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LONDON CALLING

Seit mehr als 40 Jahren im In- und Ausland gefeiert: The Apemen. Und 2024 wird weiter durchgestartet!

Die nächsten Konzerte stehen in London und Berlin an, im Sommer warten Gigs in den USA und neue Songs gibt es auch noch dieses Jahr.  Seit 1992 sind die Apemen ein echtes Band-Phänomen, nicht nur in der Mod-Szene. Ein Stück weit Propheten im eigenen Land zerlegen sie dennoch auch beim Nauwieser-Viertelfest zuverlässig die Hauptbühne und kommen jetzt als Headliner zum „Kein Bock auf Hass“ Festival im saarländischen Ormesheim. Vorab trafen wir Sänger Tom und Gitarrist Brix auf ein Kaltgetränk und einen Salat und reden auch über Liam Gallager und die Tierschutzpartei.

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Die Musik und der Look der Apemen, die sich übrigens nach dem Track „Apemen“ der Kinks benannt haben, können nur als 100% lupenrein British Mod beschrieben werden. Dabei sind sie tief verwurzelt im Stil früher britischer R&B und Beat Bands, allerdings ohne den Blick immer nur in die Vergangenheit zu richten. Neben ganz wenigen Coverversionen, bestehen ihre Sets nämlich im Wesentlichen aus eigenen Tracks, durchaus auch mit Punkrock-und Powerpop-Einflüssen. Von Beginn an verstanden sich Sänger Tom Platte, Gitarrist J. B. John, Bassist „Nuss“ und Schlagzeuger Jean-Marc nicht als Studio- sondern vor allem als Live Band, was ihnen bei ihrem Publikum den Beinamen „Mad Chimpanzees on Speed“ einbrachte. Daran änderte auch 1997 ein Wechsel an Gitarre (Markus Brixius) und Schlagzeug (Thommy Rau) sowie eine Schaffenspause von 2004 bis 2013 rein gar nichts.

Schon 1993 unterzeichneten The Apemen einen Vertrag mit dem englischen Independent-Label „Detour Records“ und bringen in der Folge ihr erstes Album „Phantacity“ heraus. 2015 releasen sie ihr erstes Live Album „Live at Das Modul“ und erst letztes Jahr im September sind sie neben Acts wie Style Council, The Charlatans, Kula Shaker und Fine Young Cannilbals auf dem Sampler „Into Tomorrow“ vertreten. Eine Vielzahl von großen und kleinen Tourneen führt sie bereits seit den 90ern neben zahllosen UK-Gigs auch durch Italien, Spanien, Österreich und Belgien. The Apemen ist die einzige Band, die auf allen bisherigen Modstock-Festivals (1994, 2004, 2014) aufgetreten ist, doch die Jungs sind eher stolz darauf, dass z.B. bei einem ihrer Konzerte im Londoner „100 Club“ fast alle Mitglieder der Britpop-Band Blur vor ihrer Bühne feierten und sich nach der Show mit Merch eindeckten. Oder Sänger Tom mal dafür gesorgt hat, dass Liam Gallagher bei einer After-Show-Party Einlass fand oder dass Phil Collins mal alle Kosten für Flug und Übernachtung nebst 200 Pfund Taxigeld aus eigener Tasche zahlen wollte, nur weil die Apemen ein Konzert eigentlich eher nicht spielen wollten.

Die Verbundenheit der Affenmänner untereinander zeigt sich schon in deren Herkunft. Tatsächlich stammen alle Mitglieder der Apemen, auch ehemalige aus Saarbrücken, strenggenommen sogar alle aus dem gleichen Postleitzahlbereich: Nur Frontmann Tom macht da eine Ausnahme, denn nur er kommt vom Rodenhof. Dort soll er sich üblen Nachreden zufolge auch bereits eine Grabstätte gesichert haben, aber das hat noch Zeit und so lange beschäftigen wir uns erstmal mit den Anfängen der Band.

L!VE: Als ich Dich, Tom, das erste Mal wahrgenommen hatte, trugst Du noch ein Beatles „Let it be“ T-Shirt. Ganz platt gefragt, warum wird man denn Mod?

Tom Platte: Eins ist klar, man verliebt sich ja nicht nur in die Musik, sondern auch in die Ausstrahlung einer Band, was ich mir bis heute erhalten konnte. Also ich behaupte mal, dass in den 80er Jahren die Bands auch die 60er Jahre als Vorbild haben. Joy Division, Feargal Sharkey und und und …“ Und ich bin immer ins Octopus im Viertel gegangen, weil da Punk und die Stray Cats gespielt wurden.

Und Markus, was für T-Shirt hast du so angehabt?

Markus Brixius: Gute Frage. Ich bin ja großer Simply Minds Fan. Das war, glaube ich, so mit eins in der ersten Bandshirts, das ich gehabt habe. Aber ich habe auch sehr früh Progressive Rock gehört, also Yes zum Beispiel und solche Sachen. Als wir angefangen haben, uns für Musik für unsere Bands zu interessieren, sind wir trotz allem alle immer wieder auf die 60er zurückgekommen. Um ein Beispiel zu nennen, die Simple Minds haben zum Beispiel mal „Summertime Blues“ in Wembley auf dem Nelson Mandela Konzert. Und irgendwann habe ich mir mal eine „The Who Platte“ gekauft, wo das auch drauf war und so habe ich „The Who“ entdeckt. Also es ging immer wieder irgendwie rückwärts. Immer.“

Tom: Aber man muss dazu sagen, dass ich bevor die Band zusammen kam ja vorher schon in der Sixties Szene war und schon Mitte der 80er in London unterwegs. Genau das war natürlich hilfreich, denn wen bietet man an, wenn man selbst eine Band hat nachher? Sich selbst natürlich, wenn man jemanden kennenlernt. So geht’s.

Habt ihr noch blutjung vor den Apemen in anderen Bands gespielt?

Brix: Johannes, Jean Marc, der Nuss, alles spätere Apemen, und ich, wir hatten eine Schülerband (Articull), die durch Zufall schon ihr zweites Konzert in der Garage auf der Hauptbühne gespielt hat. Das war so unser erster großer Auftritt und danach ging das aber irgendwie auseinander und alle außer mir sind Apemen geworden. Der Thommy hat dann auch noch bei auch noch bei Wolfchild und Spy vs Spy gespielt. Nuss bei Bronson Norris. Tom war vorher bei den Biting Butterflies, einer Sixties Garage Band.

Tom: Immerhin werde ich diesen Monat 60 Jahre alt. 60 Jahre Mods = 60 Jahre ich. Zeit Champagner zu kaufen.

Wenn man mal den einzigen Wechsels in der Besetzung  vernachlässigt, habt ihr eine sehr stabile Bandkonstellation.

Tom: Immerhin sind wir die einzige Band, die auf allen Modstock Festivals gespielt hat – und die einzige deutsche Band, die in England einen sehr guten Ruf hat. Wir haben mal parallel zu den „Toten Hosen“ in London gespielt. Die Toten Hosen hatten, glaube ich, 80 Zuschauer wir 240.

Liegt diese Konstanz vielleicht auch an einer gewissen Erdung, immerhin habt ihr alle noch ganz normale Berufe?

Brix: Das stimmt. Nebenbei mache ich noch irgendwas mit Medien. Und irgendwas mit Mod und Musik. Hauptsache man macht irgendwas. Und irgendwo muss ja auch die Kohle herkommen.

Was ist das dann für ein Gefühl wenn ihr von gefeierten Auftritten zurückkommt und wieder vermeintlich ganz normale Saarbrücker seid?

Tom: Furchtbar! Das haben wir schon öfter gehabt. Es ist wie eine andere Welt und wir kommen ja auch gut an, wenn wir unterwegs sind. Wir sind, glaube ich, vielleicht die Deutschen, die in England am wenigsten schlechte Erfahrungen als Deutsche gemacht. Aber das liegt an unserer Art, die vielleicht auch die saarländische oder sogar Saarbrigger Art ist. Aber vielleicht ist es gerade deswegen schön wieder nachhause zu kommen.

Brix: Also ich kann mich dem voll anschließen. Natürlich ist es cool, wenn man London spielt oder in Barcelona oder wo auch immer. Aber das Abenteuer an sich ist halt, auf Tour zu sein und dann nochmal zurückzukommen, da braucht’s schon ein bisschen Gewöhnung. Weniger, weil man jetzt als Geiler in London gespielt hat oder auf Tour war, aber Du sammelst ja in der Zeit viel mehr Eindrücke als bei zwei Wochen zuhause. Und die müssen sich erstmal setzen.

Gibt es einen Moment aus eurer Bandgeschichte wo ihr sagen würdet, das war das Highlight schlechthin?

Tom: Du wirst lachen, für mich waren das die Konzerte auf dem Max-Ophüls-Platz beim Naufest. Das war die Hölle, immer! Da kommen jedes Mal immer über 10.000 Leute zusammen. Das war schon geil!“

Brix: „Genau das würd‘ ich auch sagen. Wir haben zwar auch deutlich größere Konzerte gespielt, wie zum Beispiel auf dem Motorrad-Festival Glems Eck mit fast 40.000 Leuten. Das war auch legendär, vor allem auch weil wir da mal falsch gefahren sind und auf einer ganz engen Straße wenden musste, wo am Rand ein Motorrad am anderen stand. Hätten wir da eine Maschine berührt, hätte es eine Dominoreaktion gegeben und wir hätten ein echtes Problem mit den Rockern gehabt. Aber es gab schon ganz schön viele Momente, zum Beispiel die ersten Male im Ausland zu spielen, gerade in England. Da erkennen sie unsere Songs schon am ersten Takt und fangen gleich an zu tanzen und mitzusingen. Aber trotzdem ist es immer besonders heiß in der Heimatstadt zu spielen. Das ist klar!“

Tom: Wir sind halt auch immer froh, abends in unseren eigenen Betten zu liegen.“

Besten Dank für eure Zeit und wir sehen uns am 20.04. beim „Kein Bock auf Hass“ Festival in Ormesheim!

Weltreise zu Fuß

7.400 Kilometer hat der Saarbrücker Marc Hügel schon zurückgelegt, fehlen noch 15.000 Kilometer bis zum Ziel. Mit der Weltumwanderung zeigt der 44jährige, dass wir die Kraft haben, unsere eigenen Grenzen zu überwinden. Sein Ziel ist es, anderen Menschen in schwierigen und scheinbar aussichtslosen Lebenssituationen Mut, Kraft und Zuversicht zu schenken und sie zu motivieren, niemals aufzugeben.

Am 27. Juli 2022 begann Marc Hügel seine Reise, die ihn über 28.000 Kilometer um die Erde führen soll. Seine Route erstreckt sich über die vier Kontinente Europa, Australien-Ozeanien, Nordamerika und Asien. Jeder Kontinent wird eine besondere Herausforderung beinhalten, die es zu bewältigen gilt. Die Reise durch Europa brachte er Ende letzten Jahres zum Abschluss. Seine Route führte ihn 14 Monate lang durch die wesentlichen Gebirge des Kontinents, angefangen im östlichen Griechenland bis ganz in den Westen zur letzten kanarischen Insel El Hierro. Dabei legte er insgesamt 7.400 Kilometer zurück und überwand beeindruckende 240.000 Höhenmeter. Das entspricht in etwa der Strecke zwischen Paris und Mumbai sowie der 26fachen Besteigung des Mount Everest. Am 17. Oktober 2023 erreichte er den ersten bedeutenden Meilenstein seiner Reise und schaffte es erfolgreich, den gesamten Kontinent Europa zu Fuß zu durchqueren. Im November 2024 wird er den nächsten Kontinent in Angriff nehmen: Australien und Neuseeland. Dabei wird er als erster Mensch sowohl die Nord- als auch die Südinsel Neuseelands sowie das Australische Outback, eine der trockensten Regionen der Erde, durchqueren. Die Gesamtdistanz, die Marc dabei bewältigen muss, beträgt erneut rund 7.000 Kilometer, die er ganz alleine und ohne externe Unterstützung überbrücken muss.

Trotz einer traumatischen, gewaltbestimmten Kindheit und schweren Schicksalsschlägen im Laufe seines Lebens, war Marc Hügel in seiner Jugend erfolgreicher Leistungssportler im Rudern und trainierte am Olympiastützpunkt des Saarlandes. Der begeisterte Kitesurfer bestritt zahlreiche Marathonläufe. Seine Passion waren schon damals Fernreisen zu Fuß und mit dem Fahrrad. Im Jahre 2020 fuhr er 6.000 Kilometer mit dem Fahrrad vom Nordkap nach Gibraltar und legte als Wanderer über 10.000 Kilometer auf der ganzen Welt zurückgelegt. Daneben studierte er International Business Administration und verbrachte seine Auslandssemester in Madrid, Spanien, und Guangzhou, China. Nach erfolgreichem Abschluss seines Masterstudiums arbeitete er mehrere Jahre in der Unternehmensberatung im HR- und Restrukturierungsbereich. 2014 stieg er aus der Beratungsbranche aus und versuchte sich als Hotel- und Kite-Surfschulmanager in Ägypten und Sri Lanka. Der Erfolg scheiterte an der Corona Krise. Marc verlor dabei seinen letzten Cent. Seine berufliche und private Existenz lag am Boden. Dennoch verlor Marc nicht die Zuversicht, sondern raffte sich auf und suchte nach einer neuen Lebensperspektive. Daher weiß Marc, dass man den Lauf des eigenen Lebens selbst bestimmen kann, ungeachtet dessen, wie aussichtslos sich das Leben manchmal darstellt.

