Fritz Kalkbrenner ist viel mehr als nur gefeierter Deep House Held. Mit herausragendem Talent und unverwechselbarer Stimme im Gepäck kommt der Produzent und Sänger jetzt als einer der Headliner des Lucky Lake Festivals ins Saarland.
Sein melodischer Deep-House-Sound ist geprägt von den typischen melodischen Basslines, hypnotischen Beats und eingängigen Vocals, getragen von seiner Stimme als echtes Alleinstellungsmerkmal. 1981 in Ost-Berlin geboren prägten ihn die Jugendjahre in der Berliner Technoszene, doch schon 2008 erlangte er weltweiten Kultstatus im Zuge der Soundtrack Produktion für einen damals kleinen Berliner Underground Film „Berlin Calling“, insbesondere dem Track „Sky and Sand“, den er zusammen mit seinem Bruder Paul produziert hatte und der sich anschließend sagenhafte 129 Wochen in den deutschen Charts hielt.
Ausgehend von diesen Erfahrungen machte sich Fritz Kalkbrenner daran weiter eigene Musik zu produzieren, die international gefeiert wird, und er tritt auf renommierten Festivals und in Clubs auf der ganzen Welt auf. 2010 tat er sich mit dem Berliner Label „Suol“ zusammen und bringt dort nach einigen 12 Inchs sein erstes Album „Here Today Gone Tomorrow“ heraus. Ein mehr als ansprechender Entwurf von elektronischer Clubmusik im Soul Kontextzeigte in Albumlänge. Die mediale Resonanz und die Begeisterung des Publikums für das Debut waren überwältigend. Titel wie „Facing the Sun“ oder „Kings in Exile“ werden als Höhepunkte gefeiert. Es folgen die Alben „Sick Travellin'“ (2012), „Ways over Water“ (2014), „Grand Départ“ (2016) und Drown“ (2018 auf Different Spring). Die musikalische Formel aus seiner markanten Stimme und den analogen, meist „warm“ klingenden House Beats bleibt bestehen, aber Genre-Schubladen wie House, Techno oder Pop hat er längst sich gelassen hat und ist endgültig in seinem eigenen Sound-Universum angekommen.
Ende 2018 bringt er sein eigenes Label „Nasua Music“ an den Start und beginnt mit einem neuen Kreativteam umgehend mit der Produktion neuer frischer Musik. Zunächst erscheint 2019 mit der Single „Rye“ auf Anjuna Deep die erste Zusammenarbeit mit dem Berliner Produzenten Ben Böhmer. Im Herbst desselben Jahres wird die Single „Kings & Queens“ als Vorbote auf das kommende Album veröffentlicht, die nicht nur ein Top 20 Hit in Deutschland wird, sondern auch massive Airplay- und Streaming Erfolge generiert. Im März 2020 gelingt es ihm mit seiner modernen, musikalisch elektronischen Handschrift seine Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Das sechste Studio Album „True Colours“ erscheint, das es erneut in die Top 10 der deutschen Album Charts schafft, gefolgt von einer restlos ausverkauften Tour in 2021. Im selben Jahr veröffentlicht er unter dem Eindruck der Corona Krise mit „King Curtis“ eine rein instrumentale Single im klassischen Deep House Stil, die sich gleichermaßen an reichlich Streaming Support erfreuen darf. Im Herbst 2022 veröffentlicht Fritz Kalkbrenner dann mit „In the Morning“, co-produziert von Henrik Müller (Gheist), wieder einen zeitlosen Popsong, den er mit seiner Ausnahmestimme im Gewand elektronischer Musik zum Besten gibt. Zur neuen Single „Waiting for the Sun“, die am 28.07.23 erschien, kommt der Meister erstmals zum Lucky Lake Festival an den Losheimer Stausee.
Entgegen den Verlautbarungen einer saarländischer Wochenzeitung vor Jahren, die – so wörtlich – „Fritz Kalkbrenner live an den Turntables …“ ankündigte, kann man den Mann natürlich nicht als Deejay erleben, sondern nur als Live-Act erleben. Denn Deejay war Fritz Kalkbrenner noch nie.
