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Grüne Tomaten schlafen wütend

Bambi auf den Grill

Manche sagen, echte Freundschaften existieren nur zwischen Mensch und Tier. Anders als zweibeinigen Freunden nimmt man es vierbeinigen nicht übel, wenn sie beim erstbesten Weibchen, das ihnen über den Weg läuft, sabbernd mit dem Schwanz wedeln und denjenigen, mit dem sie eigentlich unterwegs sind, links liegen lassen. Gerade Hunde verstehen uns Männer besonders gut, da sie wissen, wie es ist, von Frauchen an der kurzen Leine gehalten zu werden. Eine Bitch auf vier Pfoten ist im Gegensatz zu einer auf zwei Absätzen auch nicht gleich eifersüchtig, wenn man mal die Muschi der Nachbarin streichelt. Hunde wissen schließlich, dass nichts über Frischfleisch geht…

Tiere sind einfach die besseren Partner. Sie haben keine Migräne, wenn man Kuscheln möchte, und bestellen aus Langeweile auch keinen unnötigen Kram im Internet. Sie kümmern sich ohne zu meckern um heruntergefallene Essensreste und haben keine Probleme damit, wenn man als Mann einmal an einen Baum pinkelt oder den Tag auf dem Sofa verbringt. Sie machen dann einfach mit. Ganz ohne sich zu beschweren, dass ihnen das Fernsehprogramm nicht gefällt oder noch Wäsche zu bügeln ist. Könnten Hund, Katze und Co. ihre Futterdosen selbst öffnen und Herrchen einen Döner holen, sie wären den meisten Frauen von heute auch im Haushalt haushoch überlegen…

Mensch und Tier bilden seit jeher unschlagbare Duos, die zusammengehören wie Salz und Pfeffer, Ernie und Bert oder H & M. Egal ob nun als Hund und Herrchen, Ross und Reiter oder Feinschmecker und Feinkost. Oft stellt sich dabei die Frage, wo Zuneigung enden und Zubereitung beginnen sollte. Mit Ausnahme von Kannibalen haben wir Menschen uns im Laufe der Zeit untereinander geeinigt, dass das Zusammenleben einfacher ist, wenn man nicht befürchten muss, vom Gegenüber verspeist zu werden. Zwischen Mensch und Tier ist es nicht immer so eindeutig, wie weit man sich zum Fressen gern haben darf und ob die Hand, die einen heute füttert, morgen nicht schon vielleicht futtert…

Vor allem Nutztiere laufen Gefahr, irgendwann vom Jungtier, das ein Teil der Familie ist, zum Alttier zu werden, das ein Teil der Familie isst. Aus jedem jungen Fohlen wird irgendwann eine alte Stute, die bockt, wenn sie bestiegen wird. Das ist bei uns Menschen nicht anders. Was gestern ein süßes Küken war und heute ein stattliches Huhn ist, kann morgen bereits eine fette Glucke sein. Hängt das Euter einmal bis zum Boden, wird es Zeit, sich nach neuem umzusehen. Das ist bei vierbeinigen Kühen wie bei zweibeinigen. Mit dem Unterschied, dass ein Gnadenschuss bei den einen wochenlang saftigen Braten im Gefrierschrank und bei den anderen lebenslang trockenes Brot im Gefängnis bedeutet …

Tiere an unserer Seite haben einen hohen Stellenwert. Dennoch sind ihre Rechte bescheiden. Kaum ein Schäferhund fühlt sich pudelwohl. Rindern will man ans Leder, dass es auf keine Kuhhaut geht. Schafe werden oft zu Mäharbeiten gezwungen und das Leben von Schweinen ist die reinste Sauerei. Während Frauen mittlerweile wählen dürfen, müssen Tiere noch immer wahllos akzeptieren, was ihr Halter mit ihnen anstellt. In einer Zeit, in der jeder Produkte bevorzugt, die von glücklichen Tieren stammen, ist es wichtig, dass ein Schnitzel auch vor seiner Zeit in der Kühltheke artgerecht gehalten wird, so lange es noch Rüssel und Ringelschwanz hat. Kaum jemand will es noch mit dem Gewissen vereinbaren, ein Tier auf dem Teller zu haben, das nicht freien Willens ein Steak geworden ist…

