Von wilden Anfängen bis zur offiziellen Süddeutschen Meisterschaft

Öffentliche Plätze sind weit mehr als bloße Flächen aus Beton, Wiese und Wegen. Sie sind Treffpunkte, Rückzugsorte und für viele Jugendliche fast ein zweites Zuhause. Orte wie der Bürgerpark in Saarbrücken zeigen eindrucksvoll, wie Subkultur, Engagement und Stadtentwicklung ineinandergreifen können und wie ein vermeintlich „sketchy“ Areal durch einen Skatepark zu einem lebendigen, sicheren Zentrum für eine ganze Szene wurde.

Skateboarding entstand in den 1950er Jahren in Kalifornien. Damals befestigten findige Surfer Rollen an Brettern, um das Gefühl des Wellenreitens auch auf Asphalt erleben zu können. Was als Ersatzbeschäftigung begann, entwickelte sich rasant weiter und wurde nebenbei zu einem Lifestyle, der weit mehr war als nur Sport. In den 1980er Jahren schwappte dieser Spirit schließlich auch nach Europa und ins Saarland. 1987 öffnete in Saarbrücken der erste echte Szene-Hotspot: der „Wind“ Store in der Fröschengasse am St. Johanner Markt. Im Boom von Skate- und Windsurfen war er genau das, was viele gesucht hatten: ein echter Hardcore-Shop für die Subkultur. Die Szene war winzig. Skateboarding hatte im Saarland Ende der 80er und frühen 90er noch nicht den Coolness-Faktor von heute. Viele Skater wurden belächelt oder sogar gemobbt. Das schweißte zusammen: Man blieb unter sich, traf sich an wenigen Orten wie in Stiring-Wendel oder improvisierten Spots, und bei Regen verlagerte sich alles in die Karstadt-Passage oder das Parkhaus am Bürgerpark – der einzigen überdachten Option.

 

Erste Rampen und zwei verlorene Jahrzehnte

In den 90ern passierte das erste kleine Wunder: Auf Initiative von Skatern wie Robby Molduvianu ließ die Stadt Saarbrücken eine kleine Halfpipe unter der Brücke im Bürgerpark errichten – gebaut mit Unterstützung eines lokalen Schreiners. Für viele war das der erste richtige Platz, der ihnen zeigte: „Hey, die Stadt sieht uns, wir haben eine Stimme.“ Doch danach blieb es lange still. Zwei Jahrzehnte lang. Trotz wechselnder Generationen von Skateboardern, die immer wieder Engagement zeigten, gab es keine großen Fortschritte. Stattdessen erlebte Deutschland eine Entwicklung, die die Szene bis heute als warnendes Beispiel zitiert: Mehr als 20 Jahre lang gingen fast alle städtischen Aufträge für Skateanlagen an denselben Hersteller. Gebaut wurde mit standardisierten Fertigbauteilen – Anlagen, die auf dem Papier „Skateparks“ waren, in der Realität jedoch alles andere als skatebar. Falsche Winkel, steile Rampen, schlechte Beläge – Spots, die niemand freiwillig fahren wollte. Unter Skatern galten sie als die schlimmsten Parks Europas. Für die Politik war das Häkchen auf der To-do-Liste gesetzt: „Wir haben doch was für die Jugend gemacht.“ Für Skater dagegen hieß es: Frust, Stillstand, vertane Chancen.

Vor einigen Jahren änderte sich alles. Eine neue Generation von Skatern traf auf „alte Hasen“ – und gemeinsam entfachten sie einen frischen Spirit. Mit einer Unterschriftenaktion und der „I love SB“-Kampagne, unterstützt von Bürgermeisterin Barbara Meyer, wurde die Idee geboren, den Bürgerpark zu einem echten Aktivpark für alle zu machen. Die Vision war groß: Ein 2,5-Millionen-Euro-Projekt, das neben einem Skatepark auch eine künstliche Surf-Welle (Wavepark), Kletterfelsen, eine Zen-Area für Yoga und Kampfsport, sowie weitere Angebote vorsah. Ein Ort für alle Generationen, für Sport, Kultur und Begegnung. Die Anwesenden bei den ersten Präsentationen – inklusive Bürgermeister – waren begeistert von der Vielfalt. Doch klar war auch: Man musste klein anfangen. Also entschied man sich für Phase eins: den Skatepark. Die Skater professionalisierten ihr Engagement, gründeten den Saar Skateboarding e.V., sammelten Spenden und arbeiteten auf Augenhöhe mit der Stadtverwaltung und Architekten. Besonders wichtig war ihnen: Die Anlage sollte von erfahrenen Skatepark-Bauern errichtet werden und sich harmonisch in den Bürgerpark einfügen. Selbst der ursprüngliche Architekt des Parks gab grünes Licht. Workshops mit der lokalen Szene stellten sicher, dass nicht am Reißbrett vorbei geplant wurde.

