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Danke, dass Ihr da seid!

Neulich – es muss etwa Mitte Dezember gewesen sein – am Eingang zum Schulhof einer Saarbrücker Grundschule. Alles in allem eine typische Nachmittagsszene: Eltern warten auf ihre Kinder. Kinder warten auf ihre Eltern. Und ich mittendrin, warte auf Max. Und während sich Max beim Verlassen der Schule – wie gewohnt – alle Zeit der Welt lässt, stehe ich dezent abgenervt draußen am Tor und schaue den anderen Kids beim Spielen auf dem Hof zu. Plötzlich stürmen mehrere dieser kleinen Menschen auf mich zu, umringen mich. Einer von ihnen fragt ganz forsch: „Stimmt das? Dass Max’ Papa gestorben ist?“ Zugegeben, die Frage erwischt mich kalt und trocken, und ich antworte mit leicht unterkühltem Tonfall „Ja, das stimmt.“ Aber der kleine Mensch lässt noch nicht locker und stellt mir schon die nächste Frage: „Und stimmt es, dass Max’ Papa berühmt ist?“ Und während die Kälte in mir verfliegt und von einem warmen Gefühl abgelöst wird, antworte ich: „Ja, das stimmt. Vielleicht nicht wahnsinnig berühmt, aber doch schon so ein bisschen.“

In den letzten zehn, elf Jahren war ich sicherlich tausende Male mit Klaus unterwegs – tags wie nachts, als Freunde, als Paar, als Eltern, als Familie. Dabei war mir eines vom ersten Tag an unbegreiflich: Wie kann nur ein einziger Mensch immer und wirklich überall so unglaublich viele Leute kennen? Lange Zeit fand ich darauf keine wirkliche Antwort. Ich erklärte mir seine Bekanntheit mit seinem langjährige Dasein als DJ und Veranstalter, manchmal auch mit seiner ausgeprägten Kontakt- und Kommunikationsfreude. Mittlerweile weiß ich: es war nichts von all dem. Es war seine Herzenswärme, seine unglaubliche Offenheit und seine Unfähigkeit, mit Gefühlen hinterm Berg zu halten. Es waren seine Realness und seine Sturheit. Es waren sein Humor, seine manchmal grenzwertigen Witze und seine Fähigkeit, einen Raum innerhalb kürzester Zeit mit Lachen zu füllen. Wenn Klaus irgendwo auftauchte, war er nicht nur da, sondern er war absolut präsent!

Wie „berühmt“ der Mann an meiner Seite tatsächlich war, habe ich erst mit seinem Tod wirklich begriffen. Die Anteilnahme, die man uns entgegen brachte bzw. immer noch entgegen bringt, war und ist einfach unglaublich. Ich hätte nie gedacht, dass mir Beileidsbekundungen, Postkarten, Posts und Nachrichten mit persönlichen Worten und Wünschen mal so wichtig sein könnten. Aber das waren sie. Sie haben Max und mich durch die dunkelsten Tage begleitet und uns ein bisschen von dem Licht, dass Klaus umgab, zurückgegeben. Und dafür möchte ich an dieser Stelle aus ganzem Herzen Danke sagen!

Danke für all die lieben Worte, die Max und mich seit dem 17. Oktober erreicht haben!

Danke an den lieben Fabian, der innerhalb kürzester Zeit eine unglaubliche Spendenaktion ins Leben gerufen hat!

Danke an all diejenigen, die uns mit großen und kleinen Spenden unterstützt haben!

Danke an das Bestattungsinstitut Hubert Laubach, dass uns mit viel Souveränität und Nervenstärke durch die Organisation der Beisetzung manövriert hat!

Danke an das Team vom Bistro Café Nauwies, welches uns mit der Ausrichtung des Leichenschmaus unterstützt hat!

Danke an die Teams vom Silodom und Sektor Heimat sowie alle Helfer vor Ort, die gemeinsam die Ausrichtung der offiziellen Abschiedsfeier gestemmt haben!

Danke an Getränke Dubios GmbH und Karlsberg, die die Getränke für die offizielle Abschiedsfeier gestellt haben!

Danke an all die guten Freunde und besonderen Menschen, die mir in den letzten zwei Monaten den Rücken freigehalten haben und die immer für Max und mich da waren!

Danke an alle Krieger, die mir im Kampf gegen Trauer und Finsternis zur Seite stehen!

Und danke all jenen, die ich bei dieser Danksagung eventuell vergessen habe könnte – ist nicht böse gemeint!

Wo auch immer Klaus jetzt hinterm Mischpult steht, er wäre unglaublich stolz und gerührt von der Tatsache, so vielen tolle Menschen in seinem Leben gehabt zu haben!

Max und Andrea

Auf wiederhören

1994 war ein gutes Jahr für Hans Müller und die Stadt Saarbrücken. In diesem Jahr verschlug es den damaligen BWL-Student an die Saar. Im Anschluss bereicherte der Regensburger als DJ Landa del Tigre das Saarländische Nachtleben und als Betreiber des „Humpty Recordstore“ die elektronische Musikszene. Jetzt verlässt Hansi das Saarland und kehrt in die bayrische Heimat an der Naab zurück. L!VE hörte nach warum.

L!VE: Die Legende besagt, unsere Gemeinde hat Deine Anwesenheit einem Zufall zu verdanken?

Hans Müller: Das stimmt. Eigentlich wollte ich nach England fahren. Ich kam von Regensburg und wollte mal nicht über Köln, sondern über Luxemburg fahren, und so kam ich zwangsläufig in Saarbrücken vorbei – und genau da ging meine Karre kaputt. Das war so der Anfang, ich stand da und der Wagen war unwiederbringlich dahin. Da dachte ich, das sei ein Zeichen. Ich suchte mir einen Laden, weil ich sowieso was aufmachen wollte. So landete ich in Saarbrücken.

L!VE: Gewissermaßen die Autopanne als Wink des Schicksals?

H.M.: Genau so war das! Ich war da kurzentschlossen! Natürlich bin ich nochmal kurz zurück nach Regensburg. Ich musste ja meine Sachen holen. Aber nach zwei Wochen war ich wieder hier, das ging ganz schnell. Ich hatte mir vorher auch noch ein Ladenlokal ausgeguckt und bin erst dann zurückgefahren. Der Laden war passenderweise in der Nauwieserstraße, genau da wo ich liegengeblieben war. Da hatte ich ja noch kein Handy und so bin ich ausgestiegen und hab‘ mich hilfesuchend zu Fuß auf den Weg begeben. Nach ein paar Schritten stehe ich auf einmal vor einem leeren Ladenlokal. Ich habe dann einen Nachbarn gefragt, wem das Haus gehöre, weil mich das direkt interessiert hat. Vor dem Haus auf der anderen Straßenseite saßen auch ein paar Leute, die auch meinten, es sei schon cool hier. Außerdem hab‘ ich mir gedacht, dass Heidelberg ja auch nicht weit ist von hier, wo ich eine Freundesbasis hatte, die schon viel mit Platten zu tun hatten, die Humpty-Leute zum Beispiel. Mit denen hatte ich schon immer zu schaffen, von Anfang an. Schließlich dachte ich mir, liegt doch wirklich nah, machen wir! Der Laden dort war allerdings total runtergekommen und ich musste den erstmal ausbauen. Deswegen musste ich auch erstmal keine Miete zahlen, was ehrlich gesagt auch ein Riesenargument war. Ich habe dann wie verrückt renoviert und am Ende war es dann so, dass ich Mitte Oktober ’94 die Autopanne hatte und den Laden schon am 1.11. eröffnet habe.

