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Der Grüne Macher

„Viele reden grün, ich lebe grün“. Dieses Credo zeichnet Hubert Pirrung aus, gerade weil man es nicht unbedingt von einem erfolgreichen Unternehmer und FDP Mitglied erwartet. Immerhin ist der Mann als eine der Führungspersönlichkeiten der deutschen Wirtschaft in den Rankings gelistet.

Hubert Pirrung ist Jahrgang 1962, gebürtiger Saarländer, hier aufgewachsen, zur Schule und zur Universität gegangen, versteht sich als „echtes Urgestein“ und lebt auch heute noch im Mandelbachtal. Studiert hat er Maschinenbau, was im ersten Augenblick vielleicht etwas überrascht, aber auch Sinn macht, wenn man seine ganze Geschichte kennt. Schon mit 15 begann er zu arbeiten, zuerst bei der St. Ingberter Brauerei Becker, dann bei einem Dachdecker, einem Maurer, beim Abwasserverband und beim Hager, hat Nachtschichten kennengelernt und Fließbandarbeit. Nach einem Abstecher in die Gastronomie mit Anfang 20 kommt er als Glasreiniger zur Firma Finestra und hat zwei Jahre später hat er seinen Gesellenbrief in der Tasche, wohlgemerkt parallel zu seinem Studium. Weitere zwei Jahre später, meldet er sich einfach selbst zur Meisterprüfung an, absolviert während eines 14tägigen Urlaubs einen einzigen Kurs – und besteht.

Da kommt Mitte der 90er das Thema Facility Management im Gesundheitswesen auf, in dem er sich mit einem Partner engagiert. Schon bei der ersten Präsentation wird er abgeworben und als geschäftsführender Direktor eingestellt, zum Aufbau des infrastrukturellen Managements beim Deutschen Orden. Auch diese Aufgabe meistert er erfolgreich, gründet daraus 1999 sein erstes eignes Unternehmen, die Pirrung Dienstleistungen GmbH. Kurz darauf wird er von einem ehemaligen Kollegen gefragt, ob er auch Küchen organisieren könnte. So entsteht im März 2000 die „mensa vitae GmbH“ als offizieller Startschuss für das Catering Unternehmen. Nachdem in der Folge weitere Kliniken und Einrichtungen hinzukamen, hat er 2010 das Thema Schulcatering ins Saarland gebracht und so den Schwerpunkt der Firmengruppe über die nächsten Jahre zunehmend vom Facilty Management ins Catering bzw. zur Gemeinschaftsverpflegung verlagert.

Ich wollte immer mal Direktor werden

Aktuell verköstigt die Pirrung Gruppe, die über das Saarland hinaus u.a. in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen Großküchen in Krankenhäusern, Kliniken und Seniorenheimen leitet und die Betriebsrestaurants betreibt, täglich bis zu 14.000 Menschen. Mit allen Bereichen von den Dienstleistungen über Catering bis zu Restaurant & Biomarkt übernimmt Hubert Pirrung gesellschaftliche Verantwortung über das übliche Maß hinaus und lebt, eingedenk des globalen Klimawandels und begrenzter Rohstoffressourcen, vorbildlich eine nachhaltige Denk- und Handlungsweise vor. Diese Nachhaltigkeit ist fest in seinem Leitbild verankert: qualitative Rohprodukte, zum Großteil frisch und direkt aus der Region. Dreh- und Angelpunkt ist der Firmensitz in St. Ingbert-Rohrbach mit den Küchen, in denen das Schul- und Kindergartencatering, das À la carte-Restaurant-Essen sowie das Feine-Feste-Eventcatering hergestellt wird. Auf dem Dach ist eine Photovoltaik-Anlage mit 200 kWp Leistung installiert, die das Unternehmen im Zusammenspiel mit dem großen Energiespeicher im Keller weitestgehend zum Selbstversorger macht.

Jetzt hat Hubert Pirrung mit dem „midi“ auch noch ein modernes und beispielhaft nachhaltiges Restaurant eröffnet, in das ein Biosphären-Mitnahmemarkt integriert ist.

L!VE: Woher kommt diese „grüne“ Einstellung?

Hubert Pirrung: „Schon im Reinigungsbereich waren und sind diese Fragen elementar. Es geht immer um Schnittstellen-Reduzierung, bei allem was ich tue. Ökologisch zu denken, damit bin ich einfach aufgewachsen. Es gibt also keinen Startpunkt, sondern das ist einfach ein Grundgedanke, auch beim Essen, beim Wein, bei allem und auch beim Auto. Ich bin schon ein Leistungsfreak, aber wenn ich eine hohe Leistung mit weniger Verbrauch bekommen kann, dann spricht mich das erst recht an. Das ist der Wirkungsgrad-Fanatiker in mir, das Maximale zu erreichen mit möglich geringem Aufwand.“

Gutes tun und darüber reden oder einfach ein Vorbild geben?

H.P.: Das kommt automatisch. Mal ganz ehrlich, grün zu leben, heißt ja auch zu wirtschaften und das ist ja das Interessante. Wir sind ein sehr stark stromverbrauchender Betrieb und seit ich im Dezember 2019 die Immobilie erwarb, hat sich der Strompreis verdoppelt. Ohne unsere Photovoltaik-Anlage hätten wir ein Problem. Mit den Anlagen decken wir 70 bis 80% unseres Bedarfs. Der Rest wird verkauft. Genauso unsere Energie-Rückgewinnungsanlage, da wir hier im Gebäude auch noch alte Technik haben, die mit Gas funktioniert. Diese Anlage macht ökologisch sogar dreifach Sinn, indem ich die abfließende Energie nutze, dabei Emissionen reduziere und auch noch massiv Geld spare. Klar spielen da für mich auch Marketingüberlegungen mit rein, aber in erster Linie ist das meine Überzeugung. Und das kann ja auch ruhig jeder wissen.

Wie kommt man auf die Idee einen Marktladen in ein Restaurant zu integrieren?

H.P.: Wir haben so tolle Produkte in der Biosphäre, aber es gab keinen einzigen Ort im ganzen Saarland, wo man alle Produkte der unterschiedlichen Erzeuger erwerben konnte. Und dann trat auch Corona auf den Plan und wir haben uns gedacht: Mensch, warum machen wir das nicht hier, wir haben doch so viel Platz. Die Räumlichkeiten sind viel zu groß, um sie nur zwei Stunden am Mittag zu nutzen. Und nur als Markt passt es auch nicht, denn um 260 Produkte zu verkaufen, braucht es ja nicht so viel Platz. Also war es sinnvoll, tagsüber den Markt und abends ein Restaurant zu betreiben. Wenn wir schon ein regionales Biosphären-Restaurant machen und die Produkte aus der Region verkochen, dann soll man die Produkte doch auch an Ort und Stelle kaufen können.

