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Quo vadis Osthafen?

Kein Projekt bewegt die Saarbrücker aktuell mehr als die Zukunft des Geländes am ehemaligen Osthafen. Diesen Monat fällt im Stadtrat die Entscheidung, welcher Bewerber den Zuschlag für den Erwerb des Rhenania-Gebäudes und damit die Entwicklung eines Saarbrücker Lieblingsortes erhält.

Durch die Revitalisierung und Erweiterung des bisherigen Konzeptes des Saarbrücker Osthafens als Ort der freien sowie alternativen Kunst- und Kulturszene soll der ursprungsgebende Punkt der Region nun für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich gemacht und erlebnisreich gestaltet werden.

Seit Monaten auf dem Tisch ist das Konzept „Kulturgut Ost“ der Partner Sektor Heimat e.V. und Greencells Group, einer Kooperation der bereits vor Ort angesiedelten Kulturschaffenden mit einem der größten europäischen Anbieter von Solarkraftwerken. Das Unternehmen mit Sitz in Saarbrücken und Tochtergesellschaften in Asien, dem Mittleren Osten und den USA, engagiert sich bereits seit Jahren im Osthafen ist bereits Eigentümer eines der beiden Gebäude auf dem Gelände. Sein integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) um die künftige City Ost wurde bereits letztes Jahr eingereicht, öffentlich gemacht und in unserer Januar-Ausgabe vorgestellt.

Jetzt hat auch der zweite Bewerber sein Konzept vorgelegt und seine Vorstellung von dem „Port Est“ publiziert. Das St. Ingberter Bauunternehmen Peter Groß will das bestehende Speichergebäude in seiner baulichen Hülle zukunftsfähig machen, aber gleichwohl den industriellen Charakter beibehalten. Damit soll Clubszene, Gastronomie, Kultur, freie Kunstformen, Kindertagesstätte, und Büronutzung am Osthafen möglich werden.

Das erklärte Ziel ist es, mit einem Investitionsvolumen von 38 Millionen Euro nicht nur eine Aufwertung des Areals zu schaffen, sondern einen überregional einzigartigen Anziehungspunkt zu schaffen, der für die Menschen ein Grund, die Stadt Saarbrücken zu besuchen.

Bis zum Jahr 2025 soll das heutige Rhenania-Gebäude zu einem Freihafen im Herzen Saarbrückens werden. Der Port Est soll im Kern aus zwei Gebäudeteilen bestehen: Einem revitalisierten Altbau und einem Holzhochhaus. Die Gebäude sollen sich sowohl funktional als auch gestalterisch eindrucksvoll in die Umgebung eingliedern. Im Osten zur Bahntrasse hin wird ein zentrales Parkhaus mit einer intensiv begrünten Fassade entstehen. Von dort aus führt der Weg entlang der Schutzbauten für die archäologischen Relikte des Römerkastells zum Osthafen an das künftige Ensemble aus Alt und Neu. An den Durchgängen im Osten und Westen gelangt man zum Pier, auf dem Bars und Restaurants angesiedelt und Ausstellungen stattfinden sollen. Ein Schubleichter auf der gegenüberliegenden Saarseite soll die Umgebung optisch und erlebnismäßig bereichern: Intensiv mit großen Bäumen begrünt, soll dort eine Holzbühne errichtet werden, auf der Konzerte, Aufführungen und Veranstaltungen stattfinden sollen. Vor dem Pier soll ein großer Pool geschaffen werden, so dass man quasi in der Saar baden kann. Ergänzt wird die neugedachte Erschließung der Wasseroberfläche durch eine Anlegestelle für Ausstellungs- und Restaurantschiffe.

Im Erdgeschoss des sanierten Altbaus soll eine Kindertagesstätte Platz finden, die auch eine Freifläche im Westen als Außenbereich nutzen können soll. Neben der Kita soll im Erdgeschoss des Bestandsgebäudes Raum für den bereits ansässigen Sektor Heimat e. V. geschaffen werden, der außerdem Zugang zum Untergeschoss erhalten soll, das als Club nutzbar ist und Zugang zum Außenbereich und demnach zu Holzdecks auf der Saar erhält.

Im Bereich des Neubaus unter den Holchsilos ist ein Raum für eine Craft Beer Brauerei mit integrierter Bar sowie eine daran angrenzende zweistöckige Eventlocation vorgesehen, die als Bindeglied zwischen Club und Veranstaltungshalle dienen soll. Die darüberliegenden Geschosse sollen offen für die freie Szene sein und insbesondere der kreativ- und kulturaffinen Nutzung vorbehalten sein. Hier könnten Proberäume für die Musikhochschule und Werkstätten Platz finden, die Freiraum für kreatives Arbeiten schaffen.

In den oberen Stockwerken sollen vor allem Flächen für loftartige Nutzungen, zum Beispiel für Start-ups, Coworking-Spaces und Agenturen bereitgehalten werden. Die obersten Geschosse will die Firma Peter Gross Bau selbst nutzen. Das Bauunternehmen hat für seine Mitarbeiter eine Aus- und Weiterbildungsakademie gegründet, die dort angesiedelt werden soll.

An der Westfassade des Altbaus werden schwebende kugelförmige Wintergärten das neue Erscheinungsbild prägen und als Shortcut zwischen zwei Ebenen dienen. Die Dachfläche als fünfte Fassade des Bestandsgebäudes soll in eine öffentliche und intensiv begrünte Dachterrasse mit transluzenten Photovoltaikmodulen verwandelt werden, die das Staffelgeschoss mit einer von lokalen Produzenten betriebenen Rooftop-Bar, integriert.

Weitere Infos zu den beiden Konzepten findet ihr unter www.kulturgut-ost.de sowie auf www.port-est.de

Illustrationen: Peter Gross Bau Holding GmbH, www.port-est.de

Jasmin, 19 Jahre, aus Saarbrücken

„Ich würde mir wünschen, dass es am Osthafen mal wieder ein bisschen schöner gemacht und renoviert wird.“

Gerry, 40 Jahre, aus Saarbrücken:

„Im Osthafen sollen auf jeden Fall weiter Events stattfinden. Das ist ein toller Standort und eine große Bereicherung für Saarbrücken.“

Nils, 25 Jahre, aus Homburg

„Der Charme des Gebäudes sollte unbedingt erhalten werden. Es ist ja schon ein bisschen älter und das kann man ruhig sehen“

Elmar aus Saarbrücken

„Ich bin froh, dass es sowas in Saarbrücken gibt. Alles was mit Liebe zu tun hat, sollte unbedingt erhalten bleiben.“

Rainer aus Saarbrücken:

„Ohne Szene geht da nix. Kein Industriegebiet, keine Zwei-Familien-Häuser, das muss szenig bleiben.“

Mirjam aus Güdingen:

„Meine Angst ist, dass durch die immer weiterführende touristische Erschließung das Naturschutzgebiet Daarler Wiesen in Mitleidenschaft gezogen wird. Schon jetzt bleibt das Gebiet durch den Ausbau der Fahrradwege nicht unberührt.“

Tomas aus Saarbrücken:

„Egal was da passieren wird, es soll einfach nur jung bleiben!“

Clubzone Mai 2022

Tja, der April macht wirklich was er will! Und was das Saarbrücker Club- und Partytreiben angeht, wollte er in erster Linie eins: feiern, feiern, feiern. Wenn es künftig so weitergeht, dann muss man mit Verlaub der ganzen Covid-Pandemie auch eine gute Seite zubilligen, denn scheinbar wurden da Kräfte und Energien erzeugt, die jetzt das Nachtleben so richtig tieferlegen. Das galt für die ohnehin etablierten Locations in der City, genauso wie für „Rückkehrer“ vom Schlage eines ST. J oder KUFA. Aber alles der Reihe nach. Wir starten unsere Zeitreise in die letzten Wochen – jetzt!

Seit 22 Jahren ganz vorne mit dabei in der Riege der üblich verdächtigen Partylocation ist ganz klar das BLAU. Noch bevor die Beschränkungen fielen, hat uns der Laden mit der CAFÉ BLEU Erweiterung ein neues Kleinod zwischen Bahnhofstraße und Berliner Promenade beschert, inklusive 1A Frühstück samstagmorgens. Der BLAUe Schwitzekeller an sich, ist selbstredend auch gleich wieder richtig durchgestartet und sorgte auch optisch mit der neuen superspaßigen LED-Decke für den Partyturbo. Das ganze Team zeigte sich bei jeder Party ultramotiviert und rissen die Gäste ohne große Gegenwehr mit. Kurz und gut, hier stehen alle Zeichen auf Feiersturm, aber damit war ja auch zu rechnen, Gott sei Dank!

Die langen pandemischen Monate ohne Ausgehmöglichkeiten haben ganz offensichtlich einen gehörigen Nachholbedarf geschaffen – und der bricht sich auch am St. Johanner Markt Bahn. Das passiert dann auch schon mal in an sich schon tollen Lokalen, die aber vielleicht nicht zwangsweise als Party-Hot-Spots galten. Ein herrliches Beispiel gab es im April in der Kultkneipe BRASSERIE in der Fröschengasse beim Live-Konzert von Kai Sonnhalter mit Überraschungsgast Bernd Wittmann. Da gingen dann auf einmal eher ungewöhnliche Gäste richtig steil, wie Hingucker-Blondine Alexandra B., die unter anderem mit Freundin Pia C. in der ersten Reihe nach eigenen Worten „außer Rand und Band“ geriet. So muss das sein! Nur ein paar Schritte weiter, ebenfalls am St. Johanner hat Anfang April mit dem ST. J eine Kultstätte des Saarbrücker Nachtlebens wieder eröffnet und schon das PreOpening hat vergangenen Monat gezeigt, was hier wieder zum guten Ton gehören wird. Am Abend vor der offiziellen Wiedereröffnung hatte nämlich DJ Fabelhaft den Laden nach allen Regeln der DJ-Kunst zerlegt und klar gemacht, das ST. J ist wieder da – und wie!

Seine Pole Position in Sachen Donnerstags-Bespaßung hat das APARTMENT nach dem Neustart im Saarbrücker Partykalender mit Leichtigkeit wieder zurück erobert. Die DJ Legenden Tomas und Kasimir, sorgten bei der AFTER WORK PARTY gnadenlos mit einer expolsiven Mischung aus allerlei Tanzbarem für die richtige Stimmung. Als hätte es die Monate der Zwangspause nicht gegeben wurden auf dem auf dem Mainfloor von einer wunderbar abwechslungreich gemischten Crowd die schönen Seiten des Feierabends zelebriert. Nach den zwei Ausgaben im März und April war die Entscheidung klar,  ab sofort findet die AFTER WORK PARTY wieder jeden ersten Donnerstag im Monat statt.