L!VE: Den Plan einen Plattenladen zu machen hattest Du also auch schon vor dem unfreiwilligen Autostopp?

H.M.: Nee, eigentlich wollte ich eine Kneipe aufmachen oder ein Café. Aber das mit den Plattenläden war auch schon immer auch im Hinterkopf auch wegen des Kontakts zu den Heidelbergern. Von denen hatte ich ja immer Platten mit nach Regensburg genommen, wo ich damals BWL studiert hatte. Und Saarbrücken fand ich schon immer auch in dieser Hinsicht sehr interessant, muss ich ehrlich sagen. Damals gab es nur das Delirium, wo ich auch schon mal eingekauft hatte. So hab‘ ich mir gedacht, da muss noch ein Laden her. Ein paar Wochen später gab es dann mit Hard Wax und mir sogar schon drei. Tatsächlich gab‘ es dann hier, gemessen an der Einwohnerzahl, die größte Plattenlädendichte im ganzen Land. Dann kam auch noch das Rex Rotari, ein Reggae-Laden und Short Egg in der Mainzer dazu. Zu den besten Zeiten gab es dann noch Läden in Neunkirchen, Saarlouis und Zweibrücken. Mich haben dann öfter mal Vertriebsleute gefragt: „Was ist denn da bei euch los in der Gegend, sind die alle verrückt?“ Ich habe dann nur gesagt, stimmt!

L!VE: Apropos Platten, Deine Basis ist nach wie vor Vinyl?

H.M.: Auf jeden Fall. Es gab zwar zwischenzeitlich so Momente, wo man überlegen musste, wo die Reise hingeht. Wir wussten, dass wir tolle und treue Kunden hatten, aber trotzdem kannst Du ja nie wissen, was in ein paar Jahren sein wird. Damals hatte ich dann das Sortiment auf Farben ausgedehnt, eine Idee, die ursprünglich von Kunden kam, weil es in der Stadt kaum ein Angebot gab. Das war dann sofort ein zweites Standbein, was es mir sehr leicht gemacht hat, über Vinyl gar nicht weiter nachdenken zu müssen. Das war echt eine Riesenhilfe und das blieb auch so bis heute. Inzwischen ist Vinyl natürlich wieder wesentlich stärker geworden in den letzten Jahren, keine Frage.

L!VE: Nochmal kurz zurück zum Anfang, die Liebe hat also gar keine Rolle bei der Umsiedlung gespielt?

H.M.: Ganz im Gegenteil! Die Liebe zum Saarland kannte ich ja noch gar nicht. Das Saarland war für uns Bayern ja damals überhaupt nicht existent, sorry. Ansonsten hatte ich ja meine ganzen Freunde und Bekannte in Regensburg, Heidelberg und München. Ich musste da schon einen ganz schönen Cut machen. Ich hatte einen einzigen Schulfreund, der Saarländer war. Mit dem wollte ich ursprünglich das Café aufmachen. Von daher gab es eine minimale Beziehung hierher, weil ich ihn später auch mal besucht hatte. Der ausschlaggebende Punkt war aber wirklich die Autopanne. Und natürlich, dass die Stadt ein Wahnsinnspotential hatte – und hat!

L!VE: Warum dann jetzt die Kehrtwende zurück in die Heimat?

H.M.: Das hatte ich eigentlich schon von Anfang an vor. Denn ich bin ein Zugvogel und es zieht mich immer weiter. Am Anfang hatte ich ja überhaupt kein soziales Umfeld hier. Das war nicht so ganz einfach und ich habe die ersten Monate ja auch noch im Laden gewohnt; ein echtes Abenteuer. Schon da habe ich mir gedacht, dass acht Jahre in meinem Leben immer so ein Rhythmus sind. Da hatte ich immer wieder was Schwerwiegenderes geändert. Schon weil mein Vater in der Armee war, sind wir alle paar Jahre umgezogen, von daher hatte ich das so’n bisschen drin. Ich habe mir also gedacht, acht Jahre bleibst Du mal hier und guckst mal, was Du draus machst. Es hat mir ja auch gut gefallen hier. Und erst jetzt merke ich wie lange die acht Jahre jetzt tatsächlich sind, denn jetzt sind ja 27 daraus geworden.

L!VE: Dennoch kommt dein Wegzug jetzt doch recht überraschend.

H.M.: Ich bin halt echt schlecht im Verabschieden, muss ich sagen. Es war wie gesagt ja schon länger geplant. Ich baue schon seit längerem ein Haus in an Naab. Das Haus ist jetzt so gut wie fertig. Da ist es klar, dass man den Weggang plant. Meine Eltern werden auch nicht jünger, mein Sohn ist mit der Schule fertig geworden und auch im Laden muss jetzt einfach ein Generationswechsel her. Denn der braucht künftig Ideen, die ich nicht mehr liefern kann und mein Nachfolger Metty macht das einfach mehr als gut. Es hat jetzt einfach alles zusammengepasst.

L!VE: Die Pandemie hat bei dem Entschluss gar keine Rolle gespielt?

H.M.: Nein, überhaupt nicht! Die spielt für mich gar keine Rolle! Die Leute bleiben ja im Endeffekt dieselben. Von daher hat das meine Entscheidung weder beschleunigt noch gebremst. Ich werde es nur in Zukunft deutlich einfacher haben, da ich viel weniger Menschen vor mir habe werde. Was das Geschäft angeht, haben wir hier in den letzten zwei Pandemie-Jahren gelernt, wie cool die Leute hier sind. Echt wahr! Es gibt nur ganz wenige Städte, wo die Leute so eine Bindung zu dem haben, was ihnen vor Ort geboten wird, muss ich ganz ehrlich sagen. In dem Zusammenhang auch ein ganz großes Dankeschön an die Leute!

L!VE: Gibt es etwas, was Du auf jeden Fall aus Deiner Zeit hier mitnimmst?

H.M.: Weißt Du was ich wirklich gelernt habe: Menschen sind mehr wert als Geld! Auch den ganzen Laden hier machen nur die Menschen, machen nur die Leute aus. Das Geld ist dann das, was danach kommt. Wenn du nur aufs Geld zielst, veränderst du dich – und nicht zu Deinem Besten. Wenn du mit den Menschen klarkommst, dann wirst du vielleicht nicht reich, aber willst du das denn? Das letzte Hemd hat keine Taschen. Ich habe echt gelernt, dass ich zwar gut mit mir alleine zurechtkomme, aber ich bin wirklich froh, wenn es Menschen gibt, die einen mögen!

