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Ballsaison

Hallo Mikrokosmonauten: Geben gleiche Paare den besten Tanz?

Hatte ich es schon erwähnt? Zur Genüge gewiss, jedoch bedarf es einer erneuten Ausführung. Also ich mag Bälle. Also nicht den Ball als Gegenstand, sondern den tanzbaren Ball. Den Festball. Die Feierlichkeit in seiner Reinform. Genauer gesagt unterscheide ich seit jeher zwischen Feier und Festlichkeit. Eine Feier ist für mich das, was ich jahrelang zu begehen pflegte. Das waren Partynächte in mehr oder minder angesagten Clubs der Stadt. Minirock und Gin-Tonic, flüchtige Küsse zwischen Toilette und Tanzfläche und immer mit einem leichten Hauch Verruchtheit. Und am Ende auf einer verschlissenen Rückbank eines Taxis beschwipste WhatsApp-Nachrichten an den Flirt schreiben.

Eine Festlichkeit hingegen ist für mich – neben Weihnachten wohlgemerkt – ein Festball. Vielleicht, weil Festbälle etwas Monumentales innehaben. Altehrwürdig trifft es vielleicht auch. Ein Ball ist etwas Klassisches. Etwas, was nicht oft stattfindet, man es sich aber durchaus öfter wünschen würde, jedoch genau weiß, dass das nicht sein darf, weil es dann nichts Besonderes mehr wäre. Stellt euch vor, wir hätten einmal im Monat Weihnachten. Das wäre doch dann nicht mehr exklusiv. Der ganze Glanz wäre schlichtweg nicht mehr vorhanden.

Ein Ball darf höchstens einmal im Jahr stattfinden.

Ich mache euch nichts vor: Für mich sind Festlichkeiten wie der diesjährige Wirtschaftsball zwar die Kirsche auf der Torte, aber die Zeit davor ist weniger Torte und mehr Tortur! Mea culpa, aber ich bin wahrscheinlich die einzige Frau im Saarland, die sich in der Zeit vor einer solchen Veranstaltung so dermaßen unter ästhetischen Druck setzt wie nur sonst was! Teilweise war es sogar so schlimm, dass man mich stützen musste, weil ich die fixe Idee hatte, 3 Tage nur Sellerie zu essen, was im Übrigen das Ekelhafteste neben einem Vollrausch ist, was man sich antun kann. Dann kommt die Sache mit dem Outfit: In Zeiten vor einem Wirtschaftsball stehen die Paketboten vor meiner Türe Schlange. Und das nicht, weil ich gerne im Negligé öffne, sondern, weil ich die Abendkleider nicht mehr zählen kann, die ich bestelle. Hinzu kommen diverse kosmetische Termine, zu denen ich tagtäglich eile. „Nein, es ist nicht die Oscarverleihung!“, ist in dieser Zeit mein ständiges Mantra, um halbwegs die Nerven zu behalten. Fiktive Dankesreden halte ich dennoch vor dem Spiegel. Man sehe es mir nach, ich bin schließlich „transprominent“ – ein Hollywoodstar gefangen im Körper einer Dorfkartoffel.

Wisst ihr, ich finde, der Wirtschaftsball ist eine Festlichkeit, die es auch in hundert Jahren noch geben muss. Warum? Es gibt wohl kaum ein Event im Saarland, außer einem hochkarätigen Theaterbesuch, bei dem man sich so mondän fühlen kann. So ein Ball ist immer auch eine kleine Zeitreise. Weil immer so ein bisschen der Wind der Vergangenheit weht. Früher war einfach mehr Glamour. Mehr Haltung. Und mehr Stil. Und das alles erlebt auf diesem Ball eine regelrechte Renaissance! Ich meine, wann trägt man heute als Normalo noch Fliege und bodenlange Robe? Und mehr noch:

Wann haben wir das letzte Mal überhaupt Walzer getanzt?

Nein, ich spreche nicht vom Hochzeitswalzer, den man zuvor in schweißtreibenden Tanzstunden einstudiert hat. Ich spreche von schwingendem Tanzparkett-Walzer, der so voller Selbstverständlichkeit passiert, während das Orchester die passende musikalische Untermalung liefert. Es mag Menschen geben, die niemals in ihrem Leben in den Genuss eines solchen Tanzes gekommen sind. Ich gehöre im Übrigen auch dazu.

Aber an jenem Wirtschaftsball-Samstag wippte und nippte ich genüsslich mit. Ich vereinte Walzer und Wein und genoss die wohlfeilen Klänge des Polizeiorchesters. Ohnehin war die gesamte Kulisse Balsam für meine Ohren und Augen. Menschen, fein zurechtgemacht, ein Ambiente aus einer anderen Zeit, gedämpftes Licht, lukullische Köstlichkeiten. Und on top auch noch angenehme Gespräche mit Menschen, die man sonst wahrscheinlich nie getroffen hätte. Mein Tischnachbar war ein älterer Herr, der mir spannende Geschichten über die Industriekathedrale, also die Location, in der wir uns befanden, erzählte. Als angesehener Ingenieur hatte er einiges zu berichten. Und Ingenieure – wohlgemerkt -berichten tatsächlich sehr gerne und sehr ausführlich. Weshalb seine Frau irgendwann nervös wurde. Sie versuchte nämlich, ihren Mann ziemlich erfolglos zum Tanzen zu bewegen. Ich gab ihm also per Augenkontakt zu verstehen, er solle doch jetzt mal Beruf sein lassen und sie aufs Tanzparkett entführen. Und als er es begriffen hatte und ich dieses ältere Ehepaar beobachtete, stellte ich mir die Frage:

„Geben gleiche Paare immer den besten Tanz?“

Man sagt ein guter Tänzer sei auch ein guter Liebhaber. In der Paarkonstellation gesehen sollte ein gut miteinander tanzendes Paar demnach auch anderweitig super zusammenpassen. Ich dachte nach. Der einzige Tanz, den ich beherrschte, war der Tanz auf dem Vulkan! Und ich war immer erleichtert, wenn ich jemanden an meiner Seite wusste, der diesen Tanz zumindest kannte. Es mochte ja sein, dass all diese Paare auf der Tanzfläche den Paartanz nahezu mühelos beherrschten. Allerdings wusste der eine über den nächsten Schritt des anderen immerzu Bescheid und diese Tatsache stellte ich mir nicht sonderlich leidenschaftlich vor. Tanzen gilt angeblich als eines der verstecktesten und raffiniertesten Vorspiele. Ich fragte mich: „Welcher Tanz soll das denn sein?“

Inzwischen nippte ich nicht mehr gedankenverloren an meinem Weinglas, sondern trank wie eine Verdurstende in der Wüste, während die Musik und diese ganze glitzernde Festball-Atmosphäre mit ihrem Geflitter mich regelrecht verschlang. Ich schweifte gedanklich vom Tanz zur Garderobe ab und fragte mich, wie man als Mann in einer Smoking-Montur überhaupt noch Luft bekam? Schwitzte man sich darin denn nicht zu Tode? Also ich in meinem Hauch aus Satin war ganz schön erhitzt. Hätte ich das Fettweg-Höschen lieber weglassen sollen? Es kniff etwas…huch, mein Glas war schon wieder leer. Ging es nur mir so oder schwankte der Boden?  

Derweil blickte mich mein Freund etwas besorgt an, weil ich diesen Gesichtsausdruck hatte. Er sagt, ab einem gewissen Punkt verändert sich meine Mimik. Meist mit steigendem Alkoholpegel wohlgemerkt. Ich finde ja, da verändert sich rein gar nichts, aber er sagt, ich schaue dann meist wie eine Mischung aus Gräfin Hochnäsig und Hella und Sinnen. Bemüht darum, dass man mir meinen Schwips nicht ansieht, blieb mir nur eine Wahl: Ich musste tanzen! Also riss ich meinen Freund an mich und gab den Tanz der Teufel!

Am Ende ist es doch so: Ich liebe Festbälle. Wenngleich ich mir jetzt sicher bin, dass gleiche Paare zwar den besten Tanz geben mögen, aber dieses andere Paar gewiss den größeren Spaß hatte. Denn einfach so standen wir mitten in der Nacht betrunken in Smoking und Abendkleid unter eiskalter Dusche!

Es war mir ein Tanz!

Danke an die Wirtschaftsjunioren Saarland und Melina Klees.

Foto: Wirtschaftsjunioren Saarland

Abwesenheits- Assistent

Hallo Mikrokosmonauten: Mels Mikrokosmos ist gerade verhindert…

Astro-Addi ist zurück! Zurück an dem Platz, an dem er nie saß. Die mehr oder weniger liebe Mel hat mich gebeten die November Kolumne zu übernehmen, da sie vollgepackt ist mit wichtigen Terminen: Friseur, Nagelstudio, Wimpern. Darüber hinaus werde ich sie danach als Geißel nehmen und an einem geheimen Ort verstecken, denn ich habe hiermit meine Passion gefunden! Ich bin außerdem der weitaus bessere, kreativere, scharfsinnigere Kolumnist! Jawohl!

So setze ich mich nun an diesem verregneten Nachmittag an meinen Schreibtisch, lasse nebenbei meine Lieblingsmusik laufen (ich mag Chopin) und nippe an einer großen Tasse Hagebuttentee. Ich sinniere darüber, wie ich die Situation am besten nutzen kann, um kein gutes Haar und auch kein unechtes Haar an der lieben Mel zu lassen. Doch ganz im Sinne meiner exzentrischen Persönlichkeit ist es für mich tatsächlich lukrativer, wenn ich einfach die unglaublich große Reichweite dieser Kolumne nutze, um mich zu präsentieren. Mel würde es nicht anders tun!