Aber musste es dann gleich Fine Dining sein?

H.P.: Da steht dann man eigener Qualitätsanspruch im Vordergrund, wobei ich nie gesagt habe, wir kochen hier jetzt einen Stern. Mein Ansatz war immer eine gehobene Küche, dazu kam der Nose-to-Tail Gedanke, also ganze Tiere zu verarbeiten, was wieder die Nachhaltigkeit ins Spiel bringt. Wenn ich dann überlege, wer als verantwortlicher Koch in dieses Konzept passt, dann musste das einer sein, der Kompetenz, Motivation und die Kreativität, mitbringt sowas umzusetzen und mit Peter Wirbel haben wir den ohne jeden Zweifel gefunden.

Irgendwie ist es schwer vorstellbar, dass so ein kreativer Geist nicht schon neue Pläne schmiedet?

H.P.: Mein Kopf ist – wenn ich meinem Umfeld glauben darf – glücklicherweise immer noch jugendlich bis kindlich. Doch was ich nach diesem gigantischen Projekt jetzt erst mal brauche ist Luft. Ich möchte nicht sagen, dass es nichts Neues geben wird, aber im Moment bin ich nur darauf bedacht, diesen Laden hier weiter am Laufen zu halten. Das soll aber nicht heißen, dass mir nicht doch demnächst wieder irgendein Furz quersitzt und ich sage, kommt, wir machen jetzt das und das. Aber ich bin ein klassischer, kleiner Mittelständler mit einer großen Verantwortung bei allem was ich tue, meinen Mitarbeitern gegenüber, meiner Familie und natürlich auch der Natur. Das kann ich doch nicht halb leben. Entweder mache ich was richtig oder ich lasse es.

Gesicht des Monats – Peter Wirbel

Unser Gesicht des Monats, Chefkoch Peter Wirbel, hat durch den Wechsel an seine neue Wirkungsstätte für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Schon seit Jahren ist er alles andere als ein unbeschriebenes Blatt in der saarländischen Restaurantszene und weit darüber hinaus. Nach seiner Zeit im Restaurant „Quack“ in der Villa Weissmüller ging er auf Erfahrungssammeltour in die renommiertesten saarländischen Küchen. Von 2008 bis 2016 erkochte er an der Seite von Jens Jakob, erst im „Le Noir“, später dann im „JJ – Das Restaurant“, wiederholt Michelin-Sterne. Auch als  Küchenchef im Tifliser Restaurant „Le Marais“ stellte er sein Können bei dessen Neukonzeption unter Beweis. 2018 dann bereicherte er zusammen mit Jens Jakob und David Christian mit dem „Le Comptoir“ erneut die saarländische Gastrolandschaft. Jetzt hat er den nächsten großen Schritt gemacht und als Chef de Cuisine die Küche des brandneuen Restaurants „midi“ in St. Ingbert-Rohrbach übernommen. „Ich erhoffe mir hier eine interessante Zusammenarbeit mit den saarländischen Bauern und Erzeugern. Des Weiteren ist es eine spannende Sache, sich hauptsächlich auf die Produkte der Biosphäre zu konzentrieren. Darüber hinaus habe ich jetzt die Möglichkeit mich komplett kreativ zu entfalten, mit einem jungen engagierten Team, von dem auch ich noch lernen und Ideen sammeln kann. Und wir sind noch am Anfang dieses wunderbaren Projekts, das sich stetig weiterentwickelt.“

Grußwort von Oberbürgermeister Uwe Conradt

Grußwort von Oberbürgermeister Uwe Conradt zum ‚Christopher Street Day SaarLorLux 2022‘ am 11. und 12. Juni in unserer Landeshauptstadt Saarbrücken. Unter dem Credo „Friede, Love & Liberté“ findet in diesem Jahr die schrille Parade durch die Saarbrücker City und das bunte Live-Programm auf der Straßenfest-Bühne sowie die politische Podiums-Diskussion in der oberen Mainzer Straße statt. 

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Hier gehts zum L!VE-Perspektivwechsel mit Uwe Conradt: https://fb.watch/dviVxN1nya/

L!VE-Perspektivwechsel mit Falko Droßmann

L!VE-Perspektivwechsel mit Falko Droßmann, queerpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag sowie Oberstleutnant der Luftwaffe bei der Bundeswehr. Im Pride-Month Juni und zum CSD SaarLorLux 2022 spricht Marc Kirch mit ihm über die Bedeutung und die aktuellen Herausforderungen in seinem Amt. Beide tauschen sich auch offen über Falko Droßmanns persönliche Erfahrungen bei Bundeswehr und Polizei aus. 

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Clubzone Juni 2022

Also klimatechnisch hat der Mai bei Sonne satt und Temperaturen bis an die 30 Grad ja kaum Wünsche offengelassen. Ausgelassenster Feierei bei hochsommerlichen Temperaturen standen hier und da klitzekleine, aber dafür massive Starkregenschauer entgege. Doch die haben niemand so wirklich gestört. Davon unbenommen haben sich mittlerweile die üblich verdächtigen, sommerlichen Locations vom ULANENPAVILLION am Staden und SILODOM bis zur Fensterbank des JULES VERNE oder zum Innenhof des ZAPATA vehement zurückgemeldet. Aber genug der Vorrede und auf ins Nachtleben …

Die TOP SECRET Partys von DJ Thomas und seinem Team sind zwar spärlich gesäet, aber wenn dann immer absolute Feier-Highlights. Allein schon die Auswahl der jeweiligen Location ist schon ein Happening an sich, denn dem Namen des Events gemäß bleibt die Frage nach dem Spielort der Partygranate bis gerade mal zwei, drei Tage vor Beginn absolut geheim. Entsprechend ausgefallen waren die Locations auch bis jetzt ausnahmslos, auch wenn es jetzt am letzten April-Samstag bereits zum zweiten in die  UT-KINOS ging. Das gesamte Kino war auf allen drei Etagen aufgehübscht und alle Floors mit fetten Sounsstems ausgestattet. Insgesamt sieben Deejays gingen zu Werke und gaben den Leuten kräftig was aus der Techno, 90er und 2000er, Reggaeton und Black Kiste auf die Ohren. Das ganze Haus hat gesteppt und es gab nur einen einzigen, minikleinen Minuspunkt: die Kinolüftung war schlichtweg überfordert und so hatte die Party hier und da en bisschen Pumakäfig „Flair“. Aber alles gut, wir freuen uns schon auf die nächste Geheimniskrämerei.