Tierschutz ist daher richtig und wichtig. Letztens hatte ich Werbung eines Vereins für Nutztierrechte im Briefkasten. Von einer „vie(h)lversprechenden“ Zukunft und einer neuen „Ess-Ku(h)ltur“ war da die Rede. Hätten sie das Schlachten alter Milchkühe auch noch als „Euternasie“ bezeichnet, ich hätte nur wegen der „kuhlen“ Wortwahl etwas gespendet. Aber das war dann doch wohl zu viel des „Kuhten“. Auf dem Werbeflyer waren übrigens zwei Kühe abgebildet, von denen die zweibeinige ihr vierbeiniges Pendant auf die Schnauze küsste, was diesem sichtlich unangenehm war. Das Küssen einer alten Kuh fand ich persönlich schon als Kind auf dem 90. Geburtstag von Tante Walburga eklig…

Früher hieß es, dass man mit Essen nicht spielen solle. Der Flyer forderte nun jedoch offen dazu auf, man solle ein „neues Verhältnis zu Kühen entdecken“, die es „genießen, am ganzen Körper gestreichelt und massiert zu werden“. Tiere würde einem so viel Liebe zurückschenken, getreu dem Motto „Wie-ich-Dir, So-do-mie“. Weiter war zu lesen, dass Kühe viel zu früh und zu oft befruchtet werden, ihnen der Nachwuchs direkt nach der Geburt entzogen wird und sie Leberprobleme haben. Dieses Schicksal dürften sie mit vielen Hauptschülerinnen teilen, mit dem Unterschied, dass diese nach ihrer zigsten Entbindung mit knapp zwanzig nicht einmal mehr zum Frikadellenmachen taugen…

Tiere aus dem Verkehr ziehen und in Rente schicken, nachdem sie Tausende Liter Milch gegeben haben? Das ist für Kühe wie für männliche Pornodarsteller wünschenswert. Tierschutz ist zwar wirklich von Bedeutung – schließlich sollte keiner schlecht zu Vögeln sein – aber so lange Rentner bei Kaffeefahrten im Bus durchs Land gekarrt werden, sind auch Massentiertransporte mit Gammelfleisch nichts anderes. Nutztiere sollten jedoch möglichst gut gelaunt zum Schlachter gebracht werden und sich auf den Bolzen freuen, der ihnen ins Hirn gejagt wird. Rentner sind bei Besichtigungsfahrten zu Krematorien ja auch bester Laune und guter Hoffnung, abends wieder ganz nach Hause zu kommen…

Dass Tiere uns Menschen überlegen sind, weiß jeder, der mal einen Hund beobachtet hat, der seine Genitalien leckt. Ein als Blindenhund ausgebildeter deutscher Schäferhund dürfte einem deutschen Azubi mittlerweile in allen Lebenslagen überlegen sein. Mit Ausnahme vom Selfies-Machen vielleicht. Wir sollten daher fair zu Tieren sein. Schon Opa Ede wusste nach der Kriegsgefangenschaft um die Nachteile der Käfighaltung und nach seiner beidseitigen Beinamputation, dass Eier aus Bodenhaltung auch nicht das Wahre sind. Lassen wir Tiere einfach mehr selbst entscheiden. Sollen sich Rehe doch aussuchen, ob sie lieber bei der Jagd geschossen auf einem Gasgrill oder vom Auto angefahren auf einem Kühlergrill landen möchten! Bambi auf den Grill… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Rüdesheim ist übrigens keine Tierauffangstation für männliche Hunde.

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