Schnallt also die Hupen hoch und haltet euch fest denn hier kommt Addi!


Vorab ein paar harte Fakten: Mein Name ist Adrian, born and raised im Herzen von Saarbrücken. Mel und ich lernten uns 2020 im Job kennen, wo wir schnell merkten, dass wir beide die Personifizierung des Synonyms „Hassliebe“ sind. Wir können nicht miteinander und auch nicht ohneeinander. Zuweilen können wir auch sehr gut „übereinander“, denn jede Chance, bei der wir nicht versuchen das Messer dem jeweils anderen in den Rücken zu hauen, ist eine vertane Chance. Das mag hart klingen, aber es ist nur die liebevolle Art, dem jeweils anderen zu signalisieren: „Ich hassliebe dich!“.

Schnell merkten wir, dass unsere Persönlichkeiten so unterschiedlich sind, wie sie nur sein könnten. Für andere jedoch ist dieser Fakt sehr unterhaltsam. Und unterhalten können wir allemal. Dennoch schlugen alle Projekte die wir gemeinsam angegangen sind, fehl. Ich kann es mir selbst nicht erklären.

Da gab es zum Beispiel diese eine Quizshow, bei der wir zwar gewonnen haben, die aber nie ausgestrahlt wurde. Ein gemeinsamer Podcast, der aber bedauerlicherweise wegen unüberbrückbarer technischer Differenzen nicht funktioniert hat. Und last but not least ein paar Existenzen, die wir ganz nebenbei ruiniert haben, was aber nie unsere Absicht war. Irgendwann beschlossen wir in Sachen Medienpräsenz und Öffentlichkeit, getrennte Wege zu gehen. Vielmehr fasste ich diesen Entschluss. Denn ich möchte niemals  wegen der Ollen im Psychopatenhaus der Stars landen.

Und so startete ich vor ein paar Monaten ein Solo-Stand-Up Comedy Programm namens „Ordinööör“. Oder besser gesagt, ich begann, daran zu schreiben. Bis jetzt habe ich – man mag es kaum glauben – eine ganze Seite vollbracht. Mit Harald Glööckler hat dieses Programm übrigens nichts zu tun, also bitte keine rechtlichen Konsequenzen in diese Richtung. Vielmehr ist der Name eine Adaption zu „ordinär“. Dass dieses Synonym sowohl für „bewährt“ als auch für „verhasst“ und „unmoralisch“ steht, spielt mir geradewegs in die Karten, denn Anecken ist ausdrücklich gewünscht.

Wenn nur diese Angst nicht wäre…

Sie begleitet mich, wie viele von euch sicherlich nachvollziehen können, jeden Tag wie ein lästiges Gespenst. Es ist die Angst vorm Scheitern. Ja, ich weiß, Mel hat schon so oft in ihren Kolumnen davon geschrieben, wie man diese Sorgen überwinden kann, aber in meinem Falle verschwindet die Angst einfach nicht und hat mir schon so viel versaut! Dabei müsst ihr wissen, dass ich jemand bin der äußerst kreativ und humorvoll ist. Ich habe ständig Ideen, die eigentlich einer Ausführung bedürfen. Es gibt Tage, da sprudle ich regelrecht vor Einfällen, aber dann kommt die Unsicherheit, denn um meine Ideen und Projekte zu verwirklichen, müsste ich mögliche Sicherheiten aufgeben und die Komfortzone verlassen. Irgendwie kann ich das nicht, oder sagen wir mal noch nicht.

Zurück zu „Ordinööör“ – es stellt sich mir die Frage: Wie weit darf Comedy heutzutage eigentlich noch gehen?

Ist Comedy Kunst?

Und wenn ja: Darf Kunst alles? Ich denke: Ja. Comedy ist Kunst. Und Kunst darf alles.

Aber darf sich Kunst in der heutigen Zeit über schwarz/weiß, dick/dünn, queer/straight lustig machen? Oder muss ich dann befürchten, dass sich gescheiterte, emanzipierte „Me-too-Terroristen“ auf meine Bühne kleben und mich teeren und federn? War dieser Satz vielleicht schon political incorrect?

Übrigens: Ich als offen queer lebender Mensch habe keinerlei Probleme damit, wenn man sich über so genannte Randgruppen oder Minderheiten oder was auch immer lustig macht. Wichtig ist nur, dass man alle miteinbezieht. Denn wo fangen Rassismus und Diskriminierung an? Genau! Dort, wo man die oben genannten Randgruppen und Minderheiten ausschließt, und genau das verstößt gegen meine Grundprinzipien. Schon in meiner Jugend war ich immer für ein Miteinander statt einem Gegeneinander
– es sei denn man hat Frau Mel Mikrokosmos als Kollegin – und konnte es absolut nicht leiden, wenn jemand außen vor war.

Jedenfalls haben wir doch genau heute ganz andere Probleme! Ob nun Heino jetzt das Gendern ablehnt oder nicht: In Zeiten von Krieg und Machtgehabe sollte sich die Gesellschaft doch bitte auf das Wesentliche konzentrieren und miteinander lachen dürfen. Nicht in Angst leben und sich vor Freude fürchten.

Liebe Mikrokosmonauten ich hoffe ihr versteht meine Message und könnt daraus mitnehmen, dass auch heute noch gelacht werden darf und ihr euch auch nicht dafür schämen müsst. Ich komme allmählich zum Ende dieser Kolumne. Über positive Resonanz freue ich mich sehr. Ach ja, und Kritik ist nicht gern gesehen!

Am Ende ist es doch so:  …laute Geräusche durchdringen den Raum, ein Poltern, Geschrei und Gezeter!

….liebe Mikrokosmonauten, ich weiß nicht, was hier gerade passiert ist, aber offensichtlich wollte der selbst ernannte „Muschilini der Comedy-Szene“ sich meine Kolumne mit Gewalt unter den Nagel reißen. Dieses hinterhältige Attentat wurde in letzter Sekunde vereitelt! Ich werde euch auch zukünftig weiterhin erhalten bleiben!

Bis bald, Eure Mel

(und Addi)

Ursulas Rache

Hallo Mikrokosmonauten: Welche Gouvernante wohn in euch?

Jüngst feierte mein jung gebliebener, aber dennoch wesentlich älterer Partner im Pacha auf Ibiza mit einem gefragten DJ hinter den Decks. Heute nennt man den Bereich rund hinter dem DJ-Pult ja „Family Lounge“, früher war es einfach nur der VIP-Bereich und basta. Nicht die Tatsache, dass er dort war stört mich, sondern der Fakt, dass Männer jenseits der 40 oder 50 immerzu noch ohne inneren Moralapostel feiern können, und im Zweifelsfall mit dem Manager oder dem DJ einen trinken können. Im Gegensatz werden Frauen ab 40 schräg beäugt, wenn sie sich diesen Spaß erlauben wollen.

Es nervt mich einfach nur!

Selbst wenn ich es krachen lassen möchte und durchaus auch noch eine Augenweide bin, macht mir meine Einstellung stets einen Strich durch die Rechnung. Es ist die innere „Ursula“, die mir dann ständig sagt: „Mensch benimm dich mal, du bist alt!“.

Ursula, so habe ich mein alter Ego genannt.

Ursula trägt Faltenrock und einen strengen Pferdeschwanz und eine einwandfreie unbehandelte Stirn, die sie so richtig gut in Falten legen kann. Und wann immer ich freidrehen will, nimmt sie ihre Gerte und erteilt mir Schläge. Mich nervt das, weil Ursula bis vor einigen Jahren nicht existent war. Im Gegenteil. Früher stand an ihrer Stelle Frau Rampensau und machte mit mir gemeinsame Sache. Ursula hingegen ist dafür, dagegen zu sein. Immer! Selbst wenn in gewöhnlichen Alltagssituationen mein Blick versucht ist, sich auf einem gut gebauten Mittzwanziger auszuruhen, stört sie den Frieden. Dann erhebt sie die Stimme und sagt einfach nur „Pfui!“.

Ich hasse sie.

Und weil ich Ursula hasse, beginne ich alles zu hassen, was ein bisschen mit Spaß zu tun haben könnte. Was nicht heißt, dass ich eine Spaßbremse bin, ganz in Gegenteil. Und mitnichten bin ich eine beugsame Frau. Aber kennt ihr das, wenn ihr etwas verrücktes macht, aber im gleichen Moment mögliche Folgen in Betracht zieht? Früher war das nicht so, aber seit Ursula sich mit mir meinen Körper teilt, hat sich in dieser Hinsicht einiges geändert. Stellt euch vor, sie nennt mich sogar „impertinent“!

Irgendwas hat sich im Laufe der letzten Jahre gravierend verändert. Mein Partner feiert plötzlich mehr als ich. Und wenn ich es mal krachen lassen möchte, ist da meine persönliche Gouvernante, die mich stündlich mein Handy zücken lässt, um meinem Angebeteten Rückmeldung zu geben, dass alles okay ist.

Hallo? Wie weit ist es inzwischen gekommen? Was ist mit mir passiert? Wo ist die Mel, die ungeachtet aller Vernunft und in nahezu egoistischer Superlative tat, was sie wollte? Ist sie abgetaucht? Oder am Ende sogar – ich wage es ja nicht auszusprechen – tot?

Bitte nicht!

Ich muss mir einfach eingestehen, dass meine Zeit vorbei ist. Das ist irre schwer, weil ich ja eigentlich nie etwas anderes konnte, als aufzufallen und na ja, mich auszuziehen! Alternativ konnte ich auch noch ein bisschen tanzen, aber das war meist nicht nötig, weil mein pures „Rumstehen im Minirock“ ausreichte, um gesehen zu werden. Ursula hätte mich mehrere Köpfe kürzer gemacht, wenn sie damals schon gewesen wäre, da bin ich sicher.

