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Clubzone Mai 2023

Und wieder ein Mal liegt ein herrlich spaßiger Monat hier in unserer kleinen Metropole hinter uns. Auch wenn es Petrus mit seiner Wetterausgestaltung nicht wirklich gut mit uns meinte und selbst das Klimakleben mit Temperaturen wie am Polarkreis nicht wirklich Spaß machte, kann man sich gleichwohl über die neu entstandenen Möglichkeiten für Freiluftbespaßungen nicht beschweren, doch wer will das schon. Aber bevor wir bei strömendem Regen in den nächstegegenen Biergarten rennen oder uns der Euphorie und der Macht der Nacht hingeben, beruhigen wir uns erstmal und rekapitulieren einen der spektakulärsten Aprils in Ruhe und der Reihe nach.

   Obwohl, quasi als Amuese Gueule vorneweg, bevor es laut und schmutzig wird, müssen wir einfach auch dieses Jahr zum Start in die Draußen Saison, das SILO am Osthafen preisen. Natürlich ist das auch nachts ein besonders zauberhafter Ort, um richtig durch die Decke zu gehen, doch zur Clubzone unserer kleinen Gemeinde gehören fraglos auch die Freiluftveranstaltungen in ultragechillter Atmosphäre schon am Nachmittag mit erlesenste Soundperlen von exzellenten DJs wie Greg „The Man“ Santana. Jetzt zum Auftakt der Freiluftsaison setzte der HAFENMARKT ein erstes Ausrufezeichen. Da Petrus auch an diesem Tag streikte, wurde der ganz besondere Flohmarkt kurzerhand um eine Woche verschoben, da Flohmarkt bei Regen einfach weniger Spaß macht. Aber am vorletzten Aprilwochenende konnte der Außenbereich dann doch eröffnet werden und über zwei Tage konnten Flohmarktfreunde an 30 Tischen, ergänzt durch local stores, so manches Kleinod entdecken. Natürlich mit passender Musik, mit Käffchjen, mit Kuchen und dem ein oder anderen Glas Schaumwein. Da kann der Sommer kommen!

Selten wurde ein PLAN B so sehnsüchtig erwartet wie der gleichnamige Laden in der Fortsetzung des originalen St. J, nur halt eben an neuer Stelle. Und sowohl die Eröffnung wie die ersten Wochen des neuen Hot-Spots an der Grenze von St. Johanner Markt zur Mainzer Straße zeigten mit Nachdruck, dass sich das Warten mehr als gelohnt hat. Als quasi Eröffnungsgeschenk der Stadtverwaltung wurde dann auch gleich noch die Fußgängerzone bis vor die Tür des PLAN B ausgedehnt. Damit wurde hier ohne jeden Zweifel klar gemacht, wo in Zukunft in die Nacht gestartet wird, gleich ob zu den Club der City wie BLAU oder SEVEN oder im hippen Saarbrücker Osten von JULES VERNE, HUNTER THOMPSON bis zum SILO. Das kann ja heiter werden!

   Freunde des gepflegten Ausnahmezustands kamen natürlich auch im EGO Club Saarbrücken im April voll auf ihre Kosten. Nach dem Re-Opening-Monat März ging es bei allen bei Veranstaltungen wie der regelmäßigen EGO Saturdays oder den Knallerfestivitäten WE.LOVE.HIP.HOP, LEVEL und NACHTSEMESTER massivdurch die Decke! Außerdem war selbstredend auch die SINGLE NIGHT genau wie die SUNGLASSES wieder der Knaller. Einfach von allem das Beste! Wahnsinn was hier abging. Nicht nur erprobte Stammgäste, sondern auch neue Freunde und feierten als gäbe es kein Morgen. Alle unterschiedlichen Konzepte sorgten Woche für Woche für eine ausgelassene Stimmung und das EGO DJ Team ließ die feiernde Meute auf der Tanzfläche richtig abgehen. Unbedingt selber vorbeikommen, denn es ist wirklich schwer, diese Eskalation in Worte zu fassen.

   Im April ging’s wie immer auch im APARTMENT richtig rund. Als Fans des Nachtlebens sind wir immer wieder auf der Suche nach Locations, die unsere Nacht unvergesslich machen. Das Apartment im Herzen von Saarbrücken hat im April mal wieder bewiesen, warum es dafür die perfekte Anlaufstelle war. Mit dem Feeling einer großen Hausparty und dem Motto IN OUR APARTMENT WE ARE ALL EQUAL gings im APARTMENT für jeden Musikgeschmack zur Sache. Die heißesten Salsa-Beats auf der CLUB LATINO Party oder die nostalgischen Hits vergangener Musik-Äras auf der MEMORIES Party lassen Stunden verschwimmen und eine Nacht einzigartig werden. Für alle Fans von Black Music war auf der gleichnamigen Party einfach alles dabei, was das Herz begehrt. Hier wird HipHop, Trap und andere angesagten Beats gefeiert und die Nacht zum Tag gemacht.  Wer jetzt also denkt – oh wow, ich hab richtig Bock am Wochenende weg zu gehen, solltet künftig unbedingt einen Blick auf die Upcoming Events im APARTMENT werfen.

   Seit Jahren schon gehört das jährliche Revival zum Geburtstag des GLORIA PALAST im Dezemberzu einer der allerheftigsten Feiereien. Was da regelmäßig von einer kaum zu bremsenden Partymeute veranstaltet wird, ist an Eskalationspotential kaum zu überbieten. Das war auch am Gründonnerstag keinen Deut harmloser, als im STUDIO 30 die „kleine Schwester“ der Geburtstagsfeierei föhliche Urständ feierte. Und als partytechnische Kirsche auf der Sahnehaube wurde mit dem CAFÉ FUTURE gemeinsame Sache gemacht. So kehrten auf gleich zwei Etagen die gloriösen und futuresken Ehemaligen lautstark und ungebremst in die etwas anderen Achtziger zurück. Von Chartmüll war genau wie in den originalen Jahren keine Spur und stattdessen bohrte sich Independent Mucke und Gitarren Mucke in die Gehörgänge, gemischt mit ein bisschen frühem House und New School Hip Hop. Eben exakt jene unheilige Mischung, der beide Läden ihren gleichermaßen legendären Ruf verdanken. Wenn das so weiter geht, werden bald auch dieses Revivals fast so legendär wie der einstige Disco-Palast sein. Wir wären dabei!  

   Aber auch ansonsten hat im STUDIO 30 tatsächlich eine rauschende Ballnacht die nächste gejagt. Der April machte nämlich auch hier im Basement des JOHANNISHOF was er will. Die Clubnächte waren so vielseitig wie das Publikum. Gleich zu Monatsbeginn veranstaltete die HBK ihre Studentenparty OUT OF BOUNDS und am Ostersonntag war die Tanzritual – Schwarzes Ostern die Party der Wahl für alle Gothic und Mittelalter Metal Fans. Bei der Depeche Mode Party mit Gönz zu den Hits der 80er Indie und Wave Helden wurde genauso gnadenlos gefeiert wie beim 6NULL3 Revivals als Abschlussfeuerwerk. Doch auch die Live Formate kamen nicht zu kurz. Die Konzerte der Surfing Horses, JungleTrack mit dem NuBreezeProject und Mercy Union begeisterten wieder Musikfans von Blues bis Punkrock. Der ausverkaufte Poetry Abend setzte mit ausgewählten Wortbeiträgen Akzente und LESEN FÜR BIER geht ein weiteres Poetryformat an den Start. Als neues Partyevent wird KASIMIR’S UNGLAUBLICHE MUSICBOX ein neues Kapitel aufschlagen.

   Es ist uns schon fast unangenehm, wiederholt immer ganz Ähnliches zu zu berichten, aber auch im Monat April wurde die Eskalation zum Vormonat erneut gesteigert – und das in einem Laden, den es eigentlich gar nicht mehr gibt. Die Rede ist natürlich vom SOHO in der Kaiserstraße, denn der Laden wurde gleich mehrfach nach allen Regeln der Feierkunst wiederbelebt und dann auf die Hinterbeine gestellt. Den Anfang machte ein weteres Revival, die ja im April überall durchaus angesagt waren. Hier ging es um keinen Geringeren als den POP CLUB der wiederauferstanden war. Das Original bot von 2003 bis 2015 jeden Freitag seine gigantische Party die sich in kürzester Zeit zu einem absoluten Muss entwickelte und keiner durfte aus der Szene fehlen. Musikalisch lag der Schwerpunkt auf Charts und Black Hits, wobei auch House und Schlager ihren Platz einnahmen. Jetzt beim Revival gab’s von den DJs Trigemette, Fonz und Yves die gleiche Mischung auf die Ohren. Nächster Höhepunkt war die SOHOSTERN Nacht bei der sich bishalb Eins Studenten an den Dementoren zum halben Preis an der Tür vorbeizaubern durften während DJ Blaze und Schmidt & Schmitz für die richtige Stimmung sorgten. Abschließender Climax war dann am Ostersonntag der HOUSEMONSTAZ! Ausnahmezustand bei der dem Untertitel „local legends edition“ gemäß mit DJ Franky S., DJ Da Fonz und DJ Kasimir gleich grei Großmeister der saarländischen Houseszene der letzten 30 Jahre ordentlich nach vorne marschierten – und das am fünften Partytag in Folge! Da kann man sich jetzt schon auf die nächste Ausgabe freuen. Mit der REST IN BEATS Ende April ging eine Ära geht zu Ende und ein letztes Mal wurde auf deas Heftigste im SOHO abgefeiert, bevor die Abrissarbeiten begannen. Es wurde gelacht, gesungen und vor allem viel getanzt – und alle freuten sich schon auf einen baldigen Neustart. Vielleicht schon schneller als man denkt? Wir würden uns nicht wehren

In diesem Sinne, take care

J.K.T

Mutti ist die Beste

… und das nicht nur am Muttertag. Damit das so bleibt, gibt es interessante und wirksame Angebote. In deutschen Großstädten schon etabliert, hat die „Empowering Moms“ Idee auch das Saarland erreicht.

