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Es war mir ein Fest(ival)!

Hallo Mikrokosmonauten: A little party never killed somebody

Dieser Sommer hat uns gezeigt, dass wir es noch können. Wir können noch bis spät abends in der Sonne sitzen, Vino trinken und uns spontan dazu entschließen, auf ein Festival in der Nähe zu gehen. Und der Sommer? Der hat wiederum uns gezeigt, dass er es noch kann. Und er verleitete uns bis jetzt zu manch übermütiger Idee, die man nur haben kann, wenn „Oben Ohne“ Autofahrten möglich und langweiliges Couching unmöglich ist. Dieser Sommer wird in unser aller Langzeitgedächtnis eingehen als der Sommer des Erwachens. Als wir nach gefühlter Ewigkeit wieder feierten, als wären wir zurück in unseren Zwanzigern. Und uns ansonsten an unzähligen Aperol-Spritz und sonstigen Substanzen berauschten, ohne auch nur ein Fünkchen Anstand zu wahren. Oder an Morgen zu denken.

2022 ist das Jahr des Aus- und Aufbruchs.

Es fühlt sich großartig an.

Und einfach so besuchte ich in diesem Sommer nach Jahren wieder ein Festival. Ich kehrte an den Ort zurück, an dem ich vor 19 Jahren zuletzt gewesen war. Der Ort, an dem ich damals zusammen mit einem zugekifften Sven Väth (ein seltener Anblick) vor seiner eigenen Bühne den Zutritt verweigert bekam, weil der Security-Mann ihn in diesem Zustand schlichtweg nicht erkannte, in einen Graben fiel, weil ich selbst dort nicht auf hohe Schuhe verzichten konnte und schlussendlich einen gewaltigen Sonnenstich bekam, als ich morgens auf dem Campingplatz stundenlang auf einem Autodach lag, weil ich es in diesem Moment einfach liebte, dort zu liegen. Nature One: Natürlich ist das ein Techno-Event wenngleich ich im Laufe der Jahre musikalisch eher  zu sanfteren Tönen tendiere. Zu Wacken passe ich nicht und diese ganzen Indian-Spirit und Goa-Festivals sind mir dann doch zu abgedreht. Da wimmelt es nur so von selbsternannten Schamanen, die um imaginäre Lagerfeuer tanzen und sämtliche Fruchtbarkeits-Götter unter Einfluss von bewusstseinserweiternden Drogen beschwören. Es blieb so kurzfristig also nur die dauerbeschallende Raketenbasis inmitten des Hunsrücker Outback.

Mir wurde schnell klar: So ein Festival besucht man jenseits der 30 nicht mehr einfach so. Es bedarf einer peniblen Planung. Angefangen vom Outfit über die Anreise bis hin zur Übernachtung beziehungsweise Tagung. Zuerst dachte ich, man könne ja den Campingplatz frequentieren, allerdings hatte ich mir ein paar Tage zuvor die Netflix-Doku über Woodstock 99‘ angeschaut und ich fragte mich:

„Bin ich wirklich eine Camperin?“

Machen wir uns nichts vor: Zu einem waschechten Festival gehört es sich in der Regel, dass man dort auch zeltet. Aber mag ich mich im schlimmsten Falle mit fäkalverseuchtem Wasser duschen? Und kann ich damit leben, mich inmitten von Müll, Unrat und rastlosen Ravern zu betten? Im Grunde wäre angesichts des Musikstils ohnehin nicht an Schlaf zu denken. Und was, wenn die am Ende den Campingplatz einfach abfackeln? Laut der Doku kann so etwas nach 3 Tagen Party offensichtlich ganz leicht passieren. Mein Gedankenkarussell drehte sich eindeutig wieder zu schnell und schlussendlich buchte ich dann doch ein altersgerechtes Hotel am Rhein. Ich glaube, in diesem Moment fiel ich bereits in Punkto „Festivaltauglichkeit“ in einem Punkt schon durch.

Dann kam diese Sache mit dem Outfit. Ich bin Perfektionistin. Man mag es kaum glauben. Je älter ich werde, desto häufiger stelle ich fest, dass eine gute Vorbereitung in Sachen Aussehen alles ist. Mir ist schon klar, dass Selfcare mit Anfang 20 anders aussieht als mit 40. Getreu dem Patti LaBelle-Motto „I’m feeling good from my head to my shoes” ist es zwingend nötig, möglichst viel Geld in möglichst viele Benefits für den eigenen Körper zu stecken. Übersetzt heißt das so viel wie: Mani-Pedi-Botox und Tag der offenen Tür für sämtliche Paket-Dienstleister, die ein Festival-Outfit nach dem anderen ankarren mussten. Zeitweise brachte ich die Boten von DHL und DPD gemeinsam auf meine Couch. Sie mögen meine Macarons und sind mittlerweile absolute Fashionists, wenn es um den besten Style fürs Festival geht. Kurz vor einem waschechten Nervenzusammenbruch meinerseits inmitten von Fransenstiefel, Kimonos und Cowboy-Hüten stand das Outfit schließlich fest und zwei Gesichtsmasken später saß ich bereits im Taxi nach Nature One.

Nicht ohne den Zoll

Ich habe immer mal wieder von sogenannten Drogenkontrollen gehört, die vor solchen größeren Events gemacht werden. Ich hielt so etwas immer für einen Mythos, da ich so etwas live noch nie erlebt geschweige denn gesehen habe. Wahrscheinlich war ich auf dem Weg dorthin immer schon so benebelt gewesen, dass ich von alldem nichts mehr mitbekam. Dieses „Fahren Sie rechts ran und schließen Sie zu den andren auf!“, welches unserer Taxifahrerin an diesem Abend befohlen wurde, beunruhigte mich dann aber doch ein wenig. Ich kann mir nicht helfen, aber eine Polizeikontrolle lässt dich an all deine Komplettabstürze im Leben denken und man ist drauf und dran, vor dem Beamten seine Lebensbeichte abzulegen. Und das schlimmste ist, dass man sich immer so fühlt, als hätte man Dreck am Stecken, obwohl das natürlich nicht so ist. Und nachdem dein Ausweis kontrolliert, der Kofferraum links gemacht und man dir gottseidank nicht ans Höschen wollte, taumelt man regelrecht im Glück, wenn es heißt: „Gute Fahrt und viel Spaß!“. Spätestens jetzt hätte man mich wieder zurück zum Hotel fahren können und ich hätte gesagt: „Was für ein Abend!“. Mein Cortisol-Pegel war nämlich auf 180. Und ich hatte noch nicht mal was getrunken.

Auf so einem Festival trifft man Leute, die man seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Wahrscheinlich oder gerade deswegen möchte ich an solchen Tagen glänzen. Ich möchte, dass die Leute zu mir sagen: „Wow siehst du gut aus, du bist keinen Tag gealtert!“ und mein Outfit bewundern. Letztendlich passierte nichts dergleichen, weil so etwas auf solchen Festivals offensichtlich nicht so wichtig ist. Vielmehr dachte man wohl, was für eine eingebildete Gans da wieder auf die Mainstage stolziert, als wäre sie die Djane himself. Ich als Oberhähnin sollte wirklich weniger gockeln! Mein Freund – huch, der war übrigens auch mit – nennt mich nicht umsonst Prinzessin Konstanzia, wenn ich wieder meinen besonderen Auftritt habe. Fragt mich nicht, warum, aber ich laufe auf solchen Events immer zu Hochtouren auf, was mein Ego angeht.

Am Ende war es ein Saarländer, der sich vor mir verbeugte.

Warum sind es eigentlich immer Schwule, die den Ernst der Lage erkennen und blitzschnell reagieren? Niemand geringeres als unsere saarländische Karotte war es, der mich wohlwollend betrachtete und mit einer einzigen galanten Verbeugung signalisierte: „Du kannst es noch, Girl!“. Danke!

Danach tanzte ich bis 5 Uhr morgens durch, es war mir auf einmal egal, dass meine Schuhe staubig und mein Eyeliner verschmiert waren. Ich fühlte mich großartig, ich umarmte die Welt, ich war an dem Ort, an dem ich vor 19 Jahren zuletzt war. Und ich war immer noch ich. Ich war immer noch jung. Ich war zurückgekehrt. Ich war voll da. Ein bisschen mehr Prinzessin, aber noch immer mit der Vision von Frieden und Glück. Und like nowhere else ließ ich den Bass zum ersten Mal in dieser Nacht wirklich zu und sprang schreiend in die Luft.

