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Mel´s Mikrokosmos

Gleich und gleich gesellt sich gern?

Hallo Mikrokosmonauten: Jeder sollte einen Gegensatz haben!

Ein guter Freund und ich stellten neulich fest, dass wir froh sind, uns nicht früher kennengelernt zu haben. Warum? Weil wir beide eine so explosive Mischung ergeben, dass wir wahrscheinlich schon die ganze Welt in Schutt und Asche gelegt hätten. Und uns mit! Zusammen, so sagen wir, bringen wir beim jeweils anderen die fiesesten Charakterzüge zum Vorschein. Wir beide in Kombination – da flüchten Leute, die uns kennen, wenn sie uns bereits von weitem sehen. Natürlich können wir auch unheimlich unterhaltsam und lustig sein, aber unseren Humor versteht nicht jeder. Viele haben vor unserer Scharfzüngigkeit im Doppelpack regelrecht Angst. Die meisten sind uns einfach nicht gewachsen. Wir ticken und denken eigentlich gleich. In unserem Falle natürlich ein Jackpot, aber für unsere Mitmenschen manchmal unerträglich. Ich sagte zu ihm, dass ich durch ihn so gemein und gehässig geworden bin, dass ich neulich nachts sogar den Teufel höchstpersönlich aus meiner Garderobe im Flur glotzen sah. Er wiederum meinte, nach meiner Beschreibung zu gehen, handele es sich eher um Mark Medlock, aber ich bin sicher, dass der Teufel mich holen wollte und kein spitzbärtiger Sängerknabe.

Das schlimme an der ganzen Sache ist, dass das mit uns jedes Mal eine gewisse Eigendynamik entwickelt, und wir irgendwann nicht mehr zu stoppen sind. Irgendwann, da bin ich mir sicher, wird uns irgendjemand unvermittelt eine verpassen. Dass das bisher noch nicht passiert ist, wundert mich ohnehin schon. Schon alleine, wenn wir mal wieder neue Praktikanten zu unserem eigens kreierten „okkultistischen Aufnahmeritual“ beordern, bei dem es einzig und alleine darum geht, wie lange sie unsere Show durchhalten. Während wir sie mit Locherschnipsel bewerfen, müssen sie rätselhafte Mantras nachsprechen, die wir wild gestikulierend vorgeben. Es gibt Praktikanten, die noch heute traumatisiert sind.

Nun denn, das alles geht nur, wenn man einen „Partner in crime“ hat, mit dem man solche Aktionen bringen kann. Ich sage immer, dass es eigentlich eine Schande ist, dass wir noch kein gemeinsames TV-Format bekommen haben.

Was freundschaftlich ein Leichtes ist, geht in Liebesangelegenheiten so gaaar nicht! Da bevorzuge ich nämlich krasse Gegensätze.

Ergänzung statt Gleichklang

In meinen Jugendjahren schwärmten meine Freundinnen und ich von dem einen, der genauso tickt wie man selbst. Der die gleiche Playlist auf dem Handy hat und man sich im gleichen Moment anruft. “Das sind alles Zeichen!”, dachten wir. Das Zeichen, dass man füreinander bestimmt ist. Dass das Schicksal einen zusammenbringen will und man die Signale nur richtig deuten muss.

Bei meinem aktuellen Partner ist das Einzige, was bei uns gleich ist, dass wir damals zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren, als wir uns kennenlernten. Ja entschuldigt bitte, aber es ist nun mal so. Natürlich danke ich dem Schicksal, wenn es das gibt, dafür, dass es so war, aber im Endeffekt haben sich hier zwei Menschen gefunden, die unterschiedlicher nicht sein könnten! Zuweilen dachte ich sogar daran, dass das Schicksal mich irgendwie testen will. Aber dann wurde mir bewusst, dass ich schon viel zu alt bin, um mich von jemandem oder etwas prüfen zu lassen. In meinem Alter muss man nur noch über den TÜV kommen, alles andere ist wurscht!

Na ja, aber das mit meinem Partner, oder besser gesagt, Lebensgefährten ist schon lustig, wenn man bedenkt, dass wir seit über sechs Jahren unsere Gegensätze feiern. Mein jüngeres Ich würde wahrscheinlich heulend zusammenbrechen, wenn es wüsste, dass ich nicht nur einen Mann bekommen habe, der astrologisch überhaupt nicht mit mir kompatibel ist, sondern auch noch einer, der A sagt und ich B verstehe.

Versteht mich nicht falsch, ich bin mega zufrieden in meiner Partnerschaft, aber ich frage mich dennoch sehr oft:

Wie kann das funktionieren?

„Gegensätze ziehen sich an.” – Diesen Spruch habe ich schon immer gehasst. Ich wollte immer mein Yin oder Yang finden. Meine andere Hälfte sozusagen, die mir irgendwann in einem früheren Leben abhandenkam.  Aber dann begann ich zu überlegen. Was, wenn ich schon immer ein Gegensatz von allem war? Und mein Pendant mich hinsichtlich dieser Lebensweise nur ergänzte? Und dass es am Ende genau so kommen musste, wie es jetzt gerade ist? Also doch so etwas wie Schicksal, nur etwas anders eben.

Lasse ich meine Liebschaften mal im Geiste Revue passieren, klappte es mit jenen Männern, von denen ich glaubte, es passt perfekt überhaupt nicht. Diejenigen, die annähernd so tickten wie ich, waren Aufreißer, Poseure und Luftpumpen. Als ich dann neulich in einem Fahrradgeschäft letzteres, nämlich eine Luftpumpe, kaufen wollte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich war selbst eine Luftpumpe! Und gleich und gleich war in diesem Falle einfach nicht machbar! Man lässt ja auch den Blinden nicht den Blinden führen. Was ich brauchte, war das Rad, dem ich ab und an meine frische Luft anbieten kann! Und dann wusste ich wieder, warum ich mit meinem Partner schon so lange zusammen bin.

Ich war seine Luftpumpe, aber er brauchte mich! Ich war das Feuer, das sein Wasser zum Kochen brachte. Ich war der Motor, der seinen Wagen erst startete!  Das Benzin für seinen Rasenmäher! Der Nagel für seinen Hammer! Und so weiter!

Ich dachte nach. Vielleicht waren wir gar nicht so gegensätzlich. Tief in unserem Inneren schlugen unsere Herzen vielleicht sogar im gleichen Takt. Lediglich in unserer Art, zu leben unterschieden wir uns. Ich meine, dass er nach all den Jahren noch immer nicht verstehen kann, dass ich meine gebrauchten Tempos überall rumliegen lasse und ich wiederum nicht begreife, wie jemand seit Jahrzehnten die immergleichen Rituale pflegt, wie zum Beispiel den Nachmittags-Kaffee, ist eigentlich unwichtig, wenn ja sonst alles fein ist.

Am Ende ist es so: Wenn ich es mir recht überlege, brauche ich einen Gegensatz, sonst käme ich ja auf gar keinen grünen Zweig mehr. Durch ihn wird ein klein wenig meiner Scharfzüngigkeit entschärft, Und dank mir, verleihe ich seiner Ordnung etwas mehr Gewirr. Ein Gegensatz hält einen immer auf dem Boden, wenn man Gefahr läuft, wegzufliegen.

Was aber nicht heißt, dass ich nicht weiterhin ein kleiner Satansbraten bleibe und weiterhin mit meinem guten Freund ein paar Gemeinheiten aushecke. Ich glaube, das muss einfach so sein!

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