Aber letztendlich ist es für Frauen wie mich unheimlich schwer, ihre Bestimmung zu finden, wenn sie älter werden. Wenn man sonst nichts kann, bleibt man entweder weiterhin eine Geißel der Nacht oder ist so clever, sich einen reichen Ehemann zu suchen. Also Ursula fände letztere Option bestimmt hervorragend. Eine „Frau von“ sein, wie herrlich! Aber diese Genugtuung bin ich nicht bereit, ihr zu bescheren. Es reicht, dass sie einfach da ist und mich terrorisiert. Und ich bin gleichzeitig mehr als gestraft mit der Einsicht, dass ich offensichtlich einfach doof bin. Und ich fische an dieser Stelle gewiss nicht nach Komplimenten. Ich weiß einfach, dass ich mich jahrelang auf meinem Aussehen und auf meiner Jugend ausgeruht habe und sonst nichts. Viel früher hätte ich bereits Grundsteine für meine Zukunft legen müssen. Vielleicht oder gerade deswegen hat mir der Kosmos Ursula geschickt. Ich frage mich:

„Mussten wir uns treffen, um Weichen zu stellen?“

Ursula heißt nicht nur Rottenmeier mit Nachnamen, sie trägt manchmal auch dieses entsetzliche Monokel, obwohl ich ihr schon mehrfach zu verstehen gab, dass es sie noch älter aussehen lässt. Ich ertappte mich neulich sogar dabei, dass ich zu ihr sprach, und nicht umgekehrt. In diesem Moment war ich wie vom Donner gerührt, weil ich ihr niemals Aufmerksamkeit schenken wollte. Kritik allerdings verträgt sie so gar nicht und strafte mich unvermittelt mit einem schrecklich schlechten Gewissen, weil ich mir einen Nachschlag am Dessertbuffet genehmigt hatte.

Ich muss es einfach akzeptieren. Mein Partner war jetzt einmal feiern. Er hat das erlebt, was ich früher zuhauf hatte. Es ist jetzt halt seine Zeit. Ich hatte meine schon. Dort wo er jetzt ist, komme ich schon her. Es ist schwer zu begreifen, aber in dieser Hinsicht hat meine innere Gouvernante recht, wenn sie mir das Gefühl gibt, nicht mehr dazuzugehören. Was will ich auf ausgetretenen Pfaden wandern, weil ich glaube, sonst nichts zu können?

Minirock-Mel ist Geschichte. Ich erfinde mich einfach neu!

Damals konnte ich unheimlich gut rumstehen und gut aussehen. Ich hatte es perfektioniert. Ich hatte aus vermeintlicher Talentfreiheit etwas geschaffen, was mich zu meinen selbst gesteckten Zielen führte. Und wenn etwas zielführend ist, setzt das Energie voraus. Und nicht nur das. Energie, gepaart mit Willen, Interesse, Kunst und ein klein wenig Qualifikation ergibt Talent. Punkt.

Ursula ist jetzt halt da und geht so schnell auch nicht mehr weg. Ich habe ihr mehrfach damit gedroht, mich nie wieder zu duschen und aus dem Bett aufzustehen, denn das wäre ja ihr persönlicher Untergang. Seitdem haben wir uns arrangiert. Sie findet es insgeheim gut, dass ich Projekte verfolge, die nicht voraussetzen, dass ich mich nackig machen muss. Aber wehe, ich flippe etwas zu sehr aus oder will Achterbahn fahren. Dann kommt sie wieder hervor in ihrer ganz eigenen Rottenmeier-Art und ruft mich zur Räson!

Und einfach so haben wir uns fast schon mögen gelernt. Also zumindest tolerieren wir uns. Mögen ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, würde Frau Rampensau auch einfach nicht mehr zu mir passen. Ist im Alter wohl normal, diese Rottenmeier-Manier

Brautkleid bleibt Blaukraut

Hallo Mikrokosmonauten: Braut oder nicht Braut?

Viele haben es ja bereits vermutet oder geahnt. Es ist jetzt auch wirklich allmählich an der Zeit. Endlich! Nach endlosen Jahren und unzähligen Hoffnungen, die ich mir machte, und die schlussendlich immer wieder zerschlagen wurden. Und immer diese Fragen: „Na? Wann ist es denn bei dir endlich soweit?“ oder Sätze wie: „Ach, ich könnte mir das bei dir sooo gut vorstellen!“. Und nun kann ich es endlich verkünden. Nach Jahren des Dahindarbens! Nach Jahren, in denen ich geglaubt habe, niemals als das gesehen zu werden, was ich bin! 

Ich gebe hiermit offiziell und feierlich bekannt: Ich werde Traurednerin!

Man erkennt endlich mein wahres Talent! Oder was habt ihr jetzt gedacht?

Nun ist es aber so, dass ich mit Hochzeiten seit jeher aufs Kriegsfuß stehe. Weil ich bisher nie Braut war! So viel Ehrlichkeit muss sein. Ja, es kotzt mich an, dass ich mich noch nie in einem Hochzeitskleid-Marathon wiederfand und auch noch nie einen Gang zum Altar entlangschreiten durfte. Und ich wäre der Inbegriff einer schreitenden Braut, soviel steht fest!

Und jetzt stecke ich in einem Dilemma. Denn seit ich weiß, dass man mich auserwählt hat, ein Brautpaar in einer freien Trauung zu Eheleuten zu machen, geht mir der Arsch auf Grundeis! Ich soll zwei Menschen voller Glaube, Liebe und Hoffnung in den Hafen der Ehe leiten. Wie zum Teufel soll ich das anstellen? Schon alleine die Eröffnung, dass meine Freundin heiratet, lässt meinen Cortisol-Spiegel schon wieder schlagartig in die Höhe schnellen!

Als ich es erfuhr musste ich gleich fünf Stunden online shoppen, um mich zu beruhigen. Ich musste ja den Schock darüber, dass es schon wieder nicht meine eigene Hochzeit sein würde, irgendwie verdauen. Aber ich ertappte mich dabei, wie ich wie hypnotisiert auf der Seite „Brautmoden Tausendschön“ nach Meerjungfrauenkleider Ausschau hielt. Weil sie mir so sehr gefallen und ich darin einfach granatenmäßig aussehen würde! Bis mir wieder einfiel, dass ich nicht die Braut war, Herrgott nochmal!

Nach drei Gläsern „Katzenpipi auf einem Stachelbeerstrauch“, einem eigentlich tollen Sauvignon Blanc aus Neuseeland, lag ich also in desolatem Zustand auf der Couch, weil meine eigene Boho-Hochzeit gerade in einer weinerlichen Seifenblase zerplatzt war! Ihr müsst Nachsicht mit mir haben. Auf die Frage einer dir nahestehenden Person: „Willst du unsere Traurednerin sein?“, antwortet man nicht mit „Och nö.“. Da sagt man „Ja!“, das ist einfach so. In meinem Fall war es sogar ein flötendes: „Ja, ich will!“, und ein darauffolgendes weiteres Gläschen Katzenpipi. Und noch eins.

Dabei ist es eine große Ehre. Man hat offensichtlich Vertrauen in mich, dass ich so etwas beherrsche.

Na schön, wenn wenigstens die beiden an mich glauben, dann muss ja was dran sein.

Aber was tut man überhaupt als Traurednerin? Im Grunde geht es doch nur um den Segen, die Ringe und so etwas wie „Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau“, oder?

Bis mir klar wurde, dass es viel mehr ist.  

Einäugig, da immer noch schwer verkatert, öffnete ich einen Tag nach der Verkündung mein Google und suchte nach den entsprechenden Key-Words, was man als Trauredner so tut. Mit jedem weiteren Bericht wurde mir schwindliger. Was ein Pfarrer bei konventionellen Hochzeiten übernimmt, tut ein Trauredner bei einer freien Trauung. Es gibt im Rahmen dieser Zeremonie unzählige Rituale und Bräuche, die man einbauen kann und im Mittelpunkt steht immer das Brautpaar, ihre Geschichte, ihr Liebe und all das, was möglichst unterhaltsam ist und im Optimalfall die Gäste zu Tränen rührt. Ich fragte mich:

„Kann ich das schaffen?“

Und dann ging mir plötzlich ein Licht auf. Eigentlich ein ganzes Lichtermeer. Denn im Grunde hatte ich mich mein halbes Leben immer so sehr darauf fokussiert, irgendwann mal Braut zu sein, dass ich überhaupt nicht sah, dass eine ganz andere Rolle viel besser zu mir passt.

Wenn sie keine Braut wird, soll sie doch Torte essen!

Vielleicht ist so ein Trauredner-Job gar nicht übel. Ich wäre so etwas wie ein Moderator. Eine Person, an dessen Lippen man im besten Falle hängt. Und im schlimmsten Fall mit Tomaten beworfen wird. Aber das käme mitnichten vor. Vor Rührung weinende Gäste treffen nämlich nicht. 

Klar muss ich als Traurednerin frei reden können. Für jemand, der sich sogar aufschreiben muss, was er bei seiner nächsten Gehaltsverhandlung sagen muss (Spickzettel mit den Worten „Ich will mehr Geld!“), ist das eine große Herausforderung! Und jemand, der bisher immerzu nur gut über sich reden konnte, aber weniger über andere, mag eventuell für diesen Job nicht unbedingt erste Wahl sein. Aber wartet es nur ab: Ich starte jetzt durch!

Als Braut mag es für mich in diesem Leben nicht so recht klappen, aber es eröffnet sich hier für mich eine viel größere Chance.