L!VE: Hallo Fritz, das Lucky Lake Festival in Losheim findet tagsüber statt. Um 22 Uhr ist Schluss. Ist das nicht bemerkenswert für eine Musik, die eigentlich eher so aus dem Club Kontext?
F.K.: „Überhaupt nicht. In den Niederlanden wird es schon so seit 30 Jahren so gemacht und wird auch dementsprechend positiv goutiert. In England ist es auch ähnlich mit den Daytime Raves und der Love Family Park findet ja auch nicht nachts statt. Außerdem ist das doch auch eine gute Sache für alle, die am nächsten Tag wieder früh rausmüssen oder am Abend jemand kennen gelernt haben, mit dem er/sie/es früh ins Bett will. Also es ist gar nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick erscheint.“
L!VE: Wie wichtig ist es Dir, Deine Musik auch live zu spielen?
F.K.: „Es ist auf jeden Fall wichtig, da Teil meines Schaffenshorizonts, Teil der Arbeit, die ich mache. Ich würde das in keinem Fall zielgerichtet oder bewusst zurückhalten oder verbergen. Da würde einfach was fehlen, wenn man das den Leuten verheimlicht. Klar, wenn man Problem mit Gruppen hat oder andere greifbare Gründe gegen Auftritte, dann ist das was anderes, aber wenn dem nichts im Weg steht, sehe ich auch keinen Grund, sich dem künstlich zu entziehen.“
L!VE: Du singst live auf der Bühne, was an sich für einen Deep House Star eher ungewöhnlich ist. Oft wird auf Flyern und in Zeitschriften sogar unterschlagen, dass du live unterwegs und eben kein Deejay bist. Macht dich das nicht sauer?
F.K.: „Vielleicht haben nicht alle, die da schreiben, wirklich die Abstraktion was da passiert. Aber ich bin da recht leidenschaftslos. Nicht jeder kann alles wissen, das ist nicht schlimm.“
L!VE: Dein Live-Equipment scheint auf das Wesentliche konzentriert und Du gehörst offensichtlich nicht zu den Hardware-Posern?
F.K.: „Man muss ja da schon ein bisschen ehrlich sein. Also das, was ich da rum stehen habe, ist schon vergleichsweise schlank, das stimmt schon. Aber es ist, um mein Ding zu machen, eben vollkommen ausreichend. Manch andere gehen vielleicht nach der Devise vor „Klappern gehört ja zum Handwerk“ und stellen dann dementsprechend mehr hin, was dann aber per se alles nicht notwendig ist. Ich sehe da jetzt nicht wirklich den Bedarf. Es wäre vielleicht vor 20 Jahren noch mal anders gewesen, wo die Leute ihr Studio zuhause ausbauen und auf der Bühne wieder aufbauen mussten, um ihr Ding live zu machen. Das ist mittlerweile nicht mehr nötig und ich muss sowieso nicht versuchen durch ein Dioden-Meer zu beeindrucken. Bei mir wird das dann auch durch die Gesangskomponente so ein bisschen abgefedert?“
L!VE: Apropos Dioden-Meer, wie wichtig ist dir das Drumherum, was so Visuals und die Bühnenshow angeht?
F.K.: „Na ja, also bei größeren Sachen sind es schon mal Faktoren, die signifikant mitspielen. Da braucht es schon eine ausgearbeitete Licht- und Visuals-Show. Das ist ja in der Größenordnung eigentlich obligat, hat einen entsprechenden wichtigen Stand und ist nicht zu unterschätzen. Doch von der ganzen Bühnenshow, Light und Visuals, da bin ich der, der am wenigsten mitkriegt. Aber das ist schon in Ordnung, das wird ja fürs Publikum gemacht. Dessen Reaktion bekomme ich natürlich mit und so entsteht ein Dialog, der da stattfindet, und der ist jetzt auch nicht so zu unterschätzen. Das hat schon seine Wichtigkeit und das macht natürlich auch Spaß. Sonst könnte man die Show auch vor der eigenen Wohnzimmerwand machen – und das muss ja nicht sein!“
L!VE: Dein natürliches Habitat scheinen nur große Events und Festivals zu sein. Würdest du nicht auch mal wieder gerne in einem kleinen Club auf der Bühne stehen?
