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Leben & co

Bretter, die die Welt bedeuten

Jonas Jonathan im Skaterparadies Luxembourg 2 - Foto Christian_Sommer_Media

Inzidenz hin, Corona her, es ist höchste Zeit für frische Luft. Gerade nach Wochen und Monaten mit Homeoffice und Lockdown ist außerdem wieder Bewegung angesagt. Zum Glück gibt es da Aktivitäten, die nie langweilig werden, und da sind Skateboards ganz vorne mit dabei. Zur Einstimmung auf die vier Rollen hier schon mal ein kleiner Überblick über die saarländische Skate-Geschichte und die aktuellen Möglichkeiten.

Legenden besagen, dass Skateboarding an der amerikanischen Westküste in den 1960er Jahren geboren wurde. Zu Zeiten, in denen keine Wellen zum Surfen vorhanden waren, bauten Pioniere Rollschuhe unter (Surf-)Bretter, um Strandpromenaden und Straßen zu befahren. Kurz darauf entstand aus dieser Idee eine Underground-Bewegung, als im Bundesstaat Kalifornien aufgrund von Wasserrationierungen viele Schwimmbäder und Pools nicht mehr mit Wasser befüllt werden durfte. Thrill-Suchende begannen „diese Wellen aus Beton“ zu surfen. Viele Jahrzehnte später ist Skateboarding mittlerweile ein Lifestyle, eine weltweite Bewegung, ein einträgliches Business und bald sogar eine offizielle olympische Disziplin. Längst hat sich Skateboarden zu einer Multi-Milliarden-Dollar-Industrie entwickelt, die als Kunstform und als Sport Millionen von Menschen auf der ganzen Welt beeinflusst, doch der Ursprung bleibt das intensive Verlangen nach Selbstausdruck und Verwirklichung. 

Skate or die

Das blieb auch im Saarland nicht folgenlos. Nach ersten vereinzelten Sichtungen von „Rollbrettern“ in den 70ern, kam mit der Öffnung des ersten Fachhändlers, „Wind Skate & Surfshop“ Ende der 80er Jahre Bewegung in die saarländische Skateboard-Szene. Wie fast überall gab es auch im Saarland oder der näheren Umgebung kaum Skateparks. Da blieb den Saarskatern nichts Anderes übrig, als auf Straßen und öffentlichen Plätzen zu skaten. Spätestens seit den 90er Jahren ist die Skateboardszene im Saarland ausgesprochen aktiv. Unter anderem entstand hier das erste internationale Skateboard-Videomagazin „opposide“ und Saarlouis hatte über viele Jahre einer der größten der wenigen Hallen in Deutschland. Viele Saarländer haben im Laufe von Jahrzehnten an vielen internationalen Wettbewerben teilgenommen, oft Top-Platzierungen erreicht, und Lea Schäfer aus Homburg konnte sogar die Deutschen Meisterschaften in 2016 und 2018 gewinnen.

Mitte der 90er Jahre wurden dann auch die ersten sogenannten „Skateboard Anlagen“ in vielen Gemeinden des Saarlandes geschaffen. Heute ist den meisten dieser Kommunen klar, welche positiven Auswirkungen diese Aktivitäten hatten, denn trotz der damit verbundenen Unfall-Gefahren, wirkt Skateboarding auf lange Sicht Wunder für Körper und Geist. In Skateparks neigen ältere Skater dazu, sich um jüngere Skater zu kümmern. Sie geben Tipps, helfen bei Stürzen und nutzen die Gelegenheit, ein positives Beispiel zu geben. Ein Skatepark ist ein Ort, an dem Skater zusammenkommen und den Raum, die Kameradschaft und den physischen Nervenkitzel des Fahrens genießen. Ein offener, gut einsehbarer Ort im Freien – wie es die meisten Skateparks sind – ist kein Platz, um Kinder zu schikanieren, Drogen zu nehmen oder Ärger zu machen. Skater sind in der Regel sehr gut darin, sich gegenseitig zu kontrollieren, gerade wenn es um Verhaltensweisen geht, die Probleme mit sich bringen könnten und so den Fortbestand eines Parks gefährden.

