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Titelstory

Der Fotograf und die starken Frauen

Veröffentlichungen in Magazinen von Penthouse bis Harper’s und Vogue, vertreten durch eine Agentur in London und unter den Klienten nicht so ganz unbekannte Firmen wie Harley Davidson und der Reemtsma Konzern oder Labels wie Sammler Berlin und Frauenlust, stehen für eine klare Ansage: der Mann kann was!   

Ronan Budec war als Fotograf schon überall und für alle tätig. Am liebsten Fashion- und Editorial-Shootings, gerne schwarz/weiß, aber auch mal Polaroids in den eigenen Studios in Frankfurt und jetzt auch in Saarbrücken. Genau hier ist er 1974 geboren und aufgewachsen, auch wenn er einen großen Teil seiner Jugendjahre, vor allem im Sommer, im bretonischen Lorient an der französischen Atlantikküste verbracht hat. Das ist genauso dem französischen Teil seiner Familie mütterlicherseits geschuldet, wie später der Besuch des Deutsch-Französischen Gymnasium. Dieser Seite verdankt er zudem seine künstlerische Ader und das Interesse für visuelle Kunst, denn Großmutter und Tante waren Malerin bzw. Galeristin.

Noch während seiner Schulzeit beginnt er mit 13, 14 irgendwelche Sachen zu skribblen und fängt an Cover „von Hand zu Fuß“ zu gestalten, einfach weil ihn Grafik sehr interessiert. Das ist dann auch die Basis für erste Jobs bei einer Werbeagentur, für die er dann auch Webdesign macht und schließlich dort eine Ausbildung zum Kameramann absolviert. Anschließend gründet er sein eigenes Unternehmen für Web- und Screen-Design zu deren Kunden unter anderem Unternehmen aus der Bahnbranche gehören, was wiederum zusätzlich zu einem Ingenieursjob bzw. die Projektleitung beim Prototypen-Bau von Bahn-Wartehallen führt. Zeitgleich wächst aber in den frühen Neunzigern mehr und mehr die Hinwendung zur Fotografie. Helmut Newton, seine Art Bilder zu inszenieren und wie er unverwechselbar und mitunter auch sehr provokant starke Frauen repräsentiert hat, beeindrucken ihn nachhaltig. In der Folge nimmt die Arbeit am Fotoapparat einen immer größeren Stellenwert ein, bis er, nicht nur im Selbstverständnis, zum kompletten Fotografen wird. Der Rest ist dann fast schon Geschichte. Inzwischen versteht er sich als Fotograf immer auch als Choreograph eines Teams. Er kennt und schätzt die Bedeutung von Assistenten, Stylisten, Make-Up Artists und sieht sich auch in der Verantwortung, seinen Stab bei Laune halten, damit am Ende des Tages auch ein gutes Bild rauskommt, was eben ohne gute Stimmung nicht funktioniert.

L!VE: Wie um alles in der Welt gerät als gelernter Kameramann ins Ingenieurswesen bei der Bahn?

R.B.:  Indem man frankophon ist und ein deutsches Unternehmen mit einem französischen fusioniert. Da braucht es dann jemand der die interne Kommunikation übernimmt. Allerdings bin ich damals recht schnell in ein tiefes, schwarzes Loch gerutscht, weil ich für wenig Geld viel Verantwortung übernehmen musste. Schließlich folgten dann zwei Jahre in Berlin da wollte ich fotografisch etwas mehr Fuß fassen, habe aber zweigleisig auch weiter für das Bahnunternehmen gearbeitet. Der Liebe wegen bin ich danach nach Köln gegangen. Ich konnte dort sogar mein fotografisches Arbeiten weiter ausbauen, weil ich zwar immer noch die alte Firma tätig war, nur inzwischen in Tele-Arbeit. Heute würde man Home-Office sagen, die mir sehr viel Freiraum für die Entwicklung meiner Fotografie ermöglichte.

L!VE: Hast du auch eine  fotografische Ausbildung?

R.B.: Nee, ich habe mir einen Fotoapparat genommen und den „gelernt“. Alles andere war intuitiv, hat einfach funktioniert, wobei natürlich die Kameramann-Ausbildung nicht gerade hinderlich war.

L!VE: Dieser Fotoapparat, den Du „gelernt hast“, war sicher noch analog. Bist auch Du digital unterwegs?

