendepunkt und die Grundsteinlegung im Kampf für Gleichbehandlung und Anerkennung queerer Menschen bedeutete.

5) Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt

Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt Buch und Regie Rosa von Praunheim, © WDR, honorarfrei – Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter WDR-Sendung bei Nennung „Bild: WDR“.

Veröffentlichung: 1971
Produktionsland: Deutschland 
Hauptrollen: Ernst Kuchling, Berryt Bohlen, Bernd Feuerhelm
Regie: Rosa von Praunheim
Verfügbarkeit: Prime 

Handlung: Im Stil einer Dokumentation gibt dieser Film des Regisseurs Rosa von Praunheim einen Einblick in die gesellschaftlich-politische Lage der Homosexuellen Anfang der 1970-er Jahre und Zeiten der Strafbarkeit durch Paragraf 175 StGB. 

6) Milk

Veröffentlichung: 2008
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Sean Penn, Emile Hirsch, Josh Brolin
Regie: Gus van Sant
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Die Filmbiographie von Harvey Milk, der 1972 mit Lover Scott Smith nach Kalifornien zieht und gegen die Diskriminierung der Schwulen kämpft. Als erster offen Männer liebender Mann erobert er ein politisches Amt. Als Stadtrat von San Francisco wird er zur populären Ikone, für seinen konservativen Kollegen Dan White aber zur Reizfigur, auf die sich Wut und Frustration entlädt. 

7) Prayers for Bobby

Veröffentlichung: 2009

Produktionsland: USA Hauptrollen: Sigourney Weaver, Henry Czerny, Ryan KelleyRegie: Russell MulcahyVerfügbarkeit: Prime 

Handlung: Die wahre Geschichte von Bobby Griffith. Mary Griffith, eine streng religiöse Mutter in den USA Anfang der 1980er, kann sich mit der Homosexualität ihres Sohnes nicht abfinden und tut alles, um ihn von seiner `Krankheit‘ zu `heilen‘. Sie ist der festen Überzeugung, Bobbys Homosexualität sei eine Sünde.

8) Moonlight

Veröffentlichung: 2017
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Ashton Sanders, Alex R. Hibbert, Trevante Rhodes 
Regie: Barry Jenkins
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Oscarprämierter Film basierend auf einer Geschichte von Tarell Alvin McCraney. „Moonlight“ konzentriert sich auf Themen wie Race, männliche Identität und Sexualität und folgt dabei dem sensiblen Chiron bei seiner Reise bis ins Erwachsenenalter. 

9) Pose

Veröffentlichung: 2018-2021 (Serie) 
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: MJ Rodriguez, Dominique Jackson, Billy PorterRegie: Ryan Murphy
Verfügbarkeit: Netflix

Handlung:Die Serie beginnt im Jahr 1987 in New York und beleuchtet in verschiedenen Segmenten die Gesellschaft und das bunte Leben in der Großstadt. Das Themengebiet umfasst einerseits den Aufstieg der luxuriösen Trump-Ära und gewährt andererseits Einblick in die Parallelwelt der sogenannten Ballroom Culture, eine LGBTQ-Subkultur, welche zu dieser Zeit Aufwind bekam und vor allem queeren Mitgliedern der afroamerikanischen und LatinX-Gemeinschaft besucht wurde. Im Mittelpunkt der Serie steht die Transfrau Blanca, die gerade von ihrer HIV-Infizierung erfahren hat und ein neues Leben beginnen will. 

10) Boys don‘t cry

Veröffentlichung: 1999
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Hilary Swank, Chloë Sevigny, Peter Sarsgaard
Regie: Kimberly Peirce, 
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Disney+Handlung:

Dieser oskarprämierte Film beruht auf einer wahren Geschichte, die sich in Nebraska zugetragen hat. Der Film erzählt die Geschichte Brandon Teenas, ein junger Transmann der 1993 aufgrund seiner Identität ermordert wurde. 

11) Die erste Liebe (Beautiful thing)

Veröffentlichung: 1997
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Linda Henry, Glen Berry, Scott Neal
Regie: Hettie MacDonald
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der homosexuelle Jamie Gangel fühlt sich zu seinem Mitschüler Ste Pearce hingezogen, traut sich aber aufgrund seines sozialen Umfelds nicht, ihm seine Gefühle zu gestehen. Erst zufällig kommen die beiden Teenager sich eines Tages näher.

12) Der verlorene Sohn (Boy erased)

Veröffentlichung: 2018
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Lucas Hedges, Nicole Kidman, Russell Crowe
Regie: Joel Edgerton
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der Film erzählt die wahre Geschichte des neunzehnjährigen Jared Anfang der 2000er, der als Sohn eines Baptisten-Predigers in den amerikanischen Südstaaten aufwächst. Als seine Eltern von seiner Homosexualität erfahren, zwingen sie ihn, an einem Bekehrungscamp teilzunehmen. Er lässt sich darauf ein, um seine Familie und seinen Glauben nicht zu verlieren, doch muss sein wahres Selbst in dieser absurden Therapie leugnen.

13) Schwule Mütter ohne Nerven

Veröffentlichung: 2005
Produktionsland: Spanien 
Hauptrollen: Daniel Hendler, Hugo Silva, Véronica Forqué
Regie: Manuel Gómez Pereira
Verfügbarkeit: Amazon 

Handlung: In Spanien wird 2005 die Homosexuellen-Ehe legalisiert. Zu diesem feierlichen Anlass haben sich sechs junge Männer zusammengefunden, die ihrem jeweiligen Lebenspartner im Rahmen einer medienwirksamen Gruppenhochzeit das Jawort geben wollen. Die Mütter der heiratswilligen Jungs sind gestandene Frauen, die sich progressiv und weltoffen geben. Für die sexuelle Neigung ihrer geliebten Söhne bringen sie viel Verständnis auf – doch alles hat seine Grenzen.

14) Rafiki

Veröffentlichung: 2018
Produktionsland: Kenia Hauptrollen: Samantha Mugatsia, Sheila Munyiva, Neville Misati
Regie: Wanuri Kahiu
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Die persönliche Geschichte der kenianischen Regisseurin Wanuri Kahiu ist ebenso dramatisch wie die ihres Films „Rafiki“. Die lesbische Teenager-Romanze, die in einer kenianischen Provinzstadt spielt, stellte sich als starke politische Aussage heraus. Tage nach der Auswahl für Cannes wurde der Film in Kenia, wo Homosexualität illegal ist, vom Film Classification Board wegen seiner „klaren Absicht, Lesbianismus zu fördern“ verboten. 