L!VE: Abschließend bleibt uns Saarbrückern erstmal nur, uns bei Dir für den Soundtrack der letzten knapp drei Jahrzehnte zu bedanken! Hast Du noch irgendwelche letzten Worte zum Abschied?

H.M.: Wir sehen uns wieder!

Unmöglich möglich

Hallo Mikrokosmonauten: Wir sollten uns „ent-sollten“!

Ich habe nachgedacht. Viele Jahre meines Lebens war ich der Auffassung, dass es immer die anderen sind, die über mein Leben urteilen, meine Entscheidungen kritisieren und mich in ein Korsett eines bestimmten Lebensweges pressen möchten. Ich war immer der Auffassung, dass es die anderen sind, die mir Druck machen, zu heiraten, ein Haus zu bauen und an meiner finanziellen Unabhängigkeit zu arbeiten. Inzwischen komme ich jedoch nach und nach von dieser Annahme ab. Denn so wichtig bin ich für andere gar nicht. Was ich damit sagen möchte ist, dass die Menschen in meinem Umfeld zwar durchaus mal gut oder weniger gut finden, was ich tue oder nicht. Jedoch drehe ich mich nicht ständig um sie, als dass sie mich andauernd einer Art „gesellschaftlichen Rankings“ unterziehen müssten. Dazu haben die alle schlichtweg zu viel zu tun. Mit ihrem eigenen Leben beispielsweise. Und mit ihren eigenen Entscheidungen, die aus all den Möglichkeiten resultieren, die die Welt für sie bereithält. Und als ich mich neulich dabei ertappte, wie ich mich zum wiederholten Male ermahnte, ich sollte statt faul auf der Couch rumzuliegen doch etwas Weltverbesserndes, Konstruktives, Phänomenales tun, dämmerte es mir: Vielleicht bin ich es selbst, die mich immerzu für die Dinge kritisiert oder sogar verurteilt, die ich tue.

Offenkundig! In letzter Zeit ertappe ich mich dabei, wie ich mich andauernd aus dem grammatikalischen Möglichkeiten-Katalog bediene und solche Sachen sage wie: „Ich sollte mehr Sport treiben!“ oder „Ich müsste mal wieder abnehmen!“ oder aber der Klassiker: „Ich sollte mich nicht so gehen lassen!“. Der Konjunktiv als ständiger, nerviger Begleiter. Und ich komme nicht daran vorbei, mir die Frage zu stellen:

Seit wann „be-sollten“ wir uns denn so?

Jetzt mal Hand aufs Herz: Wie oft ertappen wir uns dabei, wie wir uns mit überhöhten Ansprüchen an uns selbst regelrecht übernehmen? Und wie wir dann anfangen, uns zu gängeln, dass wir doch dies und das sollten oder könnten oder was-weiß-ich. Was denken wir uns eigentlich dabei? Glauben wir allen Ernstes, dass überzogene Ansprüche der Schlüssel zum Erfolg sind? Getreu dem Spruch: „Glücklich sind die Anspruchslosen“ ist es nun an der Zeit, unsere Erwartungen durchaus etwas runterzuschrauben. Vor allem die an uns selbst.

Gute Vorsätze?

Es ist doch jedes Jahr das Gleiche: Der Jahreswechsel ist das beste Beispiel dafür, uns unsere vermeintliche Mittelmäßigkeit vor Augen zu führen. Ich glaube sogar, dass Silvester der ultimative „Hätte, würde, sollte-Tag“ überhaupt ist! Traurig, aber wahr, aber es zeigt sich Jahr um Jahr, dass wir Vorsätze schmieden, die uns besser, schöner und im Optimalfall schlauer machen sollen. Ausgenommen sind die wenigen, deren Ego größer ist als das von Annalena Baerbock. Es ist ja schön, sich neue Ziele zu stecken, denn Stehenbleiben ist keine Option. Allerdings habe ich gemerkt, wie frustrierend es sein kann, sich selbstkritisch und kontrollverliebt durchs Leben zu jagen. Natürlich sollte ich genügend Sport treiben, in Gesprächen immer möglichst unterhaltsam und lustig sein, wenn`s geht nicht zu viel zu trinken und noch weniger zu fluchen, mich an die Geschwindigkeit halten und bloß nicht jammern, wenn’s mal schwierig wird. Aber seien wir mal ehrlich: Der Satz „Ich sollte mich nicht so gehen lassen!“ ist die maximale Verunglimpfung der eigenen Person. Sich gehen lassen. Was für eine Frechheit und ein Eingeständnis, dass man sich selbst offensichtlich ziemlich unattraktiv und erfolglos findet. Stattdessen sollten wir es uns vielmehr gut gehen lassen!

Und damit nicht genug. Wer zu hohe Ansprüche an sich selbst hat, ist erwiesenermaßen unglücklich. Einerseits, weil man zu selbstkritisch ist, sich für Fehler verurteilt, sämtliche Rollen im Leben perfekt zu meistern versucht, sei es im Beruf, in der Familie und in Liebesbeziehungen, und obendrein dazu neigt, eigene Erfolge herunterzuspielen. Und andererseits, weil eine unbändige Angst besteht, von anderen abgelehnt zu werden, wenn Leistungen nicht erfüllt werden. Und außerdem sollten wir uns keinesfalls den übriggebliebenen Rest der Weihnachtsplätzchen reinpfeifen! Denn das sollte und dürfte einfach nicht sein und macht uns automatisch zu den Abtrünnigen der Gesellschaft!

Schluss mit „hätte, würde, sollte“?

Die Möglichkeitsform bietet im umgekehrten Fall aber auch unzählige Möglichkeiten! Und Konjunktiv sei Dank bewahrte mich so manches „hätte, würde, könnte, sollte“ schon oft vor Schlimmerem. Sätze, in die solche Wörter gepackt werden, wirken in manchen Situationen wesentlich weicher, entschärfter und ja, auch netter. „Ich würde ja gerne mit dir in Wollsocken am Kamin faulenzen, aber ich sollte meine Kreditkarte besser bei einem ausgedehnten Shoppingtrip zum Glühen bringen. Es könnte nämlich sonst zu hormonbedingten Ausfällen meinerseits kommen, die zur Folge haben könnten, dass es Todesfälle zu beklagen gibt.“

Aber ist es nicht genau das? Ein Konjunktiv beschreibt doch einfach nur, dass etwas möglich ist. Es ist also nicht unmöglich, von einer Möglichkeitsform insoweit abzurücken, wie man selbst dazu bereit ist. Oder in meinem Falle: Ein Konjunktiv ist so lange der Mahnende, wie ich ihn lasse, der Mahner zu sein. Ansonsten ist er nämlich eigentlich ganz in Ordnung. Also er könnte zumindest in Ordnung sein, sofern ich das zulasse. Könnt ihr mir noch folgen?