Die zweite Location, die für massive Feierei sorgte, war wenig überraschend der EGO Club in Saarbrücken. Gleich zum Monatsbeginn war die WOMANIZED Party wieder Eskalation mit Ansage. Kaum hatten sich dann die Türen geöffnet nahm eine Nacht ihren Lauf die zu Recht in die Annalen des Partytempels eingehen dürfte – und das heißt hier schon Einiges. Denn auch bei der SAARBROOKLYN – BEST OF BLACK MUSIC Mitte des Monats ging noch ein weiteres Partymonster an den Start. Alles das ist nicht nur Beleg für herausragende Partynächte, sondern insbesondere auch dafür, dass es gelungen ist, den Traditionsclub mit Schmackes ins 21. Jahrhundert zu schießen.

Ganz ähnliches ist den Machern des ONE ELEVEN, dem ehemaligen CLUB SEVEN, eindrucksvoll gelungen. Gleich richtig fett hat der Mai hier mit der abgefahrenen VINTAGE 90er Party begonnen – und nur einen Tag später wurde mit HOLA CHICA mmets LOCO ISLAND massiv nachgelegt und es wurde es noch bunter und genialer als sonst. Weiter ging es mit MÄDELSABEND und UNI MEETS ABI, bei denen von alten Klassikern bis hin zu den neusten Hits alles ging – es wurde auf alles eskaliert. Mit dem Black und Hip Hop Event THE CROWN und der gandenlosen 80ER VS 90ER ging der Monat zu Ende. Einfach legendär was da abging! Es fällt wirklich schwer diese kontinuierliche Eskalation von Monat zu Monat in ihrer Besonderheit zu beschreiben. Wir appellieren an das gesamte Partyvolk vorbei zu kommen und selbst zu erleben welche unfassbare Stimmung hier herrscht.

Jubel, Trubel, Heiterkeit ist bei der AFTER WORK PARTY im APARTMENT auf jeden Fall immer angesagt. Das absolute Erfolgskonzept machte den Club an der Ecke Dudweiler- und Bahnhofstraße auch am ersten Donnerstag im Mai zur amtlichen Partyarena. Soweit nichts Neues, aber trotzdem haben es die Clubmacher geschafft noch einen drauf zu setzen. Aus der Erfahrung, dass es zunehmend schwierigier wird, wenn draußen noch die Sonne vom Himmel strahlt, Menschen zum Feiern in den Club zu locken, wird die AFTER WORK PARTY so schnell wie möglich in eine Open-Air-Location verlegt. Echt eine Amok-Idee und es bleibt nur zu hoffen, dass der Übergang von der Inddor zur Frischluft-Veranstaltung ohne große Pause gelingt. Aber APARTMENT Oberheld DJ Thomas hat ja schon ganz andere Projekte erfolgreich gestemmt.

Richtig heiß, wenn auch nicht unter freiem Himmel, startete das SOHO mit dem HIP Hop Special mit Civo (live) gewohnt eskalativ in den Wonnemonat. Und schon am zweiten Wochenende, gab’s einen weiteren Höhepunkt mit DEINE ZEITREISE. Die ultra abgefahrene Studentensause gibt immer wieder so richtig Dauergas und es steht zu befürchten, die sind noch lange nicht fertig mit uns. Aber auch sonst gibt es von Woche zu Woche neue Specials, um die Abwechslung zu bieten, die das eskaltive Partyvolk benötigt. Auch an den restlichen Wochenenden wurde gefeiert als gäbe es kein Morgen mehr! Das ist zwar zur Gewohnheit geworden, aber längst keine Selbstverständlichkeit! Samstag für Samstag gab‘s nämlich neue Mottos, sodass für jeden Geschmack etwas dabei war. Von SOHO LOVES HEART über bis hin zur WYLD SATURDAY Party war ein echt abgefahrener Partymix angesagt. Am besten, im Juni selbst anschauen und steil gehen. Wir versprechen garantiert nicht zu viel.

Ordentlich nachgelegt hat natürlich erwartungsgemäß auch die ExKufa! Hier gehen inzwischen wieder mehrfach im Monat ausgesprochen spannende Events an den Start. Die Latte ganz, ganz hochgelegt hat gleich Anfang Mai die SPÄTSCHICHT FIRST INDOOR EDITION. Zum ersten Mal ging das bestens bekannte SPÄTSCHICHT FESTIVAL in geschlosssen Räumen an den Start. Auf 2.500 Quadratmetern wurden in der ExKUFA drei Floors installiert und alles eingebaut, was man für eine heiße Festivalnacht braucht. Satte 16 DJs aus ganz Deutschland, darunter M.Chainz, D.Cline, Jona und Smeerlap zerlegten Mainfloor, Techno-Tunnel und Drum&Bass Tunnel nach allen Regeln der Party Kunst und sorgten für einen legendäre Festivalnacht. Weiter so!

Bei allem Partyspaß müssen wir dann aber doch ab und zu unserer pädagogischen Verpflichtung nachkommen und vor den Gefahren des Nachtelebens warnen. Sonst geht es euch am Ende genauso, wie der jungen Dame, die nach einer wohl nicht alkoholarmen Partynacht, eines sehr frühen Samstagmorgens Mitte des Monats an der Frischetheke des Werksverkaufs eines bekannten saarländischen Fleischereiunternehmens, ein wenig randalierte. Die nach lautstarken eigenen Angaben aus Köln stammende Studentin, hatte zwar mit der Bestellung eines Fleischkäswecks eigentlich nix verkehrt gemacht, wollte dann aber allen Ernstes eine Portion Pommes Schranke dazu. Tatsächlich konnte sie sich gar nicht mehr beruhigen, als ihr die Mitarbeiten zuerst mit Engelszungen, dann etwas nachdrücklicher erklärten, dass Pommes nun nicht wirklich zum Angebot eines Fleischfachhandels morgens um halb sechs gehörten. Das wäre in Köln ganz normal dozierte sie und beschwerte sich dann auch noch darüber, wieso denn die Musik aus wäre. Was lernen wir daraus? Bitte nicht nachmachen!

In diesem Sinne, take care!

Hilfe, wir leben noch!

Hallo Mikrokosmonauten: Hier ist ja wieder Bombenstimmung!