Erdnussbutter und Kartoffelpüree

Es gibt zwei Eigenschaften, die den Saarbrücker besonders auszeichnen. Das ist zum der starker Wille und zum anderen das Ausdauervermögen. Extreme und immer neue Herausforderungen sind für Marc der Brennstoff des Lebens. Er ist von der Faszination getrieben, in Gebiete aufzubrechen, die durch ihre Lebensfeindlichkeit das Leben in seiner reinsten Form erst erlebbar machen. Dabei ist er fasziniert davon, wie sich diese Expeditionen positiv auf seine Persönlichkeit auswirken und ihm langfristig die Chance bieten, die Welt aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Diese Erfahrungen haben ihn dazu inspiriert, etwas Außergewöhnliches zu tun, um Hoffnung zu verbreiten, insbesondere für Menschen, die sich in schwierigen und scheinbar aussichtslosen Lebenssituationen befinden. Er möchte diesen Menschen Mut, Kraft und Zuversicht schenken. Speziell Kinder und Jugendliche mit sozial schwachem Hintergrund und mit Gewalterfahrung innerhalb der Familie liegen ihm dabei besonders am Herzen. Ihnen möchte er als Inspirationsquelle dienen und als lebender Beweis dafür gelten, dass es niemals zu spät ist, etwas Großartiges neu zu erschaffen. Die Weltreise zu Fuß soll also mehr als nur eine physische Herausforderung repräsentieren. Sie ist ein Symbol für Resilienz, Durchhaltevermögen und den Glauben daran, dass wir alle die Kraft haben, unsere eigenen Grenzen zu überwinden. Sein Ziel ist es, anderen Menschen in schwierigen und scheinbar aussichtslosen Lebenssituationen Mut, Kraft und Zuversicht zu schenken und sie zu motivieren, niemals aufzugeben.

L!VE: Wahrscheinlich gibt es auf deinen Routen kein Mc Donalds. Wovon ernährst du dich denn?

Marc Hügel: „Bei langen Läufen beginnt der Körper irgendwann, Muskelmasse abzubauen und dieser Problematik begegnete ich mit Eiweißpulver. Gekocht habe ich mit einem Gaskocher-System. Um solche Distanzen zu bewältigen, muss man sich von jeglichem Luxus verabschieden. Dehydrierte Nahrung ist wichtig, da das Gewicht der Lebensmittel eine zentrale Rolle spielt. Mein Ernährungsplan bestand hauptsächlich aus Erdnussbutter, Trockenfrüchten und instant Kartoffelpüree mit Käse. Meine größte Schwierigkeit lag weniger in der Zufuhr von Kohlenhydraten, sondern vielmehr in der Proteinzufuhr, die entscheidend für den Muskelerhalt ist. Es gab sogar mehrere Tage, an denen ich mich ausschließlich von Erdnussbutter ernährte, da Erdnussbutte die höchste Kaloriendichte pro Gewichtseinheit hat.“

L!VE: Und wo übernachtest du?

MH: „Ich habe überwiegend wild gezeltet, etwa 95 Prozent der Zeit. Etwa einmal pro Woche versuchte ich, einen öffentlichen Campingplatz zu finden. Pensionen oder Berghütten habe ich nur in Erschöpfungsphasen oder bei extremen Wetterbedingungen genutzt, was jedoch eher die Ausnahme darstellte. Für die Körperhygiene habe ich jede verfügbare Möglichkeit genutzt, sei es durch Brunnen, Seen, Flüsse oder das Meer.“

L!VE: Dem Wetter bist zu ziemlich ausgeliefert?

MH: „Das Wetter spielt eine zentrale Rolle auf solchen Reisen, insbesondere in den Bergen, wo man fortwährend den Naturgewalten ausgesetzt ist. In den Pyrenäen treten beispielsweise im Sommer nachmittags oft heftige Gewitter auf. Zu dieser Zeit ist es entscheidend, sich an einem sicheren Ort, vorzugsweise in einer Schutzhütte, aufzuhalten, da es ansonsten lebensgefährlich sein kann. Darüber hinaus stellen die starken Temperaturschwankungen in den Bergen über solch eine lange Dauer eine enorme Belastung für den Körper dar. Auf meinem Weg durch Kroatien wurde ich mit einer Hitzewelle konfrontiert und war drei Wochen lang extremen Temperaturen von über 40 Grad ausgesetzt. Dies war eine von vielen großen Herausforderungen, die ich während meiner Reise bewältigen musste.“

L!VE: Wie sorgst Du für einen Notfall vor?

MH: „Glücklicherweise gab es keine Verletzungen. Zu meiner Sicherheit führte ich zusätzlich das kompakte, leichte GPS-Satelliten-Kommunikationsgerät namens inReach Mini von Garmin mit. Dies ermöglicht es, in abgelegenen Gebieten ohne Netzempfang einen Notruf abzusetzen. Für meine nächste Expedition, die mich 3.000 Kilometer durch das australische Outback führen wird, sind sowohl dieses Gerät als auch ein Solarpanel unerlässlich, da weder Mobilfunkempfang noch ausreichende Stromversorgungsmöglichkeiten vorhanden sein werden.“

L!VE: Kam es unterwegs zu Erfahrungen mit Kriminalität ?

MH: „Während meiner Reise habe ich keine kriminellen Erfahrungen gemacht. Es ist entscheidend zu verstehen, dass außerhalb von städtischen Gebieten und in der freien Natur die Wahrscheinlichkeit, Opfer von kriminellen Handlungen zu werden, äußerst gering ist. Meine Erfahrung zeigt, dass diese Welt oft besser ist, als wir annehmen. Ein eindrückliches Beispiel ereignete sich während meiner Reise in Nordspanien. Nachdem ich an einem Tag bei Minusgraden 40 Kilometer gelaufen war, kam ich mitten in der Nacht in einer kleinen Ortschaft an. Völlig erschöpft konnte ich keinen Meter mehr laufen und musste mein Zelt spontan auf dem Marktplatz der Ortschaft aufschlagen. Am nächsten Morgen erwartete ich, von der Polizei geweckt zu werden, doch stattdessen klopfte es an mein Zelt. Anstelle der Polizei stand jedoch eine ältere Dame vor mir, die mir einen Kaffee brachte. Diese herzliche Geste ist eine von vielen unvergesslichen Erinnerungen, die mich nachhaltig beeindruckt haben.“

L!VE: Zum Schluss die Frage nach dem lieben Geld. Wie finanziert sich so ein Projekt?

MH: „Einen Teil finanziere ich durch saisonale Arbeit. Damit ich die Finanzierung für die Reise durch Neuseeland und Australien bereits gesichert. Außerdem stehe ich zur Zeit in Verhandlungen mit Sponsoren. Die Beteiligung der Sponsoren hängt maßgeblich von der Reichweite meines Instagram-Accounts ab. Mit zunehmender Reichweite über die Zeit erwarte ich, dass sich mehr Sponsoren am Projekt beteiligen werden. Als dritten Finanzierungsbaustein werde ich diesen Sommer eine Crowdfunding-Kampagne starten, über die ich versuchen werde, einen Teil der Projektkosten zu kompensieren. Also lade ich auch alle L!VE-Leser herzlich dazu ein, Teil meiner aufregenden Reise zu werden, indem sie meinem Instagram-Account folgen. Gemeinsam können wir einen Unterschied machen und verdeutlichen, dass wir alle die Kraft haben, unsere Grenzen zu überwinden und somit unsere Ziele zu erreichen. Weitere Einblicke und zusätzliche Informationen finden sich auf meiner Homepage, über die ich versuchen werde, einen Teil der Projektkosten zu kompensieren. Bitte schaut einfach auf @marc_is_walking oder www.marciswalking.com

Starker Typ macht starke Fotos

Schwer zu entscheiden, was der größere Hingucker ist, der charismatische Fotograf Jonas Ziegler, die Körperkunst auf seinem Body oder seine Fotografien. Der gebürtige Schwalbacher ist Jahrgang ’93 und gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger. Ein Beruf, zu dem er trotz aller bekannten Widrigkeiten wie fehlender, wirklicher, gesellschaftlicher Wertschätzung nach wie vor steht, wenn gleich in letzter Zeit seine Hingabe zur Fotografie mehr und mehr seiner Zeit in Anspruch nimmt. Denn seit etwa fünf Jahren betreibt er sein einstiges Hobby zunehmend ernsthafter. Da wird es Zeit, den Mann mal vorzustellen…

Text: Kasimir Ehmke

L!VE: Bevor wir zur Fotografie kommen, kurz ein paar Gedanken zu Deinem eigentlich Job. Mal abgesehen von den Karmapunkten, die Du und Deine Kollegen da mehr als verdient sammeln, macht die Arbeit in der Pflege überhaupt Spaß?

Jonas Ziegler: In der Pflege muss man um alles kämpfen. Das ist halt so das Ding. In der Fotografie kann man sich sehr leicht sehr viel selbst erarbeiten. Dafür braucht man kein ultimates Equipment, um da ziemlich gute Arbeit abzuliefern und damit Geld zu verdienen. Dagegen könnte ich in meinem Pflegeberuf noch zig Weiterbildungen machen und noch etliche Sachen mehr. Trotzdem würde kaum mehr verdienen. Da überlegt man schon, mit der Fotografie in die Selbstständigkeit zu gehen. Ich arbeite an sich auch sehr gerne in meinem eigentlichen Beruf, aber es wird halt zunehmend mieser.

L!VE: Wie viel Zeit nimmt Deine Fotografie unter diesen Bedingungen im Augenblick in Anspruch?

JZ: Meinen Job in der Pflege habe ich schon auf 75 Prozent reduziert. Den Rest mache ich Fotografie. Manchmal sogar noch mehr darüber hinaus. Im Moment läuft es ganz gut und ich denke, ich werde dann auch weiter mehr zur Fotografie übergehen. Gibt mir im Prinzip aktuell mehr und ich komm damit sogar besser über die Runden als wenn ich mich jetzt in der Pflege halb tot arbeiten würde.“

L!VE: Also ist die Arbeit mit der Kamera längst mehr als nur ein Hobby?

JZ: Genau. Das war mal ein Hobby. Zuerst habe ich gar keine Menschen fotografiert, sondern nur Lost Places. Dann, so mit Beginn der Pandemie, wurde es immer schwieriger an die Locations zu kommen. Man konnte ja auch nicht mehr ins Ausland gehen. Da dachte ich mir, ich probiere mal was anderes und versuche mich auch in anderen Sparten der Fotografie.

L!VE: Die Talente, die Du unbestreitbar hast, teilst Du auch gerne mit anderen, indem Du beispielsweise andere, junge Fotografen unterstützt und ihnen sogar dein Equipment leihst.

JZ: Ja, also sagen wir mal so, man sieht ja, wenn jemand sehr ambitioniert ist und Bock auf die Sache hat. Beim Jonas Kammer habe ich das beispielsweise direkt gesehen und der hatte halt mega Bock. Der war zu dem Zeitpunkt ja ausschließlich analog unterwegs und ich dachte mir, der jetzt zum Beispiel dasselbe Equipment hätte wie ich, dann könnte er so viel reißen. Sowas unterstütze ich dann halt mega gern, weil es halt an sich ein sehr teures Hobby ist. Da kann man wirklich froh sein, wenn da jemand einen an die Hand nimmt. In der Vergangenheit als ich damit angefangen habe, hatten wir so eine kleine Gruppe an Leuten, mit der wir uns immer gegenseitig geholfen haben. Und es gibt natürlich mehrere Fotografen, mit denen ich bis heute zusammenarbeite und wo man sich das eine oder andere leiht oder sich ergänzt oder mir hilft.

L!VE: Gab es so was wie einen Hauptbeweggrund, der Dich antrieb,zu fotografieren? Bei den Lost Places war es wahrscheinlich die Faszination, die diesen vergessenen Räume irgendwie innewohnt?

JZ: Also das war schon so das Ding von Lost Place fotografieren. So der Nervenkitzel. Bei der anderen Fotografie oder bei der generell normalen Fotografie finde ich halt immer geil, entweder Eigenes zu schaffen, also wirklich sehr kreativ zu sein und das dann auch wirklich umzusetzen. Und wenn das dann funktioniert, ist natürlich noch geiler. Außerdem sehe ich halt in meinem eigentlichen Beruf schon sehr viel Leid und eher negative Sachen und auf der Station, wo ich arbeite, hat man jetzt auch nicht immer die krass positiven Erfahrungen. Dann im Ausgleich dazu beim Fotografieren diese schönen Momente für mich selber so wahrzunehmen, auch darum ging es mir.

L!VE: Lost Places, Portraits, Live-Konzerte, hast Du bei all dem eine bevorzugte Richtung?

JZ: Also, das mit dem Lost Places mache ich schon länger nicht mehr, weil das ist wirklich sehr zeitintensiv und einiges an Vorbereitung bedarf. Also ich würde sagen, ich bin fototechnisch eher ein Allrounder geworden. Sprich ich gucke in alles rein, gucke mir alles nur an und nehme nur mit, was geht. Unterm Strich aktuell hauptsächlich Porträtfotografie, aber beispielsweise auch gerne Hochzeiten. Die nutze ich nicht nur, um mein Equipment etc. zu finanzieren, das macht auch sehr viel Spaß. Aber ich würde mich jetzt nicht festlegen, was ich genau am liebsten mache. Wie gesagt, ich gucke in jede Sparte rein. Ich teste mich da aus, weil dann bin ich auch im Endeffekt für alles, was dann so an Aufträgen kommt, auch gewappnet, kann dann dementsprechend gut drauf reagieren.

L!VE: Zurück zu den Anfängen, was war Deine erste Kamera?

JZ: Das war eine von meiner Mutter und die ist auch längst zurück bei ihr, das war nur eine Leihgabe. Aber da habe ich als allererstes gemerkt, da kommt man ganz schnell ans Limit. Und die ersten Bilder von der Digitalkamera waren dann so geil, wo ich mir dachte Wow, krass. Das ist alles möglich, wenn man die Einstellungen richtig setzt und macht. Und dann habe ich mir irgend so eine Sportkamera am Anfang gekauft. Ich weiß auch nicht mehr, was es für eine war. Die war aber leider nicht so passend für meine Dienste und ich bin ich relativ schnell und switcht auf eine digitale Spiegelreflex und dann irgendwann auf eine Systemkamera.

L!VE: Deine Foto-Skills, hast du dir das alles selber oder hast du deinerseits von Bekannten profitiert oder gar irgendwelche Kurse besorgt?