Es ist doch so: „Ich sollte mehr Sport treiben!“, ist die kühne Art, mich darauf hinzuweisen, dass ich jederzeit Sport machen könnte, es aber keineswegs muss. Es bleibt lediglich eine Option. Aber hey, wie toll ist es, dass ich es überhaupt könnte, wenn ich denn wollte. Ha! Was für eine Möglichkeit! Da kann der Mahner in mir jetzt staunen! Aber ernsthaft: Wenn vor jedem „Ich sollte“-Satz, der ursprünglich darauf abzielen sollte, uns  klein zu machen, zu kritisieren oder sogar zu erniedrigen der Mahner darin des Hauses verwiesen werden würde, wäre der Satz überhaupt nicht mehr schlimm. Im Gegenteil. Er hätte eine Leichtigkeit inne. Ganz nonchalant käme er daher und würde uns überhaupt nicht mehr stressen. Es könnte so einfach sein. Und ist es auch.

Ich wünsche Euch einen guten Start ins neue Jahr. So viele Möglichkeiten warten.

Lasst sie uns nutzen!

Osthafen unter Strom

Der Saarbrücker Unternehmer Andreas Hoffmann setzt sich für eine Neugestaltung des ehemaligen Osthafens zum nachhaltigen Kulturort ein. Woher er als Geschäftsführer eines der führenden europäischen Unternehmen der Solarenergie-Branche Zeit, Energie und Motivation nimmt, verrät er uns im Gespräch

Die Greencells Group startete im Jahr 2009 als kleine Montagefirma in Saarbrücken. Seither ist das Unternehmen zu einem der größten europäischen Anbieter von Solarkraftwerken gewachsen, der weltweit über 300 Mitarbeitern beschäftigt und Tochtergesellschaften in Asien, dem Mittleren Osten und den USA gründete. Der Weg dorthin erfordert besonders von Gründer und Geschäftsführer Andreas Hoffmann immer wieder Einsatz, gerade weil sich die Branche in jüngster Zeit in einer Krise befand und auch die Corona-Pandemie für zusätzliche Schwierigkeiten sorgte.

Trotzdem fand der 44jährige noch die Zeit gefunden, sich beispielhaft für ein Projekt zur nachhaltigen Wiederbelebung des ehemaligen Saarbrücker Osthafens, eines seit langem leerstehenden Industriekomplexes, einzusetzen. Vor allem die zwischenzeitliche kreative gastronomische Nutzung der Fläche hat das Gelände zu einem echten Lieblingsort vieler Saarbrücker gemacht. In Abstimmung mit dem dort aktiven Vereinen Sektor Heimat und WiWo entwickelte Andreas Hoffmann jetzt ein Konzept für den Osthafen, das ausreichend Raum für die kulturelle Nutzung lässt und der lokalen Kunstszene den erforderlichen Raum lässt, um sich frei entfalten zu können.

L!VE: Wo nimmst du die Zeit her, um neben deiner hauptberuflichen Tätigkeit noch solche Projekte zu entwickeln?

Andreas Hoffmann: Es wird tatsächlich Zeit, dass ich ein bisschen runterfahre. Bei Greencells war es so, dass wir eigentlich zu spät gestartet sind. Denn die erste große Solarwelle war schon am Abebben und die Branche steuerte gerade auf eine Krise zu, als wir loslegten. Dann gab es plötzlich keinen Markt mehr in Deutschland und wir mussten ins Ausland, um unser Unternehmen nicht schon unmittelbar nach dem Start sterben zu sehen. Was wir dann getan haben, war jedoch keine total clevere Internationalisierungsstrategie, sondern eher „run for your life“. Es gab nur zwei Alternativen: Entweder aufgeben und untergehen oder dort arbeiten, wo es funktioniert. Obwohl wir uns für die zweite Möglichkeit entschieden, agierten wir weiter von Saarbrücken aus. Unser größeres Büro in Berlin wurde geschlossen, was sich im Nachhinein als Fehler herausstellen sollte. Denn eine Zeit lang ist es uns hier in Saarbrücken sehr schwergefallen, Mitarbeiter zu finden oder Leute zu begeistern hierher zu kommen. Wenn du in Berlin einen chilenischen Mittelspannungsingenieur suchst, dann hast du am nächsten Tag fünf Bewerbungen. In Saarbrücken hättest du jemand Schmerzensgeld zahlen müssen, abgesehen davon, dass man nicht den Fehler machen darf, die Leute bei schlechtem Wetter im November hierher einzuladen. Letztlich mussten wir flexibel sein und die Leute von dort aus arbeiten lassen, wo auch immer sie waren bzw. arbeiten wollten. Diese Routine hat uns dann in der Covid-Krise sogar geholfen. Wir hatten weiter hier in Saarbrücken unsere Homebase und dehnten uns in ganz Europa aus. Leider haben wir uns dann auch noch auf andere Kontinente begeben, was zu immensen Reisetätigkeit und Raubbau am eigenen Körper geführt hat… Im Nachhinein, wenn ich’s nochmal machen dürfte, würde ich das vermeiden, denn manchmal bin ich aufgewacht und wusste wirklich nicht wo ich bin. Da waren schon viele 16-Stunden-Tage und an den Wochenenden auch nochmal sechs bis acht Stunden. Bei manchen Aktionen, muss ich sagen, kommt man dann auch nicht so gut raus. Ähnlich wie in einer Bobbahn, einmal losgefahren, musst du da dann bis zum Ende durch. Aussteigen tut echt weh und führt  zu schlimmen Kollateral-Schäden. Ein oder zwei mögliche Haltestellen hab‘ ich leider verpasst. Jetzt nähere ich mich wieder so einer Haltestelle und die will ich dann aber auch sehr bewusst wahrnehmen. Deshalb, auch wenn der Akku schon ziemlich leer ist, bis jetzt hab‘ ich alles hingekriegt. Im Leben geht es oftmals um Timing und manchmal ist das Timing auch gut. Das Projekt Osthafen hätte ich in den letzten 18 Monaten nie so beherzt angehen können, wenn nicht die Pandemie gekommen wäre, denn dann hätte ich im Flieger gesessen.

L!VE: Was liegt dir mehr am Herzen. Die Firma Greencells oder die Entwicklung des Osthafens?