„Genau das brauchen wir!“ und „Du sprichst mir aus der Seele“ sind Reaktionen, die Eva Lorentz oft erreichen. Vom Angebot ihrer Kunterbunt Factory mit ihren „Empowering Moms“ Kursen sind alle begeistert, folgen und liken ihre Beiträge in den sozialen Netzwerken. Im Oktober 2021 ging sie dann eigentlich an den Start, aber die heute 34jährige war da noch nicht mutig genug, das ganze Ding dann letztlich umzusetzen. Sie musste tatsächlich zum zweiten Mal Mutter werden und zum zweiten Mal erfahren, dass das endlich ein Riesenthema im Leben einer Frau ist, um dann wirklich „die Cojones zu haben“, das Ganze wirklich vorbehaltlos nach vorne zu bringen. Entsprechend richtig unterwegs in der Community ist Eva seit Januar diesen Jahres!“

Eva Lorentz wird von ihrer Mutter sehr stark unterstützt, obwohl sie ein bodenständiger Typ ist. „Meine Mutter wundert sich immer, woher das kommt, dass ich oft sehr groß denke. Wir sprechen schon öfters über das Themen wie Selbstfürsorge bei Müttern, obwohl das natürlich für sie damals überhaupt kein Thema war.“

Doch worum geht es hier überhaupt? „Empowerment“ steht für Selbstbefähigung und Selbstermächtigung und die eigenen Bedürfnisse und Interessen zu erkennen und aktiv dafür einzustehen. Es geht darum, Mütter zu unterstützen, damit sie ihr volles Potenzial entfalten können, unabhängig davon, ob sie zu Hause bleiben, arbeiten oder beides tun möchten. Es geht auch darum, die Bedeutung der Mutterschaft und die Herausforderungen, die damit verbunden sind, anzuerkennen und zu respektieren. Das Empowerment von Müttern ist zudem wichtig, um sicherzustellen, dass Frauen die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben wie Männer, um ihre Karriere und ihr Leben nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten. Es kann darüber hinaus dazu beitragen, die psychische Gesundheit von Müttern zu verbessern und ihre Fähigkeit zu stärken, ihre Kinder erfolgreich zu erziehen.

Was sind das für „Moms“, die ein solches Angebot nutzen? „Ich kann bis jetzt nur vorsichtige Rückschlüsse aus den Teilnehmerinnen meinen ersten beiden Klassen und meiner Online-Community ziehen. Altersmäßig ist da alles zwischen Mitte Zwanzig und Mitte Fünfzig vertreten, einige sind wohl Akademikerinnen, andere Frauen scheinen Selbstständige zu sein und ganz viele Frauen haben gerade als Mutter einen neuen Blick auf ihren Job und möchten im Beruf etwas ändern. Eins haben alle gemeinsam, sie stellen ihre Kinder immer an die höchste Stelle, sind sehr verbunden mit den Kids und laufen Gefahr ihre Selbstfürsorge zurückzustellen. Das sind so meine ersten Erfahrungen.“

Eva Lorentz hat einen Antrag beim Ministerium für Bildung und Kultur gestellt, eine Förderung als Elternschule zu erhalten. Das würde für die Eltern die Rückerstattung der Kosten für die Teilnahme an den Kursen bedeuten.Der Antrag ging erst Anfang April raus, so dass Eva nur hoffen kann, dass sie die Förderung erhält.

Bundesweit gibt es in den großen Metropolen bereits viele Initiativen und Organisationen, die sich dem Empowerment von Müttern widmen und Veranstaltungen und Workshops organisieren, um Frauen zu ermutigen, ihr Selbstvertrauen und ihre Fähigkeiten zu stärken. Dort ist es ein Stück weit mehr Normalität, sich in Netzwerke einzubinden, Veranstaltungen zu besuchen und es gibt auch deutlich kleinteiligere Angebote für Nischen und ganz spezielle Bedürfnisse. Man stößt da eher auf Verwunderung, wenn man solche Angebote nicht annimmt, während man hier tendenziell noch komisch angeschaut wird, wenn man sich diesbezüglich einbringt. Da will Eva gerne ran, dass es einfach auch hier normal und cool ist, wenn Frauen sich um sich selbst kümmern und so als stark und intelligent wahrgenommen werden. Zwar gibt es auch im Saarland Initiativen und Organisationen, die sich für die Interessen von Frauen und Müttern einsetzen, wie das Netzwerk „Mama lernt mehr“, das von der saarländischen Landesregierung ins Leben gerufen wurde, die fokussieren sich aber eher aufs Berufsleben, Karriere und einen Business-Background. Im Saarland ist Eva Lorentz mit ihrer Kunterbunt Factory, wenn es um echtes Empowerment noch eine Vorreiterin, aber deswegen nicht weniger wichtig – im Gegenteil!

„Für den Körper der neu gebackenen Mutter gibt es viel Angebot, aber für das Mindset – es Keppsche, wie wir im Saarland sagen – habe ich für mich nichts Passendes gefunden. Daher mach ich das jetzt! Ich habe einfach Spaß zu helfen und neue Perspektiven aufzuzeigen, die einen Hindernisse überwinden oder Ressourcen identifizieren lassen und vielleicht auch verschüttete Stärken wieder freizulegen. Im Grunde genommen bin ich echt wie ein Trüffelschwein, nur finde ich keine Trüffel, sondern es fällt mir eben leicht, Potentiale und Talente zu sehen.“

Tatsächlich hat Eva Lorentz, wie dieser Vergleich erahnen lässt, auch ein Faible für großartiges Essen, aber das ist ein anderes Thema. Zu ihrem Engagement für „Moms“ kam sie selbst wie die Mutter zum Kinde – und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn das erste Mal tauchte der Gedanke während ihrer ersten Schwangerschaft auf. Eigentlich verantwortet die ambitionierte Hobby-Sportlerin mit Trainerschein als Senior Managerin den Bereich Communication mit Fokus auf Transformation in einem globalen Konzern. In der vorherigen Position als Head of Talent Acquisition drehte sich bei ihr alles um Talente, Jobinterviews, Branding und Personalentwicklung. Sie hat Communities aufgebaut, Coachings durchgeführt, Workshops moderiert, Entwicklungsangebote konzipiert und Change Prozesse angeregt.

Wie verträgt sich eine solcher Job mit einer Kunterbunt Factory? „Mein Arbeitgeber hat mir die Anfrage für mein Herzensprojekt sofort freigegeben. In meinem Berufsleben ging es schon immer um die persönliche Entwicklung von Menschen und genau diese Expertise möchte ich jetzt bei der Kunterbunt Factory einbringen und starte mit dem Thema Empowering Moms, einfach weil ich im Saarland die Frauen empowern will! Das Verständnis von Karriere hat sich bei mir durch die gewonnenen Lebensjahre und vor allem auch durch die Mutterschaft stark verändert, was auch zu dem Fokus auf mein Herzensthema in der Factory einzahlt.“

Zunehmend beobachtete die „durch und durch“ Saarländerin, dass einige Mütter denken, dass es erstrebenswert ist, ständig im Stress zu sein. Als ob man nur dann eine richtige Mutter wäre, wenn man sich komplett aufopfert und am Ende total ausgelaugt ist! Eva ist davon überzeugt, dass es an der Zeit ist, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Statt Stress und Erschöpfung als Statussymbole zu sehen, sollten Achtsamkeit und Wertschätzung als neue Prioritäten am Familientisch gelten. Genau diese überholten Vorstellungen und limitierenden Glaubenssätze möchte sie in die Tonne treten und sich stattdessen auf eine ausgewogene „Mom-Life-Balance“ konzentrieren. Die ständig ratternde Liste im Kopf, mit der der Familienalltag aufrechterhalten wird! Die Belastung, die durch das Organisieren von Alltagsaufgaben entsteht, die gemeinhin als nicht der Rede wert erachtet werden und somit weitestgehend unsichtbar sind! Der lange Rattenschwanz an Planungs-, Dokumentierungs- und Koordinationsaufgaben, der oftmals an den Müttern hängenbleibt. Mit ihren Unterrichtseinheiten will Eva  mit den Müttern Lösungen erarbeiten, um die psychische Belastung aufzuheben.

„Ich mag den Begriff Coach nicht so gerne und sehe mich mehr als Prozess Guide, Motivatorin und Impulsgeberin, so dass du dein Ziel erreichen kannst oder eine Leistung erzielst, die dir wichtig ist. Du bist immer selbst am Steuer! Ich bin oft eine Fragestellerin und durchbreche Gedankenspiralen, damit du Themen neu denken kannst. Als Beraterin bin ich auch Ideengeberin, diese Ideen kannst du dann auf deine Ziele abwägen und anwenden.“

Eine Umfrage Evas Kunterbunt Community zeigte, dass Männer noch kein Interesse an dem Thema Empowering Dads haben. Selbst wenn es Wein und Bier beim Workshop gäbe, würden sich nur die wenigstens darauf einlassen. Woran liegt das? „Immerhin folgen mir rund 18% Männer, aber ich glaube, dass die Männer noch nicht so den Spaß gefunden haben an Deep Talk, also an tiefgründigeren Gesprächsthemen. Für viele Frauen ist es hingegen ganz normal sich als Mütter auch über das Innerste, über Gedanken, Hoffnungen und Sorgen auszutauschen. Es scheint für Männer irgendwie noch nicht okay zu sein, sich diesbezüglich verletzlich und offen zu zeigen, was eventuell auch an der Prägung durch die eigenen Väter liegen kann.“

Du hantierst in der Community und auf Deiner Website mit auffällig vielen Anglizismen. Was soll das?