15) Pariah 

Veröffentlichung: 2011
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Adepero Oduye, Aasha Davis, Charles Parnell
Regie: Dee Rees
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Die 17-jährige Alike lebt mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester im Viertel Fort Greene in Brooklyn. Während ihre Eltern mit Eheproblemen kämpfen, sucht sie nach ihrer sexuellen Identität. Sie ist lesbisch, aber ist nicht sicher, wie ihre Eltern auf ihr Coming-Out reagieren würden. Als sie den Schritt wagt, muss sie um die Anerkennung ihrer Eltern und Freunde kämpfen. Aus einer weiblichen Perspektive betrachtet, beschäftigt sich der Film nicht nur mit Themen wie Feminismus und lesbischer Identität, sondern auch mit Selbstwertgefühl und Akzeptanz.

16) Out in the dark – Liebe sprengt Grenzen

Veröffentlichung: 2012
Produktionsland: Israel, USA
Hauptrollen: Nicholas Jacob, Michael Aloni, Jamil Khoury
Regie: Michael Mayer
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Seine Homosexualität bereitet dem Psychologiestudenten Nimr in seiner palästinensichen Gesellschaft große Schwierigkeiten. Ein Outing würde die Verachtung durch seine Familie zur Konsequenz haben. So beschließt Nimr, nach Tel Aviv zu gehen. Dort lernt er den israelischen Anwalt Roy kennen, in den er sich verliebt. Schnell muss Nimr jedoch feststellen, dass er in Israel wegen seiner Herkunft unerwünscht ist. Eine schwierige Entscheidung zwischen Liebe und seinem Leben steht ihm bevor.

17) Freier Fall

Veröffentlichung: 2013
Produktionsland: Deutschland 
Hauptrollen: Hanno Koffler, Max Riemelt, Katharina Schüttler
Regie: Stephan Lacant
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der Film erzählt die Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Polizisten: Marc Borgmann ist 36 Jahre alt, beruflich aufstrebend und wohnt mit seiner schwangeren Freundin Bettina Bischoff in einem Eigenheim, welches seine Eltern vorfinanziert haben. Alles in seinem Leben läuft in geregelten Bahnen, bis der vermeintlich heterosexuelle Polizeibeamte auf einer Fortbildung den Kollegen Kay Engel kennenlernt und sich in ihm ungeahnte Gefühle regen. Marc versucht zunächst, seine neu entdeckte homosexuelle Seite zu ignorieren und in sein bisheriges Leben zurückzufinden.

18) Blau ist eine warme Farbe (La vie d’Adèle)

Veröffentlichung: 2013
Produktionsland: Frankreich, Belgien, Spanien
Hauptrollen: Léa Seydoux, Adèle Exarchopoulos, Salim Kechiouche 
Regie: Abdellatif Kechiche
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der Film gewann die Goldene Palme von Cannes. Die 15-jährige Adèle geht noch zur Schule, als sie feststellt, dass sie sich zu Frauen hingezogen fühlt. Sie verliebt sich in die ältere Kunststudentin Emma, die schon allein wegen ihrer blauen Haare auffällt. Die beiden jungen Frauen lassen sich auf eine Affäre ein, aus der eine Beziehung entsteht. Nach ihrem Schulabschluss ist Adèle ihrer Freundin völlig verfallen, fühlt sich aber in deren Freundeskreis nicht wohl. Als Emma eine Ex-Freundin trifft, beginnen die Probleme.

19) God‘s own country

Veröffentlichung: 2017
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Josh O‘Connor, Alec Secāreanu, Ian Hart 
Regie: Francis Lee
Verfügbarkeit: Netflix, Prime, Apple TV 

Handlung: Der 24-jährige Johnny arbeitet hart auf der Schafsfarm seiner Familie in Yorkshire. Die eintönige Arbeit und die schlechte Beziehung zu seiner Familie machen ihn depressiv. Aus Frust betrinkt er sich regelmäßig und pflegt Verhältnisse mit einigen der Männer im Dorf. Doch dann kommt der Saisonarbeiter Gheorghe auf den Hof, und Johnnys Alltag ist plötzlich nicht mehr so trübselig. Er beginnt, starke Gefühle für Gheorghe zu entwickeln. Alles nicht so einfach in der englischen Provinz! 

20) Transparent 

Veröffentlichung: 2014-2019 (Serie)
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Jeffrey Tambor, Amy Landecker, Jay Duplass
Regie: Joey Soloway, Nisha Ganatra
Verfügbarkeit: Prime 

Handlung: Die Serie erzählt die Geschichte einer dysfunktionalen Familie aus Los Angeles. Hier hat jeder seine kleinen Eigenheiten und wie das in einer Familie so ist, besitzt auch jedes Mitglied seine persönlichen Geheimnisse. Familienoberhaupt Morton Pfefferman will sein Geheimnis jedoch nun mit seinen drei Kindern Sarah, Ali und Josh teilen und der versammelten Mannschaft bei Tisch verkünden, dass er transsexuell ist. Aus Morton wird so also Maura. Eine spannende und erkenntnisreiche Reise über die Ursachen und Wirkungen von Familiengeheimnissen sowie deren Offenbarung. 

21) Eine fantastische Frau

Veröffentlichung: 2017
Produktionsland: Chile, USA, Deutschland, Spanien
Hauptrollen: Daniela Vega, Francisco Reyes, Luis Gnecco
Regie: Sebastián Lelio
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Marina ist eine Transgender-Frau, die in Santiago de Chile glücklich mit ihrem Freund Orlando zusammen ist. Als dieser unerwartet stirbt, begegnen sowohl die Behörden als auch Orlandos Familie ihr mit Misstrauen und Verachtung. Die Hetzjagd auf sie geht sogar so weit, dass Marina vorgeworfen wird, sie habe etwas mit dem Tod von Orlando zu tun. Ein Kampf um Anerkennung beginnt, wobei Marina in ihrer Trauer alleine ist.

22) Mario

Veröffentlichung: 2018
Produktionsland: Schweiz
Hauptrollen: Max Hubacher, Aaron Altaras, Jessy Moravec
Regie: Marcel Gisler
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Mario ist in Leon verliebt – dass die beiden in der gleichen Fußballmannschaft spielen, macht die Situation nicht einfacher. Ihr Umfeld ist geprägt von Vorurteilen. Doch den anderen Jungs entgeht nicht, dass es zwischen Mario und Leon knistert. Bald kocht die Gerüchteküche, während die beiden versuchen, ihre Beziehung geheim zu halten. Schließlich will Mario nicht seine mögliche Profikarriere gefährden.

23) Supernova

Veröffentlichung: 2021
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Colin Firth, Stanley Tucci, James Dreyfus
Regie: Harry Macqueen
Verfügbarkeit: Netflix, Prime, Apple TV 

Handlung: Sam und Tusker kennen sich bereits seit 20 Jahren und auch fast so lange schon ein Paar. Nachdem bei Tusker eine rapide voranschreitende Demenz diagnostiziert wurde, wegen der er seinen Partner immer mal wieder nicht erkennt, verändert sich alles. Die beiden wollen mit ihrem Wohnmobil einen Roadtrip durch England machen, solange Tusker noch reisen kann. Dabei wollen sie Freunde, Familie und Orte aus ihrer Vergangenheit besuchen. Bei der Reise wird ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt.

