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Clubzone

Are you ready?

Schluss mit schlechten Nachrichten! Höchste Zeit optimistisch in die Zukunft zu schauen. Die bekanntesten, saarländischen Deejays scharen genauso ungeduldig mit den Hufen, wie zahllose Feierwillige, und haben sich schon mal so ihre Gedanken gemacht, wie der Neustart im Nachtleben aussehen könnte.

Heiko „Higheffect“ Meyer

Zehn Jahre gab das Urgestein der saarländischen DJ-Zunft im Saarbrücker „N8Werk“ den Ton an, ist in letzter Zeit vor allem als Stamm-DJ bei den Ü30 Partys in der „Alte Schmelz“ bekannt und nicht zuletzt durch seine „Radioaktivitäten“ im Schlagerparadies. So viel Erfahrung bietet eine ausgezeichnete Grundlage für einen kompetenten Blick in die Zukunft:

„Ich bin gespaltener Meinung, was den Neustart angeht. Klar wird es einen Aufwind geben, wenn es wieder los geht, und es werden sich neue Chancen bieten. Aber langfristig werden wir einen Schaden davontragen, meiner persönlichen Meinung nach. Ich habe auch Bedenken, dass alteingesessene Gastronomen und Clubbetreiber hinten runterfallen und es neue geben wird. Nur, ob die dann auf die etablierten saarländischen DJs zurückkommen werden, weiß im Moment niemand. Es wird auf jeden Fall Bewegung in der Branche geben, aber ob sich das dann zum Positiven entwickelt, da bin ich mir nicht sicher. Klar erwartet das Publikum, dass es erstmal einen echten Hype gibt und auf vielen Party werden die Leute die Türen einrennen, aber ob sich das auf Dauer hält, bleibt abzuwarten. Ich würde mir aber auf jeden Fall wünschen, dass die Leute Qualität wieder wirklich zu schätzen wissen und nicht hinnehmen, dass in allen Clubs praktisch die gleiche Musik von den immer selben DJs läuft. Stattdessen wünsche ich mir echte Residents, die den Clubs eigenständige und unverwechselbare Charaktere verleihen. Es wäre echt schön, wenn es sich in diese Richtung entwickeln würde.“

 

Klaus „Sir Apex“ Radvanowsky

Der Großbube bereichert seit gut zwei Jahrzehnten die saarländische Techno- und Houseszene als DJ und Veranstalter. Seine MOA-Events sind längst Kult, auch wenn die Stadtverwaltung mit wenig nachvollziehbaren Entscheidungen seinen Partys im Bürgerpark Rondell ein Ende machte. Natürlich hat auch er eine Meinung zum Neubeginn:

Natürlich ist man so ganz weit im Hinterkopf schon ein bisschen am planen, einfach auch nur, um den Leuten was zurück zu geben, die bis zuletzt noch möglich gemacht haben, was immer ging. Bei mir waren das z.B. Jonas Kirch von der Ulanen-Gastronomie und Thomas Morobel vom Apartment Club mit ihren Open Air Locations. Ich werde aber mit meinen Veranstaltungen auf jeden Fall warten bis es keinerlei Einschränkungen durch Abstandsregeln usw. mehr geben wird. Allerdings fürchte ich, dass bis dahin ganz allgemein ein bisschen an Kreativität verloren gegangen sein kann, was Events angeht. Weil viele, die immer was gemacht haben, demnächst am Arsch sind. Genau das sind aber die Leitwölfe, die wissen, wie man was auf die Beine stellt und organisiert. Wenn die wegfallen und wir warten müssen, bis Nachrücker deren Niveau und Professionalität erreicht haben, das wird dann nochmal genauso lange dauern wie die Zwangspause jetzt, wenn nicht sogar noch länger. Außerdem fehlt den Veranstaltern und Machern jetzt schon seit Monaten das Verbundensein mit der Szene, mit ihrem Publikum. Der Bezug ist eben nicht mehr da. Man muss aber mit den Leuten connected sein und je nachdem, wie lange das jetzt noch so weiter geht, kann das verloren gehen. Dann könnte das Problem entstehen, das ein neues, jüngeres Publikum zum Beispiel mit den Angeboten und den Events der „alten Hasen“ nichts mehr anfangen kann, selber aber nicht wissen können, wie man etwas auf die Beine stellt. Da könnte ein gefährliches Vakuum entstehen. Aber bevor es wieder los geht, brauch‘ ich persönlich jetzt erst mal Urlaub von dem ganzen Zuhause sein.

