Das musikalische Ausnahmetalent von Phil Wright versetzt in letzter Zeit ein immer größer werdendes Publikum in Staunen und Begeisterung. Derart virtuoses Gitarrenspiel – und das in so jungen Jahren – ist mehr als rar gesät und wenn er noch jünger wäre würden alle unausweichlich vom Wunderkind reden. Mit seinen eigenen Bands JungleTrack, Phil Wright Blues Band und als Gitarrist von Tiavo beeindruckt er inzwischen auch überregional – und sieht dabei auch noch umwerfend aus.
Der junge Mann, in dessen Pass noch Philipp Hinsberger steht, kommt ursprünglich aus dem schönen Dirmingen bei Eppelborn. Dort ist der 21jährige ganz normal aufgewachsen, in den Kindergarten und zur Schule gegangen und war zumindest bis zum sechsten Lebensjahr Jahr nicht weiter verhaltensauffällig – dann bekam er seine erste richtige Gitarre geschenkt. Ein Freund seiner Eltern, die saarländische Musikerlegende Gerd Schneider, setzte diese Initialzündung, denn vom Vater hätte es eher ein Blasinstrument gegeben. Schließlich hatte der sich lange vor Phils Geburt im örtlichen Musikverein an der Trompete abgearbeitet, was glücklicherweise ohne Einfluss auf den Jungen fehl blieb. Auch ansonsten konnten die Eltern in Sachen Musikalität nicht viel beisteuern, dafür verdankt er seiner Mutter ganz offensichtlich sein blendendes Aussehen. Die hat sein Vater nämlich dereinst in Bali kennengelernt und im zweiten Anlauf mit ins Saarland gebracht.
Nicht ganz so exotisch ist seine Musikvorliebe, denn sein Herz und sein Talent gehören ganz eindeutig dem Rock, genauer gesagt dem Bluesrock, gerne auch etwas progressiver. Allein das ist in seinem Alter schon bemerkenswert, denn dieses Genre wird bevorzugt von Menschen gefeiert, die meistenteils ihre Berufstätigkeit schon hinter sich gelassen haben. Auch die zunehmende Annäherung an den Jazz verspricht hier keine Besserung, einzig der Umstand, dass er seit Ende 2023 auch in der Crossover Band Tiavo für den guten Saitenklang zuständig ist, könnt ihr ihm bei Gleichaltrigen ein paar Probs einbringen. Die sammelt er aber garantiert auch als Gitarren-Lehrer, denn seit letztem Jahr schauen ihm in der Homburger Learn To Rock Musicschool ein knappes Dutzend Schüler auf die hochbegabten Fingerchen.
Ganz offensichtlich ein junger Mensch mit vielen Talenten, wobei das Autofahren wohl nicht so ganz dazugehört. Immerhin hat er die theoretische Prüfung seines Führerscheins längst bestanden, nur praktisch wollte ihm das bis jetzt noch nicht gelingen. Blöderweise ist ihm dann auch noch das Geld ausgegangen, um es gleich nochmal zu versuchen. Aber da seine Musikerkarriere jetzt ja richtig durch die Decke geht, dürfte das kein Problem mehr sein, eher schon die fehlende Zeit. Also decken wir den Mantel des Schweigens über dieses heikle Thema und fragen erst mal ganz unschuldig was Musikalisches.
L!VE: Wie war das mit der ersten Gitarre?
Phil Wright: Die hatte ich mir zu Weihnachten 2009 gewünscht. Ich hatte tatsächlich vorher mit vier Jahren auch schon eine, die hatte mir Gerd Schneider, ein Freund meiner Eltern, geschenkt. Das war aber nur so eine kleine mit Nylon Saiten, mit der ich noch nicht viel anzufangen wusste. Ich fand es dann cooler, an den Stimmwirbeln so lange zu drehen, bis die Saite gerissen ist. Da habe ich noch gar nichts gespielt. Das hat sich dann mit der ersten richtigen, einer akustischen mit Stahlsaiten geändert. 2010, ich war noch nicht ganz sieben, da habe ich meinen ersten Unterricht in Eppelborn. Aber nebenbei habe ich mir immer wieder was beim Gerd Schneider abgeguckt.
Der Kontakt zu Gerd Schneider scheint richtungsweisend gewesen zu sein.
PW: Auf jeden Fall. Die Einflussnahme von Gerhard Schneider begann eigentlich schon, als ich zwei Jahre alt war. Der hat mich und bei meinem ganzen musikalischen Werdegang begleitet hat, bis er 2018 verstorben ist.