24) Eismayer

Veröffentlichung: 2022
Produktionsland: Österreich
Hauptrollen: Gerhard Liebmann, Luka Dimic, Julia Koschitz
Regie: David Wagner
Verfügbarkeit: Im Kino

Handlung: Vizeleutnant Eismayer ist der gefürchtetste Ausbildner beim österreichischen Bundesheer und führt ein Doppelleben als Vorzeige-Macho in der Öffentlichkeit und als Schwuler im Geheimen. Als ein junger Soldat einrückt, der offen schwul is  und Eismayer sich in ihn verliebt, stellt er die Welt von Eismayer auf den Kopf. Basierend auf wahren Begebenheiten.

25) Seitenspiel

Veröffentlichung: 2022
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Alexander Lincoln, Alexander King, Peter McPherson
Regie: Matt Carter
Verfügbarkeit: Im Kino

Handlung: Nach ein paar Gläsern zu viel landen die beiden Rugby-Spieler Matt und Warren miteinander im Bett. Die Crux bei der Sache? Beide Männer sind in festen Beziehungen, die nun durch ihre wachsenden Gefühle füreinander zu zerbrechen drohen. Doch nicht nur das: Auch ihr Rugby-Team steht durch die Affäre auf dem Spiel. 

26) Smiley 

Veröffentlichung: 2022 (Serie)
Produktionsland: Spanien
Hauptrollen: Carlos Cuevas, Miki Esparbé, Ramón Pujol
Regie: david Martín Porras, Marta Pahissa
Verfügbarkeit: Netflix

Handlung: Auf der Suche nach der wahren Liebe sind zwei Männer mit Zögern und Hemmungen konfrontiert. Ihr Leben in Barcelona führt durch ihre Freunde öfter zu verpassten Chancen, eine Beziehung überhaupt eingehen zu können. Eine humorvoller, manchmal angenehm zynischer Blick auf die Lebensrealität der heutigen Grindr und Tinder-Gesellschaft. Handlungstipps inklusive, wie man sich erfolgreich selbst davor bewahrt, das zu bekommen nach dem man sich am meisten sehnt. 

27) Uncoupled 

Veröffentlichung: 2022 (Serie)

Produktionsland: USA
Hauptrollen: Neil Patrick Harris, Tisha Campbell, Tuc Watkins
Regie: Tony Basgallop
Verfügbarkeit: Netflix

Handlung: Michaels Leben wird auf den Kopf gestellt, als ihn sein Ehemann nach 17 Jahren verlässt. Michael hat mit zwei Problemen zu kämpfen: den Verlust seines Seelenverwandten und sein neues Dasein als alleinstehender schwuler Mann in seinen Vierzigern. Mit ernsthaften aufrichtigen Absichten gar nicht leicht in einer schnelllebigen, von Oberflächlichkeiten geprägten Grindr-Gesellschaft. 

Uni-Geschäftsstelle der IKK Südwest Saarbrücken feiert Wiedereröffnung

Auf dem Campusgelände feiert die Uni-Geschäftsstelle der IKK Südwest ihre Wiedereröffnung. Jan Wilke ist Berater vor Ort und gibt Einblicke in die Vorteile für Studenten.

IKK Südwest: Die Uni-Geschäftsstelle war während der Pandemie geschlossen. Wie sehr freut ihr euch darauf, dass es wieder losgeht?

Jan Wilke: Ab sofort gibt’s endlich wieder für alle wie gewohnt persönliche Beratung auf dem Saarbrücker Campus. Als Überraschung erhält jeder, der mit einem Freund vorbeikommt, ein Goodie unserer IKK NOW. Das ist unser Tarif, den wir besonders allen Studierenden und Azubis empfehlen und der jede Menge Vorteile bietet.

IKK Südwest: Warum sollte sich ein Studi unbedingt mit dem Thema Krankenversicherung auseinandersetzen?

Jan Wilke: Für Studenten, die sich nun selbst versichern müssen, ergeben sich oft Rückfragen: Zum Beispiel, bis zu welcher Grenze darf ich im Studentenjob verdienen? Gilt die Versicherung auch im Auslandssemester?

IKK Südwest: Neben dem persönlichen Gespräch, kann vieles auch bequem per App erledigt werden. Was sind die Möglichkeiten?

Jan Wilke: Es gibt zum Beispiel unsere IKK NOW-App. Mit ihr kann vom Dokumente hochladen bis hin zu Rabatten (bis zu 270 € pro Jahr), alles erledigt werden. Bei Fragen, kommt gerne vorbei und lernt uns kennen!

Die Öffnungszeiten sind donnerstags von 9.30 bis 15.00 Uhr im Campusgebäude C3 1. Eine Terminvereinbarung ist aber auch außerhalb der Öffnungszeiten unter info@ikk-sw.de möglich. Infos für junge Versicherte gibt es unter https://ikknow.de/.

Ausstieg aus dem Hamsterrad

Hallo Mikrokosmonauten: Ruhejahr statt Ruhetag

Was andere in ihren Zwanzigern durchleben, passiert mir in den Vierzigern. Wer jetzt an sexuelle Eskapaden und durchzechte Wochenenden denkt, ist allerdings auf dem Holzweg. Vielmehr geht es um das Sich-Ausprobieren und um die allseits begehrten Fragen: „Was kann ich? Wer bin ich? Was will ich?“. Was Work & Travel für die Twens ist, sollte jeder Arbeitgeber einem Middle-Ager in ähnlicher Form auch anbieten können. Es gibt die sogenannten Sabbatjahre bereits, aber man muss um sie kämpfen, wenn man nicht gerade selbstständig ist oder von seinen Kollegen schief angeguckt werden möchte. „Hä? Was willst du machen??“, heißt es dann, wenn man das Wort Sabbat oder Sabbatical in der Runde erwähnt. Dabei finde ich es absolut legitim, in den Vierzigern über einen temporären Ausstieg aus dem System nachzudenken, ohne Angst haben zu müssen, danach nicht mehr auf seinen beruflichen Posten zurückkehren zu können. Und mehr noch: Es sollte heutzutage jedem bereits im Vorstellungsgespräch angeboten werden, sich für ein paar Monate oder gar ein Jahr unbezahlt verabschieden zu können. Nicht, weil Faulheit gefördert werden soll, sondern einfach, um zu signalisieren: „Das Leben birgt noch so viel mehr!“.

