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Mel´s Mikrokosmos

Im Rätselfieber

Hallo Mikrokosmonauten: Ohne Rätsel lösen wir uns nicht

2023 bin ich noch immer arm, aber sexy. Aber was bringt es mir, dass ich mit steigendem Alter zwar immer attraktiver werde, aber mein Konto weiterhin unansehnlich bleibt? Es ist dieses und es sind noch andere Rätsel, die mich derzeit beschäftigen. Ohne Sorgenfalten natürlich, aber nicht minder kopfzerbrechend. Hape Kerkeling besang das ganze Leben einst als Quiz, in dem wir nur die Kandidaten sind. Ich frage mich also nicht umsonst: Wenn das Leben schon ein Quiz sein soll, dann will ich auch was gewinnen!

Ja, irgendwie besteht das ganze Leben aus einer einzigen Raterei. Nehme ich jetzt die grüne oder die rote Pille, entscheide ich mich für rechts oder links oder steige ich in diese oder die nächste Bahn ein? Eine kleine Fehlentscheidung und dein Leben ist im schlimmsten Fall vorbei! Und mehr noch: Wenn uns das Schicksal wieder vor allerhand Prüfungen stellt, ignorieren wir oftmals unser Bauchgefühl, entscheiden mehr rational und nüchtern, obwohl unsere Intuition der eigentliche Quiz-Champion ist. Wenn ich mir überlege, wie oft eine vermeintlich richtige Entscheidung falsch war oder ich schlichtweg falsche Antworten gab, die mein Schicksal besiegelten – Hach, ich wäre morgen noch nicht fertig mit erzählen!

Um dieser grausamen Realität aus willkürlichen Ratespielchen zu entkommen, rätsele ich seit geraumer Zeit. Im schlimmsten Fall bekomme ich davon eine akute „Rateritis“, oder mein Hirn platzt einfach, weil ich es so dermaßen fordere, wie noch nie. Kreuzworträtsel sind dabei meine Stärke. So sitze ich tagein tagaus über meinen Käseblättchen mit Preisrätsel-Garnitur und hoffe auf den großen Gewinn. Okay, manchmal kann man lediglich eine Ration Ingwer-Bonbons gewinnen, aber Ingwer ist ja bekanntlich ein Wundermittel gegen quasi alles und so nehme ich auch das, wenn es sonst nix gibt!

Gelegentlich stelle ich auch andere vor mehr oder weniger lösbare Rätsel. Einfach, weil ich finde, dass die Menschheit ihren Gehirnkasten zuweilen etwas anstrengen sollte. Es ging zwar nur um einen von Weihnachten übriggebliebenen gendergerechten und politisch korrekten „Schoko-Wintermenschen“, aber der Aufzugtechniker überlegte fast schon fieberhaft, wie denn die korrekte Bezeichnung eines „Beamtenhebers“ lautet? Fast gleichzeitig mit dem Ausruf „Paternoster“, der in krisseligem Dosentelefon-Sound durch die Anlage pfiff, setzte sich auch der Lift in Bewegung, in dem ich feststeckte. Und der Techniker bekam seine Belohnung!

Das eigene Leben ist das größte Rätsel

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bekomme unheimlich gerne Rätselfragen gestellt. Man sagt mir sogar nach, ich sei ein wandelndes Lexikon und „Wer wird Millionär“ wollen mich sogar in deren Show haben. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich mich dort ziemlich gut orangieren würde. Oder heißt es arrangieren? Ach, egal! Das größte und bedeutendste Rätsel allerdings konnte ich bisher nicht lösen. Und dann verfalle ich in Grübeleien und frage mich, warum ich zwar die Hauptstadt von Burkina Faso kenne, aber nicht weiß, ob zwischen Himmel und Erde noch irgendwas ist. Und warum ich gerade jetzt mit so vielen anderen gleichzeitig lebe? Das größte Genie könnte solche Quizfragen nicht lösen, selbst wenn Günther Jauch eine 20 Millionen Euro-Frage draus machen würde!

Andererseits bin ich aber froh, dass es Mysterien gibt, die das größte Superhirn nicht beantworten könnte.