Each wave was perfect

-Endless Summer-

Konsequent Kevin

Von Tieren können wir Menschen bekanntlich so einiges lernen. Von Eseln z.B. die Beharrlichkeit, eigenen Ansichten treu zu bleiben, auch wenn man an der kurzen Leine gehalten wird… von Hunden, dass man sich seinem Frauchen am besten unterwirft, wenn man den pelzigen Bauch gestreichelt bekommen möchte… von Katzen, dass man sich tagsüber besser unauffällig verhält, wenn man nachts um die Häuser gezogen ist… und von Walen, dass man sich auch mit Übergewicht neben dünnen Heringen an den Strand trauen kann. Was das Thema Erziehung des eigenen Nachwuchses betrifft, gehen die Meinungen über geeignete Vorbilder im Tierreich allerdings weit auseinander…

Während bei Großfamilien die Jungenaufzucht der eines Wolfsrudels gleicht, bei dem der Schwächste schon einmal Bisswunden erleidet, nimmt man sich in Kleinfamilien oft eher Glucken zum Vorbild und behält seine Brut möglichst lange unter den Fittichen, damit sie nicht zu früh flügge werden. Von allen Tierarten macht es jedoch wohl nur eine bei der Aufzucht ihrer Nachkommen wirklich richtig: die Meeresschildkröte. Sie legt ihre Eier nachts am Strand ab und verschwindet danach für immer. Ein Familienmodell, das uns Menschen eher fremd ist. Sieht man einmal von alleinerziehenden Müttern ab, die nach einem One-Night-Stand am Strand schwanger aus dem Ibiza-Urlaub zurück kamen…

Mit der Kindeserziehung ist das so eine Sache. Die Ansichten über das richtige Rezept und darüber, was hineingehört und was nicht, sind vielfältig wie bei Salatsoßen. Jeder hat eine eigene Mischung, wann mild und wann sauer besser passt. Wurden Kinder Mitte des letzten Jahrhunderts noch wie Einmachgläser auf Vorrat produziert, da klar war, dass das ein oder andere von ihnen über die Jahre verdirbt oder kaputt geht – Bohnen durch Glasbruch auf dem Boden, Buben durch Genickbruch auf dem Mofa – beschränken Paare sich heutzutage oft auf ein Kind. Wer einmal Plätzchen gebacken hat, weiß jedoch, dass man bei Erstlingswerken oft arge Mühe hat, dass diese gelingen…

Waren Kinder über Generationen dazu da, das fortzuführen, was ihre Eltern geschaffen hatten, sind sie mittlerweile eher dazu da, das fortzuführen, was ihre Eltern nicht geschafft haben. War man als Sohn oder Tochter einst in seiner Lebensplanung ziemlich eingeschränkt, da man den elterlichen Hof übernehmen musste, ist man es heute, da man den elterlichen Karrieretraum übernehmen muss. Ein Junge, der gern mit Bauklötzen spielt, wurde früher Maurer; ein Mädchen, das Pferde mag, wurde Tierpflegerin. Heutzutage muss es bei solchen Veranlagungen schon leitender Bauingenieur oder Tierärztin mit eigener Praxis sein, damit sich die Eltern in der Nachbarschaft nicht schämen…

Besonders begabt war in meiner Grundschulklasse damals niemand. Nicht einmal mein Lehrer. Heutzutage dagegen scheinen alle Kinder hochbegabt zu sein. Zumindest, wenn man ihren Eltern glaubt. Beim Gemüse im Garten wird noch akzeptiert, dass aus manchem Sprössling trotz akribischer Pflege bloß Unkraut wird. Der eigene Lenden-Spross muss jedoch in jedem Fall ein Prachtexemplar werden, um das einen jeder beneidet. Waren Eltern früher nach der Entbindung glücklich, wenn ihr Kind fünf Finger an jeder Hand hatte, sind sie mittlerweile enttäuscht, wenn ihr Nachwuchs die Anzahl seiner Gliedmaßen im Kreißsaal nicht gleich selbst in die Patientenakte schreibt…

Die Zeit der engsten Bindung zwischen Mutter und Kind sind schon längst nicht mehr die 40 Wochen der Schwangerschaft, in denen Sohnemann oder Töchterchen die Füße unter das mütterliche Herz stecken, sondern die 30 Jahre danach, in denen sie die Füße unter den elterlichen Tisch strecken. Früher hingen viele mit 18 Jahren noch am Rockzipfel der Mutter, aber niemand mehr an deren Brust. Das ist heutzutage schon einmal anders, wenn man das Beste für sein Kind möchte. War früher ein guter Schulabschluss und ein Lehrberuf Wunsch der Eltern, müssen es jetzt schon ein sehr guter Promotionsabschluss und ein Akademikerjob sein…

Früher achteten Eltern auf die Interessen ihrer Kinder, heute auf ihre eigenen. So wie die neue Couch zur Tapete passen muss, müssen auch Kinder zu den Eltern passen. Einfach wachsen lassen und sehen, was daraus wird, lässt man allenfalls noch das Basilikum in der Küche, nicht aber den eigenen Nachwuchs. Dabei ist es mit Kindern wie mit Früchten: Egal wie vorsichtig man sie anfasst, einige von ihnen werden faul. Andere sind von Natur aus weniger süß und die Wenigsten kann man ohne gründliches Waschen irgendjemandem vorsetzen. Während es bei Obst jedoch in Ordnung ist, wenn nicht alles beste Qualität ist, ist das beim eigenen Nachwuchs keineswegs so…

Eine Drei in der Schule befriedigt mittlerweile kein Elternteil mehr. Eine Vier ist nicht ausreichend und weniger als eine Zwei ist mangelhaft. Schon die Zwei ist enttäuschend. Niemand weiß das besser als Mutti, die mit Papi damals auch nur ihre Nr. 2 bekommen hat. Eltern wollen mit ihren Kindern prahlen. Die einen damit, dass ihr Sohn so schlau ist, dass er schon mit einem Jahr laufen kann; die anderen damit, dass ihre Tochter so schlau ist, dass sie sich mit drei Jahren noch tragen lässt. Wer früher vor der Einschulung mehr als seinen Namen schreiben konnte, wurde als Streber gehänselt. Heute gelten Kinder als zurückgeblieben, die mit Sechs lieber Fußball als Scrabble spielen…

Auch wenn kein zeugungsbereites Akademikerpaar ohne Literaturstudium und Befruchtungs-Guide zur weiblichen Ovulation auf dem Smartphone mehr an die Familienplanung geht, bleibt es in Sachen Kinderüberraschung in der Partnerschaft wie in Sachen Kinderüberraschung im Supermarkt: Man kann zwar versuchen, das Ei zu finden, das die eigenen Wünsche erfüllt, es wird sich jedoch erst im Nachhinein zeigen, ob darin nicht doch bloß ein Happy Hippo war. Ob Yoga, Meditation oder vegane Ernährung, auch wer in der Schwangerschaft nur Buchstabensuppe isst, erhöht nicht die Chancen, dass sein Nachwuchs eine Leseratte wird…

Viele Eltern würden ihre Kinder am liebsten nur sicher verpackt in Zorbing-Bällen vor die Türe lassen. Was für Uropa Stalingrad war, scheint in Sachen Gefährlichkeit für dessen Urenkel der Spielplatz um die Ecke geworden zu sein. Stand dort früher „Eltern haften für ihre Kinder“, müsste es heute „Eltern haften an ihren Kindern“ heißen. Eltern im Jahr 2022 haben bereits dann ein mulmiges Gefühl, wenn sie keine Winterreifen auf dem Kinderwagen und keine Desinfektionstücher dabei haben. Auch meine Eltern waren damals nicht erfreut, wenn ich statt Omas Kuchen denjenigen aus dem Sandkasten aß, riefen aber nicht gleich den Notarzt und ein Labor, um den Sand auf Schadstoffe zu untersuchen…

Früher galt das Gesetz des Stärkeren. Wer zu dick war, um auf ein Klettergerüst zu kommen, musste abspecken oder unten bleiben. Natürliche Auslese würde man in der Natur sagen. Heutzutage sorgt eine Elterninitiative dafür, dass auch adipöse Kinder zweimal wöchentlich per Hubwagen aufs Gerüst kommen, um nicht diskriminiert zu werden. Auseinandersetzungen wurden in meiner Kindheit noch mit einer Sandkastenschippe gegen den Kopf geregelt und nicht mit einem Sitzkreis unter Leitung eines Mediators. Erziehung war früher irgendwie einprägsamer. Dass der Küchenherd heiß ist, wurde einem da nicht durch eine Lern-App, sondern durch einen Selbstversuch beigebracht…

Mit Erfolg. Mein guter Freund Thorsten konnte sich schon früh an seinen acht Fingern abzählen, dass man mit der Hand nicht unter den Rasenmäher greift. Lernen durch Schmerz oder wie man heute sagen könnte: Konsequent Kevin…  gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Deutsche Eltern lassen ihre Kinder nur ungern aus dem Haus; österreichische Eltern nur ungern aus dem Keller.

