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Mel´s Mikrokosmos

Eine Ode an die menschliche Natur

Hallo Mikrokosmonauten: Mensch bleibt Mensch

Als ich vor 12 Jahren „Mels Mikrokosmos“ zum Leben erweckte, grübelte ich darüber nach, um was es in meinen Texten gehen könnte. Die Ideen, müsst ihr wissen, gehen mir eigentlich nie aus, aber was ist es eigentlich, was uns Menschen am meisten interessiert? Über was können wir stundenlang philosophieren und was spiegelt uns als eben jene Menschen wider? Und dann kam ich drauf:

Leben, Liebe, Lasterhaftigkeit!

Das sind die drei essenziellen Schlagworte für mich und meinen Mikrokosmos und für all meine Leser und Leserinnen. Ich habe diese Merkmale nicht einfach so gewählt. Ich wählte sie damals, weil sie für mich untrüglich miteinander verbunden sind. Und weil ich nach all den Jahren immer noch finde, dass unser Leben eine Achterbahnfahrt ist voller Höhen und Tiefen, voller Überraschungen und Wendungen. Das Leben ist zuweilen ein Tanz auf dem schmalen Grat zwischen Vernunft und Versuchung, zwischen Verantwortung und Verlockung. Und in diesem Tanz spielen Liebe und Lasterhaftigkeit nun mal eine entscheidende und zentrale Rolle.

Und mittendrin sind wir, begegnen uns und reden einfach nur über das Wetter! Euer Ernst?

Wir sind doch viel mehr als Regen, Sonne oder Wolken. Wir wollen doch oft viel mehr sagen! Ich rede zum Beispiel am liebsten übers Essen, Horoskope und Musik. Aber im Smalltalk ertappe ich mich leider auch immer öfter, wie ich bei seichten, oberflächlichen Themen bleibe, wenn ich mich überhaupt mal für ein paar Worte mit fremden Menschen erwärmen kann. Aber warum eigentlich?

Warum spreche ich nicht einfach mal über die Liebe? Diese wunderbare und zugleich verwirrende Emotion, die uns antreibt und schweben lässt? Ich befürchte jedoch, so etwas tut man nicht. Die meisten Menschen sind auf Unverbindlichkeit programmiert. Sie bleiben lieber in seichten Gewässern und gelegentlich beherrschen sie noch nicht mal die lockere Plauderei. Neulich zum Beispiel traf ich einen alten Bekannten, ich hatte bis dahin einen fürchterlichen Tag und er fragte mich, wie es mir ginge. Daraufhin setzte ich an mit einem seufzenden „Nun ja, eigentlich nicht so gut…“, und noch ehe ich diesen Satz richtig beenden konnte, grinste der Bekannte regelrecht durch mich durch und antwortete voller Begeisterung: „Wunderbar, das freut mich!“. Er hatte mir schlichtweg überhaupt nicht zugehört, was mich dazu bewog, mir die Frage zu stellen:

Können wir nicht mal mehr zuhören?

Über Themen, wie Liebe zu sprechen, wäre also wahrscheinlich eine totale Überforderung für die Menschheit. Und am Ende eine regelrechte Zeitverschwendung, wo wir ohnehin nicht richtig hinhören. Dabei ist die Liebe doch wie ein berauschender Cocktail, der unsere Herzen erfüllt und uns in einen Zustand der Ekstase versetzt. Die Liebe kann uns dazu bringen, über uns selbst hinauszuwachsen, uns zu opfern und das Glück eines anderen über unser eigenes zu stellen. Sie ist der Kitt, der Beziehungen zusammenhält und uns das Gefühl gibt, dass wir Teil von etwas Größerem sind.