Freunde des gepflegten Ausnahmezustands kamen natürlich auch im EGO Club Saarbrücken im April voll auf ihre Kosten. Nach dem Re-Opening-Monat März ging es bei allen bei Veranstaltungen wie der regelmäßigen EGO Saturdays oder den Knallerfestivitäten NACHTSEMESTER, LEVEL und ZEITREISE 90er / 2000er massivdurch die Decke! Außerdem war selbstredend auch die SAARBROOKLYN BEST OF BLACK MUSIC genau wie die LA NOTTE ITALIANA wieder der Knaller. Einfach von allem das Beste! Wahnsinn was hier abging. Nicht nur erprobte Stammgäste, sondern auch neue Freunde und feierten als gäbe es kein Morgen. Alle unterscheidlichen Konzepte sorgten Woche für Woche für eine ausgelassene Stimmung und das EGO DJ Team ließ die feiernde Meute auf der Tanzfläche richtig abgehen.

Seit Jahren schon gehört das jährliche Revival zum Geburtstag des GLORIA PALAST zu einer der allerheftigsten Feiereien. Was da regelmäßig von einer kaum zu bremsenden Partymeute veranstaltet wird,  ist an Eskalationspotential kaum zu überbieten. Das war auch dieses Jahr keinen Deut harmloser, auch wenn die Sause ein gutes Vierteljahr verschoben werden musste und entsprechend erst am Ostersonntag eskalierte. Blieb also auch dieses Jahr wieder nur die Frage, wo gefeiert werden sollte, doch seit Dezember war klar: die eine Legende besucht die andere – und die Party steigt in der KUFA. Hier kehrten die gloriösen Ehemaligen lautstark und ungebremst in die etwas anderen Achtziger zurück. Von Chartmüll war genau wie in den originalen Jahren keine Spur und stattdessen bohrte sich Independent Mucke und Gitarren Mucke in die Gehörgänge, gemischt mit ein bisschen frühem House und New School Hip Hop. Eben exakt jene unheilige Mischung, der diese Party ihren legendären Ruf verdankt. Wenn das so weiter geht, werden bald auch dieses Revivals fast so legendär wie der einstige Disco-Palast sein. Wir wären dabei!  

Doch damit nicht genug, denn mit der Radio Salü Ü30 SINGLE PARTY XXL gab es im April gleich noch einen zweite Knallerparty in der ExKUFA. Zum ersten Mal ging dieses Konzept an den Start und hat von Beginn  an überzeugt. Bunt gemischte Gästemassen, feierten zu mindestens genauso bunt zusammengewürfelter Musik. Klar der Schwerpunkt lag bei aktuellen Dancefloorkrachern, aber auch Ausflüge in die 80er und 90er wurden stimmgewaltig gefeiert. Das wurde dann auch mittendrin einmal der Anlage zu wild und eine Sicherung verabschiedete sich. Die feiernden Massen erkannten schnell, dass hinter den Kulissen nach der Ursache der unfreiwilligen Musikpause gefahndet wurde und sangen sich halt derweil selber ein Ständchen, wenn gleich Scooters „Döb Düb Döb Diddeldöbdöpdöp“ nun wirklich nicht viel Textkenntnis voraussetzte. Nach wenigen Minuten ging die wilde Fahrt dann auch weiter, als wäre nix gewesen. Einen weiteren Höhepunkt setzte dann ganz zum Schluss eine Blondine mit Modelmassen, die einen Kopfstand nach dem anderen auf die Tanzfläche zimmerte und dabei mit den langen Beinen Luft-Spagate produzierte, so quasi Breakdance in Zeitlupe. Die ganze Nacht ein voller Erfolg und man darf wohlgetrost auf eine Wiederholung rechnen.

Take care!

Bis hierhin und nicht weiter

Hallo Mikrokosmonauten: Warum Grenzen setzen so schwer ist 

Wie oft habt ihr euch eigentlich schon dabei ertappt, wie ihr "Ja" gesagt habt, aber "Nein" meintet? Unzählige Male gewiss, da bin ich mir sicher. Und warum? Weil ihr euch wahrscheinlich nicht traut. Oder weil es eh nichts ändern würde. Oder weil es schlicht und ergreifend zu einem Konflikt führen würde. Schlussendlich dann immer wieder der Klassiker: "Weil es mir nicht zusteht!". Wie bitte? Es steht euch nicht zu, Nein zu sagen? Klar. Eventuell würde man euch danach nicht mehr mögen. Oder man würde denken, ihr seid egoistisch und selbstgefällig. 

Und so ein einziges kleines "Nein" würde womöglich all die vielen "Ja" zuvor mit einem Schlag auslöschen. Nein ist die verbale Atombombe, wenn man es so nimmt. Mit voller Wucht killt sie die Selbstverständlichkeit, mit der sich andere Menschen jahrelang eurer Gutmütigkeit und Loyalität bedient haben. All eure Mühen waren vergebens. Eure ewige Überzeugung, euch respektvoll zu behandeln. Andere Menschen davon zu überzeugen, dass Ihr deren Interesse wert seid. Eure Werte opfern, um dazuzugehören. Die Wichtigkeit eurer psychischen Gesundheit herunterspielen. All das wird wahrscheinlich mit einem einzigen Nein zerstört. Angesichts dieser Vermutungen wird mir Angst und Bange und ich stelle mir unweigerlich die Frage:

"Soll ich ein Ja-Sager bleiben?"

Es wäre in jedem Fall der Weg des geringsten Widerstandes. Aber ist es auch der richtige? Oder ist es viel mehr ein Verrat an uns selbst? Ein Unterbuttern des eigenen Selbstwert bloß um des lieben Frieden Willens? Letztendlich geht es doch genau darum? Frieden. Ich meine allerdings nicht den Frieden im Büro, in Beziehungen oder auf Familienfesten. Nein, es geht vielmehr um den inneren Frieden. Aber diesen Zustand erreicht man nur dann, wenn man seinen Selbstwert kennt. Und dieses Thema ist recht heikel und setzt zuallererst voraus, dass einem die Meinung anderer über dich einfach egal wird. 

Unverblümtes Ich-Sein als Mindset 

Dieses Selbstwert-Ding ist echt weird. Selbstliebe ist ja schon ein lebenslanger Lernprozess, aber jetzt kommt auch noch der Wert dazu. Die Frage: "Bin ich es wert?" ist ohnehin so ein Kopfkiller. Besonders dann, wenn ständige Selbstzweifel, Unsicherheit und Schuldgefühle dazwischenfunken. Neulich stellte ich mit Entsetzen fest, dass ich womöglich eine reduzierte Ware wäre, wenn ich meinen Selbstwert bestimmten müsste. Das war ziemlich ernüchternd und schockierte mich zutiefst. Aber ich wusste, dass ich schleunigst etwas tun muss, um aus diesem Selbstwert-Debakel rauszukommen. Und endlich mein eigenes Ich wieder herauslassen, das schon zu lange gefesselt und geknebelt in den tiefsten Tiefen meiner Selbst zum Schweigen verdammt worden war. Das arme Ding!

Verkauft euch nicht unter Wert!

Natürlich wollen wir nicht ausgeschlossen werden und alleine durch die Welt wandeln, doch welchen Preis zahlen wir eigentlich, wenn wir unser Leben in einem Umfeld verbringen, dass uns nur mag, wenn wir klein und ruhig oder laut und lustig sind? Wieso wollen wir unsere Zeit mit Menschen verbringen, bei denen wir Angst haben, dass sie uns verstoßen, wenn wir Nein sagen, eine andere Meinung haben oder einfach wir selbst sind? Hört doch auf, eure mentale Gesundheit für andere Menschen aufzugeben. Viel schöner ist es doch, Platz zu schaffen für die Menschen, die uns genauso lieben, respektieren und akzeptieren, wie wir wirklich sind. (Danke Familie und Mann!) 

Nein sagen fällt nur schwer, weil man die eigenen Vorteile nicht verlieren möchte  

Es ist doch so: Sei bei einem klaren und deutlichen "Nein" innerlich damit einverstanden, keinen einzigen Gefallen mehr von deinem Gegenüber zu bekommen. Sei damit einverstanden, dass dein Gegenüber dich nicht mehr nett findet und eventuell nicht mehr dein guter Freund oder Arbeitskollege ist. Go for it! Es geht nicht immer nur um dein Ego, sondern um deinen inneren Frieden! Und wenn es deinen inneren Frieden kostet, ist es zu teuer. Darüber hinaus wird es übrigens immer jemanden geben, der dich nicht mag. Die Hauptsache ist, dass du nicht unter diesen Leuten bist. 

Machen wir uns nichts vor: Um anderen Grenzen zu setzen bedarf es Selbstbewusstsein, Selbstfürsorge und Selbstvertrauen. Alles Dinge, die erlernt werden müssen. Wenn wir jedoch eines begreifen, nämlich, dass wir niemals Everbody’s darling sein werden, ist schon mal der Anfang geschafft. Natürlich sollten wir uns im Büro jetzt nicht gleich mit Tacker und Locher bewaffnen und durch sämtliche Abteilungen wüten wie einst Rambo durch den Hindukusch. Höflich und knapp sollte es schon sein. Grenzen setzen kann sich in etwa so anhören: “Ich weiß deine Meinung zu schätzen, habe meine Entscheidung aber bereits getroffen.”, oder: “Ich fühle mich gerade nicht mehr wohl dabei, das mit dir zu besprechen.”, oder eben so: “Ich habe gerade sehr viel mit meiner eigenen psychischen Gesundheit zu tun und kann daher im Moment nicht die Person sein, die für deine Sorgen und Schwierigkeiten ein offenes Ohr hat.”. Kommuniziere deine Bedürfnisse, um gut für dich zu sorgen. Punkt.

Am Ende ist es doch so: Wie du dich selbst siehst, hat einen großen Einfluss darauf, wie andere dich behandeln. Ein imaginäres Stoppschild sollte demnach stets in unserem Tagesgepäck stecken. Wenn du keine Grenzen setzt, wird es niemand anderes für dich tun. Halte dir stets vor Augen, dass Grenzen setzen alleine die Menschen stört, die davon profitieren, wenn du keine hast. 

