• Termine, News und Wissenswertes aus Saarbrücken, dem Saarland und der Welt:

Titelstory

Wer ist eigentlich dieser Popeye?

Auf jeden Fall ein echtes Saarbrücker Original mit mittlerweile enormen Erfolg in Insta & Co. Dabei sieht er seinem Namensvetter aus der Feder des amerikanischen Zeichners Elzie C. Segar nur ein bisschen ähnlich, mag aber immerhin auch Spinat.

Als der aktuell mega gehypte Rapper Young Hurn dieses Frühjahr ein ausverkauftes Konzert in der Saarbrücker Garage gab, gestand er, dass ihm nur ein einziger Saarbrücker ein Begriff wäre und fragte die Halle „Kennt ihr Popeye“? Die Halle explodierte förmlich. Wenn es ihn also nicht schon gäbe, müsste man ihn erfinden, den Saarbrücker Popeye. Er schickt sich seit Jahren an, eine echte Ikone der Saarbrücker Szene zu werden und ist essentieller Bestandteil von Mainzer Straßen Kiez, Markt und Ostviertel. Alles Bereiche wo er sich tatsächlich kaum noch blicken lassen kann, ohne gleich mit Fragen und Bitten um Selfies überhäuft zu werden. Mit mittlerweile Millionen Klicks in den sozialen Kanälen wird das in absehbarer Zeit kaum weniger werden.

An eine solche Karriere war natürlich nicht zu denken, als Ralf Braun 1967 in Wahlschied bei Göttelborn geboren wurde und dann in Saarlouis aufwuchs. Der Sohn aus gutem Hause durchlebte ganz klassisch Kindheit und Jugend vom Kindergarten bis zur Klosterschule und absolvierte schließlich erfolgreich eine Ausbildung zum Maler und Tapezierer. Spätestens dann kam allerdings alles anders. Vom Profitänzer zum Fahrrad-Guru und vom Insta-Ruhm zum Filmemacher, das Einzelstück, für den gegenseitiger Respekt allerhöchsten Stellenwert genießt, hat jede Menge zu erzählen und wir haben zugehört.

L!VE: Du erfreust Dich in letzter Zeit ja exponentiell steigender Popularität. Wie kommst du damit zurecht?

Popeye: „Das ist schon schwierig manchmal. Ungewohnt ist das, sehr ungewohnt. Aber ich freue mich ja auch sehr und mache das gerne. Die Leute, die sollen sich freuen, weil ich ihnen eine Freude bringe. Ich bin ja eigentlich kein richtiger Inluencer und ich bin nicht scharf auf die Follower, aber die finden mich überall. Die Leute bleiben inzwischen auch mal vor meine Haustür stehen und machen Fotos, zum Beispiel von den Tauben auf dem Fenstersims. Aber auch außerhalb Saarbrückens werde ich erkannt. Ich saß mal im Zug nach Mannheim und dann steht einer auf und will ein Bild machen. Da gucken die andern natürlich alle, was da los ist und dann will jeder ein Bild machen. Aber auch sonst rufen mich die Leute an oder fragen im Silo nach mir. Ich werde einfach so nach Saarlouis eingeladen zum Grillen oder nach St. Wendel zum Mähdrescher fahren.

Das sind aber alles Saarländer?

Popeye: „Von wegen. Frankreich Spanien, Griechenland, Türkei, ganz Europa, das ist unglaublich. Dann Kanada, Korea und Thailand. In Kuba kennen mich auch noch ein Haufen Leute aus meiner Fahrradzeit. Von überall her schreiben die! Und da sind alle möglichen ganz unterschiedlichen Leute, junge, ältere, alles und immer viele hübsche Mädchen. Manchmal, wenn ich was poste, sind da ruckzuck, 80.000 oder sogar 125.000 Aufrufe. Insgesamt sind es jetzt ungelogen fast 3 Millionen Klicks. Das führt dann aber auch dazu, dass ich nonstop angesprochen werde. So sehr mich das freut, aber das hat auch Nachteile. Neulich beim Nauwieserfest wollte ich jemand beim Aufbau helfen und habe dann fast eine halbe Stunde bis zur Bühne gebraucht. Alle paar Meter wollte jemand ein Foto oder fragen mich Sachen. Alles ist Wahnsinn.“

Du hast mal Maler gelernt…

Popeye: „Ja. Ich habe auch lange als Maler gearbeitet und das lange durchgezogen. Dann kam ich zu den Fahrrädern. Das habe ich mir alles selber beigebracht. Mit acht Jahren habe ich zuhause schon angefangen an den Räder rumzuschrauben für die ganze Familie.“

Und wie wurdest du dann so bekannt?