Also ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich dachte kürzlich wirklich, dass es das jetzt war mit der Menschheit. Ich glaubte fest daran, dass sie jetzt gezündet wird: Die große Atombombe. Und dass sie uns alle auf einen Schlag auslöschen würde. Ohne Wenn und Aber. Erbarmungslos. Ich informierte mich sogar über den Ablauf eines möglichen Endzeit-Szenarios in Form eines Atomschlags. Ich berechnete den Radius des Epizentrums und die Entfernung, in der die Druckwelle noch zu spüren sein würde. Ich wusste, dass es schnell gehen würde. Ich hoffte, dass man wenigstens so gnädig sein würde, eine Art Countdown laufen zu lassen, dass man noch genügend Zeit hätte, sich von seinen Liebsten standesgemäß zu verabschieden. Meine Henkersmahlzeit zelebrierte ich ganze zwei Tage und stopfte alles in mich hinein, was sonst verboten ist. Ich genehmigte mir die doppelte Dosis Aperol-Spritz, die ich normalerweise vertrage und dachte sogar kurz daran, meine gesamten Ersparnisse im Casino auf rot zu setzen, aber ließ es dann bleiben, weil ich mich geärgert hätte, wenn ich den Einsatz verdoppelt hätte. Das Geld wäre ohnehin in den verseuchten Flammen der Apokalypse verbrannt.

Und dann passierte einfach nichts.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe das Leben, die Welt und alles, was ich als Mensch auf ihr so treiben kann, jedoch ist es bekanntlich so, dass man sich etwas verloren fühlt, wenn etwas nicht passiert, mit dem man fest gerechnet hat. Jeder, der in seinem Leben schon mal schlechten Sex hatte, versteht, was ich meine…

Also was ich eigentlich sagen will ist, dass ich völlig desillusioniert war. Ich musste am nächsten Tag sogar wieder arbeiten. Und verkatert und vollgefressen wie ich nun war, machte ich sofort einen Termin bei meiner Psychologin. Notfallsitzung! Ehrlichgesagt wusste ich nun, wo das Leben weiterging, gar nicht mehr, was ich so tun sollte. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, war ich auch ab jetzt wieder den schlimmsten Nachrichten von Krieg und Tod ausgesetzt. Und Menschen. Menschen im Supermarkt, Menschen in Autos, Menschen überall! Sogar auf einsamen Feldwegen in der tiefsten Provinz. Sie waren überall! Ich hielt inne und begann mich zu fragen: Warum singt Christian Lindner eigentlich „Hurra, wir leben noch!“, wenn es „Hilfe, wir leben noch!“ heißen müsste?“

Es ist doch nun mal so. Das Leben geht ungetrübt weiter. Routine in Reinform. Morgenkaffee und Plaudern über dies und das, Mittagsspaziergänge, wenn das Wetter mitspielt, abends Netflix.

Morgens aufwachen ruiniert einen tollen Tag

Jawohl, „Schwarzer Kaffee“ drückt es richtig aus. Und ich sehe schon die Zeilen meines möglichen Bestsellers vor meinem geistigen Auge: „Nach einem nicht stattgefundenen Atomschlag durch Satan 2 finde ich mich zwischen aufgerissenen Chipstüten und aufgelegten Hyaluron Eye-Pads wieder und staune nicht schlecht, als mir dämmert, dass die Menschheit immer noch existiert.“.

Tags darauf war ich dann bei meiner Psychologin. Zwar sind diese Leute einiges gewöhnt, aber ich ziehe es vor, nicht mit all meinen skurrilen Gedanken rauszurücken, wenn es nicht zwingend erforderlich ist. Es reicht, dass ich ihr mal erzählt habe, dass ich mich schon einige Male in meinem Leben umbringen wollte, aber immer darauf bedacht war, dabei wenigstens ein schönes Outfit und ein bisschen Rouge zu tragen. Kurioserweise schien sie fast schon Verständnis dafür aufzubringen, dass ich mit dem Ende der Welt gerechnet hatte. Und dass ich Menschen um mich herum jetzt noch weniger gerne um mich herum mag. Vielmehr ging sie auf meine regelmäßigen Fressattacken ein und verwendete in diesem Zusammenhang sogar das böse Wort „binge“. Maßlos sei ich in verschiedenen Lebenssituationen, unabhängig, ob eine Apokalypse droht oder einfach nur das Wochenende vor der Türe steht. Und dass ich wie so oft in Extremen leben würde. „Hurra!“, dachte ich nur. Und dann wurde mir plötzlich bewusst, dass ich es gar nicht schlimm gefunden hätte, wenn das mit der Bombe passiert wäre. Denn dann wären all meine Probleme gelöst. All meine Kämpfe, die ich seit nunmehr vierzig Jahren mit mir ausfechte. All meine erfolglosen Versuche, herauszufinden, wer ich wirklich bin und was ich will. Irgendwie zog mich diese Erkenntnis runter. Ich ziehe die Atombombe meinem Leben vor. Was für eine Farce!  

Hurra, wir (über)leben noch!

Andererseits habe ich es bis hierhin geschafft. Ich glaube, bei Super Mario World wären das schon etwa fünf besiegte Endgegner. Ich überlegte. Wo heute das mögliche Ende der Welt ist, war früher ein Balkongeländer. Wo ich heute den großen Knall wittere, wollte ich früher springen. Das Leben beenden. Einfach so. Herrje, was ich alles verpasst hätte! Und was in den letzten Wochen schon wieder passiert ist, was nie passiert wäre, wenn die Welt in die Luft gegangen wäre: Deutschland letzter beim ESC (man, hab‘ ich gelacht!). Der Kauf eines aufblasbaren Wellness-Lounge-Sessel inklusive Getränkehalter für den Pool. Der mit Abstand leckerste Spargel in einem Lokal in Selbach, einem Ort, den ich zuvor noch nie besucht habe. Großartige frühsommerliche Wochenenden im Garten. Ein Spiegelbild, das mir sagt: „Du hast überlebt! Be proud!“.

Wir müssen überleben. Vorerst zumindest. Ich glaube zwar an Reinkarnation, aber wo und vor allem als was, werde ich denn wiedergeboren, wenn die Welt nicht mehr existiert? Da wäre dann ja nur noch Nichts. Und das will ich irgendwie auch nicht. Ich will mich mit all meinen Macken noch ein bisschen behalten. Was ich allerdings nicht gebrauchen kann, sind all diese Meldungen über Krieg und Tod und Gasembargos. Ich möchte auch nichts über Lebensmittelknappheit oder Blackouts hören, es sei denn ich weiß, woher diese Missstände rühren, nämlich wegen einem leergefutterten Kühlschrank oder als Folge von Alkoholmissbrauch. Machen wir uns nichts vor: Die Welt wird nicht anhalten, nur weil wir aussteigen möchten. Sie dreht sich weiter und weiter und wir müssen da irgendwie mitfahren, solange wir noch leben. Einfacher wird es nicht. Es wird wahrscheinlich sogar noch viel heftiger werden, als ohnehin schon. Aber wenn wir bis hierhin überlebt haben, überleben wir auch weiterhin. Ich meine, wie viele Krisen haben wir bereits überstanden? Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Coronakrise und jetzt halt Weltkrise! Bei Takeshis Castle hätten wir nach so vielen gemeisterten Hürden wahrscheinlich längst gewonnen.