Emotion pur

Nur ganz, ganz wenigen Fotografen gelingt es wirklich, die Emotionen, die einen Augenblick einzigartig machen, im Bild festzuhalten. Einer davon ist der Saarbrücker Christian Alschbach.

Der erste Höhepunkt seiner fotografischen Karriere war die Veröffentlichung einer eigenen Schwarz/Weiß-Strecke im renommierten „Flawed Magazine“ vor fünf Jahren, also nur zwei Jahre nachdem er mit dem Fotografieren begonnen hatte. Eigentlich hatte der 38jährige erfolgreich eine Ausbildung zum Industriemechaniker mit anschließender Weiterbildung zum Industriemeister absolviert und arbeitet als Emissionstechniker beim TÜV. Vorsichtig ausgedrückt ein Berufsbild mit eher niedrigen Ansprüchen an Kreativität oder eine künstlerische Ader. Aber genau damit scheint er im Übermaß gesegnet und lebt dieses Talent hinter der Kamera aus. Dabei war er familiär kaum vorbelastet, denn nur eine Tante beweist als Malerin ein künstlerisches Händchen. Tatsächlich ist er der klassische Autodidakt, hat einfach alle Möglich ausprobiert und sich seine Fähigkeiten so selbst beigebracht, immer inspiriert von Ikonen wie André Josselin, Peter Lindbergh oder Alessio Albi, die ihn schon früh begeisterten.

Mit welcher Kamera hat alles begonnen?

Meine allererste Kamera war eine Nikon d5100. Sie hat bei mir einen Ehrenplatz im Schrank, allerdings benutze ich sie nicht mehr. Meine Systeme sind Nikon und Leica. Mich auf eine Lieblingskamera festzulegen ist so eine Sache. Ich liebe meine Leica Q, weil sie immer mit dabei ist. Ich verlasse das Haus nicht ohne sie. Meine schönste Kamera und wie ich finde, die schönste aller Zeiten ist ganz klar die Leica M6, mit ihr fotografiere ich analoge, freie Strecken. Was Kameras angeht, ist bei mir viel Liebhaberei im Spiel. Ich fotografiere überwiegend digital, muss aber dazu sagen, dass ich ein sehr ungeduldiger Mensch bin, weshalb die analoge Fotografie erst auf Platz zwei kommt. Ich entwickle halt auch selbst, zumindest s/w, aber Prozess der Farbentwicklung ist mir dann zu umständlich und dauert mir dann einfach zu lang.

Hast Du irgendwelche bevorzugte Richtungen oder Lieblingsmotive?

Neben meinem unübersehbaren Failble für S/W-Fotografie, fühle ich mich in der People-Fotografie zu Hause, bei der die Mode oft im Vordergrund steht. Grundsätzlich habe ich schon immer ein großes Interesse an Mode und bin auch Vogue-Abonnent, was für einen Mann vielleicht eher untypisch ist. Ich besorge auch bei meinen Shootings die Outfits selbst und kleide meine Modelle tatsächlich alle selbst ein, um sie ganz nach meinen Vorstellungen abzulichten.

Hattest Du deswegen schon mal mit dem Gedanken gespielt, dem Saarland den Rücken zu kehren?

Nein, mich hat es hier nie weggezogen, auch wenn andernorts die Akzeptanz für Modefotografie höher ist. Einfach weil ich mich hier immer wohlgefühlt habe. Hier ist meine Heimat, mein Haus, meine Frau und mein Kind.

Zurück zur Fotografie: Wie wichtig ist Dir die Nachbearbeitung Deiner Bilder? 

Ich fotografiere im RAW-Format, somit muss ich alle meine Bilder nachbearbeiten. Hauptsächlich geht es mir dabei jedoch nur um den Farb-Look, den ich in Lightroom anpasse. Ich halte nichts von übertriebener Retusche in Photoshop oder Face-Filtern etc. Klar mach ich auch mal einen Pickel weg, der gehört ja schließlich nicht zu der Person, aber sonst benutze ich Photoshop sehr wenig.

Du produzierst auch sehenswerte Videos…

Das bewegte Bild wird meiner Meinung nach immer wichtiger. Fotos genießen durch Social Media und den daraus resultierenden Massen an Bildern nur noch eine sehr geringe Aufmerksamkeit. Es wird nur schnell mal durchgewischt. Videos werden einfach länger betrachtet und viele Emotionen, die ich mit Bildern zeige, wirken in Videos nochmal intensiver. Aber auch wenn mir das Filmen großen Spaß macht und neue kreative Reize setzt, verstehe ich mich weniger als Videograf und als weiterhin als Fotograf.

Da wir uns ja auf einer Hochzeit das erste Mal begegnet sind, kommt natürlich die Frage nach Deinem Verständnis von Hochzeitsfotografie, Broterwerb oder eigene Kunst?

Das eine schließt das andere nicht aus. Ich liebe es Emotionen festzuhalten. Was gibt es Schöneres, einen so emotionalen Tag zu begleiten und damit Geld zu verdienen. Meine Kunden buchen mich wegen meines Looks und meiner Kunst. Für mich steht auch bei Auftragsarbeiten der künstlerische Aspekt im Vordergrund. Fotografie ist für mich immer Kunst!

Gib es Ziele, die Du als Nächstes erreichen möchtest?

Ich möchte als Künstler wahrgenommen werden und davon leben können.

Wir drücken die Daumen!

Christian Alschbach im Netz: www.love-and-stories.de, @c.alschbach.photography, @love.and.stories

Jeannette Dalia Curta

Keine Frage: Jeannette Dalia Curta gehört zu den angenehmsten Saarländern, die einem in Radio, TV oder aus den eigenen Lautsprechern begegnen können. Wenn man sich zum Beispiel ansonsten vor Fremdscham schaudernd vom Fernseher abwenden muss, sobald ein Saarländer auf der Bildfläche erscheint, ist das bei absolut sehens- aber vor allem hörenswerten Sängerin grundlegend anders. Spätestens seit ihrem ersten großen Auftritt bei der Sat1 Show „The Voice of Germany“ war klar, hier ist ein Ausnahmetalent am Start. Kein Wunder, denn die emotionale, tiefe und prägende Stimme der polyglotten Musikerin erinnert an die ganz große Soulsängerinnen. Allein das wäre schon mehr als genug Grund, sie zu unserem Gesicht des Monats zu machen, aber jetzt ist außerdem noch mit „Under the Sun“ die erste Single ihres nächsten Albums herausgekommen. Eine wunderbar entspanntes Stück Sommer-Sound, dass die Sonne auch im Saarland scheinen lässt. Und mit etwas Glück können wir Jeannette Dalia Curta bestimmt auch bald wieder live erleben. „Under the Sun“ ist übrigens ab sofort auf allen gängigen Plattformen erhältlich. Kaufbefehl!

Mein Lieblingsding: Der Plattenspieler

Die 21jährige Angelina Beaumont aus Saarbrücken ist eine ganz bemerkenswerte junge Frau. Das liegt noch nicht mal an ihrem unbestreitbar attraktiven Äußeren oder ihrem nachahmenswerten beruflichen Werdegang, denn zurzeit absolviert sie noch einen Bundesfreiwilligendienst und studiert ab Oktober soziale Arbeit. Vielmehr beweist sie vor allem auch mit ihrem Lieblingsding besonderen Geschmack und Stilsicherheit. Sie hat sich nämlich schon vor sechs Jahren einen klassischen Plattenspieler zugelegt und ihn ins Herz geschlossen. „Ich schätze an meinem Schallplattenspieler, dass er mir in einer Zeit, in der alles immer ganz selbstverständlich sofort zu haben ist, Musik zu etwas Besonderem macht. Spotify und Co. sind immer abrufbar, können aber nicht den „echten“ Klang einer Schallplatte wiedergeben. Deswegen habe ich ihn und auch die Schallplatten, die ich mir in der Zeit zugelegt habe, gelernt wert zu schätzen.“ Und von der Redaktion gab’s noch einen Extrapunkt für das aufgelegte Beatles-Vinyl – Daumen hoch!

Faszination Fliegen

Der Traum vom Fliegen ist für die Menschen vor fast 250 Jahren Wirklichkeit geworden. Mit Heißluft-Ballons, Flugzeugen, Zeppelinen und Hubschraubern lässt sich seitdem die Welt von oben betrachten. Erst seit knapp 100 Jahren ermöglichen Tragschrauber oder Gyrocopter – ein Hybrid aus Hubschrauber und Flächenflugzeug – eine ganz neue Dimension der Faszination am Fliegen. Genau dieser ist das neue Buch von Piloten und Autor Jochen Weigel gewidmet.