A.H.: „Beides triggert mich auf unterschiedliche Weise. Bei Greencells war es für mich die Idee, seit langem wieder was Sinnstiftendes zu tun, etwas wie es eigentlich in meiner Jugend und Kindheit von Bedeutung war. Zwischendurch, bei den Ausflügen in die Gastronomie oder die Werbung, verfolgte ich eher spaßgetriebene Projekte. Angesichts der Möglichkeit, wieder was Sinnstiftendes tun zu können, habe ich mir gesagt, das will ich jetzt mal durchziehen, bis ich wirklich der Meinung bin, es hat seine volle Ausbaustufe erreicht. Allerdings habe ich unterschätzt, was das bedeutet. Dann kam noch massiv der Einfluss exogener Faktoren hinzu, was ich vorher so nicht kannte. In den Projekten, die ich vorher gemacht hatte, gab es nicht so wirklich Sachen, die außerhalb der eigenen Kontrolle liegen und dann doch voll reinhauen… Was mich dagegen beim Projekt Osthafen antreibt und warum ich die Leute am Silo seit Jahren unterstütze, ist die Tatsache, dass Saarbrücken meiner Meinung nach, im Moment auf einem schmalen Grat unterwegs ist. Wir stehen an einem Scheideweg, leisten uns eine Universität, wo Leute einen Heulkrampf kriegen, wenn sie durch die ZVS hierherkommen. Wenn wir doch aber das viel Geld für eine Uni ausgeben, dann wollen wir doch auch, dass manche Leute anschließend hierbleiben. Oft hört man von solchen Leuten, dass sie ihr Meinung ganz schnell geändert hätten, weil der Saarländer ja so warmherzig und hilfsbereit sei. Aber trotzdem gehen diese Leute nach dem Studium. Sie sagen zwar, es war super hier und sind irgendwo vielleicht auch gute Botschafter für das Saarland, aber so richtig was gewinnen, tun wir hier dabei nicht, denn es wäre natürlich schöner, wenn die Menschen auch im Saarland bleiben würden. Und was bewegt denn junge Menschen nach dem Studium, in einem Alter wo sie ja noch richtig aktiv sind, auch und gerade in ihrer Freizeit. Das Thema Familiengründung findet erst wieder später statt. Um deren Ansprüchen zu genügen, muss die Stadt attraktiv bleiben. Und dazu gehört eben auch das, was Leute wie Tim Grothe am Ludwigskreisel, Michael Kastel und Giovanni D’Arcangelo in der City, Janis Mudrich am Silo oder ihr mit eurem Magazin auf die Beine stellt. Die halten eben nicht nur die Fahne des Nachtlebens hoch, sondern schaffen darüber hinaus die Verbindung zu Kunst und Kultur, was ja durchaus auch nahe beieinander liegt. So erreichst du eben ein signifikant breiteres Publikum, nicht nur die Tänzer und Raver, sondern sprichst auch die Leute an, die einen anderen, weiteren kulturelle Horizont haben, kommen dann dazu. Dann wird’s halt urban und dieses Urbane müssen wir stärken hier. Und weil ich nun mal hier lebe, ist es für mich wichtig, dass diese Stadt sich entwickelt. Wir haben natürlich ein paar Vorteile und die sollten wir aber auch wirklich nutzen!“

L!VE: Warum spricht dich das Thema so an?

A.H.: „Am Anfang habe ich bei meinen Managerjob das Nachtleben vermisst, weil es mir einfach Spaß gemacht hatte. Das ist dann irgendwann verschwunden, vielleicht auch über meine Rolle als Vater. Trotzdem wollte ich den Jungs da helfen, vielleicht auch irgendwie noch eine Rolle spielen und nicht ganz aus dieser Szene raus zu sein. Was die Gastronomie angeht, juckt es mich eigentlich nicht mehr, das können andere viel besser. Dann habe ich auch gemerkt, dass wenn ich noch Ambitionen hatte, da mitzugestalten, dann hat das am Schluss doch keinen Spaß gemacht. Da waren halt Leute am Start, die das tags wie nachts mit 100% betreiben und beherrschen. Die haben sich dann auch manchmal gedacht: „Ey Andy, ist ja nett, dass du uns hilfst, aber was soll das denn jetzt?“. Hier und da mal ein bisschen rumfummeln, hat nicht funktioniert und so bin ich dann einfach nur noch Gast gewesen, was dann auch immer weniger wurde. Jetzt aber freue ich mich, dass dieses Projekt, das inzwischen so viel Formen angenommen hat, von Kunsthandwerk und Ateliers, von Inklusion von Behinderten bis Gewaltprävention, von Proberäumen und Studios, einen Spannungsbogen schafft, alle kulturellen Facetten, die Saarbrücken bietet, jenseits von den etablierten und professionellen Institutionen wie Staatstheater und Museen dort zu beheimaten. Wenn das gelingt, habe ich erreicht was ich wollte.“

L!VE: War dein Leben als erfolgreicher Unternehmer eher Fluch oder Segen bei der Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen?

A.H.: Das habe ich so nicht wahrgenommen. Vielleicht war das auch gut so. Früher waren wir immer ungeduldig. Alles musste schnell gehen und gut werden. Dahinten haben wir jetzt über vier, fünf Jahre vorgearbeitet und uns erstmal ein gewisses Maß an Vertrauen erworben. Das hat auch schon mal wehgetan, wenn man dann keine richtige Unterstützung erfahren hat, wo ich aber heute sage, wenn wir dieses Gebäude auch noch übernehmen wollen und viel Geld investieren, gibt es ja unter Umständen auch Fragezeichen bei Außenstehenden, ob das wohl alles mit rechten Dingen zugeht oder ob wir vielleicht sogar was geschenkt bekommen. Deswegen gibt es die europaweite Ausschreibung nach EU Richtlinien, es gab einen städtebaulichen Wettbewerb und dadurch sind wir auf der sicheren Seite was mögliche Kritiken angeht, da wäre etwas gemauschelt worden. Die würden das Projekt nämlich schädigen. Wir haben diese Zeit also ohne Hilfen überstanden und vielleicht ist das gut, weil wenn wir jetzt Mitte Februar den Zuschlag erhalten, kann keiner was sagen.Mir ging es einfach darum, dass dort etwas passiert. Auch wenn wir nicht gewinnen, gelten doch trotzdem die Bedingungen wie sie in der Ausschreibung definiert wurden – und so ist dann auch das Ziel für den Osthafen erreicht.“

L!VE: Am Schluss muss eine Frage einfach kommen: was ist das nächste Projekt?

A.H.: Hoffentlich nix!

Gehen wir heim?

Man braucht kein Hellseher zu sein oder mit einer Bibel unter dem Kopfkissen zu schlafen, um zu wissen, dass der Tag kommen wird, an dem die Menschheit vor ihrem Ende steht. Nie war das klarer als gerade jetzt. Nach fast zwei Jahren Pandemie wissen wir, dass unsere größten Probleme darin bestehen, nicht genug Toilettenpapier in der Lieblingsfarbe auf Vorrat zu haben und Sangria alleine aus Gläsern trinken zu müssen statt in Gruppen aus Eimern. Zählten wir Deutsche einst zu den schlausten Köpfen überhaupt, als wir Buchdruck, Automobil und Weltkrieg erfanden, schaffen wir es heute nicht einmal mehr ein Stück Stoff richtig über Mund und Nase zu tragen. Hätten wir alle doch gerade nur halb so viel Vertrauen in die Wissenschaft wie in Tupperware…