Vielleicht ist es fast schon normal, sich gelegentlich den Weltuntergang zu wünschen. Besonders, wenn alles zu heftig wird da draußen. Wie ein Pflaster, das man sich abreißt. Kurz und schmerzlos, statt langsam und qualvoll. Ein großer Knall und gut ist.

Aber wisst ihr was? Bevor es knallt, drehe ich jetzt erstmal ne‘ Runde mit meinem Wellness-Lounge-Sessel im Pool.

Alles Gute kommt von unten

Anders als in der Pflanzenwelt, wird es bei uns Menschen als ein besonderes Ereignis empfunden, wenn ein neuer Spross das Licht der Welt erblickt. Während die Petunien im Vorgarten bei neuen Ablegern kaum größere Auswüchse an Begeisterung zeigen und es weder für erforderlich halten, hölzerne Storchfiguren aufzustellen, noch das Ereignis feierlich zu begießen, wird neuer menschlicher Nachwuchs bei den unmittelbar Beteiligten stets als einschneidend empfunden. Selbst wenn auf einen Kaiserschnitt verzichtet werden konnte…

Noch schöner als die kurzweilige Zeugung während des One-Night-Stands und das langweilige Kennenlernen des Kindsvaters danach, ist die von Mami und Papi in die Welt hinausgetragene frohe Kunde, dass aus zwei nun drei geworden sind. Wer schon einmal vier Wochen auf eine Internet-Bestellung warten musste, kann erahnen, wie groß die Freude wohl nach neun Monaten Wartezeit sein muss und was von ihr übrig bleibt, wenn die Empfänger nach der Auslieferung langsam realisieren, dass es für die Zustellung im Kreißsaal kein Rückgaberecht gibt…

Akribisch wird von jungen Eltern mit Buntstift und Klebebärchen im Küchenkalender markiert, wann der Stammhalter oder die Stammhalterin den ersten Blick aus der Vulva warf. Dazu nach der Geburt die obligatorische Sammel-Kurznachricht an das gesamte Smartphone-Adressbuch, die auch Pizza-Lieferservice und Automobilclub-Hotline darüber informiert, dass die junge Familie wohlauf ist, und jeden erahnen lässt, dass Mutti bei dem angegebenen Geburtsgewicht in der Größenordnung einer Weltkriegsbombe zukünftig wohl größere Hosen als Papi brauchen wird …

Wenn schon nicht der Himmel mit einem Silberstreif die Geburt verkündet, dann muss es der Vater eben tun. Schließlich gilt es, den Paten aus dem Morgenland den Weg zur Wiege zu weisen, damit sie Gold, Weihrauch und Myrrhe oder zumindest ein Sparbuch bringen. Die elterliche Überzeugung, der eigene Spross sei ein Geschenk des Himmels, hält sich oft auch noch dann, wenn Klein-Kevin mit 18 Lenzen längst zu alt für eine Neuauflage der Weihnachtsgeschichte ist. Schließlich steht er nach jedem Komasuff unbeschadet wieder auf, um beim Abendmahl das Brot zu brechen…

Egal wo, wann und wem, frischgewordene Väter zeigen stolz Fotos ihres Nachwuchses. Ob nun an der Supermarktkasse oder am Pissoir der Autobahnraststätte. Möglichst jeder soll erfahren, dass aus dem Lotto beim Sex durch fehlende Verhütung nun doch ein Sechser im Lotto wurde. Dabei sehen Neugeborene für Fremde stets gleich aus und sind für jemanden, der nicht das Martyrium einer Risikoschwangerschaft mit Dauerreizbarkeit der werdenden Mutter über sich ergehen lassen musste, weder „bezaubernd“, noch „engelsgleich“ oder das „süßeste Baby der Welt“…

Jede neugeborene Katze und jedes frisch geschlüpfte Küken ist zweifellos hübscher als das, was den jungen Vater die letzten zwei Halbjahre täglich beschäftigt hat und die nächsten zwei Jahrzehnte täglich beschäftigen wird. Im Vergleich zu Tierbabys sind Menschenbabys einfach unansehnlich. Da kann Papi nur hoffen, dass sich wie bei einer vakuumverpackten Matratze auch die Falten des Neugeborenen nach wenigen Tagen von selbst glätten. Dann ähnelt er vielleicht endlich auch mehr seinem Vater als dessen Opa nach einer Stunde in der Sauna…

Was im Moment der Freude, dass neun Monate des Übergebens und der Schwangerschafts-Vorbereitung nun endlich vorüber sind, oft nicht bedacht wird, ist, dass sich Geburten wie Todesfälle, Affären und Lottogewinne in Familie und Nachbarschaft verbreiten wie ein Lauffeuer. Alle führen sie dazu, dass plötzlich Menschen vor der Tür stehen, die man seit Jahren nicht gesehen hat, obwohl sie nur zwei Häuser entfernt wohnen. Es sind die Menschen, die nie erreichbar sind, wenn man im Garten Hilfe braucht, jedoch als erstes auf der Matte stehen, wenn es Freibier und Schnittchen gibt…

Verwandtschaft und Nachbarschaft vermerken sich eine Geburt ähnlich akribisch im Küchenkalender wie die frischen Eltern. Nur dass hinter dem Namen des Neugeborenen keine Bärchen kleben, sondern Messer und Gabel. Wie Süßes Stechmücken anlockt, locken Geburten Verwandte und Bekannte an, einschließlich Menschen, die glauben, dazu zu gehören. Faszinierend wie viele Cousins und beste Schulfreude, die beim Bäcker sonst nicht einmal grüßen, einen zur Geburt gratulieren möchten und die höfliche Einladung auf ein Glas Sekt bis um vier in der Früh annehmen…

Eltern sollten vorsichtig sein, wenn es um die frohe Kunde der Geburt geht, um zu vermeiden, dass aus späteren Kindergeburtstagen mit Wasserpistolen und Kissenschlachten Facebook-Partys mit Wasserwerfern und Straßenschlachten werden. Das Internet vergisst nichts, Verwandte vergessen jedoch noch viel weniger. Wer sich bei Omas Beerdigung wunderte, woher all die Menschen kamen, die trauernd Blumen ins Grab hinunterwarfen und danach feiernd Schnaps in sich hinunterschütteten, sollte überlegen, ob er die Geburt des Nachwuchses nicht erst mit dessen Volljährigkeit bekannt gibt…