 

Support your local shop

Skateparks, in denen die Skater Probleme mit nicht-skatenden Drogenkonsumenten und Straftätern haben, befinden sich typischerweise in abgelegenen Gegenden, in denen eine Aufsicht selten oder gar nicht vorhanden ist. Dadurch ergibt sich eine wirklich unglückliche Situation, allerdings eine, unter der die Skater leiden und die sie nicht selbst geschaffen haben, wie oft unterstellt wird. Es ist daher wichtig, dass ein Skatepark an einem Ort, an dem es auch viel Fußgängerverkehr gibt. Ein gut gebauter und richtig platzierter Skatepark, der die Bedürfnisse der lokalen Skater widerspiegelt, ist eine Quelle der kreativen, körperlichen Aktivität, ein Ort, an dem Kinder und Erwachsene, die Spaß am Skateboarding haben, zusammenkommen und sich auf ihren Sport in einer von Natur aus positiven Umgebung konzentrieren.

Da Skateboarding im Moment im Rampenlicht steht, gedeihen die Community und die Industrie mehr als je zuvor. Dies ist das Ergebnis der Marken, Geschäfte und Verbraucher, die die Szene unterstützen und sie gesund halten. Dieser jüngste Anstieg der Popularität hat jedoch auch seinen Preis. Große Konzerne nutzen diese Gelegenheit, um Kasse zu machen; sie können Boards wesentlich billiger verkaufen als unabhängige, von Skatern betriebene Läden es können. Eventuell lässt sich so kurzfristig ein bisschen Geld sparen, allerdings ist es doch nicht nur wegen Beratung und Service viel vorteilhafter, eben nicht in den Online-Shops der Sport-Konzerne einzukaufen, sondern bei einem lokalen Skateshop, wie zum Beispiel „Wind“ in Saarbrücken, „Image“ in Merzig oder „Slappys“ in St. Wendel.

 

Skateboarding is not a crime

Mehr als alle anderen brauchen junge Menschen überall das Gefühl, dass sie anerkannt und wertgeschätzt werden: An zu vielen Orten erhalten Skateboarder die falsche Botschaft und das falsche öffentliche Image von lokalen Behörden, die das Skateboarding einschränken oder verbieten, da sie die Vorteile für Skateboarder und Allgemeinheit rund um die Skateparks ignorieren.  Jeder offene Skatepark und öffentliche Platz unterstützt Hunderte von Kindern, die sonst nirgendwo sicher hingehen könnten. Darüber hinaus kann die Vielfalt einer Skatepark-Gemeinschaft ein soziales Unterstützungsnetzwerk bieten, wo Schule, Familie und traditionelle Sportvereine heute vielleicht nicht mehr ausreichen, um die junge Generation zu erreichen. Junge Menschen brauchen Dinge und Orte, an denen sie sich in unseren Städten frei entfalten können. Dies darf nicht nur Einrichtungen und öffentliche Bereiche umfassen, die sich um traditionellere Sportarten kümmern, sondern auch solche, wo Skateboarding als eine beliebte und gesunde Form der Freizeitgestaltung und der sozialen Aktivität möglich ist. Doch selbst wenn durchdachte Skateparks mit großer Interaktion in der Gemeinschaft positive Umgebungen sind, können solche an schwierigen Standorten, die oft nur dazu dienen, einen ansonsten nicht ausgelasteten Raum zu aktivieren, sehr leicht ins Gegenteil umschlagen und Probleme geradezu anziehen.