„Erlebe die Faszination Fliegen. Die Geheimnisse der Profi-Piloten“ – ein Titel, der hohe Erwartungen an ein Gyrocopter-Buch zulässt. Und zu Recht, denn das Buch bietet Aufnahmen und Berichte, die die Faszination Fliegen eindrucksvoll festhalten und spürbar machen. Es vermittelt Knowhow, das einen nicht nur bei der Flugausbildung weiterbringt, sondern auch fachliche Inhalte besser verständlich macht. Nicht zuletzt ein Werk, das allen Leserinnen und Lesern, ob bereits fliegerisch aktiv oder (noch) nicht, Lust auf mehr macht!

Autor Jochen Weigel erwischte der Gyrocopter-Virus als Rundfluggast und er war sofort vom offenen Fliegen und den Möglichkeiten dieses fantastischen Fluggerätes absolut fasziniert. Diese Faszination führte dazu, dass er heute eine internationale Flugschule leitet.

Diesen Weg, vom ersten Flugerlebnis bis hin zur Flugschule zu gehen, war ganz sicher eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

Moderne Gyrocopter, wie wir sie heute kennen, sind in Deutschland seit 2003 zugelassen und als ultraleichtes Luftsportgerät klassifiziert. Interessanterweise wurde der erste funktionierende Tragschrauber schon 1923 von dem Spanier Juan de la Cierva entwickelt und geflogen. Moderne Tragschrauber sind besonders sicher. Der Motor dreht nur den hinteren Propeller und dient so ausschließlich dem Vortrieb und selbst bei einem kompletten Motorausfall verbleibt der Rotor in Autorotation und ermöglicht so ein sicheres und langsames Landen. Nicht zuletzt deswegen, gilt der Gyrocopter als eines der sichersten Fluggeräte überhaupt. Hieraus resultiert eine sagenhafte Wendigkeit, die einzigartig in der Fliegerei ist, und auch einen sicheren Flug bei schwierigen Wetterbedingungen garantiert.

Genau an dieser Faszination lassen das komplette Buch und vor allem die atemberaubenden Fotos den Leser unweigerlich teilhaben. Schon der Einband des Buches ist ansprechend: modernes, aber unaufgeregtes Design mit einem eindrucksvollen Foto und stichpunktartiger Inhaltsübersicht. Dieses Layout mit klarer Struktur findet sich im gesamten Werk wieder. Das gewählte Farbschema bietet eine klare Orientierung was die einzelnen, griffig und mit Witz benannten Kapitel betrifft.

Jochen Weigel skizziert die Struktur seines Buches: „Das erste Kapitel widmet sich Fragen, die ich mir vor meiner Flugausbildung selbst gestellt habe und die mir mittlerweile auch von meinem Umfeld gestellt werden. „Was ist ein Gyrocopter?“, „Kannst du hinfliegen, wo du willst?“ oder „Könntest du damit auch in Frankfurt landen?“ sind nur einige ausgewählte Themen, die in diesem Rahmen beleuchtet werden. Grundlegende Aspekte des Gyrocopterfliegens werden anschließend im zweiten Kapitel ausführlich betrachtet. Ich persönlich habe mir anfangs vor jeder Flugstunde das Buch zur Hand genommen und vor allem die Kapitel zu Start und Landung genau durchgelesen. So habe ich mir Abläufe, die nach einer gewissen Zeit automatisiert sein sollen, immer wieder ins Gedächtnis gerufen. Diese sind für den Laien verständlich, aber auch für einen Flugschüler genügend detailliert beschrieben, um diese Vorgänge nachzuvollziehen.“

Im Anschluss daran werden technische Besonderheiten des Gyrocopters betrachtet und die damit verbundene Einzigartigkeit dieses Fluggerätes herausgestellt. Danach geht es um spezifische Manöver, Übungen und Notverfahren, die im Rahmen einer soliden Flugausbildung mit dem Gyrocopter trainiert und erläutert werden sollen. Der Autor gibt zu bedenken: „Es gibt tausende Gründe dafür, eine Pilotenlizenz für den Gyrocopter zu erwerben. Genauso gibt es gängige Zweifel – die zugegebenermaßen auch ich vor Beginn der Ausbildung hatte – die scheinbar gegen die Verwirklichung des Traums vom Fliegen sprechen. Mit diesen „Mythen“ wird allerdings abgerechnet.“

Daran anknüpfend wird der Werdegang zum Gyrocopter-Pilot umfassend dargestellt. Es folgen Kapitel für Herz und Emotion. Hier findet Philosophie genauso Platz wie bedeutsame Zitate. Diese animieren immer wieder dazu, sich selbst zu reflektieren und positive Einstellungen mitzunehmen. Die beiden letzten Kapitel bestehen aus persönlichen Gedanken und Erfahrungen von Flugschülern und Piloten, die Einblicke in ihre ganz individuellen Highlights der Flugausbildung oder des Pilotendaseins geben. Die Schilderung dieser persönlichen Erfahrungen macht die Faszination Fliegen und die damit verbundenen Gedanken und Emotionen erlebbar!

„Erlebe die Faszination Fliegen. Die Geheimnisse der Profi-Piloten.“ ist ein Buch, das sich unkompliziert lesen lässt und doch breit gefächerte Fachkompetenz vermittelt. Das ist nicht zuletzt auch dem Schreibstil des Autors geschuldet: Jochen Weigel schafft es, komplexere Inhalte leicht verständlich und prägnant auf den Punkt zu bringen. Daher bietet das Buch einerseits für Fluginteressierte eine nachvollziehbare Darstellung der Grundlagen des Gyrocopterfliegens, andererseits immer wieder Aha-Momente und Input für erfahrenere Piloten.

Clubzone August 2022

Bei erneuten Temperaturen knapp unter 40 Grad – wohlgemerkt im Freien und nicht nur im BLAU – hätte auch diese Kolumne eigentlich wieder mit einer hymnischen Belobigung des Wettergottes für das prima Klima anfangen sollen, doch dann begannen die ersten Berufsnörgler an zu jammern. Zu heiß wäre es, zu schwül. Was ein Quatsch, denn jeder weiß, dass es genau drei Dinge bei einer echt guten Party nicht gibt: zu voll, zu laut, zu heiß. Also aufhören mit Mimimi und einfach weiter eskalieren. Doch von der bangen Frage, ob es jetzt vielleicht auch mal etwas kühler werden könnte oder warum kaum Clubs über richtige Klimaanlagen verfügen, ließen sich Gott sei Dank große Teile der Saarbrücker Club- und Partyszene nicht beeindrucken und es wurde einfach ungebremst weiter geschwitzt. Und jetzt auf ins wilde Treiben … 

Auch wenn das eben bereits angesprochene gute alte BLAU im Sommer kein bisschen kürzertritt, verteilt sich der Partyspaß hier zwischen Bahnhofstraße und Berliner Promenade auf immer mehr Flächen und Uhrzeiten. Gemeint sind natürlich die Aktivitäten des vorgelagerten CAFÉ BLEU, die einen Besuch in der Kultlocation schon zu vorher ungekannten Uhrzeiten und Orten sehr verlockend gemacht hat. Im „Kerngeschäft“ gab es dazu natürlich wie immer Wassereis und Fächer gratis für alle, doch wie man es aus dem BLAU schon seit fast zwei Jahrzehnten kennt, kann es trotzdem immer wieder sein, dass die Decke nachhaltig zu tropfen beginnt. Aber mit reichlich Berliner Luft im Kreislauf hat das niemand von heftigster Feierei abgehalten!

Nicht genug herausstellen kann man das Engagement, dass das ONE ELEVEN in den letzten Wochen an den Tag gelegt hat, denn wurde auch in den letzten Wochen wieder praktisch ein Partymonster nach dem anderen ausgepackt. Die FREAKY FRIDAY legt ja sowieso jede Woche die Latte richtig hoch, aber was beispielsweise die THE CROWN da mittlerweile in Serie abliefert ist ganz großes Feierkino. Mit dem Summer Clubbing hat das ONE ELEVEN ein Level erreicht, dass in dieser Qualität und Dichte in unserem Städtchen bisher unbekannt war. Jetzt mögen die typischen Nörgler einwenden, dass sie die guten alten Zeiten von MIRAGE, ATOMIC CLUB bis SEVEN in der Kultlocation in der Futterstraße, vermissen. Aber zum einen sprechen die mitunter riesigen Schlangen vorm Eingang bei der ein oder anderen Veranstaltung eine ganz eigene und deutliche Sprache und zum andern gab und gibt es hier ja auch nach wie vor akustische Köstlichkeiten auf die Ohren, wie zum Beispiel beim niegelnagelneuen COACHELLA Event Mitte Juli. Also gilt auch hier: aufhören mit rummosern, vorbeikommen und selber feiern.