JZ: Ich hatte immer ziemlich Glück, dass ich zur richtigen Zeit an die richtigen Leute geraten bin. Als ich gerade so am Switchen war von Lost Places zur Porträtfotografie, bin ich über eine Arbeitskollegin Lydia Golumbeck geraten. Sie hat mich dann mit an der Hand genommen und bei der bin ich so circa zweieinhalb, drei Jahre, immer, wenn die Zeit hatte, mitgelaufen und habe mir da sämtliches Wissen angeeignet, was ich jetzt so als Basis nutzt. Also die war schon sehr, sehr tragend auch für meine Entwicklung und hat mich wirklich sehr vorangebracht. Genau wie Marco Schmidt, der auf jeden Fall mit seinem Foto meinen Weg begleitet hat und ohne den ich sehr viele Möglichkeiten nicht gehabt hätte, das muss ich ganz klar sagen. Das Gleiche gilt auch für Julia Valentini und Sandro Ryu Rose, mit denen ich viel zusammengearbeitet haben und immer noch sehr gerne zusammenarbeite.

L!VE: Wie entstehen deine Bilder?

JZ: Also erstens kommt die Bildidee oder die Bildsprache an sich. Ich gucke immer, dass ich meinen Bearbeitungsstil relativ ans Analoge anlehnen. Ich finde Analogfotografie megageil und es schon schwierig, diesen Look zu imitieren. Also wenn man den Look will, ist es am Einfachsten direkt analog zu fotografieren. Und ja, generell so ein bisschen retro. Ich nutze sehr wenig Kunstlicht, generell kaum Bildbearbeitung und wenn, dann nur sehr dezent. Also ich fange jetzt nicht an, jemandem die Arme dünner zu retuschieren oder den Körper komplett zu verändern oder jegliche Falten aus dem Gesicht zu holen, weil ich finde, gerade das gibt dem Bild halt so ein gewisses Leben.

L!VE: Der einzige Weg sich deine Arbeiten anzuschauen, ist dein Insta-Account. Du hast aktuell keine Website, woran hängt es?

JZ: Eigentlich ist die Seite schon zu drei Viertel fertig. Ich muss die jetzt nur noch anlegen, dann gibt es noch so ein bisschen rechtliches Zeug und Impressum zu klären und dann steht die Seite.

Insta: @jonas_zglr_

Damals hätte sage müssen: „Fick dich!“

Es gibt kaum etwas, was Thorsten Diehl nicht kann und praktisch keine Kunst, die ihn nicht wenigstens interessiert. Klingt komisch, ist aber so. Unter seinem Pseudonym TAD lebt er sein künstlerisches Talent in den unterschiedlichsten Genres aus. Neben einer ansehnlichen Karriere als Frontmann und Rapper in der Hip Hop Szene beeindruckt er durch denkbar vielseitige Arbeiten in der bildenden Kunst.

Gleich ob Streetart, Kalligraphie, Reliefs, Arbeiten mit geplotteten Stencils, Entwerfen von Characters und Logo, Herstellen eigener T-Shirts und nicht zuletzt eben Malerei. Der Mann ist ein Macher und beispielhaft bescheiden dabei. Auch beruflich kann der pädagogische Fachanleiter und frühere Lehrer für Kunstgeschichte nicht von seiner Kunst lassen. Nachdem er 1968 in Dudweiler geboren wurde, verließ er den Stadtteil schon mit zwölf Jahren, „weil er dieses Kaff bis auf den Tod hasst“. Seine Sozialisation fand Thorsten im Wesentlichen in der Saarbrücker Karstadt-Passage. Die stand er einst vor allem für Breakdance und Grafittis und in dieser Szene geht er auf.  

L!VE: Deine ersten Berührungspunkte mit bildender Kunst Graffitis…

Thorsten Andreas Diehl: „Nein, ich hatte eigentlich schon sehr, sehr früh angefangen zu zeichnen und zu malen, als Kind und als sehr junger Bub. Streetart und Graffiti kam im Grunde genommen obendrauf. Tatsächlich habe ich hier schon gesprüht, da waren die heute hier Aktiven alle noch flüssig. Das wissen die ja alle gar nicht. Also, ich meine, die sind top mittlerweile. Das ist ja Wahnsinn, was die machen. Da komme ich auch nicht mehr mit. Dann habe ich für mich die Renaissance und ihre Künstler entdeckt und die liebe ich noch heute. Ich zitiere sehr immer wieder gern alte Meister, auch in meinen Graffitis. Unter anderem Caravaggio, Dürer, Da Vinci, Michelangelo, die Großen des 15. und 16. Jahrhundert. Und damit bin ich groß geworden und wollte eigentlich immer Kunst studieren. Aber mein Kunstlehrer hat mir in der elften Klasse gesagt: Lass das mal! Ich bin halt sehr sensibel und bin dann aus dem Kunstkurs raus, habe nie wieder einen besucht und habe auch nie eine Kunstakademie von innen gesehen. Jetzt weiß ich, was ich dem damals hätte sage müssen: Fick dich!“

L!VE: Wahrscheinlich bist Du nur eines von unzähligen Talenten, die sich durch eine dumme Äußerung eines unaufmerksamen Lehrers entmutigen ließen.

TAD: „Es war eigentlich mein Lebensinhalt. Ist es immer noch, seit meiner Jugend. Und deshalb bin ich auch wieder zurückgekehrt zur bildenden Kunst, nachdem ich es lange schleifen ließ. Ich bin klassischer Autodidakt im wahrsten Sinne des Wortes. Habe zwar immer mal wieder hier und da was gemacht, aber dann zu mir gesagt: jetzt noch mal richtig angreifen.“

L!VE: Seit wann ist die bildende Kunst wieder in den Fokus gerückt ist?

TAD: „Seit fünf Jahren mindestens. Ich habe eigentlich die ganze Zeit was gemacht, aber vielleicht ist es mein Fehler, dass ich vielleicht nicht laut genug klappere. Vielleicht kann ich das auch nicht so gut, aber ich versuche es zumindest mal, durch meine Werke immer mal wieder auf mich aufmerksam zu machen.“

L!VE: Gibt es ein Projekt aus der jüngeren Zeit, dass Dir besonders wichtig ist?

TAD: „Das sind ganz klar die menschlichen Fossilien. Alles andere mache ich gern, aber die menschlichen Fossilien sind mein Herz. Das verfolge ich jetzt mittlerweile schon seit fast 15 Jahren und sie sind immer besser geworden. Worum es geht, glaube ich, ahnt man schon, wenn man es nur anguckt. Es ging darum, unsere Zivilisation zu zeigen. Ich war ja Lehrer an der Walddorfschule und habe dort Kunstgeschichte unterrichtet bis zum Abitur. Und da hatten wir einmal das Gespräch darüber, was bleibt denn von uns übrig in 5.000 Jahren? Gesetzt dem Fall, man gräbt in 5000 Jahren unsere Zivilisation aus und man sieht bestimmte Dinge. Was denken die zukünftigen Menschen darüber? Wir hatten dieses Beispiel mit einer bekannten Fast-Food-Kette. Stell dir mal vor, die finden dann auf der Erde verteilt überall dieses goldende „M“. Denken die dann, vielleicht war das eine Religion oder irgendwas in die Richtung. So allein dieser Gedanke, der von einer Schülerin geäußert wurde, das ist hochinteressant, Leute, habe ich gesagt, lasst uns mal daraus ein Projekt machen. Ich habe mit Schülern angefangen, Alltagsgegenstände einzugipsen, wieder auszugraben und zu patinieren und sie so aussehen zu lassen, als wären es Fossilien. Ich meine, ich stehe da auch in der Tradition bildender Künstler wie Marcel Duchamp oder Picasso. Alle haben mit diesen Assemblagen gearbeitet, also altes Material neu zusammengesetzt. Ich bin kein Erfinder, Ich habe das Rad nicht neu erfunden, aber in der Art und Weise habe ich es noch nicht gesehen. Und das fand ich hochspannend und habe dann unterschiedliches Material eingegipst, unter anderem den Wasserhahn, irgendwelchen Elektromüll, was aussieht wie ein Fossil. So hab ich dann natürlich auch kundig gemacht über echte Fossilien, wie ist die Farbigkeit, was ist das für ein Gestein? Das da ist aus dem Jura, ein anderes aus der Kreide und das da weiß ich nicht, vielleicht noch eine Million Jahre vornedran. Und das war sehr interessant. Das ist mein Herz.“

L!VE: Und jetzt gibt es nur noch Gestein von dir?

TAD: „Nein. Ich mache gerne Character, mache gern Schriftzüge, ich bin grafisch stark unterwegs. Ich mache auch immer wieder Logos für irgendwelche Leute, die irgendwas brauchen, beispielsweise für die Saarbrücker „Funk Freaks“ mache ich jetzt gerade viel. Also ich versuche mich sehr breit aufzustellen. Ich weiß, man hat angeblich größeren Erfolg, wenn man sich auf eine Sache fokussiert, womit man dann auch irgendwie mehr Wiedererkennung generiert. Das ist ja so ein bisschen das, womit man dann auch Geld macht, sage ich mal, aber eigentlich fühle ich mich mit meinem Weg sehr wohl.“

L!VE: Auf diesem Weg gibt es doch bestimmt auch noch andere Herzensprojekte?

TAD: „Genau, eines wollte ich noch erwähnen, eine zweite Herzenssache: ich bemale Möbel – und das mache ich gerade sehr gern. Dieses Sideboard, das ist aus den 60er Jahren. Das hat ein Kollege von mir grundiert, das habe ich bemalt, das hat er dann wiederum lackiert. Er ist Möbel- und Kunsthändler und das ist ein Stück von vielen, die gemacht wurden. Ich habe auch schon eins verkauft, das ist in die Schweiz gegangen, an einen guten Freund. Das ist zwar hochpreisig dann, ist aber auch viel Arbeit, verdammt viel Arbeit ist. Ich meine, schau dir an, was die Jungs mittlerweile für Wände bemalen bekommen. Also nicht nur hier, sondern überall weltweit. Ich möchte es gar nicht wissen, fünfstellig ist das. Locker. Das ist vielleicht von der Fläche her mehr, aber die Möbel, das ist richtig Arbeit, vom Entwurf über das Gemalte bis zum Endprodukt. Solche Sachen mache ich jetzt gerade verstärkt. Und ich habe die Motive ja auch bereits malerisch auf Leinwand umgesetzt, zum Beispiel versucht „Caravaggios Kreuzigung Petri“ oder Da Vincis „Erschaffung Adams“ mit moderner Architektur zu verbinden und dann auf der technischen Seite natürlich unterschiedliche Layer angelegt für die Stencils angelegt.“

L!VE: Apropos Technik, ganz am Anfang, wenn so ein neues Projekt entsteht, hast Du da ein leeres Blatt oder einen leeren Bildschirm vor Dir?

TAD: Der Entwurf entsteht sowohl von Hand als auch am Computer. Das heißt, ich arbeite mit dem Plotter und arbeite mit Folien. Das ist ja heute bei den „echten“ Graffitisprühern höchst verpönt, mit Schablonen zu arbeiten. Aber ich bin alt genug, ich weiß schon, was ich tue. Ich muss mir von den Schnöseln nix sagen. Schließlich arbeite ich auch mit Pinsel. Das heißt, es werden Dinge auch überarbeitet. Bei den Vier Aposteln von Dürer habe ich vor zwei Jahren frecherweise die Köpfe ausgetauscht und so die Leader der westlichen und der östlichen Welt aufgeführt, also Macron, Xi Jinping, Trump und Putin. Mittlerweile ist das so hochaktuell! Also ich zitiere gern. Und zwar nicht, um diese Künstler lächerlich zu machen oder mich darüber zu stellen, sondern ganz im Gegenteil, sie zu ehren. Und da hat der Chef aber schon den Pinsel in der Hand. Das ist jetzt reine Pinselarbeit, und zwar ganz klassische Malerei, wie man sie kennt. Also hier Töpfchen, Pinselchen und dann geht es los. Also das kann er dann auch, der Thorsten.“

L!VE: Was sind deine aktuellen Projekte?

TAD: „Ich schicke gerade seit ein paar Wochen die Graffiti Writer hier in Saarbrücken ein bisschen aufs Glatteis. Ich habe so „Grafitti is dead“ Sticker gemacht dazu auch so eine kleine Insta Story. Wenn ich irgendwelche Tags sehe, klebe die Sticker einfach auf und mache mich so ein bisschen lustig. Aber das ja klasse gemeint, das mache ich gerade sehr gern. Und was ich ganz vergessen habe: sehr viele Shirts. Das heißt, ich mache unter anderem auch für die Funk Freaks. Hab‘ das Logo gemacht und geplottet und schweiße die auf. Macht richtig viel Spaß.“

L!VE: Also Du entwirft die T-Shirts nicht nur, du stellst sie auch selber her.

TAD: „Für alle möglichen Leute. Zum Beispiel habe ich gerade ein Logo für eine Entrümpelungs-Firma entworfen. Ehemaliger Schüler von mir hat sich selbstständig gemacht, macht jetzt in Entrümpelung Firma. Dem habe ich nicht nur das Logo entwickelt, sondern ihm gerade noch ein paar T-Shirts gemacht. Da war der natürlich high!“

L!VE: Mit Hip Hop und Musik haben wir begonnen und jetzt am Schluss nochmal dazu zurück: Ist das im Augenblick (wieder) ein Thema für Dich?

TAD: „Musik ist in jedem Fall noch ein Thema für mich. Ich habe noch ein paar Sachen in der Schublade, die ich mit dem Kollegen noch machen will, in Richtung HipHop. Nicht das, was man heute so macht, sondern so wie ich das verstehe. Musik ist immer noch immer noch Thema. Ja, ja, aber ich meine, meine Kraft fließt gerade mehr in die bildende Kunst. Aber es ist nicht auszuschließen, dass in den kommenden ein, zwei Jahren was entsteht. Das wird dann aber klein, bescheiden – und gut!

L!VE: Wir bedanken uns sehr für Deine Zeit, das hochinteressante Gespräch und die Einblicke in Deine Kunst.

www.mistertad.de

@mister.tad.artefaktes

VIENNA CALLING

Ein Mann, ein Rad, ein Konzert & 900 Kilometer

Tiavo sind ganz weit vorne in Sachen saarländischer Rap-Szene. Gerade erst ist ihr neuer Track „Vienna“ erschienen und da liegen zwei Sachen besonders nahe: erstens ein Konzert in Wien und zweitens, da mal eben somit dem Fahrrad aus Saarbrücken hinzufahren. Doch genau das macht Frontmann Lucy jetzt. Als wir zum Gespräch im Studio der Band eintreffen sind die Jungs gerade dabei, die Songs für ihre Show in der österreichischen Hauptstadt zu arrangieren. Trotzdem nimmt sich Rapper und Sänger Lucy Zeit für uns.

