Hallo Mikrokosmonauten: Auf geht’s in die neue Zukunft!
„Das Leben ist ein vielbesagtes Wandern, ein wüstes Jagen ist’s von dem zum andern, und unterwegs verlieren wir die Kräfte.“, so schrieb der österreichische Dichter Nikolaus Lenau. Und da Glück und Unglück bekanntlich auf einem Steig wandern, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn so manch persönliche Pilgertour in etwa so angenehm ist, wie sich an einem Kaktus zu reiben. Denn wer neue Wege einschlägt oder einschlagen will, setzt sich zwangsläufig neue Ziele. Und wenn man sich neue Ziele steckt, erfordert dies ein gewisses Maß an Risikobereitschaft. Das ist immer ein bisschen so wie Russisch Roulette. Hop oder Top eben. Entweder endet ein neuer Weg in einer Sackgasse oder beim Topf voll Gold am Ende des Regenbogens.
Herausforderungen, dachte ich neulich, sind mir so fremd geworden, wie leidenschaftliche Knutschereien im strömenden Regen. Ganz ehrlich bin ich schon lange nicht mehr so richtig gefordert worden. Mein Leben ist eine Aneinanderreihung von „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Tagen mit gelegentlichen Lachern, um nicht völlig in Dauer-Lethargie zu verfallen. Es passiert einfach nichts mehr. Und die ganze Zeit tat ich auch nichts, um an diesem Zustand etwas zu ändern. Früher war halt irgendwie aufregender. Da wagte man mehr, lernte leichter Leute kennen, verschaffte sich seine kleineren oder größeren Highlights. Wenn ich mir überlege, dass ich mich noch vor wenigen Jahren einfach in mein Auto setzte und in eine andere Stadt fuhr, um mich dort mit Menschen zu verabreden, die ich lediglich aus dem Internet kannte. Diese Trips sind monumental für mich, denn noch heute erinnere ich mich gerne daran. Sie waren spontan und strotzten nur so von Freiheit und „wild life“. Mittlerweile erscheint mir Spontaneität in etwa so schlimm, als würde man mir eine Sachertorte mitten ins Gesicht werfen. Spontan sein! Nein, also dann lieber jeden Tag Spaghetti.
Ist Spontaneität für uns zur unüberwindbaren Hürde geworden?
Ich habe das Gefühl, je älter wir werden desto mehr fühlen wir uns durch spontane Aktionen regelrecht überfordert. Wir sind oftmals so flexibel wie eine Bahnschranke und wundern uns dann noch darüber, dass alles so eintönig geworden ist. Dabei sind wir es doch selbst, die uns unsere Kalender mit unnützen Terminen vollklatschen, dauernd auf die Uhr schauen und uns langsam aber sicher zu Geißel unserer eigenen Beschränktheit machen.
Warum fordern wir uns nicht einfach mal selbst heraus?
Ganz klar: Diese Krise gerade betrifft uns alle. Und wir alle sind so ein bisschen in diesem Murmeltier-Swag. Dabei wäre so ein kleines bisschen Risiko mal gar nicht so schlecht, oder? Für mich bedeutete das neulich, meine Rentenversicherung zu kündigen und ins Aktiengeschäft einzusteigen. Es setzte für mich den Grundstein für eine ebenso grundlegende Veränderung. Ich bin nämlich altmodisch, was Geld angeht. Ich bleibe in Sachen Finanzen immer lieber beim Altbewährten, als mich umzuorientieren. Dieses Mal nicht. Ich denke mir halt auch immer häufiger: „Ist doch eh alles egal jetzt.“. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und das ist gut so! Ganz ehrlich: Die alten Zeiten kommen nicht wieder. Die alten Wege sind ausgetreten. Und das sage ich jetzt nicht voller Bedauern, sondern hoffnungsvoll. Okay, das eigene “Vermögen” umzuschichten ist jetzt nicht so spannend, wie alleine durch Südamerika zu trampen, aber es ist zumindest mal ein Anfang, um aus dieser Bewegungslosigkeit rauszukommen. Getreu dem Motto: “Erst durch eine Katharsis ist der Mensch bereit, notwendige Veränderungen in die Wege zu leiten.”