Die Jungs und Mädels der EGO Crew haben im Juli mal wieder ihre Feierqualitäten bewiesen. Die neue Party PARDON MY FRENCH, hat ein weiteres Mal gezeigt, mit wie viel Kreativität und Liebe zum Detail hier Veranstaltungen geplant werden. Das spiegelte sich an dem Abend auch in der Besucherzahl und vor allem in der Stimmung wieder. Davon, dass die Leute im Sommer weniger in Clubs feiern gehen war auch bei der letzten Ausgabe der LEVEL Party im EGO nichts zu merken. Wie auch bei den vorherigen Terminen ist die Sause auch dieses Mal wie eine Bombe eingeschlagen. Das galt natürlich auch bei der WOMANIZED, der Nacht für die hübschesten & partytauglichsten Ladys, genauso wie für das gesamte KULTSTADTFEST-Wochenende mit der SAARBRÜCKEN LEUCHET Aftershow Party und der SAARBROOKLYN Nacht in der Stadtfest Edition. Bei so viel Party-Power sind wir natürlich gespannt, was die EGO Gang in den nächsten Monaten für Überraschungen bereithält.

Im APARTMENT ging‘s im Juli wieder richtig rund. Der altbekannte, studentische Freitag wurde wieder eingeführt, aber auf ein neues Level gehoben! Nebst viel Konfetti und standesgemäß total durchgeknallter Deko, trafen sich dort alte, bekannte APARTMENT-Gänger und viele neugierige Studies, denn das APARTMENT-Team hatte sich wieder dazu entschlossen, freitags Studenten bis 01.00 Uhr den halben Eintritt zu schenken!!

   Zu den Clubs, die diesen Sommer so richtig durch die Decke gingen, gehörte ohne den geringsten Zweifel das SOHO in der Mainzerstraße. Gerade im Juni und Juli, den Sommermonaten, in denen es angeblich eigentlich etwas ruhiger zur Sache geht, ging es hier richtig krass ab. Bei Höchsttemperaturen nahe dem Partysiedepunkt wurde gnadenlos abgefeiert und der Laden zum Beben gebracht. Mitte Juli schon hat das SOHO mit der KULTSTADTFEST AFTERSHOW den Feiervogel abgeschlossen. Deko vom Feinsten und Musik, die einfach nur nach vorne ging. Was diese Ausnahmeparty mal wieder auszeichnete, waren eindeutig de Gesangseinlagen der Menge, wenn der DJ mal kurz den Regler runterzieht. Schön schief und grell, so wie es eben sein muss. Und es steht zu befürchten, dass das jetzt im August so weiter geht.

Im hellen Tageslicht im Club dem ein oder anderen leckeren Getränk die Tanzfläche unsicher machen, kennt man ja eigentlich nur vom Ende der Nacht, beziehungsweise vom nächsten Morgen. Dass man aber statt um sieben Uhr morgens noch zu feiern, schon um sieben Uhr abends – im hellen Tageslicht – richtig schön feiern kann stellte AFTERWORK PARTY im SCHLOSSBERG HOTEL in Homburg eindrucksvoll unter Beweis. Zugegeben, gerade jetzt im Sommer hat es sich auf den ersten Blick beim Reinkommen schon irgendwie lustig angefühlt, hier im hellen Tageslicht steil zu gehen. Aber schon nach den ersten Takten von DJ Thomas Morobel, war das vergessen und die Tanzfläche wurde gestürmt. Aber Vorsicht, nur weil die Party früher als sonst im Nachtleben üblich startet, heißt das nicht, dass auch früher Schluss ist. Immer öfter ist hier im besten Haus am Platze der Eindruck entstanden, dass die feierwillige Partycrowd die ausgesuchten Rhythmen und die extrem schmackhaften Cocktails auch gerne als Einstieg in eine längere Partynacht nutzen würden. Aber warum auch nicht, Hauptsache es wird gefeiert!

Aber natürlich muss man nicht unbedingt nach Homburg fahren, um am frühen Abend zu feiern. Denn mit der FUCHS-BAR hat am St. Johanner Markt der tollste Innenhof im Saarland eröffnet. Für die Gestaltung des Kleinods zeichnen sich die Architekten Hauser & Luft verantwortlich und für das Barleben kein Geringerer als Gastro-Urgestein Cassius. Erwartungsgemäß gingen schon die Nächte beim Preopening richtig durch die Decke bzw. mangels Decke in die freie Luft. Also noch schnell hingehen, bevor der Sommer oder der Klimawandel ein Ende hat…

In diesem Sinne, take care   J.K.T.

Eilmeldung

Hallo Mikrokosmonauten: Schreiben, was man denkt!

Wenngleich ich in Sachen Journalismus ein regelrechter Amateur bin, da ich lediglich meine geistigen Ergüsse mit der Welt teilen möchte, sehe ich mich dennoch in der Verantwortung, als gutes Beispiel voranzugehen. Was ich damit sagen will? Ich möchte damit ein Sprachrohr für die Leute da draußen sein. In dieser Hinsicht habe ich mit all den professionellen Journalisten wohl eine Gemeinsamkeit. Ich möchte mitnichten aufklären, aber in meiner jahrelangen Tätigkeit als Texterin sehe ich mich ein bisschen als Wegweiser. Weniger Mentor, mehr Pädagoge. Ich hoffe Monat für Monat, mit meiner Arbeit Menschen zu erreichen, sie vielleicht zu beflügeln oder zum Nachdenken anzuregen. Mir ist dabei immer eines besonders wichtig: Authentizität. Ich will nichts beschönigen, versuche aber, allem etwas Positives abzugewinnen. Ehrlichkeit in meinen Texten ist außerdem für mich unentbehrlich.

Wie kommen Journalisten auf die Idee, dass einmal Duschen pro Woche gut sein soll?

In den letzten zweieinhalb Jahren ertappe ich mich immer häufiger dabei, wie ich fast schon wutentbrannt so manche Tageszeitung am liebsten in tausend Stücke reißen würde. Dann fällt mir aber jedes Mal wieder ein, dass Wut für Frauen meines Alters wie ein weiterer Sargnagel wirken könnte und versuche mich zu beruhigen. Journalismus – so kommt es mir vor – dringt in den letzten Jahren immer mehr wie ein Oberlehrer in unser Hirn ein und setzt sich dort fest wie ein ewiger Warner. War das denn schon immer so?

Machen wir uns nichts vor, Journalismus bedeutet genau das, was es ist: Eine publizistische Arbeit, mit dem Ziel, die Öffentlichkeit mit gesellschaftlich relevanten Informationen zu versorgen. Dennoch frage ich mich, ob ein Journalist es mit sich selbst vereinbaren kann, über Themen zu schreiben, die so fernab der Realität sind, dass man eigentlich nur den Kopf schütteln kann. Musste ich beispielsweise mit Entsetzen feststellen, dass seit Wochen immer häufiger Artikel erscheinen, die den Konsum von Alkohol in Frage stellen. Und mehr noch: Ein alkoholfreies Leben wird regelrecht glorifiziert! Aua, das tut weh! Man kann einer Corona gebeutelten Gesellschaft, die man lange Zeit zum zu Hause bleiben verdonnerte doch nicht mit dieser Masche kommen. Natürlich wissen wir, dass wir in den letzten Jahren mehr gesoffen haben. Aber uns plötzlich predigen, wie schlecht Alkohol ist, erscheint uns eher wie die böse Mami, die damals nach unserem ersten Rausch mit erhobenem Zeigefinger vor uns stand und ausschimpfte! Darüber hinaus will ich gar nicht wissen, wie viele Journalisten beim Schreiben eines solchen Berichts selbst sternhagelbesoffen sind. Und ich stelle mir außerdem die Frage:

Beschäftigt sich ein Journalist mit gesellschaftlich Relevantem oder schafft er lediglich Themen, die daraufhin gesellschaftlich relevant werden?

Wäre der Journalismus nicht, wüssten wir bis heute nicht, wer „Layla“ ist. Und gäbe es keine Medien, würden wir nicht schon seit Tagen über diese vermeintliche Hitzewelle schwadronieren, die unser Land überrollt. Journalismus als Waffe! Oder doch nur „Unser täglich Schreckgespenst gib uns heute“? Wobei sich Journalismus zuweilen auch als strahlende Sonne präsentieren kann. Als Wolf im Schafspelz kann er verschleiern, schönreden und idealisieren. Uns weismachen, dass Frieren im Herbst und Winter überhaupt nicht schlimm ist, wenn man nur die passende Kleidung im Schrank hat. Süß, oder?