Popeye: „Also ich wollte nie im Rampenlicht stehen, auch nicht als ich damals in den 80er Jahren Breakdance gemacht als Profitänzer. Das war von 1983 bis 2001. Da habe ich Breakdance gemacht, aber nie um mich in den Vordergrund zu stellen. Ich war immer so, wie ich bin. Immer offen und gehe auf die Leute zu.“

Ziemlich bunter Typ… 

Popeye: „Ja. Meine Wohnung wird seit der Corona-Zeit auch immer bunter und bunter. Da gibt es eine ganze Sammlung von Popeyes, gemalten Fischen, Walen, Ozean und Korallen, die komplette Wohnung ist bunt. Auch meine Tattoos werden immer mehr, dabei hat das mal mit einem einfachen Stern auf dem Arm begonnen. Die sind eine Geschichte die laufend weitergeschrieben wird und Stationen in meinem Leben festhält. Die 79 auf meiner linken Wange zum Beispiel ist mir sehr wichtig, auch weil der Name Popeye aus diesem Jahr stammt. Der kam davon, dass ich vom Tanztraining übertrieben dicke Arme hatte und so haben mich meine Kumpel so getauft, indem sie mich in einem Bach untergetaucht haben. Die Tattoos sind nicht nur einfach irgendwas, sondern haben wirklich alle ihre Bedeutung für mich.“

Womit verbringst Du aktuell die meiste Zeit und was planst Du für die Zukunft?

Popeye: Ich helfe immer und überall, vor allen Dingen im Silo. Da bin ich Mädchen für alles. Und ich bin praktisch für Silo und für den Sektor das Maskottchen. Kommen viele Leute auch dorthin und wollen mich unbedingt sehen. In dem Zusammenhang wird es auch was Neues geben, denn bald werden Popeye T-Shirts und Aufkleber produziert und auf den Markt kommen. Nach dem Interview mit euch, will ich ein auch ein Radiointerview geben, um noch ein bisschen mehr in die Öffentlichkeit zu kommen und dann mal über die wirklichen Probleme reden. Das würde ich gerne machen. Sogar einer von den Grünen hat mich schon zu einem Gespräch eingeladen.

Was liegt Dir dabei am meisten am Herzen?

Popeye: „Respekt. Richtiger Respekt im Umgang miteinander. Wirklich respektvoll miteinander umgehen, sich auch mal richtig vertrauen. In letzter Zeit gibt es ja auch hier in Saarbrücken zu viel Gewalt bis zu Messerstechereien. Deswegen würde ich gerne darüber was im Radio machen. Es ist mir einfach sehr wichtig, dass die Leute mehr Respekt geben, auch und gerade älteren Mitbürger oder Leute mit Einschränkungen. Zum Beispiel hier der Werner im Edeka mit dem Rollator, der wurde schon dumm angemacht, das finde ich komplett respektlos und unterirdisch. Mehr Respekt bräuchten auf jeden Fall auch

die Kräfte der Feuerwehr, von Krankenwagen und überhaupt alle Helfer und Einsatzkräfte. Nicht noch die Leute angreifen, die nur kommen um zu helfen. Oder die schwulenfeindlichen Übergriffe wegen eines Abschiedskusses in der S-Bahn. Wir leben doch nicht in der Steinzeit!“

Was ist dran an dem Gespräch, Du würdest an einem Film arbeiten?

Popeye: „Nicht nur ich. Der Yannick aus der Schlosserei vom Silo, der Manu, ein paar andere Leute, wir drehen einen Film über die Saarbrücker Szene, vom Skaterpark über die Clubs bis zum Silo. Die Feuerwehr ist auch mit dabei. Vor knapp drei Monaten haben wir angefangen und inzwischen machen ganz viele Leute mit, wie zum Beispiel die ganzen DJs aus dem Hunter Thompson, die haben wir auch eingeladen. Bis der fertig wird kann es aber noch gut Ende des Jahres werden.“

Was glaubst Du ist das Geheimnis Deiner Erfolgs, Deiner Beliebtheit?