Und war es denn nicht schon immer so? Das, was ich mir für mich immer gewünscht habe, ist eigentlich nie in Erfüllung gegangen. Das fängt ja schon damit an, dass ich immer viel lieber Querflöte gespielt hätte. Und dass ich an Fasching immer gerne Prinzessin gewesen wäre, aber meine Mutter mich in ein Robin Hood-Kostüm gesteckt hat. Und es endet in so manchem Verflossenen, der einfach nur eine Pfeife war. Es musste alles so sein. Das wird mir jetzt bewusst.

Am Ende ist es doch so: Zuweilen sehen wir uns in einem völlig falschen Licht und verkennen unsere wahre Passion. Vielleicht müssen uns andere erst das Streichholz in die Hand legen, bevor eine Idee zünden kann!  Vielleicht müssen erst andere uns mit der Nase darauf stoßen, was wir wirklich können.

Jetzt weiß ich es.

Gleich und gleich gesellt sich gern?

Hallo Mikrokosmonauten: Jeder sollte einen Gegensatz haben!

Ein guter Freund und ich stellten neulich fest, dass wir froh sind, uns nicht früher kennengelernt zu haben. Warum? Weil wir beide eine so explosive Mischung ergeben, dass wir wahrscheinlich schon die ganze Welt in Schutt und Asche gelegt hätten. Und uns mit! Zusammen, so sagen wir, bringen wir beim jeweils anderen die fiesesten Charakterzüge zum Vorschein. Wir beide in Kombination – da flüchten Leute, die uns kennen, wenn sie uns bereits von weitem sehen. Natürlich können wir auch unheimlich unterhaltsam und lustig sein, aber unseren Humor versteht nicht jeder. Viele haben vor unserer Scharfzüngigkeit im Doppelpack regelrecht Angst. Die meisten sind uns einfach nicht gewachsen. Wir ticken und denken eigentlich gleich. In unserem Falle natürlich ein Jackpot, aber für unsere Mitmenschen manchmal unerträglich. Ich sagte zu ihm, dass ich durch ihn so gemein und gehässig geworden bin, dass ich neulich nachts sogar den Teufel höchstpersönlich aus meiner Garderobe im Flur glotzen sah. Er wiederum meinte, nach meiner Beschreibung zu gehen, handele es sich eher um Mark Medlock, aber ich bin sicher, dass der Teufel mich holen wollte und kein spitzbärtiger Sängerknabe.

Das schlimme an der ganzen Sache ist, dass das mit uns jedes Mal eine gewisse Eigendynamik entwickelt, und wir irgendwann nicht mehr zu stoppen sind. Irgendwann, da bin ich mir sicher, wird uns irgendjemand unvermittelt eine verpassen. Dass das bisher noch nicht passiert ist, wundert mich ohnehin schon. Schon alleine, wenn wir mal wieder neue Praktikanten zu unserem eigens kreierten „okkultistischen Aufnahmeritual“ beordern, bei dem es einzig und alleine darum geht, wie lange sie unsere Show durchhalten. Während wir sie mit Locherschnipsel bewerfen, müssen sie rätselhafte Mantras nachsprechen, die wir wild gestikulierend vorgeben. Es gibt Praktikanten, die noch heute traumatisiert sind.

Nun denn, das alles geht nur, wenn man einen „Partner in crime“ hat, mit dem man solche Aktionen bringen kann. Ich sage immer, dass es eigentlich eine Schande ist, dass wir noch kein gemeinsames TV-Format bekommen haben.

Was freundschaftlich ein Leichtes ist, geht in Liebesangelegenheiten so gaaar nicht! Da bevorzuge ich nämlich krasse Gegensätze.

Ergänzung statt Gleichklang

In meinen Jugendjahren schwärmten meine Freundinnen und ich von dem einen, der genauso tickt wie man selbst. Der die gleiche Playlist auf dem Handy hat und man sich im gleichen Moment anruft. “Das sind alles Zeichen!”, dachten wir. Das Zeichen, dass man füreinander bestimmt ist. Dass das Schicksal einen zusammenbringen will und man die Signale nur richtig deuten muss.

Bei meinem aktuellen Partner ist das Einzige, was bei uns gleich ist, dass wir damals zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren, als wir uns kennenlernten. Ja entschuldigt bitte, aber es ist nun mal so. Natürlich danke ich dem Schicksal, wenn es das gibt, dafür, dass es so war, aber im Endeffekt haben sich hier zwei Menschen gefunden, die unterschiedlicher nicht sein könnten! Zuweilen dachte ich sogar daran, dass das Schicksal mich irgendwie testen will. Aber dann wurde mir bewusst, dass ich schon viel zu alt bin, um mich von jemandem oder etwas prüfen zu lassen. In meinem Alter muss man nur noch über den TÜV kommen, alles andere ist wurscht!

Na ja, aber das mit meinem Partner, oder besser gesagt, Lebensgefährten ist schon lustig, wenn man bedenkt, dass wir seit über sechs Jahren unsere Gegensätze feiern. Mein jüngeres Ich würde wahrscheinlich heulend zusammenbrechen, wenn es wüsste, dass ich nicht nur einen Mann bekommen habe, der astrologisch überhaupt nicht mit mir kompatibel ist, sondern auch noch einer, der A sagt und ich B verstehe.

Versteht mich nicht falsch, ich bin mega zufrieden in meiner Partnerschaft, aber ich frage mich dennoch sehr oft:

Wie kann das funktionieren?

„Gegensätze ziehen sich an.” – Diesen Spruch habe ich schon immer gehasst. Ich wollte immer mein Yin oder Yang finden. Meine andere Hälfte sozusagen, die mir irgendwann in einem früheren Leben abhandenkam.  Aber dann begann ich zu überlegen. Was, wenn ich schon immer ein Gegensatz von allem war? Und mein Pendant mich hinsichtlich dieser Lebensweise nur ergänzte? Und dass es am Ende genau so kommen musste, wie es jetzt gerade ist? Also doch so etwas wie Schicksal, nur etwas anders eben.

Lasse ich meine Liebschaften mal im Geiste Revue passieren, klappte es mit jenen Männern, von denen ich glaubte, es passt perfekt überhaupt nicht. Diejenigen, die annähernd so tickten wie ich, waren Aufreißer, Poseure und Luftpumpen. Als ich dann neulich in einem Fahrradgeschäft letzteres, nämlich eine Luftpumpe, kaufen wollte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich war selbst eine Luftpumpe! Und gleich und gleich war in diesem Falle einfach nicht machbar! Man lässt ja auch den Blinden nicht den Blinden führen. Was ich brauchte, war das Rad, dem ich ab und an meine frische Luft anbieten kann! Und dann wusste ich wieder, warum ich mit meinem Partner schon so lange zusammen bin.

Ich war seine Luftpumpe, aber er brauchte mich! Ich war das Feuer, das sein Wasser zum Kochen brachte. Ich war der Motor, der seinen Wagen erst startete!  Das Benzin für seinen Rasenmäher! Der Nagel für seinen Hammer! Und so weiter!

Ich dachte nach. Vielleicht waren wir gar nicht so gegensätzlich. Tief in unserem Inneren schlugen unsere Herzen vielleicht sogar im gleichen Takt. Lediglich in unserer Art, zu leben unterschieden wir uns. Ich meine, dass er nach all den Jahren noch immer nicht verstehen kann, dass ich meine gebrauchten Tempos überall rumliegen lasse und ich wiederum nicht begreife, wie jemand seit Jahrzehnten die immergleichen Rituale pflegt, wie zum Beispiel den Nachmittags-Kaffee, ist eigentlich unwichtig, wenn ja sonst alles fein ist.

Am Ende ist es so: Wenn ich es mir recht überlege, brauche ich einen Gegensatz, sonst käme ich ja auf gar keinen grünen Zweig mehr. Durch ihn wird ein klein wenig meiner Scharfzüngigkeit entschärft, Und dank mir, verleihe ich seiner Ordnung etwas mehr Gewirr. Ein Gegensatz hält einen immer auf dem Boden, wenn man Gefahr läuft, wegzufliegen.

Was aber nicht heißt, dass ich nicht weiterhin ein kleiner Satansbraten bleibe und weiterhin mit meinem guten Freund ein paar Gemeinheiten aushecke. Ich glaube, das muss einfach so sein!

Im Rausch

Hallo Mikrokosmonauten: Dosiert ihr noch oder überdosiert ihr schon?

Fakt ist: Man kommt viel schneller an Drogen ran als an einen Termin beim Psychologen. Wer das nicht glauben kann, sollte einen Blick in einen hundsgewöhnlichen Supermarkt werfen, denn Drogen sind viel mehr als „kolumbianisches Marschierpulver“ oder „Afghan Kush“!

Es ist eine regelrechte Schande, dass sich im Edeka unseres Vertrauens ganz unverblümt allerlei Rauschmittel freizügig in der Auslage fläzen. Es ist wirklich wahr! Unsere heile Welt gerät regelrecht aus den Fugen, wenn wir uns vor Augen halten, dass Globus und Konsorten die schlimmsten Dealer überhaupt sind. Da bekommt der Werbeslogan „Da ist die Welt noch in Ordnung“ ja eine ganz neue Dimension!

Drogen – ein breit gefächerter Begriff. Laut Wikipedia werden unter dem Namen „Drogen“ allerlei Stoffe aufgeführt, die einen gewissen Rausch verursachen und kein Nahrungsmittel sind. Letztere werden unter dem Begriff „Genussmittel“ geführt. Allerdings verschwimmen hier die Grenzen. Entschuldigt, wenn ich das so frei heraus sagen muss, aber an alle Naschkatzen, Kaffee- oder Biertrinker, Raucher und Fast-Food-Lover da draußen: Ihr seid Junkies!