Für Verwandte und Nachbarn wäre es fatal, von der Geburt aus der Zeitung zu erfahren und damit den Moment zu verpassen, wenn der Holzstorch im Garten verkündet, dass es beim übernächtigten Jungvater kostenlose Vollverpflegung für alle gibt, die sich zu einem „Alles Gute“ überwinden können. Vor allem Gratulanten, die „gerade in der Nähe waren“ sind oft diejenigen, die den Eindruck erwecken, ein halbes Jahr zuvor hungernd verbracht zu haben. Sie schaffen es in Minuten, das Häppchen-Buffet in Schutt und Asche zu legen, das eigentlich für ein Dutzend Gäste mehr reichen sollte…

Aber was soll’s. Schließlich wird Mann nicht alle Tage Vater. Wer will an einem solchen Tag alten Bekannten da ein oder zwei Bierchen verweigern… oder zehn. Bei der dritten Fahrt zum Nachkauf von Bier und Schnaps fragt sich der stark angetrunkene Gastgeber dann, warum er nicht schon längst mit all den Freunden mal wieder so ausgelassen gefeiert hat. Diese Frage beantwortet sich nach einer Nacht neben der Toilette von selbst, wenn der junge Vater realisiert, dass Geburtsschmerzen nicht nur bei Müttern auftreten und sich bei Vätern nicht wegatmen lassen…

Wer dennoch nicht umher kommt, von der frohen Kunde zu informieren, sollte in seiner Kurznachricht an Gott und die Welt erwähnen, dass die Entbindung im Urlaub auf Hawaii stattgefunden hat. Das erspart Kondolenzbesuche und Kopfschmerzen. Alles Gute kommt von unten… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Gratulanten sind wie Hämorrhoiden. Kaum sind die ersten weg, kommen die nächsten.

Der Fotograf und die starken Frauen

Veröffentlichungen in Magazinen von Penthouse bis Harper’s und Vogue, vertreten durch eine Agentur in London und unter den Klienten nicht so ganz unbekannte Firmen wie Harley Davidson und der Reemtsma Konzern oder Labels wie Sammler Berlin und Frauenlust, stehen für eine klare Ansage: der Mann kann was!   

Ronan Budec war als Fotograf schon überall und für alle tätig. Am liebsten Fashion- und Editorial-Shootings, gerne schwarz/weiß, aber auch mal Polaroids in den eigenen Studios in Frankfurt und jetzt auch in Saarbrücken. Genau hier ist er 1974 geboren und aufgewachsen, auch wenn er einen großen Teil seiner Jugendjahre, vor allem im Sommer, im bretonischen Lorient an der französischen Atlantikküste verbracht hat. Das ist genauso dem französischen Teil seiner Familie mütterlicherseits geschuldet, wie später der Besuch des Deutsch-Französischen Gymnasium. Dieser Seite verdankt er zudem seine künstlerische Ader und das Interesse für visuelle Kunst, denn Großmutter und Tante waren Malerin bzw. Galeristin.

Noch während seiner Schulzeit beginnt er mit 13, 14 irgendwelche Sachen zu skribblen und fängt an Cover „von Hand zu Fuß“ zu gestalten, einfach weil ihn Grafik sehr interessiert. Das ist dann auch die Basis für erste Jobs bei einer Werbeagentur, für die er dann auch Webdesign macht und schließlich dort eine Ausbildung zum Kameramann absolviert. Anschließend gründet er sein eigenes Unternehmen für Web- und Screen-Design zu deren Kunden unter anderem Unternehmen aus der Bahnbranche gehören, was wiederum zusätzlich zu einem Ingenieursjob bzw. die Projektleitung beim Prototypen-Bau von Bahn-Wartehallen führt. Zeitgleich wächst aber in den frühen Neunzigern mehr und mehr die Hinwendung zur Fotografie. Helmut Newton, seine Art Bilder zu inszenieren und wie er unverwechselbar und mitunter auch sehr provokant starke Frauen repräsentiert hat, beeindrucken ihn nachhaltig. In der Folge nimmt die Arbeit am Fotoapparat einen immer größeren Stellenwert ein, bis er, nicht nur im Selbstverständnis, zum kompletten Fotografen wird. Der Rest ist dann fast schon Geschichte. Inzwischen versteht er sich als Fotograf immer auch als Choreograph eines Teams. Er kennt und schätzt die Bedeutung von Assistenten, Stylisten, Make-Up Artists und sieht sich auch in der Verantwortung, seinen Stab bei Laune halten, damit am Ende des Tages auch ein gutes Bild rauskommt, was eben ohne gute Stimmung nicht funktioniert.

L!VE: Wie um alles in der Welt gerät als gelernter Kameramann ins Ingenieurswesen bei der Bahn?

R.B.:  Indem man frankophon ist und ein deutsches Unternehmen mit einem französischen fusioniert. Da braucht es dann jemand der die interne Kommunikation übernimmt. Allerdings bin ich damals recht schnell in ein tiefes, schwarzes Loch gerutscht, weil ich für wenig Geld viel Verantwortung übernehmen musste. Schließlich folgten dann zwei Jahre in Berlin da wollte ich fotografisch etwas mehr Fuß fassen, habe aber zweigleisig auch weiter für das Bahnunternehmen gearbeitet. Der Liebe wegen bin ich danach nach Köln gegangen. Ich konnte dort sogar mein fotografisches Arbeiten weiter ausbauen, weil ich zwar immer noch die alte Firma tätig war, nur inzwischen in Tele-Arbeit. Heute würde man Home-Office sagen, die mir sehr viel Freiraum für die Entwicklung meiner Fotografie ermöglichte.

L!VE: Hast du auch eine  fotografische Ausbildung?

R.B.: Nee, ich habe mir einen Fotoapparat genommen und den „gelernt“. Alles andere war intuitiv, hat einfach funktioniert, wobei natürlich die Kameramann-Ausbildung nicht gerade hinderlich war.

L!VE: Dieser Fotoapparat, den Du „gelernt hast“, war sicher noch analog. Bist auch Du digital unterwegs?

R.B.: Meistens schon, allerdings habe ich eine große Hinwendung zu Polaroid-Bildern entwickelt. Ich hatte mal für einen Kunden eine ganze Modestrecke geschossen, natürlich digital, aber nebenbei auch Polaroids gemacht, mehr so für mich. Am Schluss kamen ausschließlich die Polaroids in das Magazin. Außerdem bin ich kein Freund von Nachbearbeitung. Je weniger ich im Nachhinein machen muss, desto besser. Bei schwarz/weiß mache ich wirklich oft gar keine Retusche, wenn‘s um Beauty-Bilder geht, da muss man dann halt Hand anlegen, aber auch versuche ich denkbar übersichtlich zu halten. Zudem eignet sich schwarz/weiß, um mit den Bildern gewissermaßen Zeitreisen zu machen. Also um moderne Fotografie zeitlos zu machen, weil die Menschen zeitlos werden. Das ist ein sehr aktuelles Thema, denn man sieht ja, wie viele junge Leute auf der Suche nach alten Analog-Kameras sind, um mit schwarz/weiß Film zu arbeiten. Aber das Analoge beschränkt sich ja nicht auf schwarz/weiß Fotografie, denn man darf nicht außer Acht lassen, dass ja auch Polaroids nichts anderes sind als analog Fotografie. Und Polaroid-Bilder sind fantastisch, der Look ist einfach irre! Ich liebe den echt!