Du bist niemals verantwortlich für die Gefühle der anderen, sondern nur für deine eigenen

Und einfach so erweiterten Grenzen meinen Horizont und befreiten dieses kleine, kümmerliche Ich in mir, dass Ja sagte, wenn es eigentlich Nein meinte. Und dass zu lange ein Komma setzte, wenn es eigentlich das Ausrufezeichen hätte setzen müssen. Fett und schwarz und wasserfest!

Dackelblick

Letztens wurde ich gefragt, als was ich wiedergeboren werden möchte. Als Basketballspieler dachte ich zunächst, schließlich habe ich in diesem Leben viele Erfahrungen mit Körben gesammelt. Dann kam mir in den Sinn, wer es in diesem Leben von allen am besten hat. Nicht etwa Stars, Millionäre oder Könige, sondern Tiere! Hätte man vor einigen Millionen Jahren an der Supermarktkasse vor einem Dinosaurier gestanden, man hätte ihn vorgelassen, denn Dinosaurier regierten damals die Welt. Auch wenn die Riesenechsen mittlerweile ausgestorben sind, hat sich nichts daran geändert, dass Tiere die wahren Herrscher unseres Planeten sind. Die Mächtigsten unter ihnen sind dabei nicht etwa gefährliche Raubkatzen, sondern diejenigen, die am harmlosesten erscheinen: Haustiere…

Wer der irrigen Meinung ist, wir Menschen hätten Macht über Tiere, nur weil wir gelegentlich eines von ihnen überfahren, auf den Grill werfen oder als Jacke tragen, der verkennt, dass Katze, Hund und Co. nicht deswegen den ganzen Tag faul in einer Ecke liegen, weil sie von der Evolution benachteiligt wurden, sondern weil sie es können! Ihnen ist bewusst, dass stets etwas im Fressnapf ist, ohne dass sie dafür eine Pfote krumm machen müssen. Da sollte man sich als Mensch die Frage stellen, wer sich durch Domestizierung nun wen oder wem unterworfen hat und ob Vierbeiner Zweibeinern gehorchen, weil sie Leckerlis geben, oder Zweibeiner Vierbeinern, weil sie Leckerlis möchten…

Haustiere leben den Traum eines jeden Mannes: Schlafen, Saufen, Fressen und den pelzigen Bauch gestreichelt bekommen. Anders als bei ihrem menschlichen Gefährten stört es Frauen bei ihrem tierischen Gefährten nicht, wenn er aus dem Hals riecht oder dauernd auf dem Sofa liegt, um sich mit seinen Genitalien zu beschäftigen. Es ist nicht tragisch, wenn ein Hund auf die Terrasse pinkelt, eine Katze Haare im Bad hinterlässt oder einem Hamster das Essen nicht schmeckt. Als Mann hängt nach so etwas stets der Haussegen schief. Wird ein Kater mit einer gerade aufgerissenen Maus im Bett erwischt, bekommt er von Frauchen Liebe mit Lob statt wie ein Mann Hiebe mit dem Mopp…

Tiere dürfen alles, was wir Männer nicht dürfen. Auch an fremden Weibchen schnüffeln und im Stehen pinkeln. Keiner verlangt von Tieren, eine Hose zu tragen, wenn die Großeltern zu Besuch kommen oder nur im Freien zu pupsen. Um mit all dem durchzukommen, tun Haustiere das ganze Jahr nichts anderes als wir Männer am Valentinstag, nur mit mehr Erfolg: Sie heucheln ihrem Frauchen Liebe vor und hoffen, nicht an der kurzen Leine gehalten zu werden. Während Frauen derartige Zutraulichkeit bei Männern direkt als miese Masche entlarven, werten sie sie bei Tieren als Zeichen der Liebe. Ein fataler Fehler! Haustiere manipulieren Frauen wie wir Männer es uns nur erträumen können…

Vor allem der Hund als liebstes Haustier des Deutschen nach dem Silberfisch hat sich die Frau perfekt abgerichtet. Hat Bello nachts Durst, streunt er so lange ums Bett bis Frauchen ihm Wasser gibt. Als Mann könnte man nachts röchelnd verdursten, die Bettnachbarin würde nicht einmal wachwerden, geschweige denn aufstehen. Will ein Hund spielen während Frauchen schläft, wedelt er einfach mit seinem Schwanz und leckt ihr durchs Gesicht. Damit hat er garantierten Erfolg. Anders als ein Mann, der Gleiches tut und danach für die nächsten 14 Tage auf der Wohnzimmercouch schlafen darf. Für uns Männer ist es manchmal schon ein Hundeleben…

Die meisten Frauen mögen Männer, lieben aber Tiere. Das kommt daher, dass Tiere bei sexueller Erregung meist schon mit einem Hosenbein zufrieden sind. Außerdem sind sie nie schlecht gelaunt, wenn Frauchen wieder Unmengen für Schuhe ausgegeben hat. Anders als bei Männern akzeptieren Frauen bei Haustieren ohne zickig zu werden, wenn diese keine Lust auf Streicheleinheiten haben und lieber um die Häuser ziehen. Tiere müssen nie an Jahrestage denken oder den Müll rausbringen und dürfen bei Liebesfilmen einschlafen. Kommt eine Katze nach einer Balgerei mit Blessuren nach Hause, kümmert sich Frauchen liebevoll. Ein Mann bekommt noch eins mit dem Nudelholz über…

Wir Männer müssen uns damit abfinden, dass wir in der Rudelhierarchie erst hinter Josie, der Katze, Sam, dem Mops und Schnitzel, dem Ferkel kommen. Jeder Mann, dessen Freundin ein Pferd hat, wird bestätigen, dass er weit seltener geritten wird als sein Konkurrent mit den Hufen. Es kann auch schon mal sein, dass nach all der teuren Fellpflege und all dem Premium-Futter für den Vierbeiner am Monatsende für den Zweibeiner nur noch Kernseife und Dosenravioli übrig bleiben. Mann sollte dennoch gar nicht erst versuchen, mit Tieren mithalten zu wollen und demütig akzeptieren, wenn bei Doggy-Style statt einer feuchten Muschi nur ein nasser Hund im Bett wartet…

Frauen kraulen Fell eben nur dann gerne, wenn es zu einem Rüden und nicht zu einem Rüdiger gehört. Affen sind so lange niedlich, so lange man sie im Zoo sieht und nicht in der Sauna. Frauen stört es zwar nicht, wenn sich beim Familienausflug in den Tierpark ein Gorilla vor Publikum an seinem Gemächt kratzt, seltsamer Weise aber, wenn der Playboy des Partners beim Besuch ihrer Eltern noch im Bad liegt. Was für uns Männer jedoch am wenigsten nachvollziehbar ist: Wieso finden Frauen Gefallen daran, Katzen mit einem Wollschnürchen zu beschäftigen? Als Mann hat man da eher schlechte Erfahrungen gemacht, was Pussies und Schnürchen angeht…

Bei vielen Frauen sind Tiere Kinderersatz. Nervige Vierbeiner haben dabei den Vorteil, einfacher an der Autobahn ausgesetzt werden zu können als nervige Zweibeiner. Auch ruft niemand die Polizei, wenn man Bello statt Benno mit dem Teppichklopfer durchs Haus drischt. Man ist zudem gelassener, wenn einem bewusst ist, dass im Alter, in dem Kinder in die Pubertät kommen, Wuffi weiter unterm Tisch liegt und nicht auf die Idee kommt, sich sein Fell bunt färben und seine Schnauze piercen zu lassen. Außerdem braucht man mit Tier statt Kind das Ersparte nicht für irgendwelche Erben zusammen zu halten. Schließlich überlebt man sein Haustier. Es sei denn, es ist eine Schildkröte…

Tiere merken übrigens, wenn Männer es auf ihr Frauchen abgesehen haben. Ihnen ist bewusst, dass Mann bei Frau nur landen kann, wenn er ihre Tiere mag. Daher lassen sie, sobald der menschliche Widersacher sie auf dem Arm hält, den Dingen gerne einmal ihren Lauf. So wird dem Konkurrenten schneller warm ums Herz als ihm lieb ist. Ein feuchtfröhliches Date stellt Mann sich anders vor. In seltenen Momenten, in denen Frauen doch einmal uns Männer den Tieren vorziehen, reagieren Tiere meist eifersüchtig. Romantik wird dann schwierig, wenn der Wellensittich just dann aus dem Käfig ausbricht, wenn Frauchen sich gerade anderweitig mit Vögeln beschäftigen will…

Es ist wie es ist. Wir Männern müssen akzeptieren, dass wir in diesem Leben nie so süß sein werden wie Haustiere. Aber vielleicht dafür im Nächsten. Bis dahin können wir ihn ja schon einmal üben, den Dackelblick… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Warum gibt es eigentlich kein Katzenfutter mit Mausgeschmack?

Das Phänomen im Bademantel

Millionen Likes, Hunderttausende Fans & Follower und Talent im Übermaß! Was der gerade mal 19jährige Daniel Klein auf die Beine gestellt hat, kann sich mehr als sehen lassen – und hören! Kein anderer DJ kann sich ähnlicher Popularität auf TikTok rühmen und im Saarland ist er sowieso mit großem Abstand die absolute Nr. 1!

Vor zwei Jahren war Daniel Klein noch ein ganz normaler Abiturient im Kehl am Rhein. Ein paar kleinere Bookings als Bass und Future House DJ hatte er schon erfolgreich absolviert, aber nichts was auf die atemberaubende Karriere, mit über 450.000 Followern auf TikTok und knapp 25.000 auf Instagram, hätte schließen lassen, die der 1,87 Hüne inzwischen hingelegt hat. Tatsächlich war der Lockdown für ihn der Startschuss richtig Gas zu geben und als erster DJ auf TikTok Livestreams zu veranstalten. Aus Daniel Klein wurde D.Cline und als ihm nach seinen ersten 18 Videos die Outfits ausgingen, ereilte ihn beim Verlassen der heimischen Dusche ein Geistesblitz in Form seines Bademantels. Der wurde inzwischen zu seinem unverwechselbaren Erkennungszeichen. Inzwischen hat der Algorithmus-Flüsterer sein Abitur in der Tasche und ist wegen seines Ausbildungsplatzes seit August 2020 in Saarbrücken heimisch und bis auf den Dialekt hat er an seiner Wahlheimat nichts auszusetzen. Die „Sprache“ des TikTok Algorithmus hingegen, hat er problemlos durchschaut. Gepaart mit seinem besonderen Talent hat ihm das eine beachtenswerte Karriere als DJ und Content Creator beschert. Und so ist er praktisch direkt nach unserem Treffen auf Einladung JBL Audio schnell mal zu einem Wochenende zur Snow Party u.a. mit Martin Garrix nach Val Thorens aufgebrochen. Nicht gerade ein unangenehmer Zeitvertreib für einen jungen Mann, der noch vor wenigen Jahren mit seinem Talent am klassischen Streichinstrument überzeugte.