Ich denke, man macht es sich recht einfach, wenn man nur Rauschgifte als Drogen deklariert und Dinge wie Koffein, Tabak, Zucker und sogar Alkohol in die Genussmittel-Kategorie einordnet. In meinem Podcast beschäftige ich mich unter anderem mit Süchten aller Art und habe in diesem Zusammenhang einen Aufruf gestartet, um in den Dialog mit meinen Hörern und Hörerinnen, ebenso auch mit meinen Lesern und Leserinnen zu gehen. Was dabei herauskam, war erstaunlich. Das Wort „Sucht“ wird hier nämlich ziemlich weitläufig genutzt.

Man spricht dann von Sucht, wenn jemand sein Leben auf den Konsum einer bestimmten Substanz oder auf eine bestimmte Verhaltensweise ausrichtet. Komischerweise wird dieses Thema derzeit nicht nur in meinem Podcast heiß diskutiert, sondern auch in diversen Talkshows. Nicht zuletzt seit dem Thema der Cannabis-Legalisierung.

So antwortete der Journalist Jenke von Wilmsdorff neulich im „Kölner Treff“ auf die Frage „Hat der Mensch ein Recht auf einen Rausch?“ mit einem klaren: „Ja, definitiv!“. Und er bezeichnet auch Zucker als Droge. Wilmsdorff sagt aber auch, es läge an uns, wie wir all diese Drogen dosieren und das jeweilige Potenzial nutzen. Und genau hier liegt das Problem. Wenngleich ich in Verbindung mit Rausch das Wort „Problem“ nicht hören will. Aber das ist es ja! Unser Gehirn kann ab einem gewissen Rauschpunkt nicht mehr erkennen, ob wir noch dosieren oder bereits überdosieren. Mag sein, dass es Menschen da draußen gibt, die sich so unter Kontrolle haben, dass sie den Überblick niemals verlieren, aber seien wir mal ehrlich: „Wenn etwas doch so gut ist – warum dann aufhören?“

Die Dosis macht das Gift

Ja, ich bin suchtgefährdet. Das gebe ich offen zu. Weniger am Rande der Legalität, aber mitnichten harmloser. Im Gegenteil! Ich bin sogar der Auffassung, dass gängige Süchte viel gefährlicher sind, da die Rauschmittel leichter zu beschaffen sind. Zucker, Alkohol, Koffein, Nikotin – all das gibt es gleich im nächsten Laden und ist auch noch gesellschaftsfähig. Dass diese Dinge genauso krank machen, wie Kokain und andere illegale Drogen wird einfach ignoriert. Dabei haben sie doch allesamt eine Gemeinsamkeit: Sie machen mehr oder weniger abhängig!

In letzter Zeit habe ich viele Gespräche geführt und es hat mich kaum überrascht, dass insbesondere Frauen über die Jahre diverse Süchte in Verbindung mit Essen entwickelt haben. Ein Beispiel: Mir erzählte eine Frau, dass sie bereits mit 15 eine Essstörung entwickelte, da man ihr damals ständig sagte, ihr Po sei zu fett. Also hörte sie einfach auf zu essen, was natürlich dauerhaft nicht ging, also entwickelte sie eine Ess-Brech-Sucht. Heute wiederum fragt man sie, ob sie bei ihrem Po operativ nachgeholfen hätte, da sich unser Schönheitsideal seit den Kardashians geändert hat. Was für eine kranke Welt! Aber wie dem auch sei, die Frau berichtete, dass sie während einer Fressattacke wie im Rausch war. Und der Rausch interessierte sich nicht für die Dosierung, er wollte Rausch bleiben und so aß sie so viel, bis sie dachte, sie stirbt. Ich kann dies nur bestätigen, da ich seit Jahren ebenfalls unter unkontrollierbaren Fressanfällen leide, wenngleich es nicht so schlimm ist, wie in obigem Fall. Was sich lustig anhört, ist nicht komisch. Kontrollverlust ist in Verbindung mit Achterbahnfahren ganz cool, aber wenn es um waschechte Binge-Eating-Anfälle geht, ätzend.

Und mehr noch: Als Suchtgefährdete gilt bei mir seit jeher das Motto: „Ganz oder gar nicht!“, was im Übrigen ein Slogan für alle zu sein scheint, die sich mit Süchten herumschlagen. Ich bin mittlerweile über 40 und dank diverser Therapien halten sich meine Süchte weitestgehend unter Kontrolle. Aber ich muss ständig aufpassen, dass es nicht ins Extreme geht. Mein Leben besteht darin, dauernd die Balance zu halten. Manchmal komme ich mir vor wie ein Jongleur, der versucht, all die Bälle in der Luft zu halten, damit es rundläuft. Wenn mein Verhältnis zum Essen normal scheint, fange ich in Bezug auf Sport an zu übertreiben und wenn es das nicht ist, bin ich versucht, mich in einen Rausch zu shoppen. Balance ist hier tatsächlich das Zauberwort!

Süchte sind vielfältig und fast jeder hat eine. Eine Sucht beginnt schon, wenn man morgens seine Tasse Kaffee braucht. Und sie endet, wenn man glaubt, ohne die Substanz nicht mehr sein zu können, selbst wenn man Salz über seine linke Schulter wirft, denn da sitzt bekanntermaßen der Teufel, der die Sucht anheizt.  

Zucker gilt unter Wissenschaftlern nicht als Droge. Das süße Weiß kommt oft in einer süßen, bunten Verkleidung daher. Unserer angeborenen Vorliebe für süßen Geschmack geschuldet fallen wir auf diese verkleidete Droge herein. Zucker aktiviert im Übrigen die gleichen Hirnregionen wie Kokain. Das Ende vom Lied: Zucker verschafft uns zwar aufgrund seiner Dopamin-Ausschüttung Glücksgefühle, macht uns jedoch auf Dauer dick und obendrein zum Diabetiker. Entschuldigung, aber so ein „devil in disguise“ ist doch echt hinterhältig ohne Ende!

Ich könnte ewig so weitermachen, aber der Platz reicht nicht aus. Was ich jedoch bemerke ist, dass wir eine Gesellschaft aus Süchtigen sind, aber zwischen Sucht und Sucht immer noch differenzieren.

Am Ende ist es doch so: Drogen, Rausch und Süchte sind so alt wie die Menschheit. Sie lauern überall und wir laufen ständig Gefahr in eine Abhängigkeit zu verfallen. Schlussendlich hat Wilmsdorff aber vielleicht doch recht: Wir sind es, die entscheiden, wie weit wir damit gehen. Wir haben jeden Tag die Möglichkeit zu „Take“ oder „Toss“.

Für was entscheidet ihr euch?

Amazone im Schneckenhaus

Hallo Mikrokosmonauten: Welche Mondgöttin ist eure?

Mein Sternzeichen ist Widder. Ich bin da ziemlich stolz drauf, weil Widder so unglaublich stark und taff sind. Sogar so stark, dass man sie regelmäßig mit Chuck Norris vergleicht. Oder mit einer wilden Amazone. Kein Scherz, denn neulich las ich in einer spirituellen Zeitschrift, dass – ja, ich bin so eine, die an Flughäfen noch ganz altmodisch Illustrierte für die Reise kauft – meine dem Sternzeichen zugewandte Mondgöttin Hippolyte ist, die Amazonen-Königin schlechthin! Furchtlos, echt, wild und nach Gerechtigkeit strebend. Der Beschreibung nach brauche ich kein Gefährt, um von A nach B zu kommen. Ich bin so ungezügelt, groß und genial, dass ich sogar fliegen kann.  Aus Normen ausbrechend wäre das zumindest der erste folgenrichtige Schritt! Aber trotz all dieser Agilität, des Mutes und Kampfgeistes frage ich mich:

Warum fühle ich mich so schwach?”

Es gibt Tage, da kann ich mich kaum auf den Beinen halten. Da fühle ich mich mit meinen ganzen Ein Meter Fünfundsiebzig wie ein hutzliger Hobbit inmitten von furchteinflößenden Orks. Da halte ich meinen Obsidian-Schutzstein so lange in meiner Hand, bis er ganz heiß ist, in der Hoffnung, er beschütze mich vor all dem Bösen da draußen. Manchmal wird mir ganz schwindelig, wenn ich an das Leben und die Welt da draußen denke. Und dann verkrieche ich mich in mein Schneckenhaus, will alleine sein und einfach nur Musik hören. Ich fühle mich dann wie dieser Teenager, der ich vor… ähm fünf Jahren war. Und wenngleich ich es heute besser wissen müsste, mag ich mich trotzdem in meiner dysphorischen Phase suhlen und einfach nur leiden!

Hippolyte, wo bist du?

Ach, was bin ich wieder erregt heute! Aber geht es euch nicht manchmal auch so? Wollt ihr zuweilen nicht auch alles hinschmeißen, euch in eine Ecke verdrücken und einfach losheulen? Stattdessen ist aber die Katze im Ofen und der Kuchen hat auf den Teppich gekotzt oder umgekehrt. Oder man ist halt gerade einfach auf der Arbeit und darf nicht zusammenbrechen! Wo ist diese verdammte Hippolyte in diesen Momenten? Wo hat diese Kuh sich versteckt? Ich frage mich manchmal sowieso, wann wir angefangen haben, zu glauben, wir wären frei und könnten jederzeit tun und lassen, was wir wollen. Gar nichts sind wir. Nähmen wir uns die Freiheit im Supermarkt inmitten von Einwegflaschen und Naturjoghurt einfach loszubrüllen wie eine Furie im Fegefeuer, würde man uns ganz schnell in unsere Schranken weisen. Und würden wir immerzu raushauen, was wir gerade denken und fühlen, könnte ich mir vorstellen, dass wir ziemlich einsam in einem Wald leben. Stattdessen müssen wir tagtäglich funktionieren und Schwäche, wenn überhaupt nur dann zeigen, wenn es Richtung Mittagspause geht und wir in der Schlange der Kantine ganz theatralisch ein “Ich sterbe fast vor Hunger!”, raushauen.

