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Leben & co

Trampen, Träume und Tattoos

Als Daniel Klesen im Jahr 2014 nach Australien ging, tat er das im Rahmen seines BWL-Studiums. „Mein Wunsch war damals, irgendwann richtig viel Geld zu verdienen, so dass ich mir einen Lamborghini vor die Villa stellen kann“, erzählt er mir lächelnd im Zoom-Meeting. Fünf Jahre später ist Daniel ein völlig anderer Mensch, der nicht mehr von schicken Luxuskarossen, sondern von einem erfüllten Leben mit Familie, Freunden und einer coolen Strandbar träumt.

Daniel und ich sind zum Video-Call verabredet. Aus meinem Laptop grüßt mich ein bärtiger Typ vor roter Tapete in seinem ehemaligen Kinderzimmer im Bergweiler Elternhaus. Sehr sympathisch und redefreudig erzählt mir Daniel Dakuna, wie er sich heute nennt, von den Anfängen seiner Reiselust. Nie so richtig aus Deutschland herausgekommen, flog er für das erste Semester seines Masterstudiums nach Australien. „Das war eine sehr lustige und typisch studentische Zeit mit vielen Partys und neuen Freunden. Nach dem Semester war ich allerdings ziemlich pleite und hatte nur noch das Geld für einen Trip nach Neuseeland, wo ich unbedingt hinwollte.“ Dort angekommen, stellte er fest, wie teuer das Land ist und entdeckte durch einen Bekannten das sogenannte Couchsurfing für sich. Das klappte super und da auch das Reisen in Neuseeland einiges kostet, begann er zu trampen. „So habe ich diese Art des Reisens kennen und lieben gelernt. Die Menschen waren so freundlich und hilfsbereit, davon war ich überwältigt und begeistert. Ich wurde oft zum Übernachten eingeladen und habe tolle Geschichten erlebt. Die zwei Monate dort waren bis dahin die großartigste Zeit meines Lebens.“ Von seinem Studentenkredit flog Daniel dann weiter nach Südostasien, fuhr dort mit Bus und Bahn und schlief in typischen Backpacker-Unterkünften. Schließlich landete er in Japan, wo er die Neuseeland-Erfahrung wiederholen wollte. Zwei Monate verbrachte er ausschließlich mit Trampen und Couchsurfing und danach wusste er: das ist meine Art zu reisen.

Zurück in Deutschland brach Daniel sein Studium ab und arbeitete ein gutes Jahr bei einem großen Reisemobil-Händler im Saarland, um Geld zu verdienen. Anfang 2017 schließlich hielt es ihn hier nicht mehr und er packte seinen Rucksack. Die erste von bislang vier Etappen der Weltreise führte ihn nach Griechenland, in den nahen Osten und nach Osteuropa. Auf dem Weg zum Nordkap machte er Station im Saarland, um T-Shirts gegen warme Jacken zu tauschen und dann nach Skandinavien zu trampen. Für die dritte Reise flog er nach Johannesburg und bereiste verschiedene afrikanische Länder. In Sambia zog er zusammen mit einem Einheimischen, der ihn als Tramper mitgenommen hatte, ein soziales Projekt auf, das ihm bis heute am Herzen liegt. Er kaufte von Spendengeldern ein Grundstück, auf dem sein Freund Ivor eine Schule für bedürftige Kinder baut und betreiben wird. Seine bislang letzte Etappe führte durch Russland bis in die Mongolei. Indien, Kasachstan, Kirgistan, Malaysia sind nur einige der Länder, die er durchquert hat und in denen er vielen Menschen durch seine freundliche und unaufdringliche Art sehr nahegekommen ist. Oft waren seine zahlreichen Tattoos der Anstoß zu interessanten Gesprächen. „Die Menschen sind neugierig und fragen mich beispielsweise nach der kleinen Socke auf meinem Zeigefinger.“ Die Geschichte möchte ich nun auch hören und Daniel lacht: „Ich habe den Tätowierer einfach gefragt, was er schon immer mal stechen wollte und nie durfte, so kam ich an diese Socke.“

Ich frage ihn nach der Mitfahrgelegenheit mit den meisten Kilometern und das waren tatsächlich fast 2.000 in einem LKW durch Russland. Seine kürzeste Fahrt war zirka 40 Meter weit, da der usbekische Autofahrer ihn absolut nicht verstand und einfach aus Freundlichkeit mitnahm bis zu seinem Haus.

Daniel hat unzählige solcher Geschichten mitgebracht, die er in seinem gerade erschienenen Buch „Anekdoten eines Beifahrers“ sehr unterhaltsam wiedergibt. Zusätzlich hat er eine Show konzipiert, die auf dem Buch gründet und um weitere Anekdoten und Bilder erweitert ist. Diese Show konnte er ein paar Mal erfolgreich vor Publikum veranstalten, dann kam Corona dazwischen und sie liegt erst mal auf Eis, genau wie seine nächste Reise, die über Russland, die Mongolei und Kanada bis nach Südamerika geplant war. „Aber ich werde auf jeden Fall wieder reisen, bis ich meinen perfekten, warmen Ort gefunden habe, wo ich sesshaft werden, eine Familie gründen und mich sozial engagieren kann.“ Im Buch ist dieser Ort eine Strandbar mit Hängematte in Kolumbien, die er ja vielleicht schon auf seiner nächsten Reise entdecken wird. Good luck!

Am besten lest ihr das wirklich interessante und lustige Buch. Es ist im L100-Verlag erschienen, kostet 20 Eurp und wird von Daniel signiert und zusammen mit einem kleinen Geschenk an euch verschickt. Mehr Infos unter

https://dakuna.de

Facebook/Instagram: Daniel Dakuna

mail: daniel@dakuna.de

Fotos: Daniel Dakuna, Paulsenclown
Text: Ute Servas

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