L!VE: Eure Show in Wien ist ein Einzelstück wegen des neuen Songs „Vienna“ und nicht Bestandteil einer nächsten Tour, oder?

Lucy: „Genau, nächstes Jahr wird es zwar wahrscheinlich eine Tour geben, da steht aber noch nix fest und ich kann nix dazu sagen. Aber jetzt ist erst mal der Fokus auf der einen Show. Nach der ganzen Corona Geschichte hat man ein bisschen Weilchen auch gebraucht, um sich da noch mal zu fangen, um sich zu finden. Wir haben viel Arbeit machen müssen, was wir vorher nicht gemacht haben. Vorher haben wir immer nur von unseren Liveshows gelebt und dann auf einmal durch die Corona Zeit kamen dann ja Studiojobs, Arbeit, Recording, das Mastern dazu und so. Und jetzt ist sozusagen der Moment. Jetzt kommen da noch mal neue Songs in dem frischen Stil raus und „Vienna“ ist der erste. Dazu gibt es dann erst mal diese eine Show und dann, wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres, setzen wir noch eine weitere einzelne Show in Deutschland an, auch ganz frei von einer Tour.“

L!VE: Aber wie um Gottes Willen bist du auf die Idee gekommen, da mit dem Fahrrad hinzufahren? Das sind fast 1.000 Kilometer und die Alpen liegen auch noch dazwischen …

Lucy: „Ganz ehrlich, die Idee hatte ich schon recht früh, vor einem Jahr, das zu machen. Da ist die nicht so ganz auf Begeisterung gestoßen im Team. Alle haben sie gesagt, voll der Riesenaufwand nur für einen Song und so. Da habe ich dann ein bisschen Zeit vergehen lassen, bin aber drangeblieben und habe immer wieder gesagt, Leute, ich will das eigentlich machen, ich will mit dem Fahrrad dahin fahren! Weil das halt heutzutage so ist: wenn du wenn du einen Song rausbringt mit einem Video, dann bist du einer von einigen Millionen, die das jeden Freitag tun. Das heißt, da redet keiner drüber, berichtet keiner drüber. Allerhöchstens berichten welche drüber, wenn der Song besonders gut ist, aber die Garantie hast du nie. Irgendwie dachte ich da, ich möchte mal ein bisschen eine Geschichte drum rum bauen, also irgendwas anderes. Irgendwas machen, was dann am Ende des Tages halt mit dem Song zu tun hat, aber natürlich auch eine besondere Aktion ist. Dann hab‘ ich im September letzten Jahres, ich sage das ganz transparent, meinen Führerschein verloren wegen Trunkenheit am Steuer. Das finde ich auch sehr scheiße heute, aber so ist das halt bei uns aufm Land. Alle, die ich kenne, trinken dann fünf, sechs Bier und dann fahren die noch. Irgendwie war das bei mir auch drin und ich hab‘ dummerweise gedacht, das ist okay, was es nicht ist. Auf jeden Fall bin ich seitdem Fahrradfahrer und wenn ich in Wien ein Konzert spielen will, dann bestrafe ich mich noch mal und fahr mal mit dem Fahrrad von Saarbrücken nach Wien und koppele das Ganze dann noch an eine Spendennummer für den guten Zweck.

L!VE: Du fährst alleine oder treten noch andere von der Band oder Freunde und Bekannte ebenfalls in die Pedale?

Lucy: „Ich wollte eigentlich alleine fahren, aber einer meiner besten Freunde hat sich einfach aus Bock angeschlossen und filmt dann so ein bisschen auch mich, während ich fahre. Aber ansonsten außer ihm nur ein Wagen für das Gepäck und die Sachen, wenn wir was brauchen, und ein bisschen Proviant.“

L!VE: Und das werden ganz normale handelsübliche Fahrräder bzw. E-Bikes sein?

Lucy: „Ja, genau, es müssen halt E-Bikes sein, weil ich mit einem normalen Fahrrad 900 Kilometer in nur sechs Tagen nicht schaffen würde und mehr Zeit habe ich nicht. Das wäre ganz unrealistisch und dazu müsste ich schon ein austrainierter Profi-Radfahrer sein. Das bin ich aber nicht, ich bin ja noch nicht mal sportlich, ohne jegliche sportliche Ambition. Ich rauche ein Päckchen Zigaretten am Tag und bin wirklich nicht der Allersportlichste oder Gesündeste auf der Welt. Und ich glaube auch, selbst mit dem E-Bike ist in sechs Tagen nach Wien zu kommen, ist schon Challenge genug, auch wenn alles etappenweise geplant und vorbereitet ist. Wir haben uns Checkpoints gesetzt, und der, der da mit dem Auto fährt, der hat die Route geplant. Das ist dann immer natürlich davon abhängig, wie gut wir vorangekommen sind und wie wir uns fühlen. Wenn der mich anruft und ich sage, ich packe noch 40 Kilometer, dann fahre ich auch noch 40 Kilometer und dann werden wir da irgendwo übernachten. Wir überlegen deswegen auch, ein Wohnmobil mitzunehmen, wo wir dann ganz flexibel immer dort pennen können, wohin wir es geschafft haben.“

L!VE: Und du wirst dich, weil ja auch schon deine Unsportlichkeit angesprochen hast, auch nicht irgendwie vorbereiten oder steht jetzt noch ein Trainingslager an?

Lucy: „Aber sicher doch! Ich bin richtig am Pumpen und jogge jeden Morgen um den Niederwürzbacher Weiher und dann am Abend noch ins Fitnessstudio. Also zweimal Sport am Tag. Ich mach schon ein bisschen was, sonst hätte ich Angst, dass meine Muskeln völlig versagen. Die müssen schon wenigstens an die Bewegungen gewöhnt werden.“

L!VE: Alles andere wäre fatal, denn Du hast ja durch die Show in Wien ein Zeitlimit und kannst nicht überziehen, oder?

Lucy: „Sechs Tage geplant und mehr Zeit ist nicht! Okay, einen Puffertag haben wir für alle Eventualitäten eingeplant. Allerdings hoffe ich, dass ich den nicht für die Strecke brauche und den Tag zum Ausruhen nutzen kann. Dann würde ich meine Großmutter besuchen in Wien, um mich ein bisschen von ihr aufpäppeln zu lassen, worüber ich mich sehr freuen würde. Und dann am nächsten Tag ist schon die Show, zu der dann auch die anderen alle angefahren kommen, die Band und das Management und die ganzen Freunde. Aktuell kommen etwa 40 Leute aus Saarbrücken mit nach Wien. Also es wird eine lustige Geschichte!“

L!VE: Und schon irgendwelche Pläne für direkt nach der Show? Fahrrad verbrennen?

Lucy: „Nee, ich habe ja noch mehr Familie da, nicht nur meine Oma. Da gibt es noch zwei Onkel, Großtanten, Großonkel, also ziemlich viel Familie eigentlich. Mein Großvater ist aus Griechenland, meine Großmutter ist aus Österreich. Also die sind da alle und ich werde da ein bisschen Familie besuchen. Und dann werde ich noch ein bisschen Musik machen mit ein paar Künstlern aus Wien. Nur Fahrrad fahren werde ich erstmal sicher nicht!“

L!VE: Besten Dank für Deine Zeit und Grüße an den Drahtesel!

JONAS KAMMER

FOTOFINESSEN & FALLSCHIRMSPRÜNGE

Manch einer zeigt sein Talent im Architekturstudium, ein anderer beim Fallschirmspringen in der deutschen Nationalmannschaft und ein Dritter im Umgang mit der Kamera. Jonas Kammer beeindruckt gleich auf allen drei Gebieten – wobei wir uns besonders für seine Fotografien interessieren.

Tatsächlich hat der 1997 in Lebach als Ältester von drei Brüdern Geborene nach seinem Fachabi für vier Jahre sein Geld als Profi-Fallschirmspringer in der deutschen Nationalmannschaft in München verdient. Eigentlich schon eine tolle Geschichte, aber uns hat er doch um einiges mehr mit seinem Talent am Fotoapparat überzeugt. Und genau dem widmet er sich zunehmend, seit er im Alter von 23 in seine saarländische Heimat zurück gekehrt ist. Mit Ende der Coronakrise hat er dann zwar hier angefangen Architektur zu studieren, doch der Fokus auf der Fotografie blieb.

L!VE: Du hast doch aber wahrscheinlich schon in Bayern beim Fallschirmspringen Fotos gemacht?

Jonas Kammer.: „Ja, damit hat es eigentlich begonnen. Ich hab‘ relativ früh Interesse dran gehabt, aber auch immer so ein bisschen Respekt davor und wollte das nie so angehen, auch weil ich wusste auch, dass das teuer ist. Und irgendwann habe ich mich doch dafür entschieden, auf Ebay Kleinanzeigen eine alte digitale Spiegelreflex zu kaufen für unglaubliche 50 Euro. Die hab‘ ich immer mit auf Partys genommen und so lange benutzt, bis da irgendwann mal der Spiegel einen Schaden hatte. Dann hab ich relativ schnell geswitcht auf analog, womit ich dann so richtig durchgestartet habe.“

L!VE: Und dann hast du liebe zur anlogen Fotografie entdeckt?  

J. K.: „Ja, sogar relativ schnell. Dass man da nur 36 Bilder hat, also in einem Film nur 36 Schuss, das hat es mir angetan. Du musst halt jedes Mal genau überlegen, ob und wann du abdrückst. Und ich bin der Überzeugung, dass ich so den Wert von Bildern schätzen und dann auch lieben gelernt habe und das hat mir ultimativ viel Spaß gemacht. Ich hab‘ mir dann am Ende des Monats die ganzen Filme entwickeln lassen und hab‘ die dann immer den ganzen Leuten, die ich fotografiert hab, zukommen lassen und die haben sich allemal gefreut über besondere Bilder zum Anfassen.“

L!VE: Entwickelst du die Bilder auch selbst?

J. K.: „Ich hab‘ mich in Deutschland schon ausprobiert an diversen Studios. Ich habe jetzt so meine zwei, drei Studios, mit denen ich immer gerne zusammenarbeite, wo ich weiß, dass ich da gute Ergebnisse rausbekomme. Ich würde liebend gerne mal selbst entwickeln, nur mit Farbe ist halt schwierig. Schwarz-Weiß kann man zu Hause machen. Ich habe auch einen Kumpel, der das das kann, mit dem ich mich unbedingt mal treffen müsste. Aber so schicke ich die meistens ein. Ist auch der einfachere Weg, je nachdem wie viel man hat.“

L!VE: Hast du dich von anderen Fotografen beeinflussen lassen?

J. K.: „Es gibt einige Fotografen, die mich ziemlich begeistert haben oder bis heute noch begeistern. Es gibt da einmal den Paul Hüttemann. Das ist ein Fotograf aus Berlin, der auch durch Zufall mehr oder weniger an die Fotografie gekommen ist, also auch ähnlich wie bei mir. Andrè Josselin, den ich sehr gut finde. Der hat eine Bildsprache, die keiner so hinbekommt wie der, gerade was Street Fotografie anbelangt und von den Farben her. Und Thomas Höpker, ein sehr alter Fotograf, der mittlerweile, glaube ich, leider an Alzheimer erkrankt ist und trotzdem immer noch fotografiert und immer noch die Liebe daran hat. Das finde ich beeindruckend, dass das halt auch so bis ins hohe Alter gehen kann.“

L!VE: Hattest du auch einen „Lehrmeister“?

J. K.: „Analog habe ich mir alles selbst beigebracht. Und digital hat mir ein befreundeter Fotograf Jonas Ziegler die Essentials und mehr beigebracht. Wir haben uns auf einer Hochzeit kennengelernt. Ich als Gast, er war Hochzeitsfotograf. Da sind wir ins Gespräch gekommen und er hat gesagt hat, er will auch mal gerne analog fotografieren, worauf ich meinte, ich würde mal gerne mehr ins Digitale, weil es ja auch ziemlich teuer und ich weiß nicht, welche Kamera ist gut. Da hat er gesagt, komm vorbei. Er hat mir dann sein Equipment in Höhe von zig Tausend Euro in die Hand gedrückt, obwohl wir uns kaum kannten und ich durfte einfach machen, wofür ich ihm mein Leben lang dankbar sein werde. Da hab ich auch gemerkt okay, das Digitale geht mir auch gut ab.“

L!VE: Hast Du ein Lieblingsgenre in dem Du Dich besonders wohlfühlst?

J. K.: „Also bevorzugt mache ich auf jeden Fall Porträt- und Dokumentations-Fotografie bzw Reportage-Fotografie, weil ich für mich gemerkt habe, dass ich glaube ich mit meiner Art auch oftmals mit den Leuten so connecten kann, dass die mit relativ wenig Input von meiner Seite die Bilder hinbekomme wie ich sie mir vorstelle. Ich mag es nicht so gestellte Bilder zu machen, ich mag Bilder aus dem Moment raus und das sind dann auch meiner Meinung nach die schönsten Bilder, die ich mache.“

L!VE: Wie wichtig ist dir Nachbearbeitung?

J. K.: „Also Nachbearbeitung betreibe ich in dem Sinne nur, dass ich so mein Branding drunter setze. Und ich habe eine gewisse Vorstellung von den Farben, wie die wirken sollen. Ich arbeite digital ausschließlich mit RAW Dateien und alles was ich fotografiere, geht erst über Lightroom und ich versuche das so anzupassen, dass ich sage, das ist mein Stil, den ich die ganze Zeit anstrebe und jedes Bild eigentlich mehr oder weniger ins Detail rein.  Nachbearbeitung mit Photoshop mache ich gar nicht.“

L!VE: Tatsächlich ist es ja ein bisschen schwierig, Bilder von dir zu sehen,  zumindest aktuell noch?