Eine berufliche Auszeit. Das hört sich einfach wunderbar an. Und dennoch nutzen es viel zu wenige oder es wird unter dem Ladentisch gehandelt. Gerade in den Dreißigern oder Vierzigern für mich ein Unding, denn wenn nicht jetzt, wann dann? Wir sind zwar inzwischen zu alt, um am australischen Surfers Paradise leicht bekleidet in einer Strandbar zu jobben, aber noch jung genug, um uns gerade jetzt bewusst zu machen, was das Leben noch so hergibt. Wo uns vor ein oder zwei Jahrzehnten noch der Mut oder das Selbstbewusstsein fehlte, läge jetzt eine ganze Welt voller Möglichkeiten vor uns, vor denen wir uns nicht mehr angsthäsisch verstecken müssten, weil wir inzwischen gereift und gewachsen sind! Aber möchte ein Boss uns nicht eher vom Sabbat abhalten, wohl wissentlich, dass genau jener Mut und Selbstbewusstsein in Form unserer Arbeitskraft ihm viel mehr nützt, als wenn sie irgendwo da draußen zum Einsatz kommt? Ich meine, ein bisschen Egoismus steht einem Chef ja auch zu, aber was springt für uns dabei raus? Also was springt wirklich dabei raus? Und ich spreche hier von der allseits beliebten Gegenüberstellung Gehalt vs. Aufwendung Lebenszeit. Manchmal glaube ich, dass genau jetzt die Zeit ist, um entweder sein Gehalt zu maximieren oder die dem Job geopferte Lebenszeit zu reduzieren.

Sabbatical – erlaubt und doch offenkundig nicht ganz so gerne gesehen.

Dabei ist die berufliche Auszeit in anderen Ländern etwas völlig Normales. Deutschland hinkt – wie so oft – hinterher. Hier muss ein Arbeitgeber dem Wunsch nach einer Auszeit nicht zwingend nachkommen. Womit wir wieder beim egoistischen Boss sind, der unsere Kreativität, unseren Einsatz und unsere geballte Anwesenheit dort haben möchte, wo er auch was davon hat: Sitzend am Schreibtisch, im Dienste Ihrer Majestät!

Das schmeichelt mir sehr. Und es ist ja auch schön, wenn ich gebraucht werde. Aber „brauchen“ tue ich in erster Linie Sauerstoff, Bewegung und im besten Falle ein gigantischer Sonnenuntergang irgendwo im Süden! Und ich brauche vor allem mich. Und seien wir ehrlich: So richtig ich sind wir trotz gutem Arbeitgeber nie so ganz.

Sabbatjahr – der Name stammt aus der Tora, in der dieses Jahr das siebte in einer Reihe ist. Laut Tora sollen in diesem Jahr die Felder und Äcker brachliegen und die Sklaven freigelassen werden. Wie sinnbildlich für unser aller Leben der Kaste Mittelschicht!

Einem drohenden Burn-Out vorbeugen

Wer nicht warten möchte, bis ihn der Zwangsjacken-Status ereilt, sollte dringend mit seinem Chef sprechen! Wer es sich jedoch finanziell nicht leisten kann, einfach mal so ein paar Monate in eine unbezahlte Auszeit zu gehen, hat die Option, auf eine temporäre Teilzeit umzuschwenken. Ja, auch das ist möglich, sofern der Arbeitgeber mit sich reden lässt. Und man mag es kaum glauben, aber auch diese Möglichkeit soll schon Wunder bewirkt haben. Habe ich gehört.

Wir sollten uns immer vor Augen führen: Jünger werden wir nicht. Und das Leben ist endlich. Es tut mitunter sehr weh, darüber zu sinnieren, gerade dann, wenn die Hälfte bereits vorbei ist. Aber auch hier sollte ein Arbeitgeber loyal genug sein, ein entsprechendes Modell zu erarbeiten, das beide Seiten zufrieden stellt. Ob ein ganzes oder halbes Sabbat- oder Teilzeitjahr, oder ein kompletter Ausstieg über mehrere Monate – je größer das Unternehmen, desto vielfältiger die Möglichkeiten, sofern das Verständnis vorhanden ist. Und um auf den auf Ökonomie bedachten Chef zurückzukommen: Für ihn wäre es mehr als lukrativ. Denn was gibt es Besseres, als arbeitstüchtiges Personal, das auch noch obendrein motiviert ist? Einem Chef sollte stets bewusst sein: Manchmal bedarf es mehr als einmal Malle im Jahr.

Planung ist alles

Wer an dieser Stelle bereits mit gepacktem Köfferchen am Terminal steht, sollte jedoch gewarnt sein: Ein Sabbatical kann nicht einfach spontan eingelegt werden. Zum Abklären des finanziellen Hintergrundes sollte man zusätzlich auch planen, wie man diese Auszeit möglichst sinnvoll nutzen kann. Möchten wir Reisen, eine neue Sprache lernen und unseren Horizont erweitern? Oder uns ehrenamtlich engagieren? Oder möchten wir schlichtweg unser gesamtes Leben ändern?

Übrigens: Beamte können bei ihrem Arbeitgeber einfach einen Antrag stellen und innerhalb der geltenden Regeln kann das Sabbatjahr eingelegt werden. In der freien Wirtschaft muss allerdings eine längere Auszeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer verhandelt werden. In der Regel gibt es eine längere Vorlaufzeit, in der Zeitkonten möglicherweise aufgefüllt werden, um dann anschließend pausieren zu können. Leider gibt es hierzulande gerade mal 15 Prozent aller Firmen, die ihren Mitarbeitern feste Modelle eines Sabbaticals anbieten. Da ist Luft nach oben!

Und machen wir uns nichts vor: Laufende Kreditkartenabrechnungen, Miete und sonstige Fixkosten bezahlen sich nicht von selbst. Ein gewisses finanzielles Polster sollte schon vorhanden sein. Und daran wird es dann wohl letztendlich bei den meisten scheitern.

Das dürfen wir nicht zulassen!

Am Ende ist es doch so: Ab heute wird gespart, Lotto gespielt und das Zeitkonto aufgefüllt. Und im Zweifelsfall jobbe ich dann doch im Bikini in einer Strandbar, nicht jedoch ohne Bikini in einem Stripclub. Wichtig ist, dass am Ende aus einem Zeitkonto ein Erlebniskonto wird, und die daraus resultierenden Ereignisse kann uns keiner nehmen. Es ist im Grunde einfach: Am Ende unseres Lebens denken wir an die schönen Dinge. An all die kleinen und großen Abenteuer und Erlebnisse. An all die Situationen, in denen wir mutig waren und gesagt haben: „Schei* drauf, ich mach das jetzt einfach!“. Nicht mehr und nicht weniger.

Immer noch einfach Emma

Vor zwei Jahren trafen wir Emma das erste Mal und stellten die Geschichte ihrer Transition vor. Höchste Zeit nachzuhören, wie es ihr seitdem ergangen ist.

Was bisher geschah: eigentlich ist Emma Lesch eine ganz normale, junge Frau und die mittlerweile 27jährige arbeitet nach wie vor in einem ganz normalen Beruf, hat ganz normale Hobbys und lebt ein ganz normales Leben. Höchstens die roten Haare lassen sie nach wie vor aus der Masse herausstechen, zumindest mehr als der nicht wirklich sichtbare Umstand, dass sie eine Mann–Frau Transition durchlebt hat. Nachdem sie die Erkenntnis, dass bei ihr irgendwas anders ist, lange Jahre nur mit sich selbst ausgemachte, war Silvester 2020 ein Facebook-Post, in dem sie ihr neues Selbst mit den Worten „Hallo Emma“ begrüßte, der erste entscheidende Schritt. Es folgten langwierige bürokratische Hürden, von mehreren Gutachten und diversen Anträgen bis schließlich hin zur geschlechtsangleichenden Operation, die ja auch nicht ohne Risiken ist. Das war der Stand als wir sie 2021 trafen.