„Das war schon immer eine Schwäche von mir und viele aus meinem Arbeitsumfeld und Bekanntenkreis lachen sich darüber kaputt, weil ich eigentlich gar nicht die supergute Englischsprecherin bin. Ich finde aber, das sich auf Englisch manche Sachverhalte beziehungsweise Wörter zarter und schöner fürs Gehör klingen. Das ist eben mein Eva-Style, den Du mitbekommst, wenn Du das Thema mit mir startest. Das wirst Du dann auch im Kurs erleben, denn das zieht sich natürlich durch. Wen das nicht anspricht, der wird auch kein großer Fan von mir werden und das ist ja auch vollkommen fair. Jeder Topf findet einen passenden Deckel, auch im Bereich Coaching und Beratung.“

Ein Credo von Eva Lorentz ist: Hilfe und Unterstützung anzunehmen ist verdammt schlau! So ist sie besonders dankbar für ihren Partner, ihre Familie, ihre Freunde und all die wunderbaren Menschen, die ihr als mentale Stütze und Wegbegleiter zur Seite stehen und sie stärken. Vom Paar zu Eltern zu werden ist eben kein Spaziergang, sondern bedeutete auch für sie jede Menge Veränderung. Jeder braucht Menschen, die einen unterstützen, wenn man sich schwach fühlt, die einem Mut machen, wenn man Angst hat und die einem die Hand reichen – egal ob es sich dabei um den Partner, die Familie, Freunde oder Therapeuten, Coaches und Trainer handelt. Zusammen kann man jede Herausforderung meistern und gestärkt aus ihr hervorgehen. Eva fasst es zusammen. „Ich möchte eine starke Begleiterin für andere sein, so wie meine Wegbegleiter es für mich sind!“

Mein Lieblingsding: E.T. – der Außerirdische

DJ und Radiomoderator Heiko Meyer ist schon lange sehr vielen Saarländern ein Begriff und bestens bekannt aus Clubs und Diskotheken wie N8Werk und Alte Schmelz. Sein Lieblingsding hat allerdings nichts mit Musik zu tun, denn den größten Teil seines Lebens wird er von einem Einzelstück aus Kindertagen begleitet: einer ET-Figur. Acht Jahre nachdem Heiko im Weltmeisterjahrgang ‘74 das Licht der Welt erblickt hatte, tritt im Kino jener kleine Außerirdische in sein Leben. Als er dann kurz drauf im Kiosk um die Ecke die Figur entdeckt ist alles klar, so einen will er haben. „Meine ältere Schwester wollte mir auch gleich einen schenken. Doch zuerst war der Schreck groß, denn die Figuren waren ausverkauft. Meine Enttäuschung stand mir wohl deutlich sichtbar ins Gesicht geschrieben, denn der Kioskbetreiber nahm mich zur Seite und erklärte mir, dass er gleich tags drauf nochmal in die Metro fahren würde, um für Nachschub zu sorgen. Und 24 Stunden später war ich dann der stolzeste ET-Besitzer in meinem Viertel.“ Wer übrigens genau hinguckt, erkennt auf dem Foto noch ein zweites Lieblingsding des gebürtigen Saarbrückers: das Original, handgemalte Bild zur Neueröffnung des N8Werks. Aber das ist eine andere Geschichte…

Bittere Pillen

Mit dem Glauben ist das so eine Sache. Die eine Religion verspricht einem einen gesunden Geist und Körper durch regelmäßiges Beten, eine andere durch regelmäßige Meditation und wieder eine andere durch regelmäßiges Zahlen von Kirchensteuern. Stärker als jeder Glaube an irgendeine Religion ist jedoch der Glaube, der uns vierblättrige Kleeblätter suchen und an Freitagen, die auf den 13. eines Monats fallen, am liebsten im Bett bleiben lässt: der Aberglaube. Während der Glaube Berge versetzen kann, schafft es der Aberglaube, ganze Welten aus ihren Angeln zu heben…

Längst haben sich Internet und Shoppingkanäle im Fernsehen der Abergläubigkeit vieler Menschen angenommen und bieten Gesundheit für Körper und Geist auf Bestellung zum Sparpreis. Was einmal mit linksdrehenden Joghurtkulturen begann, die zur Balance von Körper und Geist, vor allem aber derjenigen des Darms beitragen sollten, hat sich zu Körperessenzen mit Einhornstaub, am Erdmagnetfeld ausgerichtete Kräuterbadematten und Hausschuhe für das individuelle Sternzeichen weiterentwickelt. Kaum zu glauben, an was man mittlerweile glauben kann, soll oder sogar muss…

Jeder kennt jemanden, der an Wünschelruten, Edelsteinkräfte und heilende Tänze glaubt. Ich selbst bin da eher skeptisch, da ich mir nicht vorstellen kann, dass es mir bei einer Grippe besser geht, wenn ich mir einen Amethyst unters Kopfkissen lege oder Feng Shui hilft, wenn ich mir mit dem Hammer auf den Daumen gehauen habe. Auch wenn die Schulmedizin den Placebo-Effekt kennt, der beweist, was bloße Vorstellungskraft bewirken kann, vertraue ich bei Krankheiten lieber bunten Pillen forschender Pharmaunternehmen als Wadenwickeln aus Herbstlaub. Placebo ist für mich etwas fürs CD-Regal…

Das sehen einige Frauen aus meinem Freundeskreis jedoch völlig anders. Ob Migräne, Sonnenbrand, Verhütung oder ein Fuß im Rasenmäher, sie vertrauen der Wirkung von Globuli, kleinen weißen Kügelchen, die als homöopathisches Universalheilmittel voll im Trend liegen. Bei jeder Gelegenheit zücken sie ihr Mäppchen, in denen Röhrchen mit stecknadelkopfgroßen Streukügelchen auf ihren Einsatz zur Rettung der Welt warten. Hat eine Frau Bauchschmerzen, möchte aber Sex, helfen Globuli. Hat eine Frau keine Lust auf Sex, aber auch keine Bauchschmerzen, helfen Globuli ebenso…

Egal welche Beschwerde, es gibt das passende Zuckerperlchen zur Behandlung. Ob Depressionen, Haarspliss oder nervende Schwiegereltern, mit Globuli alles kein Problem. Die Dosierung ist einfach: Einfach fünf Kügelchen auf der Zunge zergehen lassen. Gerne auch ein paar mehr oder weniger, ganz nach eigenem Glauben. Das erspart lästiges Lesen von Packungsbeilagen und Tierversuche. Schließlich ist die Wirkung von Zucker auf den Menschen durch Verabreichen von Bonbon-Halsketten an Probanden im Alter zwischen 5 und 15 auf Kirmes und Kindergeburtstagen seit Jahren erprobt…

Mit Homöopathie hatte ich nie etwas zu tun, schließlich wurde ich anständig und katholisch erzogen. Da wandte man sich bei Schmerzen allenfalls an den lieben Gott oder den heiligen Aspirin von Bayer. Globuli waren mir daher lange unbekannt. Zunächst hielt ich das Wort für die Pluralform von Globus nach neuer Rechtschreibung. Für mich bleibt nach wie vor schwer vorstellbar, dass Lutschbonbons, die nicht einmal für frischen Atem sorgen, wirkungsvoller sein sollen als Mittel, die an Generationen von Ratten getestet wurden. Erlaubt ist jedoch das, was hilft. Und helfen tut das, an was man glaubt…

Schlafstörungen? Einfach ein paar Globuli und eine Flasche Schnaps. Schon schläft man tief und fest. Pickel? Angst vor Gewittern? Kein Zucker für den Kaffee? Kein Problem dank der weißen Kügelchen. Im Nu ist das Leben wieder süß. Auch bei Kindern sind Globuli einsetzbar. Mädchen können sich so frühzeitig daran gewöhnen, wie wichtig die richtige Pille zur richtigen Zeit ist. Wer davon überzeugt ist, dass Süßstoff sogar Krebs heilt, kann sich seinen Lebensabend gerne versüßen, darf sich am Ende aber nicht beschweren, wenn er sich schon in jungen Jahren die Radieschen von unten betrachtet…

Belladonna, Bellis Perennis, Hamamelis Virginiana, was klingt wie Namen von Pornodarstellerinnen sind Globulisorten. Rhus Toxicodendron hört sich für ein Allheilmittel einfach besser an als Giftefeu. Globuli mit Arnica sollen Linderung bei blauen Flecken verschaffen und sind damit genau richtig für die Hausapotheke, wenn das Töchterchen mal wieder vom betrunkenen Papi die Treppe herunter gefallen wurde. Globuli mit Gänseblümchen helfen bei Hämatomen, was Frauen bestätigen können, die zuerst von ihrem Freund verprügelt wurden und dann zur Versöhnung Blumen bekamen…

Früher hätte man Homöopathen als Hexen und Zauberer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der einzige Haufen, den man heute für sie auftürmt, ist aus Geld. Menschen investieren Vermögen in Globuli, Bachblüten und Schüssler-Salze in der Hoffnung, gesünder sterben zu können. Das homöopathische Wirkungsprinzip dabei: Ähnliches mit Ähnlichem heilen. Gegen Orangenhaut wären demnach Globuli auf Zitrusbasis richtig, gegen Übergewicht solche aus Fett. Gleiches mit Gleichem bekämpfen? Hilft gegen Bienenstich dann nur Bienenstich? Wenn ja, dann mit oder ohne Sahne…

Globuli sind so ein bisschen wie Gott. Beide helfen nur, wenn man an sie glaubt. Und der Glaube, dass Kugeln gegen Probleme helfen, ist spätestens seit dem Wilden Westen fest in uns verankert. Dennoch werfe ich lieber Medikamente mit möglichst langen Wirkstoffnamen ein als zu hoffen, dass Lutschbonbons nicht nur für Karies, sondern auch für Linderung sorgen. Wenn aus Rohrzucker bestehende Globuli wirklich gegen Kopfschmerzen helfen würden, dürfte ich nach fünf Caipirinhas eigentlich keinen dicken Schädel bekommen? Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Bittere Pillen… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Warum sollten gerade Globuli mit Extrakten aus Gänseblümchen bei einem blauen Auge helfen? Wären solche mit Extrakten aus Veilchen dafür nicht besser geeignet?

Als Günther Jauch mich rettete

Hallo Mikrokosmonauten: Licht. Kamera. Lampenfieber.

Es war irgendwann in den 2000ern als ich inmitten der Menge vor Frankfurts angesagtestem Club stand und Radu Rosetti – der Chef himself nach draußen trat, sich auf ein Podest stellte und mit seinem spitzen Kinn und verwegener Arroganz auf einige wenige Leute wies, um ihnen die Ehre zu erweisen, einzutreten. Für andere war es irgendein Club von unzähligen Clubs auf der Welt, aber ich wollte jetzt genau dort rein! Es gab für mich keine andere Option. Und immer, wenn es für mich ums Ganze geht, verändern sich die Schwingungen um mich herum. Vielleicht ist es dieser Urinstinkt in mir, die Dinge genau jetzt und hier mit all der mir zur Verfügung stehenden kosmischen Energie zu beeinflussen. Und da ich seit jeher der Meinung bin, dass man das Schicksal definitiv zu seinen Gunsten drehen kann, passieren die Dinge schlussendlich auch so, wie ich es erhofft habe! „Und du!“, hörte ich Radu Rosetti sagen, sein Kinn in meine Richtung weisend. Und ich stolzierte. Mit wackeligen Knien zwar, aber es war ein eindeutiges Stolzieren. Ein herzrasendes, unsicheres Stolzieren. Da staunte ich mal wieder über mich selbst, dass ich es wirklich geschafft hatte. Aber merkte, dass ich zwar durchaus an kosmische Energie glaube, aber zuweilen weniger an mich und meinen Erfolg.