J. K.: „Im Moment schon, das ging alles so schnell und die Entwicklung hat mich etwas überrollt. Ich mache ich das ja auch erst seit Anfang des Jahres, habe da ja auch erst das Gewerbe angemeldet. Ich hatte mir eigentlich gesagt, ich gehe das jetzt an, versucht es und hab‘ mir dieses Jahr so mehr oder weniger als Ausprobierjahr vorgestellt. Aber dann ging das richtig flott, zumindest flotter als gedacht. Immerhin habe ich mir schon eine Domain gesichert, aber bis jonikamma.de online geht kann es gut Ende des Jahres werden. Ich mache halt auch alles selbst und dementsprechend kann das ein bisschen dauern.“

L!VE: Wie ist Dein Verhältnis zu Social Media, Insta & Co?

J. K.: „Da ich ja von Analogfotografie komme, habe ich relativ schnell gemerkt, dass die Wertschätzung von Bildern auf Instagram nicht so gegeben ist, wie ich es mir erhoffe. Das wird da immer schnelllebiger und schnelllebiger. Und wenn ich Bilder veröffentliche, die ich gut finde, weiß ich aber gleich, gucken die Leute gucken die nur eine Sekunde an und dann wird weitergescrollt. Dafür finde ich das Ganze einfach zu wenig wertgeschätzt. Dementsprechend habe ich tatsächlich meiner Meinung nach die schönsten Bilder noch gar nicht veröffentlicht. Ich spiele allerdings eher mit dem Gedanken, eine erste Ausstellung zu machen. Da hätte ich auch definitiv Freude daran die Bilder zu zeigen, die ich noch nicht veröffentlicht habe.“

L!VE: Geht das vielleicht sogar schneller als die Website?

J. K.: „Ich hab‘ Connections zu einer Location in der Mainzer Straße, die einem Freund gehört und der hatte das schon vor ein paar Monaten angeboten. Er sagte, er fände das richtig cool, was ich da mache und würde sich freuen, wenn so was bei ihm stattfinden würde. Aber ich sammel‘ grad noch so ein bisschen. Ich hab‘ eine ganz schöne Reihe an Amerika fotografiert, als ich in New York war. Die würde ich liebend gerne ausstellen, auch weil die zu einer Hälfte analog und zur anderen digital geschossen sind. Allerdings habe ich ein Stück weit noch so ein zwiespältiges Verhältnis. Müsste ich jetzt mehr veröffentlichen? Oder lieber noch warten Das ist das Problem bei mir.“

L!VE: Da bleibt nur zu hoffen, dass Du Dich zu mehr Öffentlichkeit durchringen kannst. Einstweilen besten Dank für das Gespräch und hoffentlich bis bald!

Instagram: @jonikamma

Website: www.jonikamma.de

Jetzt auch noch Kartoffeln

Kunst schreibt sich mit „K“, genau wie Können, aber eben auch wie Kartoffeln und wie Karle, um präziser zu sein Alexander Karle. Und eben der macht jetzt mit genau denen von sich reden. Inwieweit da Kunst und Können eine Rolle spielen wollen wir im Gespräch herausfinden.

Wir treffen den mehrfach preisgekrönten und fast ebenso oft verurteilten Alexander Karle in der Pfarrer Köllner Anlage an der Breite Straße in Malstatt. Hier, wo zuvor jahrelang das Zelt eines Corona-Testzentrums auf einer wenig gepflegten Wiese stand, treibt der Künstler, HbK Absolvent und Meisterschüler seit Anfang des Jahres sein neuestes Projekt voran, wieder mit reichlich Hinguckerpotential, allerdings diesmal nur äußerst geringer Chance, deswegen wieder vor dem Kadi zu landen. Er hat in der kleinen Grünanlage eine Pflanzung angelegt – mit behördlichem Segen – und will dort Kartoffeln anbauen. In Anspielung auf seinen Nachnamen soll das also ein „Karltoffelplatz“ werden. Diese Hingabe an die Botanik verblüfft auf den ersten Blick (und auf den zweiten auch), denn bisher hat der inzwischen 45jährige eher mit urbanen Themen wie z.B. den Skulpturen vor der Europagalerie, der „Karte für junge Reisende“ und dem Nauwieser Artwalk sein Talent bewiesen, allerdings auch mit überaus kontroversen Aktionen, von Liegestützen auf dem Altar der Basilika bis zum Besprayen der Wilhelm-Heinrich-Brücke mit Schriftzügen.

L!VE: Wie um alles in der Welt kommt man auf die Idee, mitten in der Stadt einen Acker anzulegen?

Alexander Karle: „Also, die Idee dafür ist im März diesen Jahres entstanden. Ich hatte hier unweit in der Ludwigstraße über einen Monat an einem Projekt der Kunsthochschule gearbeitet, der Ausstellung „Ich hab dich lieb wie ein Computer“. Und obwohl ich täglich dort gearbeitet habe und auch hier in der Nähe, nur zwei Straßen weiter, wohne, hatte ich vorher diesen Platz gar nicht so auf dem Schirm. Man muss sagen, dieser Platz liegt einer sehr zentralen Stelle inmitten des unteren Malstatt. Hier entsteht seit einigen Jahren ein neues syrisches Viertel und gleichzeitig hat man viele Menschen, die hier schon lange wohnen. Das kollidiert gerade ein bisschen, obwohl das eigentlich eine sehr schöne Entwicklung ist. Auch diese Anlage hier wurde vor ein paar Jahren neu gemacht, aber dann stand hier fast drei Jahre ein Corona-Testzentrum drauf und hat den ganzen Platz eingenommen. Als das wieder abgebaut wurde, lag der Platz so ein bisschen brach und ich dachte, dass es eine tolle Möglichkeit sei, einen interessanten neuen Ort zu schaffen.“

L!VE: Und warum ausgerechnet Kartoffeln?

A. K.: „Die Frage höre ich öfter. Oder auch: Das kann ja jeder. Macht der jetzt auf Bauer und tut so, als wäre es Kunst. Dabei geht es ja viel mehr darum, über den Umweg des Pflanzens von Kartoffeln diesem Platz, eine neue Identität zu geben, ein neues Gesicht, so dass hier ein Ort entsteht, an dem man sich gerne trifft, an dem man vielleicht auch mal kleine Konzerte macht, Lesungen, Ausstellungen, in dem einfach ein anderer Vibe ist. Und diesen Vibe zu erzeugen, das zu gestalten und zu vermitteln, das ist für mich eine gewisse Art von Stadtforschung und Kunst. Und da ich Kartoffeln sehr mag und die mit ihrer Herkunft aus Südamerika und ihrer jetzigen Rolle in der saarländischen Kultur ein Musterbeispiel für Integration sind, kam mir dann der Gedanke, einen Platz zu entwickeln, wo man den Bürgern anbietet, gemeinsam mit mir langfristig Kartoffeln anzubauen.“

L!VE: Bisher warst Du ja durchaus auch ein wenig kontrovers bis provokant unterwegs. Ist der „Karltoffelplatz“ jetzt ein Ausdruck von Altersmilde oder der neuen Rolle als Vater?

A. K.: „Nicht ganz. Ich wurde ja zu einer relativ hohen Geldstrafe, die ich nicht bezahlen konnte. verurteilt, weil ich unter der Wilhelm-Heinrich-Brücke gesprüht hatte. Dann hatte ich die Wahl 90 Tage Gefängnis, was natürlich mit einem kleinen Kind, das ich täglich betreue, nicht in Frage kommt, oder 360 gemeinnützige Arbeitsstunden. Da ich hier in Malstatt bereits einige Bürger Kulturprojekte gemacht hatte, habe ich bei der Diakonie Saar angefragt. Ich habe gesagt, Leute, wenn ihr wollt mache bei euch Arbeitsstunden, aber ich setze mich nicht ins Büro und drehe Däumchen, ich möchte etwas Sinnvolles machen. Ich habe eine ganz konkrete Idee, die ich gerne realisieren würde. Das wird sehr viel Arbeit, ich plane das Projekt, ich führe es durch, ich dokumentiere es und begleitete es auch medial. On top mache ich hier noch zwei, drei kleinere Projekte, wie zum Beispiel in der Breiten Straße fünf Stromkästen zu bemalen, dann haben wir das mit den Stunden.“

L!VE: Woher die Verbindung nach Malstatt? Die Leute würden Dich ja wahrscheinlich eher mit dem Nauwieser Viertel oder dem Mainzer Straßen Kiez in Verbindung bringen?

A. K.: „Ja, ich wohne seit einigen Jahren hier in Malstatt und denke, dass da hier ein Geheimtipp ist, so wie das Nauwieser Viertel von vor 20, 30 Jahren. Hier ist der spannendste Ort in ganz Saarbrücken. Aber ich bin noch alle paar Tage im Viertel und fühle mich da auch sehr wohl. Aber hier ist wirklich noch mehr Freiraum. Das hier ist ein Viertel im Wandel, hier gibt es noch Vakuum, hier kann man noch was entwickeln und deswegen finde ich es sehr angenehm, hier zu leben.“

L!VE: Obwohl du inzwischen eigentlich ein vertrautes Bild hier im Viertel sein müsstest gucken einige Passanten immer noch überrascht und die Anwohner interessieren sich immer noch sehr dafür, was du da eigentlich machst.

A. K.: „Ja klar. Ich bin schon eine Weile hier. Ich musste sehr lange, konkret viereinhalb Monate warten, bis ich eine Genehmigung hatte von der Stadt. Aber in den letzten zwei Monaten bin ich täglich hier und hab den ganzen Boden umgegraben, die Steine entfernt, erst mal rausgefunden, wo welche Art von Boden ist. Hier war ganz viel Bauschutt, Betonteile, Pflastersteine, gute Stellen, nicht so gute. Dabei habe ich dann auch die Form entwickelt und die Erde ausgetauscht. Die Stadt hat uns, also meinem Projektpartner Diakonie Saar und Quartier Malstatt, dann zwei Kipper Muttererde geschenkt. Die haben wir dann aufgefüllt und das war super, super viel Arbeit. Man muss sich auch vorstellen, im August hat es teilweise fast jeden Tag geregnet, aber ich wollte unbedingt weiterkommen und das haben die Leute natürlich mitbekommen. Am Anfang die Leute alle gedacht, ich wäre ein etwas komischer Mitarbeiter der Stadt, doch als ich dann aber täglich bis so gegen 18, 19 Uhr hier war, kamen die ersten zu mir und haben gesagt, du bist ja gar nicht von der Stadt, die hören nämlich um 16.00 Uhr auf. Ich hab dann erklärt, dass es ein Kartoffelplatz wird und das schien für sie normal zu sein, zumindest gab es da relativ wenig Nachfragen. Irgendwann haben wir dann unter Absprache mit dem Grünamt im Wald Holz und Holzstöcke für die Einfriedung gesammelt. Es war mir wichtig, dass wir kein neues Holz aus dem Baumarkt benutzen, sondern dass wir Holz nehmen, was von Bäumen bereits abgefallen war. Damit und mit viel Mühe und Aufwand, auch mit Hilfe einiger Bürgern, entstand dann diese Befriedung gebaut. Die ist eher so eine symbolische Abgrenzung ist, denn wer will kann ja jederzeit auf den Platz. Da ist zwar ein Tor, aber die ist ja nicht verschlossen. Es geht natürlich auch darum, dass nicht so viele Hunde dahin kacken oder im besten Fall gar keine. Man soll halt auch sehen, dass es hier nichts perfekt ist, sondern von Leuten selbst gemacht und, dass das eine gewisse positive Aura ausstrahlt. Das soll natürlich auch dazu führen, dass der Platz mehr und mehr respektiert wird.

L!VE: Obwohl es ja schon mal vorgekommen ist, dass irgendwelche „Vandalen“ den kunstvoll verknüpften Zaum umgetreten haben?

A. K.: „Genau. Also vor ungefähr zwei Wochen, Anfang September war das. Es gab wirklich Probleme, dass einzelne Jugendliche massiv, also wiederholt bis zu einem Drittel der Befriedung rausgerissen hatten und ich das dann jedes Mal erneuern musste mit viel Mühe und Arbeit. Man muss sich vorstellen, ich stecke ja nicht die Stöcke einfach in den Boden und das war’s. Das ist ja Totholz, was heißt, ich muss gucken, wie die Stöcke angeordnet werden müssen, die wieder entfernen, die Schnüre alle abschneiden, den Boden noch mal ein bisschen verdichten und festigen, die neuen Stöcke einbringen und alles wieder miteinander verbinden. Es gab letztlich keine andere Lösung und ich habe das dann einfach für mich genutzt, habe es immer wieder neu gemacht und war damit auch wieder mehr im Dialog mit den Bürgern. Dieser Platz hat natürlich eine ganz andere Wirkung, wenn jemand hier ist, der dran arbeitet.“

L!VE: Hast du vorher schon irgendwie einen grünen Daumen gehabt?

A. K.: „Nee, gar nicht, weder beim Urban Gardening noch habe ich zu Hause besonders viele Pflanzen. Allerdings habe ja über die Jahre immer wieder mit dem Element Pflanzen gearbeitet, weil die eine gewisse Geschwindigkeit haben, und alle paar Jahre kam und kommt es immer wieder vor, dass ich Installationen mache, die dann wachsen.

L!VE: Zum Abschluss mal Hand aufs Herz: abgesehen von Kresse und Bohnen wächst hier aber noch nix, auch keine Kartoffeln, oder?