Wann wurde es elektrisch?
PW: 2011, als ich acht Jahre alt wurde, da kam dann die erste elektrische Gitarre. Das war so eine Stratocaster SX, noch keine Fender, soweit war es auch noch nicht. Mit der hatte ich sogar nach kurzer Zeit die ersten Special Guest Auftritte in der ein oder anderen Kneipe, wo ich ein paar Songs mitgespielt habe. Immerhin war ich gut genug, um die Rhythmusgitarre mitzuspielen.
Was waren dann die ersten Bands?
PW: Ich war in diversen Konstellationen unterwegs und kann sie gar nicht mehr alle nennen. Eine hatte so einen sehr speziellen Namen, Muschi Bande haben sie sich genannt, das weiß ich noch. Das ging eher so in Richtung Punk. Dann gab es da unter anderem noch Voodoo Jack, ein Cover Projekt mit Patrick Horn, den kannte ich aus frühester Kindheit, und einige mehr. Alles Bands, wo ich dann immer wieder mal dabei, aber nie so wirklich richtig drin, war. Eben immer nur so als Gast. Meine erste wirklich eigene Band, die ich selber gegründet habe, war 2018 The Gypsies, die ich mit dem Drummer Patrick Horn und der Bassistin Vanessa Klinkner startete. Wir hatten uns über diverse Musikschulprojekte kennengelernt. Die Gypsies sind dann entstanden unter dem Vorwand, Hendrix Sachen so zu spielen, dass sie sich einigermaßen passabel anhören. Ich fand nämlich die meisten anderen Cover-Konstellationen, die das in Angriff genommen hatten, nur so semi-gut.
It’s all about the girls
Und wie entstand dann die Phil Wright Blues Band
PW: Die Phil Wright Blues Band entstand, als das mit The Gypsies nicht mehr lief. Bei mir ist alles irgendwie mit allem verbunden, das ist das Coole. Also, der Reihe nach: ich kam irgendwann mit unserer Bassistin Vanessa zusammen. Das hat dann aber doch nicht so gut funktioniert und irgendwann war Vanessa dann raus und Jan Weyhrich übernahm am Bass. 2019 hatten wir einen Auftritt auf einem Festival als sich herausgestellt hat, dass Patrick Horn ein bisschen unzuverlässig war und so kam Tim Korycki ans Schlagzeug, der bis heute an meiner Seite spielt. 2021 hatten wir das Experiment gewagt einen Saxophonisten, Pedro Panesso von der Musikhochschule Saar dazu zu nehmen, weil wir ein bisschen progressiver sein wollten. Dann verließ uns der Bassist wegen „kreativer Differenzen“ und auch der Saxophonist hatte keine Lust mehr. Da waren es nur noch Tim und ich und das war dann der Moment als Klaus Blindle als Bassist zu uns stieß. Fertig war die Phil Wright Blues Band. Die Connections von Klaus und sein kaufmännisches Geschick haben uns, neben aller Musikalität, dann echt genutzt. Den ersten Gig hatte ich noch selbst klar gemacht, aber durch Klaus sind wir dann viel rumgekommen, was auch finanziell nicht schlecht war. Da bin ich dem Klaus dankbar, dass er das irgendwann übernommen hat.
Wie kam es zu dem Namen?
PW: Phil Wright ist einfach entstanden, weil er gut klingt und weil ich einen Nachnamen gesucht hat, der besser zu meinem Vornamen passt. Und da dachte ich an Leute wie Richard Wright von Pink Floyd oder Eugene Wright, der Bassist von Dave Brubeck. Und ich fand den Nachnamen einfach cool.
Du studierst mittlerweile an der Musikhochschule. Ab wann war Dir klar, dass Musik auch beruflich Dein Leben bestimmen wird ?
PW: Als ich abends nach meinem Praktikum bei einem Baustoffhändler nach Hause kam und gemerkt habe, dass ich gar keinen Bock mehr habe, die Gitarre in die Hand zu nehmen. Ich dachte mir, wenn ich nach so einem Arbeitstag keinen Bock mehr habe, Gitarre zu spielen, dann muss ich was ändern. Dann muss das Instrument mein Hauptding werden, denn bevor ich das vernachlässige, wegen irgendeines 08/15-Jobs, werde ich lieber Musiker.
Und im Fokus dieses Musikers liegt aktuell ganz eindeutig die Band JungleTrack?
PW: Ja, klar, und Tiavo. Aber Jungle Track war schon mein Hauptding, weil wir da eigenes Material spielen. Also wenn wir Cover spielen, dann um live unser Set zu füllen, wie jetzt zum Beispiel beim Stadtfest in Kusel. Aber im Grunde haben wir schon für eine Stunde Material an eigenen Songs.