Oscar Wilde sprach bereits vor über 100 Jahren aus, was viele denken: „Journalismus ist organisierte Verleumdung.“. Also haben wir nicht erst seit Kurzem damit zu kämpfen, unseren Wortakrobaten Glauben zu schenken. Vielmehr vermute ich, dass die Presse eine ungeheure Macht entwickeln kann, um Massen zu leiten und zu beeinflussen. Aber sie kann uns doch nicht wirklich einleuchtend erklären wollen, dass es eigentlich ganz okay ist, wenn wir die Klospülung nur noch einmal am Tag benutzen. Ich meine, wo leben wir denn? Das ist doch immer noch Deutschland, oder? Ein eigentlich modernes Land inmitten von Europa. Liebe Presse, geht doch bitte etwas sensibler mit uns um!

Seit über zwei Jahren sind die Deutschen ständig auf der Hut. Sie rechnen tagtäglich mit dem Schlimmsten, sind hochempfindlich. Ein „Du siehst aber gar nicht gut aus!“, löst bei unseren Mitmenschen entweder Depressionen oder Corona aus. Und der tägliche Blick in die Tageszeitung oder sozialen Medien verursacht ein komisches Gefühl im Bauch. Und alles, was „Focus Online“ tut, ist eine Eilmeldung nach der anderen raushauen! Das ist Folter! Sogar die Hochzeit von Jennifer Lopez und Ben Affleck ist eine solche Eilmeldung wert, wo wir eher die Impfpflicht für Alle oder der Ausbruch eines Atomkrieges vermuten. Ernsthaft, welcher Journalist arbeitet denn freiwillig bei einer solchen Institution? Das ist Hochverrat am eigenen Beruf!

Ich wäre ja für mehr Mindstyle-Magazine

Journalismus gab es bereits im ersten Jahrhundert v.Chr., hat also eine lange Tradition. Ich möchte dem Journalismus ja nichts Böses, ich finde nur, dass er zuweilen ganze Flächenbrände auslösen kann, die Panik und Angst verbreiten. Und während wir zwischendurch immer wieder auf der verzweifelten Suche nach Antworten auf Fragen sind, auf die kein einziges Blatt eine hat, hängen wir zwischen Wahrheit und Lüge fest und kommen nicht mehr weiter.

Und da komme ich ins Spiel. Ich bin meine eigene Wahrheit. Ich erschaffe meine eigene Politik und suche mir meine eigenen Antworten. Aber vor allem lasse ich meine Leser nie desillusioniert zurück. Ich versuche am Ende immer wieder die Kurve zu kriegen, dass alles gut werden wird. Und bei dieser Gelegenheit möchte ich anmerken, dass ich mich seit über zwei Jahren kaum mehr mit den Medien und der Presse beschäftige. Nicht, weil ich ein „Lügenpresse“-schreiendes Etwas bin, sondern weil ich nicht vordiktiert bekommen möchte, wie scheiße mein restlicher Tag verlaufen soll. Die persönliche Scheiße-Skala bei einem Durchschnittsdeutschen umfasst übrigens scheiße, mäßig scheiße und mächtig scheiße. Warum lesen wir also nicht einfach diese typischen Yoga- und Esoterik-Magazine, die man sich gerne an Flughäfen oder Bahnhöfen kauft, weil man meint, sich positive Vibes mit in den Flieger nehmen zu müssen? Letztendlich bringen uns die Berichte in diesen Zeitungen doch immer wieder auf schöne Gedanken. Und obendrein hätte ich ohne „Happinez“ nie erfahren, dass es Yoga Matten auch aus Naturkautschuk gibt, obwohl ich kein Yoga mache.

Am Ende ist es doch so: Ein positives Mindset sollte zu unserer Grundhaltung gehören. Was nicht heißt, dass man keine dunklen Gedanken haben darf. Meine Texte, egal, wie negativ sie meine Gedanken und Ansichten manchmal spiegeln, nehmen am Ende immer wieder eine positive Wendung. Weil ich einfach weiß, dass die Sonne am Ende scheinen wird. Das ist einfach so. Fertig.

Vielleicht bin ich deswegen nur Kolumnisten und keine Journalistin geworden.

Alles gelogen

Pinocchio tat es alle Nase lang, aus der Politik ist es nicht wegzudenken und in einer Beziehung rettet es ab und an vor dem Nudelholz. Manche tun es ständig und mit Absicht, andere nur im Ausnahmefall und notgedrungen. Die einen haben Talent dazu, anderen merkt man direkt an, dass sie es nicht können. Wissenschaftler sagen, manche von uns täten es bis zu zweihundert Mal am Tag, auch wenn das sicher gelogen ist. Einige bekommen davon feuchte Hände, andere werden nicht einmal rot. Jedoch jeder, der dabei ertappt wird, ist peinlich berührt. Die Rede ist hier nicht von Sex oder Selbstbefriedigung, sondern vom Lügen…

Reden ist Silber und Schweigen ist bekanntlich Gold. Noch weit wertvoller als im richtigen Moment die Klappe zu halten, ist es jedoch, zum passenden Zeitpunkt eine gute und glaubhafte Ausrede parat zu haben, die einen vor Schlimmerem bewahrt. Wer vorgibt, niemals zu lügen, der lügt. Da es sich, wie wir als Kind gelernt haben, aber nicht gehört, zu lügen, bezeichnet man kleine Unwahrheiten, die man hin und wieder verbreitet, viel lieber als Ausreden oder sieht sie als alternative Fakten an. Der Unterschied zur Lüge? Keiner! Aber wer gibt schon gerne zu, zu lügen? Ausreden dagegen sind okay und alternative Fakten liegen sogar voll im Trend…

Wie Verdauung, Steuererklärung und der Tod gehört auch das Lügen zum Leben und ist so alt wie die Menschheit selbst. Hätte Adam damals auf Evas Frage ehrlich geantwortet, ob sie schön sei, die Geschichte im Paradies wäre vermutlich anders verlaufen. Wer sagt der einzigen Frau weit und breit schon freiwillig ins Gesicht, dass ihr Hintern zu dick ist und man lieber warten würde, bis Gott eine verbesserte Version erschaffen hat? Statt ehrlich zu antworten, wird Adam damals – wie noch heute jeder Mann bei einer solchen Frage – so etwas entgegnet haben wie „Du bist für mich die einzige Frau auf der Welt!“ und sich danach geschworen haben, nie wieder in einen Apfel zu beißen…

Ehrlichkeit ist im Leben richtig und wichtig, manchmal ist Lügen jedoch richtiger und wichtiger. Geht es nach einer durchzechten Nacht am Morgen darum, dem Chef am Telefon mitzuteilen, dass man nicht zur Arbeit erscheint, ist eine Notlüge weit weniger jobgefährdend als die Wahrheit. Wer flunkert, dass er nicht ins Büro kommen kann, da er mit seiner Katze zum Arzt muss, wird sicher weniger Schwierigkeiten bekommen als derjenige, der zugibt, dass er mit einem Kater zur Apotheke muss. Arbeitgeber haben schließlich eher Verständnis dafür, dass man wegen einer Angina und Gliederschmerzen im Bett bleibt statt wegen einer Angelina und Gliedschmerzen…

Ohne eine Notlüge hier und da hätte sich der Homo sapiens nie zu einem Rudeltier entwickeln können und würde sein Leben heute wohl als Einzelgänger fristen. Zwar wird unter Freunden Ehrlichkeit geschätzt, jedoch nur so lange, wie man der gleichen Ansicht ist wie sie. Keine Bekannte möchte beim Schwimmbadbesuch hören, dass sie kaum noch in den Badeanzug passt. Wird man dennoch gefragt, ob das Outfit gut sitzt, kann man sich taub stellen und vorgeben, Wasser im Ohr zu haben. Oder man bedient sich einer lieb gemeinten Halbwahrheit und antwortet, dass der Anzug wie angegossen sitzt. Das lässt ausreichend Raum für Spekulation wo ausreichend Raum für Speck fehlt…

Bei alten Bekannten ist eine nette Lüge eben manchmal angebrachter als die barsche Wahrheit. Auch wenn man Freunden angeblich alles sagen kann, möchte niemand, der stolz die von Oma geerbte Eichenholzschrankwand präsentiert, gesagt bekommen, dass diese schon im letzten Jahrtausend aus der Mode war und viel besser als im Esszimmer auf dem Sperrmüll aussehen würde. Stattdessen bedient man sich Wörtern wie „retro“ oder „oldschool“, die alles Hässliche und Altmodische umschreiben, was nicht als hässlich und altmodisch bezeichnet werden darf. Die Frage „Sieht der Schrank nicht gut aus?“ sollte man als guter Freund daher einfach bejahen: „Ja, sieht er nicht!“…