Leider vergessen wir das in der Hektik des Alltags viel zu schnell. Und zwischen Tür und Angel bleibt auch oft nur ein gehauchter Kuss. Dennoch nimmt die Liebe mit all ihren Facetten ein großer Teil meiner Kolumne ein. Wenn ich mir überlege, wie viele Höhenflüge, aber auch Abstürze ich mit euch in den letzten Jahren geteilt habe, wird mir ganz schwindelig. Und bei all der Schwärmerei über die großartige Liebe, darf ich nicht außer Acht lassen, dass sie durchaus auch dunkle Seiten mit sich bringt, die man noch viel weniger gut und gerne in einem gewöhnlichen Smalltalk besprechen möchte. Die Liebe kann uns verletzlich machen, uns in einen Strudel aus Eifersucht und Unsicherheit ziehen. Sie kann uns dazu bringen, Dinge zu tun, die wir normalerweise nicht tun würden, und uns in eine Abhängigkeit von einer anderen Person verstricken. Die Liebe kann uns manchmal blind machen für die Realität und uns dazu bringen, Fehler zu machen, die wir später bereuen.

Tja, und dann gibt es da noch die Lasterhaftigkeit, diese verführerische Versuchung, die uns in ihren Bann zieht. Sie ist wie ein verlockender Teufel, der uns mit seinen dunklen Künsten lockt. Die Lasterhaftigkeit kann uns dazu bringen, unsere moralischen Prinzipien zu vergessen und uns in ein Netz aus Sünden zu verstricken. Sie kann uns dazu bringen, Dinge zu tun, von denen wir wissen, dass wir sie nicht tun sollten, aber die uns dennoch eine gewisse Befriedigung verschaffen. Gerade so manche Laster wurden hier über die Jahre angesprochen und ausdiskutiert. Aber genau das macht uns eben auch aus: Dass wir gelegentlich schwächeln und uns in einen Teufelskreis aus Schuldgefühlen und Selbstzerstörung katapultieren. Aber auch darüber mögen wir nur ungerne plaudern. Dinge, die uns von unseren Zielen und Träumen abbringen und uns eventuell in eine Spirale des Unglücks stürzen, sind Themen für unsere Tagebücher aber nicht unbedingt für den Kneipenstammtisch, es sei denn, wir sind Stammgast im „goldenen Handschuh“.

Seien wir ehrlich: Laster bestimmen unser aller Leben mal mehr, mal weniger, aber damit kokettieren wollen wir natürlich nicht.  Die Lasterhaftigkeit kann uns dazu bringen, uns von den Dingen zu entfernen, die wirklich wichtig sind und uns in eine Welt der Oberflächlichkeit und Leere führen. Klar ist das alles temporär aufregend und reizvoll, aber schlussendlich führt es zu nichts. Dennoch sind diese drei Komponenten untrennbar miteinander verbunden und gerade weil sie sooo tiefgründig sind, behandeln wir sie besser in meiner Kolumne und nicht beim Nachmittags-Plausch in der Büroküche. Es sei denn, es handelt sich um den Lieblingskollegen.

Am Ende ist es doch so: Leben, Liebe, Lasterhaftigkeit sind wie die Seiten eines Würfels, die uns die Vielfalt und Komplexität des menschlichen Daseins zeigen. Sie erinnern uns daran, dass wir alle fehlbare Wesen sind, die nach Glück, Erfüllung und einem Sinn im Leben suchen. Also lasst uns das Leben in vollen Zügen genießen, die Liebe mit offenen Armen empfangen und die Lasterhaftigkeit mit Vorsicht und Bedacht angehen. Lasst uns unsere menschliche Natur akzeptieren und uns selbst vergeben, wenn wir Fehler machen. Denn am Ende des Tages sind es gerade diese Höhen und Tiefen, diese Licht- und Schattenseiten, die uns zu dem machen, was wir sind: Einzigartige und unvollkommene Wesen auf der Suche nach einem Stück Glück in dieser verrückten Welt. 

So, und jetzt denkt bitte nicht, ich wäre unter die Prediger gegangen. In der nächsten Kolumne geht es nämlich um ausschweifende Orgien, barbusige Zügellosigkeit und erotisierende Exzesse! 

P.S. Ein bisschen Fake ist immer. So wie der Pelz auf meinem Bild.

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