 

Björn del Togno

Nicht nur wegen seiner umwerfenden DJ-Skills von „6Null3“ bis „Silo“ hat er den Beinamen Superheld verdient, sondern auch wegen seines beeindruckenden, sozialen Engagements mit den WiWo e.V., dessen Wirken u.a. sogar bis Uganda reicht. Als Musiker und DJ hat er im Lockdown viel produziert und auch schon mal an ein eigenes Label gedacht, wenn er nicht gerade nach seinen Einschätzungen über die Zukunft des Nachtlebens gefragt wird:

„Ich könnte mir als Musiker und DJ vorstellen, dass in der Phase jetzt, in der natürlich weiter Musik entsteht, man vielleicht etwas mehr auf seinen eigenen Gusto konzentriert ist, mehr den eigenen Style einbringt und sich einfach mehr traut. So kommt man vielleicht ein Stück weg von der Einförmigkeit, denn z.B. auf Festivals hat ja alles irgendwo gleich geklungen, wurde mit den gleichen Loop-Paketen produziert. Vielleicht gibt es jetzt die Chance, dass alles noch mal vielfältiger wird. Es ist halt super spannend im Moment. Es kann einen ähnlichen Boom geben, wie damals nach dem Mauerfall und alle sind super euphorisch. Vielleicht rücken auch neue Trends oder Musikstyles in den Vordergrund, die man jetzt noch gar nicht auf dem Schirm hat, und es poppen überall neue Partys und Open Airs auf. Das wäre schön, es kann aber auch sein, dass etwas ganz anderes passiert, dass die Leute noch ängstlich und zurückhaltend sind und sich nicht wirklich trauen. Außerdem haben viele ja auch einen ganz anderen Rhythmus. Die ganzen Raver gehen jetzt ja um zehn ins Bett. Können die überhaupt noch eine Nacht durchfeiern? Spannend wird auch die Entwicklung im Booking, was die Gagen von Headlinern angeht. Gehen die Preise hoch, weil die auch die ganze Zeit nicht auflegen konnten, oder runter, weil die Leute sowieso feiern, entsprechend keine Notwendigkeit für teure Bookings besteht, und die Qualität der Residents rückt mehr in den Focus. Das wird super interessant.“

 

Sarah de la Rosa

Clubs wie „Mauerpfeiffer“ und „Silo“ sind normalerweise ihre Spielwiese, doch ihr Talent hat sich bekanntermaßen bis Bangkok rumgesprochen. Blöd nur, wenn man pünktlich zum Ausbruch der Pandemie um die halbe Welt zurückfliegen will – und dann erstmal in Quarantäne muss. Doppeltes Pech, wenn man sich dann auch noch mitten im Ausnahmezustand selbstständig macht. Das macht nachdenklich:

„Ich würde es nicht unbedingt „Entwicklung“ nennen, aber für mich geht es anders weiter, weil ich einen gewissen Prozess durchgemacht habe, darum, wo ich eigentlich stehe. Das hinterfragt man vielleicht ohne äußeren Anlass zu selten. Am Anfang habe ich den Lockdown noch irgendwie genießen können. Ich empfand es sogar als überwiegend positiv, weil Abstand ja auch den Vorteil hat, dass man hinterher wieder viel mehr zu schätzen weiß, was man hatte. 2019 war bei mir auf allen Ebenen recht turbulent und rückblickend hat diese Zwangspause mir eine dringend benötigte Ruhephase ermöglicht. Mir hat das also ganz gutgetan und ich denke, vielen anderen geht es ähnlich. Aber vor ein, zwei Monaten fing es dann doch an, in den Fingern zu jucken und so langsam wird’s echt Zeit, wieder mal eine Nacht durchzutanzen. Das vermisse ich sehr. Ob sich nach der Pause generell etwas ändern wird, vermag ich nicht zu sagen. Was auf jeden Fall anders laufen wird, sind die ersten Partys, und da gibt’s eigentlich nur zwei Optionen: Entweder sind die Leute schon nach drei, vier Stunden völlig raus und jammern die nächsten Tage über Muskelkater oder sie sind so außer Rand und Band, dass die Party drei Tage geht. Darauf bin ich sehr gespannt! Bleibt zu hoffen, dass alle Clubs, die letztes Jahr schließen mussten, finanziell überlebt haben werden und dann auch wieder aufmachen können.“

 

Thomas Morobel

Auf den ersten Blick erkennt man, wozu der „Apartment“ Macher und DJ die letzten Monate genutzt hat: Ernährung und Fitness standen ganz oben auf seiner Liste. Doch natürlich blieb auch Zeit für Überlegungen, was die Zukunft der Branche angeht:

 „Das war keine einfache Zeit und mit der staatlichen Unterstützung hat es hier und da gehakt. Es wird immer viel geredet und nicht alles was gesagt wurde, ist auch umgesetzt worden. Aber am Ende bin ich zufrieden. Was das DJing angeht, glaube ich nicht, dass sich viel verändert. Natürlich werden die DJs mit neuen Sets am Start sein, aber sonst sehe ich keine großen Veränderungen, auch für mich persönlich. Beim Auflegen gilt nach wie vor: entweder haut man drauf oder eben nicht! Ich lebe schon seit 27 Jahren davon, das ist eben meine Passion und ich werde ganz normal weitermachen. Was den Club betrifft, können wir nur dafür sorgen, dass der nach der Krise wieder bestmöglich dasteht – und ich bin mir sicher, wir werden das überstehen bis dahin. Ich kann und will nicht über andere Läden spekulieren, bin mir allerdings sicher, dass für den ein oder anderen, wenn die überhaupt wieder aufmachen, es nicht wieder wie vorher sein wird. Ich würde mich freuen, wenn wirklich jeder Club wieder aufmacht, Konkurrenz belebt ja das Geschäft. Was die Branche aber nicht gebrauchen kann, wenn es wieder los geht, wären neue, unerfahrene Gastronomen, die versuchen fehlende Konzepte durch Billigangebote und Flat Rates zu ersetzen.“

 

Skip Äschett

Die Frau mit dem ausgefallenem DJ-Namen ist selber auch nicht weniger auffällig. Ihre Herzlichkeit ist absolutes Alleinstellungsmerkmal und egal ob im „Blau“, „Manhattan“ oder „Einraum“, man spürt vom ersten Ton an, wie sehr sie ihr Publikum ins Herz geschlossen hat. Nicht schwer zu erraten, worum sich ihre Spekulationen drehen:

„Wenn es jetzt nach dieser langen, enthaltsamen Phase wieder losgeht, das wird schon ein ganz besonderes Gefühl sein. Erstens überhaupt nochmal vor Leuten zu spielen und dann noch mit einem ganz neuen Impuls, weil es halt wirklich nicht mehr der Woche für Woche gewohnte Job ist. Die Leute konnten sich ja in der Zwischenzeit nochmal auf einer ganz anderen Ebene mit der Musik verbinden. Ich glaube, dann kommt noch mal dieses ganz bestimmte Lebensgefühl und das super Gefühl des Auflegens mit rüber. Diese für viele dunkle Zeit wird sich komplett ins Gegenteil wandeln, könnte ich mir vorstellen, und die Leute wieder mehr auf einen herzlicheren Kontakt aus sein. Nicht mehr diese aufgesetzte Fake-Freundlichkeit, sondern das Bewusstsein, dass es echt was Besonderes ist, nochmal mit Anderen in Kontakt zu kommen und gemeinsam zu tanzen. Es kann auch gut sein, dass es im Sommer größere Outdoor-Festivals mit viel Platz geben wird, damit sich die Leute erst mal auf nicht ganz so engem Raum begegnen werden. Sowas würde ich mir jedenfalls wünschen, ehrlich gesagt. Was die Clubs betrifft, rechne ich mit weniger Clubs, aber mit mehr Qualität. Ich würde mich einfach freuen, wenn sich die Leute dann noch mal so wie früher wirklich in Liebe und Einheit zu der Musik bewegen und zusammen dieses Gefühl und die Verbundenheit aufleben lassen.“

 

Michael Kastel

Seit seinen Anfängen im Seven-to-Nine bis hin zu seinen Jobs als Resident im „Blau“ und den „Finally“ Partys in der Garage hat Saarbrückens Housemeister mit seine funky-soulful Style eine stetig wachsende Anhängerschar begeistert. Er hofft auf einen heftigen Neustart:

„Ich glaube, dass wird gut und auf jeden Fall ein starker Beginn. Wer weiß, vielleicht flacht der dann wieder relativ schnell ab. Das hängt natürlich auch von der Qualität des Gebotenen ab und wir müssen die Leute neu abholen. Es könnte gut sein, dass wir die Leute ein bisschen verloren haben, dass die sich an das ganze Couching gewöhnt haben, was ich nicht hoffe. Ich befürchte allerdings, dass es jetzt einen Generationswechsel bei den Gästen gegeben haben könnte, zumindest einen kleinen, zum Beispiel weil Studenten, die Stammgäste waren, mittlerweile die Stadt verlassen haben. Aber ich höre auch von überall, dass Ausgehen und Tanzen wirklich fehlen, dass ein echter Bedarf da ist und die Leute wirklich Bock haben, wieder zu feiern. Spannend wird dabei auch, wie sich das inzwischen gewohnte Distanz halten auswirkt, wobei das offizielle Go erst dann kommen wird, wenn absolute Entwarnung gegeben werden kann. Wir werden die letzten sein, die wieder aufmachen dürfen, und ich denke, dass wird zu einem Zeitpunkt sein, an dem die Pandemie praktisch vorüber ist. Dann wird den Leuten jeder Abstand erst recht egal sein und sie sich in den Armen liegen, gleich ob das diesen Sommer oder nächstes Jahr sein wird. Dann wird es um Feiern, Singen, Ausziehen gehen, das volle Programm halt!“

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