L!VE: Gibt es einen Auftrag oder eine Arbeit, die für Dich besonders reizvoll war?

R.B.: So das eine spezielle Ding, gab es für mich nicht. Egal ob beispielsweise Mode oder Interieur, sobald Menschen mit im Bild sind, wird’s für mich interessant. Ich bin halt kein Still-Lifer, der Spaß daran hat Essen oder ein paar Schuhe zu fotografieren, die da einfach nur vor einer weißen Wand stehen.

L!VE: Wenn es Dir schon schwer fällt, einzelne Arbeiten hervorzuheben, ist es vielleicht einfacher Menschen zu benennen, die Dich durch die Zusammenarbeit beeindruckt haben?

R.B.: Ja da gab es in Berlin eine Künstlerin, Juliette Schoppmann, die durch ihren zweiten Platz in der ersten DSDS-Staffel bekannt wurde. Für die habe ich Bilder für ihre Alben gemacht, Fotos für die Cover und so weiter. Da war gleich eine Verbindung und es hat sofort funktioniert, vielleicht auch weil sie ebenfalls französische Wurzeln hat. Daraus hat sich dann unter anderem auch noch die Verbindung zu einem etwas „komischen“ Künstler ergeben, Menowin Fröhlich, weil der natürlich damals vom gleichen Management betreut wurde. Und wenn wir gerade bei den TV-Personalities sind, auch die Arbeit mit Rebecca Mir war sehr interessant

L!VE: Aktuell richtest du ein großes, neues Studio in einer ehemaligen Industriehalle ein.

R.B.: Das ist eine alte Schlosserei, die erstmal grundsaniert werden musste, was aufgrund der Größe einiges an Investitionen bedurfte. Dort entsteht eine multifunktionelle Kombination aus Studio und Location, quasi ein Kreativ-Raum und ein Raum für Seminare, Meetings, Workshops, Events und alles Denkbare. Ich hoffe, dass wir dort spätestens bis Ende Juni eröffnen können.

L!VE: Für einen Fotografen bist Du überraschend wenig auf Instagram & Co unterwegs.

R.B.: Zum einenlege ich da sowieso kein besonderes Augenmerk drauf. Andererseits fehlt mir auch manchmal einfach die Zeit dafür, gerade im Moment. Und, obwohl ich da echt nicht viel gemacht habe, ist zum Beispiel meine Facebookseite trotzdem irgendwann explodiert und bei Insta habe ich Follower im fünfstelligen Bereich. Ich lass sich das einfach weiter entwickeln. Hinzu kommt, dass viele dort unvorsichtig mit Bildern umgehen, vor allem, weil sie den wirklichen, künstlerischen Wert eines Fotos nicht mehr überblicken können. Der Wert der Fotografie als Kunst geht da komplett verloren und es geht nur noch um die Selbstdarstellung. Gerade weil sie auch mit anderen Beautystandards und Filtern vollgepumpt werden, die im Endeffekt die Menschen so darstellen, wie sie gar nicht sind. Da wird eine Fake-Welt aufgebaut. Nach den meisten Selfies würde man die Menschen im echten Leben ja noch nicht mal mehr erkennen. Als ich mich damals auf Insta angemeldet hatte, war das noch in erster Linie ein Portal für Kreative, für Fotografen, Maler, visuelle Künstler im weitesten Sinne und ist in der Zwischenzeit zum Selfie-Heaven verkommen, wo nur noch die Fassade übrigbleibt.

L!VE: Was steht in Zukunft an?

R.B.: Da gibt es eine ganz spannende Geschichte, über die ich allerdings, wie immer, nur ein bisschen was verraten kann. Gemeinsam mit meiner Partnerin Eva Zocher, arbeite ich für eine renommierte Hotelkette an deren Ausstattung mit neuen Bildern und darüber hinaus auch an der Art der Präsentation dieser.

L!VE: Das klingt doch schon sehr spannend. Wir wünschen viel Erfolg und bedanken uns für das interessante Gespräch.

R.B.: Gern geschehen und jederzeit wieder.

Mehr Infos auf www.ronanbudec.com

Mein Lieblingsding: Die Retro-Trommel

Elmar Federkeil ist mit Sicherheit einer der umtriebigsten Musiker im Saarland und darüber hinaus. Auf zahllosen Konzerten, Events und Partys gibt der Schlagzeuger den richtigen Takt vor und auch als Bandleader verschiedenster Formationen überzeugt sein mitreißendes Rhythmusgefühl. Da überrascht es wenig bis gar nicht, dass sein Lieblingsding im Zentrum dieser Mischung aus Leidenschaft und Beruf steht: ein ungemein kultiges Schlagzeug aus einer anderen Zeit. Wie, wann und warum er dazu kam erklärt er selbst am besten: „Schon als Jugendlicher in den 80er Jahren, hatte ich den Traum, irgendwann mal ein „Sonor Rosewood“ Schlagzeug zu spielen. Der Sound ist magisch, druckvoll und warm zugleich, das Outfit bis heute einzigartig und der Transport „sack schwer“. Als ein Freund vor gut fünf Jahren dann dieses Ding zum Verkauf anbot, musste ich es haben und jedes Mal, wenn ich mein „Roosewood“ spiele, ist es ein echtes Glücksgefühl. Da ich als Profimusiker das sehr oft tue, schmerzt der Transport nicht mehr, sondern der Sound überwiegt alles. I love my job!“

Clubzone Mai 2022

Tja, der April macht wirklich was er will! Und was das Saarbrücker Club- und Partytreiben angeht, wollte er in erster Linie eins: feiern, feiern, feiern. Wenn es künftig so weitergeht, dann muss man mit Verlaub der ganzen Covid-Pandemie auch eine gute Seite zubilligen, denn scheinbar wurden da Kräfte und Energien erzeugt, die jetzt das Nachtleben so richtig tieferlegen. Das galt für die ohnehin etablierten Locations in der City, genauso wie für „Rückkehrer“ vom Schlage eines ST. J oder KUFA. Aber alles der Reihe nach. Wir starten unsere Zeitreise in die letzten Wochen – jetzt!