Ohne Fortschritt kein Fortkommen!
Ich meine jetzt nicht den Fortschritt in Wirtschaft und Technik. Nein, ich meine den eigenen. In Form von Schritt. Ein Schritt nach dem anderen, ein Fuß vor den nächsten. Ich glaube, diese Tristesse ist die optimale Bedingung, gewisse Dinge zu ändern. Das ist mein Ernst. Wir müssen uns vor Augen führen, dass die Welt in einem krassen Wandel steckt. Jetzt ist genau die richtige Zeit, sich neu zu orientieren und vor allem sich richtig zu positionieren. Und nicht wie ein begossener Pudel dazustehen und sich weiterhin runterziehen zu lassen um dann hinterher empört zu sagen, man hätte die Dinge ja nicht kommen sehen. Wir sehen seit einiger Zeit ganz genau, wohin die Reise geht.
Altbewährtes ad acta legen
Langfristige Geldanlagen sind genauso überholt wie eingefahrene Verhaltensmuster. Fakt ist, dass sich in den nächsten Jahren so gut wie alles ändern wird. Wir werden anders arbeiten, essen, reisen, sprechen und sozial interagieren. Vieles wird grüner (ob wir wollen oder nicht), einiges mag auf Unverständnis stoßen. Aber für unsere Nachfolge-Generationen wird das alles völlig normal sein, weil sie es nicht anders kennen. Der Mensch ist eben anpassungsfähig. Als ich neulich wieder in einer dieser Gedankenspiralen feststeckte, grübelte ich darüber, warum es uns seit jeher so schwer fällt, von unseren Gewohnheiten abzulassen und uns neu auszurichten. Einfach einen Schlussstrich ziehen, weil es an dieser Stelle nichts mehr zu gewinnen gibt. Für viele undenkbar, aber dringend nötig! Ich verrate euch deshalb ein Geheimnis: Wer es schafft,
langfristig zu denken, wird erfolgreich sein.
Am Ende zählen nur zwei Dinge: Menschlichkeit und Mut
Irgendwie ist uns die Menschlichkeit abhanden gekommen. Corona macht das nicht besser. Überall 1,50 Meter Abstand, keine Umarmungen mehr, kein ungezwungenes Beisammensein in größeren Gruppen, die Gesichter verhüllt hinter einer Maske und am besten weder reden noch ansprechen. Dabei ist das Gemeinschaftsgefühl wichtiger denn je, denn abhängig davon, wie stark oder schwach dieses ist, entscheidet es auch über unsere Zukunft. Wir brauchen einander und sind voneinander abhängig. Und auch wenn es viele nicht gerne hören: Wir sind Herdentiere und brauchen den anderen. In meiner idealistischen Vorstellung werden wir in Zukunft wieder mehr auf Respekt, Ethik und Moral abfahren, als auf Hochmut, Habgier, Zorn, Maßlosigkeit und Neid. Und Trägheit geht natürlich auch nicht, denn das bedeutet zwangsläufig das Ende jeder Zivilisation.
Ein Gutes hat die Sache: Es wird nicht langweilig werden, wenngleich es nicht einfacher werden wird. Aber wichtig ist, dass wir unsere Ziele nicht aus den Augen verlieren. Und dass wir versuchen, nicht stillzustehen sondern jetzt schon dafür zu sorgen, dass wir später nicht untergehen. Aller Anfang ist schwer deshalb heißt es jetzt: Aktiv werden und dafür sorgen, dass wir die Veränderungen dieser Welt halbwegs unbeschadet überstehen.
Also raus aus dem Murmeltier-Modus!