L!VE: Du hast wirklich Cello gespielt?

Daniel Klein: „Ja klar, ich komme aus einer relativ musikalischen Familie. Meine Mutter ist Musiklehrerin, spielt Trompete und Klavier, mein Vater hat mal Schlagzeug gespielt und meine Geschwister Kontrabass, Klarinette und Klavier. Cello habe ich seit ich acht Jahre alt war gespielt. Mit etwa elf war ich auch irgendwann mal unter den Top 16 in Baden-Württemberg. Ich habe damals jeden Tag mindestens 20 bis 30 Minuten geübt und habe das wirklich sehr gerne gemacht, besonders auch im Orchester zu spielen. Quasi als Abschluss hatte ich im Winter 2019 noch einen großen Soloauftritt mit Orchester und allem Drum und Dran, habe dann aber mit 18 aufgehört.“

L!VE: Erleichtert diese musikalische Vorbildung das DJ-Dasein?

D.K.: „Auf jeden Fall! Ich bin zwar bestimmt kein DJ bei dem alle Tracks mixed in key (in einer Tonart - Anmerkung der Red.) sein müssen, aber ich glaube so ein bisschen sollte man schon darauf achten. Man kann halt viel rumspielen als DJ. Ich zum Beispiel nutze gerne A Capellas, setze einen Loop und lasse einen zweiten Track laufen. Wenn der dann in einer komplett anderen Tonalität sein sollte, dann merkt das im Club auch einer mit 3,0 Promille.

L!VE: Zurück in die Gegenwart. Wie kommt ein talentierter Badenser ins Saarland?

D.K.: „Das hatte sich ganz lustig ergeben. Ich war ja damals schon mit meinen Live-Streams online und die kamen ja auch ganz gut an. Als ich mir dann mal die Kommentare hinterher angesehen habe, entdeckte ich eine Nachricht, ob ich nicht Lust hätte bei einer Veranstaltung der Karlsberg Brauerei in Homburg dabei zu sein. Bei diesem Influencer Stammtisch habe ich dann auch aufgelegt und bin dabei eben mit meinem jetzigen Ausbilder ins Gespräch gekommen. Nach dem Abitur war ich unsicher, was genau ich machen wollte, fand aber den Gedanken cool, eine neue Stadt kennenzulernen und habe mich dann auf Saarbrücken für meine Ausbildung zum Kaufmann für Marketing und Kommunikation eingelassen. Marketing ist für einen DJ ohnehin ganz interessant und wegen meines Abiturs konnte ich die Ausbildung ja auf zwei Jahre verkürzen und werde dann jetzt im Sommer fertig.

L!VE: Was genau hat Dich getriggert nicht nur als DJ zu performen, sondern damit auch viral zu gehen?

D.K.: „Ich glaube, das war Neugierde und vielleicht auch ein bisschen Langeweile. Über einen Freund, DJ Olde, der ja auch schon hier in der Alten Schmelz aufgelegt hat, bin ich an ein paar Clubs und meine ersten Warm-Up Gigs gekommen. 2017 hatte ich mit dem Auflegen begonnen, was von Anfang an großen Spaß gemacht hat, auch wenn ich damals noch nicht wirklich 18 war. Als dann der Lockdown kam, haben recht schnell viele Deejays damit begonnen, zum Beispiel auf YouTube live zu streamen. Das fand ich schon cool, wollte da auch was machen, aber auf jeden Fall mein individuelles Ding mit etwas ganz Neuem. Das war dann TikTok, wo zu dem Zeitpunkt nicht ein einziger DJ was gemacht hat. Damals hatte TikTok aber eine Sperre, die verhinderte, dass man live streamen konnte, bevor man nicht wenigstens 1.000 Follower hat. Das hieß für mich im ersten Schritt, Videos hochzuladen, um auf diese Zahl zu kommen. Das mit den Videos hat sich dann so krass entwickelt, dass ich es weiter gemacht habe, auch als ich längst streamen konnte, einfach auch um meine Live-Streams zu pushen. Denn damals war es so, dass die Streams nur so erreicht werden konnten, indem eine Person dir folgte und benachrichtigt wurde oder wenn du mit einem Video auf der „For you“ Page erscheint und du genau in dem Augenblick auch live bist. Deswegen hatte ich das dann damals genau durchgeplant. Ich habe meine Videos immer um Punkt 19.30 Uhr hochgeladen, weil ich herausbekommen hatte, dass der Algorithmus ungefähr eine halbe Stunde brauchen wird, bis er bewertet, ob das Video viral gehen wird oder nicht. Wenn das Video dann nach 30 Minuten schon zehn- oder zwanzigtausend Aufrufe hatte, dann geht es noch wesentlich höher. So bin ich dann immer genau nach dieser halben Stunde „live“ gegangen, weil das dann genau der Zeitpunkt war, wo es komplett ausgestrahlt wurde. Und weil die Leute dann das Video auf ihrer „For You“ Page hatten, gelangten sie entsprechend auch zum Live-Stream. Und man muss natürlich zusehen, dass man die Leute bei der Stange hält. Da kommt dann auch der Bademantel ins Spiel, auch wenn das Anfang schon ein bisschen skurril war. Aber es catcht die Leute einfach und so habe ich die Leute auch ein bisschen gereizt, indem ich am Anfang gesagt habe, bei 200 Zuschauern kommt der Bademantel. Anfangs hatte ich ganz normal aufgelegt, aber wenn dann die Zahlen stimmten und ich im Bademantel aufgelegt habe, kam es halt auch vor, dass neue Leute dachten „Ach wie irre, da gibt es einen DJ auf TikTok und der legt auch noch im Bademantel auf!“. Mit den Videos ist es so, dass ich mir sage, ich möchte den Leuten einfach nur für eine Minute ein gutes Gefühl geben und sie sich unterhalten fühlen. Das ist natürlich leichter, wenn man von den Songs immer nur kurze Ausschnitte nutzt und langweilige Intros weglässt. So wird dann richtig viel Dopamin ausgeschüttet. Das ist halt die Gefahr bei TikTok, weil es so rasend schnell von einem Video zum nächsten geht, da man ja nur mit einem Fingern scrollen muss.

L!VE: Wie wichtig ist es, die TikTok zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen und sich zu eigen zu machen?

D.K.: „Die ersten Posts Ende 2019 waren nur so ein Ausprobieren. So richtig los ging das dann mit dem ersten Lockdown im Februar 2020. Da hatte ich ein virales Video gehabt, ein Mashup von Kazim Akbogas „Is mir egal“ mit Michael Wendlers „Egal“, dass wirklich durch die Decke ging und total im Trend lag. Ich hatte das ohne großartige Hintergedanken oder Erwartungen hochgeladen und am nächsten Morgen hatte das Teil Hunderttausende Aufrufe. Das war schon irgendwie irre, wie schnell das welche Ausmaße angenommen hat. Den einen Augenblick sitzt man noch in der Schule und am nächsten Tag fast einen halbe Million Views mit Tausenden von Kommentaren. Das war die unglaubliche Chance, die TikTok damals geboten hat und die das Medium auch zum damaligen Zeitpunkt einmalig machte. Das wäre auf keiner anderen Plattform möglich gewesen, in so kurzer Zeit so stark organische Reichweite zu generieren. Der TikTok Algorithmus hatte so stark darauf basiert, dass zur Beurteilung des Contents immer genau drauf geschaut wurde, wie die Leute, die sich das angeschaut hatten, darauf reagierten. Umso positiver die Reaktion, an umso mehr Nutzer wurde das Video dann ausgestrahlt. Auf diese Weise hat sich halt „guter“ Content mit Qualität durchgesetzt. Das hat sich inzwischen geändert, da TikTok die Beiträge eher in verschieden Gruppen kanalisiert. Trotzdem mache ich gerne da weiter meine Videos, einfach um die Leute zu unterhalten, während ich zum Beispiel auf Instagram den Fokus darauflege, meine Gigs und Termine zu promoten.

L!VE: Hat Dein „virtueller“ Fame Deine Art aufzulegen verändert, jetzt wo die Clubs wieder da sind?

D.K.: „Das hat natürlich meine Performance komplett beeinflusst, sowohl vom musikalischen Genre her wie auch beim Auftritt. Wenn ich früher in den Clubs aufgelegt habe, hatte ich schon immer wieder versucht ein bisschen Ironie oder lustige Momente einzubringen. Ich mag es mit kurzen Memes den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und dann kommt ein geiler Drop, das liebe ich! Oder ich spiele manchmal auch einen „Heidi“ Remix, wenn der so richtig ballert, das ist für die Leute schon extrem lustig, genau wie ein „Barbie Girl“ Remix von mir. Sowas habe ich schon aufgelegt, bevor ich TikTok gemacht habe, aber mein Auftritt an sich hat sich jetzt schon massiv verändert. Früher habe ich in den Clubs ja viele Stunden am Stück aufgelegt, inzwischen spiele ich ja nur noch 90 Minuten-Sets. Die sind professionell aufgebaut und vorbereitet. Und wenn ich dann zur Peaktime, vom Warm-Up-Deejay angekündigt und mit Einspieltrack direkt im Bademantel auftrete, stehen sie alle schon da mit Handylampen und-kameras und filmen und machen Fotos. Das kann man wirklich nicht mehr mit früher vergleichen. Als ich beispielsweise im Secret Club in Trier aufgelegt habe, hat der Besitzer mir vorher schon mal den Club gezeigt und obwohl ich noch „normale“ Kleidung anhatte, wurde ich schon viermal auf Fotos angesprochen. Nach meinem Set haben die Leute dann nochmal mit mir im Bademantel noch mehr als eine halbe Stunde Fotos und Selfies gemacht. Das ist dann schon ein ganz besonderes Gefühl, eine ganz andere Wirkung, wenn man die Popularität so hautnah erfährt. Die Zahlen auf Social Media sind ja irgendwie irreal, was sind 450.000 Follower? Wie viel das aber in Wirklichkeit ist, erfährt man dann eben auch runterskaliert im Club. Das war so der erste Moment, wie viele das in Wirklichkeit sind. Das ist schon sehr beeindruckend!“

L!VE: Wie wichtig ist das Ziel, davon leben zu können?