Obwohl wir uns bereits vor Corona am liebsten unser Essen beim Lieferservice, unsere Klamotten bei Amazon und unsere Freunde bei Instagram besorgt haben, fühlen wir uns nun eingeschränkt, da wir nicht mehr ohne Weiteres in die Restaurants, Kaufhäuser und Clubs dürfen, in denen wir eh schon seit Jahren nicht mehr waren. Weil es uns zu umständlich war, es für unseren realen Anblick keinen schönenden Weichfilter gab oder wir eine Hose hätten tragen müssen. Es ist so, als würden Nichtraucher sich plötzlich beschweren, dass sie im Linienbus nicht mehr rauchen dürfen. Obwohl sie noch nie eine Zigarette im Mund hatten, geschweige denn jemals mit dem ÖPNV gefahren sind. Wir sind derzeit alle so schnell erregt. Leider eben nur nicht auf die gute Art und Weise…

Viele Menschen haben es derzeit wirklich nicht leicht. Krankenhaus- und Pflegepersonal zum Beispiel oder Pärchen, die zur gleichen Zeit im Home-Office arbeiten. Und Gymnasiallehrer, die alles besser wissen, aber nichts ändern können und damit wie Oppositionspolitiker sind. Mit dem Unterschied, dass sie Cordhosen und Outdoor-Jacken tragen statt Anzüge und Sakkos und nicht wie Motten das Scheinwerferlicht der Presse suchen. Und ja, es gibt auch Menschen, die mit der Pandemie gute Geschäfte machen. Das ist nicht anders als mit Kriegen und Drogen. Des einen Leid ist des anderen Freud. Und mit Berufen während Corona ist es eben wie mit Tinder: Es gibt Gewinner und Verlierer. Ob man den Richtigen erwischt hat, lässt sich erst sagen, wenn man sich nichts eingefangen hat…

Einst war ich der Meinung, dass entweder ein Meteorit oder vielleicht sogar Außerirdische, zumindest aber der altbewährte Kalte Krieg der Menschheit irgendwann zum Verhängnis würde. Mittlerweile ist absehbar, dass es wohl eher unsere eigene Dummheit sein wird, niedergeschrieben unter obskuren Synonymen in sozialen Netzwerken, die uns zu den Fossilien von morgen macht. Plankton aus längst vergangenen Zeiten schaffte es, nach ein paar hundert Millionen Jahren Erdöl zu werden und damit wertvoll für nachfolgende Lebewesen zu sein. Man darf gespannt sein, welchen Dienst wir einmal denjenigen erweisen können, die nach uns diesen Planeten bevölkern. Außer, dass sie dank uns an Stränden Smartphones finden werden wie wir heute Muscheln…

Als Alexander Flemming im Jahr 1928 unverhofft in Schimmel das Penicillin entdeckte, konnte er sich glücklich schätzen, dass es noch keine Telegram-Gruppen gab, die wetterten, dass das alles Volksverdummung und eine Weltverschwörung sei und vegane Detox-Ernährung viel besser gegen Infektionen wirken würde als zusammengemischter Laborkram in Spritzen. Flemming kam damals zugute, dass er sich nicht andauernd via Twitter und in Sonntagabend-Talkshows gegen vermeintliche Besserwisser rechtfertigen musste, die ihre Expertise damit begründen, dass ihnen auch schon einmal etwas verschimmelt sei. Er hatte vor allem aber das Glück, dass der Zweite Weltkrieg ausbrach, was sich im Nachhinein als ziemlich gute Feld(lazarett)studie erwies…

So wie wir uns heute fragen, ob das Huhn oder das Ei zuerst da waren, wird sich irgendwann irgendwer auf Erden einmal fragen, was im 21. Jahrhundert wohl zuerst war: Klimawandel, Pandemie oder Netflix und was davon letztendlich der Menschheit den Garaus gemacht hat, weil es das Leben für immer veränderte. Gut möglich, dass man sich dann auch auf den menschlichen Egoismus als Grund einigt, der die Entscheidungen bei allen dreien bestimmt. Egal ob es schlussendlich das Klima sein wird, das die letzte Balkonpflanze auf dem Gewissen hat, die Serienauswahl, die die letzte Beziehung auf dem Gewissen hat, oder die Pandemie, die einen selbst auf dem Gewissen hat. Trotz oder wegen der Impfungen oder der Tatsache, dass man fünfzig Kippen am Tag raucht…

Ist der Tag X einmal gekommen, wird Schrecken und Angst hereinbrechen und unvorstellbares Leid uns alle erfüllen. Das sagen zumindest namhafte Religionen und Verschwörungstheorien. Überall wird es lodern und brennen. Schreckliche Klänge werden uns durch Mark und Bein gehen und uns quälen, bis wir das Ende herbeisehnen. Damit dürfte das Ende der Welt nicht viel anders ablaufen als das Ende eines jeden Jahres, wenn man Weihnachten im Kreise der Familie verbringt. Mit dem Unterschied, dass das Höllenfeuer weniger heimelig sein dürfte als das Kaminfeuer und es dann, wenn wir alle in der Hölle in siedendem Fett garen, kein Problem mehr darstellen sollte, wenn einem beim Silvester-Fondue versehentlich etwas auf die Tischdecke tropft…

Insgeheim hoffen wir bei der Pandemie wie beim Klimawandel und bei Netflix auf ein unerwartetes Happyend. Dann wird es letztendlich doch vielleicht die bombige Idee von jemandem sein, auf einen roten Knopf zu drücken, die uns allen ein jähes Ende bereitet. Sicher ist nur, dass dann, wenn sich die Erde zu einem roten Riesen aufbläht und danach zu weißer Asche zerfällt wie damals Opa bei der Feuerbestattung, die Zeit vorüber ist, sich Gedanken über einen neuen Bausparvertrag zu machen. Stand heute bleibt nur noch wenig Zeit. Wir sollten uns daher mit den wirklich wichtigen Fragen beschäftigen. Und diese sind nicht, warum man bei TikTok keine Videos im Querformat machen kann, Zitroneneis nicht gelb ist und der Paketbote immer dann klingelt, wenn man unter der Dusche steht…

Ein zeitgenössischer deutscher Philosoph hat einmal gesagt: „Was machen wir jetzt? Hören wir auf? Gehen wir heim? Was ist los gerade?“. Entweder wir versuchen in diesen Zeiten, uns auf das zu besinnen, was dazu geführt hat, dass wir die Bäume verlassen und den aufrechten Gang erlernt haben und wir nutzen unseren angeblichen Verstand dazu, um ruhig und vernünftig zu agieren. Oder wir ziehen grölend in Fackelzügen durch die Städte und klettern danach auf allen Vieren zurück auf die Bäume. Sobald es unsere Lungenfunktion nach der Intensivstation wieder zulässt. Dort warten wir dann bis diejenigen, die als nächstes vom Baum herabsteigen, es besser machen als wir. Eichhörnchen sind sehr intelligent. Gehen wir heim? … gruenetomaten@live-magazin.de.

Patrik Wolf

P.S. Ob wir Menschen für die Lebewesen, die nach uns die Erde regieren, auch einmal so kultig sein werden wie Dinosaurier für uns?