Seit 22 Jahren ganz vorne mit dabei in der Riege der üblich verdächtigen Partylocation ist ganz klar das BLAU. Noch bevor die Beschränkungen fielen, hat uns der Laden mit der CAFÉ BLEU Erweiterung ein neues Kleinod zwischen Bahnhofstraße und Berliner Promenade beschert, inklusive 1A Frühstück samstagmorgens. Der BLAUe Schwitzekeller an sich, ist selbstredend auch gleich wieder richtig durchgestartet und sorgte auch optisch mit der neuen superspaßigen LED-Decke für den Partyturbo. Das ganze Team zeigte sich bei jeder Party ultramotiviert und rissen die Gäste ohne große Gegenwehr mit. Kurz und gut, hier stehen alle Zeichen auf Feiersturm, aber damit war ja auch zu rechnen, Gott sei Dank!

Die langen pandemischen Monate ohne Ausgehmöglichkeiten haben ganz offensichtlich einen gehörigen Nachholbedarf geschaffen – und der bricht sich auch am St. Johanner Markt Bahn. Das passiert dann auch schon mal in an sich schon tollen Lokalen, die aber vielleicht nicht zwangsweise als Party-Hot-Spots galten. Ein herrliches Beispiel gab es im April in der Kultkneipe BRASSERIE in der Fröschengasse beim Live-Konzert von Kai Sonnhalter mit Überraschungsgast Bernd Wittmann. Da gingen dann auf einmal eher ungewöhnliche Gäste richtig steil, wie Hingucker-Blondine Alexandra B., die unter anderem mit Freundin Pia C. in der ersten Reihe nach eigenen Worten „außer Rand und Band“ geriet. So muss das sein! Nur ein paar Schritte weiter, ebenfalls am St. Johanner hat Anfang April mit dem ST. J eine Kultstätte des Saarbrücker Nachtlebens wieder eröffnet und schon das PreOpening hat vergangenen Monat gezeigt, was hier wieder zum guten Ton gehören wird. Am Abend vor der offiziellen Wiedereröffnung hatte nämlich DJ Fabelhaft den Laden nach allen Regeln der DJ-Kunst zerlegt und klar gemacht, das ST. J ist wieder da – und wie!

Seine Pole Position in Sachen Donnerstags-Bespaßung hat das APARTMENT nach dem Neustart im Saarbrücker Partykalender mit Leichtigkeit wieder zurück erobert. Die DJ Legenden Tomas und Kasimir, sorgten bei der AFTER WORK PARTY gnadenlos mit einer expolsiven Mischung aus allerlei Tanzbarem für die richtige Stimmung. Als hätte es die Monate der Zwangspause nicht gegeben wurden auf dem auf dem Mainfloor von einer wunderbar abwechslungreich gemischten Crowd die schönen Seiten des Feierabends zelebriert. Nach den zwei Ausgaben im März und April war die Entscheidung klar,  ab sofort findet die AFTER WORK PARTY wieder jeden ersten Donnerstag im Monat statt.

Freunde des gepflegten Ausnahmezustands kamen natürlich auch im EGO Club Saarbrücken im April voll auf ihre Kosten. Nach dem Re-Opening-Monat März ging es bei allen bei Veranstaltungen wie der regelmäßigen EGO Saturdays oder den Knallerfestivitäten NACHTSEMESTER, LEVEL und ZEITREISE 90er / 2000er massivdurch die Decke! Außerdem war selbstredend auch die SAARBROOKLYN BEST OF BLACK MUSIC genau wie die LA NOTTE ITALIANA wieder der Knaller. Einfach von allem das Beste! Wahnsinn was hier abging. Nicht nur erprobte Stammgäste, sondern auch neue Freunde und feierten als gäbe es kein Morgen. Alle unterscheidlichen Konzepte sorgten Woche für Woche für eine ausgelassene Stimmung und das EGO DJ Team ließ die feiernde Meute auf der Tanzfläche richtig abgehen.

Seit Jahren schon gehört das jährliche Revival zum Geburtstag des GLORIA PALAST zu einer der allerheftigsten Feiereien. Was da regelmäßig von einer kaum zu bremsenden Partymeute veranstaltet wird,  ist an Eskalationspotential kaum zu überbieten. Das war auch dieses Jahr keinen Deut harmloser, auch wenn die Sause ein gutes Vierteljahr verschoben werden musste und entsprechend erst am Ostersonntag eskalierte. Blieb also auch dieses Jahr wieder nur die Frage, wo gefeiert werden sollte, doch seit Dezember war klar: die eine Legende besucht die andere – und die Party steigt in der KUFA. Hier kehrten die gloriösen Ehemaligen lautstark und ungebremst in die etwas anderen Achtziger zurück. Von Chartmüll war genau wie in den originalen Jahren keine Spur und stattdessen bohrte sich Independent Mucke und Gitarren Mucke in die Gehörgänge, gemischt mit ein bisschen frühem House und New School Hip Hop. Eben exakt jene unheilige Mischung, der diese Party ihren legendären Ruf verdankt. Wenn das so weiter geht, werden bald auch dieses Revivals fast so legendär wie der einstige Disco-Palast sein. Wir wären dabei!  

Doch damit nicht genug, denn mit der Radio Salü Ü30 SINGLE PARTY XXL gab es im April gleich noch einen zweite Knallerparty in der ExKUFA. Zum ersten Mal ging dieses Konzept an den Start und hat von Beginn  an überzeugt. Bunt gemischte Gästemassen, feierten zu mindestens genauso bunt zusammengewürfelter Musik. Klar der Schwerpunkt lag bei aktuellen Dancefloorkrachern, aber auch Ausflüge in die 80er und 90er wurden stimmgewaltig gefeiert. Das wurde dann auch mittendrin einmal der Anlage zu wild und eine Sicherung verabschiedete sich. Die feiernden Massen erkannten schnell, dass hinter den Kulissen nach der Ursache der unfreiwilligen Musikpause gefahndet wurde und sangen sich halt derweil selber ein Ständchen, wenn gleich Scooters „Döb Düb Döb Diddeldöbdöpdöp“ nun wirklich nicht viel Textkenntnis voraussetzte. Nach wenigen Minuten ging die wilde Fahrt dann auch weiter, als wäre nix gewesen. Einen weiteren Höhepunkt setzte dann ganz zum Schluss eine Blondine mit Modelmassen, die einen Kopfstand nach dem anderen auf die Tanzfläche zimmerte und dabei mit den langen Beinen Luft-Spagate produzierte, so quasi Breakdance in Zeitlupe. Die ganze Nacht ein voller Erfolg und man darf wohlgetrost auf eine Wiederholung rechnen.

Take care!