Zugegben, ein bisschen makaber ist es schon angesichts von Kontaktverboten und Ausgehbeschränkungen das gesellige Treiben in unseren Clubs zu feiern. Aber einerseits ist das auch Ausdruck der Hoffnung, dass wir irgenwann im Nachtleben wieder zur Normalität zurückkehren können – und das Wort Ausnahmezustand wieder nur ungebremste Feiereien beschreibt. Und tatsächlich gab es die ja noch bis vor kurzen und so konnte Ende Februar und Anfang März noch gefeiert werden als ob es kein Morgen gäbe – was sich ja dann leider irgendwie bewahrheitet hat. Aber sei’s drum, Kopf in Nacken, Schluß mit Schnacken, jetzt geht’s in die Clubs.
In den ersten zwei Märzwochen war das Clubleben aus heutiger Sicht ja noch fast vollkommen normal und entsprechend ungebremst ging es natürlich im EGO zur Sache. Anfang März offenbarte das EGO wieder einmal, warum es mit „Club & Show“ umschrieben wird. Denn Gastauftritt von DHURATOA DORA war wirklch der Hammer. Alle total am Abfeiern, nicht nur auf der Bühne, sondern im ganzen Laden. Wahnsinn! Bei Süddeutschlands bekanntester Partyreihe CREMA LATTINA war erwartungsgemäß vor der Tür erstmal langes Schlangestehen angesagt. Wer es dann endlich in die heilige Halle geschaftt hatte, dem wurden feinste Latin Beats, aber auch Regaeton um die Ohren gehauen, bis es Afro Bros live on stage gab. Exzessive Stimmung, tolle Getränke und viel Konfetti. Doch das besten an der Party waren wirklich die Gäste. So viele schöne Mädels und Jungs in einem Laden, hat man lange nicht mehr gesehen. Entsprechend heiß ging es her. Die Stimmung kühlte trotz der gleich eimerweise servierten Flaschen an Moet Ice nicht ab.
Auch im SOHO gab es im März eine Partyeskalation. Bei der TIMELINE –Partyreise brachte das SOHO-DJ-Team das Beste der letzten Jahre auf die Tanzfläche und sorgte bei allen Beteiligten für einen unvergessenen Abend. Eine Woche spätzer legte die UNIKAT Party wie immer großen Wert auf die musikalische Vielfalt aus verschiedenen Genres – zusammengemixt für ein vorwiegend studentisches Publikum. Aber damit hatte sich der Monat dann ja leider erledigt, aber immerhin können wir uns jetzt schon größte Hoffnungen auf ein massives Revival nach der Krise freuen.
Richtig gut eingeführt hatte sich noch vor der Krise das FOYER, eine weiteres Spin-Off der GARAGE, die somit neben dem KLEINER KLUB seit Anfang Februar noch eine zweite kleine Location im Portfolio hat. Tatsächlich wurde ausgesprochen aufwenig und gleichermaßen kreativ das ehemalige Foyer der GARAGE zu einem eigenständigen Club ausgebaut, was dann auch wenig überraschend die Namenswahl erklärt. Hier gingen in den letzten Wochen schon schwerpunktmäßig Freitags neue Konzepte wie HEAVY METAL THUNDER erfolgreich an den Start, aber auch alten Bekannten aus dem KLEINER KLUB wie TANZREFLEX tat die neue Spielstätte sichtbar gut. Also alle mal Daumen drücken, dass der Schwung auch nach CoV19 erhalten bleibt und das FOYER durch die Decke geht!
Eine echte Bereicherung im bunten Reigen des Nachtlebens der Landeshauptstadt war die Eröffnung des TERMINUS an der Ecke Gerber- und Bleichstraße gewesen. Leider kam auch auch hier unmittelbar nach der Eröffnung der Lockdown daher. Bis zur Cornoaschließlich stellte der Laden jedenfalls unter Beweis, dass hier ein spannendes Objekt an den Start gebracht haben. Besonderen Anteil hatte natürlich der Chef Geoffroy M. höchstselbst, der sich höchstpersönlich um das Wohl der Kundschaft kümmert. In dem charmanten Bistro wird es ein abwechslungsreichen Musikprogramm mit Jazz, Chanson und Bluesrock geben, was gleichwohl nicht bedeutet, dass nur diese Genres zu Gehör gebracht werden. Bleibt zu hoffen, dass sich die Dinger hier weiter so erfreulich entwickeln, wenn keine Viren mehr lauern, und dieser Treffpunkt abseits der Mainstream-Konservenmucke weiter viele neue Freunde findet.