Blutspender retten Leben

Etwa 80 Prozent der Bevölkerung benötigen einmal im Leben eine Blutübertragung. Blutspenden ist der Piks, der Leben rettet, denn Blut, das für Frühgeborene, in der Krebstherapie, nach Unfällen oder bei Transplantationen dringend benötigt wird, kann nur der menschliche Körper selbst bilden. Es ist durch nichts zu ersetzen! Deswegen sind Blutspender auch Lebensretter. Wer gesund und zwischen 18 und 60 Jahren alt ist und mehr als 50 und weniger als 140 Kilogramm wiegt, hat die ersten Voraussetzungen für eine Blut- und Plasmaspende erfüllt! Da aber Sicherheit oberste Priorität hat, wird jeder Spendende erst einmal gründlich untersucht.  Frauen dürfen viermal im Jahr, Männer sogar sechsmal jährlich zur Blutspende. Plasma kann sogar bis zu 60-mal gespendet werden. Dabei werden keine Blutzellen entnommen, so dass sich der Körper spätestens nach zwei Tagen komplett regeneriert hat.

Bitte Personalausweis mitbringen!

Die Öffnungszeiten: Montag, Donnerstag, Freitag: 8:00 bis 15:00 Uhr – Dienstag, Mittwoch: 12:00 bis 18:00 Uhr und jeden 3. Samstag im Monat: 10:00 bis 13:00 Uhr.

Blutspendezentrale Saar-Pfalz, Klinikum Saarbrücken, Theodor-Heuss-Str. 128, 66119 Saarbrücken, Tel.: 0681-9632560

Weihnachten puren Genuss verschenken – mit Wajos

Die Welt gehört dem, der sie genießt – umso schöner, wenn man diesen Genuss teilen kann. Die Essige und Öle, Kräuter und Gewürzmischungen, Senfe und Saucen, Liköre und Spirituosen aus dem Hause Wajos sind da genau die richtige Wahl, denn das sind die Experten für alles, was das Essen zum echten Genuss macht. Das traditionsreiche Familienunternehmen und Hersteller mit eigener Produktion weiß, wie man Geschmackserlebnisse kreiert. Einfach vorbeikommen in der Filiale am Sankt Johanner Markt, die Genuss- & Geschenksets entdecken oder sich inspirieren lassen und aus dem gesamten Sortiment ein individuelles Geschenkpaket zusammenstellen lassen. Das Wajos-Team steht dabei stets mit Informationen zum Produkt und den verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten zur Seite und hilft die ideale Geschenkkombination zusammenzustellen. Ist das perfekte Präsent gefunden, wird dieses im Shop liebevoll und hochwertig nach Wunsch verpackt! Das gilt übrigens auch für Firmenpräsente! Individuell Genuss verschenken – mit Wajos. So wird die Festzeit kreativ, leckerer und einfach gut.

Wajos – St. Johanner Markt 27-29, Saarbrücken 66111, Tel: 0681-95809361, www.wajos.de

Vélicious Burger feiert ersten Geburtstag

Vélicious Burger ist seit Eröffnung im Oktober 2020 das erste vegane „Fast-Good“ Lokal mit ökologischen und nachhaltigen Werten. Die Marke arbeitet im Rhythmus der Jahreszeiten und bevorzugt Bio-Zutaten und lokale Lieferanten. Die hausgemachten Burger sind einzigartig und enthalten keine tierischen Produkte. In Frankreich haben sich diese 100% veganen Burger dank ihres Geschmacks und ihrer Textur bereits bewährt. Auch anfangs Zurückhaltende wurden von diesen erstaunlichen pflanzlichen Lebensmitteln überzeugt. Das Konzept wurde 2015 im französischen Straßburg geboren und dort werden jedes Jahr 60.000 vegane Burger serviert! Das Konzept war so erfolgreich, dass die Gründer die Marke zu einer Franchise entwickelt haben und so konnten Jean-Paul und Nadine Jaeck es nach Deutschland exportieren. Saarbrücken wurde so die erste deutsche Stadt, in der dieses einzigartige Fast-Good-Konzept umgesetzt wurde!

Vélicious Burger – Kappenstraße 9, 66111 Saarbrücken, www.veliciousburger.de, @veliciousburger.saarbruecken

Gesicht des Monats: Klaus Kosok

Der Aufreger der letzten Wochen war zweifelsohne die Baustelle an der A620 und dem Ostspangenkreisel, die seit September für jede Menge Behinderungen, Stau und Verkehrschaos in Saarbrücken sorgt. Unser Gesicht des Monats ist genauso ohne Zweifel jener Mann, der die damit verbundenen Pleiten, Pech und Pannen irgendwie erklären und schönreden musste: Klaus Kosok. Der arme Mann ist nämlich der Pressesprecher der Außenstelle Neunkirchen der Autobahn GmbH des Bundes, die seit Anfang 2021 für die 240 Kilometer Autobahn im Saarland verantwortlich ist. Getreu des guten, alten Mottos „zuerst hat man kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu“ musste unser Gesicht des Monats jetzt auch noch verkünden, dass uns die Baustelle noch bis Mitte Dezember erhalten bleiben wird, da es Probleme mit der Beschaffung der nötigen Schilder gibt. Nur warum nicht einfach eine in Sulzbach ansässige Firma gefragt wurde, die jene Schilder sofort hätte herstellen und liefern können, darüber hat er leider nichts verraten.

Clubzone Dezember 2021

Tja, Anfang November war die Welt noch in Ordnung und die wiedergewonnene Partyfreiheit eskalierte allerorten so richtig mit Anlauf. Aber schon nach zwei Wochenenden war klar, alles halb so wild! Die Tests waren wir alle wohl sowieso noch gewohnt, findige Veranstalter boten die Tests sogar an Ort und Stelle an und so konnte nach dem ersten Schrecken und einmal tief durchatmen die Feierei munter weiter gehen. Das hatte auch nix mit Verantwortungslosigkeit zu tun, denn die 2G+ Regel ist nachvollziehbar eine praktikable Lösung! Während also lediglich am ersten Geltungstag der neuen Maßgaben in manchen Locations ein kurzer Rückgang festzustellen war, ging es schon an den beiden letzten Novemberwochenenden wieder gewohnt steil zur Sache. Also auf geht’s ins Getümmel …

   Und was ist der perfekte Start einer langen Partynacht? Richtig, stilvoll mit ein paar Cocktails oder einem guten Glas Wein vorglühen. Das ging in den letzten Wochen wohl nirgend besser als in der ROSENBAR in der Dudweilerstraße. Die hat jetzt natürlich auch längst wieder richtig geöffnet und hat sich zur Idealen Startrampe für geselliges Eskalieren entwickelt. Das bleibt dann auch nicht immer ohne Folgen auf so manchen Musikunterhalter. Wie Mitte November durch die Gerüchteküche bekannt wurde, hat der einst vom FISH her bestens bekannte DJ MOH hier außerhalb der regulären Öffnungszeiten eine spektakuläre Trainingssession hingelegt, die nicht unbemerkt blieb, da er durch die Fenster auch von außen beobachtet werden konnte. Kurz und gut, der gute Mann gab alles und „spielte“ sich am Tresen so richtig in Ekstase. Und wenn ihm im ja leeren Laden die Visuals zu seinem Set fehlten, griff er tatsächlich auf die Nebelmaschuine zurück. Moment mal, eine Nebelmaschine in der ROSENBAR? Genau das war das eingentlich Besondere an seinem Einsatz, denn kurzerhand hatte er die Kaffeemaschine zweckentfremdet und mittels derer Dampfdüsen für Clubfeeling gesorgt! Sah von außen absolut hinreißend aus. Sobald wir das versprochene Bildmaterial bekommen haben, werden wir es nachreichen …

