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Hausbesuch
Homestorys gehörten zum Spannendsten in den Illustrierten älterer Generationen – und womit? Mit Recht! Der Blick ins Zuhause vor allem ein bisschen bekannterer Mitbürger hat nichts an Reiz verloren und so machten wir uns zum besonderen Hausbesuch auf. Erstes Opfer: der Journalist und Filmemacher Wolfram Jung, beziehungsweise dessen Zuhause am Rand des Nauwieser Viertels.
Wanna see something unreal? Nein, keine Angst, hier kommt jetzt kein TikTok-Reel zur Room-Tour und unser Recherche-Team trug beim Hausbesuch weder Hosenträger noch Fliege, aber die unfassbare Popularität jener kleinen Filmchen ist letzten Endes nur unwiderlegbarer Beweis, wie riesig auch heute noch das Interesse am den wohnlichen Gegebenheiten unserer Mitmenschen ist. Das wird dann nur noch getoppt, wenn es sich um Behausungen in der eigenen, bekannten Umgebung und idealerweise von gegebenenfalls mehr oder weniger prominenten Zeitgenossen handelt. Nun, hier bei unserer ersten Folge trifft beides zu: das Nauwieser Viertel liegt mitten in Saarbrücken, und Journalist und Gesamtkunstwerk Wolfram, der am liebsten seinen Nachnamen weglässt, ist längst ein bunter Hund zwischen Mainzer Straße und Nauwieser Viertel.
















„Ich schreibe vorne das W und hinten das M groß. Wolfram ist selten und so bin ich identifizierbar allein mit meinem Vornamen. Ich mache Kunst, Gebrauchskunst und versuche, das Richtige zu tun, ohne mir wirklich klar darüber zu sein, was das Richtige ist. Ich setze mich für Dinge ein, die mir wichtig sind, in allen möglichen Bereichen.“
Dergestalt gehört er durchaus zu den bekannteren Einwohnern unserer Gemeinde. Ursprünglich kam der attraktive Mittvierziger aus dem Neunkircher Umland, lebt aber seit einem guten Vierteljahrhundert in der Landeshauptstadt. Nach dem Studium von Germanistik und Philosophie führt ihn ein eigentlich auf vier Monate angesetztes Praktikum beim SR zu einer zehnjährigen Tätigkeit beim gerade ins Leben gerufenem Radio Unser Ding. Er ist aber auch zehn Jahre nach München gependelt, wo er für das hochrenommierte Satiremagazin „Quer“ des BR Fernsehens zahllose Beiträge realisiert hat. Seit gut 20 Jahren lebt er nun in der, praktischerweise im Familienbesitz befindlichen, 5-6 Zimmer-Wohnung mit deutlich über 100 m² am Rande des Nauwieser Viertels, inzwischen mit angeschlossenem Workspace inkl. eigenem Schnittplatz und allen Drum & Dran. Kurz vor der Pandemie ist dann noch seine bessere Hälfte André aus München dazugekommen.
„Es ist einfach mega geil hier. Wir sind mitten in der Stadt und können überall zu Fuß hinlaufen, Trotzdem ist es einfach hinten raus komplett ruhig und man hört morgens nur Vögel pfeifen. Selbst die 24 Stunden-Tanke ist direkt um die Ecke. Okay, wir haben halt keinen Altbau und keine hohen Decken und wenn ich eine geile Wohnung am Staden bekommen könnte, die ich mir leisten kann, dann würde ich mir eventuell überlegen umzuziehen. Aber nee, eigentlich planen wir hierzubleiben.“
Mit dem Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden kommt es dann auch schon mal vor, dass der Arbeitstag bis zum nächsten Morgen geht, wenn beispielsweise ein Beitrag zu den Grenzkontrollen zwischen Perl und Schengen fertig werden soll, einfach weil ihm an den Thema an sich gelegen ist.
„Ich fand es so deprimierend, dass zwischen Schengen und Perl wieder Grenzkontrollen sind, also im Herz von Europa. Und nicht nur einfache Kontrollen, sondern mit wirklich bewaffneten und aufgerüsteten Polizisten. Auf der anderen Seite fand ich die Bundespolizisten, die ich da getroffen habe, aber auch ganz toll. Junge Menschen, die mich überzeugt haben, dass sie aus den richtigen Gründen ihren Job machen.“
Doch die Wohnung bietet nicht nur Raum und Möglichkeiten für den täglichen Broterwerb und eine mehr als umfangreiche Sammlung von Vintage-Sonnenbrillen. Hier findet sich auch genug Platz für den Umgang mit einem anderen großen Hobby
„Ich bin ein absoluter Foodie und stehe einfach auf geiles Essen. Zum Glück teilen wir beide dieses Interesse, egal ob wir essen gehen oder selber Einladen. Da gibt es dann schon mal richtige Menüfolgen und extra Menükarten zum Thema des Dinners. Ich mag diese Kunstform Sterneküche oder Fine Dining, wo selbst von der Außenfassade und der Inneneinrichtung bis dazu wie was angerichtet ist, welcher Wein wie präsentiert wird. Das ist für mich echte Performancekunst. Ich muss aber auch eingestehen, manchmal gehe auch einfach gern zu Kalinski eine Currywurst essen.“
Aber damit noch nicht genug. Wenn man schon eine bestens ausgestattete Küche nebst Vorratsraum sein Eigen nennen kann, dann kann man sich auch an etwas größere Projekte wagen.
„Ich weiß nicht, ob und wann wir es schaffen, aber eigentlich ist geplant, dass André und ich hier das „Schumannjung“ bzw. „Schung“ eröffnen wollen. Wir stellen uns da den exklusivsten Supper Club in Saarbrücken vor und wollen dann hier regelmäßig einmal im Monat oder alle zwei Monate ein aufwändiges Menü kochen. Da können sich dann die Leute anmelden und das funktioniert dann irgendwie mit einem kleinen Unkostenbeitrag. Das soll so ein Netzwerk-Essen-Spaß-Ding werden, wo auch keine Paare kommen dürfen, sondern jeder nur einzeln. Und jeder, der einmal da war, darf einer anderen Person den Link zur Anmeldeseite geben. Das stellen wir uns sehr toll vor und Platz genug haben wir ja.“
Bildunterschriften
_0184:
„Wolfram nebst besserer Hälfte André fühlen sich mehr als wohl in ihrer Wohnung“
_0189:
„Zur Vollausstattung des Südterrasse gehören Balkonbett, Fritteuse und Beefer“
_0190:
„Auf den ersten Blick klar: hier kochen Männer.“
_0198:
„Vorratskammer meets Ankleidezimmer mit Wäschetrocknung.“
_0200:
„Flur mit Krimskramsregal und Schuhsammlung…“
_0201:
„… und gelebtem Sonnenbrillen-Fetisch!“
_0211:
„Selbstgeschnitztes Designstück aus befreundetem Hol.“
_0218:
„Der Trend geht zum Zweitflur im Arbeitsbereich …“
_0220:
„mit angeschlossenem Multi-Media Home-Office.“lowres