Auch wenn es mittlerwiel wie Hohn klingt, aber auch im APARTMENT wurde gefeiert, als ob es kein Morgen gäbe. Konnte ja keiner wissen, dass es fast genauso gekommen ist. Aber sei’s drum, hier wurde definitiv eine neue Dimension der Eskalation erreicht. Kein anderer Club wurde in den letzten Wochen so heiß diskutiert wie das APARTMENT, denn da ging es in der letzten Zeit richtig zur Sache! Man fühlt sich einfach wohl, bei der APARTMENT Gang. Denn man fühlt sich tatsächlich nicht nur wie in einem Club, sondern auch wie Zuhause! Mehr noch: Wie ein Teil der Familie! Dieses Feeling wurde noch in der ersten Märzwoche nach Homburg exportiert, wo im Rahmen der APARTMENT Clubtour, die damit bereits zum viertem Mal im MUSIKPARK Station gemacht hat. DJ Thomas und sein Team brachten jede Menge 80s, 90s, 2000, HipHop, Latino, Pop, House und DeutschRap mit – und natürlich Konfetti, Konfetti und noch mehr Konfetti. Wir sind gespannt was wir im APARTMENT – oder sollten wir es ab jetzt „zuhause“ nennen – noch alles erleben können, wenn’s wieder losgeht. Da bleiben wir nämlich einfach wieder mal „Zuhause“, wenn ihr versteht
Fast zum Schluß noch eine nicht so schöne Nachricht, denn schon vor dem Viruswahnsinn hatte noch Ende Februar das SAMS BISTRO seine Ende verlautbart. Das eigentlich Desaster dabei war der Umstand, dass sich Tom E. und seine Manschaft mit einer ganzen Reihe toller Events im März verabschieden wollten, was dann natürlich nicht mehr umgesetzt werden konnte. So kamen zum Beispiel zur eigentlich sehr beliebten Jam-Session am ersten März-Montag schon nur noch gerade mal zwei Musiker. So fiel die Jam dann ins Wasser. Natürlich vfelen dann auch das Konzert mit Philip Hinsberger & The Gypsies und die Abschieds-Jam am 30. März ins Wasser. Für die Betreiber eine echte Katastrophe und nicht nur sie hätten sich bestimmt ein würdigeres Ende für diese besondere Location gewünscht.
Das bringt uns gleich zum letzten Thema dieses Monats und gleichzeitig auch vielleicht zum wichtigsten. Dass die momentane Krise zur existentiellen Bedrohung für das komplette Gastronomie-Gewerbe geworden ist, hat hoffentlich jeder längst verstanden. Doch nicht nur Clubs, Kneipen, Bars und Restaurants stehen auf dem Spiel, sondern auch etliche Konzertveranstalter und Venue Betreiber. An deren aktuell misslicher Lage könne wir wenig bis gar nichts ändern und müssen schlichtweg darauf bauen, dass die großmündig angekündigten staatlichen Soforthilfen auch wirklich schnell bei den Richtigen ankommen und wenigstens bei einigen das Schlimmste verhindern mögen. Fast noch wichtiger ist aber von uns allen, von allen Club- und Partygängern, von Konzertbesuchern bis Theaterfreunden, der Umgang mit bereits gekauften Vorverkaufskarten und Abonnements. Wo immer möglich sollten wir jetzt einfach mal nicht auf Rückerstatung drängen, nicht gleich gekaufte Karten zurückgeben. Damit kann jeder einen kleinen Beitrag leisten, der dem ein oder anderen Betrieb eventuell das wirtschaftliche Überleben rettet. Und wenn der ganz Spuk hier vorüber ist, dann kann die Maxime nur lauten: feiert, feiert, feiert! Geht aus, trinkt, esst, tanzt und gebt euer letztes Geld aus, das ihr beim Klopapierkauf gespart habt. Dann ist nicht der Zeitpunkt für falsche Zurückhaltung, sondern wirkliche Eskalation angesagt. Und selten hat es einen besseren Grund für Maßlosgkeit gegeben als das Überstehen einer Pandemie.
In diesem Sinne, take care und bleibt gesund
J.K.T