Erfolg – ein Mix aus Charme, Glück und Können

Damals war es ein Club in Frankfurt, heute sind es andere Bretter, die meine Welt bedeuten. Und trotzdem stehe ich immer wieder auf wackeligen Beinen, sobald ich sie betrete. Weil ich zweifle und mitunter auch verzweifle. Dabei stehen die Zeichen eigentlich meist auf Top statt auf Flop. Eigentlich weiß ich auch, dass ich durchaus erfolgreich sein kann. Ich glaube nur zu selten daran. Immerhin kann ich aus dem Stand heraus 42 Kilometer laufen und weiß von jedem Prominenten das Sternzeichen. Gebracht hat mir das bis jetzt zwar nicht viel, aber immerhin:  

Ich habe es auf den Stuhl von „Wer wird Millionär“ geschafft!

Statt also selbstsicher und entschlossen nach vorne zu preschen und meine talentfreien Talente unter Beweis zu stellen, taumelte ich an besagtem Tag regelrecht auf diesen bis zu diesem Moment meilenweit entfernten Rate-Thron! Mensch, da bin ich einmal bei „Wer wird Millionär“ und prompt weiß ich nicht mehr, wie ich heiße! Und plötzlich bekommt der Spruch „Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt!“, eine ganz neue Bedeutung. Im Grunde fehlt sie mir, sobald etwas passiert, auf was ich gefühlte 142 Jahre hingearbeitet habe. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich bin so der Drückeberger-Typ. Wenn es ernst wird, bin ich noch immer abgehauen und war plötzlich ganz klein mit Hut. Bei Streitereien werde ich oft ungehalten und laut, haue aber ab, sobald ich mit Gegenwind zu rechnen habe. Den Vogel zeige ich ausschließlich im Straßenverkehr, weil ich mit durchdrehenden Rädern abdüsen kann, sobald der andere reagieren kann. Und geht mir der Arsch mal so richtig auf Grundeis, möchte ich mich eigentlich nur noch verkriechen. Aber vor laufender Kamera bei RTL geht das nun mal schlecht.

Gottseidank gibt es Günther Jauch. Sowieso müsste jeder einen Günther Jauch an seiner Seite haben. Ein Günther Jauch hat nämlich die Souveränität, die einem selbst zuweilen abhandenkommt. Ein Günther Jauch funktioniert immer. Und ein Günther Jauch ist väterlicher Beistand, wenn er eine Blondine vor sich sitzen hat, die tatsächlich auch blond zu sein scheint. Vielleicht ist es die Tatsache, dass es bei „Wer wird Millionär“ auch wirklich um etwas geht. Aber Fakt ist, dass ich als großmäulige Kolumnistin noch nicht mal mehr smalltalken konnte, als ich da saß. Ich dachte an Radu Rosetti und fragte mich: „Hätte er mich in diesem erbärmlichen Zustand in seinen Club gelassen?“ Ich dachte an meinen besten Freund Adrian, der mir immerzu einbläut: „Du musst im Leben nur zwei Dinge: Sterben und Funktionieren. Und heute musst du funktionieren!“. Und schlussendlich dachte ich an all die großen und kleinen Erfolge, die ich in meinem Leben trotz blauäugiger Naivität und völliger Ahnungslosigkeit verbuchen konnte. Ist Erfolg am Ende doch nur eine Einstellung der Eigen-Vermarktung? Und während ich wie ein Roboter irgendwelche Fragen beantwortete, lag schon wieder etwas Magie in der Luft.

Ich glaube nicht an Gott, aber ich glaube daran, dass jemand von oben auf mich herabblickt und sagt: „Reiß dich verdammt noch mal zusammen!“. In diesem Falle war es mein verstorbener Opa, der plötzlich von der Studiodecke hinunterschaute. Er hatte meinen ebenfalls verstorbenen Kater auf dem Schoß und obendrein trug er einen Trainingsanzug! Ich war geschockt. Nicht, weil er mir erschien, sondern weil er einen dieser Achtziger Jahre-Trainingsanzüge trug und das auch noch in Flieder! All das passierte, während Günther Jauch versuchte, mich im Diesseits zu behalten! Wahrscheinlich ahnte er, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich wollte ihm zurufen: „Ja Herr Jauch, mit mir stimmt gar nichts!“. Und wie konnte ich überhaupt jemals so bösartig sein und über die vermeintliche Dummheit irgendwelcher Kandidaten in irgendwelchen Shows ablästern? Dafür würde ich in der Hölle schmoren! Ich sank auf meinem Ratestuhl regelrecht zusammen, wollte unsichtbar sein. Aber die Kamera zoomte noch näher. Und Günther Jauch? Blieb souverän. Er hatte ja keine andere Wahl.

Machen wir uns nichts vor: Die wenigsten sind die Ruhe selbst, wenn es um etwas geht. Mit Licht, Kamera und Publikum ist es noch eine Spur härter. Aber ich sollte mir auch eingestehen, dass ich nie ein Leben im Schattendasein führen wollte. Als Kind wollte ich Schauspielerin werden. Als Teenager traf ich die Backstreet Boys persönlich statt sie mir wie alle anderen auf der Bühne anzusehen. In meinen Zwanzigern und Dreißigern wollte ich gehört, gesehen und gelesen werden statt lediglich Hörer, Seher und Leser zu sein! Und wenngleich ich mich oft als frei von jeglichen Talenten tituliere, so frage ich mich: Besitze ich am Ende vielleicht doch welche?

Den sterbenden Schwan, kann ich jedenfalls unheimlich gut spielen. Außerdem kann ich meine augenscheinliche Blödheit mit charmantem Augenaufschlag und ein paar mehr oder weniger lustigen Sprüchen so vermarkten, dass es fast schon wieder clever ist.

Und da ist er wieder, dieser unbändige Wille und Glaube, dass ich es trotz aller Zweifel tatsächlich schaffen könnte! Dass ich es sogar schaffen kann! Wenn es hart auf hart kommt, könnte ich sogar ein Fenster streifenfrei putzen, da bin ich ziemlich sicher! Und wie ich einst, zwar unsicher aber immer noch aufrecht in diesen Frankfurter Club reinmarschierte, so marschierte ich auch aus Köln-Hürth raus! Und einfach so marschiere ich weiter, auch wenn ich gelegentlich stolpere oder sogar falle.

Am Ende ist es doch so: Nein, ich bin nicht dumm. Ich bin gelegentlich sogar ziemlich pfiffig, auch wenn ich nicht weiß, wie ich das mache! Ich stehe zuweilen auf einem ziemlich dicken Schlauch, aber mein Opa im fliederfarbenen Trainingsanzug hilft mir da drüber hinweg und Günther Jauch leistet seelischen Beistand, auch wenn er kein Psychologe ist.

Wer wird Millionär, RTL, 10.04.23, 20.15 Uhr

Clubzone April 2023

Jede Menge Ringelpietz mit Anfassen hat auch im vergangenen März wieder für reichlich Eskalationen in der Welt des unheiligen, nächtlichen Treibens an den üblichen, verdächtigen Orten gesorgt. Egal ob Off-Locations oder etablierte Clubs, das ganze Saarbrücker Nachtleben hat mal wieder amtlich gezeigt, wie man die Nacht zum Tage macht. Wer da eine Pause braucht, hat schon verloren, schließlich sind wir ja alle nicht zum Spaß hier! Jetzt gilt es wieder, keine Zeit mit langen Vorreden zu verschwenden und so geht es ohne weitere Verzögerungen auf zum Jahrmarkt der Eitelkeiten und des allwissenden Basses. Also, Kopf in Nacken, Schluss mit Schnacken, jetzt geht’s in die Clubs.

   Gleich zu Beginn unserer geselligen Reise durchs Partyvergnügen der letzten Wochen, müssen wir uns nochmal zurück in die Faschingszeit beamen. Mitte Februar brach nämlich noch eine bisher hier nicht gewürdigte Fastnachts-Feier-Eskalation aus, mit dem absoluten Höhepunkt am Faschingsdonnerstag. Bei der JECK FETT – WEIBERFASCHING in der GARAGE unter dem Motto „Karneval meets Saarbrücken“ Himmel und Menschen stapelten sich bei bester Laune und kippen ohne umzukippen war hier gar kein Problem, denn die Halle platzte aus allen Nähten und so war vielerorts umfallen schlicht gar nicht möglich. Aber das wollte ja auch gar keiner, denn schließlich war die unfassbarste Karnevals-Premiere des Jahres vom Start weg ein absolutes Highlight und vielleicht sogar der mit Abstand amüsanteste Weg in die Hallen-Faasenacht in Saarbrücken zu starten. Auf zwei Floors mit feinster Karnevals-Deko gab es musiktechnisch eine Karnevals und Partymusik-Explosion mit zahlreichen bekannten DJ-Helden. Auch für Liebhaber des klassischen HELLWIGSTADION Sounds war im KLEINEN KLUB der Garage mit einem Musik Style-Mix aus 80er und 90er Partymucke alles geboten. Die Schuldigen hierfür waren auch schnell gefunden: sämtliche DJs und Skaver als Liveband gaben ihr Bestes und das bunt kostümierte Publikum hielt locker mit. Kein Wunder also, dass der Faasend-Donnerstag in der GARAGE künftigals absolute Pflichtveranstaltung gelten wird.

  In den ersten zwei Märzwochen ist das Clubleben dann wieder wie üblich eskaliertl und entsprechend ungebremst ging es natürlich im EGO zur Sache. Dass die LEVELS Reihe legendär in Saarbrücken ist, ist allseits bekannt, aber was da noch Anfang März abging ist kaum zu beschreiben. Exzessive Stimmung, tolle Getränke, viel Konfetti und die besten Gäste der Stadt sorgten regelmässig für Partys, die wir so schnell nicht vergessen werden. Komplettiert wurde das Ganze mit einer echt abgefahrenen Ausgabe der BAD GIRLS GO TO EGO Party mit DJane Dyla Party. Mit immer wechselnden Mottos kommt im EGO keine Langeweile auf! So auch bei WE.LOVE.HIPHOP bei der DJ No Mercay & Support die besten Reime auf die Tanzfläche brachte und bei allen Beteiligten für einen unvergessenen Abend soregte. Beim ersten NACHTSEMESTER fand im EGO erstmals eine Studentenparty auf zwei Floors statt. Die künftigen Akademiker kamen zu Scharen und feierten nicht weniger ausgelassen, als – die älteren Leser werden sich vielleicht noch erinnern – bei den früheren Partys, die damals noch in der Aula auf dem Unigelände stattfanden…

Auch das STUDIO 30 zeigte in den letzten Wochen mal wieder wo der Hammer hängt! Die BURN IN HELL Rock & Metalparty eröffnete den Partymonat. Bei der LABOUNCE mit BBrown, Nova und Hakimo gab es dann feinste Afrobeats, Dancehall und Amapiano auf die Ohren und bei der ELECTRONIC THERAPY kamen Fans der Dark Electro Szene auf ihre Kosten. Auch das Konzertprogramm konnte offensichtlich überzeugen. Die ausverkauften Show von Sonic Circus, Fashioned from Bone & rebelsoul, als auch der Metalcore Abend mit The Butcher Sisters hat gezeigt wie Heavy Saarbrücken sein kann. Hauptgesprächsthema im März waren außerdem die beiden anstehenden Legenden-Revivals mit der GLORIA PALAST & CAFÈ FUTURE Party und der 6NULL3 Wiederkehr, aber von denen berichten wir dann in der nächsten Ausgabe.