 

Der Bürgerpark heute – ein neuer Mittelpunkt

Seit drei Jahren ist der Skatepark im Bürgerpark Realität – und er hat das Areal spürbar verändert. Wo früher Grauzonen waren, treffen sich heute Skater, BMXer, Scooterfahrer, Familien, Jugendliche, Alt und Jung. Der Park ist ein sicherer, lebendiger Treffpunkt geworden. Licht, Wege und Aufenthaltsqualität tragen dazu bei, dass sich auch die Community drumherum wohler fühlt. Skateparks sind eben nicht nur Betonflächen. Sie sind offene Räume, die Kreativität fördern, Gemeinschaft stärken und Jugendlichen Halt geben. Orte, an denen aus Leidenschaft Karrieren entstehen können. Orte, die Stadtteile aufwerten und sichtbar machen, wie wichtig Subkultur für eine Stadtgesellschaft ist.

Ein besonderes Highlight folgte dann im Sommer 2025: Zum ersten Mal fand im Saarland die Süddeutsche Meisterschaft im Skateboarding statt – eingebettet ins Saarspektakel und offizieller Teil der 28. Deutschen Skateboard-Meisterschaft. Insgesamt 53 Teilnehmer, verteilt auf fünf Divisions, kamen in den schicken neuen Skatepark im Bürgerpark, um Punkte für die Jahreswertung zu sammeln. Damit wurde Saarbrücken auf einen Schlag zum überregionalen Hotspot – und viele Saarländer konnten auf heimischem Boden durch herausragende Platzierungen zeigen, was in ihnen steckt. Der amtierende Deutsche Meister Josh Junkes aus Neunkirchen setzte sich am Ende gegen rund 20 Pros durch. Mit zwei nahezu fehlerfreien Runs gewann er sowohl den Contest als auch den Titel des Südwestdeutschen Meisters 2025. Doch noch wichtiger war: Die Meisterschaft zeigte, dass die saarländische Szene auf höchstem Level angekommen ist.

Dass der Skatepark Realität wurde, ist das Ergebnis von Zusammenarbeit. So viele Menschen und Institutionen haben mitgewirkt, dass es unmöglich ist, alle namentlich zu nennen. Stellvertretend seien Frau Peters aus dem Bereich Kinder und Jugend, das Amt für Grünflächen, die Stadt Saarbrücken, Architekt Latz und zahlreiche lokale Skateshops genannt. Sie alle haben bewiesen: Wenn Generationen zusammenarbeiten, entstehen besondere Dinge. So wurde aus einer Vision ein generationsübergreifender und multikultureller Ort im Bürgerpark, der heute Menschen verbindet, die Stadt bereichert – und mittlerweile sogar über die Grenzen des Saarlandes hinaus Wellen schlägt.

 

Mehr als nur ein Skatepark

Der Bürgerpark Saarbrücken ist heute viel mehr als ein Ort zum Rollen. Er ist Symbol für Engagement, Durchhaltevermögen und die Kraft von Subkultur. Ein Platz, an dem Jugendliche Raum haben, an dem Karrieren starten, und an dem eine Stadt zeigt, dass sie auf ihre Bürger hört. Von den improvisierten Sessions in der Karstadt-Passage über zwei verlorene Jahrzehnte voller Fertigteil-Frust bis hin zur Süddeutschen Meisterschaft – die Geschichte des Skateboardings im Saarbrücker Bürgerpark ist eine Story von Vision, Rückschlägen, Teamgeist und Triumph. Und das Beste: Es ist erst der Anfang.

 

Saar Skateboarding e.V.

Der Saar Skateboarding e.V. ist ein engagierter Verein, der sich für die Förderung von Skateboarding und die Entwicklung der Skateboard-Kultur im Saarland einsetzt. Der Verein spielte eine zentrale Rolle beim Bau des modernen Skateparks im Bürgerpark Saarbrücken: Neben der aktiven Teilnahme an Planung und Gestaltung sammelte der Verein rund 80.000 Euro an Spendengeldern und trug damit entscheidend zur Realisierung der etwa 484.000 Euro teuren Anlage bei. Durch zahlreiche Veranstaltungen, Workshops sowie sein starkes Netzwerk ist der Saar Skateboarding e.V. heute ein wichtiger Treffpunkt für Skaterinnen und Skater aller Altersklassen und prägt maßgeblich das sportliche und soziale Leben der Szene in der Region:

www.instagram.com/saarskateboarding/ & www.facebook.com/SaarSkateboarding/

 

 

 

 

Fotos: Thomas Gentsch

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