Inzwischen ist das Thema Transgender erfreulicherweise ein Stück weit in der Normalität angekommen. Selbstredend ist da noch Luft nach oben, aber immerhin haben seitdem Trans-Menschen wie Alex Mariah Peter Heidi Klums GNTM gewonnen oder Jolina Mennen beim Promi-Turmspringen und im Dschungelcamp überzeugt. Aber die allermeisten der Betroffenen sind weiterhin keine schillernden Ausnahmeschönheiten, sondern gar normale Menschen, wie eben Emma.

L!VE: Wie hast Du denn das Feedback auf den damaligen Artikel erlebt?

Emma Lesch: „Das war vor allem die Erfahrung, dass Begegnungen mit Leuten, die mich zum ersten Mal wieder getroffen haben, deutlich angenehmer war. Jeder wusste jetzt Bescheid, ich musste nicht mehr großartig erklären. Ich konnte einfach durch Saarbrücken laufen und sein, wer ich bin und wenn es Reaktionen gab, dann waren die durchweg positiv.“

L!VE: Was gibt es abgesehen davon Neues im Leben der Emma Lesch?

E. L.: „Eigentlich nicht viel. Ich habe einfach mein Leben weiter gelebt, ganz normal mit Arbeit, immer noch bei der alten Firma, und natürlich immer noch mit Handball, leider inklusive Auf- und Abstieg, wo ich sogar eigentlich eher noch mehr Zuspruch erhalten habe. Auch körperlich keinerlei Komplikationen im Nachhinein. Alles fühlt sich so an, als wäre es ursprünglich so gewollt und auch in dieser Hinsicht keinerlei negative Erfahrungen. Wirklich neu ist nur die Tatsache, dass ich jetzt gerade auch noch mit Tennis anfange aufm Altenkessel, nachdem ich gewissermaßen aus Versehen ein Turnier im Rahmen des Handballtrainings gewonnen hatte, ohne vorher jemals wirklich einen Schläger in der Hand gehabt zu haben. Aber auch da ist meine Transition kein Thema, die kennen ja alle meine Geschichte.“

L!VE: Auch an dem beispielhaften Rückhalt Deiner Familie hat sich nichts geändert?

E. L.: „Ich würde sogar behaupten, dass wir aufgrund meiner Geschichte und wie das dann alles so gekommen ist, als Familie noch enger zusammen gewachsen sind. In jeder Hinsicht und egal was da kommt, unsere Familie ist einfach stark, gleich welcher Situation wir uns gegenüber sehen. Tatsächlich ist uns durch diese Erfahrung nochmal klar geworden, wir sind einfach eine saugeile Familie!“

L!VE: Man kann also sagen, dass Dir in der Zwischenzeit nichts widerfahren ist, was den damaligen Entschluss auch nur ansatzweise in Frage stellt?

E. L.: „Absolut nichts, nur positives Feedback. Für mich ist alles weiterhin ganz normal, beziehungsweise wie damals der Titel war, einfach Emma.“

L!VE: Du würdest also auch mit dem Abstand jetzt, alles nochmal genauso machen, wie Du es getan hast?

E. L.: „Ganz genauso, wie ich es gemacht habe! Es war ja auch alles von Anfang an bis ins Detail durchstrukturiert. Ich hatte mir tatsächlich so eine Art To-Do-List erstellt und habe die Punkt für Punkt abgearbeitet. Klar hat sich wegen Corona hier und da manches ein bisschen verzögert, aber letztlich war das vielleicht auch nur ein halbes Jahr.

L!VE: Der ganze Hype um Transmenschen in den sozialen Netzwerken bis hin zu Promi-Turmspringen und Dschungelcamp geht weiterhin spurlos an Dir vorbei?

E. L.: „Dschungelcamp hab‘ ich halt gar nicht geguckt und für mich persönlich, hat das auch nichts mit mir und meinem Leben zu tun. Ich feier‘ jeden, der den Schritt macht und sich entscheidet seinen Weg zu gehen. Ich bereue es auf gar keinen Fall! Ich sag‘ mal so, hätte ich das damals nicht getan, würde es mich heute wohl nicht mehr geben.“

L!VE: Und wahrscheinlich hast Du auch immer noch wenig bis gar nichts mit der Schwulen und Lesben-Szene zu tun?

E. L.: „Für mich ging es eben nur um das Trans-Thema und nicht noch der ganze Anhang, den viele da mit reinbringen. Ich finde es cool und auch wichtig, dass es da eine Gemeinschaft gibt, aber dadurch, das dann auch viele andere Menschen mit anderen Hintergründen dabei sind, wird das Trans-Thema oft in eine Schublade gesteckt, in die es eigentlich nicht reingehört. Das Trans-Thema ist eben nicht zwangsläufig ein schwul-lesbisches Thema. Das gilt auch nach wie vor für mich, denn ich bin offen für den- oder diejenige, die ich vielleicht dann mal finde, bin da aber überhaupt nicht festgelegt.“

L!VE: Hast Du denn durch Deine „Bekanntheit“ in der Zwischenzeit auch andere Trans-Menschen kennengelernt?

E. L.: „Bei Facebook wurde ich nach eurem Beitrag von einer angeschrieben, mit der ich dann auch kurz im Austausch war. Das hatte sich dann aber relativ schnell wieder erledigt, weil es ihr nur um Hilfe und Informationen bei den Abläufen usw. ging. Aber das hatte ich ja auch schon in dem Interview alles geschildert, da konnte man das quasi nachlesen. Natürlich haben sich in den Jahren neue Freundschaften ergeben und ich habe viele neue Leute kennengelernt, beim Feiern in der Garage und so, aber das hatte nichts mit meiner Geschichte zu tun. Halt alles ganz normal, ich steh‘ morgens auf, lebe mein Leben und geh‘ abends wieder ins Bett. Kein Hype, kein Drama, einfach Emma. Ich glaube ich bin die normalste Person, die es gibt.“

L!VE: Also auch beim Thema Kennenlernen alles ganz normal?