Zu einem echten Kleinod im bunten Reigen des Nachtlebens der Landeshauptstadt ist längst das TERMINUS an der Ecke Gerber- und Bleichstraße geworden. Besonderen Anteil am Erfolg dieser Live-Musik-Location hatte natürlich der Chef höchstselbst, der sich in der Küche um das leibliche Wohl der Kundschaft kümmerte. Damit die Köstlichkeiten auch gleich wieder abgetanzt werden können, sorgten auch im März abwechslungsreiche Konzerte verschiedenster Spielarten, aber auch Tanzvergnügungen wie die legendäre HIPSTER IMAGE Party Ende des Monats mit Nothern Soul, Beat und Funky Tunes aus der Konserve. Eine Mischung, die früher schon im MODUL für beste Laune sorgte. So kann’s gerne weitergehen!

Eine fast vergessene Partylocation wurde am letzten Märzsamstag wieder zum Leben erweckt – und wie! Die HEARTBEATS-Jungs haben mal wieder einen raus gehauen und schufen gemeinsam mir namhafter Verstärkung in Form von Yannick Maurer, Icelow, Fabelhaft und Fräulein Else das neue Projekt MUSIC SOUNDS BETTER WITH US! Und damit auch auf zwei Floors Party gemacht werden konnte, wurde der gute, alte RATSKELLER auserwählt und für eine Nacht in einen Tanztempel umgewandelt. Da war natürlich mal wieder alles am Start was Rang und Namen hat! Sowohl an der Theke als auch auf der Tanzfläche herrschte permanent Explosionsgefahr! Das war wirklich ein Abriss vom Feinsten, der förmlich nach einer Wiederholung schreit. Doch im Mai steht erstmal die HEARTBEATS im NOYA und damit in einer bereits bekannten Location statt.

Auch wenn man es mittlerweile niemand mehr überraschen dürfte, aber auch im APARTMENT wurde gefeiert als ob es kein Morgen gäbe. In den vergangenen fünf Jahren wurde hier definitiv eine neue Dimension der Eskalation erreicht. In kaum einem andern Club wurde in den letzten Jahren so heiß eskaliert wie im einstigen Kultclub NUMBER ONE an der Ecke zum Rabbi-Rülf-Platz und insbesondere jetzt beim fünften Geburtstag ging es ein ganzes Wochenende richtig zur Sache! Man fühlte sich einfach wohl, bei der APARTMENT Gang, so nennen die sich scherzhaft immer noch selbst. Denn man fühlt sich tatsächlich nicht nur wie in einem Club, sondern auch wie Zuhause!  Mehr noch: Wie ein Teil der Familie! Dieses Feeling wurde noch in der ersten Märzwoche mit PURE TASE und THE GREATEST TIME zelebriert, und auch im restlichen März wurde mehr als ausgelassen gefeiert. DJ Thomas und sein Team brachten Woche für Woche jede Menge Charts, 90s, 2000, HipHop, Latino, Pop, House und DeutschRap unter die begierigen Massen – und natürlich Konfetti, Konfetti und noch mehr Konfetti. Man darf gespannt sein, was wir im APARTMENT  – oder sollten wir es ab jetzt „zuhause“ nennen – noch alles erleben können, wenn’s wieder losgeht. Da bleiben wir nämlich einfach wieder mal „Zuhause“, wenn ihr versteht…

In diesem Sinne, take care

 J.K.T

Nah dran statt nur dabei

Die Formel 1 am TV oder auf der Tribüne feiern kann ja jeder. Aber wie um alles in der Welt, kommt ein Saarländer direkt an die Strecke, ins Fahrerlager und die Boxengasse. Michael Weber aus Ottweiler hat das geschafft.

Der 53jährige Unternehmer aus Ottweiler führt mit einem Geschäftspartner ein mittelständiges Unternehmen in der IT-Branche. Ein ganz normaler Saarländer, der mit seiner Frau hobbymäßig gerne mal im Urlaub die interessanteren Flecken dieser Erde besucht. Aufmerksamen Verfolgern der saarländischen Insta- und Facebook-Szene ist er vielleicht auch mal durch seine zweite Leidenschaft aufgefallen: das Fotografieren. Auf dem Gebiet hat er nämlich einiges an Talent zu bieten und seine Aktivitäten haben längst mindestens semiprofessionellen Status. Dass jetzt aber vor einem knappen Monat, die Freude am Reisen und die Hingabe zur Arbeit mit der Kamera, an der Formel 1 Strecke im Wüstensand von Bahrain zueinander fanden, empfindet der gebürtige Schiffweiler als großes Glück und besondere Ehre. Denn so einfach kommt man da nicht hin – und vor allem nicht so hautnah dran!

L!VE: Wie kommt man denn mal ebenso auf die Idee, zur Formel 1 in die Wüste zu reisen?

Michael Weber: „Da war mein Foto-Freund Thomas Füßler nicht ganz unschuldig. Der macht das für eine Fotoagentur nämlich schon seit Jahren mit der Formel 1 und meinte nach dem Rennen in Imola letztes Jahr, dass er mich eigentlich mal gerne mitnehmen würde. Abu Dhabi war dann unsere erste Idee, doch das ist, was Transport, Unterkunft und Spesen angeht, schlichtweg nicht zu bezahlen. So bin ich dann recht schnell auf Bahrain Anfang März gekommen. Hier machte die Fotoagentur allerdings zur Bedingung, dass wir nicht nur zum Rennen kommen, sondern schon eine Woche vorher die Tests der Teams ablichten. Und so wurde nach kurzem Überlegen der Aufenthalt von einem Rennwochenende auf 12 Tage verlängert. Am Aschermittwoch ging es dann los.“

L!VE: Da hast Du Glück gehabt, denn so einfach kommt man doch nicht auf die Strecke.

M. W.: „Normalerweise kommt man da überhaupt nicht hin. Du brauchst auf jeden Fall eine erfahrene Agentur, die sich auskennt, das auch schon öfter gemacht hat und ihre Fotografen bei allen Rennen im Einsatz hat. Natürlich hatte ich die auch nach Europa gefragt, aber da besteht als Neuling keine Chance. Aber Bahrain ging und so wurde ich bei der FIA, dem Formel 1 Veranstalter, akkreditiert. Die schlussendliche Zusage kommt erst zwei, drei Wochen vor dem Termin, wenn Du natürlich längst alle Flüge, Hotels und Mietwagen etc. gebucht hast. Wenn die FIA dann doch sagt, nee, dich wollen wir nicht, bleibst du auf den Kosten sitzen. Das ist halt dein Risiko. Im Endeffekt war das aber schon ein besonderes Gefühl, das das geklappt und ich habe das schon als eine Ehre empfunden, das dort machen zu dürfen. Das ist wirklich nicht selbstverständlich.“

L!VE: Und mit Deiner Akkreditierung kamst Du dann überall hin?

M. W.: „Das ist in Bahrain wirklich toll. Du kommst dann wirklich überall hin, es gibt keine Stellen, wo du nicht hin darfst und das ist natürlich super. Manchmal habe ich dann da gesessen und nur gedacht: Wow! Dieses Gefühl dann auch mit meinem Freund Thomas zu teilen war schon unbeschreiblich.“

L!VE: Entsprach Bahrain Deinen Erwartungen? Du warst ja schon wiederholt in der Region unterwegs.

M. W.: „Mit den benachbarten Dubai oder Abu Dhabi ist das wirklich überhaupt nicht zu vergleichen und privat würde ich nicht auf die Idee kommen dahin zu fahren. In der Stadt gibt es eine kleines Stück Skyline und die große Moschee, das war’s dann auch schon. Ganz im Süden gibt es aufgeschüttete Inseln, so in der Art wie in Dubai, aber das ist dort alles Privatgelände und da kommst Du gar nicht hin. Man merkt schon, dass Geld keine Rolle spielt, auch wenn man auf die Rennstrecke kommt. Da steht ein echt großes Riesenrad, das für das Wochenende aus Eisenach in Deutschland extra dahin verschifft wurde. Das hat alleine sechs Wochen gedauert. Dann aufgebaut, vom TÜV aus Dubai für 25.000 Dollar abgenommen und nach den paar Tagen montags wieder abgebaut und zurück verfrachtet. Das Riesenrad war für die Besucher des Rennens umsonst, genau wie mit einem F1-Simulator zu fahren und alle anderen Vergnügungen, inklusive der Konzerte von Craig David und DJ Snake, die dort an der Rennstrecke kostenlos geboten wurden.  

L!VE: Bist du auch gut versorgt worden?

M. W.: „Auf der Rennstrecke wirst du als Fotograf komplett versorgt, von Frühstück über Mittag- und Abendessen, da gab es auch ein großes Barbecue mit den Teams, und alles ist frei. Das ist schon ‘ne Hausnummer. Was mich allerdings überrascht hat, ist die Hotelsituation dort. Es gibt nur zwei Sorten Hotels in Bahrain, günstige und extrem teure. Gut, ich hatte mich nicht in eine Nobelherberge eingebucht, aber auch auf etwas günstigerem Niveau hat mich die Rezeption im ersten Stock doch etwas überrascht, zumal es keinen funktionsfähigen Fahrstuhl gab. Ich hatte aber wenigstens mit Fenstern in meinem Zimmer gerechnet, so kann man sich täuschen. Da half auch nur wenig, dass ich zum Ausgleich eine Pergola mit Weinranken im Zimmer stehen hatte und zwei beleuchtete Fenster-Attrappen. Also das war wirklich kein glamouröses Wohnen, aber deswegen war ich ja auch nicht da.“

L!VE: Wie nah kamst Du den Teams und Fahrern tatsächlich?