A. K.: „Nein, keine einzige, dafür haben wir zu spät beginnen können und die verbliebene Zeit zu knapp. Natürlich wachsen hier jetzt ganz viele andere spannende Dinge. Brennnessel Beifuß, Löwenzahn, alles Mögliche. Und man sieht an der Wiese nebendran, die ich nicht bearbeitet habe, dass bei mir wesentlich viel mehr wächst und viel mehr Vielfalt ist. Was natürlich auch schön ist. Der Plan war eigentlich mit Vertragsende Ende Oktober, das Totholz zu verbrennen und darauf Kartoffeln für alle zu kochen und ein Fest zu feiern. Jetzt ist aber so, dass dieser Platz so gut angenommen wird, dass es so viel Arbeit war und dass jetzt vor allem so viele Vorarbeit geleistet ist. Wir haben hier jetzt beispielsweise Buschbohnen angebaut, weil die sehr schnell wachsen, und Kresse, damit der Wall gehalten wird. Und letztlich ist das der Dünger für nächstes Jahr. Und die Idee ist jetzt natürlich, zum  Stadtplanungsamt zu gehen und sagen Leute, lass mich mindestens noch bis nächstes Jahr Herbst weitermachen. Lasst uns bitte diesmal im Frühling wirklich Kartoffeln pflanzen, früh genug und ich kümmere mich drum. Ich such mir noch zwei, drei Bürger und dann wuppen wir das Ding, bauen die Befriedung nach oben weiter, bis sie sich schließt zu einer Kuppel und dann nach und nach mit Plastiktüten zum Beispiel von arabischen Läden, mit gelben Säcken, Verpackungen, eine Art Dach hintackere, so dass über Herbst und Winter hier ein neuer Ort entsteht, in dem auch mal können kleine Konzerte sein, Lesungen oder wo die Leute bei schlechtem Wetter sich einfach aufhalten können, wo trotzdem sehr hell sein wird. Und im Frühjahr baue ich das wieder zurück bis zu einer gewissen Höhe und pflanze endlich die Kartoffeln.“

L!VE: Wir haben zu danken für Deine Zeit und wünschen viel Erfolg mit der „Ernte“. Halt‘ uns auf dem Laufenden!

Schöne neue Filterwelt

Insta, Snapchat, Tiktok & Co stehen für eine unüberschaubare Bilderflut, die immer weniger mit der Realität zu tun hat. Eine ganze Armee von Apps und Filtern erklärt den schönen Schein zur obersten Maxime und mindestens die Selbstwahrnehmung einer ganzen Generation bleibt auf der Strecke.

Instagram wurde im Oktober 2010 in den USA eingeführt, hat sich in nur zwölf Jahren zu einer der meistgenutzten Marken der Welt entwickelt und ist längst nach Facebook und YouTube das drittgrößte soziale Netzwerk. Der Name ist ein Kofferwort aus “Instant” und “Telegram”, inspiriert von der Geschwindigkeit, mit der Bilder veröffentlicht werden können. Laut einer aktuellen Studie hatte Instagram im 4. Quartal 2022 in Deutschland durchschnittlich 23,5 Millionen täglich aktive Nutzer, die im Schnitt täglich 1,27 Posts absetzten und ist damit bei der Generation Z das am meisten genutzte soziale Netzwerk. Und an deren Posts machen sich die häufigsten Kritikpunkte fest. Die allgegenwärtigen Filter stehen im Verdacht Dysmorphophobie, eine psychische Erkrankung, die sich durch einen obsessiven Fokus auf einen wahrgenommenen Erscheinungsfehler auszeichnet, und so der gestörten Wahrnehmung des eigenen Körpers Vorschub zu leisten. Aber wenn vermeintlich jedes Handy modeltaugliche Schnappschüsse liefert, sinkt dadurch entsprechend die Wertschätzung der Arbeit echter Fotografen und professioneller Agenturen? Von den Folgen für ganze Heerscharen Filtersüchtiger ganz zu schweigen. Aber wie schlimm ist es wirklich. Wir haben da mal jemand gefragt, der sich von Berufs wegen im Bilde ist.

Und da uns – im Gegensatz zu den Verantwortlichen des Saarvenirs – Agenturen irgendwo im Reich schnuppe sind, haben wir eine der führenden saarländischen Agenturen angesprochen. Coach, Caster, Fotograf und Choreograph Adriano Franz hat sich mit zwei Partnern Anfang 2012 mit der Agentur ISO Models selbstständig gemacht. Der 37jährige gelernte Verwaltungsfachangestellter und ehemalige Profitänzer für DJ Bobo kam über die Arbeit für ein Musikmanagement und Plattenlabel zum Modelbusiness. Das gestaltet sich auch im elften Jahr des Bestehens als ausgesprochen erfolgreich, wofür unter anderem Kunden wie Melitta, Pjur und, wie er uns brandaktuell verraten hat, ganz neu Bruno Banani, stehen. Der Mann weiß also, was Phase ist in der Branche vom schönen Schein und gibt uns offen Auskunft über die aktuelle Entwicklung vor und hinter der Kamera. Nur, dass er Fan der roten Teufel vom Betzenberg ist, müssen wir für uns behalten.

L!VE: Wie sieht eure Erfahrung aus mit Models, die sich aktuell bei euch bewerben?

Adriano Franz: „Dank den ganzen Snapchat und Instagram Filtern, und wie die alle heißen, ist das Eigenbild ganz oft komplett verformt und verfälscht. Normale Bilder und Postings machen sind halt nicht mehr möglich, weil die Meisten absolut in ihrer Selfie Pose stagnieren. Also sind die Models auch nicht mehr wandelbar. Zwischen der Realität und den Bildern, die da mit reingeschickt werden, liegen Welten. Das ist leider so!“

L!VE: Also hat sich die Selbstwahrnehmung geändert?

A.F.: „Absolut! Das Schlimme ist ja, dass du von zehn Bewerbungen neun nebeneinander legen kannst, weil die haben alle den gleichen Blick, das gleiche Posing und natürlich den gleichen Filter. Daran siehst du, wie das Weltbild oder das Frauenbild einer ganzen Generation tatsächlich geprägt wird. Das ist nicht nur bei einer oder zwei, sondern bei praktisch jeder Bewerbung so: Gleiche Posen, gleicher Filter.

Es muss ja keiner schon perfekt sein, wenn er zu uns kommt. Es gibt ja den Bereich der New Faces und das ist ja auch ein Prozess, das ist ganz normal. Da arbeiten sie mit einem Fotografen zusammen, um einfach beim Posing sicherer zu werden und zusammen ein Portfolio aufzubauen. Nicht immer die gleichen Posen oder auch mal aus dem Studio raus für Außenaufnahmen. Aber schon diesen Aufwand wollen viele nicht mehr betreiben.  Die denken okay, ich mache drei vier Bilder mit meinem super Handy und dann bin ich unwiderstehlich hübsch. Das ist halt das Problem. Also ein richtiges Model, und den Unterschied sieht man einfach, das kann modeln. Die ganzen Selfiemacher, haben mit wirklichem Model-Dasein Nullkommannix zu tun.

L!VE: Erkennen denn auch eure Kunden den Unterschied?

A.F.: „Jedenfalls die großen Unternehmen, wissen unsere Arbeit zu schätzen.“

Nur ein Kaffeefilter ist ein guter Filter

L!VE: Und kleineren Kunden denken, warum sollten Sie die Kohle abdrücken, wenn ihr Handy das vermeintlich auch kann?

A.F.: „Vermutlich schon. Wobei man ja auch sagen muss, wenn wir ordentliche Polaroids machen oder die erste Probe-Shootings, da berechnen wir ja auch nichts. Trotzdem kostet das Foto Geld. Die Kamera kostet Geld. Ich koste Geld. Das sind die sogenannten TFP Shootings, bei denen die Leistung von Fotograf und Agentur gegen die Rechte an den entstandenen Fotos verrechnet wird. Schon da steckt richtig Aufwand dahinter und dann einfach zu sagen okay, das kriegt mein Handy auch hin. So gut die Handys heute sind, glaube ich trotzdem, dass ein gut geschossenes Bild mit einer richtigen Kamera immer noch besser ist als alles, was ein Handy kann.“

L!VE: Wenn die Kunden die dahinter stehende Arbeit nicht erkennen, sind die überhaupt noch bereit, für eure Fotografie zu zahlen?

A.F.: „Ja, leider. Das ist ja natürlich im Saarland gefühlt ein bisschen ausgeprägter, weil es hier auch in dieser Branche heißt: ich kenn da einen, der kennt einen. Der Aufwand, der hinten professionellen Produktionen steckt, wird nicht gesehen und es wird schon versucht, den Preis zu senken, zum Beispiel über die Tagesgage der Models oder die Agentur Provision. Der Kunde versucht auch nachzuverhandeln, ob man auch mit 15 % oder 10 %  statt der üblichen und vollkommen gerechtfertigten und angemessenen 20 % arbeitet.

L!VE:  Zurück zu den Models, muss man manchmal die Models auch vor sich selber schützen?

A.F.: „Tut mir leid, aber ja, das ist so. Natürlich ist der Job erstrebenswert und er kann Spaß machen. Aber es wird halt oft unterschätzt, dass das Arbeit ist. Da liegen Welten dazwischen, zwischen dem, was die Leute sehen und dem, was sie sein könnten. Aber ich glaube, das ist ja das Problem. Die werden ja ab einem gewissen Alter in ihrem Social Media den ganzen Tag geblendet. Und wenn du dir den ganzen Tag so einen komischen Filter aufs Gesicht legst, glaube ich schon, dass du Dich irgendwann anders und auch attraktiver wahrnimmst, als du es wirklich bist. Und das meine ich jetzt nicht despektierlich, aber ich bin ja aus ganz bestimmten Gründen hinter der Kamera und nicht vornedran. Ich glaube tatsächlich, dass vielen Mädels die Wahrnehmung irgendwann verloren geht und die glauben, dass sie wirklich so hübsch und fotogen sind, wie der Filter es ihnen vorgaukelt.“

L!VE: Und glaubst du, dass sich am Ende doch die Qualität durchsetzen wird?

A.F.: „Also ich denke, dass diese Social-Media-Ding uns auf jeden Fall noch ein bisschen mitnimmt. Die Frage ist nur wie lange. Schwierig. Also, ich habe jedenfalls die Hoffnung, dass das ein bisschen minimiert wird, der Betrug, die Schnelllebigkeit, diese Selbstdarstellung, ja, dass das einfach weniger wird, das ist meine persönliche Hoffnung.“

Testimonials:

Jens Gerlach, Fotograf

„Gerade als Fotograf und Vater von zwei Töchtern stehe ich den sozialen Medien sehr skeptisch gegenüber. Es wird ein völlig verzerrtes, viel zu perfektes Bild von Menschen dargestellt. Ich will nicht wissen, unter welchem Druck meine Töchter irgendwann stehen, weil eine Plattform ihnen suggeriert, wie sie auszusehen haben und was sie haben müssen, um sozial „anerkannt“ zu gelten. Ich hoffe wir können ihnen genügend Selbstvertrauen auf ihrem Weg mitgeben und ihnen erklären, dass das nicht das wahre Leben ist. Und dass das echte Leben mit all seinem Guten und Schlechten anders, aber auch viel schöner ist.“

Jennifer Prinz, Fotografin & Model

„Mir passiert es oft, dass Menschen, regelrecht erschrocken sind, wenn sie echte Bilder von sich sehen. Viele kennen sich ja nur noch aus der Instagram Filter Perspektive. Insgesamt finde ich es schade, dass Bilder im Sekundentakt konsumiert werden, so gehen wirklich tolle Bilder, einfach in der Masse unter.“

Christian Alschbach, Hochzeitsfotograf

„Die heutige Instagram-Welt: Schnell scrollen, flüchtig schauen. Die Aufmerksamkeitsspanne leidet unter der ständigen Reizüberflutung und somit vermeintlich auch die Wertschätzung des einzelnen Bildes. Doch mir als Fotograf schafft es auch großartige Möglichkeiten. Instagram bietet eine Bühne, um visuelle Geschichten zu erzählen und eine Vielzahl von Menschen mit meiner Kunst zu erreichen!

Die echte Herausforderung liegt darin, in Sekunden zu fesseln. Letztendlich liegt es an uns, die Essenz unserer Kunst in diese rasante digitale Welt zu bringen – eine Welt, die zwar die Aufmerksamkeit schwinden lässt, aber gleichzeitig Möglichkeiten bietet, die wir nie zuvor hatten. Social Media – Fluch und Segen des Künstlers.“

Michael Kastl, Fotograf & Werbewinzer

„Zeiten ändern sich. Der Zugang zu Medien, wie auch zur kreativen Technologie, haben sich immer schon ständig weiterentwickelt und geändert. Ich schaue nach vorne und sehe die Möglichkeiten. Wir sollten aufhören, immer nach hinten zu blicken. Wie toll alles früher war, war einfach früher. Nutzen wir die Chancen!“

Jennifer Weyland, Image- und Werbefotografin

„„Die sozialen Medien, gerade Instagram, haben in meinen Augen die Fotografie erheblich bereichert. Man kann neuen Wege gehen, neue Bildlooks erarbeiten, ausprobieren und erhält direkt ein Feedback der jeweiligen Zielgruppe. Instagram bietet eine riesige Plattform, um seine Arbeiten, sein Portfolio und sich selbst zu präsentieren und ist somit bei richtiger Anwendung die beste Visitenkarte. Vielmehr kann man mit Fotos ganze Geschichten erzählen, Storytelling betreiben und eine große Reichweite generieren. Das war früher nicht so einfach. Die Fotos in den sozialen Medien werden zwar auch retuschiert, jedoch ist die Bildsprache eine andere als in der klassischen Werbung. Hier muss die Person authentisch und sympathisch rüberkommen, nur dann bleibt der Betrachter hängen. Die Lichtgestaltung wird meist auch anders gewählt als in der klassischen Werbung. Alles in allem ein Zugewinn für mich, meine Kunden, gerade im Bereich Marketing und Vertrieb. Natürlich hat alles auch eine Kehrseite bei falscher Anwendung oder sogar je nach Branche: Bilderflut, Reizüberflutung, Quantität vor Qualität, Nutzungsrechte der Fotos…um nur einige Stichpunkte zu nennen. Wie bei vielem liegt es jedoch an einem selbst, wie man etwas nutzt und wie aufgeschlossen man Neuerungen gegenübersteht“

Daniela Urnau, Fotografin

„Natürlich lege ich bei meinen Fotos Wert auf Ästhetik, also auch auf eine gute Bearbeitung, trotzdem ist mir Natürlichkeit wichtig. Von diesen Filtern, mit denen die Menschen weich gespült aussehen und gar nicht mehr wie sie selbst, halte ich nichts. Durch Instagram und die Masse an vermeintlich perfekt aussehenden Menschen leidet das Selbstbewusstsein vieler, was ich sehr schade finde. Die Ausstrahlung oder ein Foto, das mich catcht, sind nicht abhängig von einem Filter. Mich ärgert es als Fotografin, wenn ich dem Kunden ein Hammerbild zur Verfügung stelle und meist junge Mädels dann meinen, sie müssten dieses noch mal durch eine App bearbeiten, damit die Lippen fülliger aussehen, und die Nase schmaler etc.. Wir müssen doch nicht alle gleich aussehen, uns macht Vielseitigkeit aus!“

Michael Weber, Formel1-Fotograf

„Die fehlende Wertschätzung des Fotografiehandwerks zeigt sich deutlich im Zusammenhang mit Instagram. Die Plattform hat die Macht, großartige Fotografen zu entdecken, aber auch den Wert ihrer Arbeit zu entwerten. In der Jagd nach Likes und Followern wird zunehmend vergessen, dass Fotografie mehr ist als nur ästhetische Oberflächen. Oftmals wird Fotografie als einfache Tätigkeit abgetan, bei der nur auf den Auslöser gedrückt wird. Doch in Wahrheit steckt weit mehr dahinter. Fotografen sind Künstler, Techniker und Geschichtenerzähler in einem. Instagram fördert oft die Massenproduktion von Bildern, bei denen die Kreativität und Qualität auf der Strecke bleiben. Viele denken, dass jeder mit einem Smartphone ein Fotograf sein kann, was die professionelle Fotografie entwertet.“

Sommer, Sand & Berlin-Beats

Fritz Kalkbrenner ist viel mehr als nur gefeierter Deep House Held. Mit herausragendem Talent und unverwechselbarer Stimme im Gepäck kommt der Produzent und Sänger jetzt als einer der Headliner des Lucky Lake Festivals ins Saarland.