D.K.: „Es ist auf jeden Fall ein Traum. Damit meine ich noch nicht mal unbedingt das Geld, sondern vor allem auch die Möglichkeit, die Welt zu bereisen, am Wochenende aufzulegen und davon eben leben zu können. Als Grundlage dafür muss man aber die Interessenlage möglicher Kooperationspartner verstehen. Die schauen nicht mehr nur stur nach Reichweite, sondern nach Qualtität und der Möglichkeit Markenidentitäten zu realisieren. Wenn irgendein Influencer zwar momentan viele Follower hat, da aber kein wirklicher Markenkern dahintersteckt, dann ist das für die Firmen nicht attraktiv sich zu engagieren. Sie würden zwar eine Menge Leute erreichen, aber nicht wirklich was, um ihre Marke auszubauen. Was das angeht, bin ich in dieser Hinsicht attraktiver, weil ich stabile Alleinstellungsmerkmale biete. Aber natürlich achte ich darauf, mir auch andere Standbeine aufzubauen, verlasse mich auf keinen Fall nur aufs Djing. Ich weiß auch wie schnell es in den Sozialen Medien rauf und runter gehen kann und versuche mich deswegen breiter aufzustellen.

L!VE: Das bedeutet doch nicht etwa ein mögliches Ende des Bademantels?

D.K.: „Da lege ich mich nicht fest. Als ich jetzt mit einem Designer aus England zusammengearbeitet, der mein Logo umgesetzt hat, war es mir wichtig, dass der Bademantel nicht Bestandteil des Logos ist, einfach um auch in dieser Beziehung unabhängig zu sein. Aber der Bademantel hat schon einen enormen Wiedererkennungswert, weswegen ich ganz aktuell keinen Grund sehe mich von ihm zu trennen.

Die nächste Gelegenheit sich von den wirklich herausragenden Skills von DJ D.Clinemusic beeindrucken zu lassen, bietet sich am 28. Mai bei der InfluencAreLovers in der KUFA mit Top-Influencern aus ganz Deutschland, darunter DJ Elias Everest aus Hamburg und natürlich legt der Meister im Bademantel auch selbst Hand an. Immerhin feiert er bei der Gelegenheit in seinen Geburtstag rein, den Zwanzigsten.

Frisch, frech und farbecht

Unsere legendäre Kolumne „Grüne Tomaten schlafen wütend“ feiert (endlich) Geburtstag.

Die einzigen Tomaten, die auch nach 22 Jahren noch grün sind

L!VE-Redakteur und Gemüsekolumnist Patrik Wolf (Schuhgröße 44, Rechtshänder) im Interview mit sich selbst über die nicht reifer werdenden Tomaten, die auch nach über 250 Ausgaben noch zu schmecken scheinen.

Patrik Wolf, L!VE [räuspert sich] Hallo Patrik! Schön, dass ich mir Zeit genommen habe, um mit mir über mich und meine Kolumne zu sprechen. Zweiundzwanzig Jahre „Grüne Tomaten“, d.h. nach Inhaltsverzeichnis und Impressum die Rubrik im L!VE Magazin, die am längsten überlebt hat. Ich frage mich, spricht das für oder gegen die Qualität des Stadtmagazins?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [lacht] Das frage ich mich auch. Aber in Qualität steckt bekanntlich auch das Wort Qual. Ich freue mich natürlich, dass ich es so lange geschafft habe, nicht von Werbeanzeigen für Hundefrisöre oder Spielcasinos verdrängt worden zu sein. Das zeigt, dass die Kolumne entweder von vielen gelesen wird, oder aber, dass niemand sie liest und nicht einmal dem Anzeigenverkauf auffällt, dass es noch potenziellen Platz gibt, den man für Werbung nutzen könnte. Vielleicht habe ich aber auch einfach nur genug kompromittierende Fotos von den L!VE-Weihnachtsfeiern der letzten 22 Jahre, bei denen leitende Redaktionsmitglieder in Saarbrücker Clubs die Hosen runterlassen…

Patrik Wolf, L!VE [scherzt] Müsste 22 Jahre altes Gemüse mittlerweile nicht eher braun statt grün sein?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [nachdenklich] Wenn man in Deutschlands Osten blickt, mag das dort sicherlich so sein. Bei uns hier im beschaulichen Saarland kann man nach 22 Jahren als Gemüse wie auch als Politiker durchaus noch grün sein, ohne rot, schwarz oder gar braun werden zu müssen. Wir sind hier weltoffener. Das mag vielleicht daran liegen, dass jeder von uns täglich mit einem Baguette und einer Flasche Rotwein unter dem Arm über die Trottoirs läuft und französische Chansons trällert…

Patrik Wolf, L!VE [grinst] Ich deute da auf die vielen Stereotype hin, die ich… also Du… also wir mit der Kolumne bedienen. Ist das denn alles wirklich immer meine echte eigene Meinung? Manche Anspielungen sind eindeutig nicht eindeutig!

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [lacht wieder] Natürlich ist das meine eigene Meinung. Das solltest Du am besten wissen! Sicherlich ist vieles so gemeint, wie es geschrieben ist, anderes auch. Manches stimmt und anderes ist ganz einfach die Wahrheit. Das ein oder andere ist natürlich überzogen oder absichtlich eindeutig zweideutig. Aber in heutiger Zeit mag man ja bekanntlich Extremes. Das ist das Schöne am Schreiben: Man kann vielschichtig sein. Das schafft man in unserer so bildaffin gewordenen Instagram-Gesellschaft sonst nur noch mit einem Daumenkino oder beim Lasagne machen...

Patrik Wolf, L!VE [interessiert] Wie bin ich eigentlich damals auf den Namen der Kolumne “Grüne Tomaten schlafen wütend“ gekommen?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [nickend] Ich wusste, dass ich mir diese Frage stelle. Offen gestanden gibt es da einige Theorien. Die meisten sind allerdings uninteressant und die anderen lohnen nicht, dass man sie erzählt. Vielleicht findet sich ja eine Psychologie-Studentin unter den Lesern, die zu dem Thema eine Bachelorarbeit schreiben will. Darf sich gerne melden…

Patrik Wolf, L!VE [nachhakend] Ich frage mich, wie ich immer auf die Themen komme?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [ernst] Das ist nicht sonderlich schwer. Das Alphabet hat bekanntlich nur 25 Buchstaben – ich lasse das X bewusst weg, da es im Deutschen eigentlich nur bei der Namensfindung für Medikamente oder Großkonzerne Bedeutung hat – und sonst fast nur dazu genutzt wird, auf Wahlzetteln an falschen Stellen einen Haken zu machen. Und so ein Haken-Kreuz hat noch nie dazu beigetragen, dass am Ende etwas herauskam, was für gute Laune sorgen konnte...

Patrik Wolf, L!VE [unterbricht] Ich schweife jetzt aber ab. Zurück zu meiner Frage: Wie komme ich auf die Ideen, auf die ich komme?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [zurücklehnend] Die Frage habe ich mir schon oft gestellt. Meistens bringen mich Erlebnisse aus dem alltäglichen Alltag auf die Themen, die ich in den Tomaten verarbeite. Es beschäftigt mich eben, wenn sich Rentner beim Samstagseinkauf neben mir an der Wursttheke bereitstehende Probierhäppchen händeweise in die Manteltasche stecken oder eine Oma an der Kasse eine Viertelstunde lang Kleingeld abzählt und dann doch nochmal zurück in den Markt muss, weil sie Knollensellerie vergessen hat. Früher hat mich so etwas genervt, heute finde ich es amüsant, da man nichts daran ändern kann. Aktive Sterbehilfe in Kaufhäusern ist ja bekanntlich verboten...

Patrik Wolf, L!VE [Markus-Lanz-Geste] Würde ich alle meine Kolumnen noch einmal genauso schreiben? Oder gibt es Ausgaben, die ich im Nachhinein lieber vergessen würde?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [amüsiert] Ja und ja. Vergessen ebenso wie noch einmal schreiben. Das Schöne an meinem Alter von mittlerweile über Vierzig ist, dass ich manchmal vergesse, das ich Themen schon einmal mit mehr oder minder gelungenem Ende abgearbeitet habe und dann plötzlich auf die Idee komme, dass ebendiese Idee doch eine tolle neue Idee wäre. Vielen meiner Freunde im gleichen Alter geht das so, wenn sie zum zweiten oder dritten Mal heiraten, mir, wenn ich zum zweiten oder dritten Mal über deren Heirat eine Kolumne schreibe...

Patrik Wolf, L!VE [nachfragend] Liest auch meine Familie die Kolumne?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [grinsend] Nur der Teil, der noch lebt. Der andere schämt sich in Grund und Boden.

Patrik Wolf, L!VE [weiterfragend] Welche Kolumnenidee würde ich denn gerne einmal umsetzen, die schon lange in den Fingern juckt, an die ich mich aber noch nicht heran getraut habe?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [grübelnd] Ich würde gerne einmal eine Kolumne schreiben, die nur aus einer Hand voll gleicher Sätze besteht, die sich unterschiedlich wiederholen und den Leser stutzig machen, so dass er sich fragt, ob er das nicht schon einmal gelesen hat. So ein Déjà-vu-Ding. Traue ich mich aber glaube ich nicht…

Patrik Wolf, L!VE [interessiert] Welches waren bislang die besten „Grünen Tomaten“?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [denkt nach] Am besten gefallen mir persönlich immer die Kolumnen, deren Honorarrechnung von der L!VE-Buchhaltung zeitnah gezahlt werden. Zurückliegend betrachtet, gefallen mir da dann wohl doch gar nicht so viele. Gut finde ich jedoch stets Ausgaben, für die es Feedback von Lesern gab. Früher gab es fast monatlich eindeutige Offerten per E-Mail. Das hat aber abgenommen, seitdem ich aus den Dreißigern raus bin und Frauen, die mir schreiben, in den Vierzigern sind. Deren Post landet unverständlicherweise meist im Spam-Ordner. Liegt wohl am Mailprogramm…