Ausreden und Notlügen haben den Sinn, sich durch Ehrlichkeit nicht selbst ins Abseits zu stellen. Wer gibt gegenüber dem nervigen Nachbarn, den man tags zuvor erfolglos hatte an der Tür klingeln lassen, gerne zu, dass man zwar zuhause war, nur eben keine Lust hatte, ihm zu öffnen? Damit man auch im nächsten Urlaub noch jemanden hat, der die Blumen gießt, gibt man beim nächsten Aufeinandertreffen im Treppenhaus daher vor, beim Klingeln gerade unter der Dusche oder im Gebet gewesen zu sein. So pikiert man niemanden mit Ehrlichkeit und stellt sicher, dass der Ficus in der Diele nach dem nächsten Sommerurlaub nicht aussieht wie der Lorbeer im Gewürzregal…

Völlig fehl am Platz ist Ehrlichkeit beim Besuch der Schwiegereltern, wenn es wieder Braten gibt, der mit viel Mühe, aber wenig Talent zubereitet wurde und nach stundenlangem Kokeln im Ofen eher an Tante Hilde erinnert, nachdem sie aus dem Krematorium kam. Will man ein mütterliches Tränenmeer vermeiden, sollte man auf die Frage, ob etwas fehle, nicht etwa mit den Worten „Gute Zähne“ antworten, sondern versuchen, die Schuhsohle auf dem Teller, die einmal eine Gänsebrust war, in Soße aufzuweichen bis sie wenigstens häppchenweise von einem menschlichen Gebiss zerkleinert werden kann. Wenn dann gefragt wird, wie es schmeckt, reicht ein kurzes „Wie immer!“…

Auch in Beziehungen gilt es, mit überschwänglicher Ehrlichkeit vorsichtig zu sein. Wer glaubt, seiner langjährigen Partnerin eine Freude zu machen, wenn er nach einer Flasche Wein gesteht, sie zu lieben wie am ersten Tag, auch wenn sie mittlerweile aussieht wie ihre Mutter, dem dürfte seine Ehrlichkeit ein paar Nächte auf dem Sofa einbringen. Selbst wenn sich die einst schlanken Beine der Frau oder Freundin nicht mehr von Dönerspießen unterscheiden, gilt es, die bessere Hälfte beim Shoppen stets dabei zu unterstützen, Jeans in Größe 36 zu finden. Selbst wenn klar ist, dass diese nicht einmal passen würden, wenn die alte Pummelfee vom Dach aus in die Hose springt…

Kleine Lügen erhalten Freundschaft, Beziehung und Arbeitsplatz, sollten aber stets mit Bedacht gewählt werden. Standardausreden wie Kopf- und Regelschmerzen oder ein unklarer Coronatest sind für Absagen genauso unglaubwürdig wie die Ausrede, man könne nicht kommen, da man von Außerirdischen entführt wurde oder ein Schaf den Autoschlüssel gefressen hat. Viele Menschen sind im Irrglauben, schlechte Ausreden würden dadurch glaubhafter, wenn man mehrere von ihnen gleichzeitig parat hat. Man entschuldigt sich also, weil man sich nicht wohl fühlt und am nächsten Tag früh raus muss und bereits auf zwei anderen Geburtstagen eingeladen ist…

Gerne genommen werden übrigens Ausreden, die kein Nachverhandeln zulassen. Todesfälle sind die besten vorgeschobenen Gründe, da sie bei demjenigen, dem man absagt, ein bedrückendes Gefühl auslösen und ausschließen, dass nachgebohrt wird, ob man später nicht doch noch komme. Bei vermeintlichen Toden sollte man jedoch unbedingt Buch führen, damit man nicht den Überblick verliert. Man braucht sonst gute Argumente, wenn die Oma, die letztes Jahr angeblich zu Grabe getragen wurde, als man keine Lust auf die Firmenfeier hatte, im Jahr darauf beim gleichen Anlass erneut als Absagegrund bemüht wird und dann ihren 90. Geburtstag feiert…

Was mir jedoch nicht ganz klar ist: Wer lügt, landet in der Hölle. Und wer die Wahrheit sagt, kommt in Teufels Küche. Wo ist dann also der Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit? Alles gelogen… gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Wenn der Entsafter nicht hält, was die Werbung verspricht, könnte es eine Lügenpresse sein.

Was für ein Freak!

Radio, Fernsehen, Internet und Konzertbühnen – Freaky Jörn lässt wirklich nichts aus. Dabei sieht er nicht nur komisch aus und macht komische Sachen, der ist auch wirklich noch so! Was da schiefgegangen ist, haben wir versucht im Gespräch mit einem der auffälligsten Saarländer herauszufinden.

Jörn Dressler ist ein etwas anderer freier Journalist, Moderator und Musiker. Er kommt aus Aßweiler im Biosphärenreservat Bliesgau, wohin er nach langen Jahren im Saarbrücker Nauwieser- und Luisenviertel und nach Gründung einer Familie wieder zurückgekehrt ist. Er ist Jahrgang 1980, mittlerweile also 42 Jahre alt und weiß, dass man es ihm das nicht ansieht, gibt aber zu, dass es sich mitunter so anfühlt, besonders sonntagmorgens. Er hat praktisch alle Schulformen durchgemacht, die es so gibt, inkl. Gewerbeschule, Sozialpflegeschule bis hin zur Krankenpflege mit Praktika in Krankenhäusern. Allerdings hat er immer wieder nach längerer oder kürzerer Zeit für sich selber gemerkt: nö, das ist es nicht. Irgendwann hat er sich dann gedacht, mal eine Maler-, Lackierer- und Raumgestalter-Lehre zu machen. Diese zog er auch drei Jahre bis zum Gesellenbrief durch, sagte sich aber anschließend, okay, ein Jahr arbeite ich noch in dem Betrieb, aber dann höre ich auf. Immerhin hatten seine Eltern ihm eindringlich erklärt, wenn er einmal einen Abschluss erreicht hat, kann er anschließend machen, was er will.

Just zu dieser Zeit, etwa 1997, hat er das vielleicht für ihn einschneidendste Erlebnis und gewinnt bei einem Metalhammer-Gewinnspiel ein Meet&Greet mit Lemmy Kilmister von Motörhead.

„Ich traf die Band anlässlich eines Konzerts in Mannheim. Gitarrist Phil Campbell und Schlagzeuger Phil Taylor saßen ganz relaxed in einem Backstage-Raum und unterschrieben mir meine CDs und Platten. Dann entdecke ich eine offenstehende Tür zum Nachbarraum – und da saß er. Ganz klassisch am Daddelautomaten, mit einem Päckchen Kippen, ‘ner Flasche Cola und ‘ner Flasche Whisky und vor allem mit seinen weißen Schlangenlederstiefeln. Und frech wie ich bin, lief ich natürlich gleich auf ihn zu, nur um nach wenigen Schritten von einem Security-Typen gestoppt zu werden, der mir kurz und knapp aber sehr eindringlich erklärt hat: Niemand, aber auch wirklich niemand, geht zu Lemmy. Wenn, dann kommt Lemmy zu Dir! In dem Moment haben dann zwei Leute ihn für die Show aus seinem Sitz hochgehievt – vor der Show so beeindruckt. Er hat sich dann zu mir umgedreht, den Arm um meine Schultern gelegt, auf einen von zwei kleinen Kühlschränken gezeigt und mir erklärt: Das ist Deiner, daneben ist meiner und den rührst Du nicht an. So kam ich voller Stolz zu meinem eigenen Kühlschrank voller Dosenbier im Backstage von Motörhead. Dann hat er auch noch ein Foto mit mir gemacht – mit Stinkefinger! Zuerst wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, aber als in einer späteren Metalhammer-Ausgabe ein Poster rauskam mit Lemmy und allen möglichen anderen Superstars, denen er allen den Finger zeigt, da wusste ich, ich bin angekommen! Und spätestens da wurde mir klar wie cool es ist, berühmte Leute zu treffen und mit denen zu schnacken, das weiter zu geben und vielleicht auch ein bisschen damit anzugeben.“

(Foto <IMG_8683>, Jörn mit Lemmy)

Hals und Beinbruch

Neben Chucks und Tubesocks sind vor allem auch kurze Hosen dein unverkennbares Markenzeichen. Waren die normalen, langen alle in der Wäsche?