Sein melodischer Deep-House-Sound ist geprägt von den typischen melodischen Basslines, hypnotischen Beats und eingängigen Vocals, getragen von seiner Stimme als echtes Alleinstellungsmerkmal. 1981 in Ost-Berlin geboren prägten ihn die Jugendjahre in der Berliner Technoszene, doch schon 2008 erlangte er weltweiten Kultstatus im Zuge der Soundtrack Produktion für einen damals kleinen Berliner Underground Film „Berlin Calling“, insbesondere dem Track „Sky and Sand“, den er zusammen mit seinem Bruder Paul produziert hatte und der sich anschließend sagenhafte 129 Wochen in den deutschen Charts hielt.

Ausgehend von diesen Erfahrungen machte sich Fritz Kalkbrenner daran weiter eigene Musik zu produzieren, die international gefeiert wird, und er tritt auf renommierten Festivals und in Clubs auf der ganzen Welt auf. 2010 tat er sich mit dem Berliner Label „Suol“ zusammen und bringt dort nach einigen 12 Inchs sein erstes Album „Here Today Gone Tomorrow“ heraus. Ein mehr als ansprechender Entwurf von elektronischer Clubmusik im Soul Kontextzeigte in Albumlänge. Die mediale Resonanz und die Begeisterung des Publikums für das Debut waren überwältigend. Titel wie „Facing the Sun“ oder „Kings in Exile“ werden als Höhepunkte gefeiert. Es folgen die Alben „Sick Travellin'“ (2012), „Ways over Water“ (2014), „Grand Départ“ (2016) und Drown“ (2018 auf Different Spring). Die musikalische Formel aus seiner markanten Stimme und den analogen, meist „warm“ klingenden House Beats bleibt bestehen, aber Genre-Schubladen wie House, Techno oder Pop hat er längst sich gelassen hat und ist endgültig in seinem eigenen Sound-Universum angekommen.

Ende 2018 bringt er sein eigenes Label „Nasua Music“ an den Start und beginnt mit einem neuen Kreativteam umgehend mit der Produktion neuer frischer Musik. Zunächst erscheint  2019 mit der Single „Rye“ auf Anjuna Deep die erste Zusammenarbeit mit dem Berliner Produzenten Ben Böhmer. Im Herbst desselben Jahres wird die Single „Kings & Queens“ als Vorbote auf das kommende Album veröffentlicht, die nicht nur ein Top 20 Hit in Deutschland wird, sondern auch massive Airplay- und Streaming Erfolge generiert. Im März 2020 gelingt es ihm mit seiner modernen, musikalisch elektronischen Handschrift seine Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Das sechste Studio Album „True Colours“ erscheint, das es erneut in die Top 10 der deutschen Album Charts schafft, gefolgt von einer restlos ausverkauften Tour in 2021. Im selben Jahr veröffentlicht er unter dem Eindruck der Corona Krise mit „King Curtis“ eine rein instrumentale Single im klassischen Deep House Stil, die sich gleichermaßen an reichlich Streaming Support erfreuen darf. Im Herbst 2022 veröffentlicht Fritz Kalkbrenner dann mit „In the Morning“, co-produziert von Henrik Müller (Gheist), wieder einen zeitlosen Popsong, den er mit seiner Ausnahmestimme im Gewand elektronischer Musik zum Besten gibt. Zur neuen Single „Waiting for the Sun“, die am 28.07.23 erschien, kommt der Meister erstmals zum Lucky Lake Festival an den Losheimer Stausee.

Entgegen den Verlautbarungen einer saarländischer Wochenzeitung vor Jahren, die –  so wörtlich – „Fritz Kalkbrenner live an den Turntables …“ ankündigte, kann man den Mann natürlich nicht als Deejay erleben, sondern nur als Live-Act erleben. Denn Deejay war Fritz Kalkbrenner noch nie.

L!VE: Hallo Fritz, das Lucky Lake Festival in Losheim findet tagsüber statt. Um 22 Uhr ist Schluss. Ist das nicht bemerkenswert für eine Musik, die eigentlich eher so aus dem Club Kontext?

F.K.: „Überhaupt nicht. In den Niederlanden wird es schon so seit 30 Jahren so gemacht und wird auch dementsprechend positiv goutiert. In England ist es auch ähnlich mit den Daytime Raves und der Love Family Park findet ja auch nicht nachts statt. Außerdem ist das doch auch eine gute Sache für alle, die am nächsten Tag wieder früh rausmüssen oder am Abend jemand kennen gelernt haben, mit dem er/sie/es früh ins Bett will. Also es ist gar nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick erscheint.“

L!VE: Wie wichtig ist es Dir, Deine Musik auch live zu spielen? 

F.K.: „Es ist auf jeden Fall wichtig, da Teil meines Schaffenshorizonts, Teil der Arbeit, die ich mache. Ich würde das in keinem Fall zielgerichtet oder bewusst zurückhalten oder verbergen. Da würde einfach was fehlen, wenn man das den Leuten verheimlicht. Klar, wenn man Problem mit Gruppen hat oder andere greifbare Gründe gegen Auftritte, dann ist das was anderes, aber wenn dem nichts im Weg steht, sehe ich auch keinen Grund, sich dem künstlich zu entziehen.“

L!VE: Du singst live auf der Bühne, was an sich für einen Deep House Star eher ungewöhnlich ist. Oft wird auf Flyern und in Zeitschriften sogar unterschlagen, dass du live unterwegs und eben kein Deejay bist. Macht dich das nicht sauer?

F.K.: „Vielleicht haben nicht alle, die da schreiben, wirklich die Abstraktion was da passiert. Aber ich bin da recht leidenschaftslos. Nicht jeder kann alles wissen, das ist nicht schlimm.“

L!VE: Dein Live-Equipment scheint auf das Wesentliche konzentriert und Du gehörst offensichtlich nicht zu den Hardware-Posern?

F.K.: „Man muss ja da schon ein bisschen ehrlich sein. Also das, was ich da rum stehen habe, ist schon vergleichsweise schlank, das stimmt schon. Aber es ist, um mein Ding zu machen, eben vollkommen ausreichend. Manch andere gehen vielleicht nach der Devise vor „Klappern gehört ja zum Handwerk“ und stellen dann dementsprechend mehr hin, was dann aber per se alles nicht notwendig ist. Ich sehe da jetzt nicht wirklich den Bedarf. Es wäre vielleicht vor 20 Jahren noch mal anders gewesen, wo die Leute ihr Studio zuhause ausbauen und auf der Bühne wieder aufbauen mussten, um ihr Ding live zu machen. Das ist mittlerweile nicht mehr nötig und ich muss sowieso nicht versuchen durch ein Dioden-Meer zu beeindrucken. Bei mir wird das dann auch durch die Gesangskomponente so ein bisschen abgefedert?“

L!VE: Apropos Dioden-Meer, wie wichtig ist dir das Drumherum, was so Visuals und die Bühnenshow angeht?

F.K.: „Na ja, also bei größeren Sachen sind es schon mal Faktoren, die signifikant mitspielen. Da braucht es schon eine ausgearbeitete Licht- und Visuals-Show. Das ist ja in der Größenordnung eigentlich obligat, hat einen entsprechenden wichtigen Stand und ist nicht zu unterschätzen. Doch von der ganzen Bühnenshow, Light und Visuals, da bin ich der, der am wenigsten mitkriegt. Aber das ist schon in Ordnung, das wird ja fürs Publikum gemacht. Dessen Reaktion bekomme ich natürlich mit und so entsteht ein Dialog, der da stattfindet, und der ist jetzt auch nicht so zu unterschätzen. Das hat schon seine Wichtigkeit und das macht natürlich auch Spaß. Sonst könnte man die Show auch vor der eigenen Wohnzimmerwand machen – und das muss ja nicht sein!“

L!VE: Dein natürliches Habitat scheinen nur große Events und Festivals zu sein. Würdest du nicht auch mal wieder gerne in einem kleinen Club auf der Bühne stehen?

F.K.: „Früher war das ja schon so, wenn zum Beispiel in etwas ferneren Märkten operiert, da ist das dann vergleichsweise oft noch der Fall. Wenn ich früher beispielsweise in Australien auf Tour gegangen bin, dann hat man dann in Sydney oder Melbourne schon so in 400 Mann Clubs gespielt. Und jetzt so in Europa versucht man solche Gigs immer in der Zwischensaison noch irgendwie dazwischen schieben. Aber das sind dann schon ausgesuchte Venues der europäischen A-Klasse an Clubs, mit denen nicht unbedingt alle anderen Läden mithalten können. Und wenn man das eintüten kann, dann mache ich das schon noch gerne. Das ist dann dementsprechend natürlich anders und auch der Live-Act an sich anders aufgebaut, irgendwie strukturierter, weil das Set-Up in den Clubs selten auf Live-Gesang ausgerichtet ist. Auch das Publikum ist ein bisschen spezieller, beziehungsweise noch mehr in der Thematik drin und das ist logischerweise clubspezifischer. Aber alles in allem sind solche Clubgigs immer wieder eine schöne und willkommene Abwechslung, auf jeden Fall!“

L!VE: Jetzt kommt dann ganz offiziell im Herbst/Winter die neue „Waiting for the Sun“ Tour. Wie sind deine Erwartungen?

F.K.: „Wir sind ja noch ganz frisch im Vorverkauf, doch da kommen jetzt auch schon die ersten Updates in Sachen Zahlen rein und das liest sich alles erst Mal ganz gut. Natürlich freut man sich, wenn es da viel Anklang gibt, das ist ja logisch. Welcher Künstler würde sich da nicht freuen? Das ist jetzt auch überhaupt nicht nur auf monetäre Sachen gemünzt, sondern für den Künstler ist das natürlich immer schön zu erleben, wenn die Leute sich gezielt Tickets für ihn kaufen. Die Künstler-Fan Beziehung, das ist ja im besten Falle fast so was wie eine lange und fruchtvolle Ehe und, dass das noch funktioniert, dass beiden Seiten da noch was geben, das gefällt mir sehr!

L!VE: Sehr schöner Gedanke! Da würdest Du nicht zufällig auch noch das lang erwartete siebte Album „geben“ wollen?

F.K.: „Ist schwierig heutzutage, so mit den heutigen Distributionswegen. Das letzte Album, das war wirklich gerade noch so in den letzten Atemzügen des alten Systems, fast schon ein Anachronismus. Ist jetzt schwer zu sagen, ist halt Künstler abhängig. Manche sind ja inzwischen rein Single orientiert und auch ich bin aktuell eher auf die Singles orientiert. Das hat dann auch mit dem Spotify-Algorithmus etc. zu tun. Was jetzt auch schade ist, aber es kann unter Umständen sein, dass das Format Album seinen Zenit überschritten hat. Heute gelten ja mitunter schon 30 Minuten als Album. Für den Künstler können solche Veröffentlichungen aber fast schon kontraproduktiv werden wegen der Aufmerksamkeitsspanne des Publikums. Da wird quasi verlangt irgendwie sechs Monate zu arbeiten und dann hat man vielleicht fünf Tage Zeit, wo die Leute das interessiert. Das steht dann einfach in einem schlechten Verhältnis. Natürlich gab es bei mir so eine gewisse Regelmäßigkeit, aber ja, wie gesagt, die neuen Zeiten verlangen da wirklich ihren Tribut, da muss man ehrlich sein. Unter Umständen ist dann so ein Album nicht mehr ganz so umfangreich, wie es früher war. Trotzdem sollte man da nix  ausschließen. Es kann auch sein, dass mich der Hafer wieder sticht.“ 

L!VE: Vielen Dank, einen schönen Sommer, viel Spaß in Losheim und viel Erfolg auf der Tour!

Im Osten viel Neues

Der Saarbrücker Osten beginnt in der Mainzer Straße und wenn‘s irgendwo passiert, dann war das in den letzten Jahren immer genau hier. Das kommt natürlich nicht einfach so von alleine, sondern dahinter stecken immer Köpfe, die ihr Ding machen. Und von diesen Machern profitiert im Zweifelsfall dann ein ganzes Viertel oder sogar die gesamte Stadt. Genauso so einer ist Nico Weber mit seinen Gastro-Objekten in der Mainzer Straße.