Popeye: „Ich bin ja nicht richtig berühmt. Da kann ich ja ruhig mal zu den Leuten sagen, dass ich ein bodenständiger Typ bin. Kein Überflieger. Wenn ich tagsüber manchmal hunderte von Nachrichten kriege, versuche ich so viele wie möglich nachts zu beantworten. Da freuen die sich. Ich bin kein Typ, der sagt, jetzt bin ich oben und kenne euch nicht mehr. Ich bin und bleibe immer bodenständig. Das rechnen mir die Leute hoch an.“

Würdest Du rückblickend irgendwas anders machen?

Popeye: Nein, mein Leben war bis jetzt eigentlich ganz cool. Jeder hat Achterbahn im Leben, aber aus Fehlern lernt man. Ich war früher ein richtig aggressiver Mensch, aber ich habe mich auch geändert. Jeder kann sich ändern, wenn man Bock hat.

Vor kurzem hast Du etwas gepostet, was ein neuer Abschnitt werden könnte: Popeye als DJ?

Popeye: „Tatsächlich will ich bald auch mal richtig auflegen. Das dauert vielleicht jetzt noch ein bisschen, aber ich bin ja auch schon kräftig am Üben. Ich muss aber ein bisschen aufpassen, weil es ja Leute gibt, die wollen Dich vor ihren Karren spannen, denen es nur darum geht, meine Bekanntheit für ihre Clubs auszunutzen. Aber davon abgesehen sagen alle DJs und Clubs, die ich so kenne: wenn der Popeye irgendwo aufregt, dann tut die Bombe platzen, das geht dann richtig durch die Decke. Wie gesagt, so lange wird das nicht mehr dauern und dann findet das statt. Auf jedem Fall im Silo oder Sektor. Bei der Gelegenheit muss ich auch das Team vom Silo und dem ganzen Osthafen vom Yannick grüßen. Silo und Sektor sind einfach mein Vertrauensfeld.“

Sonst noch jemand, an den Grüße rausgehen sollen?

Popeye: „Dann habe ich ein Haufen Fans vom FC, die müssen wir wirklich grüßen. Der FC ist ja auch so eine Art Heimat für mich und ich kann über die Leute gar nichts Schlechtes sagen, rein gar nix. Das ist auch ein wenig wie eine Familie. So ein bisschen ist das auch mit dem Edeka, da kenn ich ja auch alle und die machen ja alle mit. Ich sag immer, ich bin der Macher und ihr seid die Showbühne. Das ist wirklich so. Und da sag ich immer, hört mal du, nicht nur ich bin bekannt, sondern alle, die mitmachen, die sind bekannt.“

Zum Abschluss eine Doppelfrage zu Deinen Insta-Reels: wo kommt das mit den Topmodels und den geilen Böcken her – und warum verneigst Du Dich immer?

Popeye: „Da kommen wir wieder zum Respekt. Ich sag‘ ganz ehrlich, wie es dazu gekommen ist. Wir haben im Silo zusammen gesessen und den Mädels nachgeguckt und da fiel auch das Wort „Weiber“. Da hat der Heiko vom FC hat gesagt, das macht man nicht, das ist nicht wirklich respektvoll. Dann hat er gesagt, ich wäre halt ein richtig geiler Bock, worauf ich geantwortet habe: pass auf, ab jetzt sagen wir nur noch Topmodels und die geilen Böcke sind dann das Gegenstück. Auch das Verneigen hat wieder was mit Respekt zu tun. Ich kann nur Respekt erwarten, wenn ich auch welchen gebe. Deswegen verneige ich mich immer, wenn ich sage, ich grüße das Zauberwerk Saarbrücken. Manche Leute fragen mich, warum ich immer so nicke? Denen sage ich nur, nicken kannst Du zuhause, ich verneige mich. Das ist genau das Gleiche wie die Verbeugung im Asiatischen oder im Kampfsport. Ich kann mich immer nur wiederholen: man soll immer Respekt miteinander umgehen.“

Da können auch wir uns nur verneigen und bedanken uns für Deine Zeit!

Previous ArticleNext Article