Aber mir reicht es jetzt! Denn mit der Exzentrik einer Nina Hagen will ich ja gar nicht angepasst sein. Im Gegenteil: Ist mir doch wurscht, ob man mein Verhalten als zu schwach, zu stark, zu verrückt oder zu verschroben empfindet. Ich bin es mir einfach wert, mich so zu zeigen, wie ich bin. Vielleicht hat sich Hippolyte das auch genauso für mich ausgedacht. Und auch wenn ich sie nicht sehe, ist sie dennoch immer da. Und ich komme nicht umhin mich zu fragen:

Kann Schwäche Stärke sein?

Machen wir uns nichts vor: Natürlich ist es viel schöner, wenn wir wie unbändige Krieger durch die Welt marschieren, den Blick immer geradeaus gerichtet. Fokussierend, visualisierend, manifestierend! Unerschütterlich und am Ende ungeachtet aller äußeren Einflüsse immer als strahlende Sieger dastehend. Aber die Wahrheit sieht leider ganz anders aus. Und dennoch bin ich der Meinung, dass wir erst durch gewaltige Tiefpunkte und den damit verbundenen schwächlichen Momenten zu jenen wilden Amazonen heranreifen, die wir schlussendlich werden. Da gibt es zum Beispiel diese eine Frau und ich will verflucht sein, wenn nicht jeder in seinem Umfeld genau diese Frau oder auch Mann hat, die/der ähnliches erlebt hat wie diese, von der ich hier erzähle. Diese Frau hatte Träume, fand die große Liebe und hatte enormes Glück, all das zu realisieren, was sie sich erhofft hatte. Sie baute sich mit ihrer großen Liebe eine Existenz auf, eine gut gehende Firma. Eine Zeitlang ging alles gut. Urplötzlich aber starb ihr Mann, ihre einzige, wahre Liebe. Weil sie es alleine nicht schaffte, ging sie mit ihrer Firma pleite und zu guter Letzt nagte sie am Existenzminimum und wusste weder ein noch aus. Mit gebrochenem Herzen und nicht wissend, wie es weitergehen sollte, schleppte sich diese Frau durch die tristen Tage und weinte sich durch die noch dunkleren Nächte. Aber da war etwas, was sie nicht vollends untergehen ließ, nämlich eine kleine Flamme in ihrem Inneren, die wie ein dünnes Stimmchen zu ihr säuselte: “Reiß dich zusammen und genehmige dir von deinen letzten 4 Euro 99 sofort einen XXL-Döner, denn du siehst verdammt hungrig aus!”. Wir wissen nicht, ob diese Frau vom Sternzeichen Widder war oder ob diese innere Stimme Hippolyte hieß, aber Fakt ist, dass sie irgendwelche Kräfte mobilisierte, von deren Existenz sie bis dato nichts gewusst hatte. So oder so ähnlich müssen sich Überlebende der Titanic gefühlt haben, die einfach so den Entschluss fassten, heute nicht zu sterben! Jedenfalls manifestierte diese Frau ihre Visionen. Und die lauteten, sich verdammt nochmal aufzuraffen, die Frisur zu richten und weiterzumachen! Scarlett o’Hara hatte es geschafft, Tina Turner und sogar Edith Piaf, wenngleich sie nach dem Tod ihrer großen Liebe noch mehr dem Alkohol zugetan war als vorher. Aber sei es drum, allesamt machten weiter und trotzten den Stürmen, die sie umzuwerfen drohten!

Und einfach so ging es wieder bergauf.

Ich meine, schlussendlich ist die größte Manifestation die, wenn die Visionen Gestalt annehmen, oder? Okay, ich spreche wieder in mikrokosmonautisch, aber wenn ich von einer Idee so dermaßen eingenommen werde, dass mir schwindelig wird, kann man mir manchmal nur schwer folgen. Was ich damit meine ist, dass man die beste Version von sich selbst erst dann werden kann, wenn man ablegt, wer man war! Und unter uns Amazonen: Der größte Kampfgeist nutzt uns nichts, wenn wir Schwäche nicht zulassen. Das ist wie beim Niesen. Unterdrückt man es, hat man das Gefühl, zu implodieren. All unsere Facetten müssen nach außen, das ist einfach ein Fakt, dem wir nicht widerstehen dürfen.

Am Ende ist es doch so: Hippolyte und ich, das ist sowas wie Doktor Jekyll und Mister Hyde. Die eine kann nicht ohne die andere und wenngleich ich oft das Gefühl habe, dass sie gerade meilenwert entfernt scheint, so versteckt sie sich gerade nur, wie die Sonne hinter einer Wolke. Wir sind allesamt stark. Stärker als wir glauben!

Rücken

Hallo Mikrokosmonauten: Wer sich gern bückt, dem tut der Rücken nicht weh

Neulich machte ich Yoga. Dass das nichts Ungewöhnliches ist, ist klar, denn viele machen Yoga. Ich mache gerne Yoga, denn es beruhigt mich und lässt mich meine innere Mitte finden. Kurzfristiger Ausstieg aus dem Alltag? Ein paar Asanas inklusive Cobra, Hund und Krähe und zack fühlt man sich wie neugeboren! Sofern man sich nicht selbst gnadenlos überschätzt. Daher war es absehbar, dass mal wieder was passierte. Wisst ihr, ich mache seit Jahren Sport. Ich liebe es, mich selbst bis an meine Grenzen zu treiben. Ich schwimme, jogge und fahre Rad. Oft sogar ohne Helm, denn ich lebe gefährlich! Was soll ich sagen, es ist mir noch nie etwas passiert bis auf ein paar harmlose Stolperer über Wurzeln und diverses Geäst. Dass ich aber gleich zwei Mal einen Mediziner zu Rate ziehen musste, nachdem ich vermeintlich entspanntes Yoga praktiziert hatte, brachte mich zum Staunen und ließ mich nicht minder verwundert zurück. Der erste Unfall ereignete sich, als ich beim Schulterstand in eine unbeabsichtigte Rückwärtsrolle verfiel und mir dabei eine Ecke meines Zahnes abbrach, das zweite Dilemma passierte beim eher harmlosen Krieger, als ich mir den Rücken so dermaßen überdehnte, dass ich mich auf der Pritsche eines Chiropraktikers wiederfand. Da dieser Vorfall noch nicht allzu lange her ist, plagt mich der Rücken noch immer. Ich laufe mehr oder weniger geduckt und fühle mich älter denn je. Dabei brüste ich mich doch seit jeher damit, problemlos eine Schlangenfrau sein zu können, hätte ich dieses Talent früh genug ausgebaut. Und jetzt? Aus der biegsamen Blondine ist binnen kürzester Zeit die Schwester des Blechmannes aus dem Zauberer von Oz geworden! Und ich frage mich: Hat sich da etwa der Hochmut auf meinem Rücken breit gemacht?

Ein deutsches Sprichwort sagt: “Auch dem Sorglos scheinenden krümmt sich oft der Rücken.”. Und es stimmt. Wenngleich ich genau weiß, warum ich derzeit in hölzernen Bewegungen voranschreite, überrascht es mich umso mehr, weshalb ich gerade in stressigen oder anstrengenden Zeiten zuweilen das Gefühl habe, mir säße eine schwere Last auf den Schultern. Zwar ist dieser Schmerz etwas völlig anderes, aber weh tut es trotzdem. Nicht umsonst sagt man, Sorgen sitzen oft im Nacken und im Kreuz. Es scheint, als wenn Glück und Unglück nicht nur nah beieinander liegen, sondern sich auch oft einen Rücken teilen. Ohne erkennbaren Grund und ohne, dass ich mich in opulenten turnerischen Figuren verbiege, zwickt es bei mir des Öfteren. Und ich bin damit nicht alleine. Mediziner gehen davon aus, dass etwa bei 85% aller Rückenschmerzen geplagten Menschen keine rein körperliche Ursache dahintersteckt. Vielmehr werden diese Schmerzen durch die Psyche beeinflusst und verstärken sich, je mehr und länger die Seele leidet. Chronische Schmerzen sind die Folge.

Yoga als Schmerztherapie?

Glaubt mir, Yoga mag zwar die Gedanken frei machen und die Seele in Einklang bringen, aber dass es mich körperlich so dahinrafft, hätte ich nicht gedacht. Als ambivalenter Yogi stehe ich also im Zwiespalt. Während ich also mit der Pein im Rücken darüber sinniere, wie ich mich in Zukunft sportlich betätigen könnte, ohne größeren Schaden zu nehmen, denke ich außerdem über Schmerz in seiner ganz erlesenen Art nach. Schmerz in Reinform ist mit unserem Gehirn verknüpft. Das Hirn bestimmt also, wie intensiv wir Schmerz empfinden sollen und wie lange. Was aber viele nicht wissen: Unser Nervensystem kann das Leiden erlernen und die Intensität steuern. Und schlimmer noch: Besonders effizient speichert das Gehirn Schmerz, wenn es die körperliche Belastung mit negativen Gefühlen wie Ärger, Trauer, Angst oder auch Stress verknüpfen kann. Das Schmerzgedächtnis ist also ein ziemlich übler Zeitgenosse, besonders dann, wenn wir ohnehin gestresst oder unglücklich sind.