E. L.: „Die einzig neue Erfahrung, die ich in der Beziehung gemacht habe, ist der Erstkontakt mit Kindern. Die sind nämlich die misstrauischsten Menschen der Welt und halten damit auch nicht hinterm Berg. Ich habe halt immer noch meine relativ tiefe Stimme und da stehen die dann schon mal mit großen Augen da und man kann ihnen richtig ansehen, wie es in ihren Köpfen rattert. Mann? Frau? Mann? Frau? Die sind das halt nicht gewöhnt, dass da jemand vor ihnen steht, vom Aussehen her Frau, von der Stimme ein Mann. Die allermeisten Kinder denken durch ihre Eltern, Väter und Mütter, ganz natürlich erstmal nur in diesen zwei Kategorien und wenn sie dann etwas begegnen, das da irgendwie nicht rein passt, irgendwie in der Mitte zu sein scheint, dann beschäftigt die das natürlich. Aber irgendwann haben sie sich auch dran gewöhnt und dann ist auch alles gut. Besonders knifflig wurde es besonders nur bei den älteren Geschwistern meines zweijährigen Patenkindes. Die hatten mich nämlich noch als Mann kennengelernt und da musste schon eine gute Geschichte her, die sie auch verstehen konnten. Wir haben denen dann erzählt, ich hätte damals eine Wette verloren und hätte ein Jahr als Mann rumlaufen müssen. Das hat als Erklärung gereicht.“

L!VE: Abschließend müssen wir natürlich noch fragen, wie präsent ist denn da das Thema nach fast drei Jahren überhaupt noch für Dich?

E. L.: „Ach, ich schau‘ mir schon noch gerne Dokumentationen darüber an oder wie es anderen Menschen ergangen ist bei ihrer Transition. Das finde ich immer noch interessant und davon sollte es ruhig mehr geben.“

Leben am Limit

Gesunder Menschenverstand hat schon oft weitergeholfen. Es gibt aber Gelegenheiten, bei denen einem auch Verstand nicht hilft: Bei der Einkommenssteuererklärung zum Beispiel oder bei Diskussionen mit dem eigenen Chef.

Als mich kürzlich wieder einmal die Langeweile packte und ich daher im Esszimmer mein Campingzelt aufbaute, stieß ich auf der Suche nach den Überbleibseln, die ich beim letzten Zusammenbau im Zelt vergessen hatte, dieses Mal nicht auf eine stark in die Jahre gekommene Banane, sondern auf einen Zettel des Zeltherstellers, der mehrsprachig anmahnte, bei der Zeltbenutzung doch die „Regeln des gesunden Menschenverstandes“ zu beachten…

Ich war offen gestanden verwundert: Bei einer Kettensäge oder einem Milchaufschäumer hätte ich eine solche Warnung verstanden. Schließlich sorgen diese Geräte durch falsche Handhabung immer wieder für schlimme Unfälle und Verstümmelungen. Aber bei einem Zelt? Welche Gefahr geht denn von einem handelsüblichen Zwei-Personen-Zelt aus? Außer dass man darin von Moskitos zerstochen wird und bei nächtlichen Toilettengängen über die Abspannschnüre stolpert…

Auch wenn sich Deutschland in der PISA-Studie mittlerweile verbessert hat, scheinen wir noch längst nicht so weit zu sein, dass man uns zutraut, ein Campingzelt benutzen zu können, ohne dabei größere Schäden davonzutragen oder einen Weltuntergang zu verursachen. Eigentlich sollte ein Igluzelt aus dem Discounter niemanden vor größere Probleme stellen: Auspacken, aufbauen, hineinlegen, Kreuzschmerzen, fertig…

Das erfordert weder einen Doktortitel noch ein Y-Chromosom und nicht einmal mehr viel Geschick, seit es Zelte gibt, die man zum Aufbauen einfach in die Luft wirft und die man nach ihrer Benutzung noch auf dem Campingplatz in den Müll wirft. Da man sie zum einen nicht wieder auseinander gebaut, geschweige denn in ihre Verpackung zurückbekommt. Und da man sie zum anderen wegen all der Moskitostiche und Kreuzschmerzen sowieso kein zweites Mal mehr freiwillig benutzen wird…

Wieso also der Hinweiszettel? Hat sich wirklich jemand zum Grillanfeuern im statt vorm Zelt hinreißen lassen und daraufhin sich samt Campingplatz in Schutt und Asche gelegt? Haben die Hinterbliebenen danach dem Zelthersteller die Schuld für dieses Barbecue gegeben, weil in der Bedienungsanleitung des Zelts nicht erwähnt wurde, dass man umgeben von Polyester kein offenes Feuer machen darf? Falls ja, wäre auch die Tupperparty-Tante Schuld, wenn nicht schmeckt, was man eingedost hat…

Mit dem Verstand ist es bei Menschen wie mit einem Vertrag fürs Fitnessstudio: Ihn zu haben, heißt nicht, ihn auch zu nutzen. Eigentlich sollten banale Dinge wie das Reißverschlussverfahren und das Blinken beim Autofahren oder das Pinkeln im Sitzen eine Spezies, die auf den Mond geflogen ist und das Yps-Heft erfunden hat, im Alltag vor keine allzu großen Herausforderungen stellen. Die Wirklichkeit belehrt uns tagtäglich jedoch eines Besseren…

Wie Emus im Laufe ihrer Entwicklung das Fliegen verlernt haben, haben wir Menschen die Fähigkeit verloren, instinktiv zu handeln. Seitdem uns das Internet mit vermeintlich genialen Lifehacks und Video-Tutorials überall und immer zur Seite steht, denken wir nur noch so weit, wie der Akku des Smartphones reicht. Da gerät man schon einmal in Panik, wenn die Wetter-App nicht funktioniert, da man vergessen hat, dass man auch mit einem Blick aus dem Fenster prüfen kann, ob es regnet…

Fragt man heutzutage einen Teenager, ob er seine Entscheidungen instinktiv trifft, wird er wohl vehement verneinen und entgegnen, dass er täglich duscht und Deo benutzt. Genügte früher selbst einem nur wenig begabten Kind ein kurzer Griff auf eine Herdplatte, um zu lernen, was heiß bedeutet, hat ein vermeintlich hochbegabter Sprössling heutzutage bereits die halbe Hand verbrutzelt, bis er realisiert, dass der Geruch von knusprigem Fleisch nicht von der Dönerbude um die Ecke kommt…

Solch ein Nachwuchs erscheint dann später als Erwachsener auch mit einer abgeschraubten Armlehne beim Arzt, wenn er eine Stuhlprobe abgeben soll. Anders als wir Menschen folgen Tiere keinen Handy-Apps, sondern rein ihren natürlichen Instinkten. Abgesehen von Kröten, die sich nach der Uhr richten und gemäß den Krötenwanderungsschildern an Landstraßen strikt nur zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr morgens die Fahrbahn überqueren…

In den USA hat der allgemeine Instinktverlust dazu geführt, dass alles – ob nun Zahnbürste, Glühbirne oder Panzerfaust – über eine Gebrauchsanweisung verfügt, die in einem kurzen Satz darauf hinweist, wofür das Produkt genutzt werden kann, und danach in einem 100-seitigen Anhang aufzählt, wofür nicht. Mit dazu gehört stets eine Liste an Körperöffnungen, in die der Artikel nicht eingeführt werden darf. Einziges was da noch fehlt, sind Gebrauchsanweisungen für Gebrauchsanweisungen…

Auch in Deutschland finden sich immer häufiger Beipackzettel, die Nutzer mit erhobenem Zeigefinger darauf hinweisen, dass kochendes Wasser heiß ist und sich eine Mikrowelle nicht zum Trocknen von Haustieren eignet. Im Neandertal lag einem Feuerstein noch keine buchdicke Gebrauchsanweisung bei wie heutzutage jedem Grillanzünder, die bebildert und in zehn Sprachen erklärt, wie man Feuer macht und wie besser nicht. Dennoch fackelte damals nicht gleich jede Höhle ab….