Patrik Wolf, L!VE [unterbricht] Ist bei mir nicht anders. Habe ich denn schon einmal darüber nachgedacht, die Kolumnen gesammelt als Buch herauszubringen? Damit soll man ja eine Menge Geld machen können. Vielleicht könnte man dann auch einen Film daraus machen, wenn man noch irgendwo ein Känguru als Sidekick einbaut?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [achselzuckend] Mit Büchern ist das in heutiger Zeit so eine Sache. Der Trend zum Zweitbuch ist vorbei und es gibt nur noch wenige Tischbeine, die zu kurz sind und ein Buch gebrauchen können. Wenigstens hierbei haben Hörbücher und E-Reader herkömmlichen Druckerzeugnissen noch nicht den Rang abgelaufen. Aber ein Buch? Man(n) sagt bekanntlich nie nie. Das mit dem Känguru schließe ich aber aus. So aus rechtlichen Gründen und weil es sowas glaube ich schon gibt. Wenn, dann eher etwas, was noch nie da war. Ein sprechendes Auto als Partner vielleicht…

Patrik Wolf, L!VE [fragend] Immer wieder taucht unser vermeintlicher Zwillingsbruder Ulf in der Kolumne auf. Gibt es Ulf wirklich? Oder sind wir schizophren?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [verwundert] Mit der Frage von mir hätte ich jetzt nicht gerechnet. Ich denke, die Antwort ist klar. Natürlich ist Ulf existent! Genauso wie Du und ich. Er ist meine Nachgeburt, die es geschafft hat, zehn Minuten nach mir auf die Welt zu kommen und es dort über vierzig Jahre auszuhalten, ohne jemandem zu nützen. Er ist all das, was ich nicht bin: Er ist dicklich, schlecht rasiert, hat dünnes Haar und mit Frauen nichts am Hut. Dafür lüge ich ab und zu. Er aber auch…

Patrik Wolf, L!VE [weiterfragend] Welche Kolumnenidee würde ich denn gerne einmal umsetzen, die schon lange in den Fingern juckt, an die ich mich aber noch nicht herangetraut habe?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [grübelnd] Ich würde gerne einmal eine Kolumne schreiben, die nur aus einer Hand voll gleicher Sätze besteht, die sich unterschiedlich wiederholen und den Leser stutzig machen, so dass er sich fragt, ob er das nicht schon einmal gelesen hat. So ein Déjà-vu-Ding. Traue ich mich aber glaube ich nicht…

Patrik Wolf, L!VE [abschließend] Letzte Frage: Glaube ich an Außerirdische?

Patrik Wolf, Tomatenzüchter [ohne nachzudenken] Wenn ich mir die Leute in der L!VE-Reaktion ansehe, kann ich nicht anders.

Clubzone April 2022

Endlich! Viel länger hätten wir auch nicht nehr warten wollen. Und tatsächlich ist das Club- und Nachtleben hier an der Saar vom Start weg gleich wieder richtig steil gegangen. Wer dachte, dass sich der Ansturm nach dem ersten Wochenende gleich wieder legt, hat weit gefehlt. Denn es ging genauso ungebremst zur Sache. Einziger Wermutstropfen bei der ganzen Geschichte ist die fehlende Rücksicht mancher Locations in den letzten Wochen der Restriktionen. Da wurde nämlich aus mancher Bar und manchen Restaurant de facto ein Club mit richtiger Tanzfläche, Discolicht und DJs, nur weil die „echten“ Clubs noch nicht wieder öffnen durften. Klar wollte so manche Location eigentlich legitimerweise ihre Pandemie-Verluste wieder ein bisschen gutmachen und natürlich ist auch das Publikum zu verstehen, die wirklich endlich mal wieder abrocken wollten, nur wirklich fair ist das nicht. Da hätte man stattdessen vielleicht versuchen sollen, als Branche zusammen zu halten und zumindest temporäre Kollaborationen einzugehen. Aber gut, jetzt is‘ eh zu spät und wir wollen hoffen, dass uns eine ähnliche Krise erstmal erspart bleibt. Also auf geht’s jetzt ins Getümmel und hier die Highlights der letzten Wochen ...

Gleich als Erstes geht’s ins ONE ELEVEN, dem ehemaligen Club SEVEN im Birnengässchen zwischen Futter- und Dudweiler Straße. Obwohl der Laden zu den neuesten Errungenschaften im Saarbrücker Nachtleben zählt, waren viele Leute noch garnicht da gewesen, weil dank Covid auch dieser Club geschlossen bleiben musste. Das hat sich jetzt hart geändert und der Laden ging beim Restart brutal durch die Decke. Nach dem Re-Opening ließ auch die nächste fette Premiere nicht lange auf sich warten und die Erstausgabe der HNY Party mit den geilsten Tracks aus Hip Hop, Rn&B und Latino geriet zur absolut unvergesslichen Nacht! Schuld daran hatten natürlich vor allem die DJs Jess, RSX und der einzig wahre Greg 51.

„Wir sind wieder hier - und zwar so als wären wir nie weg gewesen" So beschreiben die Jungs aus dem APARTMENT die Zeit nach dem Re-Opening. Klar war das erste Wochenende nach der Wiedereröffnung rappelvoll, das konnte man erwarten. Aber auch danach: Jeder Öffnungstag eskalierte wie sonst nur Silvester. Die Schlange vor der Tür bildete sich meist schon eine Stunde vor Öffnung und um zum Beispiel eine Lounge im Apartment zu reservieren, sollte man schon einen ganzen Monat vorher angefragt haben. Die Betreiber können sich das nur so erklären: durch die lange Zeit der Zwangspause gibt es statt nur einer inzwischen zwei Generationen von Gästen, die gerade erst 18 geworden sind und noch nie in einem Club waren. Durch das Konzept: "In our Apartment we are all equal" hat das APARTMENT zudem, einen safe Space für alle geschaffen, die aufgrund von ihrer Sexualität, ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft zu einer Minderheit gehören. Im APARTMENT selbst hat sich seit der letzten Schließung auch so einiges geändert: Eine neue (und zugegebenermaßen leicht übertriebene) Anlage in der Lounge, sowie ein neues DJ-Pult, machen klar wer die Nummer Eins ist. Davon konnten sich auch die vielköpfigen Feiergäste beim Neustart der AFTER WORK PARTY im  APARTMENT überzeugen. Statt Tequila für alle gab's beste Beats von DJ Kasimir und Hausherr DJ Thomas im flotten Wechsel. Als hätte es die Monate der Zwangspause nicht gegeben, wurden auf dem auf dem Mainfloor von einer wunderbar abwechslungreich gemischten Crowd die schönen Seiten des Feierabends zelebriert und mit einer Mischung aus allerlei Tanzbarem für die richtige Stimmung gesorgt. Damit hat das APARTMENT auch donnerstags nahtlos an vorpandemische Zeiten anschliessen können.

Auch nach dem Ende der Covid-Beschränkungen immer einen Abstecher wert ist THE LOFT am Fuße des Eschbergs. In erster Linie zwar als Schauplatz von Firmen-Events und größeren privaten Feiern bekannt und geschätzt, werden da jetzt die Maßstäbe in Sachen Abfeiern zu Live-Musik ganz neu definiert. Schuldig, im positivsten Sinne, sind Elmar Federkeil und seine Loft Allstar Band, die auch während der Corona-Maßnahmen monatlich einmal die LOFT SOULNIGHT in Brand setzten. Hierbei präsentiert der bekannte Schlagzeuger und Bandleader Sänger & Sängerinnen aus allen Teilen Deutschlands und setzt ausschließlich auf höchste Qualität. Das Konzept ist nicht ganz neu, wurde so schon im KUNSTWERK und im HIRSCH gefeiert, konnte sich dort allerdings trotz – oder gerade wegen – großem Zuspruchs, nicht durchsetzen. Im THE LOFT wurde hier in den letzten Wochen, zu den Sounds von Andrew, Flo Stone, Elmar F, & Phil. sowie den mitreissenden Gastkünstlern Jay Gomez und Ron Jackson endlich wieder auch ohne Abstand und Masken auf den Tischen getanzt. Nicht nur für Freunde von handgemachter Msik ein echter Pflichtermin!  

Apropos Feierei auf höchstem Niveau: Freunde des gepflegten Ausnahmezustands kamen natürlich auch im EGO bei demgroßen REOPENING auf ihre Kosten. Wer nicht selbst da war, sollte sich unbedingt das geile Aftermovie auf der FB-Seite vom EGO anschauen, um zu sehen, was er verpasst. Härter wurde nirgends in der Stadt gefeifert! Aber auch bei dem Mege Event RAP KAVIAR mit einen Live-Act von NIMO und dem brechend vollen Black Circus wurde nicht weniger eskaliert. Wahnsinn!

Selbstredend wurde auch im SOHO ordentlich gefeiert. Egal, ob bei HIP HOP HOORAY oder bei WYLD. Einfach von allem das Beste! Nicht nur erprobte Stammgäste, sondern auch neue Freunde und natürlich die SOHO Frischlinge feierten als gäbe es kein Morgen. Das SOHO DJ Team ließ die feiernde Meute auf der Tanzfläche richtig abgehen. Die Eskalation lässt sich kaum in Worte fassen.

Zum guten Schluß werfen wir noch einen Blick über den Gartenzaun ins Epizentrum der britschen Partykultur, nach London. Genau dort konnte nämlich Anfang März mit CARSTN ein Vertreter der saarländischen DJ- und Producer-Garde seinen ersten großen internationalen Auftritt feiern – und das vor satten 5000 Menschen. Der TROPICAL MOUNTAIN FESTIVAL Resident hat mittlerweile über 20 Veröffentlichungen, die zusammen auf bereits über 70 Millionen Streams auf Spotify kommen. Jetzt stand er im ausverkauften Londoner PRINTWORKS mit keinem Geringerem als GoldFish auf der Bühne. Begleitet von drei Freunden aus dem Saarland genoß er die Atmosphäre in der laut DJ Mag Nr. 7 unter den 100 besten Clubs der Welt. Die Crowd feierte, als hätte es kein Corona gegeben und man hat den Menschen angesehen, dass die einfach richtig Bock hatten wieder zu feiern, nach Aufhebung der ganzen Restriktionen. Der März also ein Ausnahme-Monat für CARSTN, denn Ende des Monats veröffentlichte er noch den offiziellen Jubiläums-Remix für „Anastacia“ mit ihrem Welthit "I'm Outta Love“.

Take care!

Die Fotoprinzessin

Take a closer look, there is so much more

Genau hingucken lohnt sich auf jeden Fall, nicht nur bei der ungemein attraktiven Fotografin Jennifer Prinz selbst, sondern insbesondere bei ihren Fotografien. Kaum zu glauben, dass sie erst seit knapp zwei Jahren „ernsthaft“ durch den Sucher schaut. Umso mehr ein wirklich guter Grund hier mal einen ganz aufmerksamen Blick zu riskieren – oder zwei!

