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Titelstory

LONDON CALLING

Seit mehr als 40 Jahren im In- und Ausland gefeiert: The Apemen. Und 2024 wird weiter durchgestartet!

Die nächsten Konzerte stehen in London und Berlin an, im Sommer warten Gigs in den USA und neue Songs gibt es auch noch dieses Jahr.  Seit 1992 sind die Apemen ein echtes Band-Phänomen, nicht nur in der Mod-Szene. Ein Stück weit Propheten im eigenen Land zerlegen sie dennoch auch beim Nauwieser-Viertelfest zuverlässig die Hauptbühne und kommen jetzt als Headliner zum „Kein Bock auf Hass“ Festival im saarländischen Ormesheim. Vorab trafen wir Sänger Tom und Gitarrist Brix auf ein Kaltgetränk und einen Salat und reden auch über Liam Gallager und die Tierschutzpartei.

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Die Musik und der Look der Apemen, die sich übrigens nach dem Track „Apemen“ der Kinks benannt haben, können nur als 100% lupenrein British Mod beschrieben werden. Dabei sind sie tief verwurzelt im Stil früher britischer R&B und Beat Bands, allerdings ohne den Blick immer nur in die Vergangenheit zu richten. Neben ganz wenigen Coverversionen, bestehen ihre Sets nämlich im Wesentlichen aus eigenen Tracks, durchaus auch mit Punkrock-und Powerpop-Einflüssen. Von Beginn an verstanden sich Sänger Tom Platte, Gitarrist J. B. John, Bassist „Nuss“ und Schlagzeuger Jean-Marc nicht als Studio- sondern vor allem als Live Band, was ihnen bei ihrem Publikum den Beinamen „Mad Chimpanzees on Speed“ einbrachte. Daran änderte auch 1997 ein Wechsel an Gitarre (Markus Brixius) und Schlagzeug (Thommy Rau) sowie eine Schaffenspause von 2004 bis 2013 rein gar nichts.

Schon 1993 unterzeichneten The Apemen einen Vertrag mit dem englischen Independent-Label „Detour Records“ und bringen in der Folge ihr erstes Album „Phantacity“ heraus. 2015 releasen sie ihr erstes Live Album „Live at Das Modul“ und erst letztes Jahr im September sind sie neben Acts wie Style Council, The Charlatans, Kula Shaker und Fine Young Cannilbals auf dem Sampler „Into Tomorrow“ vertreten. Eine Vielzahl von großen und kleinen Tourneen führt sie bereits seit den 90ern neben zahllosen UK-Gigs auch durch Italien, Spanien, Österreich und Belgien. The Apemen ist die einzige Band, die auf allen bisherigen Modstock-Festivals (1994, 2004, 2014) aufgetreten ist, doch die Jungs sind eher stolz darauf, dass z.B. bei einem ihrer Konzerte im Londoner „100 Club“ fast alle Mitglieder der Britpop-Band Blur vor ihrer Bühne feierten und sich nach der Show mit Merch eindeckten. Oder Sänger Tom mal dafür gesorgt hat, dass Liam Gallagher bei einer After-Show-Party Einlass fand oder dass Phil Collins mal alle Kosten für Flug und Übernachtung nebst 200 Pfund Taxigeld aus eigener Tasche zahlen wollte, nur weil die Apemen ein Konzert eigentlich eher nicht spielen wollten.

Die Verbundenheit der Affenmänner untereinander zeigt sich schon in deren Herkunft. Tatsächlich stammen alle Mitglieder der Apemen, auch ehemalige aus Saarbrücken, strenggenommen sogar alle aus dem gleichen Postleitzahlbereich: Nur Frontmann Tom macht da eine Ausnahme, denn nur er kommt vom Rodenhof. Dort soll er sich üblen Nachreden zufolge auch bereits eine Grabstätte gesichert haben, aber das hat noch Zeit und so lange beschäftigen wir uns erstmal mit den Anfängen der Band.

L!VE: Als ich Dich, Tom, das erste Mal wahrgenommen hatte, trugst Du noch ein Beatles „Let it be“ T-Shirt. Ganz platt gefragt, warum wird man denn Mod?

Tom Platte: Eins ist klar, man verliebt sich ja nicht nur in die Musik, sondern auch in die Ausstrahlung einer Band, was ich mir bis heute erhalten konnte. Also ich behaupte mal, dass in den 80er Jahren die Bands auch die 60er Jahre als Vorbild haben. Joy Division, Feargal Sharkey und und und …“ Und ich bin immer ins Octopus im Viertel gegangen, weil da Punk und die Stray Cats gespielt wurden.

Und Markus, was für T-Shirt hast du so angehabt?