R.B.: Meistens schon, allerdings habe ich eine große Hinwendung zu Polaroid-Bildern entwickelt. Ich hatte mal für einen Kunden eine ganze Modestrecke geschossen, natürlich digital, aber nebenbei auch Polaroids gemacht, mehr so für mich. Am Schluss kamen ausschließlich die Polaroids in das Magazin. Außerdem bin ich kein Freund von Nachbearbeitung. Je weniger ich im Nachhinein machen muss, desto besser. Bei schwarz/weiß mache ich wirklich oft gar keine Retusche, wenn‘s um Beauty-Bilder geht, da muss man dann halt Hand anlegen, aber auch versuche ich denkbar übersichtlich zu halten. Zudem eignet sich schwarz/weiß, um mit den Bildern gewissermaßen Zeitreisen zu machen. Also um moderne Fotografie zeitlos zu machen, weil die Menschen zeitlos werden. Das ist ein sehr aktuelles Thema, denn man sieht ja, wie viele junge Leute auf der Suche nach alten Analog-Kameras sind, um mit schwarz/weiß Film zu arbeiten. Aber das Analoge beschränkt sich ja nicht auf schwarz/weiß Fotografie, denn man darf nicht außer Acht lassen, dass ja auch Polaroids nichts anderes sind als analog Fotografie. Und Polaroid-Bilder sind fantastisch, der Look ist einfach irre! Ich liebe den echt!

L!VE: Gibt es einen Auftrag oder eine Arbeit, die für Dich besonders reizvoll war?

R.B.: So das eine spezielle Ding, gab es für mich nicht. Egal ob beispielsweise Mode oder Interieur, sobald Menschen mit im Bild sind, wird’s für mich interessant. Ich bin halt kein Still-Lifer, der Spaß daran hat Essen oder ein paar Schuhe zu fotografieren, die da einfach nur vor einer weißen Wand stehen.

L!VE: Wenn es Dir schon schwer fällt, einzelne Arbeiten hervorzuheben, ist es vielleicht einfacher Menschen zu benennen, die Dich durch die Zusammenarbeit beeindruckt haben?

R.B.: Ja da gab es in Berlin eine Künstlerin, Juliette Schoppmann, die durch ihren zweiten Platz in der ersten DSDS-Staffel bekannt wurde. Für die habe ich Bilder für ihre Alben gemacht, Fotos für die Cover und so weiter. Da war gleich eine Verbindung und es hat sofort funktioniert, vielleicht auch weil sie ebenfalls französische Wurzeln hat. Daraus hat sich dann unter anderem auch noch die Verbindung zu einem etwas „komischen“ Künstler ergeben, Menowin Fröhlich, weil der natürlich damals vom gleichen Management betreut wurde. Und wenn wir gerade bei den TV-Personalities sind, auch die Arbeit mit Rebecca Mir war sehr interessant

L!VE: Aktuell richtest du ein großes, neues Studio in einer ehemaligen Industriehalle ein.

R.B.: Das ist eine alte Schlosserei, die erstmal grundsaniert werden musste, was aufgrund der Größe einiges an Investitionen bedurfte. Dort entsteht eine multifunktionelle Kombination aus Studio und Location, quasi ein Kreativ-Raum und ein Raum für Seminare, Meetings, Workshops, Events und alles Denkbare. Ich hoffe, dass wir dort spätestens bis Ende Juni eröffnen können.

L!VE: Für einen Fotografen bist Du überraschend wenig auf Instagram & Co unterwegs.

R.B.: Zum einenlege ich da sowieso kein besonderes Augenmerk drauf. Andererseits fehlt mir auch manchmal einfach die Zeit dafür, gerade im Moment. Und, obwohl ich da echt nicht viel gemacht habe, ist zum Beispiel meine Facebookseite trotzdem irgendwann explodiert und bei Insta habe ich Follower im fünfstelligen Bereich. Ich lass sich das einfach weiter entwickeln. Hinzu kommt, dass viele dort unvorsichtig mit Bildern umgehen, vor allem, weil sie den wirklichen, künstlerischen Wert eines Fotos nicht mehr überblicken können. Der Wert der Fotografie als Kunst geht da komplett verloren und es geht nur noch um die Selbstdarstellung. Gerade weil sie auch mit anderen Beautystandards und Filtern vollgepumpt werden, die im Endeffekt die Menschen so darstellen, wie sie gar nicht sind. Da wird eine Fake-Welt aufgebaut. Nach den meisten Selfies würde man die Menschen im echten Leben ja noch nicht mal mehr erkennen. Als ich mich damals auf Insta angemeldet hatte, war das noch in erster Linie ein Portal für Kreative, für Fotografen, Maler, visuelle Künstler im weitesten Sinne und ist in der Zwischenzeit zum Selfie-Heaven verkommen, wo nur noch die Fassade übrigbleibt.

L!VE: Was steht in Zukunft an?

R.B.: Da gibt es eine ganz spannende Geschichte, über die ich allerdings, wie immer, nur ein bisschen was verraten kann. Gemeinsam mit meiner Partnerin Eva Zocher, arbeite ich für eine renommierte Hotelkette an deren Ausstattung mit neuen Bildern und darüber hinaus auch an der Art der Präsentation dieser.

L!VE: Das klingt doch schon sehr spannend. Wir wünschen viel Erfolg und bedanken uns für das interessante Gespräch.

R.B.: Gern geschehen und jederzeit wieder.

Mehr Infos auf www.ronanbudec.com

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