Die Namen Pizza Gotti, Baba Shuk, Nori und Red Octopus stehen nicht nur für die interessantesten gastronomischen Angebote der letzten Jahre im Quartier Mainzer Straße, sondern sind auch schlichtweg kaum außerhalb dieses hippen Kiezes vorstellbar. Denn genau solche Lokale stehen sinnbildlich für das Flair dieses Straßenzuges, zeigen dessen Besonderheit und machen leicht nachvollziehbar, warum nicht wenige hier die beliebteste Ecke der Landeshauptstadt vermuten. Hier ist halt manches hipper, bunter abwechslungsreicher, vielleicht sogar großstädtisch, aber auf jeden Fall anders. Das reicht vom Angebot im Supermarkt über das etwas andere Küchenstudio, den Tierbestatter und den kleinen Club der fast ausschließlich Livemusik bietet, bis hin zu Gastronomieperlen wie Einraum, Jules Verne oder Hunter Thompson – und eben den eingangs schon genannten vier Lokalen, die allesamt Nico Weber ersonnen hat und die doch von der Ausrichtung kaum unterschiedlicher sein könnten.

Höchste Zeit also den Mann zu treffen, der irgendwie wie für den Mainzer-Straßen-Kiez gemacht zu sein scheint und mit zu den Persönlichkeiten gehört, die dieses Viertel in den letzten Jahren ganz weit nach vorne gebracht haben. Da tut es dem Ganzen auch keinen Abbruch, wenn er mit dem Baba Shuk mittlerweile eines der Objekte wieder aufgegeben hat, denn auch dessen Einfluss ist kaum bestreitbar. Der 38-Jährige, stammt ursprünglich aus St. Ingbert, lebt aber seit gut 20 Jahren in Saarbrücken. Er hat Marketing-Kommunikation studiert, anschließend ein bisschen im Bereich Werbung und bei einer Wochenzeitung gearbeitet und dann noch zwei drei Jahre im Veranstaltungsbereich, bevor er sich entschied, sich selbstständig zu machen. Sein Herz schlug praktisch von Anfang an für die Mainzer Straße und er hat seit er nach Saarbrücken kam immer hier gelebt, höchstens mal in einer Seitenstraße wie Uhland- oder Arndtstraße. Erste gastronomische Fußabdrücke hinterließ er seit 2012 mit seinen Beteiligungen an der Burgerei am St. Johanner Markt und dem Herzenslust im Nauwieser Viertel und seit der Eröffnung des Pizza Gotti im Jahr 2020 „bespielt“ er die Mainzer Straße. Sein Traum war dabei eigentlich immer irgendwas in der Gastronomie zu machen, irgendwas, was mit Kochen zu tun hat, weil das immer schon sein Hobby war.

Warum hast Du eigentlich dann nicht Koch gelernt, immerhin entwickelst Du ja auch immer wieder Gerichte für Deine Läden?

Also ich wollte tatsächlich früher schon mal Koch werden, hab‘ auch einige Praktika gemacht unter anderem in Frankreich. Ich hab‘ dann relativ schnell gemerkt, dass die Arbeitszeiten nicht so meins waren, wenn ich dann abends um elf nach Hause kam und am nächsten Morgen wieder um zehn da sein musste. Da hab‘ ich mich dann doch für was anderes entschieden. Aber der Bereich hat mich trotzdem immer da hingezogen und irgendwas mit Essen zu tun, das ist eigentlich das, was mich erfüllt, was mir Spaß macht.“

Wie kamst Du in die Mainzer Straße?

„Ein Herz für die Mainzer Straße hatte ich schon immer und so war es eine ganz bewusste Entscheidung, hier was zu machen. Mir wurden auch viele Läden hier und da angeboten, alle natürlich viel besser und, und, und. Aber ich hab‘ keinen Bock auf Markt, weil das ganz bestimmte Ding, das mir vorschwebte, das passt nicht an den Markt, weil man da nun mal ein anderes Publikum hat. In die Nauwies würde ich auch nicht mehr gehen, obwohl das Viertel supercharmant ist. Allerdings finde ich es schade, weil dort immer mehr Abwanderung stattfindet. Es hat sich leider über die ganzen Jahre so ein bisschen zurückentwickelt, anders als es ganz früher war und eine coole Subkultur entstehen konnte. Unterm Strich glaube ich, dass meine Ideen nicht so gut laufen würden, wenn es im Viertel wäre. Hier in der Mainzer hat man einfach mehr Laufkundschaft, also bin ich hier super happy mit der Lage. Nur die Parkmöglichkeiten sind so ein Ding, vor allem für die, die von außerhalb kommen. Ich hoffe ja immer noch, das wird schon noch, wie man seit Jahren sagt. Es wird ja so langsam sukzessive ein bisschen mehr, dass sich die Mainzer Straße schon noch mehr entwickelt und so langsam in dem Glanz erstrahlt, der ihr eigentlich gerecht wird. Schlussendlich ist die Mainzer Straße einfach das Viertel hier, was ich am spannendsten finde. Und hier herrscht schon etwas mehr Gemeinschaft unter den Gewerbetreibenden und keiner ist irgendwie verfeindet. Wir sind hier alle sehr gut eingeschworen und verstehen uns alle gut.“

Reisen ist für Dich ganz offensichtlich immer ein Quell der Inspirationen?

„Ich bringe schon viel mit von den Reisen. Das ist ja auch ein Hobby von mir und meiner Frau, eigentlich relativ viel zu reisen. Neue Sachen zu entdecken, ob das jetzt Design ist oder Food, ist da auch unsere Inspiration. Und deswegen reisen wir viel, eigentlich überall hin. Auch viel in Asien, denn meine Frau hat zum Beispiel länger dort gelebt, in Taiwan. So ist man eigentlich relativ viel unterwegs.“

Neben der großen Vielfalt fällt vor allem die visuelle Stärke der Locations auf. Das heißt, dass der Look und das Branding von allen alles was du machst, Dir durchaus sehr am Herzen liegt?

„Schön, dass man das sieht! Man kann das selber ja schlecht einschätzen, wie das ankommt oder ob das auffällt. Ich würde mich einfach nicht wohlfühlen, wenn das nicht gut aussieht, gleich wie gut die Küche wäre. Das steht oft geschäftlich ein bisschen im Konflikt, wenn man merkt, wenn man es etwas mehr kommerzieller machen würde oder gemacht hätte, würde es vielleicht noch besser laufen. Vielleicht steht man sich da manchmal selber im Weg. Man hat ja einen gewissen Anspruch an sich selber, an seinen eigenen Geschmack. Wir haben ja eine gewisse Design- und Food-Affinität und da kann man es einfach nicht schlecht machen.“

Ein Herz für die Mainzer Straße

Das ist ein interessanter Punkt, denn es gibt ja noch andere Beispiele, wo ihr nicht den einfachsten Weg geht. Ich denke da beispielsweise an die eingeschränkten Reservierungsmöglichkeiten?

„Also eigentlich war am Anfang der Grundgedanke, dass es hier gar keine Reservierungen gibt, wie man es auch von Großstädten kennt, um das Ganze ganz einfach zu halten. Klar, für größere Gruppen, das muss man machen. Ich wollte es einfach ein bisschen einfacher machen, dass man sagt,  ich hab Lust was essen zu gehen, gehen wir doch einfach da und da hin. Man kriegt einen Platz und gut, wenn nicht, wartet man einfach zehn Minuten und kriegt dann einen Platz. Einfach was gutes Essen in einer ungezwungenen Atmosphäre, das war schon immer so mein Motto. Ohne irgendwie einen stylishen Kellner, für den man sich schick anziehen muss. Einfach locker und unbefangen irgendwo hingehen und man kriegt trotzdem was Gutes zu essen, was in der Regel eigentlich auch funktioniert hat. Dennoch haben wir gemerkt, manche Leute hier wollen die Sicherheit eines reservierten Tisches haben, weil sie sonst denken, die müssten dann stundenlang im Regen stehen und warten und dann kriegen sie nichts zu essen und verhungern. Weswegen jetzt auch zum Beispiel im Nori ab vier Personen Reservierungen über WhatsApp möglich sind.

Zum Thema alles andere als einfach gehört auch die ungemein hohe Authentizität, gleich ob bei neapolitanischer Pizza oder japanischer Brühe.

„Das ist mir persönlich extrem wichtig, weil ich finde immer, es fehlt ein bisschen an Läden, die es genauso authentisch machen wie wir. Und natürlich war man oft in Neapel gewesen und hat sich dort alles bis ins kleinste Detail genau angeschaut. Und deswegen habe ich einem extrem hohen Anspruch, an das was wir machen. Ich will es genauso machen wie in Neapel. Ich will die besten Zutaten haben, die lassen wir jede Woche aus Italien liefern. Ich will genauso einen Teig haben und ich will so ein Ofen haben. Das ist unser Standard, wo wir hin müssen und drunter machen wir es nicht.

Trotz dieser unbedingten Treue zum Original gelingt Dir dann aber auch mitunter eine Cross-Promo der Läden untereinander.

„Das entsteht eher zufällig, weil die Jungs aus den Läden mir natürlich immer Rückmeldungen geben. Da hieß es dann, wir brauchen unbedingt eine Pizza mit Thunfisch, alle fragen nach Thunfisch-Pizza. Ich sag dann okay, wir sind aber kein Standard Restaurant. Wir machen keine Thunfisch Pizza. Dann höre ich wieder, das sind aber echt viele, die fragen. Schließlich habe ich gesagt, wisst ihr was, wir machen eine Thunfischpizza, aber mit Frühlingszwiebeln und unserem Nori’s Chili Crisp Oil oben drüber und haben somit auch noch bisschen Werbung fürs Nori mit drin.“

Ist das Baba Shuk eventuell ein Stück weit Opfer dieser Authentizität geworden?

„Ich war ja, glaube ich, fünfmal in Tel Aviv in Nähe, hatte mich da so ein bisschen verliebt in die Küche und habe gesagt, das ist cool, das müsste man irgendwie nach Saarbrücken bringen. War vielleicht auch noch einen kleinen Tick zu früh, jetzt ist das ein bisschen mehr in aller Munde. Es war die Zeit, vielleicht auch pandemiebedingt, wo das ganze Personalthema so ein bisschen im Umbruch war. Die Leute haben sich anders orientiert, andere Ansprüche gestellt und da war es dann schwierig einen Koch zu finden, nachdem unser Hauptkoch wegen seiner Familie zurück nach Frankfurt ging. Die Köche danach haben es einfach nicht so weitergeführt, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich musste viel selbst da sein, was auch nicht funktioniert hat und hab seitdem gesucht, gesucht, gesucht. Ich habe ein Jahr lang keinen Koch gefunden, der Lust auf so eine Küche hatte oder Bock, mal was Neues zu lernen, aber da ging gar nichts. Irgendwann habe ich dann resigniert und entschieden, bevor wir es schlecht machen, machen wir es lieber gar nicht. Es war dann einfach am Schluss nur noch ein Klotz am Bein. Sehr, sehr schade. Wir haben sehr viel Herzblut in alles reingesteckt.“

Wie geht man damit um?

„Man lernt dazu und im Nachhinein weiß ich gar nicht, ob man sauer auf sich ist, weil man es vielleicht falsch eingeschätzt hat. Man schafft etwas, was in seiner Vorstellung cool war und denkt okay, gut gemacht und muss dann erkennen, das war für den größten Teil der Saarbrücker einfach vielleicht nichts oder zu viel. Das ist oft, was einen so ein bisschen sauer macht oder wo man irgendwie die Lust verlieren könnte. Die Saarländer und Saarbrücker sprechen ja gerne von der Genuss-Region und sollen kulinarisch ein Stück weit open-minded sein, es könnte meiner Meinung nach aber immer noch mehr sein.“

Und deswegen ist Dein neuestes Objekt die Bar „Red Octopus“ ja auch kein Restaurant?

„Der Raum war da und dann auch noch direkt neben dem Nori. Wir bezahlen den, haben den immer nur als Lager genutzt und Pappe da reingeworfen? Da ist es so schade, habe ich mir gedacht, wir  müssen da irgendwie was machen. Und da ich gerade irgendwie kein Bock mehr hatte, Essen zu machen, entstand die Idee, was mit Drinks zu machen. Cocktails mach‘ ich auch ganz gern zu Hause, wenn Freunde kommen. Es wäre doch cool, eine kleine Bar zu haben, wo es einfach gute Drinks gibt und wo auch ein DJ auflegt. Aber es ist halt auch sehr, sehr klein, muss man dazu sagen. wir machen bewusst nicht so viel Werbung, weil wir jetzt auch nicht so den Mainstream anziehen möchten.“

Trotz allem hält es Dich im Quartier Mainzer Straße?

„Vor Jahren haben wir schon mal überlegt, nach Berlin zu ziehen, weil wir da auch relativ viele Leute kennen. Aber wenn schon wegziehen dann lieber an einen Ort wo Ästhetik und Natur mehr im Einklang sind. Aber eventuell entsteht jetzt was Neues in einer anderen Stadt, sogar in einem anderen Land, in Tiflis in Georgien. Wir sind da relativ gut vernetzt, dort entsteht gerade eine supercoole Subkultur mit Clubs, Bars und Restaurants. Hätte ich vorher niemals gedacht und ja, da würde ich es relativ spannend finden was zu entwickeln.“

Luft nach oben

Was kann man in deinem Kiez verbessern?

„Ich finde es schade, dass die Weiterentwicklung der Bahnhofstraße nicht noch etwas in die Mainzer Straße gezogen wurde. Eine verkehrsberuhigte Zone würde hier mehr Sitzplätze für die Gastronomen ermöglichen und mit breiteren Gehwegen und einer verkehrsberuhigten Zone mehr Leute anziehen. Das gilt natürlich insbesondere für den „hinteren“ Teil der Mainzer Straße, so ab der Kreuzung mit der Paul-Marien-Straße, da wird es ein bisschen ruhiger, obwohl es auch da interessante Angebote gibt. Mich würde es freuen, wenn die Ströme ein bisschen weiter nach hier verlängert würden. Dadurch entstehen vielleicht noch mehr Konzepte und da profitiert ja dann jeder hier davon.“

Hast du schon mal bereut, Gastronom zu sein?

„Man tut halt die Dinge, weil sie einem Spaß machen und weil man Bock drauf hat, sie zu tun – und nicht rein um Geld zu verdienen. Klar, manchmal denke ich auch, ich würd lieber was anderes tun, wo ich einfacher mein Geld verdienen kann. Aber ist auch schwierig … ich kann halt nix anderes.

(Sagt’s und schmunzelt)