Jeder Schmerz ist anders

Und jeder braucht unterschiedlich lange Zeit, um Schmerzen zu kurieren. Komischerweise wissen Forscher nicht erst seit gestern, dass ein generell glücklicher und ausgeglichener Mensch eine Operation wesentlich leichter ertragen kann, als jemand, dessen Leben gerade etwas aus den Fugen geraten ist. Seelisches Gleichgewicht ist ein enorm wichtiger Punkt beim Auskurieren von Krankheiten und diversen anderen Wehwehchen. Faktisch kann der Tod eines geliebten Menschen sogar eine schmerzhafte Krankheit auslösen oder eine bereits bestehende verschlimmern. Und wieder einmal bestätigt sich die Annahme, wenn du eh schon ganz tief unten bist, gibt es immer nochmal eine Falltür, die dich noch tiefer abstürzen lässt.

Aber ich möchte hier nicht allzu dramatisch werden, ich habe schließlich nur eine Yoga-Verletzung, Herrgott nochmal! Übrigens: Mittlerweile berücksichtigen viele Schmerztherapeuten bei der Behandlung von Rückenleiden die Psyche der Betroffenen. In diversen Schmerzzentren arbeiten Fachärzte für Orthopädie mit Psychologen zusammen. Wer an einem solchen Schmerzprogramm teilnimmt, bekommt nicht einfach irgendwelche Pillen, sondern lernt im Gespräch mit den Therapeuten, wie sich der Teufelskreis aus Schmerzen, Angst und immer mehr Schmerzen durchbrechen lässt.

Seien wir doch ehrlich: Ob Rücken oder Kater nach durchzechter Nacht. Ein erlauchter Kreis aus qualifiziertem Personal inklusive Koch und Kissenaufschüttler ist Gold wert, wenn man im Nu wieder im Rampenlicht stehen möchte. Ich weiß ja nicht, wie ihr es handhabt, aber ich bevorzuge ein wohlklingendes Glöckchen, welches sich zur linken auf meinem Nachttisch befindet. 

Am Ende ist es doch so: Ein negatives Mindset hat beim Auskurieren von Rücken so gar nichts zu suchen. Statt rumzujammern, wie weh er mir tut, sollte ich mich aufraffen und daran denken, wann ich wieder startklar fürs nächste Training bin. Im Zweifelsfall trinke ich ein paar Aperol, das soll den Schmerz ja bekanntlich ein wenig lindern. Allerdings bleibe ich in Zukunft dann doch wieder bei den weniger gefährlichen Sportarten wie Fallschirmspringen, Wellenreiten und Basejumping. Da kann wenigstens nicht viel passieren.

Als Günther Jauch mich rettete

Hallo Mikrokosmonauten: Licht. Kamera. Lampenfieber.

Es war irgendwann in den 2000ern als ich inmitten der Menge vor Frankfurts angesagtestem Club stand und Radu Rosetti – der Chef himself nach draußen trat, sich auf ein Podest stellte und mit seinem spitzen Kinn und verwegener Arroganz auf einige wenige Leute wies, um ihnen die Ehre zu erweisen, einzutreten. Für andere war es irgendein Club von unzähligen Clubs auf der Welt, aber ich wollte jetzt genau dort rein! Es gab für mich keine andere Option. Und immer, wenn es für mich ums Ganze geht, verändern sich die Schwingungen um mich herum. Vielleicht ist es dieser Urinstinkt in mir, die Dinge genau jetzt und hier mit all der mir zur Verfügung stehenden kosmischen Energie zu beeinflussen. Und da ich seit jeher der Meinung bin, dass man das Schicksal definitiv zu seinen Gunsten drehen kann, passieren die Dinge schlussendlich auch so, wie ich es erhofft habe! „Und du!“, hörte ich Radu Rosetti sagen, sein Kinn in meine Richtung weisend. Und ich stolzierte. Mit wackeligen Knien zwar, aber es war ein eindeutiges Stolzieren. Ein herzrasendes, unsicheres Stolzieren. Da staunte ich mal wieder über mich selbst, dass ich es wirklich geschafft hatte. Aber merkte, dass ich zwar durchaus an kosmische Energie glaube, aber zuweilen weniger an mich und meinen Erfolg.

Erfolg – ein Mix aus Charme, Glück und Können

Damals war es ein Club in Frankfurt, heute sind es andere Bretter, die meine Welt bedeuten. Und trotzdem stehe ich immer wieder auf wackeligen Beinen, sobald ich sie betrete. Weil ich zweifle und mitunter auch verzweifle. Dabei stehen die Zeichen eigentlich meist auf Top statt auf Flop. Eigentlich weiß ich auch, dass ich durchaus erfolgreich sein kann. Ich glaube nur zu selten daran. Immerhin kann ich aus dem Stand heraus 42 Kilometer laufen und weiß von jedem Prominenten das Sternzeichen. Gebracht hat mir das bis jetzt zwar nicht viel, aber immerhin:  

Ich habe es auf den Stuhl von „Wer wird Millionär“ geschafft!

Statt also selbstsicher und entschlossen nach vorne zu preschen und meine talentfreien Talente unter Beweis zu stellen, taumelte ich an besagtem Tag regelrecht auf diesen bis zu diesem Moment meilenweit entfernten Rate-Thron! Mensch, da bin ich einmal bei „Wer wird Millionär“ und prompt weiß ich nicht mehr, wie ich heiße! Und plötzlich bekommt der Spruch „Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt!“, eine ganz neue Bedeutung. Im Grunde fehlt sie mir, sobald etwas passiert, auf was ich gefühlte 142 Jahre hingearbeitet habe. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich bin so der Drückeberger-Typ. Wenn es ernst wird, bin ich noch immer abgehauen und war plötzlich ganz klein mit Hut. Bei Streitereien werde ich oft ungehalten und laut, haue aber ab, sobald ich mit Gegenwind zu rechnen habe. Den Vogel zeige ich ausschließlich im Straßenverkehr, weil ich mit durchdrehenden Rädern abdüsen kann, sobald der andere reagieren kann. Und geht mir der Arsch mal so richtig auf Grundeis, möchte ich mich eigentlich nur noch verkriechen. Aber vor laufender Kamera bei RTL geht das nun mal schlecht.

Gottseidank gibt es Günther Jauch. Sowieso müsste jeder einen Günther Jauch an seiner Seite haben. Ein Günther Jauch hat nämlich die Souveränität, die einem selbst zuweilen abhandenkommt. Ein Günther Jauch funktioniert immer. Und ein Günther Jauch ist väterlicher Beistand, wenn er eine Blondine vor sich sitzen hat, die tatsächlich auch blond zu sein scheint. Vielleicht ist es die Tatsache, dass es bei „Wer wird Millionär“ auch wirklich um etwas geht. Aber Fakt ist, dass ich als großmäulige Kolumnistin noch nicht mal mehr smalltalken konnte, als ich da saß. Ich dachte an Radu Rosetti und fragte mich: „Hätte er mich in diesem erbärmlichen Zustand in seinen Club gelassen?“ Ich dachte an meinen besten Freund Adrian, der mir immerzu einbläut: „Du musst im Leben nur zwei Dinge: Sterben und Funktionieren. Und heute musst du funktionieren!“. Und schlussendlich dachte ich an all die großen und kleinen Erfolge, die ich in meinem Leben trotz blauäugiger Naivität und völliger Ahnungslosigkeit verbuchen konnte. Ist Erfolg am Ende doch nur eine Einstellung der Eigen-Vermarktung? Und während ich wie ein Roboter irgendwelche Fragen beantwortete, lag schon wieder etwas Magie in der Luft.

Ich glaube nicht an Gott, aber ich glaube daran, dass jemand von oben auf mich herabblickt und sagt: „Reiß dich verdammt noch mal zusammen!“. In diesem Falle war es mein verstorbener Opa, der plötzlich von der Studiodecke hinunterschaute. Er hatte meinen ebenfalls verstorbenen Kater auf dem Schoß und obendrein trug er einen Trainingsanzug! Ich war geschockt. Nicht, weil er mir erschien, sondern weil er einen dieser Achtziger Jahre-Trainingsanzüge trug und das auch noch in Flieder! All das passierte, während Günther Jauch versuchte, mich im Diesseits zu behalten! Wahrscheinlich ahnte er, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich wollte ihm zurufen: „Ja Herr Jauch, mit mir stimmt gar nichts!“. Und wie konnte ich überhaupt jemals so bösartig sein und über die vermeintliche Dummheit irgendwelcher Kandidaten in irgendwelchen Shows ablästern? Dafür würde ich in der Hölle schmoren! Ich sank auf meinem Ratestuhl regelrecht zusammen, wollte unsichtbar sein. Aber die Kamera zoomte noch näher. Und Günther Jauch? Blieb souverän. Er hatte ja keine andere Wahl.

Machen wir uns nichts vor: Die wenigsten sind die Ruhe selbst, wenn es um etwas geht. Mit Licht, Kamera und Publikum ist es noch eine Spur härter. Aber ich sollte mir auch eingestehen, dass ich nie ein Leben im Schattendasein führen wollte. Als Kind wollte ich Schauspielerin werden. Als Teenager traf ich die Backstreet Boys persönlich statt sie mir wie alle anderen auf der Bühne anzusehen. In meinen Zwanzigern und Dreißigern wollte ich gehört, gesehen und gelesen werden statt lediglich Hörer, Seher und Leser zu sein! Und wenngleich ich mich oft als frei von jeglichen Talenten tituliere, so frage ich mich: Besitze ich am Ende vielleicht doch welche?