F.K.: „Früher war das ja schon so, wenn zum Beispiel in etwas ferneren Märkten operiert, da ist das dann vergleichsweise oft noch der Fall. Wenn ich früher beispielsweise in Australien auf Tour gegangen bin, dann hat man dann in Sydney oder Melbourne schon so in 400 Mann Clubs gespielt. Und jetzt so in Europa versucht man solche Gigs immer in der Zwischensaison noch irgendwie dazwischen schieben. Aber das sind dann schon ausgesuchte Venues der europäischen A-Klasse an Clubs, mit denen nicht unbedingt alle anderen Läden mithalten können. Und wenn man das eintüten kann, dann mache ich das schon noch gerne. Das ist dann dementsprechend natürlich anders und auch der Live-Act an sich anders aufgebaut, irgendwie strukturierter, weil das Set-Up in den Clubs selten auf Live-Gesang ausgerichtet ist. Auch das Publikum ist ein bisschen spezieller, beziehungsweise noch mehr in der Thematik drin und das ist logischerweise clubspezifischer. Aber alles in allem sind solche Clubgigs immer wieder eine schöne und willkommene Abwechslung, auf jeden Fall!“
L!VE: Jetzt kommt dann ganz offiziell im Herbst/Winter die neue „Waiting for the Sun“ Tour. Wie sind deine Erwartungen?
F.K.: „Wir sind ja noch ganz frisch im Vorverkauf, doch da kommen jetzt auch schon die ersten Updates in Sachen Zahlen rein und das liest sich alles erst Mal ganz gut. Natürlich freut man sich, wenn es da viel Anklang gibt, das ist ja logisch. Welcher Künstler würde sich da nicht freuen? Das ist jetzt auch überhaupt nicht nur auf monetäre Sachen gemünzt, sondern für den Künstler ist das natürlich immer schön zu erleben, wenn die Leute sich gezielt Tickets für ihn kaufen. Die Künstler-Fan Beziehung, das ist ja im besten Falle fast so was wie eine lange und fruchtvolle Ehe und, dass das noch funktioniert, dass beiden Seiten da noch was geben, das gefällt mir sehr!
L!VE: Sehr schöner Gedanke! Da würdest Du nicht zufällig auch noch das lang erwartete siebte Album „geben“ wollen?
F.K.: „Ist schwierig heutzutage, so mit den heutigen Distributionswegen. Das letzte Album, das war wirklich gerade noch so in den letzten Atemzügen des alten Systems, fast schon ein Anachronismus. Ist jetzt schwer zu sagen, ist halt Künstler abhängig. Manche sind ja inzwischen rein Single orientiert und auch ich bin aktuell eher auf die Singles orientiert. Das hat dann auch mit dem Spotify-Algorithmus etc. zu tun. Was jetzt auch schade ist, aber es kann unter Umständen sein, dass das Format Album seinen Zenit überschritten hat. Heute gelten ja mitunter schon 30 Minuten als Album. Für den Künstler können solche Veröffentlichungen aber fast schon kontraproduktiv werden wegen der Aufmerksamkeitsspanne des Publikums. Da wird quasi verlangt irgendwie sechs Monate zu arbeiten und dann hat man vielleicht fünf Tage Zeit, wo die Leute das interessiert. Das steht dann einfach in einem schlechten Verhältnis. Natürlich gab es bei mir so eine gewisse Regelmäßigkeit, aber ja, wie gesagt, die neuen Zeiten verlangen da wirklich ihren Tribut, da muss man ehrlich sein. Unter Umständen ist dann so ein Album nicht mehr ganz so umfangreich, wie es früher war. Trotzdem sollte man da nix ausschließen. Es kann auch sein, dass mich der Hafer wieder sticht.“
L!VE: Vielen Dank, einen schönen Sommer, viel Spaß in Losheim und viel Erfolg auf der Tour!