M. W.: „Wirklich richtig nah! Allein in dem Bereich zwischen Boxengasse und den Hospitalitys, wo alle die ja alle ständig durchlaufen und du dich als Fotograf tatsächlich auch aufhalten darfst, da musste einfach nur mal kurz warten bis Lewis Hamilton an dir vorbei joggt. Viele der Fahrer sind dann auch supernett und sagen auch mal hallo und grüßen dich.“

L!VE: Gab es denn irgendetwas, was Du so nicht erwartet hättest?

M. W.: „Was ganz anders war, war die Art und Weise mit der du dann das Rennen verfolgst. Normalerweise sitzt du auf der Tribüne, siehst einen kleinen Ausschnitt und beobachtest die Videowände. Als Fotograf ist es hier aber so, dass du dir zuerst eine Stelle suchst, wo du einen guten Blick auf den Start hast. Dann hoffst du auf eine tolles Bild, wenn irgendwas passieren sollte. In Bahrain ist nix passiert, also bleibst du da erstmal sieben, acht Runden, dann suchst du dir eine neue Stelle und hoffst wieder. Außerdem musst Du schon darauf achten, dass dir nicht andere Fotografen vor dir da stehen, denn da gibt es schon eine gewisse Konkurrenz und Rivalität. So geht das weiter bis sich das Rennen dem Ende nähert und du dich wieder auf den Weg in den Start/Ziel-Bereich machst, damit du spätestens für Bilder der Siegerehrung wieder rechtzeitig da bist. Unterm Strich bedeutet das, von dem eigentlichen Rennverlauf kriegst du fast gar nichts mit. Du bist nur am warten, laufen, Shuttle fahren, das kann schon stressig sein.“

L!VE: Lass mich raten, diese knapp zwei Wochen vergingen wie im Flug?

M. W.: „Stimmt, auf einmal war alles rum. Dann stehst du da, fährst von der Strecke und sagst dir immer wieder: das war’s. Wir haben dann noch ein Abschiedsfoto gemacht und dann war’s wirklich vorbei. Ein paar Tage habe ich dann hier schon gebraucht, um wieder richtig anzukommen. Inzwischen gab’s dann aber auch schon erneut Momente, wo ich dachte, Mensch, ich will wieder! Dann war jetzt auch noch das Rennen in Saudi Arabien und dann guckst du da zu und erkennst den einen oder anderen Fotografen. Da kommst du dann schon ins überlegen, aber Plätze für die europäischen Rennen, die jetzt kommen sind illusorisch und alles andere ist weit weg und schlichtweg zu teuer. Die Ambitionen habe ich ja auch gar nicht. Ich wollte es halt einmal erleben. Vielleicht habe ich auch ein bisschen Blut geleckt, aber da jetzt alle vierzehn Tage durch die Weltgeschichte zu hetzen, das wäre nicht so mein Leben.“

L!VE Perspektivwechsel: Queere Meisterwerke

Oscars, Berlinale und Max Ophüls sind vorbei, die Filmfestspiele in Cannes stehen vor
der Tür. Nicht erst seit der aufmerksamkeitsstarken Actout-Kampagne erfährt die
Filmbranche einen Wandel, hin zur zunehmend selbstverständlichen Sichtbarkeit und
Thematisierung von Homosexualität oder Transidentität auf der Leinwand. Eine
wichtige Entwicklung und Errungenschaft, die queeren jungen Menschen zunehmend
eine Welt uneingeschränkter Akzeptanz, Selbstverständlichkeit und Freiheit eröffnet. 

Ein wünschenswerter Weg, den zu wesentlichen Teilen auch die Kunst bereitet: durch Sichtbarkeit,
Aufklärung, Emotionalisierung, Nahbarkeit und Teilhabe. Nicht zuletzt durch Verständnis über
Perspektivwechsel. Deshalb wirft unser freier Redakteur Marc Kirch in diesem Monat einen Blick auf
die einflussreichste Filmkunst der queeren Bewegung. Erfahrt seine persönlichen Empfehlungen mit
dem Wunsch ein besseres Verständnis für die Lebensrealität im damals, jetzt und morgen queerer
Menschen zu erlangen. Darunter Pioniere, die als mutige Wegbereiter in Zeiten der Strafbarkeit eine
Repräsentation von Homosexualität auf der Leinwand wagten und damit erstmals ermöglichten, dass
sich queere Menschen „gesehen“ fühlten.

1) Benediction

Veröffentlichung: 2021
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Jack Lowden, Peter Capaldi, Jeremy Irvine
Regie: Terence Davies
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google PlayHandlung: Im Mittelpunkt des Biopics Benediction steht der englische Dichter und Autor Siegfried Sassoon Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die Basis seiner Geschichte bilden dabei seine Poesie, seine traumatisierenden Erinnerungen als Soldat im ersten Weltkrieg und seine Erfahrungen als schwuler Mann in mehr als nur komplizierten Beziehungen. 

2) Der Teufelskreis (Victim)

Veröffentlichung: 1961
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Dirk Bogarde, Sylvia Syms, Dennis Price
Regie: Basil Dearden
Verfügbarkeit: Amazon (Import), YouTube Handlung: 

Der Buchhalter Jack Barrett wird im London der frühen 1960-er Jahre wegen seiner Homosexualität erpresst. Er beginnt, das geforderte Geld in seiner Firma zu unterschlagen. Als er verhaftet wird, nimmt er sich das Leben.

3) Brokeback Mountain

Brokeback Mountain (Bild: dpa /  Tobis StudioCanal GmbH & Co. KG) 

Veröffentlichung: 2005
Produktionsland: USA, Kanada
Hauptrollen: Heath Ledger, Jake Gyllenhaal, Anne Hathaway
Regie: Ang Lee
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der Film über die Liebesgeschichte zwischen zwei Cowboys Mitte der 1960-er Jahre war nicht ganz unumstritten. Er gehörte zu den am besten rezensierten Filmen des Jahres 2005 und schafft es, im Gegensatz zu vielen kleineren queeren Filmen vor ihm, erstmals das Leiden schwuler Männer in einer intoleranten Gesellschaft ins breite Rampenlicht zu stellen.

4) Stonewall (where pride began)

Veröffentlichung: 2015
Produktionsland: USA
Hauptrollen: Jeremy Irvine, Ron Perlman, Joey King
Regie: Roland EmmerichVerfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der Film beleuchtet, eingebettet in die Story des Homosexuellen Danny Winters, wie es zum Stonewall-Aufstand 1969 kam, einer Serie von gewalttätigen Konflikten zwischen LGBT-Personen und Polizeibeamten in New York City. 

Diese Stonewall-Unruhen sind der Ausgangspunkt des Christopher Street Day (CSD). Diese weltweit jährlichen Pride-Paraden erinnern an diesen Tag1 – jenes Ereignis, das den Wendepunkt und die Grundsteinlegung im Kampf für Gleichbehandlung und Anerkennung queerer Menschen bedeutete.

5) Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt

Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt Buch und Regie Rosa von Praunheim, © WDR, honorarfrei – Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter WDR-Sendung bei Nennung „Bild: WDR“.

Veröffentlichung: 1971
Produktionsland: Deutschland 
Hauptrollen: Ernst Kuchling, Berryt Bohlen, Bernd Feuerhelm
Regie: Rosa von Praunheim
Verfügbarkeit: Prime 

Handlung: Im Stil einer Dokumentation gibt dieser Film des Regisseurs Rosa von Praunheim einen Einblick in die gesellschaftlich-politische Lage der Homosexuellen Anfang der 1970-er Jahre und Zeiten der Strafbarkeit durch Paragraf 175 StGB. 

6) Milk

Veröffentlichung: 2008
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Sean Penn, Emile Hirsch, Josh Brolin
Regie: Gus van Sant
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Die Filmbiographie von Harvey Milk, der 1972 mit Lover Scott Smith nach Kalifornien zieht und gegen die Diskriminierung der Schwulen kämpft. Als erster offen Männer liebender Mann erobert er ein politisches Amt. Als Stadtrat von San Francisco wird er zur populären Ikone, für seinen konservativen Kollegen Dan White aber zur Reizfigur, auf die sich Wut und Frustration entlädt. 

7) Prayers for Bobby

Veröffentlichung: 2009

Produktionsland: USA Hauptrollen: Sigourney Weaver, Henry Czerny, Ryan KelleyRegie: Russell MulcahyVerfügbarkeit: Prime 

Handlung: Die wahre Geschichte von Bobby Griffith. Mary Griffith, eine streng religiöse Mutter in den USA Anfang der 1980er, kann sich mit der Homosexualität ihres Sohnes nicht abfinden und tut alles, um ihn von seiner `Krankheit‘ zu `heilen‘. Sie ist der festen Überzeugung, Bobbys Homosexualität sei eine Sünde.

8) Moonlight

Veröffentlichung: 2017
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Ashton Sanders, Alex R. Hibbert, Trevante Rhodes 
Regie: Barry Jenkins
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Oscarprämierter Film basierend auf einer Geschichte von Tarell Alvin McCraney. „Moonlight“ konzentriert sich auf Themen wie Race, männliche Identität und Sexualität und folgt dabei dem sensiblen Chiron bei seiner Reise bis ins Erwachsenenalter. 

9) Pose

Veröffentlichung: 2018-2021 (Serie) 
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: MJ Rodriguez, Dominique Jackson, Billy PorterRegie: Ryan Murphy
Verfügbarkeit: Netflix

Handlung:Die Serie beginnt im Jahr 1987 in New York und beleuchtet in verschiedenen Segmenten die Gesellschaft und das bunte Leben in der Großstadt. Das Themengebiet umfasst einerseits den Aufstieg der luxuriösen Trump-Ära und gewährt andererseits Einblick in die Parallelwelt der sogenannten Ballroom Culture, eine LGBTQ-Subkultur, welche zu dieser Zeit Aufwind bekam und vor allem queeren Mitgliedern der afroamerikanischen und LatinX-Gemeinschaft besucht wurde. Im Mittelpunkt der Serie steht die Transfrau Blanca, die gerade von ihrer HIV-Infizierung erfahren hat und ein neues Leben beginnen will. 

10) Boys don‘t cry

Veröffentlichung: 1999
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Hilary Swank, Chloë Sevigny, Peter Sarsgaard
Regie: Kimberly Peirce, 
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Disney+Handlung:

Dieser oskarprämierte Film beruht auf einer wahren Geschichte, die sich in Nebraska zugetragen hat. Der Film erzählt die Geschichte Brandon Teenas, ein junger Transmann der 1993 aufgrund seiner Identität ermordert wurde. 