Ganz viele junge Menschen träumen von einem Job als Fotograf, genau das wäre aber für die gebürtige Püttlingerin das exakte Gegenteil ihres Wunschtraums. Für Jennifer Prinz steht der Spaß an erster Stelle und für den braucht sie vor allem künstlerische Freiheit, die sie durch die Zwänge eines Broterwerbs mehr als gefährdet sehen würde. Ihre Fotografie soll auf gar keinen Fall in Stress ausarten und unbedingt immer noch Spaß bleiben. Gelernt hat sie mal Hotelkauffrau in einem durchaus renommierten Haus in Saarbrücken, betreibt aber mittlerweile gemeinsam mit ihrer Mutter eine kleine Kette von Dampfläden und bietet dort alles rund um E-Zigaretten, Dampfen und e-Liquids.

Ihre „Fotokarriere“ war von Beginn an ein Selbstläufer und ein Schritt ergab sich immer aus dem vorherigen, ohne dass sie viel dafür tun musste. Angefixt vom Vater ihres Verlobten, der ihr erste Tipps gab, hatte sie angefangen mit Makroaufnahmen, die es ihr schon immer angetan hatten, genau wie Landschaftaufnahmen. Beides nicht unbedingt typische Themen für viele junge Fotokünstler, aber eben genau ihr Ding. Dann kamen schnell die Leute auf sie zu und fragten nach Portraits, dann nach Hochzeitsbildern und so kam eins zum anderen. Für sie in jedem Fall wichtig, ist immer die Stimmung, aus der heraus ihre Aufnahmen entstehen. Gerne ist Jennifer Prinz auch mit einer Gruppe Gleichgesinnter unterwegs und mit denen sitzt dann auch mal stundenlang in der Gegend rum und wartet auf einen Sonnenaufgang.

L!VE: Seit wann machst du „ernsthaft“ Fotos?

Jennifer Prinz: „Ich habe schon immer gerne fotografiert, allerdings vor ein paar Jahren einfach so, mit wenig Ahnung und ‘nem alten Handy, so richtig ernsthaft fotografiere ich seit Herbst/ Winter 2020.“

L!VE: Wie kam es dazu?

J. P.: „Meine künstlerische Ader habe ich auf jeden Fall von meiner Mutter geerbt, die, seit ich denken kann, alles bemalt und dekoriert, was ihr in die Finger kommt. Jedoch war mein Schwiegervater in spe schuld am Kauf meiner ersten richtigen Kamera. Er hat früher häufiger für Online- Magazine fotografiert und als ich das erste Mal seine Kamera in Händen hielt, war es um mich geschehen!“

L!VE: Hast Du einfach losgelegt und Dir Deine Skills selber beigebracht?

J. P.: „Mein Schwiegervater in spe hat mir alle wichtigen Basics, um eine Kamera überhaupt manuell bedienen zu können, beigebracht. Meine beste Freundin hat sich dann Gott sei Dank auch häufig als Model zur Verfügung gestellt. Der Rest kam dann von allein, Stück für Stück.“

L!VE: Welche Kamera war Dein Einstieg und womit fotografierst Du aktuell am liebsten?

J. P.: „Meine erste Kamera war eine Panasonic Lumix GX80, dann kam die Lumix G9, die ich heute noch für meine Makroaufnahmen benutze. Aktuell fotografiere ich hauptsächlich mit der FUJIFILM X-T4. Ziemlich retro, mit vielen kleinen Rädchen und Knöpfchen und eigenem Kopf. Die liebe ich so sehr, dass ich sie jetzt als Tätowierung auf meinem Oberschenkel trage.“

L!VE: Welche Einflüsse sind wichtig für Dein heutiges Arbeiten?

J. P.: „Schwer zu sagen, es gibt viele Künstlerinnen auf Instagram und Co., die ich sehr beeindruckend finde. Am wertvollsten und lehrreichsten sind für aber immer noch die Fototouren mit Freunden, bei denen wir uns austauschen und einfach irgendwo an Spots rumsitzen, mit einem kühlen Bier in der Hand, um dann auf den „perfekten“ Sonnenuntergang zu warten.“

L!VE: Hast Du eine spezielle Motivation?

J. P.: „Alles geht in der heutigen Zeit so schnell, Bilder werden in Sekundenschnelle konsumiert und ich möchte, dass Leute bei meinen Fotos vielleicht kurz im „Scrollrausch“ innehalten und die eingefangene Stimmung auf sich wirken lassen.“

L!VE: Hast Du irgendwelche bevorzugten Stilrichtungen oder Lieblingsmotive?

J. P.: „Da bin ich ganz frei. Ich liebe Naturaufnahmen, Makros, Portraits, Familienshootings und Hochzeiten. Am wichtigsten ist es für mich, echte Momente festzuhalten. Wenn die Mutter des Bräutigams während der Zeremonie ein paar Tränchen vergießt, wird eben draufgehalten, komme was wolle!“

L!VE: Noch kurz zur Technik die Gretchenfrage: digital oder analog?

J. P.: „Digital! Ich mag den analogen Look zwar sehr, aber die Möglichkeiten in der schnellen Nachbearbeitung, direkt nach dem Shooting sind für mich einfach essenziell.“

L!VE: Was nimmst du für die Nachbearbeitung?  

J. P.: „Ich nutze fast ausschließlich Lightroom. Die Nachbearbeitung spielt schon eine große Rolle, ich verändere meine Bilder nie grundlegend, aber ein bisschen Sättigung hier und ein bisschen mehr Schärfe da, können schon einiges bewirken. Das Ganze auch mal gerne in der abgespeckten Version auf dem iPad, einfach weil das Arbeiten mit einem Stift schon richtig cool ist.“

L!VE: Welche Rolle spielt Social Media bei der Veröffentlichung Deiner Bilder für Dich?

J. P.: „Ich poste meine Bilder seitdem ich ernsthaft fotografiere, sowohl auf Facebook als auch auf Instagram. Beides dient mir als Portfolio und ich mag es die Leute auf meiner fotografischen Reise mitzunehmen und zu schauen wie die Reaktionen sind.“

Mehr Foto-Prinzessin auf foto-prinzessin.jimdosite.com und @foto.prinzessin

Donnerwetter

Hallo Mikrokosmonauten: Irgendwann kracht es doch immer!

Neulich hatte ich Stress mit einer Arbeitskollegin. Eine gute Arbeitskollegin. Vielleicht schon fast so etwas wie eine Freundin. Jahrelange Zusammenarbeit. Höhen und Tiefen und so. Weil im Moment alles in der Welt aus den Fugen gerät, die Arbeit in den letzten beiden Jahren so einiges von uns abverlangte und man den Spagat zwischen Job, Familie und wenigstens ein bisschen Me-Time hinkriegen muss, liegen die Nerven ohnehin blank und sie hat sich in einer nächtlichen SMS an mich so richtig über alles ausgelassen und ging dabei obendrein auch so gar nicht zimperlich mit meinen Gefühlen um. Und mit den Gefühlen ist das derzeit so eine Sache. Hochsensibel sind wir gerade alle. Neulich flog ein Bundeswehr-Hubschrauber übers Haus und ich bekam es regelrecht mit der Angst zu tun, weil es mich sofort an Krieg und das Ende der Welt erinnerte. Blaulicht und Sirenen sind mir ebenfalls ein Gräuel und verursachen bei mir Herzrasen. Gewisse Dinge gehen gerade gar nicht! Jegliche Art von Zwist noch weniger.

Es kam wie es kommen musste. Dem Angriff folgte ein Gegenangriff und dann knallte und schepperte es. Das Problem bei Streitigkeiten in Textform ist, dass es unheimlich schnell zu Diskrepanzen kommen kann. Und dass Dinge extrem hochkochen, wo man in einem persönlichen Gespräch vielleicht noch die Kurve gekriegt hätte. Gestik und Mimik fehlen nun mal. Die Tonlage und wie man etwas sagt fallen auch weg. Außerdem ist die Hemmschwelle niedriger, böse Sachen zu schreiben als sie einem ins Gesicht zu sagen! Zumindest ein Telefonat, so sage ich mir heute, wäre anders gelaufen. Aber na ja, es war nun mal so.

Man sagt, ein Gewitter reinigt die Luft. Ich finde aber auch, nach dem Gewitter, das sich schon über längere Zeit zusammengebraut hat mit seinen dunklen Wolken und dem Donnergrollen heranzieht, braucht es eine Weile, bis es sich wieder aufklart.

So weit lassen wir es nicht kommen

Gewisse Dinge müssen zuweilen einfach auf den Tisch, jedoch ist Streiten eigentlich nie schön. Liegt wohl daran, dass die meisten Menschen keine Kriegstreiber sind. Nur etwa ein Prozent der Erdbevölkerung gelten als Querulanten im psychiatrischen Sinne. Die Mehrheit will eigentlich in Frieden und Harmonie leben. Umso überraschter ist man, wenn es plötzlich rumst!  Aber wo gehobelt wird, da fallen Späne und wo Menschen tagtäglich zusammenkommen und miteinander leben oder arbeiten, knallt es nun mal ab und an.

Der Streit, das Schreckgespenst

Konflikte: Sie sind Teil des menschlichen Zusammenlebens. Und wo immer es Beziehungen gibt - ganz gleich welcher Art - gibt es auch Differenzen. Jedes Gespräch kann zu Missverständnissen führen. Liegt an den unterschiedlichen Perspektiven und Werten. Und natürlich auch daran, wie wir aufgewachsen sind. Jede Biografie ist anders und deshalb bleiben wir Individuen mit Ecken und Kanten. Doof nur, dass Streit unweigerlich zu Stress führt und dieser wiederum den Cortisol-Spiegel in exorbitante Höhen treibt. Dies führt zu unschönen Nebenwirkungen wie beispielsweise Bluthochdruck. Wenn in einem Streitgespräch also der Gegenspieler rot anläuft ist äußerste Vorsicht geboten. Es könnte sein, dass er gleich platzt oder einen Schlaganfall erleidet, was in beiden Fällen sehr ungünstig wäre. Wir wollen ja nicht, dass unser Streithahn gleich stirbt!