   Jede Menge so richtig echter Nebelmaschinen gab es natürlich auch wieder bei der Ü30 PARTY in der ALTE SCHMELZ in St. Ingbert. Bei ihrer Wiedereröffnung stellte die Kultpart mit Leichtigkeit unter Beweis, das sich auch unter 2G+ Bedingungen richtig steil gehen lässt. Ü30 Partys gibt es viele an der Saar. Kleine, große, gute und weniger gute! Die Ü30 PARTY in St. Ingbert setzt inzwischen wirklich neue Maßstäbe an denen sich die anderen messen lassen müssen. Nicht nur weil, sie wohl mittlerweile die größte außerhalb von Saarbrücken ist, sondern insbesondere, weil die Macher sich nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht haben. Das wurde nach dem Neustart im November mit gleich zwei Ausnahmefeiern unter Beweis gestellt, der WELCOME BACK Party und der TECHNO CLASSICS, und egal ob die Urgesteine Foggy und Higheffect am Start waren oder Gäste wie DJ Pi und DJ Senad. Auf dem zweiten Floor zeigten einstweilen DJ Günni und DJ McFly souverän mit aktuellen Charthits vom Allerfeinsten bis hin zu Klassikern was eine Harke ist. Ohne jede Frage ist und bleibt diese Ü30 PARTY eine echte Bereicherung für den saarländischen Partykalender und wir können uns wohl alle schon darauf freuen, was uns bei künftigen Ausgaben erwartet. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen waren aber bereits Gerüchte zu vernehmen, dass schon mit Hochdruck für Dezember an der NIGHT OF THE DJS gearbeitet wird. Na ja, wir werden ja sehen.

   Noch länger ist die Geschichte der KUFA als Partylocation – und die feiert jetzt ihr massives Comeback! Den Startschuss gab die HALLOWEEN Party in den legendären Räumen an der Dudweiler Landstraße und die war gleich ein echter Hammer. Pickepackevoll und fast alle Gäste sind im Kostüm steil gegangen. Dafür sorgte schon am Eingang die achtköpfige Crew vom Little Horror Club, die in ihren grandiosen Zombie-Outfits manche Gäste so gekonnt erschreckten, dass hier und da die Tränen flossen. Zu Glück das ganze nur ein Riesenspass! Musikalisch gab DJ Higheffect gewohnt souverän den Ton an, wobei ein anderer DJ im fast die Show stahl. Den der TikTok Star D. Cline, noch besser bekannt als der „DJ im Badementel“ servierte satte Electrobeats, dass es nur so eine Pracht war. Superstarke Wiederauferstehung eines der besten Feierorte im Saarland. Bitte mehr davon!

   Und wenn wir schon bei Traditionslocations darf natürlich nicht das EGO fehlen. Der Laden in der geschichtsträchtigte Location hat sich innerhalb kürzester Zeit und quasi aus dem Nichts zum absoluten Hotspot von Saarbrücken gemausert. Nach der Pandemiepause wagte das EGO als erste Laden in Saarbrücken den Neustart – und der ging richtig nach vorne! Keine geringere als SIDO, SAMRA und APACHE 207 feierten mit dort und wie… Das ging mal richtig durch die Decke. Kein Wunder, dass die Schlangen vorm Eingang bis (fast) zum Bahnhof reichten. Ob das überhaupt noch zu toppen ist, wird sich erst nach unserem Redaktionsschluss zeigen, wenn die große Geburtstagssause zum kleinen EGO JUBILÄUM steigt, bei der mit Sicherheit wieder ein paar prominente Gesichter aus der RAP Szene zu Gast sein werden…

   Mindestens genauso gut war vom Re-Start weg die Stimmung bei der AFTER WORK PARTY im  APARTMENT. Statt Tequila für alle gab’s beste Beats von DJ Kasimir und Hausherr DJ Thomas. Jeden Donnerstag wurden auf dem auf dem Mainfloor und in der Lounge die schönen Seiten des Feierabends zelebriert und mit einer Mischung aus allerlei Tanzbarem für die richtige Stimmung gesorgt. Damit hat das APARTMENT auch donnerstags nahtlos an vorpandemische Zeiten anschließen können. Kein Wunder also, dass zu vorgerückter Stunde Ende des Monats, selbst wenn parallel am Markt das unsägliche Primeurfest begangen wurde, im ersten Stock zwischen Bahnhofstraße und Rabbi-Rülf-Platz, an einer neuen Donnerstags-Legende gestrickt wird, aber das dürfte zumindest Kasimir ja sehr bekannt vorkommen.

   Schon im zweiten Monat in Folge hat das  THE LOFT am Fuße des Eschbergs mit der SOULNIGHT von Elmar Federkeil begeistern könnnen. Dieses Mal wurde die Stammcombo durch die Schwestern Donielle und Noreda Graves ergänzt, die den Laden voll im Griff hatten. Ganz so einfach war das nicht, da es just der Samstag war als die 2G+ Regelung erstmals befolgt werden mussten und ein paar Stammgäste wohl noch mit den neuen Maßnahmen fremdelten. Die SOULNIGHT, immerhin die einzige monatliche Livemusik Show im Saarland, zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass hier mitnichten Konservenmusik zu Gehör gebracht wird, sondern eben eine hochkarätig besetzte Band live für den handgemachten Sound verantwortlich ist. Diese Band aus exzellenten Musikern, immer wieder verstärkt von tollen Gastkünstlern, ist für den Kultstatus der SOULNIGHT verantwortlich. Bandleader Elmar Federkeil verfügt immerhin über allerbeste Beziehungen zu internationalen Sängern und Sängerinnen So blieben auch dieses Mal bei dieser Ausnahmefeierlichkeit wirklich keine Wünsche offen und das THE LOFT bestätigte wieder mal seinen Ruf als exzellente Live-Music Location.

   Zum Zeitpunkt, als diese Zeilen entstehen, kann keiner mit Sicherheit sagen, unter welchen Bedingungen wir die letzten Wochen des Jahres feiern können. Dabei wartet mit Silvester die zweitgrößte Party des Jahres darauf, amtlich gefeiert zu werden. Und bevor jetzt jemand fragt, was denn dann die größte Party des Jahres sein soll, verweisen wir nur auf das alljährliche GLORIA PALAST Geburtstagsrevival zu Weihnachten – und lassen weitere Erklärungen und Augenzeugenberichte nächsten Monat, äh .. nächstes Jahr folgen!

Frohes Neues und take care!