11) Die erste Liebe (Beautiful thing)

Veröffentlichung: 1997
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Linda Henry, Glen Berry, Scott Neal
Regie: Hettie MacDonald
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der homosexuelle Jamie Gangel fühlt sich zu seinem Mitschüler Ste Pearce hingezogen, traut sich aber aufgrund seines sozialen Umfelds nicht, ihm seine Gefühle zu gestehen. Erst zufällig kommen die beiden Teenager sich eines Tages näher.

12) Der verlorene Sohn (Boy erased)

Veröffentlichung: 2018
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Lucas Hedges, Nicole Kidman, Russell Crowe
Regie: Joel Edgerton
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der Film erzählt die wahre Geschichte des neunzehnjährigen Jared Anfang der 2000er, der als Sohn eines Baptisten-Predigers in den amerikanischen Südstaaten aufwächst. Als seine Eltern von seiner Homosexualität erfahren, zwingen sie ihn, an einem Bekehrungscamp teilzunehmen. Er lässt sich darauf ein, um seine Familie und seinen Glauben nicht zu verlieren, doch muss sein wahres Selbst in dieser absurden Therapie leugnen.

13) Schwule Mütter ohne Nerven

Veröffentlichung: 2005
Produktionsland: Spanien 
Hauptrollen: Daniel Hendler, Hugo Silva, Véronica Forqué
Regie: Manuel Gómez Pereira
Verfügbarkeit: Amazon 

Handlung: In Spanien wird 2005 die Homosexuellen-Ehe legalisiert. Zu diesem feierlichen Anlass haben sich sechs junge Männer zusammengefunden, die ihrem jeweiligen Lebenspartner im Rahmen einer medienwirksamen Gruppenhochzeit das Jawort geben wollen. Die Mütter der heiratswilligen Jungs sind gestandene Frauen, die sich progressiv und weltoffen geben. Für die sexuelle Neigung ihrer geliebten Söhne bringen sie viel Verständnis auf – doch alles hat seine Grenzen.

14) Rafiki

Veröffentlichung: 2018
Produktionsland: Kenia Hauptrollen: Samantha Mugatsia, Sheila Munyiva, Neville Misati
Regie: Wanuri Kahiu
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Die persönliche Geschichte der kenianischen Regisseurin Wanuri Kahiu ist ebenso dramatisch wie die ihres Films „Rafiki“. Die lesbische Teenager-Romanze, die in einer kenianischen Provinzstadt spielt, stellte sich als starke politische Aussage heraus. Tage nach der Auswahl für Cannes wurde der Film in Kenia, wo Homosexualität illegal ist, vom Film Classification Board wegen seiner „klaren Absicht, Lesbianismus zu fördern“ verboten. 

15) Pariah 

Veröffentlichung: 2011
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Adepero Oduye, Aasha Davis, Charles Parnell
Regie: Dee Rees
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Die 17-jährige Alike lebt mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester im Viertel Fort Greene in Brooklyn. Während ihre Eltern mit Eheproblemen kämpfen, sucht sie nach ihrer sexuellen Identität. Sie ist lesbisch, aber ist nicht sicher, wie ihre Eltern auf ihr Coming-Out reagieren würden. Als sie den Schritt wagt, muss sie um die Anerkennung ihrer Eltern und Freunde kämpfen. Aus einer weiblichen Perspektive betrachtet, beschäftigt sich der Film nicht nur mit Themen wie Feminismus und lesbischer Identität, sondern auch mit Selbstwertgefühl und Akzeptanz.

16) Out in the dark – Liebe sprengt Grenzen

Veröffentlichung: 2012
Produktionsland: Israel, USA
Hauptrollen: Nicholas Jacob, Michael Aloni, Jamil Khoury
Regie: Michael Mayer
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Seine Homosexualität bereitet dem Psychologiestudenten Nimr in seiner palästinensichen Gesellschaft große Schwierigkeiten. Ein Outing würde die Verachtung durch seine Familie zur Konsequenz haben. So beschließt Nimr, nach Tel Aviv zu gehen. Dort lernt er den israelischen Anwalt Roy kennen, in den er sich verliebt. Schnell muss Nimr jedoch feststellen, dass er in Israel wegen seiner Herkunft unerwünscht ist. Eine schwierige Entscheidung zwischen Liebe und seinem Leben steht ihm bevor.

17) Freier Fall

Veröffentlichung: 2013
Produktionsland: Deutschland 
Hauptrollen: Hanno Koffler, Max Riemelt, Katharina Schüttler
Regie: Stephan Lacant
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der Film erzählt die Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Polizisten: Marc Borgmann ist 36 Jahre alt, beruflich aufstrebend und wohnt mit seiner schwangeren Freundin Bettina Bischoff in einem Eigenheim, welches seine Eltern vorfinanziert haben. Alles in seinem Leben läuft in geregelten Bahnen, bis der vermeintlich heterosexuelle Polizeibeamte auf einer Fortbildung den Kollegen Kay Engel kennenlernt und sich in ihm ungeahnte Gefühle regen. Marc versucht zunächst, seine neu entdeckte homosexuelle Seite zu ignorieren und in sein bisheriges Leben zurückzufinden.

18) Blau ist eine warme Farbe (La vie d’Adèle)

Veröffentlichung: 2013
Produktionsland: Frankreich, Belgien, Spanien
Hauptrollen: Léa Seydoux, Adèle Exarchopoulos, Salim Kechiouche 
Regie: Abdellatif Kechiche
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Der Film gewann die Goldene Palme von Cannes. Die 15-jährige Adèle geht noch zur Schule, als sie feststellt, dass sie sich zu Frauen hingezogen fühlt. Sie verliebt sich in die ältere Kunststudentin Emma, die schon allein wegen ihrer blauen Haare auffällt. Die beiden jungen Frauen lassen sich auf eine Affäre ein, aus der eine Beziehung entsteht. Nach ihrem Schulabschluss ist Adèle ihrer Freundin völlig verfallen, fühlt sich aber in deren Freundeskreis nicht wohl. Als Emma eine Ex-Freundin trifft, beginnen die Probleme.

19) God‘s own country

Veröffentlichung: 2017
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Josh O‘Connor, Alec Secāreanu, Ian Hart 
Regie: Francis Lee
Verfügbarkeit: Netflix, Prime, Apple TV 

Handlung: Der 24-jährige Johnny arbeitet hart auf der Schafsfarm seiner Familie in Yorkshire. Die eintönige Arbeit und die schlechte Beziehung zu seiner Familie machen ihn depressiv. Aus Frust betrinkt er sich regelmäßig und pflegt Verhältnisse mit einigen der Männer im Dorf. Doch dann kommt der Saisonarbeiter Gheorghe auf den Hof, und Johnnys Alltag ist plötzlich nicht mehr so trübselig. Er beginnt, starke Gefühle für Gheorghe zu entwickeln. Alles nicht so einfach in der englischen Provinz! 

20) Transparent 

Veröffentlichung: 2014-2019 (Serie)
Produktionsland: USA 
Hauptrollen: Jeffrey Tambor, Amy Landecker, Jay Duplass
Regie: Joey Soloway, Nisha Ganatra
Verfügbarkeit: Prime 

Handlung: Die Serie erzählt die Geschichte einer dysfunktionalen Familie aus Los Angeles. Hier hat jeder seine kleinen Eigenheiten und wie das in einer Familie so ist, besitzt auch jedes Mitglied seine persönlichen Geheimnisse. Familienoberhaupt Morton Pfefferman will sein Geheimnis jedoch nun mit seinen drei Kindern Sarah, Ali und Josh teilen und der versammelten Mannschaft bei Tisch verkünden, dass er transsexuell ist. Aus Morton wird so also Maura. Eine spannende und erkenntnisreiche Reise über die Ursachen und Wirkungen von Familiengeheimnissen sowie deren Offenbarung. 

21) Eine fantastische Frau

Veröffentlichung: 2017
Produktionsland: Chile, USA, Deutschland, Spanien
Hauptrollen: Daniela Vega, Francisco Reyes, Luis Gnecco
Regie: Sebastián Lelio
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Marina ist eine Transgender-Frau, die in Santiago de Chile glücklich mit ihrem Freund Orlando zusammen ist. Als dieser unerwartet stirbt, begegnen sowohl die Behörden als auch Orlandos Familie ihr mit Misstrauen und Verachtung. Die Hetzjagd auf sie geht sogar so weit, dass Marina vorgeworfen wird, sie habe etwas mit dem Tod von Orlando zu tun. Ein Kampf um Anerkennung beginnt, wobei Marina in ihrer Trauer alleine ist.

22) Mario

Veröffentlichung: 2018
Produktionsland: Schweiz
Hauptrollen: Max Hubacher, Aaron Altaras, Jessy Moravec
Regie: Marcel Gisler
Verfügbarkeit: Prime, Apple TV, Google Play

Handlung: Mario ist in Leon verliebt – dass die beiden in der gleichen Fußballmannschaft spielen, macht die Situation nicht einfacher. Ihr Umfeld ist geprägt von Vorurteilen. Doch den anderen Jungs entgeht nicht, dass es zwischen Mario und Leon knistert. Bald kocht die Gerüchteküche, während die beiden versuchen, ihre Beziehung geheim zu halten. Schließlich will Mario nicht seine mögliche Profikarriere gefährden.

23) Supernova

Veröffentlichung: 2021
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Colin Firth, Stanley Tucci, James Dreyfus
Regie: Harry Macqueen
Verfügbarkeit: Netflix, Prime, Apple TV 

Handlung: Sam und Tusker kennen sich bereits seit 20 Jahren und auch fast so lange schon ein Paar. Nachdem bei Tusker eine rapide voranschreitende Demenz diagnostiziert wurde, wegen der er seinen Partner immer mal wieder nicht erkennt, verändert sich alles. Die beiden wollen mit ihrem Wohnmobil einen Roadtrip durch England machen, solange Tusker noch reisen kann. Dabei wollen sie Freunde, Familie und Orte aus ihrer Vergangenheit besuchen. Bei der Reise wird ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt.

24) Eismayer

Veröffentlichung: 2022
Produktionsland: Österreich
Hauptrollen: Gerhard Liebmann, Luka Dimic, Julia Koschitz
Regie: David Wagner
Verfügbarkeit: Im Kino

Handlung: Vizeleutnant Eismayer ist der gefürchtetste Ausbildner beim österreichischen Bundesheer und führt ein Doppelleben als Vorzeige-Macho in der Öffentlichkeit und als Schwuler im Geheimen. Als ein junger Soldat einrückt, der offen schwul is  und Eismayer sich in ihn verliebt, stellt er die Welt von Eismayer auf den Kopf. Basierend auf wahren Begebenheiten.