Ganz im Gegensatz zu heute, wo im Sommer andauernd irgendwo eine Gartensiedlung niederbrennt, weil jemand im Hinweis „In keinem Fall Spiritus zum Grillanzünden verwenden“ ein „in jedem Fall mit reichlich Spiritus“ gelesen hat. Für unsere Arterhaltung sind Warnungen überlebenswichtig, dass Mixer nicht für Fußmassagen und Föhne nicht für die Badewanne geeignet sind. Ohne Packungsbeilage würden Fieberzäpfchen wohl auch den meisten zwischen den Zähnen kleben…

Anders als in den USA ist es bei uns jedoch nicht möglich, die eigene Dummheit auf andere zu schieben und zum Beispiel einen Sägenhersteller auf zehn Trilliarden Dollar Schadensersatz zu verklagen, weil er nicht schriftlich darauf hingewiesen hat, dass man eine Kreissäge nicht zum Schneiden von Fingernägeln verwenden darf. Im Vergleich zu den Amerikanern sind wir Deutsche keineswegs schlauer, sondern einfach mit neun Fingern nur weniger reich…

Betrachtet man die wachsende Zahl an Bundesbürgern, die sich jedes Jahr beim Benutzen ihrer Zahnbürste Verletzungen von Mund, Augen oder After zufügen, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch bei uns auf Toilettenpapier stehen muss, dass dieses nur einseitig benutzt werden sollte und nicht für die Waschmaschine geeignet ist. Allein der Hinweis auf Kokosnüssen, dass die Schale vor dem Verzehr zu entfernen ist, sollte einen nachdenklich stimmen…

Weiß ein Großteil von uns wirklich nicht mehr, dass beim Essen eines Eis-am-Stils am Ende ein Stück Holz übrig bleiben muss? Vielleicht ist es da gar nicht so übel, dass sich heutzutage sogar auf der Bügeleisen-Verpackung der Hinweis befindet, dass Kleidung nicht geglättet werden darf, solange sie noch getragen wird, und auf Tiefkühlpizza-Schachteln der Hinweis steht, dass die Plastikfolie vor der Zubereitung entfernt werden muss…

Aber mal ehrlich: Wer nicht genug Menschenverstand hat, um so etwas von sich aus zu wissen, der hat auch nichts Besseres verdient als eine Gummipizza und verbrannte Nippel! Wenn ich es mir recht überlege, war der Hinweiszettel in meinem Zelt vielleicht doch gar nicht so überflüssig, sondern eher sogar zu klein. Vielleicht sollte man die Warnung zukünftig besser gleich quer auf die Zeltplane drucken. Leben am Limit… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Steht für Allergiker in der Gebrauchsanweisung für Herrenunterhosen eigentlich schon: „Kann Spuren von Nüssen enthalten“?

Clubzone März 2023

Na, das kann ja wirklich lustig werden! Wenn wir die Geschehnisse den ersten Wochen diesen Jahres mal Revue passieren lassen und dann noch mit ins Kalkül nehmen, was die Gerüchteküche so in jüngster Zeit offenbarte, wird es auch in diesem Frühjahr genauso ungebremst und mit ordentlich Partyschmackes weitergehen wie bisher. Da war aber auch wirklich alles dabei: mit der KUFA eine Kultlocation-Location, die sich so langsam selbst wieder eröffnet, Hammerbookings im SEVEN in Sachen Black Music und natürlich der ungebremste Partysturm, der zu Fastnacht über unsere Gemeinde hinüber zog. Aber genug des Vorspiels, wir starten lieber gleich in unsere kleine Party-Rundreise durch einen ziemlich abgefahrenen Februar in unserer kleinen Metropole.

Und da bleiben wir doch gleich in der KUFA, denn die hat im Februar mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen gezeigt, dass die Location auf dem besten Weg ist, an alte, ruhmreiche Zeiten anzuschließen. Besonders in der Fastnachtswoche jagte ein Highlight das nächste. Klassisch machte der WEIBERFASCHING den Anfang und überzeugte besonders mit der Maßnahme, zuerst nur der holden Weiblichkeit Einlaß zu gewähren, während drinnen Male Strippers für die richtige Einstimmung sorgten. Was soll man sagen, der Plan ging auf. Komplett gegenteilig, aber nicht wirklich weniger erfolgreich ging’s dann nur einen Tag später bei der BLACK ANTHEM in der ROCK YOUR HIPS Edition zur Sache. Die DJs Track, Tian Turner und Lenny heizten mit feinsten Black Beats im Foyer und dem Mainfloor nach allen Regeln der Kunst ordentlich ein. Den Partyvogel abgeschossen hat dann allerdings der SAARNEVAL am Faasend-Samstag. Auf satten vier Floors, inklusive aller Tunnel und dem K4-Lager, wurde von zehn der besten DJs der Region Partyeskalation neu definiert, darunter D-Cline (der DJ im Bademantel) und vor allem GREG51, der einfach beste von allen. Wie gesagt, die KUFA startet wieder richtig durch und so ein kleines bisschen haben wir schon Angst, wohin das führen wird. Wir sind auf jeden dabei!

Doch auch außerhalb der etablierten Clubs wurde gefeiert was das Zeug hielt Anfang Februar waren endlich wieder die HEARTBEATS im NOYA unweit der Congresshalle zu Gast! Nach dem gigantischen Spektakel der letzten Party im NOYA gab es nun auch die versprochene Fortsetzung! Und was war denn da bitte los? Brechend volles Haus und an der Tür lange Zeit gar nichts mehr. Wer reinkam, hatte Glück: Die Gute-Laune-Musikanten Splash & Snow sowie Yannick Maurer zündeten ein musikalisches Feuerwerk und brachten die Stimmung wahrlich zum kochen! Das buntgemischte Publikum nahm es dankend an, was sich auch an der Theke bemerkbar machte. Die tapferen NOYA-Theker kamen kaum hinterher, um die durstigen Kehlen zu löschen. Es war auf jeden Fall ein rauschendes Fest! Die nächste Party mit HEARTBEATS-Beteiligung gibts zum Glück schon am letzten Märzsamstag im RATSKELLER. Wer diesmal nicht anstehen möchte, sollte sich also rasch um Tickets kümmern!