Stimmt, Du gehörst ja jetzt auch zu Tiavo?
PW: Und nicht nur ich. Xaver, der Producer, den kannte ich durch eine Jazz Session, hat mich gefragt, ob ich ins Studio kommen will. Das hab‘ ich dann auch gemacht, muss aber gestehen, dass mir zu dem Zeitpunkt nicht wirklich der Stellenwert von Tiavo klar war. Ich hätte mir nicht denken können, dass die damals die Kufa ausverkauft hatten. Ich ging also zum ersten Treffen ins Studio, mir ein paar Sachen anhören und so. Hab‘ dann aber schon bei diesem ersten Treffen gleich Sachen eingespielt. Und dann kamen Stück für Stück der Tim dazu und später auch Gabriel, beide von JungleTrack dazu. Und ehe man sich versah, war meine komplette Band die Liveband von Tiavo.
Apropos live, wie wichtig sind Deine Live-Auftritte für Dich?
PW: Auf jeden Fall sehr, sehr wichtig. Also vom Geschäftlichen her ist natürlich Social Media und Studioarbeit auch wichtig. Ich war und bin auch immer noch der Meinung, werde es auch immer sein, dass ein guter Musiker sich daran zu erkennen ist, dass er live besser ist als im Studio. Und deswegen wird live für mich immer das Wichtigste bleiben, weil du kaum besseres Feedback bekommen wirst, als wenn du live vor ich weiß nicht wie viel Leuten spielst. Es muss sich live auf jeden Fall anders bzw. besser anhören als im Studio. Dadurch, dass man halt diese Atmosphäre hat und wenn man wirklich ein guter Musiker ist, wird sich das dann auch besser anhören.
Alle Deine eigenen Projekte kommen aus dem Bereich Rock, bzw. Blues-Rock, mal mehr mal weniger progressiv. Wie kam es dann jetzt zusätzlich auch noch zur Hinwendung zum Jazz?
PW: Irgendwo muss man ja musikalisch weitermachen. Also ich stell mir das wie so eine Weggabelung vor, wo ich mich entscheiden könnte, ob ich jetzt einen auf Prog-Metaller machen will, der viel fudelt, oder ob ich in die jazzige Richtung möchte. Durch Musiker wie Frank Zappa begann ich mich auch für Jazz-Fusion zu interessieren. Letztendlich wollte ich ja, dass mein musikalischer Werdegang nicht nach der Schule aufhört und damit ich das weiterhin so ausleben kann, wie ich das bisher gemacht habe, habe ich das Studium angefangen.
Glaubst Du da man in Deinen anderen Konstellationen den Jazz-Einfluss raushören kann?
PW: Es kommt drauf an, wie man es macht. Wenn man es so macht, wie ich das mache, dann ist es das ein und selbe Ding. Und wenn man es macht wie jemand, der sehr, sehr traditionell spielen will, dann ist es natürlich was anderes. Wahrscheinlich werde ich ein paar Kompositionen etwas traditioneller spielen, aber letztendlich, es ist ja alles Musik. Aber es wird schon noch was kommen, besonders ein Song, wo es mehr „jazzig“ ist. Dazu kann ich aber jetzt noch nicht mehr verraten.
L!VE: Spielst Du da etwa auf das kommende JungleTrack-Album an. Wie weit seid ihr da?
PW: Wir sind schon längst fertig. Das Album kommt auf jeden Fall dieses Jahr, wahrscheinlich sogar noch vor der Tiavo-Tour. Wir haben ja auch schon einzelne Tracks raus gebracht, allerdings ohne explizit darauf hinzuweisen, dass die vom Album sind, aber man wird es beim Release wieder erkennen. Das Ding ist, die vier Singles, die bis jetzt veröffentlicht sind, die sind alle in dem Album drin, aber die Albumversionen unterscheiden sich schon, beispielsweise ist hier oder da ein Solo länger.
Das klingt doch spannend. Einstweilen besten Dank für Deine Zeit und viel Glück beim Führerschein.
Phil Wright im Internet: @_phil_wright_ @_jungletrack_ @tiavo66 @phil_wright_blues_band
Die nächsten Konzert-Termine mit Phil Wright:
01.06. Phil Wright Blues Band – Jochems Kneipe, Riegelsberg
08.06. JungleTrack – Stadtfest Kusel
ab 04.09. Tiavo – Absolute Gewinner Tour