25) Seitenspiel

Veröffentlichung: 2022
Produktionsland: Großbritannien 
Hauptrollen: Alexander Lincoln, Alexander King, Peter McPherson
Regie: Matt Carter
Verfügbarkeit: Im Kino

Handlung: Nach ein paar Gläsern zu viel landen die beiden Rugby-Spieler Matt und Warren miteinander im Bett. Die Crux bei der Sache? Beide Männer sind in festen Beziehungen, die nun durch ihre wachsenden Gefühle füreinander zu zerbrechen drohen. Doch nicht nur das: Auch ihr Rugby-Team steht durch die Affäre auf dem Spiel. 

26) Smiley 

Veröffentlichung: 2022 (Serie)
Produktionsland: Spanien
Hauptrollen: Carlos Cuevas, Miki Esparbé, Ramón Pujol
Regie: david Martín Porras, Marta Pahissa
Verfügbarkeit: Netflix

Handlung: Auf der Suche nach der wahren Liebe sind zwei Männer mit Zögern und Hemmungen konfrontiert. Ihr Leben in Barcelona führt durch ihre Freunde öfter zu verpassten Chancen, eine Beziehung überhaupt eingehen zu können. Eine humorvoller, manchmal angenehm zynischer Blick auf die Lebensrealität der heutigen Grindr und Tinder-Gesellschaft. Handlungstipps inklusive, wie man sich erfolgreich selbst davor bewahrt, das zu bekommen nach dem man sich am meisten sehnt. 

27) Uncoupled 

Veröffentlichung: 2022 (Serie)

Produktionsland: USA
Hauptrollen: Neil Patrick Harris, Tisha Campbell, Tuc Watkins
Regie: Tony Basgallop
Verfügbarkeit: Netflix

Handlung: Michaels Leben wird auf den Kopf gestellt, als ihn sein Ehemann nach 17 Jahren verlässt. Michael hat mit zwei Problemen zu kämpfen: den Verlust seines Seelenverwandten und sein neues Dasein als alleinstehender schwuler Mann in seinen Vierzigern. Mit ernsthaften aufrichtigen Absichten gar nicht leicht in einer schnelllebigen, von Oberflächlichkeiten geprägten Grindr-Gesellschaft. 

Ausstieg aus dem Hamsterrad

Hallo Mikrokosmonauten: Ruhejahr statt Ruhetag

Was andere in ihren Zwanzigern durchleben, passiert mir in den Vierzigern. Wer jetzt an sexuelle Eskapaden und durchzechte Wochenenden denkt, ist allerdings auf dem Holzweg. Vielmehr geht es um das Sich-Ausprobieren und um die allseits begehrten Fragen: „Was kann ich? Wer bin ich? Was will ich?“. Was Work & Travel für die Twens ist, sollte jeder Arbeitgeber einem Middle-Ager in ähnlicher Form auch anbieten können. Es gibt die sogenannten Sabbatjahre bereits, aber man muss um sie kämpfen, wenn man nicht gerade selbstständig ist oder von seinen Kollegen schief angeguckt werden möchte. „Hä? Was willst du machen??“, heißt es dann, wenn man das Wort Sabbat oder Sabbatical in der Runde erwähnt. Dabei finde ich es absolut legitim, in den Vierzigern über einen temporären Ausstieg aus dem System nachzudenken, ohne Angst haben zu müssen, danach nicht mehr auf seinen beruflichen Posten zurückkehren zu können. Und mehr noch: Es sollte heutzutage jedem bereits im Vorstellungsgespräch angeboten werden, sich für ein paar Monate oder gar ein Jahr unbezahlt verabschieden zu können. Nicht, weil Faulheit gefördert werden soll, sondern einfach, um zu signalisieren: „Das Leben birgt noch so viel mehr!“.

Eine berufliche Auszeit. Das hört sich einfach wunderbar an. Und dennoch nutzen es viel zu wenige oder es wird unter dem Ladentisch gehandelt. Gerade in den Dreißigern oder Vierzigern für mich ein Unding, denn wenn nicht jetzt, wann dann? Wir sind zwar inzwischen zu alt, um am australischen Surfers Paradise leicht bekleidet in einer Strandbar zu jobben, aber noch jung genug, um uns gerade jetzt bewusst zu machen, was das Leben noch so hergibt. Wo uns vor ein oder zwei Jahrzehnten noch der Mut oder das Selbstbewusstsein fehlte, läge jetzt eine ganze Welt voller Möglichkeiten vor uns, vor denen wir uns nicht mehr angsthäsisch verstecken müssten, weil wir inzwischen gereift und gewachsen sind! Aber möchte ein Boss uns nicht eher vom Sabbat abhalten, wohl wissentlich, dass genau jener Mut und Selbstbewusstsein in Form unserer Arbeitskraft ihm viel mehr nützt, als wenn sie irgendwo da draußen zum Einsatz kommt? Ich meine, ein bisschen Egoismus steht einem Chef ja auch zu, aber was springt für uns dabei raus? Also was springt wirklich dabei raus? Und ich spreche hier von der allseits beliebten Gegenüberstellung Gehalt vs. Aufwendung Lebenszeit. Manchmal glaube ich, dass genau jetzt die Zeit ist, um entweder sein Gehalt zu maximieren oder die dem Job geopferte Lebenszeit zu reduzieren.

Sabbatical – erlaubt und doch offenkundig nicht ganz so gerne gesehen.

Dabei ist die berufliche Auszeit in anderen Ländern etwas völlig Normales. Deutschland hinkt – wie so oft – hinterher. Hier muss ein Arbeitgeber dem Wunsch nach einer Auszeit nicht zwingend nachkommen. Womit wir wieder beim egoistischen Boss sind, der unsere Kreativität, unseren Einsatz und unsere geballte Anwesenheit dort haben möchte, wo er auch was davon hat: Sitzend am Schreibtisch, im Dienste Ihrer Majestät!

Das schmeichelt mir sehr. Und es ist ja auch schön, wenn ich gebraucht werde. Aber „brauchen“ tue ich in erster Linie Sauerstoff, Bewegung und im besten Falle ein gigantischer Sonnenuntergang irgendwo im Süden! Und ich brauche vor allem mich. Und seien wir ehrlich: So richtig ich sind wir trotz gutem Arbeitgeber nie so ganz.

Sabbatjahr – der Name stammt aus der Tora, in der dieses Jahr das siebte in einer Reihe ist. Laut Tora sollen in diesem Jahr die Felder und Äcker brachliegen und die Sklaven freigelassen werden. Wie sinnbildlich für unser aller Leben der Kaste Mittelschicht!

Einem drohenden Burn-Out vorbeugen

Wer nicht warten möchte, bis ihn der Zwangsjacken-Status ereilt, sollte dringend mit seinem Chef sprechen! Wer es sich jedoch finanziell nicht leisten kann, einfach mal so ein paar Monate in eine unbezahlte Auszeit zu gehen, hat die Option, auf eine temporäre Teilzeit umzuschwenken. Ja, auch das ist möglich, sofern der Arbeitgeber mit sich reden lässt. Und man mag es kaum glauben, aber auch diese Möglichkeit soll schon Wunder bewirkt haben. Habe ich gehört.

Wir sollten uns immer vor Augen führen: Jünger werden wir nicht. Und das Leben ist endlich. Es tut mitunter sehr weh, darüber zu sinnieren, gerade dann, wenn die Hälfte bereits vorbei ist. Aber auch hier sollte ein Arbeitgeber loyal genug sein, ein entsprechendes Modell zu erarbeiten, das beide Seiten zufrieden stellt. Ob ein ganzes oder halbes Sabbat- oder Teilzeitjahr, oder ein kompletter Ausstieg über mehrere Monate – je größer das Unternehmen, desto vielfältiger die Möglichkeiten, sofern das Verständnis vorhanden ist. Und um auf den auf Ökonomie bedachten Chef zurückzukommen: Für ihn wäre es mehr als lukrativ. Denn was gibt es Besseres, als arbeitstüchtiges Personal, das auch noch obendrein motiviert ist? Einem Chef sollte stets bewusst sein: Manchmal bedarf es mehr als einmal Malle im Jahr.

Planung ist alles

Wer an dieser Stelle bereits mit gepacktem Köfferchen am Terminal steht, sollte jedoch gewarnt sein: Ein Sabbatical kann nicht einfach spontan eingelegt werden. Zum Abklären des finanziellen Hintergrundes sollte man zusätzlich auch planen, wie man diese Auszeit möglichst sinnvoll nutzen kann. Möchten wir Reisen, eine neue Sprache lernen und unseren Horizont erweitern? Oder uns ehrenamtlich engagieren? Oder möchten wir schlichtweg unser gesamtes Leben ändern?

Übrigens: Beamte können bei ihrem Arbeitgeber einfach einen Antrag stellen und innerhalb der geltenden Regeln kann das Sabbatjahr eingelegt werden. In der freien Wirtschaft muss allerdings eine längere Auszeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer verhandelt werden. In der Regel gibt es eine längere Vorlaufzeit, in der Zeitkonten möglicherweise aufgefüllt werden, um dann anschließend pausieren zu können. Leider gibt es hierzulande gerade mal 15 Prozent aller Firmen, die ihren Mitarbeitern feste Modelle eines Sabbaticals anbieten. Da ist Luft nach oben!

Und machen wir uns nichts vor: Laufende Kreditkartenabrechnungen, Miete und sonstige Fixkosten bezahlen sich nicht von selbst. Ein gewisses finanzielles Polster sollte schon vorhanden sein. Und daran wird es dann wohl letztendlich bei den meisten scheitern.

Das dürfen wir nicht zulassen!

Am Ende ist es doch so: Ab heute wird gespart, Lotto gespielt und das Zeitkonto aufgefüllt. Und im Zweifelsfall jobbe ich dann doch im Bikini in einer Strandbar, nicht jedoch ohne Bikini in einem Stripclub. Wichtig ist, dass am Ende aus einem Zeitkonto ein Erlebniskonto wird, und die daraus resultierenden Ereignisse kann uns keiner nehmen. Es ist im Grunde einfach: Am Ende unseres Lebens denken wir an die schönen Dinge. An all die kleinen und großen Abenteuer und Erlebnisse. An all die Situationen, in denen wir mutig waren und gesagt haben: „Schei* drauf, ich mach das jetzt einfach!“. Nicht mehr und nicht weniger.