Zwei Emotionen, die ich in meinem privaten Umfeld in Streitereien ganz klar verspüre sind Angst und Wut. Jedes Mal! Zuerst kommt immer die Angst, die sich so ganz unterwürfig einschleicht und mir zuflüstert: “Bitte bleib sachlich, geh nicht so hart ins Gericht, sonst ist alles verloren!”. Und ich bekomme dann wirklich immer Angst. Angst, dass mein Freund mit mir Schluss machen könnte, weil ich in seinen Augen einfach wieder mega anstrengend bin. Angst, dass ich enterbt werde, weil ich wieder mit dreckigen Schuhen ins Haus gekommen bin. Aber dann drängt sich ein anderes Gefühl nach und nach in den Vordergrund. Die Wut! Unbändig und hitzig. Sie poltert und tobt: “Was kannst du denn dafür, dass andere glauben, du wärst zu anstrengend, nachlässig, faul oder schlecht? Wehr dich! Bewirf sie mit Tomaten! Geh mit Mistgabeln auf sie los! Lass dich nicht unterbuttern!”. Tja, was soll ich sagen? Ich habe meine Mitmenschen noch nie mit irgendwelchen Lebensmitteln geschweige denn mit Werkzeugen angegriffen, aber die Wut hat noch immer über meine Angst gesiegt. Vielleicht, um mich zu schützen, wer weiß?! Psychologen drücken es jedenfalls so aus, dass die Wut die Angst schützt. Sie will verhindern, dass wir verletzlich sind. Und dann geht man in den Angriffsmodus über. Einfach, um sich vor einem Verlust zu bewahren. Was dann folgt, ist meist der Tunnelblick. Wir verheddern uns in Worte, schlagen sprichwörtlich um uns und der Streit fokussiert sich auf die Ursache der Empörung. Das Ende vom Lied: Es eskaliert! Dann frage ich  mich, wie konnte es nur so weit kommen?

Streitanlässe im nahen Umfeld gibt es zuhauf. Kinder räumen ihr Zimmer nicht auf, kümmern sich nicht um ihre Hausaufgaben. Eltern streiten darüber, wer den Kindern, wann wie viel Betreuung zukommen lässt und wie kindliche Frechheiten geahndet werden sollten. Paare streiten über Schwiegereltern, Alkohol- und Internetkonsum, übertriebene Arbeitszeiten, zu viel oder zu wenig Sex, Untreue, Geld, Haushalt. Es gibt ein Thema, was sozusagen das Ganze triggert. Im Grunde geht es nämlich gar nicht unbedingt darum, warum man die Spülmaschine wieder falsch eingeräumt hat, sondern um eine viel tiefer liegende Frage: “Denkst du mit? Entlastest du mich? Fühle ich mich unterstützt?“.

Wie sieht guter Streit aus?

Machen wir uns nichts vor: Streit ist wie Krieg nur ohne Panzer und Tote. Zum Glück. Schwere Geschütze werden zwar auch aufgefahren, allerdings feuern die nur verbal, also überleben wir! Auch Glück. Damit der Krieg aber nicht ewig so weitergeht, muss man verhandeln. Ich finde, ich bin eine gute Verhandlerin. Meine Arbeitskollegin ist das auch. Zumindest haben wir das beide in der Vergangenheit des Öfteren bei dem ein oder anderen Projekt gemeinsam erkannt. Bloß hatten wir da noch im gleichen Regiment gekämpft. Aber wie dem auch sei, Verhandlungen sind alles. Nicht nur in beruflichen Auseinandersetzungen, sondern auch im Privaten. Und egal, wie konträr man eigentlich ist, man sollte immer wissen: “Hey, wir mögen uns und wir müssen einfach nur sehen, dass jeder zu seinem Recht kommt.”.

Am Ende ist es doch so: Wie das Gewitter die Luft reinigt, so kann das ein Streit ebenso. Das allerwichtigste ist immer nur, dass beide tatsächlich die besten Absichten haben, zwar mit den eigenen Wünschen nicht 100 % durchkommen, aber neue Türen öffnen.

Gewitter ist auch nur Wetter, halt etwas erregt. -Manfred Hinrich-

Aprilwetter

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der April und mit ihm die Zeit, in der das Wetter unberechenbarer ist als ein russisches Staatsoberhaupt. Beschränkt der Mensch seine üblen Späße im April für gewöhnlich auf den Monatsersten, präsentiert das Wetter seine Aprilscherze nicht selten den ganzen Monat lang. Da ist es schon einmal möglich, dass man bei zwanzig Grad und blauem Himmel mit dem Auto in die Waschstraße fährt und diese bei zwei Grad und Schneeregen wieder verlässt. Die lang ersehnte erste Cabriofahrt des Jahres kann einem im April schon einmal vermiest werden, wenn man blauäugig dem Wetterbericht vertraut und Sonne erwartet, dann jedoch mit offenem Verdeck auf der Autobahn eines Besseren belehrt wird und bis zur nächsten Haltemöglichkeit das Wasser schön knöchelhoch im Fußraum hat...

Früher machte Petrus das Wetter, später dann Jörg Kachelmann. Mittlerweile präsentieren unzählige Internetseiten und Smartphone-Apps für den gleichen Ort zur gleichen Zeit völlig unterschiedliche Wetterprognosen, die alle nur darin übereinstimmen, dass keine von ihnen richtig ist. Darüber sehen viele Nutzer jedoch großzügig hinweg, solange zumindest die neben den bunten Wettersymbolen eingeblendeten noch bunteren Werbeanzeigen für Schuh- oder Viagra-Schnäppchen der Wahrheit entsprechen. Früher hielten sich die Wettervorhersagen gerade im April mit klaren Aussagen bewusst zurück und kündigten stets nur „heiter bis wolkig, zeitweise Regen“ an. Keiner traute sich damals mehr Verbindlichkeit zu. Heute liefern Internet und Apps bereits Monate im Voraus zielsicher Temperatur- und Luftdruckangaben auf die zweite Nachkommastelle genau für jede Hausnummer…

Allen Wetterdiensten und Wetterregeln zum Trotz ist zu Beginn des Frühjahrs niemand wirklich in der Lage, verlässlich vorherzusagen, was sich in der Atmosphäre tut. Egal ob über Deutschland oder der Ukraine. Selbst Siri und Alexa wissen morgens noch nicht, ob man mittags besser Flipflops oder Gummistiefel tragen sollte. Das Wetter im April verhält sich wie ein Teenager mit Frühlingsgefühlen, dessen Stimmungsschwankungen einem den Tag verhageln können. Auch wenn kein Wetterfrosch es zugeben würde, übersteigt die Prognosegenauigkeit der Wettermodelle am Frühlingsanfang kaum die Trefferquote einer Jahrmarktswahrsagerin. Eher findet man die richtigen Lottozahlen in einer Buchstabensuppe als die richtigen Temperaturen im Wetterbericht. Irgendwie passen die Vorhersagen nicht zum Wetter oder – wie der Meteorologe sagen würde – das Wetter nicht zu den Vorhersagen…

Wenn zur Eröffnung der Grillsaison bei angekündigten frühsommerlichen Temperaturen erst einmal der Grill vom Schnee befreit werden muss, wird von Wetterexperten die Schuld nachträglich wieder auf ein Tief geschoben, das irgendwie nicht hoch kam und sich lange nicht entscheiden konnte, ob es nun über Island schlummern oder sich bei uns austoben will. Man muss sich ja auch nicht wundern, dass das Wetter nie zur angekündigten Zeit am angekündigten Ort ist: Bei dem Gewirr aus Linien, Zahlen und Farben ist es mit Wetterkarten nicht anders als mit Autofaltkarten von früher. Die halfen auch nie dabei, ans richtige Ziel zu kommen und ließen mehr als nur einen Urlaub ins Wasser fallen. Vor allem wenn Vati erst nach Stunden auffiel, dass Mutti die Karte falsch herum hält und man den anstehenden Mittelmeerurlaub deshalb an der Nordsee verbringen durfte…

In Wetterberichten von früher war stets der Golf von Biskaya der Ursprung allen Übels. Als Kind lernte man damals, dass schlechte Menschen aus Russland, schlechte Angewohnheiten vom vielen Fernsehen und schlechtes Wetter aus dem Golf kommt, von dem niemand wusste, wo er liegt. Irgendwann hat es sich die Biskaya dann wohl mit dem Deutschen Wetterdienst verscherzt. Seitdem hört man vielmehr von Funtensee, dem deutschen Kältepol bei Berchtesgaden. Ankündigungen von Fronten und Stürmen aus Berchtesgaden sind dem deutschen Volk ja vertraut. Dort wusste man schließlich schon vor achtzig Jahren, ob man Bombenwetter oder Blitz kriegt. Hätte man damals zeitig erkannt, dass die angekündigten Hochs eigentlich Tiefs waren, man hätte sich für den Ausflug nach Stalingrad noch ein Paar Socken mehr einpacken können…

Wer den Wetterbericht im Fernsehen verfolgt, dem stellen sich unweigerlich Fragen: 1.) Nach welchem Prinzip werden eigentlich die Städte ausgewählt, die auf den Wetterkarten abgebildet sind? 2.) Sind die Ratiopharm-Zwillinge und der Grippostad-Pinguin überhaupt daran interessiert, dass es gutes Wetter gibt? Und 3.) Woher kommen die vermeintlich seriösen Wetterfeen, die keine Schwierigkeiten hätten, bei Heidi Klum einen Vertrag zu bekommen, es aber vorziehen, im Nachmittagsprogramm über Kaltluft im Hunsrück zu berichten? Geht man von der üblichen Meteorologie-Studentin aus, die selbst nackt aussieht als würde sie einen Norwegerpulli tragen, vollbringt Fernsehschminke entweder wahre Wunder oder aber die Modelmiezen, die tief dekolletiert über das Wetter am Jadebusen berichten, haben keine Ahnung von dem, was sie ablesen und halten einen Zyklon für eine einäugige Sagengestalt und Graupel für den Körnerkram in Omas Suppe...

Und so warte ich in diesen Tagen wieder jeden Abend gespannt vor dem Fernseher auf eine neue Wettermärchenstunde, während ich mich mit Wolldecke und Tee von dem am Vortag angekündigten „ersten herrlichen Frühlingstag“ erhole, der mich mittags beinahe weggeblasen hätte, wäre ich nicht vorher schon weggespült geworden. Während im Fernsehen etwas von einer gestern noch nicht absehbaren Verzögerung des Hochs und garantiert blauem Himmel morgen berichtet wird, beginnen meine Terrassenmöbel über den überfluteten Balkon zu schwimmen, während seltsam weißes Zeug vom Himmel fällt. Aber was will man auch von einem Hoch erwarten, das Kevin heißt? Aprilwetter… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Satte 299 Euro plus Mehrwertsteuer kostet die Namenspatenschaft für ein Hochdruckgebiet. Dafür kann man nun wirklich gutes Wetter erwarten.

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