Eine Premiere gab es auch zu feiern, denn im KUNSTHERZ, tagsüber das Museumcafé im SAARLANDMUSEUM, wurde die neue Partyreihe WINE & HOUSEBEATZ aus der Taufe gehoben. Ein besonderes Schmankerl dabei war auch die Person des DJs, denn das war kein Geringerer als der üblicherweise als Bandleader bekannte Elmar Federkeil. Der fühlte sich nämlich nun auch zum DJ berufen und hat seine Sache mit Hilfe eines Laptops auch wirklich nicht so schlecht gemacht. Gut, beatmatching und mixen hätten noch etwas Übung und Feinschliff gebrauchen können, aber auch diesmal fiel kein Meister vom Himmel. Wichtig war vor allem die Auswahl der Musiktracks und die passte. Das Publikum entsprach auch zu hundert Prozent dem Untertitel der Party „Tanzen für Erwachsene“ und das nächste Mal feiern die bestimmt mindestens so ekstatisch wie bei Elmar Federkeil SOULNIGHTS mit Live-Musik im LOFT. Wir sind auf jeden Fall wieder dabei.

Im STUDIO 30 gab es im Februar wieder ein bunt gemischtes Programm aus Konzerten und Partys. Die ausverkaufte Poetry Veranstaltung mit dem DICHTERDSCHUNGEL war dabei nur der Auftakt und das vom EINRAUM 2.0 veranstaltete SEDUCTION LGTBQ+ Event bot schon tags drauf wieder Karma-Sutra Time. Am Faschingswochenende bot das STUDIO 30 eine Oase für alle, die keine Lust auf Fasching haben und präsentierte mit dem neuen Format JUKEBOX HERO einen vollen Erfolg. Am Faschingssamstag gab es dann mit dem Live Konzert „Deathcore vs Metalcore“ und dem anschließenden METAL CARNIVAL eine doppelte Dosis Metal! Den Abschluss bildete schließlich das ALL THAT BLUES Festival vom Team LindyHop Saarbrücken, bei dem nicht weniger gut gefeiert wurde.

Freunde des gepflegten Ausnahmezustands kamen natürlich auch im EGO Club Saarbrücken im April voll auf ihre Kosten. Nach dem GRAND RE-OPENING nach der Winterpause ging es gleich Anfang Februar bei allen Partys, wie der regelmäßigen EGO Saturdays oder Knallerfestivitäten wie WE.LOVE.HIP.HOP, LEVEL und TRAP OR DIE massivdurch die Decke! Außerdem war selbstredend auch die BARBIES & DRILLAS wieder der Knaller. Einfach von allem das Beste! Wahnsinn was hier abging. Nicht nur erprobte Stammgäste, sondern auch neue Freunde und feierten als gäbe es kein Morgen. Die unterschiedlichen Konzepte sorgten Woche für Woche für eine ausgelassene Stimmung und das EGO DJ Team ließ die feiernde Meute auf der Tanzfläche richtig abgehen. Am Besten selber vorbeikommen, denn es ist wirklich schwer, diese Eskalation in Worte zu fassen.

Ein weiterer Partymonat neigte sich im APARTMENT dem Ende und diejenigen, die nicht dabei waren, können – ganz ehrlich – nur beauert werden. Mit der Hitze Brasiliens und Special Guests wurde der CLUB LATINO zum absoluten Must Have. Wenn dann die Woche nicht noch schlimmer werden kann, liefert die AFTERWORK Party Gott sei Dank immer wieder eine Ausrede, das Wochenende bereits am Donnerstag zu starten. Kein Wochenende war hier je wie das andere, so dass garantiert jeder eine Party ganz nach seinem Geschmack finden konnte. Und wer jetzt denkt, alles was einem bleibt, sind die Erinnerungen, war garantiert nicht im Apartment, denn da sind bei WHO RUN THE WORLD? GIRLS! hunderte Gäste mit nagelneuen Tattoos und somit handfesten Beweisen nach Hause gegangen. So bleibt einem eigentlich nur noch mit Spannung die kommende PREMIERE Party im UT KINO abzuwarten und sich auf den krassen fünfte Geburtstag der Party vorzubereiten…

Ganz zum Schluß noch eine Meldung aus der Rubrik „Was macht eigentlich …?“. Wie der Phoenix aus der Asche hat sich jetzt kein Geringerer als DJ FONZ wieder im Saarbrücker Nachtleben zurück gemeldet. Zumindest für knapp zwei Wochen hat er jetzt verraten, wird er auf mehreren Partys zu hören sein. Der Mann hat ja in der Vergangenheit in HERTZ, SYNOP, FISH, KHARMA, NUMBER ONE und GLORIA STAGES schon reichlich Beiträge zur Saarbrücker Spaßgesellschaft geliefert. Seit 2018 hat er sich allerdings ein klein wenig Abstand zum Zentrum der Eskalationen gegönnt und seinen Wohnsitz nach Palermo verlegt. Wie Mitte Februar bekannt wurde, kommt er jetzt das erste Mal zurück in die alte Heimat. Dass da die Gerüchteküche richtig hohlgedreht hat, verwundert nicht. Uns bleibt da einstweilen nur die Ankündigung, dass wir in der kommenden Ausgabe von seinem Abstecher berichten.

In diesem Sinne…

Take care

J.K.T

Neue Ideen mit impact.

Vorstand BANS: Anne Kaufmann Foto: Varvara Kandanrova

Die neue Runde des 1,2,3 GO Businessplanwettbewerbs der IHK Saarland hat begonnen und wie in den vergangenen Jahren erwartet die teilnehmenden Startups neben exklusiven und kostenlosen Workshops rund um die Themen Gründung und Businessplan auch eine Betreuung durch erfahrene Unternehmer:innen des Business Angels Netzwerk Saarland (BANS).

Vorstand BANS: Anne Kaufmann / Foto:  Varvara Kandanrova

Dabei geht es nicht nur um reine Innovationen. Auch sogenannte Social Entrepreneurs sind in diesem Jahr besonders gesucht, das heißt Gründungsideen mit einem positiven Einfluss auf die Gesellschaft, die mit dem Sonderpreis und einem Preisgeld von 2000,- EUR prämiert werden.

Seit März 2022 ist Anne Kaufmann neben ihren beiden Kollegen im Vorstand der BANS. Als Gesellschafterin und Geschäftsführerin der Lector Gmbh und des Tochterunternehmens Leginda unterstützt sie seit Jahren Startups im Rahmen des 1,2,3 GO Wettbewerbs:

Social Entrepreneurs sind absolut wichtig für unsere Gesellschaft und die ganze Welt. Die letzten Tage haben uns allen wieder gezeigt, wie sehr wir Wasser, Sonne, Wind und die Bereitschaft brauchen uns gegenseitig zu stützen und zu schützen. Das Ehrenamt alleine kann das nicht schaffen und ein Wirtschaftskreislauf im Sinne der Social Entrepreneurs ist ein grundlegender Beitrag für die Zukunft.