Als Treffpunkt für engagierte Jugendliche bietet der Skatepark ein Forum für Jung und Alt, Anfänger und Fortgeschrittene, um sich zu treffen und Erfahrungen und Ratschläge über Skateboarding und das Leben im Allgemeinen auszutauschen. Für viele skateboardende Jugendliche wird der Skatepark zu einem Zuhause, in dem Jüngere von Älteren lernen, von Tipps bei Verletzungen bis zu mehr Bewusstsein und Verantwortung für die eigene Gesundheit und das eigene Leben. Wie kaum an anderer Stelle lässt sich hier durch das gemeinsame Skateboarden in einer sicheren Umgebung Selbstvertrauen gewinnen, lassen sich eigene Grenzen erfahren und individuelle physische und mentalen Grenzen kontinuierlich erweitern. Also, warum noch warten!

Weitere Informationen zur saarländischen Skateszene finden sich auf der Facebook-Seite des saarländischen Skateboarding Vereins: www.facebook.com/saarskateboarding, der u.a. jährlich den Lyoner Cup im Saarbrücker Bürgerpark ausrichtet. Also, warum noch warten!

 

Die besten Skatespots der Region

 

Skatepark Saarbrücken

Nachdem sich viele verschiedene Generationen von Skatern für einen neuen Skatepark im Bürgerpark über Jahrzehnte engagiert haben, konnte dieser mit der Gründung des Saar Skateboarding e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Saarbrücken endlich realisiert werden und ist ein echtes Highlight für unsre Landeshauptstadt, seit kurzem auch dank der neuen Flutlichtanlage bis in die späten Abendstunden nutzbar.

Skatepark Saarbrücken – Bürgerpark an der Westspange, 66111 Saarbrücken

 

Merzig

Merzig ist schon seit Jahrzehnten eine der aktivsten Gemeinden im Saarland und hat momentan einen tollen Outdoor Skatepark und seit wenigen Monaten auch einer Halle.

Skatepark Merzig – Merziger Tierpark, Alter Leinpfad, 66663 Merzig

Saarlouis

Auch die Gemeinde Saarlouis hatte schon immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Skateboarder und seit vielen Jahren einen top Skatepark inkl. Kletterfelsen.
Skatepark Saarlouis – St.Nazairer Allee, 66740 Saarlouis

 

Neunkirchen:

Dank des Vereins Haus am See e.V. gibt es auch eine Skateboardhalle inNeunkirchen, welche gerade nochmal verbessert wird. Und Locals haben einer der besten Miniramps (kleine Halfpipes) des Saarlandes zusammen realisiert.

Skatepark Neunkirchen – Brunnenstraße, 66538 Neunkirche

Uchtelfangen:

Eine der kleinsten „Halfpipes“ im Saarland und unser Favorit für einen entspannten Ausflug mit der Familie oder Freunden.

Skatepark Uchtelfangen – Am Marktplatz 16, 66557 Illingen

 

Trier

Wahrscheinlich einer der coolsten und größten Indoor-Anlagen für Skateboarding, BMX und Scooter in Europa.

Projekt X Skatehalle „Zuppermarket“ – Aachener Str. 65, 54294 Trier

 

Stiring Wendel (F): Eine der ersten Anlagen in der Saar-Lor-Lux Region und der sogenannte Snakerun in der Nähe des Fussballplatzes ist definitiv einen Besuch mit Freunden wert.

Bowl de Stiring-Wendel – Rue de Schoeneck, 57350 Stiring-Wendel

 

Luxembourg (LUX): Luxembourg ist ein absolutes Paradies für Skateboarder und mit Outdoor Skateparks in der ganzen Stadt unbedingt einen Wochenende-Besuch wert. Es gibt sogar eine Indoor Skatehalle für schlechtes Wetter, welche auch bis in die späten Abendstunden geöffnet ist.

Vor der eigenen Haustür: Ideal für Beginner, aber genauso für Pros ist das Skaten auf einem sicheren Platz ohne fahrende Autos und Nahe des Zuhauses ein ideale Möglichkeit, um sich und sein Skateboard besser kennenzulernen und so quasi auch die Voraussetzung für die ersten Manöver oder neuen Tricks in den zahlreichen Skateparks in und um das Saarland.

Titel-Foto:
Jonas Jonathan im Skaterparadies Luxembourg: Christian_Sommer_Media

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