Markus Brixius: Gute Frage. Ich bin ja großer Simply Minds Fan. Das war, glaube ich, so mit eins in der ersten Bandshirts, das ich gehabt habe. Aber ich habe auch sehr früh Progressive Rock gehört, also Yes zum Beispiel und solche Sachen. Als wir angefangen haben, uns für Musik für unsere Bands zu interessieren, sind wir trotz allem alle immer wieder auf die 60er zurückgekommen. Um ein Beispiel zu nennen, die Simple Minds haben zum Beispiel mal „Summertime Blues“ in Wembley auf dem Nelson Mandela Konzert. Und irgendwann habe ich mir mal eine „The Who Platte“ gekauft, wo das auch drauf war und so habe ich „The Who“ entdeckt. Also es ging immer wieder irgendwie rückwärts. Immer.“

Tom: Aber man muss dazu sagen, dass ich bevor die Band zusammen kam ja vorher schon in der Sixties Szene war und schon Mitte der 80er in London unterwegs. Genau das war natürlich hilfreich, denn wen bietet man an, wenn man selbst eine Band hat nachher? Sich selbst natürlich, wenn man jemanden kennenlernt. So geht’s.

Habt ihr noch blutjung vor den Apemen in anderen Bands gespielt?

Brix: Johannes, Jean Marc, der Nuss, alles spätere Apemen, und ich, wir hatten eine Schülerband (Articull), die durch Zufall schon ihr zweites Konzert in der Garage auf der Hauptbühne gespielt hat. Das war so unser erster großer Auftritt und danach ging das aber irgendwie auseinander und alle außer mir sind Apemen geworden. Der Thommy hat dann auch noch bei auch noch bei Wolfchild und Spy vs Spy gespielt. Nuss bei Bronson Norris. Tom war vorher bei den Biting Butterflies, einer Sixties Garage Band.

Tom: Immerhin werde ich diesen Monat 60 Jahre alt. 60 Jahre Mods = 60 Jahre ich. Zeit Champagner zu kaufen.

Wenn man mal den einzigen Wechsels in der Besetzung  vernachlässigt, habt ihr eine sehr stabile Bandkonstellation.

Tom: Immerhin sind wir die einzige Band, die auf allen Modstock Festivals gespielt hat – und die einzige deutsche Band, die in England einen sehr guten Ruf hat. Wir haben mal parallel zu den „Toten Hosen“ in London gespielt. Die Toten Hosen hatten, glaube ich, 80 Zuschauer wir 240.

Liegt diese Konstanz vielleicht auch an einer gewissen Erdung, immerhin habt ihr alle noch ganz normale Berufe?

Brix: Das stimmt. Nebenbei mache ich noch irgendwas mit Medien. Und irgendwas mit Mod und Musik. Hauptsache man macht irgendwas. Und irgendwo muss ja auch die Kohle herkommen.

Was ist das dann für ein Gefühl wenn ihr von gefeierten Auftritten zurückkommt und wieder vermeintlich ganz normale Saarbrücker seid?

Tom: Furchtbar! Das haben wir schon öfter gehabt. Es ist wie eine andere Welt und wir kommen ja auch gut an, wenn wir unterwegs sind. Wir sind, glaube ich, vielleicht die Deutschen, die in England am wenigsten schlechte Erfahrungen als Deutsche gemacht. Aber das liegt an unserer Art, die vielleicht auch die saarländische oder sogar Saarbrigger Art ist. Aber vielleicht ist es gerade deswegen schön wieder nachhause zu kommen.

Brix: Also ich kann mich dem voll anschließen. Natürlich ist es cool, wenn man London spielt oder in Barcelona oder wo auch immer. Aber das Abenteuer an sich ist halt, auf Tour zu sein und dann nochmal zurückzukommen, da braucht’s schon ein bisschen Gewöhnung. Weniger, weil man jetzt als Geiler in London gespielt hat oder auf Tour war, aber Du sammelst ja in der Zeit viel mehr Eindrücke als bei zwei Wochen zuhause. Und die müssen sich erstmal setzen.

Gibt es einen Moment aus eurer Bandgeschichte wo ihr sagen würdet, das war das Highlight schlechthin?

Tom: Du wirst lachen, für mich waren das die Konzerte auf dem Max-Ophüls-Platz beim Naufest. Das war die Hölle, immer! Da kommen jedes Mal immer über 10.000 Leute zusammen. Das war schon geil!“

Brix: „Genau das würd‘ ich auch sagen. Wir haben zwar auch deutlich größere Konzerte gespielt, wie zum Beispiel auf dem Motorrad-Festival Glems Eck mit fast 40.000 Leuten. Das war auch legendär, vor allem auch weil wir da mal falsch gefahren sind und auf einer ganz engen Straße wenden musste, wo am Rand ein Motorrad am anderen stand. Hätten wir da eine Maschine berührt, hätte es eine Dominoreaktion gegeben und wir hätten ein echtes Problem mit den Rockern gehabt. Aber es gab schon ganz schön viele Momente, zum Beispiel die ersten Male im Ausland zu spielen, gerade in England. Da erkennen sie unsere Songs schon am ersten Takt und fangen gleich an zu tanzen und mitzusingen. Aber trotzdem ist es immer besonders heiß in der Heimatstadt zu spielen. Das ist klar!“

Tom: Wir sind halt auch immer froh, abends in unseren eigenen Betten zu liegen.“

Besten Dank für eure Zeit und wir sehen uns am 20.04. beim „Kein Bock auf Hass“ Festival in Ormesheim!

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