Da dümpeln einige rum, die stolz von sich behaupten, dass sie das wissen, was sie wissen müssen und das quasi nichts ist! Was für eine Ansage! Da bin ich doch echt froh, dass ich weiß, dass das Synonym für „doof“ „einfältig“ ist und ich immer noch fähig bin, einen nützlichen Standmixer beim Sudoku zu ergattern. Ich konnte es dennoch nicht lassen, neulich einer Dame in der Schlange an der Kasse ein paar Fragen zu stellen, nachdem vorne wieder stundenlang Kleingeld abgezählt wurde. „Uff, hier ist ja mehr los als bei der Beisetzung der Queen!“, stellte ich in ihre Richtung fest, um den Anfang zu finden. Sie schaute mich lediglich großäugig an. Meine Quiz-Masterinnen-Lust war geweckt. „Hach, wie hieß die Queen noch gleich…“, begann ich in schauspielerischer Meisterleistung zu grübeln. Kurzzeitig vermochte ich so etwas wie Ehrgeiz in ihren Augen zu erkennen, denn sie blitzten unvermittelt auf. „Hm…also ich weiß auch nicht, wie…“, begann sie zögerlich. Dann ich wieder: „Ja Mensch, der Name der Queen? Das gibt es doch nicht. Fällt Ihnen denn gar nichts ein?“. Die Frau biss sich nervös auf die Unterlippe, runzelte die Stirn und atmete schließlich laut aus. „Nein, tut mir leid! Es fällt mir einfach nicht ein!“, seufzte sie fast schon dramatisch. Die Wahrheit war, dass sie es schlichtweg nicht wusste. „Es Lisbet!“, schallerte es schließlich aus Richtung der Kassiererin, die noch immer gemeinsam mit dem Kunden das Geld zählte. Dass es darüber hinaus auch noch Menschen da draußen gibt, die nicht wissen, wie unser Bundeskanzler heißt und außerdem in Bitcoms statt in Bitcoins anlegen, wage ich kaum zu erzählen. Oder um es mit den Worten einer Frau auszudrücken, die so ganz nebenbei das Werk einer Weltfirma als Security schützen muss: „Soda und Gomorrho!“.

Machen wir uns nichts vor: Ein einfaches Kreuzworträtsel stellt uns noch lange nicht vor die Rätsel, vor die uns das Leben tagtäglich stellt. Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Was machen wir hier überhaupt? Sollten wir jetzt nicht an irgendeinem Strand in der Sonne liegen? Warum ist das Wetter im Saarland immer schlechter als woanders? Und die schlimmste aller Rätselfragen: „Warum müssen wir irgendwann Abschied nehmen? Abschied von unseren Lieben? Abschied von hier?“

Am Ende ist es doch so: Wenn Hape Kerkeling wirklich Recht hat, müssen wir tatsächlich „raten, raten, raten“, um so viele Facetten wie möglich in diesem Leben kennenzulernen. Ich denke, er meinte es auch genauso! Mit Desinteresse und Gleichgültigkeit tappen wir auf der Stelle. Mit Teilnahmslosigkeit und Passivität gewinnen wir nichts! Und glaubt mir, es gibt ne‘ Menge trübe Tassen da draußen, die nach ihrer Lieblingsfarbe wählen gehen und bis heute keinen Schimmer haben, wo die Raute auf einer Telefontastatur ist. Letzteres wäre nicht mal so tragisch, denn man kann ja raten. Aber wenn das Interesse einfach nicht da ist und das Feuer der Wissbegier nicht mal auf Sparflamme läuft, sollte man sich eingestehen, dass man in diesem Leben nichts gelernt hat. Vielleicht im nächsten Leben dann..

Und einfach so wurde mir neulich bewusst, dass ich bei all meinen Kreuzworträtsel zwar noch nie den großen Jackpot in Form von Geld knackte, aber dennoch etwas anderes gewonnen habe. Nämlich Lebensweisheit. Und das ist irgendwie kostbarer als schnöder Mammon! Und im Prinzip gar nicht mal so schlecht, wenn ich bedenke, dass ich noch ein paar Jahre in diesem Leben und auf diesem Planeten zubringen muss!

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