Lesung der Stadtbibliothek Saarlouis und der Buchhandlung Bock & Seip mit der preisgekrönten französischen Autorin Gaëlle Nohant
Anfang März 2025 ist die französische Autorin Gaëlle Nohant mit ihrem packenden und berührenden Roman „All die gestohlenen Erinnerungen“ auf Einladung der
Stadtbibliothek Saarlouis und der Buchhandlung Bock & Seip im Theater am Ring
Saarlouis zu Gast. Für diesen Roman bekam die Autorin 2023 den Grand Prix RTL-Lire, einen der
renommiertesten Literaturpreise Frankreichs.

Können gestohlene Erinnerungen zurückgegeben werden?
„Ein verblichener Stoffpierrot, ein Medaillon – so schlicht und klein diese Objekte
auch sein mögen, jedes birgt ein großes Geheimnis. Jedes wurde einst seinem
Besitzer von den Nazis entrissen. Nun soll die Französin Irène sie im Auftrag der
Arolsen Archives den Familien der Opfer zurückgeben. Über eine Nummer im Stoff
stößt Irène auf den 15-jährigen Lazar, der Buchenwald überlebte und dessen Spur
sich als junger Mann in Griechenland verliert. Und sie findet Unglaubliches über die
Polin Wita heraus, die das Medaillon in Auschwitz bei sich trug. Wie werden die
Nachkommen Lazars und Witas, die über ganz Europa verteilt sind, auf die
Schicksale reagieren, die mit den Objekten zu ihnen zurückkehren? Auch Irènes
Leben wird nicht mehr dasselbe sein“.
„All die gestohlenen Erinnerungen“ beschäftigt sich mit der Suche nach
Überlebenden und Verschollenen – wie auch mit deren Nachkommen und dem
Versuch einer Rückgabe des persönlichen Besitzes der NS-Opfer durch die Arolsen
Archives in Deutschland.
Die Arolsen Archives in Nordhessen wurden 1948 von den Alliierten als
internationales Zentrum über NS-Verfolgung gegründet. Sie besitzen das weltweit
umfassendste Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus und
bewahren heute noch tausende persönliche Dinge von ehemaligen KZ-Opfern auf.
Darunter ganz alltägliche Dinge wie Stifte, Uhren, Brillen, aber auch Eheringe und
Fotos. Diesen Sachen sieht man nicht an, welch schreckliche Schicksale sich
dahinter verbergen. Es sind die letzten persönlichen Besitztümer von Menschen aus
über 30 Ländern, die sie bei ihrer Verschleppung durch die Nazis bei sich hatten.
Die 1973 in Paris geborene Schriftstellerin Gaëlle Nohant wurde durch eine Freundin,
die von den Arolsen Archives Auskunft über das Schicksal ihrer Verwandten erhalten
hatte, auf Dokumente von Robert Desnos im Arolsen Archives aufmerksam gemacht.
Robert Desnos war ein französischer Schriftsteller und Journalist, der selbst noch im
KZ Lyrik verfasste. Die Autorin hatte einen biografischen Roman über Desnos geschrieben und
jahrelang zu ihm recherchiert, kannte jedoch weder diese Dokumente noch diese
Institution. Von der Arbeit des Arolsen Archives fasziniert und begeistert, beschäftigt
sie sich mit der Geschichte und der Arbeit des Archives. Im Rahmen der
StolenMemory Kampagne wird nach Familien der KZ-Häftlinge gesucht, um ihnen
die Besitztümer ihrer Angehörigen und damit auch deren Geschichte zurückzugeben.
Über drei Jahre bringt sie ihre Arbeit an dem Buch über eine Fülle von
Archivmaterialien zu den Geschichten der Opferfamilien. Von der Presse und der
Kritik gefeiert, erscheint das Buch 2023 in Frankreich unter dem Titel „Le bureau
d’éclaircissement des destins“ und wird mit dem Grand Prix RTL-Lire 2023
ausgezeichnet. Ende 2024 erscheint die deutsche Ausgabe unter dem Titel „All die
gestohlenen Erinnerungen“ im Piper Verlag.
Die von Gaëlle Nohant fiktiv angelegten Handlungen und Figuren basieren auf
historischen Tatsachen. Geschrieben hat Gaëlle Nohant ihren Roman besonders für
junge Leser: Dass diese sich von dem Buch so angesprochen fühlen, erfüllt sie mit
Hoffnung.
Die Stadtbibliothek Saarlouis und die Buchhandlung Bock & Seip freuen sich, Gaëlle
Nohant in Saarlouis zur Lesung und zum Gespräch begrüßen zu können.
Die Lesung findet Anfang März 2025 im Festsaal des Theaters am Ring in Saarlouis
statt.
Weitere Informationen unter www.stadtbibliothek.saarlouis.de