Den sterbenden Schwan, kann ich jedenfalls unheimlich gut spielen. Außerdem kann ich meine augenscheinliche Blödheit mit charmantem Augenaufschlag und ein paar mehr oder weniger lustigen Sprüchen so vermarkten, dass es fast schon wieder clever ist.

Und da ist er wieder, dieser unbändige Wille und Glaube, dass ich es trotz aller Zweifel tatsächlich schaffen könnte! Dass ich es sogar schaffen kann! Wenn es hart auf hart kommt, könnte ich sogar ein Fenster streifenfrei putzen, da bin ich ziemlich sicher! Und wie ich einst, zwar unsicher aber immer noch aufrecht in diesen Frankfurter Club reinmarschierte, so marschierte ich auch aus Köln-Hürth raus! Und einfach so marschiere ich weiter, auch wenn ich gelegentlich stolpere oder sogar falle.

Am Ende ist es doch so: Nein, ich bin nicht dumm. Ich bin gelegentlich sogar ziemlich pfiffig, auch wenn ich nicht weiß, wie ich das mache! Ich stehe zuweilen auf einem ziemlich dicken Schlauch, aber mein Opa im fliederfarbenen Trainingsanzug hilft mir da drüber hinweg und Günther Jauch leistet seelischen Beistand, auch wenn er kein Psychologe ist.

Wer wird Millionär, RTL, 10.04.23, 20.15 Uhr

Ausstieg aus dem Hamsterrad

Hallo Mikrokosmonauten: Ruhejahr statt Ruhetag

Was andere in ihren Zwanzigern durchleben, passiert mir in den Vierzigern. Wer jetzt an sexuelle Eskapaden und durchzechte Wochenenden denkt, ist allerdings auf dem Holzweg. Vielmehr geht es um das Sich-Ausprobieren und um die allseits begehrten Fragen: „Was kann ich? Wer bin ich? Was will ich?“. Was Work & Travel für die Twens ist, sollte jeder Arbeitgeber einem Middle-Ager in ähnlicher Form auch anbieten können. Es gibt die sogenannten Sabbatjahre bereits, aber man muss um sie kämpfen, wenn man nicht gerade selbstständig ist oder von seinen Kollegen schief angeguckt werden möchte. „Hä? Was willst du machen??“, heißt es dann, wenn man das Wort Sabbat oder Sabbatical in der Runde erwähnt. Dabei finde ich es absolut legitim, in den Vierzigern über einen temporären Ausstieg aus dem System nachzudenken, ohne Angst haben zu müssen, danach nicht mehr auf seinen beruflichen Posten zurückkehren zu können. Und mehr noch: Es sollte heutzutage jedem bereits im Vorstellungsgespräch angeboten werden, sich für ein paar Monate oder gar ein Jahr unbezahlt verabschieden zu können. Nicht, weil Faulheit gefördert werden soll, sondern einfach, um zu signalisieren: „Das Leben birgt noch so viel mehr!“.

Eine berufliche Auszeit. Das hört sich einfach wunderbar an. Und dennoch nutzen es viel zu wenige oder es wird unter dem Ladentisch gehandelt. Gerade in den Dreißigern oder Vierzigern für mich ein Unding, denn wenn nicht jetzt, wann dann? Wir sind zwar inzwischen zu alt, um am australischen Surfers Paradise leicht bekleidet in einer Strandbar zu jobben, aber noch jung genug, um uns gerade jetzt bewusst zu machen, was das Leben noch so hergibt. Wo uns vor ein oder zwei Jahrzehnten noch der Mut oder das Selbstbewusstsein fehlte, läge jetzt eine ganze Welt voller Möglichkeiten vor uns, vor denen wir uns nicht mehr angsthäsisch verstecken müssten, weil wir inzwischen gereift und gewachsen sind! Aber möchte ein Boss uns nicht eher vom Sabbat abhalten, wohl wissentlich, dass genau jener Mut und Selbstbewusstsein in Form unserer Arbeitskraft ihm viel mehr nützt, als wenn sie irgendwo da draußen zum Einsatz kommt? Ich meine, ein bisschen Egoismus steht einem Chef ja auch zu, aber was springt für uns dabei raus? Also was springt wirklich dabei raus? Und ich spreche hier von der allseits beliebten Gegenüberstellung Gehalt vs. Aufwendung Lebenszeit. Manchmal glaube ich, dass genau jetzt die Zeit ist, um entweder sein Gehalt zu maximieren oder die dem Job geopferte Lebenszeit zu reduzieren.

Sabbatical – erlaubt und doch offenkundig nicht ganz so gerne gesehen.

Dabei ist die berufliche Auszeit in anderen Ländern etwas völlig Normales. Deutschland hinkt – wie so oft – hinterher. Hier muss ein Arbeitgeber dem Wunsch nach einer Auszeit nicht zwingend nachkommen. Womit wir wieder beim egoistischen Boss sind, der unsere Kreativität, unseren Einsatz und unsere geballte Anwesenheit dort haben möchte, wo er auch was davon hat: Sitzend am Schreibtisch, im Dienste Ihrer Majestät!

Das schmeichelt mir sehr. Und es ist ja auch schön, wenn ich gebraucht werde. Aber „brauchen“ tue ich in erster Linie Sauerstoff, Bewegung und im besten Falle ein gigantischer Sonnenuntergang irgendwo im Süden! Und ich brauche vor allem mich. Und seien wir ehrlich: So richtig ich sind wir trotz gutem Arbeitgeber nie so ganz.

Sabbatjahr – der Name stammt aus der Tora, in der dieses Jahr das siebte in einer Reihe ist. Laut Tora sollen in diesem Jahr die Felder und Äcker brachliegen und die Sklaven freigelassen werden. Wie sinnbildlich für unser aller Leben der Kaste Mittelschicht!

Einem drohenden Burn-Out vorbeugen

Wer nicht warten möchte, bis ihn der Zwangsjacken-Status ereilt, sollte dringend mit seinem Chef sprechen! Wer es sich jedoch finanziell nicht leisten kann, einfach mal so ein paar Monate in eine unbezahlte Auszeit zu gehen, hat die Option, auf eine temporäre Teilzeit umzuschwenken. Ja, auch das ist möglich, sofern der Arbeitgeber mit sich reden lässt. Und man mag es kaum glauben, aber auch diese Möglichkeit soll schon Wunder bewirkt haben. Habe ich gehört.

Wir sollten uns immer vor Augen führen: Jünger werden wir nicht. Und das Leben ist endlich. Es tut mitunter sehr weh, darüber zu sinnieren, gerade dann, wenn die Hälfte bereits vorbei ist. Aber auch hier sollte ein Arbeitgeber loyal genug sein, ein entsprechendes Modell zu erarbeiten, das beide Seiten zufrieden stellt. Ob ein ganzes oder halbes Sabbat- oder Teilzeitjahr, oder ein kompletter Ausstieg über mehrere Monate – je größer das Unternehmen, desto vielfältiger die Möglichkeiten, sofern das Verständnis vorhanden ist. Und um auf den auf Ökonomie bedachten Chef zurückzukommen: Für ihn wäre es mehr als lukrativ. Denn was gibt es Besseres, als arbeitstüchtiges Personal, das auch noch obendrein motiviert ist? Einem Chef sollte stets bewusst sein: Manchmal bedarf es mehr als einmal Malle im Jahr.

Planung ist alles

Wer an dieser Stelle bereits mit gepacktem Köfferchen am Terminal steht, sollte jedoch gewarnt sein: Ein Sabbatical kann nicht einfach spontan eingelegt werden. Zum Abklären des finanziellen Hintergrundes sollte man zusätzlich auch planen, wie man diese Auszeit möglichst sinnvoll nutzen kann. Möchten wir Reisen, eine neue Sprache lernen und unseren Horizont erweitern? Oder uns ehrenamtlich engagieren? Oder möchten wir schlichtweg unser gesamtes Leben ändern?

Übrigens: Beamte können bei ihrem Arbeitgeber einfach einen Antrag stellen und innerhalb der geltenden Regeln kann das Sabbatjahr eingelegt werden. In der freien Wirtschaft muss allerdings eine längere Auszeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer verhandelt werden. In der Regel gibt es eine längere Vorlaufzeit, in der Zeitkonten möglicherweise aufgefüllt werden, um dann anschließend pausieren zu können. Leider gibt es hierzulande gerade mal 15 Prozent aller Firmen, die ihren Mitarbeitern feste Modelle eines Sabbaticals anbieten. Da ist Luft nach oben!

Und machen wir uns nichts vor: Laufende Kreditkartenabrechnungen, Miete und sonstige Fixkosten bezahlen sich nicht von selbst. Ein gewisses finanzielles Polster sollte schon vorhanden sein. Und daran wird es dann wohl letztendlich bei den meisten scheitern.

Das dürfen wir nicht zulassen!

Am Ende ist es doch so: Ab heute wird gespart, Lotto gespielt und das Zeitkonto aufgefüllt. Und im Zweifelsfall jobbe ich dann doch im Bikini in einer Strandbar, nicht jedoch ohne Bikini in einem Stripclub. Wichtig ist, dass am Ende aus einem Zeitkonto ein Erlebniskonto wird, und die daraus resultierenden Ereignisse kann uns keiner nehmen. Es ist im Grunde einfach: Am Ende unseres Lebens denken wir an die schönen Dinge. An all die kleinen und großen Abenteuer und Erlebnisse. An all die Situationen, in denen wir mutig waren und gesagt haben: „Schei* drauf, ich mach das jetzt einfach!“. Nicht mehr und nicht weniger.