„Bei mir kam das durch New Metal und hat angefangen, mit Korn und den Deftones, deren Sänger hatte sowas immer an. Mit Skaten hatte das weniger zu tun, einfach weil ich immer der schlechteste Skater von allen war und hab‘ mir auch immer regelmäßig richtig weh getan. Deswegen war ich auch ständig im Krankenhaus, was sich im Übrigen bis heute nicht geändert hat. Einmal im Jahr bin ich mindestens im Hospital und seit ich bei der Sportarena bin, wird das sogar dokumentiert. Ich soll zum Beispiel ein Probetraining bei einer Footballmannschaft mitmachen, zack, Rippe gebrochen. Mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, Schulter gebrochen, beim Beachvolleyball mit einer Hörergruppe in Spanien den Meniskus zertrümmert, Knöchel und Handgelenk gebrochen, die Liste hat kein Ende. Als ich neulich mit einer meiner Töchter im Fitness-Studio angemeldet habe, hat mich eine Angestellte nach Vorerkrankungen gefragt und ob ich schon mal was gebrochen gehabt hätte. Zu der hab‘ ich nur gesagt, sie soll sich setzen und wie viel Zeit sie denn hätte.“

Doch zurück zum Beginn des Mythos Freaky Jörn. Das Karma schlug damals in Gestalt der Großmutter seines besten Freundes zu, die in der Zeitung über UnserDing gelesen hatte und darüber, dass der Saarländische Rundfunk für dieses neue, junge Radio Leute suchen würde und ein Casting veranstalten würde. Da solle er doch mal hingehen, weil er ja sowieso den ganzen Tag nur am schwätzen wäre und so bekäme er vielleicht auch noch Geld dafür. Also macht er sich auf zum Halberg und muss dort als erste Aufgabe in jenem Casting eine Nachrichtenmeldung so umschreiben, dass auch ein elfjähriges Kind sie verstehen könne. Da wurde im klar, dass es sich um eine Veranstaltung für News-Redakteure handelte und das wollte er ja gar nicht sein. Aber wenn er schon mal da war, nahm er die eigentlich todernste und traurige Meldung und formulierte sie komplett um zu einem lustigen und leichten Beitrag, nicht zuletzt, weil ihm klar war, dass er hier keinen Blumentopf gewinnen würde. Als anschließend die Siegerin verkündet wurde ist er schon auf dem Weg nach draußen, als ihn eine SR-Mitarbeiterin aufhält und ihn bittet, mal ganz kurz mitzukommen. So lernt er seinen späteren, langjährigen Chef Sokrates Evangelidis kennen, der ihn zwar augenzwinkernd fragt, was er sich bei dem Text gedacht hätte, ihm dann aber ebenfalls einen Praktikumsplatz anbietet. Ein ganz wichtiges und folgenschweres Detail zu diesem Treffen, darf nicht unerwähnt bleiben: Jörn trägt ein T-Shirt seiner damaligen Band „Urobäx“, auf dem vorne nur groß „Freak“ draufstand. Als Evangelidis das sieht, meint er nur knapp: „Japp, das passt! Freaky Jörn!“ Dass er dabei quasi nebenbei einen Markennamen aus der Taufe hebt, ist in seiner vollen Tragweite erst jetzt heute klar.

Die ganze Zeit über blieb Freaky Jörn sich und seinem Style absolut treu, doch vor knapp zwei Jahren kommt es zu einem einschneidenden Ereignis. Er trennte er sich von einem seiner Markenzeichen, seinen Dreadlocks, die er seit der Jahrtausendwende bis auf eine beeindruckende Länge von über einem Meter „gezüchtet“ hatte. Wie konnte es dazu kommen?

„Neben meinem Dasein als Moderator, Musiker und Rampensau, bin ich auch für das Kultusministerium und das Landesinstitut für Pädagogik und Medien an Schulen unterwegs. Ich mache da beispielsweise Wochenprojekte mit den Schülern und zeige denen, wie macht man Frühstücksfernsehen, eine Radiosendung oder wie führt man ein Interview macht. Bei so einer Gelegenheit war ich an einer Schule in Luxemburg im Einsatz und da kommt auf einmal ein Mädel auf mich zu, zeigt auf den Boden hinter mir und sagt: “Entschuldigung, sie haben da gerade was verloren.“ Ich hab‘ mich rumgedreht und da lag dann ein fast ein Meter langer Dreadlock von mir. Mir war sofort klar, jetzt wird’s Zeit, jetzt bin ich in der Mauser.“

(Foto <vivien.huss.fotografie-09669 3>, Jörn mit ohne Haare)

Seinen Status als freier Mitarbeiter nutz er weidlich aus, um seinen unterschiedlichsten Talenten und Ambitionen Raum zu geben. Neben offensichtlichen Auftritten in verschiedensten Radio- und Fernseh-Formaten, Off-Air Moderationen auf Konzerten und Festivals, machte er beispielsweise auch viel Öffentlichkeitsarbeit für den SR und produziert mit großem Spaß Beiträge für die „Sportarena“.

„Das erste was ich da gemacht hatte, war ein Stück über den olympischen Fünfkampf, was ich mit den Jungs von Ungekocht Genießbar realisiert habe. Das war einfach unglaublich, ich habe sofort wieder Blut geleckt und gesagt: Das brauch ich und will ich und in Zukunft noch viel mehr!“

Wer probt, kann nix

Wovon er außerdem noch viel mehr braucht, gerade nach den letzte zweieinhalb Jahren, ist natürlich Musik machen.

„Die letzten Jahre waren für uns alle eine harte Zeit und ich hatte echt keinen Bock mehr nur noch via Facetime präsent zu sein. Wir hatten zwar lustige Projekte und Ideen, um uns bei Laune zu halten, aber ich war jetzt echt froh, als diese Zeit vorbei war und wir tatsächlich nochmal richtig loslegen konnten. Trotzdem ist es in dieser Zeit um meine Band Membran etwas ruhiger geworden, neue Projekte haben sich gebildet und letztlich haben wir Membran jetzt nach 16 Jahren zumindest zwischenzeitlich auf Eis gelegt. Für mich hieß das zum Beispiel, Zeit zu haben für das Project „Midlife Crisis“ mit Sascha Waack. Hat alles sauviel Spaß gemacht, aber jetzt bin ich gerade an einem echt großen Ding dran, einer Metal Big Band! So richtig mit Bläsern und Background Sängern, aber halt richtig hart. Insgesamt stehen dann mit mir, zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, drei Sängerinnen, drei Bläser, einem Keyboarder und einem DJ dreizehn Leute auf der Bühne. Das sind dann schon so viel, dass wir nicht mehr zusammen proben können, aber das braucht man ja heute gar nicht mehr – und überhaut, wer probt kann nix. Das Ganze heißt „Stillmuff“. Ich fand das Wort schon vom Aussehen her richtig cool und dachte mir, wenn man das jetzt noch englisch ausspricht und ihm einen mittelmäßigen Schriftfont verpasst, dann ist das unschlagbar. Dann kommt keiner drauf, dass Stillmuff eigentlich eine praktische und kleinformatige Alternative zum Stillkissen bezeichnet, damit die Köpfchen von kleinen Babys beim Stillen nicht unbequem auf dem harten Unterarm zu liegen kommen.“ In jedem Fall hab‘ ich den Namen und entsprechende Websites schon schützen lassen.

Und wie sieht’s aus mit Live-Auftritten? Wann können wir Stillmuff auf der Bühne bewundern?

„Das ist momentan gar nicht mal so unbedingt unsere Priorität. Mein Fokus liegt im Augenblich erstmal darauf geile Songs zu produzieren, im Studio. Was ich gerade saugut finde ist, einen einzelnen Song zu machen, dann dazu ein Video und das dann rausballern und gucken was passiert. Natürlich stehe ich auch immer noch auf Bands, die so Konzeptalben gemacht haben, die man von vorne bis hinten durchhören kann, aber die Zeit ist jetzt eine andere. Und da ich ja einer bin, der ja auch beruflich ständig auf der Bühne steht, brauch‘ ich das im Augenblich nicht mehr so sehr.“

Wie sieht es aus mit anderen Projekten neben der Bigband? Du hast doch bestimmt einiges am Start?

„Was mich sehr gefreut hat, war tatsächlich, dass die Saarländische Krebshilfe auf mich zugekommen ist, mit der Frage, ob ich mir vorstellen könnte, bei einer Plakatkampagne für sie mitzumachen. Weil wenn ich mich als professioneller Spaßvogel da einbringe, erzeugt das eine ganz besondere Aufmerksamkeit und catcht die Leute nochmal mehr. Und natürlich habe ich sofort ja gesagt. Ansonsten bin ich dringend auf der Suche nach einem alten Kaugummiautomaten, weil ich mir einen Bienenfütterautomaten bauen will. Neben meinem Haus führt ein Wander- und Fahrradweg vorbei, da kommen jeden Tag hunderte von Leuten vorbei, und hintendran fängt gleich ein Feld an. Da will ich so einen Automaten aufstellen und Blumensamen reinmachen, die man sich dann für 20 Cent ziehen und ein Stück weit die Welt retten kann.“

Da bleibt uns nur uns für das Gespräch zu bedanken und falls unter den Lesern jemand einen Kaugummiautomaten übrighat, bitte einfach bei uns in der Redaktion abgegeben. Vielleicht geben wir ihn an Jörn, wenn er uns nicht gefällt.